Die Regierungskoalition aus Sozialdemokraten und Freiheitlichen ist keine „unnatürliche” Verbindung. Ein Blick in die Geschichte erhelltdie Zusammenhänge.
Während meines letzten Aufenthalts in Tokio hielt ich vor einem volkswirtschaftlichen Kreis einen Vortrag und erwähnte zufällig die Max Weber'sche Wechselbeziehung zwischen Religion und Arbeitsmoral. In der darauffolgenden Diskussion erklärte ein Professor, daß das wirtschaftlich so erfolgreiche Japan einer schweren moralischen Krise entgegengehe.Die beiden konfuzianischen Prinzipien von Chu (Loyalität) und Ko (Pietät) werden in Frage gestellt. Junge Menschen sagen ganz aufrichtig, daß nur ganz primitive Leute Konfuzius als Gottheit verehren und seine zwei Grundsätze lediglich die
In Erwiderung auf einen Beitrag von Wilhelm Czerny (FURCHE 3/83), der auf die Diskrepanz von christlicher und liberaler Weltanschauung hingewiesen hat, versucht der folgende Artikel eine differenzierte Sicht dieser Beziehung zu entwik-keln.
Es gibt Autoren, die Bücher schreiben, von deren Bedeutung sie nur eine schwache Ahnung haben. Wir sprechen hier von einer historisch fundierten Reportage, Fritz Sittes „Die roten Khmer”, in der dieser tüchtige Journalist sich tapfer die Materialien selbst verschaffte.In welchem Zeitalter moralisch unlösbarer Entscheidungen wir leben, zeigt ja schon der Umstand, daß die UNO standhaft das massenmörderische Pol Pot Regime als die einzig legitime „Demokratische Republik Kamputschea” betrachtet und in der von der „Demokratischen Republik Vietnam” eingesetzten und militärisch
Dieser Band ist nicht nur für den Historiker, sondern auch für den intelligenten Laien eine reine oder fast reine Freude. Für die Jugend, die diese „Große Zeit” nicht miterlebt hat, vermittelt er ein Stück wertvollster ergänzender Bildung, das sie und uns alle etwas verspätet erreicht. Denn die Lesung dieser Aufsätze mitsamt der nachfolgenden Diskussion erfolgte schon vor fast vier Jahren.Doch auch für das verspätete Geschenk sollten wir dankbar sein. Die Beiträge auf 444 Seiten stammen von namhaften Historikern, vorwiegend Zeitgenossen des „Umbruchs”, die weltanschaulich
Zwei Bücher, beide von Professoren geschrieben, völlig verschieden im Stil und in ihrer Struktur, doch fast identisch in ihrer Zielrichtung, erschienen vor kurzem fast gleichzeitig. Karl Steinbuch, dessen „Kurskorrektur" (1973) ihn als Konvertiten von der Linken zur Rechten so bekannt gemacht hatte, bescherte uns mit einem Buch, das vielleicht sein bestes und wichtigstes ist.„Die rechte Zukunft" ist würzig und epigrammatisch geschrieben und kann als donnerndes Verdammungsurteil über Gegenwart aufgefaßt werden. Seine Botschaft ist jedoch sehr konstruktiv,weil hier immer nach
Sicherlich sind die Aussichten der Kirche in Japan, einer der größten Industrienationen, von „.weltstrategischer“ Bedeutung. Zweifellos gehören hohe menschliche Qualitäten dazu, um auch eine rein materiell so gewichtige Rolle zu spielen, und zwar persönlicher als auch nationaler Ehrgeiz, Fleiß, Disziplin und Intelligenz, Eigenschaften, die nun einmal in der sogenannten ^Dritten Welt in dieser Kombination nicht überaus stark entwickelt sind, die wir aber auch bei den Chinesen, Koreanern und den Vietnamesen zum großen Teil wieder finden. Die gemeinsame Ursache? Die
Das Gespräch ging um Lateinamerika und den hohen A nteil fremdländischer Priester dort. Der erfahrene Weltreisende bestätigte: Ehelosigkeit ist für Indios als Ideal unvorstellbar! Daraus ist dieser Beitrag geworden: unorthodoxe Gedanken eines gläubigen Katholiken, der nach allen Regeln herkömmlicher Zuordnung als Konservativer zu reihen ist. ..
