Was diesen Konzertführer von den üblichen unterscheidet, sagt der Autor im „Grundsätzliches“ genannten Vorwort in bester und kürzester Formulierung:Gelegentlich der Aufführung eines bestimmten Werkes ermöglicht die Lektüre des Werkkommentars rasche Information über die wichtigsten Spezifica der Komposition. Darüber hinaus wird die Kenntnisnahme des Kommentars über den Schöpfer dieses Werkes Nützliches zur Erfassung von dessen Personalstil vermitteln. Schließlich wird die Einführung zu den Zeit- und Regionalstilen jene Uberschau ermöglichen, die dem Stil eines Werkes und
Die Entstehungsgeschichte historischer Orgeln im Wiener Raum und Land ist darüber hinaus ein kulturgeschichtliches Bild breiter Sicht von einem eigentümlichen Blickpunkt her entworfen und ergibt ungewohnte Aspekte, die gelegentlich entdeckungsnahe Frische ausstrahlen. Diese sachliche Berichterstattung liest sich trotzdem wie persönliche Mitteilungen, der zusammengetragenen historischen Geschehnisse sind so viele, daß die Geschichte in Geschichten zerfiele, hielte sie nicht die wissenschaftliche Verantwortung und strenge Selbstdisziplin des Autors in der Zielgeraden.Nach einer allgemeinen
Wenn aus einem Saulus ein Paulus wird, so stellt das eine Bekehrung vor, und darunter kann man sich etwas vorstellen. Wenn aber umgekehrt ein hochbegabter Literat den Glauben an sein Handwerk einbüßt und aus einem auf glänzende Weise satirisch aufgelegten, präzis zielenden Polemiker zu einem melancholisch aufgelegten Grübler mit der fatalsten „Tiefe“ als Selbstzweck geworden ist, dann hat er es mit einem Großteil der Kritik ebenso leicht, wie es der Großteil seiner Leser mit ihm schwer hat. Jene werden ihnsicherheitshalber in eine Höhe heben, von der sich der Satiriker nichts
Wiener Sängerknaben und Chorus Viennensis unter Leitung von Hans Gillesberger waren die Ausführenden eines der österreichischesten Konzerte der Wiener Festwochen, was nicht nur Begrüßung und Applaus bewiesen, sondern menr noch das familiäre Gemeinschaftsgefühl zwischen Podium und Parterre. Musikantische Verve, fast soldatische Disziplin und gesunde Natürlichkeit mögen selten in solchem Maß zusammenwirken und noch vor dem ersten Ton den Funken überspringen lassen. Nach einigen Motetten alter Meister erreichte das anspruchsvolle Programm seinen ersten Höhepunkt in der meisterlich
Rossinis Alterswerk, die „Petite Messe solenelle“, obwohl unsprüng-lich für die Liturgie bestimmt und auch zur Messe aufgeführt, kommt als Kirchenmusik nicht in Frage. Seinem eigenen Ausspruch nach soll er gezweifelt haben, ob es eine sakrale oder eine „sakrische“ Musik sei. Heute sind wir geneigt, beides zu verneinen, sie auch als Konzertmesse trotz ihrer schönen Melodien als spannungslos und gleichsam müde zu bezeichnen. Es fehlt die rossinische Eleganz, der spritzige Einfall und vor allem die rhythmische Straffheit. Ursprünglich waren die instrumentale Begleitung zwei Klaviere
Geradezu deprimierenden Eindruck hinterläßt Mozarts „Don Giovanni“ als Repertoirevorstellung der Staatsoper. Schenks Regie ist nur noch fragmentarisch vorhanden, im Orchester, unter Heinrich Hollreiser, herrschen Schlampereien vor; und das Sängerensemble: ungleichwertig, unausgeglichen, von bedenklicher Zufälligkeit der Zusammenstellung. Just da debütierte Robert Kerns in der Titelpartie. Eine stimmlich runde, überzeugende Leistung. In den Details wohldurchdachte, sauber gestaltete Arien, in denen Kerns seinen in allen Lagen gleichmäßig gut entwickelten Bariton klug einsetzt und
Man wußte bisher nur, daß diese Oper in den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts beliebter war als Mozarts „Figaro“. Nach 200 Jahren wird sie nun in Wien wieder aufgeführt, Hans Gabor hat sie für die Wiener Kammeroper entdeckt. Ihr Komponist Vicente Martin y Soler und sein Librettist Lorenzo da Ponte waren zu ihrer Zeit in aller Welt berühmt und beliebt, und es ist schon eine Ironie der Geschichte, daß man nur durch den „armen“ Mozart heute noch von ihnen weiß. Der Titel des Werkes, ungefähr mit „eine rare Angelegenheit“ oder „Ein seltener Fall“ zu übersetzen, bezieht
