Wie geht es weiter mit der Volkspartei? Nach Reinhold Knoll (FURCHE 46/ 1987) meldet sich ein „Stammwähler“ zu Wort: Er warnt vor einer „kernigen“ Mittelpartei.
Salzburgs Landeshauptmann muß sich wegen des 8. Dezember 1984 vor den Verfassungsrichtern verantworten. Dennoch gerät die Ladenschlußfront allmählich ins Wanken.
Die Zahl der Arbeitslosen steigt weiter. Die Arbeit ist knapp. Doch nicht für alle: Manche verdienen doppelt. Im Schatten der offiziellen Wirtschaft gedeiht die Schwarzarbeit. Welche Rolle spielt das Pfuscher- tum in Österreich? Da gehen die Meinungen auseinander. Eine neue Untersuchung weist ihm eine nachgerade unbedeutende Rolle zu. Realitätsfern?
Erst nach der parlamentarischen Sperrstunde für die große Sommerpause waren Bundeskanzler Fred Sinowatz und sein Kompagnon Norbert Steger bereit, einen Zipfel des Geheimnisses der Budgetmisere zu lüften: Nicht 74 Milliarden Schilling werde das Budgetdefizit 1983 betragen, sondern rund 95 Milliarden Schilling — wenn alles gutgeht, denn im Finanzministerium hält man auch ein Defizit von über hundert Milliarden Schilling für möglich. Sollte nicht rasch, spätestens bis zum kommenden Frühherbst, etwas geschehen, so droht für das Jahr 1984 ein Abgang von rund 130 Milliarden
In ihren Wirtschaftsprogrammen bekennen sich ÖVP und FPÖ zur Marktwirtschaft. Die eine hält es mit der „Sozialen“, die andere mit der „Liberalen“; die SPÖ dagegen will weder vom einen noch vom anderen etwas wissen.„Wer sich heute zur Sozialen Marktwirtschaft bekennt“,schrieb Karl Blecha am 14. Juli 1976 in der’ „Arbeiter-Zeitung“, „verschleiert damit nur sein Eintreten für eine rein kapitalistische Wirtschaftsordnung — “. Wie schlimm muß dann für die SPÖein Koalitionspartner sein, der sich gar für eine Liberale Marktwirtschaft einsetzt.Die „drei
Sozialminister Alfred Dallin- ger will mit einer besonders skurrilen Maßnahme neue Arbeitsplätze schaffen: mit dem Verbot von Überstunden.Zufolge einer Umfrage des Dr. Fessel+GfK-Instituts wird eine solche Maßnahme von 60 Prozent der Österreicher generell abgelehnt. 49 Prozent der Befragten befürchten ein Ansteigen der Schwarzarbeit und 37 Prozent Lohneinbußen, doch eine Verwirklichung des Dallinger-Vor- schlags würde vor allem einenBumerang-Effekt erzielen: die Vernichtung von Arbeitsplätzen.In Österreich werden rund fünf Prozent des Arbeitsvolumens in Form von Überstunden
Die österreichische Bauwirtschaft befindet sich in ihrer tiefsten Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Natürlich läßt sich auch diese Krise mit weltwirtschaftlichen Einflüssen erklären, doch in weit höherem Maße als etwa die triste Lage der heimischen (verstaatlichten) Stahlindustrie hat die Krise am Bau vor allem innerösterreichische Gründe.Selbst die so gerne für ökonomische Krisenerklärungen herangezogene These von den „gesättigten Märkten" geht an der Wirklichkeit vorbei: Es gibt in ganz Österreich einen großen Bedarf an preiswerten Eigentums- und
399,4 Milliarden Schilling Ausgaben bei 325,6 Milliarden Einnahmen, 73,8 Milliarden Schilling Defizit bei 47,9 Milliarden neuen Schulden: das sind die trockenen Zahlen des Budgetvoranschlages 1983. Und eigentlich glaubt niemand, daß sie halten.
Der herannahende Winter mit vielleicht bis zu 200.000 Arbeitslosen, eine deutliche Einbuße an wirtschaftspolitischer Kompetenz im Bewußtsein der öffentlichen Meinung und der Wahltag in einem halben Jahr haben die Bundesregierung ein zweites Mal in diesem Jahr veranlaßt, ein Beschäftigungsprogramm vorzulegen.An den wirtschaftlichen Ergebnissen des letzten Halbjahres gemessen, war das Frühjahrs-Be-schäftigungsprogramm ziemlich exakt jener Flop, der ihm vorhergesagt wurde. Das „Sofortprogramm” zur Errichtung von 5000 Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen hat ebensowenig wie der
Die Verhandlungen für das Budget 1983 lassen keinen Kurswechsel erkennen. Und mit dem Ansteigen des Defizits verliert Osterreich Ansehen auf den Kreditmärkten.
Die Republik Osterreich treibt mit Riesenschritten dem Fiasko zu. Dies ist, verschlüsselt formuliert, die Botschaft des Beirates für Wirtschafts- und Sozialfragen in seiner Budgetprognose für die nächsten fünf Jahre bis 1986.Unter der sehr optimistischen Annahme, daß im halben Dezennium bis 1986 das Sozialprodukt jährlich real um 2,5 Prozent wächst, werden die Netto-Bud-getdef izite zwischen 56 und 58 Milliarden Schilling betragen. Ihr Anteil am Sozialprodukt wird über der Vier-Prozent-Marke liegen — vom früheren Finanzminister Hannes Androsch bis zum derzeitigen Staatssekretär
Der frühere Präsident des internationalen Fußballverbandes (FIFA), Sir Stanley Rous, schlug sich lang und tapfer gegen die vollständige Vermarktung des Fußballs, sein Nachfolger Joa Havelange aus Brasilien aber blies zum totalen Kurswechsel.Zunächst akzeptierte Havelange die Aufstockung des Teilnehmerfeldes an der Fußballweltmeisterschaft von 16 auf 24 Länder, woran die Werbebranche, die Großsponsoren, die TV- und Video-Industrie und die Fernsehgesellschaften gleichermaßen interessiert waren. Sodann beauftragte die FIFA das britische Werbeduo Peter West und Patrick Nally mit der
Der Haushaltsplan 1982 wurde mit „Sparbudget" übertitelt. Er ist aus den Fugen geraten. Das bringt Finanzminister Herbert Salcher auf immer neue Finanzierungsideen.
