Wir glauben an die großen alten Dogmen, an Gott den Einen, aber Dreifaltigen, wir glauben, daß Gott sich in Jesus in so einzigartiger Weise geoffenbart hat, daß wir ihn seinen Sohn nennen. Aber die Sprache der alten Väter ist uns fremd geworden. Sie kam aus einem anderen Weltverständnis.Der Verfasser führt uns durch das Labyrinth der Dogmenentwicklung. Wir sehen in Jesus nicht so sehr den von oben Gekommenen, als den, der von unten kam, was die Alten vernachlässigt haben. Die menschliche Natur Jesu war ihnen unbequem, sie sahen in Jesus den versteckten Gott.Wenn man das Göttliche
Der Autor, seit 50 Jahren Priester und noch immer Pfarrer in der Nähe Wiens (Südstadt und Hinterbrühl), zieht mit der „Seelsorge im Aufbruch" ein positives Resümee für die Zukunft.
Wir werden von einer Flut von Worten täglich überschwemmt, gedruckte, wenn wir die Tageszeitung lesen, gesprochene in Radio und Fernsehen. Geht ein roter Faden durch? Wird uns etwas klarer oder verwirren sie uns? Was heißt Friede, Demokratie, Lebensqualität, Sinn des Lebens, Frust, Liebe, Rot, Blau, rechts, links? Es gibt ein Gespräch, einen Dialog, wo man sich ehrlich bemüht, die Wahrheit zu finden. Es gibt aber auch eine absichtliche Verwirrung, wo Friede nicht Friede und Freiheit nicht Freiheit bedeutet, sondern wo es nur um brutale Macht geht, wo man recht haben will, auch wenn man
Sinnend stehen wir wieder vor der Krippe und versuchen, ihre Botschaft hier und heute zu verstehen. Wir halten daran fest, daß es sich um ein fact und keine flction handelt. Jesus Christus ist als echter Mensch von Maria um die Zeitenwende in Palästina geboren worden. Sein Erscheinen bedeutet eine welthistorische Wende, Sein Anspruch (das Reich) erstreckt sich über alle Menschen. Er ist für alle gekommen und hat eine echte Botschaft vom himmlischen Vater. In Ihm Ist Gott Mensch und der Mensch Gott geworden. Weihnachten ist damit nicht nur Vergangenheit (es geschah in den Tagen des Kaiser
Was geht in der jungen Generation vor? Was denkt sie, was will sie? Ist die steigende Jugendkriminalität nicht ein Sturmzeichen? Nicht daß die ganze Jugend schlecht ist, aber daß sie gefährdet ist und sich selbst nicht zu helfen weiß. Nicht um die Schlechten und Gestrandeten geht es so sehr, als um die Masse der ändern, die schwanken und denen noch alle Wege offen sind. Wer die Jugend kennt, weiß, ein wie schwacher Anstoß genügt, um einen jungen Menschen nach rechts oder links zu locken. Damit aber wird meist der Wechsel für das ganze Leben gestellt. Wie mir das alles an einer
Ich habe viele Hobbies, je älter ich werde, um so mehr. Vieles liegt noch vor mir, das ich erst versuchen möchte, und ich hoffe, daß ich noch dazu komme, wenn ich alt genug werde und die Zeiten es zulassen.Ich habe viele Jahre gebraucht, bis ich mich zu einer Rechtfertigung der Hobbies durchrang und sie mit einigermaßen gutem Gewissen betreibe. Durch Erziehung und Literatur war ich in eine gewisse asketische Richtung gedrängt, die für Steckenpferde nicht übrig- -hat-, soraderfi sie als Flucht vor dem Wesentlichen verwirft. Wenn ich es am Beispiel eines Priesterromans sagen darf: der
