Die Parlamentswahlen hat er erfolgreich geschlagen. Nun rätseln "Kremlinologen", wie Wladimir Putin bei den Präsidentschaftswahlen trickst.Das Geheimnisvolle als staatstragende Eigenschaft hat Tradition im größten Flächenstaat der Welt. Wer genau zu welchem Zeitpunkt im Interesse welcher Ziele die großen Entscheidungen des Landes trifft, ist so genau nicht auszumachen. Unter Präsident Wladimir Putin kam noch ein anderes Moment ins Spiel. Entscheidungen werden vorwiegend als irritierende Überraschung und in der Form einer Spezialoperation publik gemacht: "Längst ist bekannt, dass
"Bist du Journalistin, darfst du dich nicht fürchten oder musst Radieschen züchten", erzählt Jewgenija Albaz über ihren Berufsalltag in Russland.Russland kam im vorjährigen Pressefreiheitsrating von Reporter ohne Grenzen auf den 147. Platz von 168, gemäß seinem Journalistenverband wurden 1991 bis Oktober 2006 261 Journalisten ermordet und nur 21 Fälle aufgeklärt, das macht es zum drittgefährlichsten Land für Journalisten nach dem Irak und China. Prominentester Fall ist wohl Anna Politkowskaja, wo kürzlich (angebliche) Ermittlungserfolge und Verhaftungen publik gemacht wurden.Die
Als Autor von "Rekreacij" oder "Perverzija" machte sich Juri Andruchowytsch über die Grenzen der Ukraine hinaus einen Namen, seine Romane "Zwölf Ringe" und "Moskoviada" erschienen auch auf Deutsch. Bei Lesereisen gewinnt er einen Einblick in die aktuellen Umbrüche und Entwicklungen an der ukrainischen Basis - ein Literaturprojekt für die junge Generation.Die Furche: Nachdem die Ukraine durch die Orange Revolution gewissermaßen einen Politisierungsschub erhalten hat, durchläuft sie nun schon längere Zeit eine Krise. Wie stellt diese sich Ihnen dar?Juri Andruchowytsch: Diese Koalition war
Kulturkampf heißt im Russland von heute auch, gegen (provokative) Kunst die staatlichen Messer zu wetzen. An vorderster Front mit dabei: die russisch-orthodoxe Kirche.Zum zweiten Mal schon ziehen eifernde Vertreter der russischen Orthodoxie gegen die Organisatoren angeblich gotteslästerlichen Kunstausstellungen ins Feld und haben die Justizbehörden als Verbündete an ihrer Seite. Der Philosoph Michail Ryklin hält den Vorfall für symptomatisch. Der Angeklagte Samodurow wartet auf das Urteil.Um einen Kopf kürzerJuri Samodurow macht sich keine Illusionen. Dass er verurteilt werden wird, ist
Was österreichischen Medien dieser Tage in Moskau widerfuhr, ist Alltag für russische Medien: Wer unfreundlich berichtet, wird bestraft.Wenige Tage vor dem Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Österreich hat der Kreml ein Interview mit österreichischen Medien abgesagt. Wer nämlich unfreundlich berichtet, der wird bestraft. In Russland ist dies Alltag.Recht anschaulich hat eine Journalisten der an sich renommierten russischen Tageszeitung Nesawisimaja Gaseta der Furche gegenüber geschildert, wie die Zensur sich immer mehr den Weg in ihr Blatt gebahnt hat: "Von Monat zu
Die Regierungskrise in der Ukraine wird von Wirtschaftsinteressen gesteuert.Man ist schneller in Kafkas Schloss als bei Rinat Achmetow. Nichts scheut der Krimtatare mehr als die Öffentlichkeit. Dort steht sein Protegé, Viktor Janukowitsch, der nach seiner Niederlage bei der "Orangen Revolution" im Vorjahr ein Comeback als ukrainischer Premier feierte. Janukowitsch ist Chef der Partei der Regionen (PdR), die Strippen aber zieht Achmetow. Kurze Zeit hatte er sicherheitshalber in Italien verbracht, als die orange Führung 2005 krumme Machenschaften der Transformationszeit aufzudecken drohte.