Es gibt gar keine Bajadere. Es gibt nur ein Paris der zwanziger Jahre, in denen der Prinz von Lahore der Uraufführung einer Operette mit diesem Titel beiwohnt. Er ist von der Hauptdarstellerin Odette Dari-monde entflammt und will die ihn kühl Abweisende durch seinen Willen dazu bringen, ihn zu lieben. Er lädt „ganz Paris“ in sein Palais zu einem Fest ein und bei diesem scheint neben anderen Frauen auch Odette schwach zu werden und sinkt in seine Arme. Als er jedoch der versammelten Gesellschaft seine Verlobung verkündet, löst sie sich von ihm, lacht Ihn aus, die Kraft seines Willens
Keineswegs ein brummiger Meister Petz, vielmehr ein munteres artiges, gelegentlich reizend unartiges Bärlein prdouziert sich in der Kammeroper am Fleischmarkt als Operneinakter von Ivo Jirasek, vom Komponisten selbst dirigiert und daher in allen Finessen der Partitur richtig ausgewogen. Was indes wie Leichtgewicht sich anhört, ist ernste diffizile Arbeit und vor allem bühnenwirksam. Nach Tschechows Schwank, „Der Bär“, hat Karel Berman das Libretto und Kurt Honolka die deutsche Übersetzung geschaffen. Der Bär ist der Gutsbesitzer Smir- now, der zur Witwe Popowa kommt, um ohne viel
Wie von seinen Jugendwerken „Die lustige Witwe“ ist von dem schon weltberühmten Franz Lehár „Das Land des Lächelns“ die erfolgreichste seiner Operetten. Der Charme dieser Musik überlächelt in der Tat seit den 42 Jahren ihres Bestehens alle krampfhaften Versuche lärmender Lustigkeit. „Immer nur lächeln“, dieses echt österreichische Motto liegt wie ein sentimental-romantisches Abendrot (oder Morgenrot) über der kultivierten Partitur, die auch den eigenen unbedeutenden Text überglänzt, besonders in einer so gut gestalteten Aufführung, wie sie das Raimundtheater bietet. Vor
Hans Kann und Rosorio Maarciano spielten einen Abend lang vierhändige Klaviermusik von Beethoven. Man kennt sie kaum, sie ist auch weder an Umfang noch an Bedeutung für Beethoven charakteristisch, zumeist Gelegenheitsarbeit Immerhin ist auch in ihr der Entwicklungsgang des Bonner Meisters von den strengen Formen der Wiener Klassik bis zu seinem Spätstül deutlich, sofern man die Große Fuge B-Dur, op., 134 (nach dem Streichquartettfinale op. 134 von Anton Halm für Klavier zu vier Händen gesetzt und von Beethoven nur verbessert) dazurechniet. Außer ihr umfaßte das Programm die Sonate
Ein Arkadenhof-Konzert mit durchaus zeitgenössischem Programm, für das man in Peter Keuschnig einen ebenso versierten wie temperamentvollen Dirigenten gewonnen hatte, erwies sich als ein schöner Erfolg mit gelegentlich elegischem Erinnern, wie rasch die Entwicklung fortschreitet und zugleich mit der beruhigenden Erkenntnis, daß die Persönlichkeit des Komponisten und nicht die Mode Erfolg und Dauer seiner Werke bestimmt. Gottried v. Einems „Capriccio“ (op. 2), für seinen Namen vielleicht etwas zu ausgedehnt, ist noch auf der Suche nach einem persönlichen Stil und hat ihn doch schon
Wenn es so weitergeht wie bisher, könnte man sagen, mit der Gunst des Wetters nehme auch die Qualität der Arkadenkonzerte zu. Leon Cuykens bewies als junger Dirigent vor allem durch seine Interpretation von Paul Dukas' „Zauberlehrling“ wenn auch noch kein persönliches Profil, so doch Vertrautheit mit der komplizierten Partitur. Seine (obligate)Haydn-Symphonie (Nr. 40, B-Dur) hatte romanische Klarheit und Leichtigkeit, blieb aber doch am Rande. Besseren Zugriff zeigte die Ouvertüre „Der Türke in Italien“ von Rossini, während er in Schumanns 3. Symphonie, Es-Dur, sein
Aug Anlaß des 75. Geburtstages von Carl Orff brachte die Volksoper ein Neueinstudierung seiner beiden Einakter „Der Mond“ und „Die Kluge“. Die Distanz von rund 30 Jahren seit ihrer Uraufführung macht den Blick freier für die bleibenden Werte, aus welchem Grunde wir der „Klugen“ heute den unbedingten Vorzug geben. Sie liegt uns menschlich näher, weil ihre Gestalten mehr Menschen sind als die Figuren im „Mond“. Letzterer ist zwar handfestes Theater: sogar ein kleines Welittheater mit Himmel, Erde und Unterwelt — vier Burschen eines Dorfes, über dem er nicht scheint,