Wenn man in fremde Länder kommt, besucht man meistens die großen Sehenswürdigkeiten und Kunstdenkmäler. Auch ich habe eine lange Reihe von Reiseführern in meiner Bibliothek stehen und richte darnach meine Reisen ein. Eine Zeitlang, etliche Tage reise ich darnach, dann fühle ich inmitten der herrlichsten Dome, Galerien und Plätze Ueberdruß und ich sehne mich nach der reinen Landschaft. Weit weg aus der Stadt, von der Eisenbahn und Straße. Ich will Kommunikation mit der Landschaft. Wenn ich es an einem Beispiel sagen darf. England wurde mir erst zum Erlebnisi als ich in Eton auf einer
Wenn mich jemand fragen sollte, was mein schönstes Erlebnis in diesem Sommer war, würde ich ohne Zögern sagen: „Ein Abend im Waldviertel.“ Ja, es fällt mir wirklich nichts Schöneres ein und ich sehe das Bild noch immer so leuchtend vor mir, daß ich mich immer von neuem darüber freue.Als ich im Sommer mit sechs Kindern, Knaben, und meinem Schäferhund Winnetou durch die paradiesische Landschaft unseres österreichischen Waldviertels fuhr, querte eines Abends unsere Straße ein entlegenes Waldtal. Am Täl- grund blieb ich sofort stehen und beschloß zu bleiben. Der glucksende Bach
Wenn man viele Jahre Schüler und noch länger Lehrer war, dann ist die Zehnuhrpause bleibender Einschnitt im Tagesablauf geworden. Wenigstens mir geht es so. Noch dazu wohne ich neben einer Klosterschule, wo die große Glocke, etwas zu laut für den Nachbarn, die große Pause ausruft.Ich lege mein Schreibzeug weg, greife nach meiner Semmel und verlasse Zimmer und Haus. Im Hof läuft mir der Hund entgegen, der sich gelangweilt hat, weil er allein nichts zu unternehmen imstande ist. Vergebens erwartet er sich einen weiten Spaziergang in den Wald oder wenigstens in meine Einsiedelei, doch dazu
Am Anfang möchte ich feststellen, daß ich keine Gedichte schreibe, nicht einmal den Drang dazu verspüre. Ich glaube, mit sechzehn Jahren habe ich eines versucht über eine Herbststimmung, bin aber in der zweiten Strophe steckengeblieben, weil ich den Reim nicht fand; und dabei blieb es.Ich bin viele Jahre lang ohne Gedichte ausgekommen, und oft habe ich die Reimmacher bemitleidet wegen ihrer unfruchtbaren Mühe. Von tausend Gedichten, die geschrieben.werden, ist kaum eines, das mich ergreift.Aber das sagt nichts gegen die Gedichte selbst, denn wenn es nur zwei oder drei wirklich gute
Die Geschichte hat damit begonnen, daß ich auf einer alten Landkarte einen Platz fand mit der Aufschrift: Der Baum, der mitten in der Welt steht. Daneben war ein Baum gezeichnet. Dieser Baum ging mir, wie man sagt, nach. Nach etlichen Wochen war ich soweit, daß ich mir vornahm: Diesen Baum mußt du sehen. Ich suchte auf einer genauen Spezialkarte in der Gegend, wo vermutlich der Baum zu suchen war, fand die Bezeichnung aber nicht. Ich schlug in Büchern nach. Nichts zu finden. Das reizte mich noch mehr, und ich überlegte: Man müßte die Gegend systematisch absuchen und herumfragen, dann
Eine Operation ist etwas Mysteriöses. Merkwürdige Schauer gehen von ihr aus. Fs hat viele tausend Jahre gebraucht, bis die Menschheit sich dazu entschlossen hat. Die Operation ist wie eine mystische Weihe, du stirbst in der Narkose geheimnisvoll und wirst, wenn dir die Mächte gnädig sind, zu einem neuen Leben geboren. Daß der lebendige Leib geöffnet wird, ist für den naiven Menschen ungeheuer. Das helle Rot des cjr öffneten Menschenleibes ist unvergeßlich.Die Operation ist aber auch etwas Existentielles. Du wirst durch das Schicksal (oder durch Gott) vqr eine Entscheidung gestellt.