,, Une fausse idee claire" sagte Alexis de Tocqueville vor 150 Jahren. Eine solch „klare, aber falsche Idee" steckt auch in dem naiven Glauben, daß viel, ja vielleicht alles gewonnen werden könnte, wenn man die katholische Kirche in viele Kultur- und Nationalkreise aufbräche, um so dem ortsgebundenen Geist der Gläubigen stärker entgegenzukommen. Viele Konversionen und eine vertiefte Religiosität wären die Folgen . . .
Der Unterschied zwischen Toleranz und Indifferenz oder, um gute deutsche Worte zu gebrauchen, zwischen Duldsamkeit und Gleichgültigkeit ist schon immer ein (zwar selten wahrgenommenes) Hauptproblem der Menschen und der Menschlichkeit gewesen und bis auf den heutigen Tag geblieben. Dieser Unterschied ist vielen nicht klar, was oft zu großen Verwirrungen geführt hat.Im Altliberalismus hat mangelnde Erkenntnis des Wesens der Toleranz sogar schweres Unheil angerichtet - wir meinen hier nicht den Frühliberalismus von de Tocqueville bis Acton, .der eine deutlich christliche Grundlage hatte, und
Wenn wir an den „Frieden” von St. Germain-en-Laye denken, müssen wir uns daran erinnern, daß der Erste Weltkrieg ein Krieg „um” die Donaumonarchie war. Es war demnach auch nicht der „Friede” von Versailles, sondern der von St. Germain (und Trianon), der die Karte Europas radikal verändert hat.
Was mich mit Boll verbindet, ist mein katholischer Glauben, was mich von ihm trennt, ist - so nahm ich bis vor kurzem an - die politische Einstellung. Er gut, mit Recht oder Unrecht, für das, was man gemeiniglich einen Linkskatholiken nennt, ich hingegen bin ein rechtsradikaler j Stockliberaler. Doch als alter literarischer Bewunderer wurden mir beim Lesen von Bolls neuestem Roman alle meine Erwartungen übertroffen.Die virtuos geschriebene, dazu äußerst spannende „Fürsorgliche Belagerung“, die ich in einem (sehr langen) Zug fertig las, halte ich bei weitem für Bolls bestes Werk.
Der „steirische herbst“ ist eine Serie kultureller Veranstaltungen, die zum großen Teil von einer .„schwarzen“ Landesregierung, einer „blauen“ Stadtverwaltung und dem ORF finanziert wird und mit Recht höchst unterschiedliche Bewertungen erfährt: Hier wird Gutes, Mittelmäßiges und wirklich Schlechtes mit einer geradezu entwaffnenden Naivität gemischt. In den sechziger Jahren aus der Taufe gehoben, ist dieses Dauerfestival unaufhörlich und unaufhaltsam „moderner“ geworden, bis schließlich eine Bürgerinitiative mit 25.000 Unterschriften zum Protest aufrief.
Das Wort „Aufgabe“ ist doppelsinnig. Es gibt Aufgaben im Sinne einer Pflicht, und dann gibt es die Aufgabe, gleichbedeutend einem mutlosen Verzicht. Bildet die Gegensätzlichkeit dieser Begriffe nicht oft ein reales Dilemma? Um auf dieses einzugehen, muß sich jeder von uns fragen: „Wer bin ich? Was habe ich zu tun? Dasselbe gilt auch für Staatswesen und so auch natürlich für unser Land, das 976 gegründet worden ist
Der Vatikan nehme auch eine sehr scharfe Kritik seiner Ostpolitik nicht übel, erklärte der päpstliche „Außenminister“ Casa-roli in einem Gespräch dem russischen orthodoxen Schriftsteller Anatolij Levitin-Krasnov, dem es 1974 gelungen war, nach viermaliger Haft in der Sowjetunion diese zu verlassen. Levitin-Krasnov hatte in einem Schreiben an Casaroli dargelegt, daß die moralische Autorität des Vatikans in der russischen Intelligenz und unter den einfachen Gläubigen bedeutend gewachsen sei. Die katholische genieße eine zunehmende Achtung, was auch darin zum Ausdruck komme, daß in Moskau und Leningrad Inte-lektuelle zum katholischen Glauben gefunden haben. Um so größeren Kummer bei den Russen verursache in den letzten Jahren die Ostpolitik des Vatikans, die sich um ein gutes Verhältnis zur sowjetischen Regierung bemühe, aber die Leiden der Christen und übrigen Bürger des Landes übergehe.
