Im Oktober gibt es drei Jahrestage, die für die Entwicklung der gesamten Welt, besonders aber der östlichen Hemisphäre von größter Bedeutung sind: Vor zehn Jahren begann der ungarische Volksaufstand, der eine völlig neue Entwicklung in der gesamten Umgestaltung der Politik und der Wirtschaft östlich des Eisernen Vorhangs einleitete. Vor neun Jahren schossen die Russen ihren ersten „Sputnik“ in das Weltall, mit dem das kosmische Zeitalter seinen Anfang nahm, und vor zwei Jahren wurde von den eigenen Genossen jener Nikita Chruschtschow gestürzt, dem nachgesagt werden kann, eine
„Der Sozialismus ist immer noch besser als arbeiten!“ — Diesen vielsagenden Witz raunten sich die Delegierten zum XIII. Parteikongreß der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei zu. Am Vorabend der Eröffnung dieser in den ersten Junitagen abgehaltenen Parteitagung spielte den bereits in der Moldauhauptstadt eingetroffenen Spitzenkommunisten die hervorragende Prager Jazzkapelle desKarel Krautgärtner heißeste Rhythmen auf; zu der begehrtesten Lektüre der Kongreßdelegierten gehörten Hemingways Erzählungen, Krimis, die Werke von John Steinbeck und vor allem „Der Prozeß“ des
Der XX. Kongreß der KPdSU in Moskau vom Frühjahr 1956 wird vielerorts als der Beginn einer nachstalinistischen Periode und derLiberalisierungswelle angesehen. Sicherlich kann man dem XX. Kongreß die historische Bedeutung nicht abstreiten. Allerdings war er nicht der Beginn, sondern das Ende einer geistigen Entwicklungsperiode, die man schlechthin als „Tauwetter“ bezeichnen müßte. Vor diesem Parteikongreß ging nämlich, nachdem die Dämme der Stalin-Berija-Dik- tatur gebrochen waren, der geistige Aufschwung durch das Eintreten mutiger Künstler vor sich, die nicht mehr und nicht
NICHT NACH DEN URSACHEN söll hier geforscht werden, warum nach beinahe achtzehnjähriger völliger Absperrung, Spionagefurcht und Revanchistenverdächtigungen die derzeitigen Lenker der Geschicke der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik, in Abkehr von ihrer bisherigen rigorosen Praxis, die Pforte bei Preßburg einladend weit geöffnet haben, ob sie damit lediglich auf Devisenfang ausgehen oder höhere politische Ziele bezwecken. Man soll die Tatsache als gegeben und dankbar ansehen, daß Europa für uns nicht mehr in Wolfstal endet, und daß wir nach langen schmerzlichen Jahren einer