Vor vielen Jahren sagte ein alter Freund zu mir, als ich vom Wechseln sprach: „Das erste auf dem neuen Posten, merk dir, ist, neue Bäume zu pflanzen. Das ist nützlich und lehrreich zugleich.“Ich hätte diesen Ausspruch vielleicht vergessen, wenn mir die Nachbarn nicht in der neuen Gegend gleich beim Einzug gesagt hätten, daß mein Vorgänger die jungen Bäume bei seinem Auszug ausgehoben und mitgenommen hätte.Seitdem habe ich viele Bäume gepflanzt und beim Umgang mit Bäumen denke ich immer an den oben erwähnten Ausspruch. Nutzen im eigentlichen Sinne hatte ich noch wenig, denn zehn,
Ich weiß, daß man seine Zuversicht lieber an Siegesnachrichten stärkt, als niederdrückende Tatsachen zur Kenntnis nimmt. Aber zur Ergänzung und Vervollständigung unserer Bilder von der Wirklichkeit dürfen wir das andere nicht übersehen. Es geht nicht immer nur vorwärts, sondern teilweise und stellenweise auch zurück. Wir gewinnen und verlieren zugleich.Zwei Fälle haben mich in der letzten Zeit besonders beeindruckt. Der Kritiker wird sagen — und ich biete ihm gleich von vornherein die Handhabe dazu —, beide Menschen seien nidit typisch, sie seien vielmehr Einzelgänger und
Wir Schreiber werden von Leuten anderer Fächer beneidet um unser geringes Werkzeug. Was braucht ein Bildhauer nicht alles an Material und Werkzeug und uns genügt Feder, Tinte und ein Stück Papier. Das andere tragen wir alles in uns. Ich will nicht von der Tinte und dem Papier sprechen, obwohl sich viel Schönes und Wichtiges darüber sagen ließe, ich will nur von der Feder reden.Ich liebe meine Feder. Es ist mir ein Genuß, sie in die Hand zu nehmen und wenn mir etwas eingefallen ist, sie über das Papier gleiten zu lassen. Ich kann nicht sagen, daß ich mit einer einzigen Feder schreibe,
Ich saß mit einem Mann am Abend in der Küche beisammen, die Kinder waren schlafen gegangen und die Frau war über ihren Strümpfen eingenickt. Und dann kam die Rede unfehlbar auf das, worauf sie überall nach einer Weile Erzählens kommt, auf den Krieg und was der einzelne erlebt hat.„Ich bin nicht gegen die Religion, ganz im Gegenteil, ich sehe ihre Notwendigkeit in, aber es geht mir nicht zusammen, manches versteh ich einfach nicht. Ich habe auch schon öfter darüber mit gläubigen Menschen gesprochen und keiner konnte es mir befriedigend erklären.“ Er machte eine Pause und sah mich
Um mit dem zweiten anzufangen, von der Liebe von Romeo und Julia, auf die bekanntlich der zweite Satz angewendet ist, halte ich nicht viel. Wer weiß, was daraus geworden wäre, nach, sagen wir dreißig, vierzig Jahren. Man weiß doch, je mehr Liebesheiraten, um so mehr Scheidungen. Romantik ist ganz gut, damit die Paare zusammenkommen, aber dann muß gleich etwas dazukommen, sonst geht es schief. Aus dem Eros muß Caritas werden, dann hat die Sache Dauer.Wenn ich von der größten Liebe reden soll, die ich fand, dann muß ich an meine grauen Pantoffel denken, durch die ich damit verbunden
Wie bekannt, arbeitet das Verlagswesen in Österreich unter schwierigsten Verhältnissen, vor allem die Kirchenmusik, weil hier Angebot und Nachfrage unter besonders ungünstigen Voraussetzungen leiden. Erfreulich ist es daher, daß die „Styria'-Steirische Verlagsanstalt 1950 auf eine Tätigkeit zurückblicken darf, die nicht nur für Österreich, sondern auch darüber hinaus als mustergültig bezeichnet werden muß. Inneres (Kompositionen) wie Äußeres (Druck, Ausstattung) sprechen deutlich von ernstem Wollen nach höchsten künstlerischen Grundsätzen, aber auch von sinnvoller
Das ist das größte Geheimnis und für uns das entscheidenste, das menschliche Leben. Ich meine, wie so ein Mensch ins Dasein tritt in der Kette seiner Ahnen, beschenkt und belastet mit einem komplizierten und fragwürdigen Erbe, wie er heranwächst, sich in eine Richtung hin entwickelt, selber ungewiß, getrieben und doch jeder Schritt voll Entscheidung, wie er ein Ziel sieht und auf es hinstrebt, einen Beruf, einen Besitz, ein Weib. Wie er es eine Weile lang hat oder zu haben scheint, wie er plötzlich aus seiner Aktivität gerissen wird, durch Schuld, Krankheit, Unglück, wie er gerüttelt
