Über das Wattenmeer spannt Benjamin Lebert die Geschichte einer unerbittlichen Liebschaft: Hamburg und Lübeck, Sylt und die Lüneburger Heide bevölkern die Figuren dieses Romans. "Mitternachtsweg", das ist ein riskanter Weg, den Liebende auf Sylt in der Nacht vom 23. Juni beschreiten, um sich auf einer Sandbank zu lieben. Doch was das Liebesglück besiegeln soll, ist bedroht von der zurückkommenden Flut. Zentrale Protagonistin dieses mysteriösen Märchenspiels ist eine junge Frau namens Helma Marie Brandt, die sich immer wieder an schüchterne, lebensferne, kunstinteressierte junge
Zweifellos haben die Ereignisse seit der Abspaltung Südtirols und der darauf folgenden Italienisierung tiefe Wunden gerissen. Diese Vergangenheit hält Tiroler Autoren auf Trab, Bernhard Schuchter ist einer von ihnen. In seinem Roman wird klar: Das Leben verlangt nach einer Deutung, der man sich nicht verweigern darf, ohne Schaden zu nehmen.Schuchter bedient sich dreier Hauptfiguren, um der Geschichte nachzuspüren. Wir schreiben das Jahr 1990. Ein unplatzierter Ball landet auf der Fensterscheibe des als grantig verschrienen Josef Lahner. Lukas, der Schütze, muss sich entschuldigen und als
Karl-Markus Gauss' Reisen zu Minderheiten.Wenn Karl-Markus Gauß eine Reise tut, verschlägt es ihn auf eine Sprachinsel. Gauß betätigt sich als Forschungsreisender, sein Forschungsergebnis sind die viel gelobten Reisebücher, deren jüngstes ihn zu den Assyrern in Schweden, den Zimbern in Südtirol und den Karaimen in Litauen führt, begleitet von einem Fotografen, der allerlei Belanglosigkeiten dokumentiert. Dieses Unternehmen erinnert an die Reisen eines Ethnologen zu Völkern, die noch etwas "Urtümliches" an sich haben (Sprache, Bräuche), aber zugleich mit TV, Internet, Handys und
Hans Lebert war Sänger, Maler und Schriftsteller. Sein dichterisches Werk nimmt einen unbestrittenen Rang in der österreichischen Nachkriegsliteratur ein. Doch über seine Karriere als Opern- und Operettensänger ist wenig bekannt. Am 9. Jänner hätte er seinen 90. Geburtstag gefeiert.Auf dem Bahnhof in Reichenberg wird im Jahre 1941 ein junger Mann verhaftet. Sein Name: Hans Lebert. Derselbe Hans Lebert, der nach dem Krieg als Autor von Gedichten, Erzählungen, Hörspielen und vor allem zweier Romane in Erscheinung treten wird, die sich mit der unrühmlichen Vergangenheit Österreichs
Ein Buch über das Verschwinden "in beliebiger Weise".Silvia Bovenschen, die mit ihren Büchern von den "Listen der Mode" bis zur "Über-Empfindlichkeit" das intellektuelle Publikum erfreute, hat nach ihrem letzten Buch "Älter werden" erneut einen Prosaband vorgelegt."Verschwunden" ist eine Ansammlung von Dialogen, Monologen, Tagebucheintragungen, Skizzen, kurzen und allerkürzesten Erzählungen, die allesamt eines gemeinsam haben: das Thema Verschwinden, gesammelt und redigiert von einer fiktiven, an den Rollstuhl gefesselten "Autorin", die zugleich als "Herausgeberin" fungiert. Die Figuren
Andrzej Stasiuks Reiseskizzen erzählen vom anderen Europa.Billardlokale in Albanien, Soldatenfriedhöfe in Polen: Andrzej Stasiuk liebt es zu reisen - in die äußere Wirklichkeit wie in die innere. In seinem neuesten Buch "Fado" finden sich subtile Beobachtungen und Reflexionen eines obsessiv Reisenden, der unterwegs ist in Gegenden, die von Touristen eher selten besucht werden.Seine "Reiseskizzen" genannten Erzählungen sind gleichzeitig auch Reisen in die Literatur Osteuropas und ein Nachdenken über archaische Landstriche, die noch wenig mit der Europäischen Union zu tun haben. Die
Thomas Steinfeld über Axel Munthe und die "Kunst, dem Leben einen Sinn zu geben".Wer auf Flohmärkten gern in Bücherkisten wühlt, kommt nicht umhin, immer wieder auf Axel Munthes Buch von San Michele (1929) zu stoßen. Jahrelang habe ich dieses Buch ignoriert, bis ich es eines Tages dann doch erwarb. Der Autor versteht es, mit seiner autobiografischen, anekdotenreichen Plauderei die Leser gut zu unterhalten.Thomas Steinfeld hat jetzt unter dem Titel Der Arzt von San Michele die Geschichte von Axel Munthe neu beleuchtet. In kurzen, leserfreundlich gestalteten Kapiteln folgt er erzählerisch
Peter Sloterdijks lesenswertes Buch "Zorn und Zeit".Theorie", so Niklas Luhmann, "ist ein Instrumentenflug über einer geschlossenen Wolkendecke." Kombiniert man das mit einem scharfsichtigen Adler, dem, in luftiger Höhe seine Kreise ziehend, kein Detail auf der Erde verborgen bleibt, so hat man einen ersten Eindruck, von welcher Warte aus Peter Sloterdijk in seinem neuen Buch "Zorn und Zeit" auf die menschlichen Belange blickt.Eros und ThymosSloterdijk geht von einer Verabschiedung der zwei "klugen Bigotteriesysteme" aus, die als Leitwissen der westlichen Zivilisation fungieren: Christentum
Peter Sloterdijk widmet sich dem Treibhauseffekt der Globalisierung.Im Jahre 1862 besucht der Schriftsteller Fjodor Dostojewskij die Londoner Weltausstellung. Die gläserne Ausstellungshalle, der von ihm so genannte "Kristallpalast", wird für ihn zum Inbegriff eines verabscheuungswürdigen Kapitalismus. In seinem neuesten Buch "Im Weltinnenraum des Kapitals" nimmt der Philosoph Peter Sloterdijk diesen Abscheu Dostojewskijs zum Ausgangspunkt aktueller Überlegungen zu Kapitalismus und Globalisierung. Der Kristallpalast wird zur Metapher für den Kapitalismus, in dem sich alles ökonomische