Man kann - diese 1813 entstandene Oper von Rossini auf zweierlei Art realisieren: als historische Opera buffa oder als moderne Operette. Die Volksoper hat sich für eine Mischung beider Möglichkeiten entschieden, in der Absicht, die ziemlich alberne Fabel dem heutigen Publikum unterhaltsam zu machen. Dies ist gelungen, der zarte Duft der buffa ging dabei verloren.Inhalt: Der Bey von Algerien will seine Hauptfrau Elvira loswerden und sie seinem italienischen Sklaven Lindoro verkuppeln. Er hat Lust auf eine Italienerin und befiehlt seinem Hauptmann Haly, irgendwo eine zu rauben. Diese
Er hätte fast die „Zauberflöte“ verhindert. Denn das Singspiel „Kaspar, der Fagottist“ oder „Die Zauberzither“ von Joachim Perinet mit der Musik von Wenzel Müller, das den gleichen Stoff behandelt (Wielands ,Lulu“), kam drei Monate vor der „Zauberflöte“ zur Aufführung und brachte es zu einem Serienerfolg. Nur ein Gewaltstreich konnte die „Zauberflöte“ retten. Schikaneder und Mozart wagten ihn, indem sie (gleichsam in letzter Minute) die Fabel auf den Kopf stellten, den bösen Zauberer Bos-phoro in den weisen Sarastro und die strahlende Fee Periflrime in die dunkle
Die Operette gleichen Namens wurde als Geburtstagsehrung des Raimundtheaters für Robert Stolz zu dessen „Neunzigstem“ im Rahmen der Festwochen festlich aufwendig dargeboten. Vor einem halben Jahrhundert fand die Uraufführung des Werkes im gleichen Theater statt. Der Text mußte natürlich aktualisiert werden, und Hans Fretzer hat das mit ziemlichem Geschick getan, ohne die Fabel zu verändern. Die Musik hatte keine Modernisierung nötig. Sie ist Gegenwart, wenn auch eine verlorene, und das Wiederfinden beglückend. Als letzter Repräsentant von Wiens „silberner“ Operettenzeit ragt
Franz Salmhof er, eine der verdienstvollsten Persönlichkeiten um die Wiederbelebung des musikalischen Theaters nach dem Kriege, Direktor der Staatsoper von 1945 bis 1955 und der Volksoper von 1955 bis 1963, hat als Opernkomponist die widersprechendsten Kritiken erfahren. So auch diesmal, bei der anläßlich seines 70. Geburtstags erfolgten Uraufführung seiner Oper „Dreikönig“, der er, plötzlich schwer erkrankt, nicht einmal beiwohnen konnte.Das selbstverfaßte Libretto erinnert tatsächlich an AnzengruberscheWucht und Sentinentalität. Ein Bauer wird von der Schwester seiner Frau
Im 7. Konzert des Zyklus „Die Große Symphonie“, dessen Hauptwerk Bruckners Fünfte war, spielte unter der Leitung Christoph von Dohna-nyis Viktor Tretjakow das Konzert für Violine und Orchester op. 47 von Jan Sibelius. Der etwa 25jährige russische Geiger wurde in seiner Heimat Sibirien entdeckt, erhielt in Moskau seinen letzten Schliff und hat innerhalb von zwei Jahren eine Weltkarriere gemacht. — Dieses Violinkonzert, das Sibelius zwischen seiner 2. und seiner 3. Symphonie geschrieben hat und dessen Neufassung 1905 unter der Leitung von Richard Strauss uraufgeführt wurde, ist das,
Diese Operette von Leo Fall gehört zu den besten der silbernen Operettenära. Die Musik ist gekonnt bis ins letzte, sicher, gemütvoll und sparsam mit rein äußeren Affekten. Sie lärmt nicht, sie spielt, unter Herbert Mogg am Dirigentenpult blühte sie richtig auf und entfaltet auch ihre zündenden Rhythmen. Text und Handlung wären eigentlich ernster zu nehmen, als sie genommen werden. Man überspielt sie leider mit allerhand Gags, Ballettnummern, wo sie gewaltsam wirken, und schon bei Beginn durch das ablenkende und ichbezogene Auftreten Lou van Burgs, der sich in der Folge als
Zweifellos sind die Offenbachschen Einakter ebenso wie die alte Opera buffa und vielleicht noch mehr als diese eine Fundgrube für die Schatzsucher der Wiener Kammeroper. Von den beiden ausgegrabenen „Der Regimentszauberer“ und „Fortunios Lied“ (beide zwischen 1861 und 1864 entstanden) hatte ersterer die stärkere Wirkung für sich, letzterer die lyrisch-kantablere, aber bescheidenere, obwohl man die Partie des Valentin seinerzeit den „Cherubim“ Offenbachs nannte. Die Musik trägt in beiden Operetten den Text über alle seine Schwächen zum sicheren Erfolg, ihre Erfindung,
So ganz unbescholten ist sie nicht. Sie hatte schon vorher ein Verhältnis mit Carl Millöcker, aus dessen Operette „Die Jungfrau von Belleyille“ Günter Schwenn (Text) und Friedrich Schröder (Musik) mit Veränderung nicht nur des Schauplatzes die neue „Jungfrau“ somit quasi aus der Retorte fabriziert haben. Es ist eine ganz gute Fabel und eine schmissige Musik, nur wird durch viele, auch ganz gute Balletteinlagen und andere Gags die Szene so zerfasert, daß man den Faden der Handlung verliert. Und das ist auch für eine Operette von Übel. Die einfallsreichen Bühnenbilder