Schuster fühlte sich unendlich frei, als r durch das grüne Waldtal wanderte. Seine Augen folgten der auf und nieder gehenden Linie der Waldberge, die das Tal begleiteten. „Nirgends und überall bin ich nun daheim“, sagte er für sich selber.Er war vielleicht zwei Stunden gegangen und die Füße schmerzten ihn. Er setzte sich an den Straßenrand und zog die Schuhe aus, als ein leeres Holzfuhrwerk gefahren kam..Hast du Blasen an den Füßen?“ rief ihm der Fuhrknecht zu.„Ja“, antwortete Schuster.„Wohin willst du?“„Geradeaus“, sagte Schuster.„Dann setz dich zu mir, kannst ein
Vor Jahren unterrichtete ich Religion in einer Stadtschule. Ich hatte gerade einen gesegneten Tag. Der Frühling hatte sehr lange gezögert, und mit lauter Regen und Kälte war der Mai gekommen. Nun war wie mit einem Schlag alles anders. Das Gras stand in den Gärten so grün und hoch wie noch nie, die Bäume blühten, die Luft ging klar und weich, alles lebte auf und ich auch. Am Abend war ich in den Garten gegangen, hatte mich ins Gras gelegt und in den Himmel geschaut. Auf dem blühenden Apfelbaum saß eine Amsel und schluchzte ihr trunkenes Lied. Ich war aber für das alles noch nicht
Ich war selber nicht in der Kriegsgefangenschaft und erzähle im folgenden nicht ein eigenes Erlebnis, sondern das eines jungen Freundes, das mir wert erscheint, aufgezeichnet und weitererzählt zu werden.Das sind seine Worte:Es war am Gründonnerstag 1942. Wir hatten weder Munition noch Proviant und konnten aus unserem Bunker nicht mehr heraus. Wir ahnten, daß wir von allen Seiten umzingelt waren. Die Hoffnungslosigkeit machte uns unendlich müde, die Sinnlosigkeit der Kämpfe und Leiden der vergangenen Jahre war uns aufgegangen. Ein Gesetz bestand noch in unserem verlorenen Haufen: die
Von den vielen Freunden meiner Jugend sind mir nur wenige geblieben, die meisten haben sich verlaufen. Und jetzt bin ich wieder um einen gekommen. Es ist ein großes Unglück, wenn man um einen Menschen ärmer wird.Heinz war ein stiller Knabe, der nichts aus sich machte. Wenn wir am Abend im Internat beisammenstanden und ich das große Wort führte, hörte er bloß zu, und wenn ich allein war, tauchte er auf, scheu und ängstlich, ob ich ihn beachten würde, ich gewöhnte mich dran, daß er immer in meiner Nähe war und fand es selbstverständlich, daß er mir vieles abnahm, was mir zu
Manche Erlebnisse der Kindheit scheinen prophetischer Natur zu sein. Was nicht heißen soll, daß wir es als Kinder so empfunden haben, aber im Zurückschauen enthüllen sich uns die Bilder. Aus der Erfüllung wird die Ankündigung klar. Was hat das nachher zu sagen? Ist es nicht schon zu spät? Ich glaube nicht. Es ist nämlich möglich, daß sich das Angedeutete wiederholt. Darf ich dafür ein Beispiel erzählen ...Gleich hinter unserem Haus floß der Strom vorbei, Tag und Nacht erfüllte sein Rauschen mein Ohr und mein Herz. Er war Inbegriff des Ungeheuren, Fremden, aber zugleich etwas
Der Autor des nachstehenden Aufsatzes, durch Jahre Seelsorger am Rande der Großstadt, ist weiten Kreisen durch seine sozialen Studien und Aufsätze bekannt. Er entwirft hier ein Bild, dessen Realismus als schonungslos empfunden werden kann, ohne den aber alle Aussage über die Tatbestände, um die es sich handelt, zur wirkungslosen Redensart wird. Die Furche'Uns allen liegt das Schicksal der Jugend am Herzen, wir begreifen ihre Art nicht und sehen ihrem Treiben mit Besorgnis zu. Immer fragen wir uns wieder: Was wird aus euch werden? Was werdet ihr aus eurem Leben machen? Oft wäre es uns am
