Ein eisiger Wind wehte über den Stephansplatz. Er ließ ein Transparent, das oberhalb des Riesentores über die ganze Nordfront des Domes gespannt war und dessen Ende sich an einer Seite gelöst hatte, von Zeit zu Zeit flattern wie einen riesigen gefangenen Vogel. Ohne diese Bewegung wäre Herrn K. das Transparent vielleicht gar nicht aufgefallen, als er im Grau eines noch jungen Dezembertages seinem Büro zustrebte. Mit einem Anflug von Ärger nahm er die Schrift auf dem Leinen wahr: HEUER KEIN WEIHNACHTSFEST.Der Ärger über den offensichtlichen Lausbubenstreich verflog, während Herr K.
Am Telefon war die Putzfrau — pardon: unsere Raumpflegerin. Ihrer Pflege sind auch die Begrenzungsflächen unserer privaten Räume anvertraut, die Fenster, einschließlich der Außenseite. Für einen Teil der Werkzeuge habe ich aufzukommen, und das war der Grund ihres Anrufes.„Bringen Sie heute oder morgen Zeitungen mit, damit ich die Fenster putzen kann. Aber nicht wieder so harte wie das letzte Mal.“Ich konnte mich nicht erinnern, „harte“ Zeitungen zur Verfügung gestellt zu haben. Einschlägige Abonnements gibt's in unserem Büro gar nicht. „Frau Novak, ich hab' Ihnen, wenn ich
Kaum hatte ich unseren Kindern mit viel Mühe, aber zweifelhaftem Erfolg erklärt, die Eigendefinition ihrer Frau Unterrichts-minister als „relativ total liberal“ sei wohl nicht wörtlich zu verstehen, und in der Hektik des Alltags könnten einem Politiker schon einmal die sprachlichen Pferde durchgehen, da fiel mir unser Verteidigungsminister in den Rük-ken.Meine Hoffnung, die Kinder hätten dank des neuen Hörfunkschemas das Abendjournal nicht gehört, erwies sich als trügerisch: „Ich habe nicht ganz verstanden,was Lichal gemeint haben könnte“, begrüßte mich der Herr Sohn.
„Womit kann ich Ihnen dienen?“ Der Mann im dunkelgrauen Anzug lächelte gewinnend.„Ich bin am Institut für Bürokratieforschung in Wien beschäftigt“, begann K. seine Vorstellung, „und arbeite an einer Habilitationsschrift über Mechanismen der Arbeitsteilung und Arbeits-verteüung in großen Bürokratien. Die Glaubenskongregation als eines der wichtigsten Organe des Heiligen Stuhls“ - K. bemerkte ein feines Lächeln auf dem gebräunten Gesicht des Paters — „kann doch wohl auch als Bürokratie betrachtet werden, wie die gesamte Kirche - unbeschadet ihrer Stiftung durch den
Das österreichische System sozialer Sicherheit gilt vielfach als vorbildlich. Zukünftige Entwicklungen, die sich unschwer absehen, aber nur zu einem geringen Teil wirklich beeinflussen lassen, bedrohen das soziale Netz. Eine mögliche Vorkehrung gegen diese Gefahr wäre ein sukzessiver Ubergang vom Versicherungs-zum Solidaritätsprinzip.Ansatzpunkt für einen Anspruch des einzelnen auf eine solidarische Leistung der Gemeinschaft wäre dann nicht eine von ihm zuerst erbrachte Versicherungsleistung, sondern seine konkrete Bedürfnislage.Die Absicherung gegen die Wechselfälle des Lebens ist in
Es ist überflüssig zu sagen, daß die Kirche zur Militärseelsorge verpflichtet ist; Aufgabe der Kirche ist Verkündigung der frohen Botschaft, der Botschaft vom Frieden und Heil Gottes, immer und überall, „gelegen oder ungelegen". Doch nähmen die beauftragten Verkünder der Botschaft im Militär ihre Aufgabe ernst genug, wäre das wohl das Ende der traditionellen ,Militärseelsorge".
Da es der Kirche um den Glauben der Menschen und um ihr Heil geht, gehen muß und um nichts anderes gehen darf und kann, stünde es ihr an, auf jeden Zwang zu verzichten und die unheilige Allianz mit der staatlichen Macht in der Gestalt von gerichtlichen Klagen und Exekutionen lieber heute als morgen aufzugeben. Denn „Mahnungen, Vorladungen, Gerichtsbescheide sind mit größter Wahrscheinlichkeit keine geeigneten pastoralen Mittel“ (Dordett).
Es gibt Leute, die sagen, der Fragenkomplex „Kirchenbeitrag“ sei tabuisiert. Diese Leute haben recht; über den Kirchenbeitrag öffentlich zu reden, gilt geradezu als unanständig. Es gibt Leute, die machen für diese Tabuisierung die Kirche verantwortlich. Diese Leute haben, zum Teil recht; die Tabuisierung ist, mindestens ebenso österreichisch, wie sie kirchlich ist.'Es gibt Leute, die sehen im derzeit in Österreich praktizierten Beitragssystem eine Überlebensfrage der Kirche. Diese Leute haben unrecht; in keinem Land der Erde ist bisher die Kirche an finanziellen Problemen zugrundegegangen.