In diesem Jahre verlor Österreich einen seiner bedeutendsten Kir- (hemmisiker: Ernst Tittel, als Komponist, Lehrer und Verfasser musikwissenschaftlicher Schriften weit über d'ie Grenzen der Heimat hinaus bekannt und gewürdigt, in Österreich wohl der seit Vdncenz Goffler am mieteten aufigeführte Messenkomponist. In pädagogisch versuchter Weiterführung der Kirchemjchtöre bildet sein Sakral- werk von der „Kleinen Festmesse“ fast Haydnscher Prägung bis zur „Missa gregoriana“ modernster Linienführung einen gewaltigen Spannbogen stilistischer Vielfalt und handwerklichen Könnens,
Mit Joseph Haydns „List und Liebe“ bringt die Wiener Kammeroper eines der liebenswürdigsten kleinen Bühnenwerke des großen Symphonikers und Oratorienmeisters auf die Bühne: Haydns Musik, wenn auch durch manche lange Vorspiele zu Arien retardierend, ist besonders in den Ensembleszenen von einer Frische und Lebendigkeit und vorwärtstreibenden Agens, daß Tempo der Handlung (und der Zwischenfälle) von ihr bestimmt werden. Die Bühnenbilder von Imre Vincze machen die Szene größer als sie ist, Lucia Listopads Kostüme geben ihr eine bunte Bewegung und ihren Trägem die heitere Note, die
Ein Konzert der „Konzerte“ war der Abend der Symphoniker unter dem Dirigenten Zdenek Koller. Das Programm bescherte Mozarts Klavierkonzert Es-Dur, KV 271, Brahms’ Konzert für Violine, Violoncello und Orchester, op. 102, und Beethovens Konzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester, op. 56. Die Solisten waren Josef Suk, Vidine, Janos Starker, Violoncello, und Rudolf Buchbinder, Klavier. Letzterer, als Jüngster der drei, spielte sich durch seine musibantische Belebtheit sofort ins Herz der Zuhörer. Die Eleganz seines Spiels teilte er mit der vornehmen Art des Geigers Josef
Das Oratorium Belsazar von Händel entstand 1744, zwischen den großen Erfolgsstücken dieses Genres („Messias“, 1741, und „Judas Maccabäus“, 1747) und konnte sich trotz des dramatischen Inhalts weder spontan noch auf Dauer recht durchsetzen. Das weitschweifige Textbuch (das Händel ohnehin um 200 Zeilen kürzte) und die dadurch bedingten langen Rezitative mögen daran schuld sein, keinesfalls die herrlichen Arien und die zügigen, charakterisierenden Chöre. Die Wiedergabe des Werkes unter Karl Richter (Symphoniker, Singverein) ging leider auch am großen Erfolg vorbei, obwohl Chor
Die Solisten des französischen Rundfunkchores sangen unter Leitung von Marcel Couraud A-cap- pella-Musik von heute, von der das „Stabat mater“ von Kryštof Penderecki sowie die „Cinq Rechants“ von Oliver Messiaen die Zuhörer am unmittelbarsten ansprachen (und wohl auch die bedeutendsten des Programms waren). „Cris“ von Maurice Ohana, „Reliefs polychromes“ von Jean-Pierre Guezec und „Nuits“ von Yannis Xenakis müßte man wohl öfter hören, um Wesen, komplizierte Struktur und Wirkung zu erfassen. Was man geradezu als beglückend empfand, war die außerordentliche Kunst der
Daß die Veroperung der Operette trotz der begabtesten Versuche Franz Lehars in eine Sackgasse führt, beweisen die Aufführungen seiner letzten Werke, wie ,£ as Land des Lächelns“ in der Volksoper, darin die beiden Hauptdarsteller ihr Fach ganz prominent verkörperten: Adolf Dallapozza (Prinz Sou-Chong), ganz Oper, und Margit Schramm (Lisa), ganz Operette. Beide Ftile liefen ungemischt nebeneinander her und erreichten so wenig wie dasLiebespaar ein Happy-End. Wenn dazu noch gesagt werden muß, daß Guggi Löwinger (Soubrette) und das Ballett, besonders mit dem eleganten Tanz des
Das Raimund-Theater hat diese Operette von Johann Strauß wieder in den Spielplan aufgenommen: wie der Beifall nach der Premiere zeigte, mit Recht Es gibt keinen Einwand gegen Johann Strauß als den, daß er hier nicht seine genialsten Einfälle placiert hat. Um das Nichts, nämlich die nicht zustande kommende Verführung einer Senatorsgattin, geschieht allerdings sehr viel, bemüht sich ein ansehnliches Ensemble, dessen lebendigste Wirkung ausgeht von Helmuth Wallner und Nero Nicoi, dem Buffopaar. Das ist ernste Kunst der leichten Muse, da sitzt jedes Wort und jeder Ton. Anna Goutos (Annina)
