Die einzigartige Stellung, die das Burgtheater im geistigen Leben Wiens eimnimmt, ist durch vielerlei Züge gekennzeichnet. Wenn sie ein objektiver Betrachter aber näher untersucht, muß er sich eingestehen, daß sie sich im Grunde nicht viel von den Kennzeichen unterscheiden, die die Liebe anderer Städte zu ihrem führenden Theater hinterlassen hat. Ein Umstand bleibt jedoch schließlich übrig, der sich nirgendwo sonst vorfindet als untęr dem Stephansturm. Es ist der schöne und das Theater wahrhaft auszeichnende Zug, daß die meisten Wiener als Burgtheaterdirektoren auf die Welt kommen
Vor zwanzig Jahren, im Herbst 1945, starb der österreichische Dichter Richard Beer-Hofmann. Ihm widmete der langjährige Chefdramaturg des Burgtheaters Erhard Buschbeck diesen Nachruf. Seine Veröffentlichung an dieser Stelle, wo Erhard Buschbeck wiederholt zu Wart gekommen ist, möge unsere Leser daran erinnern, dafj auch der Todestag von Buschbeck sich in diesem Herbst, und zwar zum fünftenmal, jährt.
Wie oft bin ich als Gymnasiast auf der „Hohen Brücke“ gestanden, die über den Salzburger Bahnhof von einer Straße zur anderen führt und von der aus man den Wiener Schnellzug draußen beim Gasthaus „Zum grünen Baum“ einbiegen und auf dem geraden Damm in den richtigen Bahnsteig niedergleiten sieht! Um zwei Uhr nachmittags brachte er die Wiener Morgenblätter nach Salzburg, und in ihnen mußte heute die entscheidende Nachricht stehen, die man mit heißer Ungeduld erwartete!Dort oben zwischen den Bäumen der Waldlichtung erscheint plötzlich ein weißer Rauchstreifen, kurz darauf ist
Wenn sich ein Jahr dem Ende zuneigt, bereitet sich in uns, euch ohne daß wir es wollten, eine Rückschau vor über alles, was uns sein Ablauf an Bereicherung unseres Lebensgefühls wie an Enttäuschungen und Verlusten gebracht hat. Mit nachdrücklicherem Dank als sonst gedenken wir aller positiven Werte, die uns zugewachsen sind, und nehmen wehmütig noch einmal Abschied von so manchem, was nicht bei uns bleiben konnte. Deutlicher auch wird uns die Umformung bewußt, die die Welt in einem Jahr erfahren hat, und zusammenhängend damit die Veränderungen des Weltbildes, wie wir es, mannigfach
Vor dem kleinen Friedhof der Namenlosen, der unweit der Donau bei Mannswörth vor einigen Jahrzehnten angelegt worden ist, wird mancher einsame Spaziergänger schon in Erschütterung gestanden sein. Die Donau hat dort die Opfer wiedergegeben, die den Tod in ihren Wellen gesucht haben, Unglückliche, die das Leben nicht mehr zu halten vermochte, Verzweifelte, die keinen anderen Ausweg mehr sahen... Strandgut des Lebens. Mitten in den Auen liegt diese einfache Stätte, wie sie aus einer schönen Pietät heraus geschaffen wurde, einsam und fast verloren und so ohne Zusammenhang mit irgendeiner
Teder hat an sich die Erfahrung gemach?, daß gewisse Ereignisse unseres Gefühlslebens plötzlich ein anderes Gesicht bekommen, wenn wir selber oder unsere Mitmenschen ihnen Worte geben. Gewiß, sie sind schon früher deutlich für uns in Erscheinung getreten und haben uns bewegt, wir sind von ihnen erfüllt gewesen, köstlich oder schmerzlich, und es ist uns ihr Licht oder ihr Schatten zuteil geworden. Sie waren aber gleichsam noch in einem Stande der Unschuld, darum vielleicht auch Gott näher und ihm tiefer verbunden. Hatten sie überhaupt schon einen Zusammenhang mit unserer sonstigen
