Was sind schon Litfaßsäulen, was Plakate! Feldkirchen ist eine eher kleine Bezirksstadt, aber als ich im Auto zur fälligen Lesung nach Feldkirchen kam, hing am Geländer der Brücke über die Feldkirchner Au-tostraßenumfahrung ein gut und gern zehn Meter langes, weißes Transparent mit dem Schriftzug „Egyd Gstättner liest!" Das wäre etwas für meine Eltern gewesen! Nach der Lesung im Feldkirchner Amthof - ich hatte unter anderem die Geschichte „Meine Verwandten" vorgetragen, die in der Gegend um Feldkirchen spielt und in der ich einen plötzlichen Todesfall und die Art und
Trotzdem: Schriftstellerlesungen sind allemal eine feine Sache, wenn nicht gerade der Sohn des Verlegers leidenschaftlicher Wienerliedersänger ist und leidenschaftlicher Grammelschmalzbrotverzehrer; wenn der Sohn des Verlegers nicht von einem unbändigen Publikationswillen seine beiden Leidenschaften betreffend getrieben wird und es daher naheliegt, daß am Verlagsabend der Sohn des Verlegers mit seiner Grammelschmalzcombo die Lesung auflockert und garniert und zwischen meinen Texten Wienerlieder singt, die von Grammelschmalzbroten handeln. Lesungen sind eine feine Sache, wenn man nicht
Immer kann ich mich trotz meines deprimierenden HNO-Dauerdebakels nicht von großen Burgschauspielern vertreten lassen, einmal abgesehen davon, daß ich als Zuhörer bei meinen Lesungen auch kein Honorar erhalte. Seit ich aber in einem Interview in einer großen deutschen Zeitung gesagt habe, daß ich gern während einer Lesung er: schössen werden möchte, niedergestreckt und erlöst durch einen satten, sauberen Kopfschuß, kommen nun auch zu meinen eigenen, sozusagen selbstgelesenen Lesungen deutlich mehr Leute. So sind sie, die Menschen. Wahrscheinlich kommen die wenigsten, weil sie mir
Bekanntlich kommen zu den Lesungen der ganz bedeutenden Dichter immer ganz wenig Leute. Publikum und noch dazu sichtbares und greifbares Publikum zu haben, ist für den wahren Meister, für die literarische Kapazität, die von vornherein der Zeitlosigkeit zugedacht ist, stets ein wenig peinlich, weil die Leute, die zur Lesung kommen, normalsterblich, wie sie sind, automatisch ungeniert annehmen, daß ihnen das Salbungsvolle und Seelenabgepreßte, das sie zu hören bekommen werden, nicht zu hoch, hermetisch, konzeptionell und jenseits ihrer Wahrnehmungsmöglichkeiten ist, daß ihre eigene
Grenzübergang Loibl-paß, Hochsommer, strömender Regen. Ein einheimischer Tourist hält beim Grenzposten die Pässe aus dem Seitenfenster; neben ihm am Beifahrersitz eine aparte junge Frau.Grenzposten: Wohin beabsichtigen Sie zu fahren?Tourist: Ans Meer. Grenzposten: Zu welchem Zweck? Tourist: Na hören Sie! Urlaub machen.Grenzposten: Urlaub? Schon wieder so einer. Da muß ich Sie leider bitten, auszusteigen und sich dort beim Grenzübergangsbeichtstuhl anzustel -len.Grenzbeichtvater: Soso, Urlaub am Meer, Nichtstun, dolce vita, ungeniert Lohnnebenkosten boykottieren wollen, und dann wohl
Zwanzig Jahre hat der Bachmannpreisveranstalter sturheil und wider jede Vernunft an seinem geradezu literaturverbrecherischen Reglement festgehalten, doch siehe da: Im 21. Jahr ist unter der neuen, hervorragenden Organisation von Frau Doris Moser vieles anders geworden: Statt bisher elf prallen nur noch sieben Analytiker auf statt bisher 22 nun nur noch 16 Streber, die Veranstaltung entwickelt sich also in die richtige Richtung. Zum Oberstreber des Jahres wurde der Bayer Norbert Niemann gewählt, er erhält für seine Geschichte „Wie man's nimmt" 250.000 öS (abzüglich MWST, UST, QUEST
Während seine Exzellenz, der Kanzler, von Einkom-mensumvertei-lungsgerechtig-keit, Werkvertragsquellensteuer, privilegierten Leichen im Keller, Sozialabbau, Durchstarten und davon spricht, daß man das Produkt Politik einfach überzeugender vermarkten und für den Konsumenten erlebbar machen muß, kollabiert eine renommierte Zeitschrift nach der anderen, ein Verlag nach dem anderen muß ausgeblutet, das heißt entsubventioniert seine Tätigkeit einstellen, alle meine Sprachrohre krepieren nach und nach, und auf mein Konto hat sich im letzten Monat nicht ein Groschen verirrt. Das ist ein