Es ist zweifellos gewagt, eine Rossini-Oper mit jungen Kräften gleich in zwei Premieren mit verschiedenen Besetzungen herauszubringen. Die Wiener Kammeroper hat es im Schönbrunner Schloßtheater gewagt und — fast gewonnen. „Die seidene Leiter“, ein musikalisch anspruchsvoller Zweiakter von Gioacchino Rossini, in der deutschen Textfassung von Alexander Giese, bringt in das übliche Handlungsschema . der Buffa eine neue Note: trotz — oder wegen — heimlicher Ehe muß der Gatte über eine seidene Leiter und einen Balkon ins Gemach der Gattinschleichen. Daß am Ende alle über diese
Vom Wetter begünstigt, setzten die Konzerte mit Elan ein, von dem man nur wünschen kann, daß er anhält. Miltiades Caridis dirigierte das erste. Rossinis Ouvertüre „Die seidene Leiter“ mit ihrer handfesten Technik und spritzigen Eleganz eröffnete den Reigen. Beethovens IV. Symphonie, nicht allzuoft dargeboten, wurde, nicht zuletzt durch ihre klare und tempomäßig goldrichtige Dosierung, zum ersten Höhepunkt, dem nach der Pause das „Rondo“ von Hugo Placheta und als zweiter Höhepunkt die mit Vehemenz “ musizierte „Feuervogel-Suite“ von Igor Strawinsky folgte. Intensität
Das Stück trägt seinen Namen völlig zu Recht: es ist ein Zwischenspiel im Schaffen von Richard Strauss. Eine bürgerliche Komödie mit symphonischen Zwischenspielen oder (in bereits antiquierter Umkehrung) eine Symphonie mit Zwischenszenen; der in beiden Titulierungen angedeutete Stillbruch erscheint aufgehoben, wenn man imstande ist, das Ganze als eine (auch wohl so gedachte) feine Selbstpersinage zu sehen und zu hören. Das wurde in der Aufführung der Volksoper allerdings nicht deutlich, die sich auf große Dramatik und kleine Heiterkeit spezialisierte und vor allem die an sich
Im Rahmen der Festwochenkonzerte war die Wiederbegegnung mit Arnold Schönbergs „Gurte-Liedern“ zweifellos eine der freundlichsten.; Als Hauptwerk seiner romantischen Periode, zwischen op. 4 und op. 5 stehend, gilt dieses abendfüllende Oratorium auch den bedingungslosen Traditionalisten und Ablehnern des späteren Schönberg als „schön“ im Sinne von Klang und Gestaltung, wie ja auch schon die Uraufführung 1913 unter Franz Schreker ein Triumph für Schönberg wurde. Diesmal stand Josef Krips am Pult, und seine gründliche Kenntnis der Partitur ermöglichte ihm eine sehr klare
Einer Einladung des Wiener Madrigalchors zu gegenseitigen Gastkonzerten folgend, stellte sich der Südtiroler Kammerchor Leonhard Lechner dem Wiener Publikum vor. Eine gemeinsame Abendmusik in der Pfarrkirche Ober-St.-Veit zeigte beide Chöre in einem Programm alter Meister (Leonhard Lechner, Monte-verdi, Palestrina, AI. Scarlatti) auf gleicher technischer und stimmlicher Leistungshöhe und stellte damit a priori die im Prinzip gleiche Richtung in der Chorerziehungsarbeit ihrer Leiter unter Beweis. (Professor Johanna Blum, Dr. Xaver Meyer.) Im Alleingang der Bewährung absolvierte der
Zur Feier des 150. Geburtstages von Jacques Offenbach wurde dessen Opera Buffa „La Perichole“ in der Vötksoper präsentiert. Von den beiden Fassungen vUraufführungen in Paris 1868 und 1874) enthalt die zweite eine große „Fidelio“-Parodie, über die man lachen mag oder nicht, das ist Geschmacksache. Die Gesangtexte wurden von Manfred Vogel und Edtuin Zbonek neu verfaßt, musikalische Einlagen nach Ottenbach-Motiven von Anton Paultfc beigesteuert, der auch die musikalische Leitung hatte. Die Inszenierung besorgte Edwin Zbonek, die Bühnenbilder Walter Hoesslin, die Kostüme Alice
Obwohl die Wiener Festwochen vor der Tür stehen, in deren Rahmen mehr als zwei Dutzend Konzerte stattfinden werden („Wiener Schule“ und acht Beethoven-Abende Friedrich Guldas) ist jetzt, in der ersten Maihälfte, keinerlei „Zäsur“ festzustellen. Aus der Fülle musikalischer Veranstaltungen haben wir die folgenden zur Besprechung ausgewählt:
Im 7. Konzert des Zyklus „Die große Symphonie“ trat ein für Wien neuer Dirigent ans Pult der Symphoniker: Henry Krips, der Bruder des großen Josef Krips. Auf dem Programm stand das 5. Klavierkonzert von Beethoven mit Shura Cherkassky als Solisten und die 4. Symphonie von Gustav Mahler, deren Schlußgesang vom irdischen Himmelreich Agnes Giebel mit vollendeter Anmut vortrug. Wie gut sich Henry Krips gleichsam auf Anhieb mit Solisten und Orchester verstand, war erfrischend zu sehen; mit welcher Sicherheit er den symphonischen Charakter des Klavierkonzerts Interpretierte, erwies den