Wenn man in der Billrothstraße zur Silbergasse hinuntergekommen ist, weht es einem vom Westen her wohltätig entgegen. Eine reinere Luft dringt in unsere Lungen vor und unser Atem schöpfte etwas ein vom Hauch der Wiesen und Wälder, den sie eben noch berührt hat. Kommt man dann in Grinzing an, so hat sich dieser Luftwechsel bereits gesetzt. In dem milden Tal, in das der Ort eingebettet liegt, hat der Wind nachgegeben und die gute Luft ist hier schon selbstverständlicher Besitz geworden. Gleichzeitig geht aber eine wohltuende Wirkung auf alle unsere Sinne über, die Augen blicken auf
Daß Schönheit etwas Außergewöhnliches ist, war natürlich seit jeher auch Mißverständnissen ausgesetzt. Das reine Dasein einer großen Form, der augenfällige Ausdruck eines in sich abgerundeten Bewußtseins, genügte plötzlich dem unruhig gewordenen Sinn einer Zeit nicht mehr, sie suchte sich förmlich zu überbieten und mit Nochnichtdagewe-senem das bisherige Maß zu übertrumpfen. Einmal aus dem Gleichgewicht gekommen, verlor sie ihren gesunden Halt und konnte sogar in das Gebiet des Unvernünftigen ausschweifen. Das Außergewöhnliche wurde dann nicht mehr in der inneren
Neben dem erfolgreichen Theaterschriftsteller Hermann Bahr, der der Bühne eine stattliche Reihe echter Lustspiele und eigenwilliger Dramen geschenkt und auf den Brettern, die die Welt bedeuten, den Wiener Charme heimisch gemacht hat, neben dem glänzenden Essayisten, der sich mit allen bedeutenden Erscheinungen der Zeit und vielen überzeitlichen Themen in fruchtbarer Weise auseinandergesetzt hat, sind die Romane Bahrs nicht ebenso allgemein in Erscheinung getreten; die meisten sind seit vielen Jahren vergriffen und manche von ihnen überhaupt nur in kleinen Auflagen verbreitet gewesen. Er
Noch zu Anfang dieses Jahrhunderts war der Name Friedrich Halm ein geläufiger Begriff und man verband mit ihm die Erinnerung an dankenswerte Bühnengestalten und wohlklingende Verse. Man hatte sie wohl meist nur auf den roten Reklame-bändchen und nicht mehr von der Bühne herab kennengelernt, aber immerhin erschienen noch einzelne dramatische Dichtungen Halms wie „Wildfeuer“ oder „Der Fechter von Rayenna“ hin und wieder auf dem Spielplan eines deutschen Theaters. Von 1840 bis 1880 etwa zählte jedoch dieser Wiener Dichter zu den am meisten gespielten deutschen Dramatikern und gar das
Es gibt Namen, über denen ein Glanz liegt, auch wenn wir gar nicht recht wissen, was es mit seinem Träger eigentlich auf sich hat. .'Eine unbestimmbare Aureole umgibt eine Persönlichkeit, deren Wirkung und Leistung wir kaum vom Hörensagen kennen, aber das eine wie das andere muß eine reine und ungewöhnliche Atmosphäre ausgestrahlt haben, die auch noch das Dunkel des Unbekannten durchdringt. Ein solcher Zauber ging für mich immer vom Namen Alexander von Warsberg aus, den ich da und dort erwähnt fand, ohne daß im Grunde angegeben war, worum es sich bei ihm handelte. Er wird als Freund
An einem Schauspieler kann die Art eines Landes und eines Menschenschlags besonders deutlich werden, in aller Sinnfälligkeit des Daseins, mit dem ganzen Zauber des Herzens und der Leidenschaften, in der Offenbarung seines geheimsten Daseins, wie es uns aus Wort und Hauch durch die Kunst des Mimen übermittelt wird. Ist ein solcher Schauspieler nicht ein erlesenes Dokument unserer Art und seine Erscheinung würdig unseres Gedenkens? Bei Josef Kainz kann man es wohl mit besonderer Überzeugungskraft behaupten, Erinnerungen hoher Art sind durch seinen Namen heraufbeschworen, er ist nach