Mitte der fünfziger Jahre glaubten die Europa-Begeisterten an eine mächtige Zentralgewalt, die schon bald supranational als europäische Bundesregierung über die einzelnen Gliedstaaten herrschen werde: nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika. Das vorläufige Ergebnis dieses Traums ist die Europäische Gemeinschaft, ist die EG (s. „Stichwort" S.2).Und dieser Traum ist in 25 Jahren Alltag geworden als ein Europa der Schrebergärten, ein Zustand, den Jean Monet und Robert Schuman mit ihrer Vision von einem politisch und wirtschaftlich einigen Europa überwinden wollten.
Unsere Budgetkassen sind noch nicht erschöpft", meinte Bundeskanzler Bruno Kreisky zu Jahresbeginn und verkündete ein „Beschäftigungsprogramm" zur Errichtung eines neuen Konferenzzentrums in Wien-Kagran.Doch Finanzminister Herbert Salcher winkte ab: Kein Geld in der Kasse, keine Chance auf billiges Geld im In- wie Ausland, wenig Lust, noch höhere Steuern einzufordern.Nationalbank-Präsident Stephan Koren wehrt sich desgleichen gegen die Absicht der Regie-rung, das Tempo der Notenpresse zu beschleunigen. Rien ne va plus - es geht nichts mehr.Da kam der Kanzler mit der Botschaft
Wirtschaftspolitik ist nur dann auf kurze Sicht richtig, wenn sie langfristig solid ist. Die budgetpolitische Zielvorstellung '82 hat nicht einmal zwei Wochen überlebt.
Unsere Wirtschaft hofft darauf. Volker Hauff nennt es das „dümmste Projekt seit dem Turmbau von Babel": Die Rede ist vom Rhein-Main-Donau-Kanal, dessen Fertigstellung einmal für 1981 geplant war. Bringen Naturschützerund Finanzen das Projekt überhaupt zum Scheitern?
Nach jahrelangen Verhandlungen beschließt die SPÖam 12. November allein im Nationalrat das neue Mietengesetz. Ein Hausherr ist damit sicher zufrieden: die Gemeinde Wien. Sie kann die Mieten für ihre Gemeinde-Altbauten empfindlich erhöhen. War das der Zweck?
Kurze Zeit nach seiner Bestellung zum Finanzminister meinte Herbert Salcher in einem „Ku-rier"-Interview, daß „in diesem Budgetjahr die Vollziehung wichtig ist, um das Nettodefizit nicht über die geplanten 24,8 Milliarden Schilling hinauswachsen zu lassen".Diese erste Prüfung, soviel steht fest, hat der Finanzminister nicht bestanden. Im bestąn Fall wirdfür 1981 das Nettodefizit knapp unter 30 Milliarden Schilling liegen.Mit seinem ersten eigenen Budgetentwurf versprach der Finanzminister in einem ORF-Interview am 9. April 1981 „ein sehr hartes Sparprogramm, denn andernfalls ist die
Österreichs Bundeshaushalt ist völlig aus den Fugen geraten. Mitdem siebenten (!) „Sanierungsbudget“ in ununterbrochener Reihenfolge drojit nun ein Quantensprung von einem Bruttobudgetdefizit in Höhe von rund 50 Milliarden Schilling (1981) auf rund 65 Milliarden Schilling im Jahr 1982. Demnach würde im kommenden Jahr das Budgetdefizit um 30 Prozent steigen, während für das nominelle Sozialprodukt mit einem Wachstum von etwa 9 Prozent (real 2 Prozent) zu rechnen ist.Jedes bessere Ergebnis als ein 65- Milliarden-Schilling-Rekorddefizit bezeichnet Finanzminister
Mit 732 Insolvenzen im ersten Halbjahr und einer für das ganze Jahr 1981 ) prognostizierten Summe der Passiven in Höhe von annähernd 15 Milliarden Schilling strebt die österreichische Wirtschaft einem neuen Nachkriegsrekord zu:Die Funder-Gruppe, die Klimatechnik, Sleepy, die Armaturenwerke Karl Seidl AG, die Merino Gerberei in der Steiermark, die Sportschuhfabrik Ka- stinger in Seewalchen, das Kur- und Sporthotel Alpenland in Salzburg und die Wirkwarenfabrik Amann in Hohenems wurden vom Pleitegeier erfaßt, 70 Prozent der zunächst als Ausgleiche angemeldeten Insolvenzen endeten als
Als Hannes Androsch am 21. April 1970 in das Amt des Finanzministers berufen wurde, schrieben die „Salzburger Nachrichten“ von einem „Meilenstein in der Geschichte des Sozialismus und sicher einem der bedeutendsten Ereignisse im Leben des jungen Mannes“.Bei seinem wohl unwiderruflich letzten Auftritt als Finanzminister im Parlament am 17. Dezember 1980 waren zunächst nur 18 Kollegen aus der eigenen Fraktion anwesend ...Im November 1972 stufte sich Hannes Androsch in einem Gespräch mit dem inzwischen eingestellten Magazin „economy“ als zweitbesten Finanzminister
Nicht zum ersten Mal wird eine Arbeitszeitverkürzung diskutiert. Vielmehr erleben wir jetzt die Neuauflage jener Debatte, die schon vor zwei Jahren die Gemüter bewegt hat.Obwohl damals sogar SPÖ-Kreise mit dem Gedanken gespielt haben, das Thema in den Wahlkampf 1979 einzubringen, wurde der Plan zurückgezogen. Der Grund: Laut Sozialwissenschaftlicher Studiengesellschaft erwarteten sich nur 32 Prozent der Bevölkerung davon einen Beitrag zur Vollbeschäftigung, während 46 Prozent diese Wirkung einer Arbeitszeitverkürzung verneinten.Der verstorbene Sozialminister Gerhard Weißenberg zählte
Am 3. Mai ist es zwanzig Jahre her, daß die Europäische Freihandelsvereinigung (European Free Trade Association/ EFTA )als Vertragswerk in Kraft trat. Das Abkommen selbst wurde am 20. November 1959 in Stockholm unterzeichnet. Am 17. November 1972 wurde in Wien das Weiterbestehen des Vertrages beschlossen. Österreich, auch heute noch mit von der EFTA -Partie, war eines der Gründungsmitglieder des die meiste Zeit ungeliebten Kindes der europäischen Integrationspolitik.