Im Philharmonischen Konzert dirigierte Wolfgang Fortner die Zwischenspiele aus seiner lyrischen Tragödie „Bluthochzeit“ sowie als Erstaufführung in den Philharmonischen Konzerten sein „Triplum“, ein Konzert für Orchester mit drei obligaten Klavieren. (Solisten: Alfons, Aloys und Bernhard Kontarsky.) Fortner erwies sich nicht nur als der authentische, sondern auch als eleganter Interpret seiner eigenen Werke. Das Problem war weniger Fortners Musik, die ihren eigenen Stil und ihr eigenes Profil hat — der Komponist gehört zu den starken Persönlichkeiten der Moderne — als die
J. S. Bachs Passionsmusik nach Matthäus (Singverein, Sängerknaben, Symphoniker) unter Leitung von Karl Richter, der auch selbst das Cembalo spielte, ging im Großen Musikverein unter erschwerenden Umständen in Szene. Für Peter Schreier, der bei der Anreise einen Unfall erlitt, sang Werner Krenn die Partie des Evangelisten, Richard van Vrooman die Tenorarien und, für den grippekranken Theo Adam einspringend, Peter Lagger die Baßpartien. Wenn dabei noch zu bemerken ist, daß die große Stimme von Teresa Stich-Randall (Sopran) wenig poetischen Glanz, die von Normo Procter (Alt)
Im Mozartsaal des Konzerthauses spielte das Philharmonische Oktett Berlin.Ein kurzes Konzert, ein schönes Konzert —, und ein interessantes dazu. Vier zeitgenössische Werke, von denen zwei speziell für dieses seit 30 Jahren bestehende Ensemble geschrieben wurden, standen auf dem Programm. Das Oktett von Boris Blacher, 1956 komponiert, bezeugt den Meister durchsichtiger, linearer Schreibweise, der jederlei Füllsel und Ornament zu meiden weiß. Wenn ein so geistvoller Künstler lyrisch wird, so entsteht etwas besonders Feines und Apartes, eben ein kleines Meisterwerk.Victor Bruns, 1904 toi
Daß eine Operette verfilmt wird, Ist nichts Neues; hier aber wurde umgekehrt aus einem Film eine Operette. Das war vor rund 40 Jahren, und die Wiederaufführung im Raimund-Theater beweist am besten, wie jung sie geblieben ist. Der Text (Neufassung von Hans Fretzer) gehört für eine Operette zu den besseren Büchern, die Bewegtheit der ebenfalls von Fretzer stammenden Inszene, der bunte Wechsel der Bühnenbilder, von Ferry Windber-ger in gewohnter Güte gestaltet, schufen die Spannungsatmosphäre, in der sich die Darsteller mühelos durchsetzen konnten, getragen von einer Musik, die sich
Mit dieser musikalischen Komödie gelang dem 22jährigen Giovanni Sapü&ta Pergolesi 1732 der Durchbruch zum großen Erfolg. In der liebenswürdigen, zu knappen Nummern geformten Musik, machen schon Anklänge an die „Serva padrona“ und das „Stabat mater“ aufhorchen. Es ist kein Ton zu viel in dieser Partitur, das machte schon den Jüngling zum Meister. Die Handlung dreht sich um drei Liebespaare, die auseinander- und in anderer Konstellation zusammenkommen, wobei der Liebespaare immer mehr werden. Nur dais Glitzern der eleganten Musik macht diese Szenen erträglich, obwohl Regie
Das einzige Privattheater Wiens, hinsichtlich seines treuen Publikums mit Recht „Familientheater“ genannt, feiert seinen 75. Geburtstag mit elegischen Rückblicken auf die schweren Zeiten, die es durchmachen mußte, und die Wahl des „Bettel- studenten“ ist vielleicht nicht ganz ohne Beziehung. Daß es trotzdem einen fröhlichen Geburtstag feiern kann, ist ein Beweis seiner unverwüstlichen Lebenskraft und ein noch schönerer des Zusammenhaltens seines künstlerischen und technischen Personals, auf das mit vollem Recht ein Ordensregen niederfiel. Die Ernennung des Direktors Rudolf Marik
Die Wiener Kammeroper feiert ein Jubiläum. Seit 15 Jahren hat sich dieses kleine private Unternehmen im Musikleben Wiens festgesetzt und kann nach hartem Ringen auf schöne Erfolge zurückblicken. Bei 15 Jahren aber ist der Blick voraus noch der wichtigere, und in der Tat sind die Überraschungen, die das Theater- chen auf dem Fleischmarkt durch die ständige Neuentdeckung und Wiederaufführung vergessener alter Opern seinem Publikum bietet, nicht gering. Diesmal hatte Ermanno Wolf-Ferraris musikalisches Lustspiel „Der Liebhaber als Arzt” Premiere. Der Text wurde nach Molieres „Arzt