Gestehen wir es gleich, daß die Kirche die Theologen benötigt und daß diese keineswegs abzuschaffen sind. Aber sie haben im Christentum schon von allem Anfang an auch Unfug getrieben, und der Historiker kann zuweilen kaum erkennen, ob von ihnen mehr Gutes oder Böses gekommen ist.
Diplomaten sind nicht nur da, um im Frack bei Empfängen den Damen galant die Hand zu küssen oder beim Cocktail das Glas mit dem Daiquiri geschickt zu balancieren, sie können zuweilen auch als ernste Chronisten sich betätigen und uns somit einen fruchtbaren Ausblick dn die geschichtliche Vergangenheit eröffnen. Der jetzige bundesdeutsche Generalkonsul in Innsbruck, Dr. H. K. Vaca-no, ein Preuße italienischen Ursprungs, der den Charme des Südländers mit nördlicher Tüchtigkeit verbändet, und dem die Archive seines Büros zur Verfügung standen, hat in diesem soliden Buch das
Es gibt Verleger und Verleger: solche, die primär ein Geschäft machen wollen, und solche, die angesichts eines möglichen finanziellen Mißerfolgs dem Geist dienen möchten. Zu letzteren gehört der Verlag Eugen Diederichs. Er hatte schon in der Vergangenheit große Verdienste um die Veröffentlichung der Werke Kierkegaards in deutscher Sprache, jetzt abeT hat er ganz besondere Meriten mit der fünfbändigen Ausgabe der Tagebücher des großen Dänen in einer mustergültigen Ubersetzung und Edierung von Hayo Gerdes, im ganzen an die zweitausend Seiten — eine Herkulesarbeit, die
Was soll man wohl zu diesem Buch sagen? Ein Dr. Erhärt Eppler hat dazu eine „Vorbemerkung“ geschrieben — und das erübrigt einigermaßen einen Kommentar. Der Herausgeber erzählt uns, daß dieses Buch „für den Unterricht“ bestimmt sei, „fürs Lernen“, „für Jungen und Mädchen“. Die werden zweifellos an den Ausdrücken unterleiblicher Funktionen ihre helle kichernde Freude haben. Die Lektüre ist keineswegs langweilig, Poesie und Prosa sind gut übersetzt. Nur ein weltfremder Esel würde verlangen, daß sie nicht ausnahmslos dem linken Lager entstammen.Die
Hier wird dem Leser ein hochinteressantes, ja spannendes Buch geboten, dessen Grundthese der Rezensent zwar nicht teilt, doch muß er gestehen, daß er aus diesen Seiten viel gelernt, viel „profitiert” hat. Wer sich über die Krise in der katholischen Kirche eine Meinung bilden will, darf an diesem Band nicht Vorbeigehen. Der Autor, Professor Oswald Köhler, der an der Freiburger Universität Weltgeschichte doziert, gibt uns hier ein sehr lebendiges Bild einer der vielen großen Wunden am Leib seiner Kirche, ein wahres Prachtgemälde des Modernismusstreites um die Jahrhundertwende, der eine sichtbare Narbe hinterlassen hat.
