Das ganze Ausmaß des Beitrages Papst Pauls VI. zum jetzt unterzeichneten Waffenstillstandsabkommen für Vietnam wird sich erst beschreiben lassen, wenn die vatikanischen Geheimarchive geöffnet werden. Unter den Adressaten der Korrespondenz der letzten Jahre werden jedoch ohne Zweifel Namen wie Johnson, Nixon, Gromyko, Podgorny, Ho Chi Minh, Mao Tse-tung, General Ky und Van Thieu nicht fehlen. Appelle, Gespräche, diplomatische Initiativen und Geheimnoten, oft über (Ungewöhnliche Kanäle. Aber auch das, was davon öffentlich ist, scheint den Satz zu bestätigen, den Paul VI. am 8. Jänner
Die Römer mögen ihn nicht, weil er nicht Johannes XXIII. ist. Die Mitteleuropäer mögen ihn nicht, weil er „Humanae Vitae“ publiziert hat. Die Konservativen mögen ihn nicht, weil er das Latein in der Messe abschaffte. Die Progressiven mögen ihn nicht, weil durch ihn angeblich die Reformen stocken. Die Welt mag ihn nicht, weil er der unermüdliche Friedensmahner, ihr verkörpertes schlechtes Gewissen, der apokalyptische Unheils-verkünder ist. Nicht anders die Vatikan-Auguren, für die geradezu zum Dogma wurde, daß der Montini-Papst ein unentschiedener Hamlet-Typ, ein Zauderer ist. Papstbilder — flüchtig gezeichnet und bedenkenlos unter die Menge geworfen.