Wie müddu auch werden magst, so löscht dein Erschlaffen den Tag nicht aus, und umgekehrt, wie sehr er dich blendet, er stärkt dich nicht.Die Erschöpfung leuchtet auf ihre Weise, das Licht strahlt im eigenen Recht. Nur wenn du (vielleicht weil eine Hosteß dich anstößt) aufwachst im Flugzeug, und willenlos aus dem Fenster schaust, kann es sein, daß die zwei sich versöhnen im Augenblick.Zwischen dem Haar auf deiner Stirn, zwischen brennenden Augen und Gähnen, Welt da draußen und Welt in dir, keine Grenze, kein Land, kein Niemandland, das Bullaugenfenster, klein und dir zugeneigt, so
Modepuppen, ausgesucht häßlich, Spielzeug für Modekinder, sonst nichts — und weil sie gefragt sind im Augenblick, und weil die Produktion nicht die Nachfrage deckt, prügeln die Modekunden sich dafür, zerschlagen die Einrichtung der Spielzeugläden, benehmen sich auf eine Art, die es schwermacht, an die Sache und an den Menschen zu glauben. Blaue Flecken, Knochenbrüche, ein zertrampeltes Kind einer Puppe wegen, die maschinell in Taiwan gefertigt wird.Was die Massen hinreißt: Diese Puppen werden nicht einfach verkauft wie anderes Spielzeug, sondern sie müssen adoptiert werden. Ihr
Der Schüler, von dem es heißt, daß er es den Lehrern und Eltern nicht leicht mache, macht es sich selber schwer. Nach dem Unterricht fährt er mit seinem Fahrrad zum Bahndamm südlich der Stadt, wo er den Zügen nachschaut. So klein ist seine Welt, daß Europa noch Fernweh bereithält. Während der Stunden, die er im Gras liegt, zuckt es und zerrt es in ihm, es tut weh. Er weiß diesen Schmerz nicht zu deuten, wie könnte ein Fünfzehnjähriger auch den Satz aussprechen: Das ist meine Welt, die wächst.Wenn in der Schule — das Fenster steht offen, es ist Mai oder Juni—das Zwölf
Zwischen der Angst und der fast Ruhe schenkenden Endgültigkeit der Lage entwertet der Mensch, der kaum noch zu wählen hat, alles, was ihm zustößt. Im Guten und Bösen, ist alles gleich, alles Zufall, bedeutungslos, und müßte er ein Tagebuch führen, so blieben die weißen Seiten mit Sicherheit leer: nichts scheint dem Menschen gewichtig genug, auch nur einen Federstrich zu rechtfertigen. In den Ohren klingt ihm das brüchige Geheul der Theoretiker, Kritiker, Avantgardisten, die alles zu Schaffende gleich im voraus verdammen.Es sei längst schon zu spät zur Leistung, rufen die Chöre,
Man sitzt, einziger Einzelgast, zwischen den Pärchen im Salon. Man hört wie sie reden, man versteht was sie sagen, aber man möchte nicht hinhorchen, man wünscht diese Menschen, die einander gefunden haben, weit fort. Man findet sich ab mit der Zuschauerrolle, schließlich wird man gleichgültig, dann hochmütig, und man bestellt heiße Schokolade mit Schlagobers.Man öffnet die auf der Rückreise aus Griechenland im April in Villach erstandene Büffelledertasehe, man staunt, wie zerkratzt das teure Leder schon ist, man entnimmt der Mappe den Schreibblock, man schlägt die erste Seite auf,
In der Via del Corso habe ich meine Ziele plötzlich auf die leichte Schulter genommen und bin, eine Ampel stand günstig auf Rot, aus dem städtischen Bus gesprungen. Als dieser anfuhr, lachte ich einigen Passagieren freundlich zu, aber die Freundlichkeit war eine Lüge, denn ich gönnte es auch den Römern nicht, hier in Rom zu Hause zu sein. Es erschien mir unvorstellbar, in dieser Stadt im Bus zur Arbeit zu fahren, hier einfach so zu leben, als wäre Rom irgendeine Stadt. Noch war ich im falschen Pathos befangen.Ich ging hinter einer geschmackvoll gekleideten Dame einher, folgte ihr und
Der in den USA lebende österreichische Erzähler, dessen neuer Prosatext hier abgedruckt wird, hat soeben eine Neufassung seines seinerzeit vielbeachteten Romans „Pest in Siena“ veröffentlicht (Ullstein-Verlag, Berlin).
IDen Strand auf und nieder, • Meilen und Meilen, nicht müde und müde, ohne ein Wort. Hier verliert sich bald jede Richtung, der Ozean hält seine Namen nicht fest. Keiner vertraut hier auf Worte. Wir haben den Kompaß lang nicht geprüft, seine Nadel zu lesen verlernt, und wir haben die Karten verlegt. Wir durchschlafen die Nacht und schmähen die Sterne mit unserer Blindheit. Wir sind eine Zahl, wir sind nicht allein, aber das Wir bekleidet uns nicht. Es gähnt keine Brücke von Auge zu Auge, es rauscht kein Verstehen, die Münder sind Sand. Muscheln sind wir, zurückgelassen, die Wellen,