Die Pläne für ein mehr persönlichkeitsorien-tiertes Wahlrecht liegen noch in den Schubladen der Parteien. Auch bei dieser Nationalratswahl kommen sie (noch) nicht zur Anwendung. Und trotzdem: Wie die erfolgreiche Vorzugsstimmenkampagne für Josef Cap bei den Wahlen 1983 bewiesen hat, vermag der Wähler auch im Rahmen des geltenden Wahlrechts seinen ganz persönlichen Kandidaten auf einen Abgeordnetenstuhl zu heben.Jeder Wähler kann nämlich auf dem amtlichen Stimmzettel nicht nur eine Partei, sondern auch einen ganz bestimmten Kandidaten dieser Partei wählen. Neben der Parteibezeichnung
,J5chon ehrwürdig alt, aber höchst lebendig ist das Wochenblatt DIE FURCHE. Sie ist katholisch und liberal; wo gibt's das sonst? Ihre Auflage ist niedrig; und doch scheint das Blatt allgegenwärtig zu sein. Seine Ad-hoc-Mitarbeiter kommen aus jedem Lager; wer immer etwas sagen möchte und nicht weiß, wo sonst er es sagen könnte, sagt's in der FURCHE. Patrioten sollten stets ein Exemplar bei sich haben, damit sie es in- und ausländischen Österreich-Skeptikern schlagend vor die Nase halten können.“So steht's geschrieben in einem soeben erschienenen „Geo-Spe-cial“ des Hamburger
Wen wählen am 8. Juni: theoretisch müßte eine Entscheidung zwischen zwei Möglichkeiten leichterfallen als eine zwischen vier. Die Qual der Wahl bleibt einem dennoch nicht erspart. Und für alle in qualvollen Wahlkrämpfen sich windenden Wahlberechtigten liefern die ,£alzburger Nachrichten“ eine ebenso leichtfaßliche wie leichtverdauliche Wahlanleitung: „Sie stellen sich vor, die Wahlkabine ist ein geheimer Würstelstand. Die zwei weißen, schwarzumrandeten Kreisflächen sind die Querschnitte eines Paares Würstchen. Und eines davon tunken Sie zuerst in den Senf; jenes, das Sie als
Der deutsche Publizist Joachim Schwedhelm kalauert üppig im Zusammenhang mit der TV-Erfolgsserie „Schwarzwaldklinik". Er behauptet in der .^Süddeutschen Zeitung", praktisch jede Zuschauergruppe komme da voll auf ihre Kosten. Laut Schwedhelm bietet die Serie zum Beispiel Sportfreunden „skalpine Meisterschaften in höchster Vollendung". Und Musikfans geraten angeblich bei dieser klassischen „Symphonie in Mull" mehr in Verzückung als beim .Leipziger Verbandhaus-Orchester".(Aus dem „Nebelspalter") •Mit dem beziehungsvollen Gruß „Slalom alai-kum" beendet Eberhard Haidegger in den
Hat Kärnten die Gunst der Deutschen verloren? Voller Sorge rückte eine Klagenfur-ter Zeitung diese bange Frage auf die Seite Eins.Das darf doch nicht wahr sein! Die Deutschen, bös, und ausgerechnet auf diese ger-manophile Trutzburg im Süden Österreichs!Kärnten ist also nicht länger das Lieblingsurlaubsland unserer deutschen Nachbarn. Daß sich so schnell bis Wanneeickel herumgesprochen hat, daß der wackere Jörg nicht mehr die Geschicke des Landesfremdenverkehrs lenkt?*Auch den indischen Subkontinent plagen Umweltsorgen. Bloß ein halbes Prozent der Landbevölkerung hat Zugang zu
In der Wiener Volksoper hatte die Oper „Adriana Lecouvreur“ Premiere, die 1902 in Mailand uraufgeführt wurde, jahrzehntelang ein Welterfolg war, in Österreich aber noch nie gespielt worden ist. (Wir berichten über die Aufführung in der nächsten Nummer der „Furche“). Ihr Autor, Francesco Cilea, wurde 1866 in Paimi di Calabria geboren und ist 1950 in Vamazze gestorben. Er entstammte einer Juristenfamilie und kam dank seiner unüberhörbaren Musikbegabung bereits mit 12 Jahren ins Konservatorium San Pietro in Neapel. Während seiner zehnjährigen Ausbildungszeit wurde dort 1889 seine
