Selten machen Dissertationen bei ihrer Publikation international Furore, wie dies mit der vor kurzem erschienenen Studie des Harvard-Dozenten Daniel Jonah Goldhagen „Hitler's Willing Executioners: Or-tlinary Germans and the Holocaust" (New York, Alfred A. Knopf, 1996) der Fall ist. Nach wenigen Wochen kann diese Studie, die die Kategorien und Zahlen der mörderischen deutschen Täter, die am Holocaust beteiligt waren, erheblich ausweitet, bereits auf eine bewegte Bezeptionsgeschichte, zurückschallen. Die beiden jungen Historiker Günter Bisehof und 1 .otl lar 1 Tobelt diskutieren
Was macht ein Europa, das nicht mehr aus 15, sondern aus 30 Mitgliedstaaten besteht? Zwölf (darunter zehn Osteuropäer, siehe FuRCHE-Dossier 46/1995) scharren schon jetzt in den Startlöchern. Die Erweiterungsphase, die nach österreichischen Vorstellungen 1998 beginnen soll (Österreich setzt sich in einem vom Bundeskanzleramt und Außenministerium erstellten Bericht vehement für die Nachbarn ein), wird in einem Umfeld passieren, in dem das Finanzpaket der Union aus- (1999) und die dritte Phase der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) anläuft; das bedeutet, daß Kohäsions- und
Es kommt nicht von ungefähr", erklärte der Präsident des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung im burgenländischen Stadt-schlaining, Gerald Mader, bei dem oben schon genannten „Iustitia et Pax"-Studientag, „daß die militärische Solidarität zu einem Zeitpunkt entdeckt wird, in dem die menschliche Solidaritätsbereitschaft immer mehr zurückgeht." Mader warnte deshalb vor einem „vorauseilendem Gehorsam" Österreichs bei der Maastricht-Revisionskonferenz in Turin: es sollte nicht eine solidarische und automatische Teilnahme an EU-, WEU
Die vernünftige Aufteilung von österreichischen und ausländischen Kindern an den Schulen ist nicht immmer möglich. Vom sogenannten „passing system“, wo Kinder der Verteilung wegen an von ihrer Wohngegend entferntere Schulen geschickt werden, hält man hierzulande nicht viel.Wenn man die Kostenfrage einmal ausspare, so Peter Seitz, sei dieses Modell auch pädagogisch nicht sehr wertvoll, weil das Kind aus seiner Wohngegend herausgerissen werde, um mit anderen Kindern nur eine begrenzte Zeit zu verbringen. Das in Berlin erprobte Modell habe sich nicht bewährt.Bleibt man unter sich,
Bis 1918 gehörte das Fürstentum Liechtenstein zum österreichischen Zoll- und Steuergebiet., danach lehnte es sich stark an die Schweiz an. Seit 1924 gibt es eine Zollunion zwischen Schweiz und Liechtenstein.Heute ist aus dem einstigen Agrarland ein moderner Staat geworden, in dem 45 Prozent der Erwerbstätigen in Industrie, Gewerbe, Handwerk und Energieerzeugung, 52 Prozent im Dienstleistungsbetrieb beschäftigt sind. Nur etwa drei Prozent sind noch in der Landwirtschaft tätig.Liechtenstein genoß lange Zeitden zweifelhaften Ruf, eine Oase für Scheinfirmen, Briefkastenfirmen zu sein.Der
Der Frage, ob die Teilung der Tschechoslowakei die „Torheit mm des Jahrhunderts” war, wie Ex-Außenminister Jiri Dienstbier meinte, geht Karl-Peter Schwarz in einem ausgezeichnet gemachten und spannend geschriebenen zeitgeschichtlichen Buch „Tschechen und Slowaken - Der lange Weg zur friedlichen Trennung” nach (Europaverlag, Wien 1993, 240 Seite). Die CSFR ist - wie Schwarz konstatiert - ähnlich der Habsburgermonarchie zerfallen, „weil die Staatsidee, die sie getragen hatte, ihre Bedeutung verloren hat. Vielleicht wäre es möglich gewesen, ihren Zerfall zu verzögern. Der Versuch,
Es brennt in der Hütte. Die Zündler von der Lega Nord, der mmm erfolgreichsten Protestpartei in Norditalien, sind in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Man kommt ihnen auf die Schliche. Nicht alles ist so rein, wie es stets feurig aus dem Munde von Lega-Chef Umberto Bossis kommt. Auch seine Leute treiben das Korruptionsspiel, auch die selbsternannten Staatserneuerer sind in alte Machenschaften verstrickt. Jetzt schien es sogar, als ob sich Lega-Präsident Franco Bocchetta vom angeschlagenen Bossi - bei den Kommunalwahlen wurde seiner Gewaltrhetorik eine deutliche Absage erteilt -
Jack Valenti, US-Vertreter für den Kulturbereich der GATT-Ver-handlungen (zugleich Vorsitzender des Interessenverbands der amerikanischen Filmindustrie), fordert, die europäischen Produkte der Film- und Fernsehindustrie als Handelsware zu behandeln und die „Diskriminierung” des US-Films durch Quotenregelungen einzustellen. Wenn diese Forderung erfüllt wird, fallen sämtliche staatlichen Subventionen für Filmproduktionen weg und besiegeln damit den Tod des europäischen Kinos. Paradox ist, daß die Amerikaner einen Markt erobern wollen, den sie schon zu 90 Prozent beherrschen. Das
Ivan Medek ist Direktor der Sektion für Innenpolitik der Präsidenschaftskanzlei. Der seinerzeitige Dissident und Charta-77-Unterzeichner lebte im Exil in Wien und war als Journalist für „Voice of America" tätig. Er ist praktizierender Katholik und hatte besonders in den Jahren erstarkenden Widerstandes gegen das kommunistische Regime seitens der Chartisten und katholischer Oppositioneller in der damaligen CSSR (1987/88) als Informant Kontakte zur FURCHE.Nun berät er mit seinen Abteilungen (politische Abteilung: zuständig für Kontakte mit dem Parlament, der Regierung, den
Die letzten Meinungsumfragen zu den Parlamentswahlen am kommenden Sonntag in Polen deuten darauf hin, daß nur drei Parteien sicher in den Sejm gewählt werden. Es handelt sich um zwei postkommunistische Vereinigungen - die SLD (Vereinigung der demokratischen Linken, eine KP-Nachfolgepartei) und um die Bauernpartei (eine ehemalige Blockpartei) - sowie um die Demokratische Union von Ex-Premier Mazowiecki.Allen drei Parteien werden Anteile von etwa 13 bis 17 Prozent der Wählerstimmen prophezeit. Die neu eingeführte Fünf-Prozentklausel wird verhindern, daß die total zerstrittenen christlichen