Vor allem die russische Jugend bereitet dem liberalen Duma-Abgeordneten Wladimir Ryschkow Sorgen. Sie sei noch antiwestlicher, nationalistischer und fremdenfeindlicher gesinnt als die restliche Bevölkerung, sagt der frühere Vize-Parlamentschef im Furche-Gespräch, in dem er seine trotzdem "gemäßigt optimistische" Sicht auf Russland erklärt.Die Furche: Zur aktuellen Situation: Der Kreml meint, mit den letzten Morden und Vergiftungen sollte die Staatsmacht diskreditiert werden. Wie denken Sie darüber?Wladimir Ryschkow: Über Versionen spekulieren können Sie und ich. Aufgabe des Kremls
Mord ist in Russland wieder ein probates Mittel zur Durchsetzung der eigenen Interessen. Wer in Putins Reich Feinde hat, spielt mit dem Leben.Die neue Welle von Auftragsmorden, die Russland erfasst hat, erinnert an die blutigen 90er Jahre, in denen Auftragsmorde gang und gäbe waren. Putins propagierte Stabilität im Land kriegt Kratzer. Experten sehen in der neuen Brutalität bereits den Beginn des Kampfes um Putins Erbe.Fußball zu spielen war eine Leidenschaft von Andrej Koslow. Regelmäßig kickte der 41-jährige Vizechef der russischen Zentralbank mit Kollegen auf einem Trainingsgelände
Verfassungswidrig, aber erfolgreich sichert sich Russlands Orthodoxie die Vorherrschaft über die anderen Konfessionen. Putin & Co ist das nur recht.Mit keiner Unbedeutenden haben sie sich angelegt. Und schließlich einen kleinen Sieg davongetragen. Das Moskauer Konzert der Pop-Diva Madonna, das ursprünglich für den 11. September vorgesehen war, musste auf den 12. September verlegt werden. In Demonstrationen haben radikale Orthodoxe Madonnas Konterfei mit einem Holzspieß durchbohrt. Die neue Salome sollte unschädlich gemacht werden, sollte sie am Gedenktag an die Enthauptung Johannes des
Im Moskauer Andronikow-Kloster wurde das mutmaßliche Grab von Andrej Rublow entdeckt. Nun sollen die Züge des berühmten russischen Ikonenmalers rekonstruiert werden.Man wusste, wo er gelebt hat. Ein Rätsel blieb über all die Jahrhunderte aber, wo der wohl berühmteste russische Ikonenmaler Andrej Rubljow seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Das Geheimnis könnte jetzt gelüftet sein. Wie die russische Zeitung Izwestija vor kurzem berichtete, wurden unter dem Altar der Spasski-Kirche im Moskauer Andronikowklosters die Gebeine eines etwa Fünfzigjährigen und eines etwa Siebzigjährigen
Vor dem G8-Gipfel in St. Petersburg versammelte das Moskauer Patriarchat Religionsführer aus aller Welt zu einem "Gipfeltreffen". Nicht alle Oberhäupter kamen - oder durften kommen.Vor dem G8-Gipfel in St. Petersburg am kommenden Wochenende lud die russisch-orthodoxe Kirche zum Welttreffen religiöser Führer nach Moskau. Das Resultat: Wirtschaft muss sozial verantwortlich, und Freiheit darf nicht grenzenlos sein. Rom war durch eine Kardinalsdelegation vertreten, Dalai Lama, Papst und Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel wurden nicht ins Land gelassen.Fortführung der alten Zeit?150