In diesen Tagen halten die Priester der Erzdiözese Wien Beratungen ab, in denen über die so wichtige Frage gesprochen wird, wie die Mauer, die viele dem Christentum und dem christlichen Leben Entfremdete, Abseitsstehende von der Kirche trennt, diese scheinbar unüberwindliche Mauer, doch durchbrochen werden kann. Das Thema geht nicht nur die Priester, sondern alle ernsten Christen an.Betrachten wir den Zustand in unserem Lande: Mehr als neunzig Prozent sind katholisch getauft und die meisten bekennen sich auch tätig durch die Kirchensteuer zur katholischen Kirche. Das heißt also; von zehn
Mein Vater hatte keine schöne Kindheit. Er hat uns nur selten davon erzählt; er liebte es nicht, diese traurigen Erinnerungen aufzuwecken.Seinen Vater hat er nicht mehr gekannt, weil jener zu früh starb. Er blieb als einziges Kind mit seiner Mutter auf dem Bauerngut. Die Mutter heiratete einen Zimmermann und so bekam das Kind einen Stiefvater. Dieser stammte aus einem armen Hause und hatte geheiratet, um zu Besitz zu kommen. Das Kind, welches auf das Gut angeschrieben war, bedeutete ihm bloß ein unangenehmes Hindernis. Er war ein grober Mensch und sehr engstirnig. Der Gedanke, daß der
Auf der Straßenbahn traf ich ab und zu einen jungen Mann von etwa achtzehn Jahren. Er mußte in keinen guten Verhältnissen leben, denn seine Schuhe waren vertreten und die Hose war alt. Das Auffälligste aber an ihm war, daß er die längsten Haare trug, die ich je, auch in unserer an langen Haaren keineswegs armen Zeit, an einem Burschen gesehen habe. Leicht gewellt und braun fielen sie, immer dichter werdend, bis ins Genick hinab, wo sie beinahe, wie bei den Mädchen, in einer aufgedrehten Rolle end'gten. Ich war nicht der einzige, der ihn beobachtete, sondern jeder, der ihn sah, verharrte
(15. Fortsetzung und Schluß)„Ja, Schwämme suchen“, antwortete ich.Er stieß das Boot am Ufer ein Stück hinauf. Wir gingen inzwischen am Strande weiter. Agnes hatte sich auf der einen Seite eingehängt, Maria auf der andern. Ich kam mir wie der verlorene Sohn vor.Als der Fischer die Stelle zur Abfahrt erreicht hatte, rief er uns herbei, wir stiegen ein und fuhren auf den abendlichen Strom hinaus. Maria fürchtete sich ein wenig und drängte sich an mich, Agnes war es gewohnt und tat sehr kühn.Wir stießen auf den Sand und sprangen heraus, verabschiedeten uns vom Fährmann und gingen auf
14. FortsetzungWird es mir wie denen im Märchen ergehen, die auszogen, um dort das Abenteuer und Wunder zu finden? Das Abenteuer und Wunder, das ich suche, ist die Verwandlung.Es ist nicht so leicht, in der Natur die Konzentration zu finden, denn die vielen und schönen Dinge, die man da sieht, lenken ab. Drum sind die Religionen auch mit Recht davon abgekommen, unter Bäumen und auf Bergesspitzen ihre Gottesdienste zu halten. Die heiligen Räume, die gegen die Umwelt streng abgegrenzt sind und nur Zweckdienliches enthalten, die Kirchen, sind dafür besser geeignet. Eines aber hat man als
11. FortsetzungSie kam nicht zurück, sondern blieb an ■dem Abhang stehen, bereit mich anzuhören, aber ebenso bereit, im nächsten Augenblick weiterzugehen. Auch ich blieb auf meinem Platz stehen.„Ich weiß nicht, was Hugo gemeint hat. Wahrscheinlich wollte er, daß du mir hilfst. Ich käme lelber ganz herunter bei der Krankenpflege. Er will uns wieder zusammenbringen.“„Ich will nicht, daß es aussieht, als liefe ich dir nach. Du weißt, das alte Theater mach ich nicht mehr mit, ich gebrauche dabei nur deine Worte.“„Aber wir könnten jetzt, da du schon da bist, davon absehen,
9. FortsetzungSchwere, schreckliche Tage liegen hinter mir. Ich sehe alles noch schwarz und voll Trauer. Kurz erzählt kam es so. Die Brandhofbäuerin fuhr mit ihren drei Kindern mit dem leichten Wagen am Sonntag zu den künftigen Schwiegerleuten auf Besuch. Es war der erste feierliche der ganzen Familie, wahrscheinlich hätten sich daraus Entscheidungen ergeben. Der Sohn kutschierte, Rosl saß neben ihm, rückwärts saß die Mutter und die jüngere Schwester. Um ein Uhr nachmittag waren sie weggefahren, um halb zwei fuhren sie auf einer Nebenstraße über eine ungeschützte Bahnübersetzung.