Benjamin Brittens „War Requiem” ist der ergreifendste Antikriegs- gesang der Gegenwart. Durch den Einbau von Gedichten des 1918 im Alter von 25 Jahren gefallenen englischen Dichters Wilfrid Owen, in die liturgischen Texte der Missa pro defunctis, erhält die Vision des Jüngsten Gerichtes eine unmittelbare Beziehung zur Gegenwart, zumal ein gewaltiger Musikant (im edelsten Sinne des Wortes) seiner Überzeugung tönenden Ausdruck gab, nicht spekulierend, sondern aus dem Herzen musizierend. Das ohne Pause durchgespielte Werk ließ keinerlei Müdigkeit aufkommen und fand intensivsten
Die Transferierung und Neueinstudierung der komischen Oper „Der Wildschütz“ von Gustav Albert Lort- zing in der Volksoper steht unter einem guten Stern: Die Hauptrolle des Schulmeisters Baculus trägt Kart Dönch und beherrscht die Szene — und das Publikum. Um ihn gruppieren sich Monique Lobasä als seine Braut, Gerlinde Lorenz als Baronin und Ira Malaniuk als Gräfin, ein Trio, in Stimme und Spiel hervorragend aufeinander abgestimmt; Harald Serafin und Wolfgang Witte als Graf und Baron ergänzen es aufs Beste und Lustigste, so ernst es manchmal aussieht. Peter Klein als Haushofmeister
Zum Gedenken an die Ereignisse am 7. Oktober 1938 vor dem Erz- bischöflichen Palais hielt die Katholische Jugend Wiens im Stephansdom eine Besinnungsstunde mit Eucharistiefeier. Seine Eminenz Kardinal Dr. Franz König zelebrierte die Messe. In eindrucksvoller Predigt legte Monsignore Otto Mauer Situation, Gefahren und Aufgaben der Jugend von heute dar. An Gebet und Gesang waren alle Anwesenden beteiligt. Das deutsche Proprium und Sanctus wurden für diesen Anlaß von Hans Haselböck komponiert als leicht faßliche, aber künstlerisch bedeutende : Musik für Kantor, i Chor, Gemeinde-und Orgel.
Zunächst ist man verwundert, an der Spitze der Jubiläumsspielzeit „75 Jahre Raimundtheater“ eine Berliner Operette zu finden: „Frau Luna" von Paul Lincke. Später legt sich die Verwunderung einigermaßen; weniger weil eine Reise zum Mond ein gegenwärtig sehr aktuelles Thema ist, als eines anderen Vorzugs wegen: „Frau Luna“ hat das zuwenig, was viele Wiener Operetten zuviel haben — Sentimentalität und Walzerseiligkeit. Bei Lincke dominiert der Marsch und das militärischforsche Instrumentar. Gespielt wird im,allgemeinen gut, obwohl das ver- wienerte Preußisch weder Fisch noch
Diese heitere Oper Rossinis, uraufgeführt 1813 unter der Leitung des Komponisten, hatte in den Sommerspielen der „Wiener Kammeroper“ im Schönbrunner Schloßtheater eine doppelte Premiere in zwei verschiedenen Besetzungen. Das Textbuch von Giuseppe Foppa ist typisch für die Gattung der Buffa, bietet aber in der Titelflgur eine für Komponisten und Darsteller gleich reizende Aufgabe. Rossini hat sie in klingenden Charme getaucht, der in Hans Krischen stimmlich und persönlich am besten verkörpert wurde, während Horst Meyer-Edler mehr an der Oberfläche blieb. Florville, der Adonis, fand
Mit dem glänzend eingespielten Solistenensemble steht und fällt der Erfolg der vom österreichischen Rundfunk — Studio Wien im Großen Musikvereinssaal gebotenen konzertanten Aufführung von G. Rossinis Oper „Der Türke in Italien“. Tex! und Handlung unterscheiden siel nur insofern von hundert anderer Buffaopern, daß hier der Dichtei seine Fabel nicht erfindet, sonderr praktisch mit wirklichen Menscher gestaltet und deshalb im Stücl selbst entscheidend mitspielt. Da: übrige ist Verwechslung, Überlistung und Happy-End. Die Musil ist wie alles von Rossini brillant voller Charme und
Ein Chorkonzert des Wiener Schubert-Bundes unter Leitung von Heinrich Gattermeyer war neben Werken seines Namenspatrons zum bedeutenden Teil Kompositionen zeitgenössischer Männerchorliteratur gewidmet. Unter letzteren ragten besonders hervor: Joseph Lechtha- lers „Drei heitere Männerchöre“, bisher kaum gehört, in ihrer herben Polyphonie mit gewisser Vorsicht interpretiert; Augustin Kubizeks „Es hatten drei Gesellen“, ein sehr frei und doch eingängig bearbeitetes Volkslied; größte Entfaltung klanglicher Möglichkeiten und Ausdruckskunst aber gelang Ernst Tittel in seinen