Oksana Sabuschko, führende ukrainische Schriftstellerin, war Mitstreiterin der orangen Revolution. Soeben ist ihr Roman "Feldstudien zum ukrainischen Sex" (s. furche Nr. 16) auf Deutsch erschienen. Im Interview analysiert Sabuschko die epochalen Veränderungen im Land; dabei ortet sie einen gefährlichen Mangel an Reflexion über das, was geschehen ist.DIE FURCHE: Ihr Buch 'Feldstudien über den ukrainischen Sex" haben Sie vor über zehn Jahren geschrieben. Jetzt ist es auf Deutsch erschienen. Ist das, was wir lesen, schon veraltet?OKSANA SABUSCHKO: Die beschriebenen Problematiken haben sich
Weißrussland - Vexierbild der Sowjetunion. Gespräch mit dem Trickfilmer und Regimekritiker Oleg Minich, der das Land verlassen musste.Der weißrussische Video-und Satiretrickfilmer Oleg Minich hat sich mit seinen politischen Karikaturen den unerbittlichen Zorn des Staatschefs Alexander Lukaschenko zugezogen. Vor einer fünfjährigen Haftstrafe floh er aus dem Land. Nach einer Odyssee durch die GUS-Staaten gelangte er Anfang Februar schließlich auf der Suche nach politischem Asyl in den Westen.Die Furche: Waren Sie verwundert, als Sie erfuhren, dass Lukaschenko Sie verfolgt?Oleg Minich:
Sibirien ist schwerreich und ein leuchtendes Beispiel der Verschwendung von Ressourcen. Trotzdem oder gerade deshalb braucht es für seine Entwicklung Geld - und Nachwuchs.Sibirien ist ein bisschen wie Manhattan. Zumindest vom Satelliten aus. Die Nachtbilder, die er schießt, zeigen unendliche Lichterketten. Und das nicht, weil das Riesenterritorium so toll elektrifiziert wäre. Der Grund liegt darin, dass Ölgesellschaften ihr Gas abfackeln. Dabei ist das Problem kein sibirisches, sondern ein gemeinrussisches. Aber weil Russland eben zu einem beträchtlichen Teil aus Sibirien besteht, eben
Das politische "Los von Moskau" in der Ukraine hat auch neuen Schwung in die kirchlichen Unabhängigkeitsbestrebungen des Kiewer Patriarchats gebracht. Die Anerkennung der Ukrainischen Orthodoxen Kirche sei nicht mehr weit, meint Patriarch Filaret. Und damit sei dann auch Schluss mit der Vorrangstellung des Moskauer Patriarchats in der orthodoxen Welt.Die Furche: Bringt die erfolgreiche "orangene Revolution" auch Dynamik in die kirchlichen Unabhängigkeitsbestrebungen in der Ukraine?Patriarch Filaret: Ja, der Regierungswechsel ist ein wichtiger Stimulus für die Anerkennung der Ukrainischen
Der Religionssoziologe Nikolaj Schaburow analysiert die Befindlichkeit Moskaus gegenüber Rom an der Schwelle eines Führungswechsels in beiden Kirchen.Das ohnehin gespannte Verhältnis zwischen dem Vatikan und der russisch-orthodoxen Kirche hat sich gerade in den letzten drei Jahren verschlechtert. Dass Rom 2002 die Apostolischen Administraturen auf dem Gebiet der Russischen Föderation zu Diözesen erhob, löste eine neue Eiszeit zwischen Moskau und Rom aus, die auch Gesten des Papstes, wie die Rückgabe der Kasaner Muttergottes-Ikone an Patriarch Aleksij II. im vergangenen Jahr, nicht
Zweimal wurde der tschetschenische Schriftsteller Musa Geschajew aus seiner Heimat vertrieben; seit elf Jahren lebt er in Moskau. Mit seinem Schaffen ist er zu einer Stimme für sein Volk geworden. Das Interview über Literatur wird auch zu einem Gespräch über den Krieg und die Lügen. Geschajew beginnt es vor der ersten Frage.Musa Geschajew: In der Situation in Tschetschenien hat sich absolut nichts gebessert. Nach den letzten Terroranschlägen begannen die Säuberungen wieder, die Leute verschwinden. Immer die absolut Unschuldigen, weit weniger unter den Kämpfern. Jeden Tag junge Männer