Auf dem Hintergrund der Forderung der katholischen Kirche Böhmens und Mährens, enteigneten Besitz wieder zurückzubekommen, und der zurückhaltenden bis ablehnenden Äußerungen seitens der tschechi-schen Regierung (erst jüngst Premier Vaclav Klaus vor dem Rat der Europäischen Bischofskonferenzen, der in Prag tagte, siehe Seite 7), gewinnt ein Hinweis Ivan Me-deks besondere Bedeutung - weil er sich wahrscheinlich auch in der Betrachtungsweise Präsident Havels wiederfinden wird:Medek betont, daß die katholische Kirche in der Tsche-chischen Republik vor zwei Aufgaben stehe. Erstens müsse
Persönlichkeiten, die kommunistische Gefängnisse während der fünfziger und sechziger Jahre kennengelernt hatten, waren die Protagonisten der Untergrundkirche, deren Strukturen mit dem Einmarsch der Warschauer-Pakttruppen am 20721. August 1968 neu formiert und aufgrund der Erfahrungen neu ausgestaltet wurden. Eine großartige Gestalt aus diesem Kreis ist der verheiratete Bi-schofFrido-lin Zahradnik, der unermüdlich für die Randgruppen der Ge-sellschaft eintritt.Am 21. August 1968-Zahradnik war damals noch nicht Priester, er hat den Einmarsch, wie er sagt, als „Normalbürger” erlebt -
Gtstem abend, 16. Juni, hat Außenminister Alois Mock in der Galerie Würthle (Weihburggasse 9, 1010 Wien) eine Ausstellung prominenter internationaler Karikaturisten - darunter auch FURCHE-Karikatu-rist Wolfgang Ammer (Letzte Seite) -zum Thema Menschenrechte eröffnet (siehe Karikaturen auf dieser und auf der folgenden Seite).Einige der ausgestellten Künstler waren selbst Opfer von Menschenrechtsverletzungen, mußten - wie es in einer Presseaussendung der Galerie Würthle heißt - „unter extremen Bedingungen leben, die sie dann so treffend mit beißendem Witz und pointiertem Symbolismus in
Die Gefangenenhilfsorganisation amnesty international konstatiert in ihrem Bericht 1992, daß nicht einmal in einem Drittel der 183 UNO-Mitgliedsstaaten die Grundrechte garantiert sind. Insgesamt soll es weltweit 300.000 politische Gefangene geben. Wenn in Wien diese Woche prominente Ex-Polit-Häftlinge auftreten - wie Nelson Mandela aus Südafrika oder Jelena Bonner, die mit ihrem Mann Andrej Sacharow seinerzeit in Gorki konfiniert war - sollte man diese Zahl nicht aus den Augen verlieren.Politische Gefangene gibt es in 62 Ländern; in 45 Staaten wurden Oppositionelle (aus politischen oder
ImJahre 1991 (eine neue Statistik wird vom Bundespressedienst auf der Grundlage von Erhebungen des Bundeskanzleramtes derzeit vorbereitet) haben die österreichische Bundesregierung, aber auch Landesregierungen, Interessenvertretungen und karitative Organisationen den zentral- und osteuropäischen Reformstaaten sowie der GUS folgende Unterstützung gegeben:□ Humanitäre Hilfe (ohne Maßnahmen für Ex-Jugoslawien) in Höhe von 248 Millionen Schilling.□ Know-how-Transferleistungen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Infrastruktur in Höhe von 3.980 Millionen Schilling.□
Die Wirtschaftsbeziehungen Österreichs mit der DDR erfuhren nach dem Untergang des zweiten deutschen Staates und seiner Einverleibung in die Bundesrepublik eine völlige Umstrukturierung. Seinerzeit sind ja die Geschäfte über die Einheitspartei SED und dieser nahestehende Firmen gelaufen. Auf dem Bausektor hatte hier insbesondere die Firma Maculan enge Beziehungen in die DDR, aber auch andere Firmen für den normalen Anlagebau.Bestehende Verträge sind zum Großteil nach dem Territorialprinzip auf die Bundesrepublik Deutschland übergegangen beziehungsweise wurden rechtlich abgewickelt.
Am kommenden Wochenende sollen die Serben Bosnien-Herzegowinas in einem Referendum über den Vance-Owen-Teilungsplan abstimmen, den das serbische „Parlament" (65 Delegierte) in Pale - in den Bergen südöstlich von Sarajewo - am 6. Mai abgelehnt hatte.Noch immer demonstrieren die Serben hohe Risikobereitschaft - und der Erfolg scheint ihnen Recht zu geben. Noch immer werden täglich in Bosnien-Herzegowina zwischen 50 und 300 Moslems von Serben „abgeschoben". Dabei handelt es sich um Frauen, Kinder und Alte; die meisten männlichen Mitglieder der moslemischen Familien sind im
Außer einigen kargen Wiedergutmachungsmaßnahmen - heißt es im Band 3 der Österreichischen Volksgruppenhandbücher über „Roma & Sinti" - gibt es in Österreich keine gesetzlichen Bestimmungen zur Wahrung der Identität und Sicherung des Bestandes dieser Volksgruppe. Sie sind heute in Österreich eine ganz kleine Gruppe - 4.000, 5.000 ?Von den Nazis wurden sie als „Asoziale" in KZs eingewiesen (damals gab es etwa 11.000 Roma in Österreich). Am 23. November 1940 wurde im mit-telburgenländischen Lackenbach das größte Zigeuner-Anhalte- und Zwangsarbeitslager eröffnet.
Er war ein Zigeuner aus Girm. Einem kleinen Dorf im mittleren Burgenland, das zur Marktgemeinde Deutschkreutz gehört. Schwarzgelockte Haare, sehr dunkle Haut, musikalisch begabt - und begabt für's Trinken.Er arbeitete bei den Weinbauern seines Ortes - und zog sich am Abend in die, im Girmer Dialekt sogenannte „Schada" (vom ungarischen ,,sätor"=Zelt) zurück, das „Zigeunerviertel" von Girm. Er ist nicht alt geworden. Mit 27 Jahren ist er gestorben. An Alkoholvergiftung.Rinald - so sein „Zigeuner"-Name - hieß laut Geburtsurkunde Franz. Er könnte Symbol sein für
Die Selbstheilungskräfte hat Italien mit dem überwältigenden Ergebnis des Referendums vom vergangenen Sonntag und Montag reaktiviert. Offensichtlich sind die Wähler -70 Prozent der 48 Millionen Wahlberechtigten haben sich am Referendum beteiligt - gewillt, das Immunsystem wieder aufzumöbeln.Italien hat seit dem Zweiten Weltkrieg trotz ständiger Regierungskrisen - die 51. Nachkriegsregierung unter Giuliano Amato sieht ihre Aufgabe ein Jahr nach den letzten Wahlen als „erschöpft" an - nicht schlecht gelebt. Die partitocrazia hat man fast als gottgegeben hingenommen, die Abwehr der
US-Präsident Bill Clinton versuchte beim Gipfeltreffen in Vancouver einzulösen, was er am 23. März bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus ankündigte: Die USA sind für den demokratisch gewählten russischen Präsidenten Jelzin. Boris Nikolajewitsch Jelzin ließ sich unterkühlt in die Arme des Westens fallen.
