Am dritten Tage schrie er so lange, bis auch der letzte Keuchlaut seinen Ton verlor. Als er nur noch lautlos stöhnen konnte, befiel ihn ein unüberwindliches Aufstoßen. Der Schweiß trat aus allen Poren, und der längst leere Magen wollte sich förmlich nach außen stülpen. Sein Herzschlag flog, als wäre er den ganzen Berg herauf gerannt.Er streckte im Kauern das gesunde Bein aus und tastete nach dem Ende der schmalen Höhle. Es herrschte völlige Finsternis — drei Tage schon, seit er aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht war. Er schloß die Augen. Wenn ihn doch das Aufstoßen verlassen
Seit Jahren hatten sich Freunde des Dichters, die zum Teil selber als Beamte in hohen Ämtern wirkten, um einen öffentlichen Ehrensold oder eine „Dichterpension“ bemüht, die Franz Stelzharners ständige wirtschaftliche Not beheben sollte. 1862 führten sie zu seinem 60. Geburtstag eine Geldsammlung durch, und zum Ende dieses Jahres bewilligte der oberösterreichische Landtag eine Rente von 400 Gulden jährlich. Zwei Jahre später schloß sich das Ministerium in Wien zur Auszahlung von 600 Gulden Jahrespension aus einem staatlichen Fonds für Künstler an.Auch von menschlicher Seite her
Wenn ich heute das Bild des Vaters betrachte, da die leuchtende und rätselvolle Welt meiner Kindheit längst ferngerückt und hinabgesunken ist unter neue Lebenshorizonte, so daß ich zu manchen Zeiten schmerzhaft bewegt zurücklaufen muß zu dem Ort meiner Kindheit und Haus und Baum, Moor und See abtaste mit meinem suchenden Blick, ob nicht doch an ihnen etwas haftenblieb von jener plastisch nahen und doch nie mehr betretbaren Zeit — so tritt er mir immer näher; und nun, seit er nicht mehr lebt, ist er mir ganz nah.Mein Elternhaus stand uralt und sonnenbraun auf einer kleinen
„Kannst du aber auch steuern?" fragte mein Vater, als wir das Ufer des tillen Wallerbaches erreicht hatten.„Steuern? Nein, Vater!" mußte ich beklommenen Herzens bekennen. Es konnte ja sein, daß er mich nun wieder heimschickte, da ich ihm bei der großen Seefahrt also doch nichts nütze war.Der Vater aber tat nicht dergleichen. Er stieg nur ins Boot, zog den Schlüssel, den ihm der Nachbar gegeben hatte, aus der Tasche umd machte die Kette von dem krummen Stamm der Erle los. Doch bevor er abstieß von der Sandbank, drehte er sich noch einmal zu mir, der ich noch immer stumm auf dem
Jeder Mensch macht die Erfahrung, daß irgendein kleines, an sich alltägliches Erlebnis eine weit zurückliegende, längst vergessene Begebenheit wachruft oder Zusammenhänge aufhellt, die zwar längst schon in der Luft lagen, nur von diesen frappierend einfachen Gegebenheiten her wieder wie neu erscheinen.Eines Tages fragte ich vor meiner Klasse Dorfjugend, die ein paar Wochen später die Schule verlassen und ins Leben treten wollte: „Wer ist jetzt in dieser Zeit der berühmteste Mann in unserm Dorf?"Eine Anzahl Finger schossen empor, und ehe ich an einen der Schüler den Auftrag zur
Wir wandern durch das Gottesjahr,es schließt sich hinter uns der Ring;und unser ganzes Leben fingder große Lenker still herein.Im Dorf ein Kind geboren war,ein Alter sah den Tag nicht riehr;im stummen Zug gehn hinterherder Blochfuhrmann, das TaufkindleinDer Tauwind durch die Wälder zieht,und scheu erwacht ein dunkler DrangWir jubeln nicht im Überschwang,verbergen stumm ein tiefes Leid.Ein Sang verklingt am Eschenried;der Sämann streut die neue Saat.Der Knecht träumt von der Sommermahd;die Linde prangt im neuen Kleid.Wir wandern mit durch Tag und Wind.Und nächtens wächst ein Lied