Die letzten, wissenschaftlich wohl-fundierten Hitlerbiographien haben uns gezeigt, daß dieser Mann kein Mephisto war, sondern einfach das, was die Franzosen den Homme moyen sensuel nennen, einen „Menschen wie du und ich“. Schon die „Tischgespräche“, die Dr. Henry Picker veröffentlicht hat, stellten uns einen Mann vor, der die banalsten Ansichten zum besten gab, einen Mann, der den absoluten Durchschnitt verkörperte. „Bruder Hitler — Big Brother!“ Mit Himmler ist es auch nicht anders gewesen. Diese Leute und ihre Schergen waren keine Riesen, keine Zwerge, keine Genies, keine
Nein, hier begegnen wir nicht der Kindheit Ernst Jüngers in selbstbiographischer Aufmachung, sondern einer in die Farben seiner Kindheit getauchten Erzählung, einer sehr einfachen, unmanierierten Rücksendung in eine Welt jugendlich-tragischer Konflikte, die im wesentlichen doch eine heile Welt bleibt. Das alles ist eine Überraschung für die Verehrer Ernst Jüngers, die schon rein stilistisch hier einem „geläuterten“ Autor begegnen, bar aller Verschnörkelungen — „ent-barockisiert“ ist man versucht zu sagen —, obwohl da und dort die Eigenart des alten Meisters unvermutet
Kaum dreißig Jahre seit die Gaskammern und Krematorien der Vernichtungslager erkalteten, bereiten die Internationalsozialisten allenthalben wieder den Mord am „unerwünschten Leben“ vor, wobei dieses nun nicht kollektiv, sondern schön individuell vertilgt werden soll: nicht Fernstenhaß, sondern Aller-nächstenhaß dient dabei als Grundmotiv. Nun gehört es einmal zur „sozialen“ Seite der menschlichen Natur, daß viele dazu neigen, ihre Moralbegriffe von Autoritäten zu übernehmen, und zwar nicht nur von Glauben und Kirche, sondern auch von der öffentlichen Meinung, der
Es gibt ein gutes italienisches Buch über den Konflikt zwischen bestimmten „fortschrittlichen“ Kreisen der katholischen Kirche und dem Staat in Brasilien, aber nichts Gleichwertiges im deutschen Raum. Auch das vorliegende Buch kann nur ein Ersatz für eine wirklich tiefergehende und erschöpfende Analyse dieses Problems sein. Der Autor (wenn man das Hauptaugenmerk auf seine Sprache richtet) steht zweifellos eindeutig auf selten der „Progressisten“ und muß als ihr Partisane angesehen werden, und so ist dieser Band von der ersten bis zur letzten Seite ideologisch gefärbt.Was wir hier
Beer-Hofmanns Feder gibt es kein ähnliches Zeugnis, im Gegenteil, er erklärt einmal, weshalb er es für richtig gehalten habe, oft eine gewisse räumliche und zeitliche Distanz einzuhalten.Die • ollständige Rekonstruktion dieses merkwürdigen Verhältnisses ist auch deshalb nicht möglich, weil die beiden Dichter in entscheidenden Jahren ihres Lebens, von 1902 bis 1906, in Rodaun in engster Nachbarschaft beisammen wohnten. In jener Zeit haben, wenn auch nicht über über 1000, wie Beer-Hofmann einmal schätzt, so doch einige hundert Gespräche stattgefunden — und über diese gibt es
Am 20. November dieses Jahres wird dgr frühere Kronprinz Österreich-Ungarns und der Chef des am längsten regierenden deutschen Kaiserhauses sechzig Jahre alt. Es ist vielleicht nicht zufällig, daß ein ungarischer Autor diese Gelegenheit wahrgenommen hat, um diese außergewöhnliche Persönlichkeit einmal in das rechte Licht zu rücken. Die aktuelle Bedeutung dieses Habsburgers liegt zweifellos weniger in seiner Abstammung als in dem, was er tut, was er schreibt, was er sieht, was er sagt. Hier ist ein Mann des Wortes und der Tat, der, wie Vasari hervorhebt, die Möglichkeit hat, nicht nur
Ein äußerst amüsantes Buch des bekannten Politologen, Soziologen und Kulturanalytikers Armin Möhler. Man fragt sich bei dieser erfrischenden Lektüre, warum es in unserem .christlich-koservativen' Schrifttum unbedingt sonst so eunuchoid-leisetreterisch zugehen muß. Vielleicht glaubt man höchst naiv auf die unerhörte Vulgarität der Neuen Linken mit akademischer Langeweile reagieren zu müssen. Unser Autor, ein Privatdozen't an der Universität Innsbruck, hatte jedoch lange in Frankreich gelebt, wo man für den Mangel an Aufrichtigkeit, Offenheit und Schwung nur Verachtung übrig hat.