Der Duo-Abend Elfriede Ott-Walde- mar Kmentt im Großen Musikvereinssaal hätte eine ausführlichere Würdigung verdient als diese kurze Notiz. In den Duetten, Liedern, Duoszenen, Parodien und Quodlibets zeigte sich, daß die temperamentvolle Schauspielerin einen ausgezeichneten neuen Partner gefunden hat. Die Palme wird der Kenner wohl den vier Parodien gereicht haben: „Tristan“ von Mozart, „Carmen“ von Händel, „Salome“ von Nestroy und „Rigoletto“ von Orff. Als musikalische und textliche Parodisten betätigten sich der vor kurzem verstorbene Hans Horwitz, Alexander
In der bekannten Inszenierung der Staatsoper gab es vorige Woche einen fast zur Gänze neubesetzten „Don Carlos”, der von Berislav Klobucar dirigiert wurde. Neben dem nicht sehr eindrucksvollen Titelhelden (Giuseppe Zampieri) und dem etwas blassen Großinquisitor (David Ward) hatte es Nicolai Ghiaurow nicht schwer, sich imponierend in den Vordergrund zu spielen und auch gesanglich zu brillieren (soweit man dies von einem Baß sagen kann). Königin und Prinzessin Eboli — Gwyneth Jones und Christa Ludwig — schienen ein wenig angestrengt, Hilda de Groote war ein eleganter und
Man muß die Feste feiern, wie sie fallen: der letzte „Othello” in der Staatsoper war ein solches. Joseph Krips am Pult erzeugte mit dem Orchester Siedehitze. James Mac- Cracken, darstellerisch und stimmlich imposant und faszinierend, braucht den Vergleich mit den größten Darstellern dieser Partie nicht zu scheuen. — Sena Jurinac, lieblich und mädchenhaft, verstand es, ihre Leistung von Akt zu Akt zu steigern, Peter Glossop spielte den Jago ein wenig flott und hatte stimmlich allerlei zu bieten. In den übrigen Partien gab es gleichfalls gute bis sehr gute Leistungen zu bewundern.
Den positivsten Eindruck dieser teilwedsen Neueinstudierung der Wiener Staatsoper unter der Leitung von Hans Swarowsky empfing man von Claire Watson als Gräfin: eine hervorragende Sängerin und eine wirkliche Dame in Spiel und Erscheinung. — Olivera Miljaknvic wechselte von der Partie des Cherubino (als welcher sie uns seinerzeit nicht ganz glücklich gemacht hat) zu der der Susanne, die ihr mehr liegt und als die sie vorzüglich zu werden verspricht. Der Stimmcharakter der jungen Perserin Rohangiz Yachmi, mit unüberhörbarem Alttimbre, widerspricht ein wenig dem Charakter des Cherubino.
„Wenn man sein Land kritisiert, so erweist man ihm einen Dienst und macht ihm ein Kompliment. Man erweist ihm einen Dienst, wie die Kritik das Land anspornen könnte, Besseres zu leisten als bisher; man macht ihm ein Kompliment, weil in der Kritik der Glaube zum Ausdruck kommt, daß das Land Besseres leisten kann, als es der Fall ist.“J. William Fulbrlght, der diese Sätze in seinem Buch „Die Arroganz der Macht“ formulierte, ist in den letzten Monaten zum heftigsten Kritiker der amerikanischen Außenpolitik in Südostasien, zum Führer der innerparteilichen Opposition gegen John-sons
Der jüngste Abgeordnete im österreichischen Parlamentkommt aus den Reihen der SPÖ — er ist der einzige im „HohenHaus“, der noch zu den „Twens“ zählt. Die Oppositionspartei hat mit ihm nach dem tragischen Tod Rosa Webers einen guten Griff getan: es gelang ihr, die parlamentarisch unterbesetzte Wirtschafts- und Finanzpolitik mit einem Mann „vom Fach“ zu be-setzen, und damit erste Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß die bevorstehenden harten wirtschaftspolitischen Debatten nicht nur mit Ressentiments und Marx-Zitaten, sondern mit Argumenten geführt werden.Aus einer