Sozialpolitik ist in Österreich eine „heilige Kuh". Sie wird im Revier der ASVG-Spezialisten gemästet und - sind die Kassen der öffentlichen Hand auch noch so leer-niemand darf in dieses Revier dringen, die Effizienz dieser mechanischen Sozialpolitik in Frage stellen.Das Hauptproblem dieser Sozialpolitik besteht darin, daß ihre Leistungen nicht nach dem tatsächlichen Einkommen des jeweiligen Empfängers, sondern nach bestimmten sozialen Kategorien bemessen werden. Man hilft nicht etwa dem Armen, sondern den Alten, den Kranken, den Studenten, weniger auch den kinderreichen
„Moloch Staat" ist unersättlich: 1979 erreichten die Einnahmen der sogenannten „öffentlichen Hand" in Österreich mit 570 Milliarden Schilling am Bruttonationalprodukt in Höhe von rund 928 Milliarden Schilling einen Anteil von 61,4 Prozent; vor einem knappen Jahrzehnt lag dieser Anteil noch bei 55,4 Prozent.
Sicher ist die Wirtschaftsspionage keine Erfindung des zwanzigsten Jahrhunderts. Dieses dunkle Gewerbe ist so alt wie die menschliche Zivilisation und kann bis weit in die Vergangenheit zurück nachgewiesen werden. Dennoch kommt dieser Art der Spionage heute eine besondere Bedeutung zu, weil die Entwicklung technologischer Neuerungen immer aufwendiger wird.
Bundeshaushalt - Schicksalsbuch der Nation, in Zahlen gegossenes Regierungsprogramm, Sternstunde des Parlaments. Die Wirklichkeit sieht freilich anders aus. Der Finanzminister präsentiert das Regierungsbudget, garniert es mit Ap- percus zur Weltwirtschaftslage und weiß - Parlament hin, Parlament her - recht genau, daß dieses Budget von der parlamentarischen Mehrheit geradeso beschlossen werden wird, wie er es schon in den Sommermonaten mit den einzelnen Ressorts abgesprochen hat. Das stolze Budgetrecht des Parlaments wird in der österreichischen Wirklichkeit nicht einmal mehr als Fiktion gepflegt.
Am 16. August beginnt in Tirol die Parteien-Werbung um die Wählerstimmen für die Landtags wahl am 30. September. Nach einem nur sechswöchigen Wahlkampf auf Sparflamme werden keine Mandatsverschiebungen erwartet.„Mit Wallnöfer für Tirol“ zieht die ÖVP in einen Wahlkampf, der primär auf die Persönlichkeit des aus politischem Urgestein geformten Denkmal eines Landeshauptmanns abgestellt ist. Mit gutem Grund: Rund 90 Prozent der Tiroler Bevölkerung können sich keinen besseren Landeshauptmann vorstellen, als den bald 66jährigen Eduard Wallnöfer. Er ist für sie laut einer
1978 wurden in Österreich 12.400 Ehen geschieden. Der Anteil der Trennungen an den im selben Jahr vorgenommenen Eheschließungen (44.573) war damit auf 36 Prozent angestiegen. Ein Siebentel der 1978 Lebendgeborenen (85.402) war unehelicher Abstammung.Hinter diesen Zahlen steht das Leid der Trennung und der Einsamkeit, stehen die vielfältigen Schwierigkeiten von und mit Kindern, die nur von einem Elternteil - meist der alleinstehenden Mutter - großgezogen werden, und steht nicht zuletzt das Los der zumeist berufstätigen, alleinstehenden Frauen und Mütter - einer sozialen Gruppe, die im
Stolz verkündet die Bundeswirtschaftskammer in einer Presseaus- sendung: Erstmals seit 1951 hat die Zahl der Selbständigen in Österreich wieder zugenommen, und zwar um 2000 Unternehmer auf nun insgesamt 248.600 Kammermitglieder. Den weitaus größten Teil der unternehmerischen Newcomer zieht es zum Fremdenverkehr, zum Verkehr und in den Handel, unter den Bundesländern dominieren Salzburg, Tirol und Vorarlberg, abgeschlagen sind dagegen das Burgenland und Niederösterreich.Wer wird Unternehmer und warum? Angesichts der in den letzten und sicherlich auch in den nächsten Jahren sehr
Der hohe Stellenwert des Austromarxismus innerhalb der marxistischen Lehre rührt daher, daß es ihm gelang, die kosmozentrische Grundauffassung des „reinen Marxismus” wenn schon nicht zu durchbrechen, so doch zumindest mit Bestandteilen der anthropozentrischen Auffassung zu verbinden. Komplizierte Begriffe beschreiben hier einfache Sachverhalte: Der Kosmozentrismus unterstellt, daß der Mensch prinzipiell in derselben Weise wie die übrigen Teile des Kosmos existiert, während die anthropozentrische Auffassung den Menschen als eigenartiges Wesen sieht, das in einer ganz anderen Weise
„Eine Zeitenwende”, schreibt der ehemalige Finanzminister und Präsident der Oesterreichischen Nationalbank, Wolfgang Schmitz, „kommt selten allein”. Er sieht das Ende der wirtschaftlichen Globalsteuerung gekommen, das Ende der antizyklischen Konjunkturpolitik und damit das Ende des Zeitalters John Maynard Keynes, dessen Lehren länger als vierzig Jahre den Wirtschaftspolitikern in aller Welt als Grundlage für die Bewältigung von Rezessionen bzw. der Vermeidung von Depressionen diente.Also heißt es von der „Illusion der ,Machbarkeit” der Konjunktur durch die Konjunkturpolitik”
„Sportpolitik“, meint Unterrichtsminister Fred Sinowatz, „soll nicht allein Subventionen und Turnstunden beinhalten, der Sport muß vielmehr als gesellschaftliche Realität und wesentlicher Teil unserer Lebensqualität gelten.“ Diese Worte eines prominenten Sozialisten überraschen. Denn tatsächlich wird im Sport, selbst in vielen Disziplinen des Breitensport, an Prinzipien festgehalten, die im Sozial- und Wohlfahrtsstaat die gesellschaftliche Wirklichkeit immer weniger prägen: am Lei-stungs- und Wettbewerbsprinzip, an zumeist objektiven und allgemein anerkannten Bewertungsregeln, an der Formel, daß Dabeisein viel, doch der Sieg alles ist.