Hier gibt uns der in Sachbüchern so rührige Verlag Kindler ein sehr „unebenes“ Buch, das beim Rezensenten sogleich die Frage auf warf: „Wer ist eigentlich der Herausgeber und Kompilator, Herr Strube?“ Ein zünftiger Theologe oder Historiker? Nun, auch das wäre möglich. Da fragt es sich aber, warum er uns dann den geradezu fossilen Beitrag von David Friedrich Strauß vorsetzt, der zur Zeit seines Erscheinens vor fast 140 Jahren als Sensation gewertet werden konnte, heute aber nur noch als strittiges Stück Bibelkritik aus fast grauer Vergangenheit angesehen wird. Ebensogut hätte
Für viele ist das Phänomen einer christlichen, besonders aber einer katholischen Linken als Überraschung, wenn nicht als Schock gekommen. Man wiegte sich doch lange in der Illusion, daß das Christentum im allgemeinen und die katholische Kirche im besonderen ein Hort der Ordnung, der Autorität, des Privateigentums, der guten Sitte und anderer Werte sei, die insbesondere einem „konservativen“ Herzen teuer sind. Zwar sah man mit einigem Befremden, wie in unserem Jahrhundert der Bund von Thron und Altar sich unheimlich leicht löste, und es war bekannt, daß sich linke Strömungen schon seit einiger Zeit im evangelischen Raum theologisch bemerkbar machten. Doch die Krise der katholischen Kirche bereitet Unbehagen weit über ihre Domäne hinaus, denn man entdeckt nun etwas verspätet, daß das Christentum mit seinen (vielleicht tragisch) geteilten Rollen ein wahres Orchester darstellt. Dieses wird nun durch Mißtöne von den römischen Instrumenten gestört. Der Linksdrall, der sich nun in der katholischen Domäne bemerkbar macht, ist dabei nur ein Element unter vielen ...
Wenn sich der interessierte Laie die Frage stellt, woher die große Wirrnis in der katholischen Kirche kommt, wird er in diesem Buche mit dem etwas schnodderigen Titel „25 Betrachtungen“ (es sind deren 20 zuviel) die Antwort finden: aus einer miserablen Theologie größtenteils niederländischer Provenienz. Die Kirche der Niederlande war inEuropa die bestorganisierte, die geistig sterilste, die konfessionell engste und neben der Irlands die klerikalste. Nun sind diese schwarz berockten Spießer wild geworden und das Pendel schlägt in die andere Richtung aus. Die Mitarbeiter an diesem Band
Edward Crankshaw, ein außerordentlich begabter britischer Publizist, der sich besonders mit Rußland und den Donauländern beschäftigt und oft sehr Tiefes und Bleibendes über diese Länder zu sagen hatte, versuchte nun das Unmögliche — die Habsburger in einer großen Schau zusammenzufassen. Das ist freilich ein schwieriges Unterfangen, denn der „Geist“ einer Dynastie, über den Historiker allzu gerne reden, ist fast immer eine Fiktion. Wenn wir in Betracht ziehen, daß die Söhne nur zu oft gegen ihre Väter revoltieren, ist es fast schon’ ein Wunder, wenn die Monarchen drei, vier