8. FortsetzungAm Abend trug ich meine Sense auf das Kleefeld. Der Knecht sagte, sie sehe der Pichlerin ähnlich. Man könnte sie ruhig in die Donau versenken. Aber er übertrieb, er ist stolz auf sein Wissen und Können. Ich war enttäuscht, daß Rosl 'nicht da war, sondern ihre Schwester. Sie ist auch ein liebes Mädchen, fast Kind, aber das Leuchten fehlt ihr, das an Rosl so groß ist. Der Knecht ließ mich wieder probieren und scheint zufriedener zu sein als gestern, freilich gestand er es nicht ein, sondern sagte, als Mäher könnte ich mir nicht mein Brot verdienen. Neben dem Acker
7. FortsetzungSelten merke ich mir einen Traum. In der folgenden Nacht träumte ich, wie ich auf das Maisfeld zulief, wie die Kugeln um mich einschlugen, wie Karl schrie.Warum bin ich entkommen? War das nur Zufall? Es heißt immer, es gibt keinen Zufall, aber ich glaube, es gibt doch einen. Das Leben ist schwerer, wenn man nicht abergläubisch ist. Jedes Leben kann jederzeit beendet werden, herüben geht die Gleichung nie auf. Ich habe immer, wenn einer fiel, nadigedacht, ob sich darin so etwas wie ein Gesetz oder Plan offenbare, und ich fand keinen. Wenn er für uns unsichtbar ist, brauch ich
6. FortsetzungAber sie kam nicht. Sie steckte bloß die rosarote Scheibe ihres Rüssels heraus und war nicht weiterzubewegen. Also Mißerfolg *uf allen Linien. Ich versuchte sie von drinnen herauszudrängen. Sie schrie und •prang zur Seite.„Erstick' in deinem Dreck, du blödes Schwein“, sagte ich in meiner Wut und ging davon.Scheinbar sollte mir alles mißlingen. Ich' machte mich über die Orgel. Uralten Staub nahm ich aus dem geöffneten Kasten. Das Zeug ist nicht so einfach, ich habe mir einige Skizzen gemacht, bevor ich mit dem Zerlegen begann. Der Blasbalg hat Löcher, die Lade ist
5. FortsetzungDas gibt Laufereien ums Holz und Arbeit genug, daß ich nicht zum Nachdenken komme, weder über den Knaben noch über mein Gefühl zu Liesl, denn um die Wahrheit zu sagen, ersteres ist im Schwinden und letzteres wieder im Wachsen.Ich habe den Auslauf ausgemessen und abgesteckt. Ich nehme an, daß ein Schwein klug genug ist, die Grenzen anzuerkennen und nicht gegen die Hürden mit Gewalt loszugehen. An den Eckpfeilern wird Susi sich zu kratzen versuchen, sonst wird sie zufrieden sein mit der vergrößerten Freiheit.Geistige Beschäftigung habe ich keine als mein Lesebuch, und zwar
4. FortsetzungNun sage mir keiner, ich hätte nichts dageg en getan. Ich wehrte mich wie ein Löwe, ich tobte gegen mich selber, ich beschimpfte mich, ich sagte mir hundert Argumente dagegen, aber was kann ich dafür, daß Gefühle tiefer sitzen als die Vernunft? “Eine elementare Kraft war in mir aufgebrochen, und mit ungestümer Wucht überflutete sie mein Herz. Wenn ich alles erwartet hätte, aber das kam mir überraschend. Zerstreuung, Ablenkung, Arbeit, sagte ich mir, werden mich von dem Fieber meines Herzens heilen.Ich ging in den Galten und arbeitete, bis ich meinen Rücken nicht mehr