Auch als die Wachstumseuphorie der Brundesregierung noch keine Grenzen kannte, war Optimismus nicht angebracht: dieser Fetischismus hatte seinen Preis schon im Jahr des Antritts der Regierung Kreisky, als es eine Inflationsrate in der Höhe von 4,4 Prozent gab. 1971 betrug die Inflationsrate 4,7 Prozent, im Jahre 1972 stiegen die Preise gleich um 6,3 Prozent, dieses Jahr werden sie (wenn alles gut geht) um 7,5 Prozent steigen und nächstes Jahr, 1974, wird sich die Inflationsrate auf diesem Niveau fortsetzen. Dagegen schrumpfte das reale Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren: Es betrug
In seiner jüngsten Pressekonferenz lehnte Finanzminister Androsch alle in letzter Zeit aufgetauchten Forderungen nach Senkung von Steuersätzen rigoros ab. Eine Lohn- und Einkoin-mensteuersenkung, so meinte er, würde dem einzelnen nichts bringen, dafür aber dem Staat wichtige Mittel zur Finanzierung der „Lebensqualität“ nehmen.An eine Senkung des Mehrwert -Steuersatzes sei schon deshalb nicht zu denken, weil sie zudem nicht preis-, sondern nur gewinnwirksam sei. Dagegen plane er eine Erhöhung der Bahn- und Posttarife und eine Neuregelung der Familienbeihilfen in der Weise, daß die
Was schon lange in der öffentlichen Meinung unterschwellig brodelt, ist nun plötzlich in den Mittelpunkt des Wiener Wahlkampfes mit voller Wucht gerückt: die rund 230.000 (zählt man auch die ohne Arbeitsbewilligungen Beschäftigten dazu, dann sind es an die 300.000) in Österreich, vornehmlich in den Großstädten, beschäftigten Gastarbeiter, Österreichs neues Proletariat.Wiens neuer Bürgermeister Leopold Gratz machte mit Äußerungen, die leider sozialdemokratisches Ethos schmerzlich vermissen ließen, einen Anfang. Zuletzt meinte er in einem Interview mit dem „Kurier“: „Wir
Wird aus dem Sommer des wirtschaftlichen und politischen Mißvergnügens (hohe Inflationsraten, Sorgen im Fremdenverkehr, sinkende Auftragslage in der Exportwirtschaft, Skandale rund um den geplanten Bau der UNO-City, ORF-Novelle) ein Herbst des Unwiederbringlichen? Gedacht ist hier an die eben anlaufende Lohnrunde für rund 650.000 Arbeitnehmer, in deren Rahmen Forderungen bis zu einer 20prozentigen Erhöhung der Kollektivvertragslöhne präsentiert werden — und keine Senkung der Lohnsteuern.
Wenn Österreich in den Jahren seit 1953 alle Währungskrisen so gut überstanden hat, so war das nicht zuletzt die Folge des engen Zusammenwirkens von Nationalbank, Kre-äitapparat und Bundesregierung. Dieses enge Zusammenwirken war in den ersten drei Jahren der Regi-nmg Kreisky argen Belastungen ausgesetzt, nun ■— ein halbes Jahr nach der Abberufung von Präsident Wolfgang Schmitz — ist es aber ernsthaft gefährdet.Anfang Februar 1973 erfolgte an der Spitze der Nationalbank ein parteipolitisch motivierter Führungswechsel und in der Folgezeit Maßnahmen, die allesamt darauf
Seit September 1970 herrscht In Österreich ein inflationäres Treibhausklima. Daß der Eintritt dieses Klimas, mit der Übernahme der Regierungsgeschäfte durch das Kabinett Kreisky-zusammenfiel, mag Zufall sein, das Faktum ist jedenfalls schwer zu bestreiten. Die in den letzten drei Jahren sprunghaft ansteigenden Inflationsraten (1970:4.4 Prozent; 1971: 4,7 Prozent; 1972: 6,3 Prozent und 1973 wahrscheinlich7.5 oder etwas mehr Prozent) sind auch den ökonomisch desinteressierten Leuten bekannt; die Frage nach der Schuld an dieser Entwicklung wird oft nach parteipolitischen Gesichtspunkten
Der Countdown für die Umstellung auf das Mehrwertsteuersystem in Österreich ist abgelaufen, der ganz große Ärger kann beginnen. Obwohl die Probleme, die mit dem konjunkturpolitisch falschen Einführungstermin und mit dem gewiß viel zu hohen Satz der Mehrwert- und der „Investitionssteuer“ zusammenhangen, längst noch nicht ausdiskutiert sind, hat sich nun die Diskussion ganz eindeutig auf die einzelwirtschaftliche Ebene verlagert. Infolge der viel zu kurzen Umstellungszeit hat das neue Steuersystem in allen Bereichen der Betriebswirtschaft eine Unzahl von durchaus vermeidbaren
In dieser Woche wird der Bundesvoranschlag für das Jahr 1973 im Plenum des Nationalrates mit den Stimmen der sozialistischen Mehrheitspartei beschlossen. Hier und anderswo wurde immer wieder darauf hingewiesen, daß es sich dabei um einen Bundesvoranschlag der negativen Superlative handelt: um das höchste Budgetdefizit seit 1945, um das höchste inlandswirksame Budgetdefizit seit 1945, um die höchste Zuwachsrate der bereinigten und inlandswirksamen Budgetausgaben seit 1945 usw.Dies alles riskiert der Finanzminister in einer wirtschaftlichen Situation mit ausgelasteten Kapazitäten und den
Ist das Verhältnis zwischen einigen Vertretern der Bundesregierung und dem Gewerkschaftsbund ein Krisenherd geworden?Daran dürfte der eben zustandegekommene, von Finanzminister Dr. Androsch initiierte und koordimierte Pakt zwischen den Sozialpartnern nur sehr wenig ändern. Denn einmal ist es nicht gelungen, einen befristeten Stop von Löhnen und Preisen zu vereinbaren — die Sozialpartner willigten nur in eine „Zurückhaltung“ (was immer das heißt!) ein —, das anderemal, und das ist das entscheidende, zeugen Erklärungen von Gewerkschaftsseite davon, daß die so gefürchtete
Unter den vielen Übeln, die die derzeitige Wirtschaftspolitik kennzeichnen, stechen neuerdings zwei besonders heraus: Das eine ist die Tatsache, daß von offizieller oder halbofflzieller Stelle alle paar Wochen eine neue und noch höhere Inflationsrate für das kommende Jahr genannt wird (Anfang September nannte Finanzminister Dr. Androsch 7 Prozent, den Bundesvoranschlag erstellte er auf der Grundlage einer Inflationsrate von 7,5 Prozent, wiederum später nannte Dr. Kreisky eine mögliche Inflationsrate von 8 Prozent und zuletzt wollte Professor Nemschak, Leiter des
Trotz aller internationalen Handelsverflechtungen und weltwirtschaftlichen Interdependenzen war und ist die Budgetpolitik eine sehr nationale Angelegenheit: eine Sache des Finanzministers, der das Soll-Budget der Volksvertretung präsentiert, und eine Sache der Parlamente beziehungsweise jener parlamentarischen Fraktionen, die einem Bundesvoranschlag nur zu oft ungeschaut zustimmen, weil die Parteidisziplin das so nahelegt. Aus ökonomischer Sicht kann daher ein Budgetentwurf gar nicht so ineffizient und inflatio-nierend sein, daß er nicht doch von der Mehrheit im Parlament beschlossen
Die Wirtschaftspolitik des flotten Inflations-Zweigespanns Bruno Kreisky/Hannes Androsch trägt reife Früchte: Seit 1970 führt der Inflationsweg längs des Grats von Gipfel zu Gipfel — 1970 4,4%, 1971 4,7%, 1972 etwa 6,1%, und für das kommende Jahr prognostizierte der eher zu Optimismus neigende Professor Nemschak vom Institut für Wirtschaftsforschung eine Inflationsrate von (vorläufig) 8%.