Nachdem Dr. Hastings Banda, Präsident der „schwarzen“ Republik Malawi, das Eis gebrochen und die Südafrikanische Republik besucht hat, scheint es an der Zeit, daß Christen in allen Teilen der Welt ernsthaft und leidenschaftslos über dieses Land am südlichsten Zipfel des Schwarzen Kontinents nachdenken. Ich habe es innerhalb der letzten zwölf Jahre zweimal besucht und möchte gleich eingangs zugeben, daß mir seine Innenpolitik wenig zusagt, muß aber im selben Atem hinzufügen, daß ich keine einfachen Lösungen für das Rassenproblem dieses Landes habe. Und selbstverständlich ist es so gut wie unmöglich, sich darüber eine Meinung zu bilden, ohne die Sachlage gesehen und gründlich studiert zu haben. Das von den Massenmedien gezeichnete Bild ist ganz unzureichend, wenn nicht gar verzerrt, doch es gibt über Südafrika ein ausgezeichnetes und ausführliches Buch von Allan Drury, einem sehr bekannten amerikanischen Autor mit viel gesundem Menschenverstand. Der Titel des Buches, A Very Strange Society (Eine sehr ungewöhnliche Gesellschaft), gibt Aufschluß über seinen Inhalt: Nachdem er das Für und Wider in bezug auf die Apartheid sorgfältig abgewogen hat, bleibt der Autor unentschieden. Er ist wenig begeistert von dem was er sah, hat aber auch keine Patentlösung für das menschlich so erschütternde Problem.
Die augenblickliche Krise im Christentum hat eine Reihe von Ursachen. Da haben wir die Verwirrung des modernen Menschen durch Fernrohre, Mikroskope und die Sturmflut von Informationen, die scheinbare „Sicherheit“ durch sinkende Sterbeziffern, neue Medikamente und den Versorgungsstaat, das Verblassen des Vaterbildes und die allgemeine Auflehnung gegen Autorität im Namen der Freiheit. Dazu kommen noch ein gewisser Relativismus im Denken, die Sexwelle als Interludium zwischen dunkel geahnten Katastrophen globalen Ausmaßes, der „praktische“ Materialismus der prallen Brieftaschen und die
Der katholische Glaube in Lateinamerika stellt eine der größten Trumpfkarten der Kirche dar, wenigstens in der Theorie: Ein gutes Drittel sämtlicher Katholiken der Welt lebt zwischen dem Rio Grande und Feuerland einschließlich der Westindischen Inseln, also insgesamt eine Bevölkerung von 185 Millionen Menschen. Es wäre vollkommen falsch, sich in dieser eindrucksvollen Zahl alles praktizierende Katholiken vorzustellen, wie es verfehlt wäre, diese Menschen, wie man dies so oft hört, als Christen überhaupt abzuschreiben und sie als Heiden oder Apostaten klassieren zu wollen, weil viele
Seit meiner Kindheit bin ich viel gereist und seit 1956 fahre ich alljährlich in großen Schleifen um die Welt. Dies gibt mir den Mut, über die Chancen des Christentums bestimmte Aussagen zu machen...Nun ist die globale Situation zweifellos so, daß wir uns mit recht großen Schritten einer Weltzivilisation und — in. ihrem Gefolge — einer Weltkultur nähern, Gleichgülig, ob diese Evolution nun (wie mancherorts) pfeilschnell, langsam, oder ruckweise vor sich geht, die Tatsache selbst kann nicht in Frage gestellt werden. Und diese Weltzivilisation und Weltkultur werden im Grunde
Die Bestechlichkeit ist einer der allgemeinsten menschlichen Charakterzüge, und selbst der Beste unter uns kann auf irgendeine Art bestochen werden. Der leibliche Mensch ist verderblich, „korrupt”, ja, durch den Sündenfall ist er nicht nur der außerordentlichen Schenkungen Gottes verlustig gegangen, sondern ebenfalls in seiner Natur verwundet und geschwächt worden. Daher ist er auch bestechlich.Worin besteht aber nun das Wesen der Bestechlichkeit? Der Bestochene wird entweder durch Erscheinungen, Eindrücke und Aussagen in seiner Urteilskraft geschwächt, wodurch er zu einem Fehlurteil