Scheindemokratie, Pseudomarktwirtschaft und autoritärer Führungsstil kennzeichnen die meisten Ex-UdSSR-Staaten. Nach den baltischen Ländern und Georgien steht nun die Ukraine vor einer radikalen Wende.Argwöhnisch blicken sie alle nach Georgien, seit dort vor genau einem Jahr eine "Rosenrevolution" stattgefunden hat. Die Führung der übrigen GUS-Staaten hat panische Ängste, dass das georgische Beispiel Schule macht. Die GUS-Staatschefs würden sich "vor Angst in die Hose machen", flüsterte Russlands Staatschef Wladimir Putin der georgischen Parlamentspräsidentin im
Schon immer war es der Nordkaukasus, der Russland am meisten Widerstand entgegensetzte.Seit Jahrhunderten hat sich der gesamte Kaukasus zu einem komplizierten Knoten verflochten. Jene mythenumrankte und gebirgige Gegend, an deren Felsen seinerzeit Prometheus angekettet lag, macht gewöhnlich mit Konflikten auf sich aufmerksam. Sie ist ein Konfliktherd in der Terminologie der internationalen Politik, ein Naturparadies mit dem höchsten Berg Europas, sofern man das Gebiet zum abendländischen Kontinent zählt, eine Region buntester Vielfalt und widersprüchlichster Interessen, verflochten zu
Kardinal Walter Kaspar wird in Moskau die wertvolle "Kasaner Muttergottes" wieder der russischen Orthodoxie übergeben. Doch Moskaus Patriarch Aleksij II. bagatellisiert den zeichenträchtigen Akt.Das Szenario hatte sich der Vatikan anders vorgestellt. Nicht dass es bereits zu einer eigenen Russlandreise von Papst Johannes Paul II. kommen werde. Diesen langjährigen Herzenswunsch wird die russisch-orthodoxe Kirche dem römisch-katholischen Oberhaupt kaum erfüllen. Aber man hatte im Vorjahr diskutiert, dass der Papst in Zusammenhang mit einer geplanten Reise in die Mongolei einen Zwischenstopp
Putins Kampf um den Ölkonzern Yukos und Russlands Manko an notwendigen Reformen.Die Causa Yukos ist eine Zäsur, wenn nicht überhaupt ein Wendepunkt in der russischen Wirtschaftsgeschichte. Jede Minute können die Beamten den Konzern in den Bankrott treiben. Beobachter rätseln, warum sich Putin auf dieses riskante Manöver eingelassen hat. Der Kremlchef gefährdet damit die Stabilität, die er in seiner ersten Amtszeit dem Land nach Jahren des Niedergangs unter Jelzin gebracht hat. Dabei hat diese Stabilität selbst große Schönheitsfehler: Denn Russland hängt unvermindert am Tropf des
Anfang Mai wurde der von Moskau gestützte Präsident in Tschetschenien Achmat Kadyrow ermordet. Umgehend hat Russlands Staatschef Wladimir Putin dessen Sohn Ramsan zum Vizepremier ernannt. Unterdessen wurden Präsidentschaftswahlen für 29. August angesetzt. Ein Gespräch mit der Journalistin anna politkowskaja über die Lage in der Kaukasusrepublik.Die Furche: Zu Beginn des Jahres meinten Sie, für einen Ausweg aus der tschetschenischen Sackgasse brauche es drei Bedingungen: Abzug der russischen Truppen, Verhandlung mit den kämpfenden Parteien und eine Absetzung des Präsidenten Achmat