Zwischen Islam und Christentum besteht ein tiefgreifender Unterschied - trotz der gemeinsamen Wurzel in der altestamentarischen, jüdischen Offenbarung von dem einen Gott und seinen Propheten: Im Islam sind religiöser Glaube und politische Macht, also Religion und Politik untrennbar miteinander verbunden." So skizziert Kardinal Franz König ein Hauptproblem des Christlich-Islamischen Dialogs.Natürlich besteht dabei die Gefahr, daß Vertreter einer Religion, die die Aufklärung mitgemacht und nach einem schmerzvollen Prozeß die Autonomie des modernen, säkularisierten Staates und die
Im spärlich besetzten großen Hörsaal 47 der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien wetterte der damalige Neu-testamentler Johannes Kosnetter gegen den „Ungeist" der jungen Theologen, sich lieber im kleineren Hörsaal 48 bei Rudolf Weiler mit marxistischer Ethik denn bei ihm mit der „Vita Pauli" zu beschäftigen. Es war um 1970, als der 42jährige Sozialethiker Weiler den künftigen Geistlichen - mit Mädchen war „die Theologie" damals noch nicht so zahlreich gesegnet wie jetzt - aktuelle Probleme der Demokratie, Kapitalismus-und Marxismuskritik, die
Lokalaugenschein an der slowakisch-tschechischen Grenze bei Breclav (Lundenburg): Die mittlerweile wenig befahrene Autobahn zwischen Preßburg und Prag muß an der March zweimal verlassen werden. Die Slowaken kontrollieren aus Containern heraus, die Tschechen haben schon etwas festere Zollhäuschen. Ab diesem Punkt verlieren die Kronen mit der slowakischen Marke ihren Wert, müssen die Kronen mit dem tschechischen Aufdruck aus der Tasche geholt werden (Foto). t Die Slowakei sucht alte wirtschaftliche Verbindungen mit der Ukraine und neue mit Österreich. Voraussetzung dafür sind offene
Die jüngsten Angriffe der serbisch-jugoslawischen Armee auf die bosnische Hauptstadt Sarajewo, die Kämpfe im Norden Bosniens und um Mostar (Herzegowina) haben eine neuerliche Flüchtlingswelle ausgelöst. Seit Beginn des Krieges sind mehr als 500.000 Bosnier in andere Landesteile, nach Serbien, Kroatien, teilweise auch nach Österreich und Deutschland geflüchtet.Die EG-Außenminister haben auf ihrer Tagung im portugiesischen Guimaräes den sofortigen Abzug der .Jugoslawischen Volksarmee" aus Bosnien verlangt und den Einsatz von UNO-Truppen auch in diesem, mittlerweile als 52. Mitglied
Der Erzbischof der kroatischen, an der Adria gelegenen Diozese Zadar, Marijan Oblak, hat von einem Massaker seitens serbischerTschetniks inderOrt-schaft Bruska an elf alten Men-schen, vier Frauen und sieben Manner, in der Nacht vom 22. auf den 23. Dezember berichtet. Wie es dazu in der neuesten Aus-gabe der kroatischen Kirchen-zeitung „Glas koncila" (5. Jan-ner 1992) heiBt, handelt es sich dabei um das dritte Massaker in der Erzdiozese. Zuvor waren in Skabmja mehr als 50 Personen ermordet und verstummelt wor-den, in der Ortschaft Nadin fan-den acht Menschen durch serbi-sche Tschetniks
Zum Spielball werden die Menschenrechte auf der 47. Session der UNO-Menschenrechtskommission in Genf. Erklärungen der Kuweiter über irakische Menschenrechtsverletzungen in ihrem Land und Gegenerklärungen der Irakis beherrschen nach den Worten des österreichischen Vertreters, Felix Ermacora, die Beratungen. In einem FURCHE-Gespräch (Seite 3) berichtet der Völkerrechtler über den Plan, Menschenrechtsverletzungen in Kuweit und im Irak durch Sonderberichterstatter überprüfen zu lassen. Ermacora wörtlich: „Die arabische Welt bemüht sich, ihren irakischen Bruder, wie ungesellig er auch
„Die Lohnforderungen haben wir vorläufig im Griff, die Preissteigerungen jedoch nicht.” Polens neuer Premierminister Jan Krzysztof B ielecki beklagt in einem FURCHE-Exklusivinterview (Seite 3) die nur zögernd von der Bevölkerung angenommenen politischen und wirtschaftlichen Reformen.Die Mechanismen der Marktwirtschaft seien nur schwer in Gang zu bringen, die wirtschaftliche Risikobereitschaft seiner Landsleute halte sich in Grenzen. Trotzdem - so Bielecki - werde Polens Reformprozeß vom Westen noch immer wohlwollend zur Kenntnis genommen. Polen bestehe aber auf 80prozentigem Nachlaß
Im Würgegriff der Sowjetmacht findet am Samstag, 9. Februar, in Litauen ein Referendum über die Unabhängigkeit des Landes von Moskau statt. Das Ergebnis hat keinerlei rechtliche Konsequenzen (zur Situation in Litauen siehe Seite 3).Präsident Gorbatschow will am 17. März eine eigene unionweite Befragung über den Verbleib der 15 Teilrepubliken in der Sowjetunion durchführen. „Halten Sie es für notwendig, daß die Sowjetunion vereint bleibt als eine erneuerte Föderation gleich souveräner Republiken, wo Menschenrechte und Freiheit jeder Nationalität voll garantiert werden?", ist
„Wir haben es jetzt mit einem psychologischen Krieg zu tun." Mit diesen Worten beschreibt der litauische Präsident Vytautas Landsbergis in einem Exklusiv-Interview mit der FURCHE (Wortlaut und Analyse der inneren Lage der baltischen Länder Seite 4) die gegenwärtige Form der Auseinandersetzung zwischen Moskau und Vilnius um die litauische Unabhängigkeit. Nach dem blutigen Sonntag vor zweieinhalb Wochen steigere Moskau derzeit seine „ Desinformationstätigkeit", „zum Beispiel über vermeintliche Angriffe auf Mitglieder der Kommunistischen Partei".Das sogenannte
Die vergangene Woche zurückgetretene litauische Ministerpräsidentin Kazimiera Prunskiene hält eine Verbesserung der Lage in ihrem Land nach dem brutalen Vorgehen des Militärs vom Sonntag für durchaus möglich. „Es hängt alles davon ab, ob aus dem Ausland und innerhalb der Sowjetunion genug Druck kommen wird", betont sie in einem Exklusiv-Gespräch mit der FURCHE (siehe Seite 3). Staatspräsident Michail Gorbatschow -so Prunskiene - könne von der Verantwortung für das, was in Litauen geschehen ist, nicht freigesprochen werden - „auch wenn das alles ohne sein Wissen passiert
Amerikanische Kommentatoren beklagen immer heftiger die Zuschauerrolle Europas am Golf. Die USA werden bis zum 15. Jänner 430.000 Soldaten, 55 Kriegsschiffe, 1.300 Flugzeuge und 2.000 Panzerfahrzeuge in der Golf region stationiert haben. Großbritannien entsandte 35.000 Mann, 16 Schiffe und 48 Flugzeuge. Frankreich steht mit einer Truppenstärke von 10.000 Mann, 14 Schiffen, 36 Flugzeugen und 40 Panzern bereit. In den USA wird sehr aufmerksam das Engagement kleiner europäischer Staaten (CSFR ) registriert. Hussein verfügt über 510.000 Mann (reguläre Armee, dazu noch 480.000 Reservisten
Mehr als 26mal haben die Vereinigten Staaten seit Ende des Zweiten Weltkrieges militärisch in Konflikte und Bürgerkriege eingegriffen. Die Rolle als „Weltpolizist" wurde von den USA in der Phase des Kalten Krieges meistens mit „Eindämmung des Kommunis-mus" motiviert. Ungefähr 13 mal haben die US-Amerikaner in ihrem „Hinterhof" - Mittel- und Südamerika - für „Ruhe und Ordnung" gesorgt.Interveniert haben US-Truppen 1944 bis 1945 in Griechenland nach einem kommunistischen Putschversuch, 1946 bis1949 auf den Philippinen und in Paraguay.Es folgte der Korea-Krieg
Das Brünner Bischöfliche Gymnasium ist ein Sammelbecken geheim geweihter Untergrundpriester in der CSFR. Auch vom Geheimbischof Feliks Davidek ordinierte Geistliche - darunter Spiritual Vladimir Vitek (links) und Professor FrantiSek Provaz-nik (rechts, Fotos Gürer) - haben hier eine neue kirchliche Aufgabe erhalten. Eminente Probleme hat die CSFR-Kirche - und nicht nur sie - mit den verheirateten Geistlichen (auch Frauen) unter den 600 Geheimpriestern und -bischö-fen. Ursprünglich zur Unterminierung des kommunistischen Systems erwünscht, werden sie heute zum Problem für das
"Ich glaube, daß ich ohne Nachteile für das Land den polnischen Wagen führen kann", betont Arbeiterführer Lech Walesa in einem Exklusiv-Interview gegenüber der FURCHE. Dem Kandidaten der Zentrumsallianz für die Präsident-schaftswahl am kommenden Sonn-tag, 25. November, schwebt ein von ihm vorangetriebener "Alleingang Polens" in Richtung EG vor. "Wir müssen reicher werden", betont Walesa, "denn niemand wird eine Verbindung mit Armen eingehen. Nur Starke, Kluge und Reiche werden in Europa akzeptiert." Als Präsident - so Walesa - "werde ich sicherlich nicht mit Hilfe der Axt regieren".