Mitbestimmung verdirbt, wenn sie werkschafter einfach der sozialistilediglich die Plätze in den Aufsichtsräten (nach parteipolitischen Gesichtspunkten) umverteilt. Dies — leider! — wäre das Ergebnis der von der sozialistischen Regierung zuletzt geforderten Novellierung des Betriebsrätegesetzes. Künftighin soll ein Drittel der Aufsichtsräte von den Arbeitnehmervertretern gestellt werden. Hinter dieser Forderung stehen keine pragmatischen Erfahrungen, sondern der höchst ambitiöse ideologische Anspruch, die Gleichberechtigung von Arbeit und Kapital durchzusetzen, die
Verhandlungsstrategisch dürfte sich die Führung der Volkspartei eher ungeschickt verhalten haben, als sie vor wenigen Monaten die parlamentarische Zustimmung der Partei zum (Interims-)Abkommen mit der EWG vom Regierungs-Akzept eines Acht-Punkte-Begleitprogramms der ÖVP abhängig machte. Das Entweder-Oder war nicht ernst zu nehmen, da doch jeder wußte, daß ein ÖVP-Nein aus vielen und guten Gründen nicht zur Debatte stand.
Die Frage bleibt aktuell, ob gegen die anhaltende Geldentwertung gar nichts unternommen werden kann, ob denn wirklich Kreisky, Androsch & Co. recht haben, wenn sie kalt erklären, daß die Inflation importiert sei und man sich eben abrinden müsse.
Seit nunmehr zwei Jahren verkauft die Regierung das dirigistische Instrument der Preisrc-gelung als das Heilmittel gegen den Preisauftrieb in Österreich. Gerade so lange Zeit wetterten einschlägig befaßte Fachleute und die ÖVP mit gewiß logischen Argumenten gegen die befristete Preisregelung. Diese sei, so wurde bedeutet, nicht marktkonform und im übrigen geeignet, während der Gültigkeit eines Preisregelungj-gesetzes sogenannte „graue Märkte“ für stark nachgefragte Produkte zu schaffen und am Ende der Befristung starke Inflationsschübe zu verursachen. Dennoch willigte
Mit einiger Spannung wurde der erste Subventionsbericht der SPÖ-Bundesregierung erwartet. Immerhin hatte Bundeskanzler Dr. Kreisky noch als Oppositionsführer versprochen, eine sozialistische Regierung würde sich in ihrer Subventionspolitik äußerst rationell verhalten, parteipolitischen Vergabekriterien einseitiger Staatsleistungen abschwören und überhaupt den Wildwuchs im österreichischen Subventionsdschungel roden. Wann immer der SPÖ-Vorsitzende das zu hohe Budgetdefizit von ÖVP-Regierungen kritisierte, meinte er auch, mit einer zweckmäßigeren Subventionspolitik des Bundes könnten die Budgetausgaben bzw. deren Zuwachsraten reduziert werden.
Unter der sozialistischen Alleinregierung haben sich Grautöne in die wirtschaftspolitische Diskussion eingeschlichen, die sich vor allem in der Formel von der „relativen Stabilität“ widerspiegeln. Die Hinwendung der Regierungspolitik zur „relativen Stabilität“ bedeutet als erste Stufe zur inflationären Eskalation die Kapitulation vor einer unpopulären, auf echte wirtschaftliche Stabilität ausgerichteten Politik.
Seit nunmehr zwei Jahren bewegt sich die jährliche Preissteigerungsrate, gemessen am Verbraucherpreisindex, um die 5 Prozent. Seit langem schon warnen die Vertreter der Kreditwirtschaft und Theoretiker der Ökonomie vor einem Kollaps des Sparwillens, der böse Folgen für den Kapitalmarkt, ja für die ganze Volkswirtschaft haben müßte. Bislang freilich wuchs das Sparaufkommen nahezu parallel mit dem Volkseinkommen. Nur einmal in den letzten beiden Inflationsjahren — im März 1972 — wurde ein im langjährigen Vergleich relativ starker Rückgang der Zuwachsrate des Sparaufkommens registriert, der vor allem auf die heftige Diskussion, die im Zusammenhang mit dem Uberschreiten der 6-Prozent-Inflationsgrenze entstand, zurückzuführen war.