Im weißrussischen Brest, gleich hinter der polnischen Grenze, ändert nicht nur die Eisenbahn ihre Spurweite. In Brest ändert Europa sein Gesicht, in Brest beginnt die Macht von Europas letztem Diktator.Der Osten beginnt seit der EU-Erweiterung vom 1. Mai in Brest. An der polnischen EU-Außengrenze, 1.050 Kilometer westlich von Moskau, in der Grenzstadt Brest, mündet Europa in den Stillstand der weißrussischen Diktatur. Im Unterschied zu Polen gibt es in Weißrussland über Hunderte von Kilometern gut geteerte Autobahnen. Dafür erlaubt man nur 100 Stundenkilometer, stellenweise sogar nur
In Russland bekennen sich mehr Leute zur Orthodoxie, als an Gott glauben: Nur eines der Paradoxa im Zusammenspiel zwischen Staat und Religion in der postsowjetischen Gesellschaft.Mit ihrer nationalistisch-patriotischen Haltung füllt die russische orthodoxe Kirche das ideologische Vakuum im russischen Staat. Durch ihren Kuschelkurs mit der Staatsmacht läuft sie allerdings langfristig Gefahr, im Volk ihre Autorität zu verlieren. Auf moralischer Ebene sei die ohnehin nicht vorhanden, weil sich die Kirche nie einer inneren Reform unterzogen habe, meint der russische Religionssoziologe Nikolaj
Die Organisierte Kriminalität aus dem Osten hat ihre Netzwerke in Westeuropa aufgebaut. Laut Europol agieren 3.000 kriminelle Gruppierungen in der EU. Für den russischen Geheimdienst FSB ist Deutschland eines der "wichtigsten Zentren für russische kriminelle Gruppen". Auch Wien ist eine Drehscheibe, sagt der Mafia-Enthüllungsjournalist jürgen roth.Die Furche: Herr Roth, in Ihrem Buch liest man über die Verwicklung österreichischer Politiker der 90er Jahre in das Netzwerk der georgischen Mafia? Wie stark ist Österreich von der Mafia unterwandert?Jürgen Roth: Ich werde mich hüten,
Wie man Putins Allmacht adäquat entgegentreten könne, rätselt das liberale Lager angesichts der Präsidentschaftswahlen am 14. März. Bei den Parlamentswahlen im Dezember sind beide liberalen Fraktionen, "Jabloko" und "Union der Rechten Kräfte" (SPS) an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Jabloko-Chef Grigorij Jawlinskij rief bereits den Boykott der Wahlfarce aus.Irina Hakamada hat sich für den anderen Weg entschieden und ihre Präsidentschaftskandidatur eingereicht - bis 28. Jänner muss sie noch zwei Millionen Unterschriften sammeln. Wenigstens die Prozedur von Wahlen müsse man
Der russische Schriftsteller Wladimir Sorokin, im Vorjahr wegen Pornografie angeklagt, äußert sich im Furche-Gespräch zur Rolle des Schriftstellers, über die Renaissance der russischen Literatur und die Kunst, überzeugend eigene Welten zu schaffen.Die Furche: Orten Sie in Russland eine Renaissance der Literatur?Wladimir Sorokin: Schon vor zwei Jahren begann die Auflagenzahl guter Literatur anzusteigen. Das Volk sehnt sich nach qualitätsvollen literarischen Welten. Das steht auch im Zusammenhang damit, dass das Tauwetter der letzten 15 Jahre mit Putin und den Bürokraten zu Ende geht. In
Russland ist Gast auf der Frankfurter Buchmesse. Auch wenn das Land darniederliegt: Die Literatur in Dostojewskijs Heimat boomt.Jedes Jahr rückt die Frankfurter Buchmesse ein Gastland in den Mittelpunkt des medialen Interesses und gibt ihm damit die Chance, im deutschen Sprachraum wahrgenommen zu werden: mit seiner Literatur und Kultur.Russland, die Literaturnation mit bedeutender Tradition, hat ein intensives Jahrzehnt des Umbruchs von alten Orientierungsdogmen zu einem radikalen Pluralismus hinter sich. Die Vielfalt heutiger Literaturproduktion, die im Lande auch als Wirtschaftzweig boomt,
