Jede soziale Lebensform hat ihre spezifischen Wege der Entartung, die sie besonders beachten muß. Wir wissen aus eigener Erfahrung, welches die Entartungen sind, die in unserer Zeit drohen, und wissen auch, wie sie mit schier unerbittlicher Logik aufeinander folgen, wenn einmal der Weg ins Unheil beschritten worden ist: den Anfang macht die anarchische Entartung der Freiheit, die Freiheit also, die nicht mehr das Ganze tragen, sondern das Ganze sein will.Es gibt aber nicht nur Anarchie der einzelnen. Es gibt auch die weit gefährlichere Anarchie der Kollektive, der Gruppen, die organisierte
Die Entwicklung der Freiheit ist im geistigen wie im sozial-politischen Bereich bedenklich genug, und es bedarf wahrhaftig der verantwortlichen Besinnung und “der unvoreingenommenen Erkenntnis der Tatsachen, um die gewaltige und gewaltsame Tendenz zur Mißachtung des Menschen und zur Vernichtung der persönlichen Freiheit im Aufbau der sozialen Ordnung zu überwinden. Jede soziale Ordnung hat ihre Gefahrenzonen, ihre typischen Entartungsmöglichkeiten, die in sonderbarer Weise immer gerade das Gegenteil dessen hervorbringen, was das eigentliche Anliegen der Ordnung war. So führt die
In einem seiner geistvollen und doch zugleich von echter menschlicher Weisheit getragenen Aufsätie zur sozialen Frage hat- Thomas Carlyle inmitten schärfster sozialer Spannungen einen bedeutsamen Satz geschrieben: „Wenn wir nicht handeln, so wird etwas von selbst geschehen, und dies in einer Weise, an der niemand eine Freude haben wird. Die Zeit zum Handeln ist wahrhaftig gekommen!“Dieser Satz kann heute wohl noch mehr Geltung beanspruchen als zur Zeit, da er geschrieben wurde. Aber ein drük-kendes Bewußtsein tiefen Versagens, ewiger Unzulänglichkeit, fast möchte man sagen, die
„Hier ist ein eigener Ton wie selten in dieser Epoche, wo alles George, Dehmel oder mich nachäfft, und hier ist, was noch schwerer wiegt, eine wirkliche Person dahinter, ein Mensch, der der Mühe wert ist... Der Mann ist nichts weniger als ein anfangender Literat, sondern ein vielbeschäftigter Arzt in einem kleinen Landstädtchen und steht um die Mitte der Dreißig.“ Mit diesen Zeilen wurde vor vierzig Jahren Hans Carossa in die Literatur eingeführt: Hugo von Hofmannsthal war der Schreiber, Anton Kippenberg — der spätere Freund und Verleger — der Adressat jenes Empfehlungsbriefes.
Die Menschen unserer Zeit und unserer Bereiche sind, wenn sie es recht verstehen, zu Großem berufen. Nicht in dem Sinne einer falsch verstandenen geschichtlichen Berufung, als wäre ihnen alles geschenkt, dessen sie zur Größe bedürfen, sondern im wahren Sinne einer echten Berufung in Freiheit, Berufung zur Entscheidung aus der Erkenntnis ihrer Aufgabe. Der Größe dieser Aufgabe aber würde die Größe der Katastrophe entsprechen, die über uns hereinbräche, würden wir versagen. Durch alle Fragen schimmert diese Größe hindurch. Kultur und Politik, soziale Ordnung und Wirtschaft sind in
In das Ringen um die Sicherung der Würde der menschlichen Person im Aufbau des sozialen Lebens hat sich der österreichische Bundespräsident mit der Veröffentlichung zweier bedeutsamer Vorträge eingeschaltet. „Vor und nach der großen Mensdiheitskatastrophe gehalten”, 1929 und 1947, zeichnen sie das Problem der Menschenrechte in der sozialen Ordnung unserer Tage, insbesondere gegenüber den Ansprüchen des totalen Staates. Bei Dr. Renner erübrigt es sich wohl zu betonen, daß seine Ausführungen auf souveräner Beherrschung der rechts- und sozialgesthiditlichen Problematik aufruhen,