3. FortsetzungEs ist sehr sdlön gewesen, ich habe eine gute Erinnerung an alles. Von mir aus könnte öfters so eine Schar kommen.Ich habe zwei Briefe bekommen. Der erste von Maria lag in dem Wäschepaket.„Es ist gut, daß Du geschrieben hast. Ich glaube, Dir geht es besser als mir. Ich warte auf Deine Entscheidungen, laß Dich durch keine Rücksichten zu etwas bestimmen, was Dir nachher eine unerträgliche Last wird. Schreibe wieder einmal einigeZeilenMaria.Und der zweite Brief von Karls Frau.„Ich bestätige den Empfang Ihres Briefes. Ich habe mich von dem Schlag noch nicht erholt. Auf
2. Fortsetzung.Hernach arbeitete ich nichts. Nachdem ich Jm Abend die Tiere versorgt hatte, schrieb ich wieder einen Brief...Lieber Freund, Du wirst Dich wundern, daß ich nicht zu Dir gekommen bin. aber ich hielt es nicht mehr aus daheim. Die Stimmung war so geladen, meine nervösen Zustände verschlechterten sich so, daß ich buchstäblich davonlief. Zuerst bin ich im Gebirge herumgelaufen, was,mir sehr gut getan hat, ich vergaß und beruhigte mich. Jetzt wohne ich an einem idyllischen Platz an der Donau bei einer Alten, welcher ich den Hausknecht mache. Seit einigen Tagen rumort es wieder
1. Fortsetzung„Iiis Spital gibst du sie nicht, die schneiden nur an ihr herum und verpfuschen sie ganz.. Ich geh mit.“ “Deir Schwiegersohn, ein unbeholfener Mensch, bedankte sich und verschwand.Die, Pichlerin war über den plötzlichen Entschluß nun selber erschrocken.„Mein“ Gott, was wird das für eine Wirtschaft werden.“Ich hatte alle Mühe, sie zu beruhigen. Die halbe. Nacht werkte sie im Haus herum, im Morgengrauen weckte sie mich. Sie trommelte an die.Kammertür und schrie: „Schnell aufstehn!“Als ich angezogen hinauskam, sagte sie-, aufs Läuten habe sie vergessen.„Was
Ich war über die letzten Hügel gewandert und stand plötzlich am Rande eines Wiesen-hang^s, der steil zur Donau abfiel. Der Stronji kam gerade auf den Hügel herge-flosseh, brach sich an ihm und strömte in steilem Bogen wieder zurück. Silbern glänzte die riksige Wasserfläche in der späten Nachmittagssonne, dahinter stiegen dunkle Wälder ajif, im Tale lagen fruchtbare Felder im Strorrjbogen. Ich hatte nie ein ähnliches Bild gesehen; hier fühlte ich mich gleich daheim. Die Landschaft hatte etwas unendlich Beruhigendes und Feierlidies, wie es bei Menschen eine Liebe auf den ersten Blick
Sepp war mit einem Gefangenentransport in Wien angekommen und sollte nun allein in sein Heimatdorf an der Donau weiterfahren, wo seine Mutter in der kleinen Keusche auf ihren Einzigen wartete. Sepp hatte nichts Militärisches mehr an sich. Er war von Beruf Roßknecht. Der Feldwebel hatte schon vor Jahren zu ihm gesagt: „Mondscheinlechner, aus Ihnen wird in hundert Jahren kein Soldat!“ Und weil Sepp in seiner Einfalt „Jawohl“ gestammelt hatte, war ihm das noch als Frechheit ausgelegt worden.Die Leiden der Gefangenschaft hatten das Menschliche in ihm noch stärker zum Vorschein gebracht.