VerfassungDer Präsident des Landes wird von einem 301-köpfigen Wahlkol-legium für eine sechsjährige Amts-zeit gewählt. Gegenwärtig ist Mauno Koivisto Staatspräsident, er amtiert bereits seit 1982 als Nachfolger Urho Kekkonens (Fotos).Wie die Mitglieder des Wahlkol-legiums werden die 200 Mitglieder des Einkammer-Parlaments in all-gemeinen Wahlen aufgrund eines Proporz-Wahlrechts gewählt.BevölkerungFinnland hat 4,9 Millionen Ein-wohner auf einer Fläche von 337.000 Quadratkilometern. 93,7 Prozent sind finnischsprachig, 6,1 Prozent schwedischsprachig. Eine Minderheit spricht lappisch. 60
Im finnischen Sozialsystem wird bereits in Ansätzen der Gedanke eines Grundeinkommens für alle verwirklicht. Von diesem Gedanken sind die Sozialreformen beseelt, die Finnland in den achtziger Jahren durchgeführt hat.Die Entwicklung der sozialen Sicherheit in Finnland geht auf die dreißiger Jahre zurück, ist also relativ jung, und baut im Gegensatz zu Mitteleuropa, das mit der Krankenversicherung begann, auf dem Rentenversicherungsgedanken auf. Heute ist für die Bewältigung der sozialen Sicherung die finnische Sozialversicherungsanstalt (Kansane-läkelaitos) zuständig, die der direkten
Der sowjetische Geheimdienst KGB ist nach wie vor Hindernis auf dem Weg zur Rehabilitierung der ukrainisch-katholischen Kirche. Das betont der aus dem Untergrund aufgetauchte westukrainische "Geheimbischof" Irinej Bilyk in einem Gespräch mit der FURCHE (Seite 4).Obwohl zwischen Kirche und Staat aufgrund der in der Ukraine an die Macht gekommenen ehema-ligen Oppositionspolitiker ein Ver-trauensverhältnis entstanden sei, ist nach den Worten Bilyks das KGB bemüht, "die Religionsgemein-schaften sowie alle bürgerlichen Bewegungen weiter zu infiltrieren ".Die Beziehungen zur russisch-orthodoxen
Von einer Randdiözese zu ei-nem Bistum im Zentrum des europäischen Geschehens ist Eisenstadt aufgrund der teilweise friedlichen Revolutionen im Osten Europas geworden. Die Bilanzpressekonferenz im Ei-senstädter Bildungshaus aus An-laß des 30-Jahr-Jubiläums der Diözese (siehe Seite 2) am ver-gangenen Mittwoch war daher in erster Linie von einer Auf-bruchstimmung geprägt, nicht bloß retrospektiv angelegt. Bi-schof Stefan Läszlö betonte da-bei - auf die kirchlichen struk-turellen Veränderungen einge-hend - nicht ohne Stolz: "Bei uns tragen die Laien die Kirche sehr stark mit."Ein
Weltweit wird die Zahl der Asylanten offiziell mit 15 Millionen angegeben. Nur drei Prozent davon erreichen Westeuropa, zehn Prozent die westlichen Industriestaaten. In Österreich ist die Zahl der Asylanten seit Mai dieses Jahres von 17.327 auf derzeit 17.801 gestiegen - davon sind 11.406 Rumänen (ein Plus von 1.792 seit Mai).Internationale Experten prognostizieren jedoch aufgrund der veränderten Weltlage, aufgrund von Kriegen, Hungersnöten und Elend eine neue Völkerwanderung in Ost-West- und Süd-Nord-Richtung, die mit Konventionen, Solidaritätserklärungen beziehungsweise
Bischof Irinej Bilyk, Biophysiker und aus dem Untergrund aufgetauchter „Geheimbischof" der ukrainisch-katholischen Kirche, ist in der Ukraine für Medienfragen und die Priesterausbildung zuständig. Er plant, wie er bei einem Treffen katholischer Wochenzeitungen der Alpen-Adria-Region am Wochenende in Laibach berichtete, zusammen mit dem von Styria-Generaldirektor Hanns Sassmann initiierten Medienförderungsverein für Osteuropa, eine Kirchenzeitung in hoher Auflage in der Sowjetukraine.Auf dem Symposion, das sich ziemlich abstrakt mit den nationalen, religiösen,
Drei Tage nach dem Tod eines seiner Vorgänger als Frie- densnobelpreisträger, des 78jäh- rigen vietnamesischen Politikers Le Duc Tho (er hat die Preisan- nahme 1973 verweigert), 15 Jahre nach Andrej Sacharow, wurde dem sowjetischen Staatspräsiden- ten Michail Gorbatschow am Montag dieser Woche der Frie- densnobelpreis 1990 zuerkannt.Gorbatschow (Foto: dpa/Mel- chert) hat mit seinem „neuen Denken" das nukleare Patt der Militärblöcke durchbrochen und mit bisher für unmöglich gehalte- nen einseitigen Abrüstungsmaß- nahmen Vertrauen geschaffen. Der innere Friede in seinem Rie- senreich
Gekränktes Selbstwertge- fühl, fortwähr ende Demütigun- gen sind Aggressionsgründe, Ursachen für Kriege. Friedens- und Konfliktforscher haben es uns so gelehrt. Im Pulverfaß Naher und Mittlerer Osten er- leben wir die Praxis.Eine Aneinanderreihung von Teile-und-herrsche-Entschei- dungen der Großmächte mit wechselnden, militärisch hoch- gepäppelten „Partnern" hat aus der Golfregion einen un- entwirrbaren Knoten gemacht, der anscheinend nur mehr mit Dreinschlagen zu lösen ist.Was wird aus dem Nahen Osten, wenn ein Teil der ara- bischen Welt unter Führung Saddam Husseins seinen
Am Montag dieser Woche ist Giovanni Coppa, neuer Nuntius in Prag, in der tschechoslowaki- schen Hauptstadt eingetroffen - mit dem Namen des neuen Pra- ger Erzbischofs und Nachfolgers des 91jährigen Kardinals Frantisek Tomds'ek im Gepäck. Noch ist der Zeitpunkt der Ver- öffentlichung nicht klar, es wird von Ende September geredet. Für die Kirche in unserem Nachbar- land geht jedoch eine Epoche symbolisch zu Ende.Der Nachfolger - nach einem Interview Tomääeks mit der Nach- richtenagentur CTK kommt er aus dem Kreis seiner Weihbischö- fe - wird sich neben der Aufarbei- tung der Folgen
Unzufriedenheit mit der gegen- wärtigen österreichischen Au- ßenpolitik in bezug auf den Golf- konflikt äußerte Ende August der Bundessekretär der Katholischen Jugend Österreichs, Klaus Heideg- ger, in einem Offenen Brief an die Österreichische Bundesregierung. „Business as usual" wirft Heideg- ger den Politikerinnen darin vor: „Die Sorge des Außenministeriums und damit der österreichischen Bundesregierung scheint sich dar- auf zu beschränken, österreichische Staatsbürgerinnen aus dem Kriegs- gebiet herauszubekommen. Und dann: nach uns die Sintflut? Das Schweigen des
Ungefähr 95 Prozent der Österreicher sind ohne- hin meiner Meinung oder ver- treten eine viel laxere Position, und dennoch werde ich be- schimpft. " Der Salesianerpater und Moraltheologe Andreas Laun hat sich in den letzten Tagen mehrmals seines „miß- verstandenen" Cutachtens im Zusammenhang mit dem Lin- zer Noricum-Prozeß wegen gerechtfertigt; und damit wei- teres Öl ins Feuer des ethischen Verwirrspiels gegossen.Obiges Zitat entstammt ei- nem „Presse"-Gespräch (Mitt- woch,!. 8.1990), das die Tages- zeitung mit Laun anläßlich der Antwort des Moraltheologen auf vehemente Kritik an
Die Situation der Printme -dien in Polen ist momentan katastrophal. Im September 1989 mußten für das Kilogramm Papier etwa 500 Zloty bezahlt werden. Im Oktobei* stieg der Preis auf 1.400, im Dezember des Vorjahres auf 3.800 Zloty.Die Marktreform hat die polnische Presse in eine tragische Lage gebracht: Seit Jänner 1990 kostet das Kilo Papier rund 12.000 Zloty. Wer zur Erhaltung seiner Zeitung Kredite aufgenommen hat, muß derzeit bis zu 40 Prozent Zinsen bezahlen. Das Schicksal vieler Reformzeitungen Polens steht damit auf der Kippe. Die Polen selbst müssen wählen: Entweder Brot