Die Stunde des Christen. Von Dr. Friedrich Heer. Amandus-Edition, Wien 1947.Die verdienstliche Syimposionreihe bringt einen Vortrag, den Friedrich Heer vor der akademischen Jugend an der Wiener Universität gehalten hat. Doch ist der sprachliche Stil des Denkens alles andere denn akademisch. Es ist der Erfahrungsbericht eines Christen, der aus dem furchtbaren Erlebnis des Krieges heimkehrt und Rechenschaft legt über die christliche Existenz inmitten einer zerfallenden, an sich selbst irre gewordenen Welt. Mit Ernst und schöner Leidehschaft wird hier ein Bekenntnis zur „Stunde des
Eigentlich hatte in den Tagen vorher niemand im Dorf ein Wort darüber verloren. Jeder wußte es von den vergangenen Jahren her, sogar die Kinder hatten sich schon daran S gewöhnt, bevor sie noch selber mittun konnten: daß an jenem Samstagabend im Sommer der Felderumgang abgehalten wurde!Die Sonne war schon längst hinab, ein leises Dämmern wob über den Friedhof und den kleinen Platz vor der hohen, schlanken Kirche. Als drinnen die Abendandacht zu Ende war, gingen die Alten und die Jungen ■ diesmal nicht gleich nach Hause. Sie standen noch zu kurzen Gesprächen herum. Die Frauen und
In Jener Nacht fuhr Vitus, der Knecht, jäh von seinem Lager empor. Als er sich umwandte, fiel der Schein des zunehmenden Abendmondes mitten auf sein Gesicht. Er hielt den Atem an, als horchte er. Durch sein langsames Knechtdenken wuchs eine seltsam verwunderte Frage herauf: Was hat mich so grob aus dem-Schlaf gerissen? Hab ich geträumt? Hat jemand gerufen? Alles blieb still um ihn. So fühlte er sich nicht gut zu dieser Stunde Vielleicht war es ein ferner, verlorener Donner gewesen. Doch heraus kam nichts bei seinem Nachsinnen; er glitt bald hinüber in halbes Träumen.Der junge Mond lag
Meine Seele ist aus tausend Saiten. Und die Hämmer, Gott, die haltest du steil und hoch vor ihr; und immerzu muß sie sich auf einen Klang bereiten.Einmal kommt kein Schlag durch tausend Tage, dann wohl tausendmal an einem schon. Du nur kennst den Rhythmus und den Ton, wenn ich über Dissonanzen klage.Du machst mehr als nur die Lieder tönen, dir ist auch das Leid ein kleines Lied. Und die Wolken und der Wind am Ried sollen seine harten Laute krönen.Fern ein Klang läßt meine Saiten singen. Lächelnd ziehst du deine Hämmer fort. Gleichgetönte Seelen, gleiches Wort treffen sich auf
Thomas mußte von weitem zusehen, wie Peter, der alte Dorfhirt, gefällt wurde und zu Boden sank wie ein morscher Baum. Der junge Knecht schritt eben auf der Kimme des Hügels, als der große Stier, der Herr der Galtviehherde, seine Hörner gegen den Hirten senkte. Dann lief alles ab wie eine stumme, dramatische Bilderfolge. Der Alte hob den Stock schwankend — vielleicht hatte er schon am Vormittag zuviel getrunken, das geschah in der letzten Ick zuweilen — dann aber ließ er ihn sinken und wandte sich um, als wollte er fliehen. Im nächsten Augenblick hatte ihn der Stier erreicht, hob ihn
In der Gegenwart, in der besonders mit der Frage nach Brot aller Augen auf den Bauern gerichtet sind, sei auch die Frage nach dem Bild des -Bauern, wie unsere Zeit ihn sieht, gestellt und beantwortet. Haben sich auch in den letzten Jahren durch die Flucht aus den Städten auf das Land die Vorstellungen über den Bauern geändert, so ist der Weg doch noch weit vom Kennenlernen eines Landmenschen bis zum Verstehen der geistigen Welt des Bauern.Das Bild des Bauern machte in den letzten achtzig Jahren manche Wandlungen durch. Am sichtbarsten wurde dies auf dem Gebiete der Kunst, und da wieder am