Friedrich Peter, Bundesparteiob-mann der Freiheitlichen Partei, ist wie Quecksilber: will man seine Finger auf ihn legen, so findet sich nichts darunter. Er beruft sich in seiner Argumentation ständig auf sogenannte „freiheitliche Grundsätze“, ohne je einmal hinlänglich dargelegt zu haben, was solche „freiheitliche Grundsätze“ tatsächlich sind oder sein sollen. Auf seine Weise bestätigte er die Definition von Ambrose Bierce, wonach „Politik ein Streit der Interessen ist, der sich als Wettstreit der Prinzipien maskiert hat“.In den letzten Wochen hat der notorische
Das Erscheinungsbild des sozialistischen Finanzministers hat Flecken bekommen. Die Reform des Steuersystems, gekoppelt mit dem hartnäk-kigen Beharren auf dem Mehrwertsteuersatz und der Ankündigung weiterer Steuererhöhungen noch in dieser Legislaturperiode, haben den Prozeß der Entmystifizierung des jungen SPÖ-(Wirtschafts)-Wunder-Politikers nur beschleunigt. Dies wiederum hat auf die Agitation des Finanzministers abgefärbt, die von der „Kleinen Zeitung“ sehr treffend mit „wortreich, aber wenig überzeugend“ charakterisiert wird.Wann die selbstverschuldete inflationistische
Ein „vierblättriges Kleeblatt“ an Beihilfen für Familien propagiert die Volkspartei neuerdings: Kinderbeihilfen, gestaffelt nach Kinderzahl und Kinder alter; Krankenbeihilfen, die ausbezahlt werden sollen, wenn durch die Erkrankung der Mutter für die Haushaltführung Mehrkosten entstehen; Pflegebeihilfen für den Fall, daß die Pflege älterer Familienmitglieder die Einkommenssituation der Familie sehr stark belastet, und zuletzt die Ältestenbeihilfen, die ab dem 80. Lebensjahr auch dann gewährt werden sollen, wenn die Voraussetzungen für einen Hilf-losenzuschuß nicht gegeben sind.
Im wesentlichen hat die Steuerpolitik in einem modernen Staat zwei Ziele zu erfüllen: dem Staat die für die Erfüllung seiner Aufgaben notwendigen Mittel zu beschaffen und als eines unter mehreren Instrumenten der Wirtschaftspolitik zu fungieren, beispielsweise sozialpolitische Aufgaben zu erfüllen, indem sie regulierend in die Verteilung des Volkseinkommens und -Vermögens eingreift, sofern dies von einer Mehrheit der Wähler als richtig und notwendig erachtet wird.
Bis zum Sommer dieses Jahres will Finanzminister Doktor Androsch die Verhandlungen üher einen neuen Finanzausgleich, der die finanziellen Beziehungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden regelt, abgeschlossen haben. Erste Äußerungen von Dr. Androsch (aber auch von Bundeskanzler Kreisky) lassen nicht daran zweifeln, daß mit dem ersten Finanzausgleichsgesetz einer sozialistischen Alleinregierung jene föderalistischen Tendenzen, die seit dem Ende des zweiten Weltkrieges den Ländern einen stärkeren Einfluß auf die Gestaltung des Finanzausgleiches zugeordnet haben, wieder gestoppt werden sollen.
Nach den messerscharfen Vorstellungen des in puritanisch-haushälterischer Tradition aufgewachsenen Österreichers ist der ausgeglichene Haushalt des Bundes das Kriterium für den Erfolg oder Mißerfolg einer Budgetpplitik. Aus diesem Grund traf seinerzeit die Kritik der SPÖ-Opposition am „flotten Deflzitzwei-gespann Klaus-Schmitz“, das einen „sehr schönen Schuldengalopp eingeschlagen“ hätte (Dr. Pittermann Ende Oktober 1967 im Nationalrat) den Nerv der Österreicher — obwohl, wie es der spätere SPÖ-Staatssekre-tär Dr. Veselsky in einer Studie über den „Saldenfetischismus“
Die Generation, die Armut und Mangel der ersten Nachkriegs jähre erlebt hat, knüpft ihre Vorstellung von einer gesunden Ordnung auch an die Voraussetzung, daß jeder imstande sein muß, alle seine leiblichen Bedürfnisse, Nahrungsmittel genauso wie Genußmitte], ausreichend zu befriedigen. Dies funktioniert in der Praxis so, daß die Österreicher in den Weltranglisten der sauf- und freßfreudigen Nationen stets Spitzenplätze belegen. Die Kehrseite der Medaille ist hinlänglich bekannt: ein ständiges Ansteigen der zivilisatorischen Krankheiten, eine Verdreifachung der Ausgaben der
In den vergangenen Wochen -wurde der Bundesvoranschlag als der zahlenmäßige Ausdruck des politischen Handlungsprogrammes der amtierenden Bundesregierung im parlamentarischen Finanz- und Budgetausschuß von den Abgeordneten „peinlich genau“ durchgeackert, sodann im Plenum des Hohen Hauses kapitelweise diskutiert, bis zuletzt die parlamentarische Mehrheit mittels Abstimmung beweist, daß die Bundesregierung tatsächlich korrekt und vernünftig zu wirtschaften versteht; die Opposition hingegen durch Ablehnung des Bundesvoranschlages kundmacht, daß die Bundesregierung und insbesondere ihr
Steigende Preise (und Löhne) sind der marktwirtschaftliche Ausdruck verschiedener volkswirtschaftlicher Ungleichgewichte. Genau so, wie es faktisch ausgeschlossen ist, etwa Stabilität und wirtschaftliches Wachstum im selben Zeitpunkt vollkommen zu verwirklichen, wird es nur in der ökonomischen „Retorte“, niemals aber in der wirtschafts- und konjunkturpolitischen Praxis möglich sein, diese Gleichgewichte vollkommen herzustellen. Eine realistische Einschätzung der konjunkturellen Situation kann Regierung und Opposition, Parlament und Sozialpartner nicht von der Pflicht entbinden,