Die Hoffnung der Polen hält die Regierung Mazowiecki. Die Hoffnung ist auch Grundlage des Zusammenhaltens der Solidarnos'c-Plattform im Parlament (Sejm). Trotzdem überlegen nicht wenige Polen, ob das Fehlen von Parteien, von klaren Fronten auch innerhalb der Solidarität, nicht doch eine großes demokratiepolitisches Manko darstellt.Drei große politische Trends kristallisieren sich momentan in Polen heraus: Stark ist der linke Flügel in der Solidarnos'c-Plattform mit Bronislaw Geremek, Jacek Kuron und Adam Michnik an der Spitze. Diese Leute liebäugeln mit der Sozialdemokratie,
„Für die Freiheitsrechte wollen wir Seite an Seite unser ganzes Leben lang kämpfen“. So lautete Nelson Mandelas Schwur auf die Südafrikanische Freiheits-Charta 1955. Dem Schwur ist er bis heute -71 jährig, 26 Jahre im Gefängnis - treu geblieben. Die „Stimme der Hoffnung“ - so der Titel der soeben erschienenen autorisierten Mandela-Biographie von Fatima Meer - erklingt auch aus dem Gefängnis noch mächtig.Der verteufelte, als Hochverräter abgestempelte Mandela, einst Staatsfeind Nummer eins, wird wohl seine lebenslange Haft, zu der er verurteilt wurde, nicht bis zum Ende absitzen
AfrikaanderNachkommen der Buren (Bauern). 2,5 Millionen Weiße sprechen Afrikaans, weitere zwei Millionen Englisch.ANC (African National Con-gress)1912 gegründet, 1960 verboten. Bis zu seiner Inhaftierung vor 26 Jahren Führer: Nelson Mandela. Heute: Oliver Tambo. Hauptsitz in Lusaka.ApartheidSystem der Rassentrennung, seit Machtübernahme der Nationalpartei 1948 Bestandteil der Politik jeder südafrikanischen Regierung.AsiatenZirka eine Million, davon 65 Prozent Hindus. Japaner gelten als Weiße.BantuBezeichnung für die Schwarzen Südafrikas: Von den 28 Millionen sind 35 Prozent Zulus, 25
1488 entdecktder portugiesische Seefahrer Diaz das Kap.1652 errichtet die niederländische Ostindische Gesellschaft eine Handelsmission am Kap.1658 beginnen Sklavenimporte aus Westafrika und Asien.1795 besetzt Großbritannien die niederländische Kapkolonie.1820 kommen die ersten 5.000 englischen Siedler an.1834 verbietet das britische Parlament die Sklaverei.1836 verlassen 5.000 Buren die Kapkolonie. Der „große Treck“.1838 Die Republik Natal wird gegründet und1843 zur britischen Kolonie erklärt.1845 bis 1875 wird unter britischer Kolonialherrschaft in Natal die Rassentrennung
Die Wiener Sionsschwestern (Burggasse 37) feiern ihr 100-jähriges Bestehen - mit Völksschule, Kindergarten und Vorschulklasse, alle heute Institute der Erzdiözese Wien.Die Festwochen vom 21. September bis 8. Oktober haben viele Glanzpunkte: Festgottesdienste mit Kardinal Hans Hermann Groör und Weihbischof Helmut Krätzl, Festakademie mit Krätzl als Referenten, Ausstellung „100 Jahre Notre Dame de Sion“. Am 30. September gibt es sogar einen SchulballDie Sionsschwestern feiern am 3. Oktober mit der Israelitischen Kultusgemeinde, dem Koordinierungsausschuß für den christlich-judischen
Die inneren Veränderungen im Reiche Gorbatschows haben auch neue Chancen für das Verhältnis der Supermächte zueinander geschaffen. Die Zukunft der sozialistischen Staaten im Moskauer Machtbereich, Thema eines Symposions der Hanns Martin Schleyer Stiftung im Vorjahr in München (FURCHE 7/1988), beschäftigt heute immer mehr Politiker.Bogdan Alexander Osadzuk-Korab, Professor an der Freien Universität Berlin, ist der Meinung, daß die neue außenpolitische Konzeption der UdSSR auf .Abbau und Vermeidung von Konfrontation und auf Kooperation“ gerichtet sei. Dieses Bestreben Gorbatschows
Das von 1871 bis 1945 „Deutsches Reich“ genannte Staatsgebilde hörte nach der bedingungslosen Kapitulation Anfang Mai 1945 völkerrechtlich nicht zu bestehen auf. Erst mit der Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 kam es zu unterschiedlichen Beurteilungen des Faktischen:Nach der „Identitätstheorie“ besteht das Deutsche Reich in einer der beiden Republiken oder geteilt in beiden fort.Nach der „Bürgerkriegstheorie“ befindet sich, die DDR in einem Prozeß der Ablösung vom Deutschen Reich, wobei die „Sezessionstheorie“ besagt, daß dieser Prozeß bereits abgeschlossen
1912 proklamierte ein albanischer Nationalkongreß die Unabhängigkeit Albaniens und versuchte, die Anerkennung durch die Londoner Botschafterkonferenz gegen Ende der Balkankriege zu erhalten.Die widerstreitenden Interessen der Großmächte führten zur Schaffung eines „Rumpfalbaniens“, das nur etwa 50 Prozent der albanischen Territorien umfaßte.Damals wurde die heutige albanisch-jugoslawische Grenze im wesentlichen festgelegt.Im Kosovo lebten Albaner bereits vor 1389. Manche Historiker vertreten die Auffassung, daß schon nach der Schlacht auf dem Amselfeld eine Änderung der ethnischen
Ziemlich positiv hat vor etwa einem Jahr der Innsbrucker Ordinarius für Politische Ökonomie, Clemens- August Andreae, die gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation Albaniens beschrieben. In einem Kommentar in der „Neuen Zürcher Zeitung“ würdigte er sogar das aufgrund der albanischen Verfassung bestehende Verbot zur Aufnahme von Auslandsschulden. Das verlangsame zwar die Wohlstandssteigerung, vermeide aber auch das Entstehen von Abhängigkeit.Der Wirtschaftswissenschaftler stellt Albanien als „Paradies“ für Rote und für Grüne dar. Die Albaner als „letzte echte
Österreich hat keine eigene Botschaft in Tirana. Der Botschafter Österreichs in Belgrad „betreut“ auch alle albanischen Angelegenheiten. Tirana ist in Wien mit einem Botschafter vertreten.Die Handelsbeziehungen zwischen Österreich und Albanien entwickeln sich positiv.Günstig für diese Beziehungen wirkt sich der momentan laufende Fünfjah- resplan Albaniens aus, der starke Investitionen auf dem Agrarsektor vorsieht, die private Bebauung kleiner Flächen von Bauern für die Eigenvorsorge erlaubt und auch den Ausbau der Leichtindustrie ins Auge faßt.Die österreichische Ausfuhr stieg im
Mit großer Selbstverständlichkeit bezieht sich Johannes Paul II. in seinen Ansprachen und Enzykliken auf das Zweite Vatikanische Konzil. Nirgendwo gewinnt man den Eindruck, als wolle der Papst nur eine Zeile davon revidieren. Will das jetzt der Wiener Auxiliarbischof Kurt Krenn?Warum kann er sich ein Drittes Vatikanum vorstellen, so knapp nach dem Zweiten? Hat die Kirche — wir alle als „Volk Gottes gemeinsam unterwegs“ — nicht genug mit dessen Umsetzung zu tun?Und die volle Verwirklichung des Zweiten Vatikanums steht noch aus. Das ist doch auch Anliegen des Herrn Auxiliarbischofs.Um
Die „guten alten Zeiten“ sind auch in Ungarn vorbei. Der Pluralismus greift mächtig um sich.Innen- und wirtschaftspolitisch kann unser Nachbarland viele Vorhaben — wie beispielsweise das Donaukraftwerkensemble Gabči- kovo-Nagymaros — nicht mehr unbehindert durchsetzen. Eine wachgewordene Öffentlichkeit diskutiert verschiedene Zukunftsmodelle eines poststalinisti- schen Ungarn. Gegen bereits manifeste politische Gruppen möchte nur mehr eine Minderheit in der Ungarischen Sozialistischen Arbeiterpartei einschreiten.Für den politischen Beobachter wie für den westlichen