Medien-Gängelung à la Wladimir Putin: Seit der Schließung des unabhängigen TV-Senders TVS regiert in Russlands Fernsehen der staatskonforme Einheitsbrei.Sitzen Hitler und Napoleon bei einer Militärparade am Roten Platz. Meint Hitler: "Mit diesen Raketen hätte ich den Krieg gewonnen". "Und mit einer solchen Presse hätte die Welt nie von Waterloo erfahren", kommentiert der kleine Franzose die Lektüre der Prawda.Nicht zufällig fühlen sich Leute in Putins Russland wieder an solche Sowjetwitze erinnert. Unter Putin wurde die Pressefreiheit kontinuierlich eingeschränkt. Jüngster
Der Westen spucke Russland ins Gesicht. Diese Meinung hat ein großer Teil der russischen Polit-Elite, meint der renommierte Moskauer Politologe Andrej Piontkowskij. Das sei aber allein ein Problem für den Psychiater.Die Furche: Langfristig gesehen - halten Sie einen Beitritt Russlands zur EU für denkbar?Andrej Piontkowskij: Derzeit ist er nicht realistisch, aber die Perspektive muss unbedingt wie ein Horizont aufgestellt werden, weil sie einen Plan für die russischen Strukturreformen schafft. Das Problem eines Beitritts ist zu 80 Prozent ein russisches. Für Russland wäre es zweckmäßig,
300 Jahre St. Petersburg bildete den Anlass für das Gipfeltreffen zwischen der EU und Russland am letzten Wochenende. Zwischen beiden liegt - unter anderem - Weißrussland. Die Furche sprach mit dessen früherem Präsidenten Stanislav Schuschkewitsch: eine Innenansicht von Europas letzter Diktatur.Die Furche: Weißrussland wird gemeinhin als Europas letzte Diktatur gehandelt. Präsident Alexander Lukaschenko gilt als der Hemmschuh für eine demokratische Entwicklung des Landes. Stimmt diese Sichtweise?Stanislav Schuschkewitsch: Präsident Lukaschenko ist nicht das einzige Problem, wir haben
Der russisch-orthodoxe Patriarch Aleksij II. ist schwer krank und tritt zur Zeit kaum mehr öffentlich auf.Hinter den Kulissen tobt bereits das Gerangel um Aleksijs Nachfolge.Aus Krankheitsgründen ist der russische Patriarch Aleksij II. immer seltener in der Öffentlichkeit zu sehen. In der orthodoxen Kirche hat sich der längst begonnene Kampf um die Patriarchen-Nachfolge mittlerweile intensiviert. Jüngste Personalrochaden haben den einflussreichen Leiter des Außenamtes der Kirche, Metropolit Kiril von Smolensk und Kaliningrad, zum aussichtsreichsten Kandidaten gemacht.In der jüngsten
Andrej wollte Russland verteidigen und wurde dafür betrogen. In Tschetschenien diente der einfache Soldat nur als Kanonenfutter. Der Weg eines 21-Jährigen zum russischen Kriegsveteranen.Ohne Andrejs Erlaubnis dürfen wir nichts sagen." Andrejs Mutter wusste nicht, dass der Vater telefonisch zu einem Gespräch eingewilligt hatte. Was sich beim Besuch der Wohnung wieder anders darstellte. Er müsse erst mit seinem Sohn reden, der aufs Land gefahren sei. "Nein, ich will nicht", gaben sich mehrere Ex-Tschetschenien-Kämpfer kurz angebunden. "Kaum einer redet. Sie alle sind noch nicht zur Ruhe
Die russisch-orthodoxe Kirche machte im Vorjahr mit ihrer antiwestlichen Haltung Schlagzeilen.Besondere Ablehnung trifft die katholische Kirche. Gespräch mit dem Ex-Duma-Abgeordneten und exkommunizierten Priester Gleb Jakunin über die Rolle der Orthodoxie in Putins Russland.