Die Freiheitliche Partei Österreichs, wie sie sich im dreizehnten Jahr ihrer Führung durch Bundesobmann Friedrich Peter präsentiert: verwechselbar, unselbständig, per- mament und erfolglos bemüht, einen Anspruch aus eigenem Recht zu definieren und zu finden. Verschwommen ist ihr politischer Standort: rechtskonservativ, reaktionär,deutschnational, liberal, zuletzt bei einigen Gelegenheiten auch sozial; verschwommen ihre politischen Zielprojektionen: dabei sein wollen,wenn irgend etwas entschieden wird, Verteidigung des deutschen Kulturerbes in Österreich, Europareife, gegen Koalitionen,
Die besondere Konstellation der Mehrheitsverhältnisse ln der leisten Legislaturperiode hinderten Finanz- minister Dr. Androsch daran, einen „sozialistischen“ Rundesvoranschlag im Parlament einzubringen. Das hat ihn und seine Partei wiederholt sagen lassen, daß sozialistische Budgetpolitik erst dann einsetzen könne, wenn sie im Parlament über eine ausreichende Mehrheit zur Durchsetzung ihrer gesellschaftspolitischen Wertvorstellungen besitze.Nun verfügt die Sozialistische Partei über eine solche Mehrheit. Hat ihr Finanzminister deshalb auch ein von sozialistischen Vorstellungen
Nahezu drei Wochen liegen hinter der — vorläufig! — letzten großen Wahlniederlage der österreichischen Volkspartei. „In der Bundesparteileitung“, so hört man von dort, „ist die Stimmung gut; sogenannte .Schuldige an der Wahlniederlage werden nicht gesucht und im übrigen ist es Dr. Schleinzer gelungen, im Fernsehduell mit Dr. Kreisky zu retten, was noch zu retten war… die Konsolidierungsphase der ÖVP war eben viel zu kurz… Kreisky ist an allem schuld.“Schließlich komplettierte noch Generalsekretär Dr. Kohlmaier das ÖVP-Bild der Lethargie mit dem Hinweis, nun sei es Zeit
Im Oktober 1968 beschloß die Sozialistische Partei ihr Wirtschaftsprogramm, das, so versprach Bundeskanzler Dr. Kreisky damals, „wird es vom Jahre 1970 an der systematischen Verwirklichung zugeführt, aus Österreich einen modernen Industriestaat machen wird“. Das Minderheitskabinett Kreisky I hat, von einem Investitionsplan abgesehen, in den eineinhalb Jahren seines Bestehens keine nennenswerten Maßnahmen in Richtung der Verwirklichung dieses Wirtschaftsprogrammes gesetzt. Im Gegenteil: einige programmatische Absichten, die im Oktober 1968 noch als der ökonomischen Weisheit letzter
Der Aktionsradius der eigenwirtschaftlichen Betätigung der öffentlichen Hand (Bund, Länder und Gemeinden) reicht in Österreich in nahezu alle Sektoren der Wirtschaft. So sind in Österreich unter anderem folgende Sektoren fast vollständig sozialisiert: der Bergbau, die Eisen-, Stahl- und Metallproduktion; die Erzeugung und der Vertrieb von Salz und Tabakwaren; der Personen- und Güterverkehr auf Schienen, zu Wasser und in der Luft sowie der innerstädtische Massentransport; das buchmäßig ausgewiesene Reinvermögen der Aktienbanken; die als Kapitalgesellschaften organisierten
Man darf schon annehmen, daß der pragmatische ÖGB-Präsident Benya am nicht minder pragmatischen SPÖ-Vorsitzenden Kreisky einiges von Belang auszusetzen hat; man kann auch unterstellen, daß insbesondere unter den sozialistischen Arbeitnehmern eine gewisse Enttäuschung über die bisherigen Leistungen der sozialistischen Regierung herrscht — immerhin werden die Gewerkschaftsfunktionäre gebeten, bei stark steigenden Preisen aus stabilitätspolitischen Gründen „normale“ Lohnerhöhungen bei den nächsten Lohnverhandlungen hinzunehmen —, aber man braucht deshalb noch lange nicht zu vermuten, daß Benya ausgerechnet im Wahlkampf Streit mit dem Regierungschef riskiert, um so die Wahlkampfarbeit der ÖVP zu erledigen. Genau diesen Eindruck versucht die ÖVP-Bundesparteileitung zu vermitteln, genau dieser Eindruck aber ist falsch.
Zum erstenmal fand diese Woche ein Bundeskongreß des österreichischen Gewerkschaftsbundes in jener Situation, in welcher die Sozialistische Partei alle Regierungsmitglieder stellt, statt. Zudem fiel dieser ÖGB- Kongreß mitten in die Phase eines eher gemütlichen Wahlkampfes. Wer nun aber geglaubt hat, daß dies den ÖGB-Präsidenten und SPÖ-Parla- mentarier Benya hätte hindern können, auch Kritik an Kreiskys Team zu üben und gewerkschaftsspezifl- sche Vorschläge zur Regierungsarbeit vorzutragen, wurde überrascht. Noch ehe der ÖGB-Kongreß begann, vertrat Benya in der Öffentlichkeit
Österreichs Beitrag zur finanzpolitischen Theorie ist bemerkenswert: hier bewertet man neuerdings die Qualität eines Staatshaushaltes nach der Zeitspanne, die ein Finanzminister für Verhandlungen mit seinen Kabinettskollegen benötigt. Die Formel ist simpel: kurze Verhandlungsdauer — gutes Budget; lange Verhandlungsdauer — schlechtes Budget. Demnach wird das Sollbudget für das Jahr 1972 besonders „hochwertig“ sein, hat doch Finanzminister Dr. Androsch angekündigt, daß die Budgetgesprächsrunde mit seinen Ministerkollegen nur vier Tage dauern werde.
In der modernen Demokratie wechseln die Regierungen nur zum kleineren Teil, weil sie unfähig geblieben oder geworden sind. Wohl stimmt es, daß sie sich in ihrer Verantwortung „erschöpfen“ oder „verschleißen“, aber nicht so sehr, weil das Wählerpublikum sporadisch eine bessere, sondern weil es offenbar eine neue Regierung will. Lebt die Demokratie bereits vom Wechsel um des Wechsels willen?