Um Österreichs Wissenschaft, Forschung und Lehre im Konnex der internationalen Herausforderung geht es bei der „World Tech Vienna“, der internationalen Fachmesse für Forschung, Wissenschaft und Kunst, die vom 18. bis 22. Juni 1989 im Austria Center Vienna stattfinden wird. Die bisher alle zwei Jahre durchgeführte Wissenschaftsmesse, die Universitäten und Industrie Gelegenheit zum Kennenlernen des Forschungsstandes beziehungsweise der konkreten technologischen Erfordernisse zusammenbrachte, sprengt jetzt die Grenzen. Wien wird einmal mehr Drehscheibe. Und zwar auf einem Sektor, auf dem
Was hat Wien zu leisten, um — unabhängig vom Ziel der Weltausstellung — „eine der beliebtesten Städte Europas“ (Ernst Stock) zu bleiben?„Wien hat es verstanden, sich vor- und darzustellen“, so der Generalsekretär des Vereins Weltfachausstellung Stock zur FURCHE. „Wien ist auch durch die Annäherung der Großblöcke attraktiver geworden, weil die Stadt nicht mehr Kopfstation ist.“Lebt Wien in der Vergangenheit oder wird es auch als moderne Stadt akzeptiert? Für Stock ist die neu entstandene Beislszene und -kultur ein Indiz für eine lebendige Begegnungskultur neben der
Aus den Trümmern zweier Weltkriege eine europäische Mitte zu erbauen, ist ein Unterfangen, das mittlerweile zwar von großen Zeitungen und Zeitschriften der USA gewürdigt wird, das aber kaum Chancen auf baldige Verwirklichung haben dürfte.Das Internationale Institut für Nationalitätenrecht und Regionalismus, kurz Intereg, dessen Ehrenpräsident der frühere bayrische Ministerpräsident Alfons Goppel ist, und dem von österreichischer Seite Felix Ermacora und Theodor Veiter angehören, hat Ende Oktober in Wien das erste einer geplanten Reihe von Symposien zum Thema „Frieden, Sicherheit
Andräs Hegedüs, ungarischer Ministerpräsident während des 56er-Aufstan-des, jetzt Wirtschaftssoziologe in Budapest, bringt in einem Beitrag für das soeben erschienene Werk „Mitteleuropa — Traumland“ (Wissenschaftliche Buchklubgesellschaft, Hamburg) Überlegungen zur Zusammenarbeit im Karpatenbecken unter heutigen politischen Bedingungen.Zu den vielen Begriffen von Europa und europäischer Kooperation fügt er den einer mitteleuropäischen Landschaft am Mittellauf der Donau (Ungarn, Slowakei, Karpaten-Ukraine, Nordwesten Rumäniens, Nordjugoslawien und Osten des Grazer Beckens, rund
Es war US-Präsident Harry Truman, der ein Millionendollar-Programm zur Finanzierung von Untergrundbewegungen gegen feindliche Staaten in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg billigte, um die psychologische Kriegsführung gegen die UdSSR und ihre Satelliten zu ermöglichen.Als „Kenner“ der Situation boten sich in ehemaligen Nazis und Kollaborateuren alte Antibol-schewisten an, die von US-Geheimdiensten mit offenen Armen aufgenommen wurden.Der Einsatz von ehemaligen Nazis bei US-Operationen im Nachkriegseuropa, verschiedene Kampagnen im Krieg der Geheimdienste waren nur selten von Erfolg
Während der schweren Unruhen 1981 im Kosovo wurden nach offiziellen Angaben elf Albaner getötet und 257 schwer verletzt. Nach westlichen Schätzungen liegen diese Zahlen weitaus höher.Seit 1981 hat sich der Konflikt zwischen Serben und Albanern nur verschärft. Die wirtschaftlich triste Lage konnte — nach einer kurzen Zeit der Besserung — kaum verändert werden.Die schwerste Wirtschaftskrise Jugoslawiens seit 1945 — mit gegenwärtig mehr als einer Million Arbeitslosen (16 Prozent) — trifft Kosovo am deutlichsten. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen, das für Kosovo 1980 nur 800 Dollar
Fragt man Kenner der kirchlichen Situation in der CSSR nach den Möglichkeiten einer Trennung von Kirche und Staat, verweisen sie zunächst auf drei Typen einer kirchlichen „Selbständigkeit“:Der amerikanische Typus einer freien Kirche in einem freien Staat setze kirchliches Eigentum voraus. Der sowjetische Typus bedeute, daß die Kirche in staatlichen Angelegenheiten nichts mitzureden habe, ökonomisch ein Bettler sei.Die Deutsche Demokratische Republik beschreitet mit ihrer Trennung von Kirche und Staat einen mittleren Weg: die Kirche in der Deutschen Demokratischen Republik befände
Zwölf Tage mußte FUR-CHE-Mitarbeiter Roland Hofwiler in einem Zagreber Gefängnis einsitzen. Der Experte für Osteuropa, der sein Augenmerk vor allem demokratischen Basisgruppen schenkte, soll — so die Anklage der kroatischen Behörden — einen illegalen Sender betrieben ha-ben.Zweifellos war Hofwiler Parteileuten in der Hauptstadt Kroatiens schon lange ein Dorn im Auge; berichtete er doch ständig in der FURCHE und in bundesdeutschen Zeitungen über dezen-tralistische, pluralistische Bestrebungen in Kroatien und besonders in der Teilrepublik Slowenien.Hofwiler erwarb das Vertrauen der
Das kommunistische Polen beklagt zwar ständig den Verlust intellektueller Ressourcen durch Abwanderung von Wissenschaftlern in den Westen, scheut aber nicht vor Deportation zurück, wenn es dem Regime ins Konzept paßt.Das Schicksal Kornel Morawieckis, Führer der„kämpfenden Solidarität“ im Untergrund, ist Indiz für ein äußerst enges „Dialogverständnis“ seitens der polnischen Führung.Morawiecki - nach einer Irrfahrt durch halb Europa seit kurzem in Wien — darf nicht mehr zu Frau und vier Kindern nach Breslau zurück. Dies zu einem Zeitpunkt, da in Wien die Konf e-renz für
Das sensationelle Treffen Michail Gorbatschows mit der Spitze der russisch-orthodoxen Kirche am Freitagabend vergangener Woche ■wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet.Die Qualifikation der Begegnung des sowjetischen Parteichefs mit dem Moskauer Patriarchen Pimen als „historisches Ereignis“ geht schon in Ordnung. Der Initiator von Perestrojka hat wieder einmal weltweites Aufsehen erregt. Die nationale wie internationale Optik des Kreml-Chefs hat sich erneut verbessert. Die (fast) selbstverständlichen Jubelrufe sowjetischer Gazetten, in die auch die internationale Presse
David Ben Gurion, Israels erster Ministerpräsident, hat einmal das jüdische Volk als „Träger eines geistig-sittlichen Willens“ bezeichnet, „von einer historischen Vision inspiriert“.Heute — 40 Jahre nach der Gründung des Staates Israel— scheint die Vision von Israel als Hort der Freiheit, als Asylland für Menschen, die vor Bösem fliehen mußten, verflogen.Israel ist zum Unterdrük-ker geworden. Realer Gewaltpolitik wird mehr vertraut als der Macht des Wortes der Versöhnung, auf die das Judentum baut.Mit Terrormethoden geht Israel gegen die Palästinenser vor. Es ist zu