Die katholische Kirche und protestantische Kirchen sind extremistische Organisationen. Dies behauptet ein Dokument, das demnächst von den obersten Staats- und Sicherheitsbehörden Russlands beraten wird.Das ist ein solcher Skandal, mir fehlen die Worte", gesteht ein vatikanischer Diplomat, der nicht namentlich genannt werden möchte, gegenüber der Furche. Ähnlich fassungslos reagiert Anatolij Ptschelinzew, Jurist und Chefredakteur des russischen Fach-Magazins Religion und Recht: "Ein derart flegelhafter Unsinn zeugt von der Ungebildetheit auf höchster Bundesebene!"Katholiken: größte
Erdöl- und Erdgasexporte sind Russlands wichtigste Einnahmequellen. Dem Ausbau der Öl- und Gasexportwege kommt daher absoluter Vorrang zu.Ein Militäreinsatz gegen den Irak wäre gegen "die nationalen Interessen Russlands" gerichtet, erklärte der russische Außenminister Igor Iwanow knapp vor Weihnachten. Tatsächlich hat Russland zahlreiche Interessen im Reich Saddam Husseins zu wahren. Mit einer langen Liste solcher Anliegen konfrontierte der russische Präsident Wladimir Putin auch seinen amerikanischen Amtskollegen George Bush bei ihrem letzten Treffen Ende November in St. Petersburg.
Der ambitionierte EU-Beitrittskandidat Estland startet dieser Tage mit der Erfassung genetischer Daten seiner Bevölkerung. Kritische Stimmen gegen das Projekt hört man kaum. Patriotische Geschlossenheit und die Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Höhenflug überwiegen.In sowjetisch-russischen Witzen kamen die Esten auf Grund ihrer angeblichen Langsamkeit generell immer zu kurz. Der eine versäumt ein Rendezvous, der andere den Zug, der dritte, aus demselben auszusteigen. Rechtzeitig aber aus der Sowjetunion ausgestiegen, strafte der nördlichste Baltenstaat dieses despektierliche Stereotyp
"Radio Liberty", der in Prag beheimatete US-finanzierte Sender, strahlt auch ein Programm für den Kaukasus aus. Moskau ist darüber mäßig begeistert.Zum Missfallen Moskaus versorgt das in Prag ansässige Radio Liberty Russland und die ehemalige Sowjetunion mit Programmen in den jeweiligen Landessprachen. Erst im April dieses Jahres hat die vom US-Kongress finanzierte Station die Übertra-gung in den kaukasischen Sprachen Tschetschenisch, Awarisch und Tscherkessisch aufgenommen. Der Kreml protestierte heftig. In den schwer bewachten Prager Headquarters von Radio Liberty stellten sich Nenad
Igor entführt ukrainische Zwangsprostituierte aus europäischen Bordellen zurück in ihre Heimat. In Lemberg bietet er ihnen einen Wiedereinstieg in ein menschenwürdiges Leben.Schon die längste Zeit will ich damit aufhören, aber dann kommt eine Mutter weinend zu mir und bittet, ihre Tochter zu finden. Würde ich ihr nicht helfen, wäre sie hilflos", leitet Igor das Gespräch in einem versteckten Winkel im Hinterzimmer eines Cafés ein. Viereinhalb Stunden hat er sich zum Termin verspätet, entschuldigt sich freundlich für die Unwägbarkeiten in seinem Beruf, mustert die Umgebung und
Während seines Besuches in Moskau sprach EU-Agrarkommissar Franz Fischler im furche-Exklusiv-Interview über die Wirtschaftsbeziehungen zu Russland, die Verdienste von Präsident Putin und die nationalen Töne der Orthodoxie.die furche: Die EU sagte Russland jüngst den Status eines Landes mit Marktwirtschaft zu. Welche Bedeutung hat das für Ihr Agrarressort?franz fischler: Nur so viel, bei einem Anti-Dumping-Verfahren marktwirtschaftliche und nicht die bisherigen Regeln anzuwenden. Aber es ist ein wichtiges politisches Signal für Russland.die furche: Angesichts der offenen