Kaum ein Thema hat in den letzten Jahren unter den Lesern der Furch eine fo lebhafte, ja leidenschaftliche Anteilnahme gefunden wie die durch einen Aufsatz von Prof. Viktor Keldorfer ausgelöste Diskussion um die Wiedereinführung der alten österreichischen Haydn-Hymiic. Ehrlichen und begeisterten Zustimmungen zu dem Vorschlag des Verfassers stehen Einwände gegen die Wiedererweckung der Haydn-Hymne, besonders in Verbindung mit dem Kernstock-Text, und Billigungen der Mozart-Hymne und des Texte von Paula v. Preradovic entgegen, die gehört wetden wollen. Nachdem wir schon kürzlich einige Zuschriften wiedergegeben haben, beschließen wir heute die bemerkenswerte Debatte durch die gekürzte Wiedergabe einiger besonders hörensweiter Meinungen aus der großen Zahl der Einsender. Wir glauben, damit einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Zeitgeschichte beigesteuert zu haben. Die Entscheidung liegt nicht bei uns. Vielleicht aber haben unsere Mitaibeiter und Leser mitgeholfen, die schwierige Frage einer endgültigen Klärung zuzuführen. „Die Furche“
Die kleinen Befestigungen und Betonunterstände, die von den Deutschen während des zweiten Weltkrieges entlang den Bahnlinien von der jugoslawischen Grenze an gebaut wurden, begleiten den Reisenden von Aßling nach Agram und Belgrad und dann durch das ganze Wardartal und Mittelgriechenland bis zu den Vorstädten Athens. Sie sind im neuen Hellas ebenso bemannt wie vor zehn Jahren,- ja, bald wird man sich gewahr, daß das ganze Land einem Kriegslager gleicht, was nicht wunderzunehmen ist, da fast vierzig Prozent des griechischen Staatshaushalts für Heer und Flotte ausgegeben werden. Die
Für jemanden, der sein halbes Leben in England und Amerika verbracht hat, ist seine erste Fahrt nach Irland ein wahres Erlebnis, denn hier begegnet er einer sehr keltischen und dazu noch katholischen Variante des Angelsachsentums, einer Variante, die sich in langen, blutigen und verbissenen Kämpfen von England losgerissen .., und doch viele der besten Werte des alten Englands bei sich allein erhalten hat. Einen ganzen Tag und eine halbe Nacht flog ich von New York bis Rianna bei Limerick und dann ging es mit Auto und Zug quer durch die grüne Insel, deren Farbe wirklich die des Smaragdes
Im allgemeinen werden die Amerikaner als ein Volk angesehen, das dem Militarismus abhold ist. Gerne betrachtet sich der Amerikaner als disziplinlosen und „freien“ Menschen. Rein äußerlich betrachtet, mag es stimmen. Dennoch aber ist Amerika das Land einer ganz bestimmten Etikette, und der gewiegte Amerikakenner wird Hermann Keyserling zustimmen müssen, wenn er in seinem .Amerika, der Aufgang einer neuen Welt“ seine Charakteristik in dem Ausruf gipfelt: Die meisten Amerikaner wollen gehorchen, wie dies noch kein Soldat jemal getan.“ Vor allem fehlt ihm das Ressentiment gegen den
Dem aufmerksamen Besucher Frankreichs fällt es bald auf, daß die Gefühle weiter Schichten der Bevölkerung Deutschland und den Deutschen gegenüber ganz andere sind wie nach dem ersten Weltkrieg. Höchst selten wird man von b och es reden hören, und wer die heutigen Zeitungen, Zeitschriften und Literatur Frankreichs kennt, weiß, daß gegenwärtig jenseits des Rheins ein ganz außerordentliches Interesse für den östlichen Nachbarn herrscht. Und dieses Interesse ist nur zu geringem Teil von Furcht und Haß diktiert; Neugierde und selbst oft eine gewisse Sympathie sind da die Triebfedern.