Das Durchschnittseinkommen der Schwarzen in den USA beträgt heute 56 Prozent des Durchschnittseinkommens eines Weißen. 36 Prozent aller Schwarzen (von 26 Ji Millionen also) sind arm. 40 Prozent aller schwarzen Jugendlichen haben kei-Zwanzig Jahre nach der Ermordung von Martin Luther King - der 39jährigeBürgerrechtskämpfer wurde am 4. April 1968 mit einem Kopfschuß in Memphis/ Tennessee niedergestreckt — ist für die Schwarzen der Vereinigten Staaten der Traum vom gelobten Land noch immer nicht Wirklichkeit.Freilich, vom Nigger-Jagen ist man in den USA doch abgekommen. Ein Rassismus in
In 129 Ländern werden gegenwärtig die Menschenrechte verletzt. Willkür bei Festnahmen und Gerichtsverhandlungen prägen den politischen Alltag. In 60 Ländern werden heute noch Menschen gefoltert, die Todesstrafe wird in 120 Staaten angewendet.Eine bittere Bilanz, die Amnesty International (AI) im 40. Jahr der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen zieht!Grund genug, ein Bedenkjahr auszurufen, mit dem Appell an die Regierungen: Verwirklicht die Menschenrechte jetzt!Die am Mittwoch weltweit gestartete AI-Kampagne .Menschenrechte jetzt“ will die Kluft
Gipfelstürmer sind unterwegs. Nicht nur in Genf, wo die Verteidigungsminister der USA und der UdSSR konferieren, sondern auch in Lusiana bei Kopenhagen.Dort fand jetzt — von der Öffentlichkeit kaum beachtet — ein sensationelles Treffen russischer Intellektueller statt. Erstmals seit fast 70 Jahren versammelten sich schöpferische Kräfte der russischen Intelligenz aus dem In- und Ausland.Der gemeinsame Nenner der Begegnung — so Jurij Afanasjew, Rektor des historischen Archivs in Moskau und Vorkämpfer der Entsta-linisierung: Akzeptanz der Sowjetunion als Realität, nicht unbedingt
Indianische Kleinbauern in Mexiko arbeiten für saubere Beziehungen von Mensch und Natur. Die Bauern kultivieren ihren Kaffee, der wenig Koffein enthält, ohne Verwendung von Chemikalien.Ihre 1983 gegründete Genossenschaft UCIRI exportiert cafe organico ohne Zwischenhandel und zu einem höheren Preis. Der Hochland-Kaffee wird von der EZA (Entwicklungszusammenarbeit mit der Dritten Welt Ges. m. b. H., Regionallager 1050 Wien, Obere Amtshausgasse 38, Tel. 54 34 32) angeboten (Ein Viertel Kilo: 34 Schilling).Die EZA will durch Direktimporte an einer Entwicklungspolitik für gerechtere Löhne und
„Antisowjetismus im Schutz der Kirche“ wirft die sowjetische Nachrichtenagentur Nowosti jenen Kräften in der Teilrepublik Litauen vor, die anläßlich des 70. Jahrestages der Unabhängigkeitserklärung Litauens mit Gottesdiensten und Kundgebungen für Religionsfreiheit demonstrierten.Insbesondere geriet Radio Vatikan unter Beschuß: der Sender — so Nowosti — schüre „Haß gegen andere Völker“ der UdSSR und provoziere „antisozialistische Ausschreitungen“.Mit keinem Wort werden Präventivschläge der Sicherheitsorgane gegen kirchliche Aktivisten in Litauen erwähnt. Die
Trotz der Erkenntnis, daß Österreich aufgrund des krassen Auseinanderklaffens von eingegangenen Verpflichtungen und tatsächlichen Entwicklungshilfeleistungen immer mehr an internationaler Glaubwürdigkeit verliert, sieht eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des Außenamtes und des Finanzministeriums künftige Entwicklungshilfemaßnahmen nur unter dem Blickwinkel der Budgetsanierung.Man setzt auf zusätzlich Aufbringung von Kapitalmarktmitteln, auf Kofinanzierung von Entwicklungsprojekten mit der Weltbank mit Lieferbindung im Interesse der österreichischen Wirtschaft.Den Kritikern wird's
Dritte Welt: Rund 120 Staaten in drei Kontinenten (Afrika, Asien, Lateinamerika). Unterschiedlichste Entwicklungsniveaus von den LLCDs über die relativ wohlhabenden OPEC-Länder bis zu den Schwellenländern.LLCDs (Least Developed Countries/am wenigsten entwickelte Länder): Derzeit 36 Länder. Zuordnung erfolgt nach drei Indikatoren: Bruttoinlandsprodukt pro Kopf unter 250 Dollar, Industriequote am BIP unter zehn Prozent, Alphabetisierungsquote unter 20 Prozent.Schwellenland (SL, Newly Industrializing Country/ NIC): Ländergruppe, die in nachholender Entwicklung an die Schwelle zum
Seit die INF-Verhandlungen im Mai dieses Jahres in Gang gekommen sind, befürchten Politiker und Militärs ein sichef heitspoliti-sches Vakuum in Europa. Der Gedanke, daß aus der NATO-Dok-trin der „flexible response“, die den Atomschlag als Abschrek-kung gegenüber konventioneller militärischer Überlegenheit miteinkalkuliert, nun ohne Pershing II und Cruise Missiles ein effektives Element stufenweiser militärischer Eskalationsmöglichkeit herausgebrochen wurde, beunruhigt viele.Doch setzt sich - neben den überschwenglichen Freuden- und Siegesrufen vornehmlich aus
Nach dem Wahl-Desaster vom letzten Sonntag auf Haiti steht das ärmste Land Amerikas vor einem Trümmerfeld. Was vor knapp zwei Jahren mit der Vertreibung von „Baby Doc“ Jean-Claude Duvalier so hoffnungsvoll begann, ist für die Haitianer momentan nichts anderes als trügerische Illusion.Das innenpolitische Wirrwarr beherrschen die Duva-lieristen mit ihren Todesschwadronen. Terror, Angst und Schrecken lassen die Option der moralisch starken katholischen Kirche Haitis auf eine stabile demokratische Gesellschaft als fast unerreichbare Vision erscheinen.General Henri Namphy, Chef des
Es ist kaum anzunehmen, daß es noch vor dem achten Jahrestag der sowjetischen Invasion in Afghanistan Ende Dezember zu der nun vom Kreml gewünschten „gerechten und von allen Seiten annehmbaren Einigung“ dieses Problems kommt. Eines ist klar: In dieser Auseinandersetzung ist mit militärischen Mitteln einfach nichts mehr für Moskau zu holen.Was Wunder, daß jetzt von sowjetischer Seite das Bemühen der UNO, den Afghanistan-Konflikt zu lösen, positiv bewertet und die Bereitschaft zum Rückzug angeboten wurde.Die Vorzeichen für ein Ende der militärischen Einmischung sind gut. Man strebt
Seit Jahren bemüht sich die Tschechoslowakei um ein besseres Image in Österreich. Und dieses Bemühen darf—so der außenpolitische Sprecher der SPÖ, Peter Jankowitsch, zur FURCHE -als ehrlich bewertet werden.Österreich selbst versucht dieses Bemühen seines nördlichen Nachbarn natürlich zu konkretisieren und durch Verhandlungen — im Geiste der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) - wenigstens wechselseitige Reiseerleichterungen zu erwirken. Momentan stehen die Zeichen dafür relativ gut. Von Visumsabschaffung kann zwar keine Rede sein, die Möglichkeit, einen
Menschen dritter Klasse sind nichtprominente sowjetische Gewissensgefangene. Die österreichische Amnesty International Gruppe 35 vermutet, daß Verbesserungen im Menschenrechtsbereich in der Sowjetunion nur weltweit bekannten Dissidenten zugute kämen. Engagements von Menschenrechtsgruppen in zahllosen nicht publiken Fällen werden von den Sowjet-Behörden einfach nicht zur Kenntnis genommen.So wurde nicht einmal der Tod des als Gewissensgefangenen anerkannten aktiven Mitglieds der Pfingstlerge-meinschaft im ukrainischen Dnjepropetrowsk, Semjon Tkaschenko, Amnesty International mitgeteilt.