Schutzanzüge, Safe-Food aus nicht verseuchtem Boden um 15 Dollar: Reisebüros locken mit Fahrten an den Ort der bisher größten Atomkatastrophe.Damit hätte wohl keiner gerechnet, als vor 16 Jahren, am 26. April 1986, im ukrainischen Tschernobyl die bisher schrecklichste Atomkatastrophe passierte. Je weiter weg von der atomaren Verseuchung, umso glücklicher schätzte man sich damals. Neun Millionen Bürger der Ukraine, Weißrusslands und Russlands wurden in irgendeiner Weise von der Verstrahlung in Mitleidenschaft gezogen. Wer weg konnte, ging, aus der innersten Verseuchungszone wurden an
Am 19. April verweigerten russische Zöllner dem polnischen Bischof Jerzy Mazur die Rückreise in seine ostsibirische Diözese. Der Skandal reiht sich in eine Serie von Schikanen gegen die katholische Kirche in Russland.Der Moskauer Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz ist ein Meister der Gelassenheit. "Das legt sich", meinte er Mitte Februar, als die Orthodoxe Kirche voll Zorn darauf reagierte, dass der Vatikan am 11. Februar die bisherigen Apostolischen Administraturen in Russland zu richtigen Diözesen erhob und deren vier Vorsteher zu Diözesanbischöfen ernannte.Spätestens seit April aber
Haus mit Geschichte: Hier hat Boris Pasternak im Roman "Doktor Schiwago" morden lassen und Nikita Chruschtschow auf den Staatsvertrag angestoßen.Es ist sicher der aufregendste Platz, an dem ich bisher war", sagt Botschafter Franz Cede, das Panorama auf die glänzende Kuppel der nagelneuen Erlöser-Kathedrale genießend. Günstig ist sie gelegen, die österreichische Botschaft in Moskau, ein Katzensprung zum Kreml, im Stadtteil, dessen Höfe Ivan der der Schreckliche für seine Stallungen nützte. Starokonjuschennyj, die "Alte-Pferde-Gasse" heißt die Straße seither - ein Ort mit Geschichte,
Die Erhebung der vier Apostolischen Administraturen in Russland zu Diözesen hat das Verhältnis zwischen Rom und der Orthodoxie auf einen Tiefpunkt gebracht (vgl. furche Nr. 8, Seite 8). Dennoch: Der Erzbischof der nunmehrigen katholischen "Erzdiözese der Gottesmutter in Moskau", Tadeusz Kondrusiewicz, demonstriert im Gespräch Gelassenheit.die furche: Metropolit Kyrill von Smolensk, der Leiter des Außenamtes der russisch-orthodoxen Kirche, sagte neulich: "Es gibt nichts, worüber wir sprechen könnten".erzbischof tadeusz kondrusiewicz: Ja, das hat er gesagt. Heute aber meinte er, dass die
die furche: Wann waren Sie zum letzten Mal in Tschetschenien und was sind Ihre aktuellen Informationen?Anna Politkowskaja: Ich selbst war Ende September das letzte Mal dort. Den Informationen, die ich aus der Ferne erhalte, vertraue ich nie ganz, weil ich gewohnt bin, es mit eigenen Augen vor Ort zu prüfen. Zur Situation in Tschetschenien kann ich nur sagen, dass im Allgemeinen die bisherigen Tragödien weitergehen.die furche: Bei Gesprächen zwischen der Europäischen Union und Russlands Präsidenten Wladimir Putin sprach man sich erst kürzlich für eine politische Lösung aus. Wie kann