Der sogenannte VolkskapitalSsmus1 ist in Österreich über sehr bescheidene Anfänge noch nicht hinausgewachsen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Einmal wurde nach dem zweiten Weltkrieg insbesondere die Ersparnisbildung der Unternehmen begünstigt, um so den Wiederaufbau Österreichs und einer investitionsfreudigen privaten und öffentlichen Wirtschaft sicherzustellen. Die Risikobereitschaft der österreichischen Arbeitnehmer ist ebenso unterentwickelt wie der heimische Aktienmarkt. An diesen Tatsachen scheiterte nicht zuletzt das Experiment mit den Volksaktien, zu denen freilich zu sagen ist,
Im Mai 1970 veröffentlichte das Wirtschaftsmagazin „Trend“ das Ergebnis einer Meinungsumfrage und zog folgenden Schluß: „Rund die Hälfte aller berufstätigen Österreicher wäre durch keinerlei materiellen Anreiz (Einkommenserhöhungen von hundert Prozent und mehr) dazu zu bewegen, den Beruf zu wechseln, die Stellung zu ändern oder gar zu übersiedeln.“
Kaum achtundvierzig Stunden nach dem Tag, an dem in München die Polizei einen Bankräuber erschoß, wurden in Westdeutschland fünf Geldinstitute überfallen und dabei von Gangstern rund eine Million Schilling erbeutet. Bei einem dieser Überfälle wurde nach Münchner „Vorbild" eine junge Angestellte als Geisel festgehalten.Es kommt nicht von ungefähr, daß die Münchner Bankräuber sich einer primitiven Form des gesellschaftskritischen Vokabulars bedienten. Die Anmaßung, im Rahmen der „Vergeltungsaktion Elend" der „Roten Front" zu handeln, sollte wohl mehr als nur den Anspruch,
Die öffentliche Meinung, gelegentlich aber auch Vertreter des Bankenapparates (zuletzt BAWAG-Generaldirektor Klen-ner) fordern angesichts einer Inflationsrate von fünf Prozent immer vehementer höhere Zinssätze für Spareinlagen, um so „Verluste" der von der Inflation betroffenen Sparer abzugelten. Es muß erwartet werden, daß diese Forderung um so stärker erhoben werden wird, je mehr die Parteien im kommenden Wahlkampf einander mit populären Versprechen übertrumpfen wollen.
Im Budget für das Jahr 1971 wurde die Position „Wahlen“ im Budgetkapitel Inneres mit dem ungewöhnlich hohen Betrag von rund 10 Millionen Schilling dotiert: Als Finanzminister Doktor Androsch damals, 1970, darauf angesprochen wurde, meinte er mit scheuem Lächeln, dies hätte gar nichts zu besagen. Spätestens seit dem Zeitpunkt, da die sozialistische Regierung das Parlament heimschickte, darf jedenfalls vermutet werden, daß die Fixierung des Wahltermins auf „einen Sonntag im Oktober“ seitens der SPÖ und der von ihr gestellten Regierung schon zu einem Zeitpunkt geplant war, da die Wähler noch mit einem gewissen Interesse das Experiment einer Minderheitsregierung samt ihren tollkühnen Kunststücken verfolgten.
Nach dem Motto: „Ich kenne keine Wähler mehr, sondern nur noch Wahltaktik“ hat sich Friedrich Peter, Obmann der FPÖ, zwar nicht so eindeutig wie am 16. Jänner 1970, für routinierte Kenner politischer Strategie aber doch deutlich genug, wieder einmal festgelegt.
Die schönen Tage von Bretton Woods sind längst vorbei. Der erste Akt der Weltwährungskrise, schrieb die „Deutsche Zeitung — Christ und Welt“ Anfang Juni 1971, „gebar ganz gegen den Willen der Beteiligten — einen .germanischen Hartwährungsblock“ jener Länder, die einst unter Herrschern des Hauses Habsburg vereint waren: Österreich, die Schweiz, Deutschland und Holland“.
Neuwahlen, ob sie nun im Herbst 1971 oder im Frühjahr 1972 stattfinden, werden sicherlich ob der inflationären Entwicklung der Preise angesetzt und auf einen Wahlkampf folgen, in dem jede der Parteien selbstbewußt von sich behaupten wird, das bessere Rezept zur Bekämpfung des Preisauftriebes zu haben. Es wird also weder ein lustiger noch ein besonders ehrlicher Wahlkampf werden.Dennoch ist einer von denen, die das am allerbesten wissen, ÖGB- Präsident Anton Benya, gezwungen, auf einen frühen Wahltermin zu drängen. Gründe dafür gibt es viele. Der gewichtigste davon dürfte sein, daß
Für Piloten eines Flugzeuges gibt es einen sogenannten „point of no return“; es ist dies der Punkt auf dem Flug zwischen zwei Orten, von dem an — wegen der Treibstoffvorräte, des Windes und der anderen Umstände — eine Rückkehr zum Ausgangspunkt nicht mehr möglich ist. Nun glaubt man heute, daß es auch bei der Umweltverschmutzung so etwas wie einen „point of no return“ gibt: irgendwann wird ein Punkt erreicht sein, an dem man später nicht mehr zurück kann. Dann befindet sich die Menschheit im Dezember ihrer Geschichte.
Schon am Nachmittag der Wiederwahl des sozialistischen Kandidaten Franz Jonas zum österreichischen Bundespräsidenten hatte das Fernsehen, oder besser: das von ihm herangezogene Institut für empirische Sozialforschung eine „wissenschaftlich einwandfreie” sogenannte Multivariatenanalyse zur Hand, der man in der ÖVP vorwarf, gerade so subjektiv und politisch wertprofiliert zu sein wie IFES-Chef und SPÖ- Abgeordneter Karl Blecha. „Diese Wahlanalyse”, schreibt Dipl.-Ing. Ernst Gehmacher vom IFES in der jüngsten Nummer der AIAS-Informationen, „sollte das soziale und politische Geschehen transparent machen.”
Die volkswirtschaftliche Wertschöpfung findet in doppelter Gestalt ihren rechnerischen Ausdruck: einerseits in der Größe des Sozialprodukts (genauer: des Nettosozialprodukts zu Faktorkosten), anderseits in der Größe des Volkseinkommens. Das ermittelte Nettosozialprodukt weist auf die Neuwertschöpfung einer Volkswirtschaft in einer bestimmten Periode hin; das Volkseinkommen wiederum umfaßt die Summe der Leistungseinkommen aller am Produktionsprozeß einer Volkswirtschaft beteiligten Produktionsfaktoren. Es sind dies Löhne und Gehälter der Arbeitnehmer und die Gewinne der Unternehmer, Kapitalbesitzer und Körperschaften.
SCHLENDERT MAN VOM STEPHANSPLATZ aus die Rotenturm- straße hinunter, zweigt dann beim Lugeck, dort wo das Gutenbergdenkmal steht, rechts ab, durchwandert die Sonnenfelsgasse und biegt dann in die erste Seitengasse, diesmal aber links, ein, so befindet man sich in der Schönlatemgasse.Kenner der Wiener Lokalgeschichte verbinden den Namen dieser Gasse mit einem Basilisken, der hier einmal in einem Alt-Wiener Haus sein Unwesen getrieben haben soll. An diese Fabel, sein eigenes Spiegelbild ließ den Basilisken bekanntlich zu Tode erschrecken, erinnert heute noch ein Relief über dem Portal des