Das zweite Vaticanum, die Ablöse des sakralen Kosmos durch einen säkularisierten, der Bankrott des Mythos vom christlichen Abendland, der Wegfall magischen Weltverständnisses, der Verlust der selbstverständlichen Geborgenheit in der Kirche nach Meinung einiger und das Zuviel an Autorität, Traditionalis- mus und Änderungsbedürftigkeit nach Meinung anderer, das Fehlen von Brauchtum, öffentlicher Anerkennung und Verpflichtung als Glaubensstütze, das würgende Gefühl, der Glaube habe abgewirtschaftet, bringen für die katholische Kirche eine Umstellungskrise größten Ausmaßes. Das Auseinanderfallen zwischen der Lehre der Kirche und dem Glauben vieler Katholiken erstreckt sich über die ganze Breite des katholischen Lebens. Abweichend sind die Auffassungen über Gott, die Schöpfung, die Existenz von Engeln und Teufeln, von Himmel, Fegefeuer und Hölle, von Erbsünde und persönlicher Sünde; die Lehren über die Person Christi, seine Gottheit und Menschheit, seine Auferstehung und Realpräsenz in der Eucharistie werden mit Entschiedenheit hinterfragt; Kirchenbild und Sakramentsverständnis sind nicht einheitlich, die Untrennbarkeit sakramentaler Ehen in Frage gestellt. Kirchliche Pessimisten gelten als christliche Realisten, Hoffende als Utopisten.
RELIGIONSUNTERRICHT IN DEUTSCHLAND. Von den Klosterschulen bis heute. Von Ernst C. Helmreich. Übersetzung des englischen Originals „Religious educatlon in German Schoola“. Gemeinschaftsausgabe des Furche-Verlages, Hamburg, und des Patmos* Verlags, Düsseldorf, 1966. 422 Seiten mit 54 Bilddokumenten. DM 35.—.