Zum erstenmal in der Geschichte der UNO wurde ein Kommunist als Präsident der Generalversammlung akzeptiert. Die kommunistischen Staaten hatten bis jetzt mit ihren Kandidaten (vor mehreren Jahren wurde ein Pole vorgeschlagen, dann ein Ungar), immer Schiffbruch erlitten. Erst die Rumänen, die in nun schon gewohnter Unorthodoxieihren eigenen Kandidaten zunächst ohne Ostblockunterstützung lancierten, gelang es, nicht nur die kommunistischen Stimmen, sondern auch die der westlichen Staaten und der Staaten der „dritten Welt“ zu erhalten. Dieses Votum geht vor allem auf das Konto des
Wohl der Prominenteste unter den in Österreich geborenen Juden, die in die Heimat ihrer Väter zurückkehrten, ist Teddy Kollek, der Bürgermeister von Jerusalem, der durch den israelisch-arabischen Krieg aus der Administration ins Blickfeld der Politik gerückt ist. Aus einer kleinbürgerlichen Wiener Familie stammend ist Theodor Kollek, den seine Freunde in aller Welt Teddy nennen, zum Kosmopolitengeworden, der weit über die Grenzen Jerusalems hinaus bekannt ist. Die politische und organisatorische Begabung des jungen Kollek zeigte sich schon, als der mit 23 Jahren im Bürgerkriegsjahr
„Das Gewissen der Nation“ zu sein, ist, nach einem bekannten Wort, die Aufgabe der Intellektuellen gegenüber den politischen Machthabern. Diese Funktion des moralischen Gewissens wird um so wichtiger, je geringer die Möglichkeiten der Kritik und Kontrolle der politischen Macht in einem Land sind. Die jüngsten Entwicklungen im Verhältnis der Schriftsteller und Literaten zu ihren Regimen in der Sowjetunion, Polen und der Tschechoslowakei sprechen in dieser Hinsicht eine deutliche Sprache.Ladislav Mnacko, einer der Schriftsteller, die selbst in derHochblüte des Stalinismus jeden offenen
Am 11. März 1938, am Tag der Besetzung Österreichs, stellte der „Wiener Tag“ sein Erscheinen ein. Die letzten Chefredakteure waren Vincenz Ludwig Ostry und Rudolf Kalmar. Beide hatten in der Geschichte der österreichischen Presse noch nicht ihr letztes Wort gesprochen. Unmittelbar nach Kriegsende, im Mai 1945, begann Vincenz Ludwig Ostry seine Tätigkeit als außenpolitischer Kommentator. Weltpolitik, ihre Hintergründe, ihre Verwicklungen, ihre drängenden Fragen sind für den Österreicher seither fast untrennbar mit der Diktion und der Stimme Ostrys verbunden.Der Nestor des
König Hussein, der zu Beginn dieser Woche mit Premier Wilson konferierte, um seine ehemals guten Beziehungen mit Großbritannien in den Dienst einer Lösung im Nahen Osten zu stellen, hat das Abenteuer des Israelkrieges, in das ihn Nasser hineinzog, teuer bezahlt: die Armee seines Königreiches mit ihrem Kern, der berühmten Arabischen Legion, wurde praktisch liquidiert, die fruchtbarere Hälfte seines Staates ist von israelischen Truppen besetzt, der ständige Flüchtlingsstrom stellt das Land vor nahezu unlösbare wirtschaftliche Probleme. Schwierig gestaltet sich auch Husseins Verhältnis
Daß sie sich neben der großartigen Amneris von Giulietta Simionato so eindrucksvoll behaupten konnte, spricht wohl in erster Linie, für die neue Aida. Sie hieß Martina Ą, r, r .9 y o,, Igąm 11 Afrika und; : dunkel, wie’jkh-Verdi’seine schöne äthiopische Sklavin ‘ vof- gestellt hat. Die an der Wiener Staatsoper debütierende Sopranistin besitzt eine mittelgroße Stimme von ungewöhnlich schönem lyrischem Timbre und eine sympathische Spielbegabung. (In den männlichen Hauptrollen: Carlo Bergonzi als Ra- dames, Ettore Bastianini — Amonasro, ferner Niccola Zaccharia und Frederick