Italien steht nach den zehnten Parlamentswahlen seit Kriegsende vor der Bildung der 47. Regierung. Und die Verhandlungen werden sich ziehen.Fest steht, daß es bei Österreichs südlichem Nachbarn keine wie immer geartete Wende geben wird. Die Kommunisten — sie haben mehr als drei Prozentpunkte verloren — werden wieder nicht in der Regierung sein. Man spricht von einer Neuauflage der Fünferkoalition zwischen der stärksten (Christdemokraten) und drittstärksten Partei (Sozialisten) sowie den Verlierern Sozialdemokraten, Republikanern und Liberalen.Das berechtigt aber zur Frage nach dem
Als ein Symbol für Frieden und Freiheit wird in Polen der am 14. November 1944 wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilte und exekutierte 19jährige Österreicher Otto Schimek betrachtet Tausende pilgern jährlich zu seinem Grab in Machowa.Ob Schimek Wehrdienstverweigerer, Befehlsverweigerer, „einfacher Deserteur“ , gar .jeigling“ oder „bloß dumm“ gewesen ist, spielt in Polen in der momentanen Diskussion um den hingerichteten Wiener für die Katholiken keine Rolle. Wesentlich ist das Zeugnis, daß es einem einfachen Menschen gelingen konnte, gegen die Mächtigen zu bestehen.„Warum
Im Campo de Mayo rebellierten Militärs. Auf der Plaza de Mayo wurde die Demokratie (hin)ausgerufen. Argentinien hat turbulente Ostern hinter sich. Auch im vierten Jahr sind Freiheit, Demokratie und Menschenrechte noch keineswegs gesichert.Mit Schwarz-Weiß-Ent- scheidungen läßt sich kein Schlußpunkt unter komplexe Entwicklungen setzen. Präsident Raul Alfonsin weiß, daß Demokratisierung, die als Phrase leicht von den Lippen fließt, behutsame Vorgangsweisen erfordert.Wenn Alfonsin einen Strich unter die Vergangenheit ziehen will, darf er bei jenen nicht unglaubwürdig werden, für die
Es kehrt wieder Ordnung ein in Ungarns katholischer Hierarchie. Mit der Ernennung des 60jährigen bisherigen Erzbischof-Koadjutors von Kalocsa, Ldszlö Paskai, zum Erzbischof von Esztergom hat Ungarn wieder einen Primas.Kennern der ungarischen kirchlichen Situation war seit Beginn der Sedisvakanz vor acht Monaten klar, daß als neuer Primas nur ein Mann wie Ldszlö Paskai in Frage kam (FURCHE 47/ 1986); ausgestattet mit dem vollen Vertrauen von Staat und Partei. Darauf wird in ungarischen Pressekommentaren auch deutlich hingewiesen.Den Medien ist es offenbar ein Anliegen, die Kontinuität in
„Man soll endlich einmal auf uns hören!” Nicht mehr und nicht weniger verlangte eine Gruppe von zwölf israelischen Richtern — die „Wiener Lobby für sowjetische Juden” - dieser Tage von den Delegationen der 35 Teilnehmerstaaten am Wiener Folgetreffen der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE).Alles ändert sich in der Sowjetunion, die Lage der Juden bleibt die gleiche. Von diesem Faktum ausgehend, brachten die Richter unter Leitung von Jizchak Nener, dem Präsidenten des Rates der Israelischen Bar-Vereinigung, eine lange Klageliste vor das KSZE-Forum.Man
(8.2., ö 1) Mimi Schnapper hat es gerade noch geschafft. 1938 hat die gebürtige Wiener Jüdin ihre gefährlich gewordene Heimatstadt verlassen. 48 Jahre arbeitete sie seither in einem Kibbuz in Israel.In der Sendereihe Menschenbilder“ zog sie ein Lebensresümee.Sie habe sich „sehr jüdisch“ gefühlt, sich aber auch als Österreicherin verstanden und Wien „sehr, sehr gern“ gehabt.Das Erinnern öffnet Wunden: der jungen Säuglingsschwester wird von einem Arzt Blutspenden untersagt. .Aber es gab ja noch schwerere Dinge.“Mit diesen schwereren Dingen ist Mimi — Miriam war damals ein
Die Ideologie hat in China abgewirtschaftet. Alle großen Mao-Bewegungen — Agrarrevolution, Kulturrevolution — endeten im Chaos. Die Mitläufer der Roten Garden sind enttäuscht und müde. Die Wirtschaftsreform war eine Initialzündung für den Konsumismus in China.In diesem Umfeld sieht der China-Experte Thomas Immoos eine Chance für die Religion; zumal Chinas Kommunisten selbst erkannt haben, „daß sich die Tugenden der Religion mit den Idealen des Kommunismus treffen“.Das Dokument 19 der KP Chinas vom März 1982 stellt den Beginn einer neuen chinesischen Religionspolitik dar auf
Neuauflage des 68er Le-bensgefühls in Frankreich und in der Bundesrepublik Deutschland? Während auf den Pariser Boulevards Hochschulprofessoren, Studenten und Gymnasiasten zu hunderttausenden gegen die (Lehrer) gewerkschaftsfeindliche Politik von Erziehungsminister Rene' Monory und eine von Universitätsminister Alain Devaquet geplante Bildungsreform zu Felde ziehen (mittlerweile aufgeschoben), versinkt im Frankfurter Kongreßhaus ein 68er Veteranentreffen im Nebel linker Rhetorik.Die 68er Generation — „altes Zeug“, wie man in Paris in Kreisen einer emanzi-piert-selbstbewußten
Peinlich berührt waren die Teilnehmer eines Symposions aus Anlaß des „Jubiläums“ 40 Jahre Pariser Vertrag vor kurzem im Bundesländerhaus in Wien, als der Landesrat für Schule und Kultur für die italienische Volksgruppe in Südtirol, Re-mo Ferretti (von der Demo-crazia Cristiana), bei einer Podiumsdiskussion eine mögliche „Endlösung“ für Südtirol in Aussicht stellte.Das Tauschgeschäft sieht so aus: „Wenn die Sprach-Bestimmung kommt, wie sie die Südtiroler Volkspartei will, dann können wir auf etwas verzichten, um alles zu bekommen.“ Und das heißt wiederum: Italien will
Nach den Beschlüssen des Zehnten Parteitages der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei soll die sozio-ökonomische Entwicklung Polens vor allem durch eine bessere Nutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts und durch ein rationelleres Wirtschaften „beschleunigt“ werden. Die Arbeit soll besser organisiert, produktiver und mittels moderner Technologien auch leichter werden. Auf dem Agrarsektor erwartet sich die Partei, daß bis 1990 hinreichend Nahrungsgüter produziert werden.Was steht dieser Erwartungshaltung entgegen? Experten verweisen auf eine sehr gefährliche ökologische
Die österreichisch-amerikanische Freundschaft war in den vergangenen Jahren einer Reihe von Belastungen ausgesetzt.Alte und junge Nazis, geschäftiges Getue, das sich in Glykolmixturen, angeblichem Hochtechnologieschmuggel und Waffenhandel mit Ländern, die den Terror unterstützen, manifestierte, prägen — wie Botschafter Thomas Klestil dieser Tage in Wien betonte — die neuen Klischees von Österreich in den USA.Gerade im Zusammenhang mit der letzten Bundespräsidentenwahl ist es zu einer Fülle von Falschmeldungen, Pauschalurteilen und historischen Fehlinterpretationen gekommen, die