Seiner Handlung wegen wäre das Stück kaum je auf die Bühne gekommen. Die interessanteste Geschichte steht nur im Programmheft und handelt davon, wie die ehrgeizige Frau Jetty Strauß ihren thea- terfremden Gatten zum Operettenkomponisten machte; sie ließ um seine Walzer und Polkas eine Handlung bauen. „Indigo und die 40 Räuber“ hieß der Erstling von Johann Strauß und man raunte schon damals, die 40 Räuber hätten als Librettisten mitgearbeitet. Nach weiteren Umarbeitungen hieß das Stück endlich „1001 Nacht" und wurde ein großer Erfolg. Die Textfassung von Stein und Lindau
Wenn er zu seinem Sessel vor dem Pult geleitet wird, ist er ein von Krankheit und Alter gezeichneter Mann. Sobald Otto Klemperer, den Begrüßungsapplaus unterbrechend, den Stab hebt, verwandelt sich der dreiundachtzigjährige Riese mit dem Indianerprofil in einen König im Reich der Musik. Majestätisch setzt das Allegro des 1. Brandenburgi- schen Konzerts für konzertierende Oboen, Hörner und Streicher ein, ruhig fließend ziehen die vier Sätze der Serenade c-Moll von Mozart vorüber, majestätisch und prächtig erklingt die Jupiter-Symphonie. Diese Musik bedarf keiner
Im Schönbrunner Schloßtheater veranstaltete die Opernklasse der Akademie für Musik und darstellende Kunst zwei Aufführungen von W. A. Mozarts „Entführung aus dem Serail” in möglichst originaler Klangfarbe des Orchesters mit alten Instrumenten. In der ersten dieser Aufführung boten Ileana Cotrubas (Konstanze) und Klaus Schürmann (Osmin) das Niveau weit überragende Leistungen sowohl in stimmlicher als darstellerischer Hinsicht. Neben ihnen sind mit Abstand noch David Kehoe (Pedrillo) und Klaus Gerboth (Belmonte) zu nennen, soweit hinter den „Rollen” auch menschliche Gestaltung
Eine Orgeldiskussion, von der österreichischen Gesellschaft für Musik veranstaltet und von Hans Röchelt geleitet, bestand aus einer Reihe von Stellungnahmen zu hochinteressanten Themen und Problemen, blieb jedoch ohne einheitlichen Willen zu deren Lösung. In erster Linie ging es um die Orgeldenkmäler Österreichs, ihre Erhaltung beziehungsweise Restaurierung. Die Orgelprofessoren Dr. Hans Hasel- böck, Josef Mertin, Alois Forer, die Orgelbaumeister Gregor Hradetzky und Arnulf Klebel, der Musikwissenschaftler Franz Bullmann sowie der Diskussionsleiter selbst waren sich wohl einig in der
Jean Guillou (Paris) spielte auf der Orgel im Mozartsaal J. S. Ėačhs „Musikalisches Opfer“, eine Sammlung von Stücken höchster kontra- punktischer Kunst über ein Thema Friedrichs des Großen. Einrichtung und Anordnung stammen vom Interpreten selbst, da im Original ebenso wie in der „Kunst der Fuge“ alle Angaben über die instrumentale Ausführung fehlen. Durch die Farbigkeit seiner Registrierung sowie durch die Frische und Zügigkeit seines Spiels erreichte Guillou mit diesen kleinen und größeren Canones diversi und Ricercars bis zu sechs Stimmen eine unmittelbare und frappant
Leidenschaftliche Farben, elegante Artistik, raffinierte Effekte bestimmten die beiden Strauss-Wiedergaben, die die Philharmoniker unter Lorin Maazel im 7. Abonnementkonzert präsentierten. Vor allem die Aufführung der symphonischen Dichtung „Don Quixote“ gefiel durch gesteigerte Phantastik, durch blankgescheuerte Details, theatralisch aufgeladenes Pathos. Maazel, der ein wahrer Feuergeist sein kann, es aber nur zu oft liebt, in kühler Klangpracht zu schwelgen, setzte hier kühn knallige Pointen. Die Aufführung der „Metamorphosen“ atmete Ausgeglichenheit, Schönheit, bestach durch
Emmerich Kaimans „Zirkusprinzessin”, eine seiner späteren Operetten (Uraufführung 1926), feiert im Raimundtheater fröhliche Urständ. Sie hat nicht den Ruhm der „Csärdäsfürstin” und der „Gräfin Mariza” erreicht, dennoch sind wir heute, in diesem Genre gar nicht mehr verwöhnt, fast stolz auf diese seriöse, gekonnte Musik, deren persönlicher Impetus sich nie verleugnet und die ohne viel Lärm zu machen erfreut und vergnügt. Die Unwahrscheinlichkeiten des Textes und der Handlung, altes Operettenvorrecht, braucht man nicht zu erwähnen. Daß sie aber als solche in einer
Zwei Einakter hat die “Wiener Kammeroper aus der Versenkung gehoben: „Das Testament der Tante Karoline” von Albert Roussel und „Ritter Eisenfraß” (Croquefer) von Jacques Offenbach. Erstere ist auch die ernstere und besitzt in der Handlung bei aller ironischen Heiterkeit einen sehr menschlichen Kern. Die verstorbene Tante Karoline hat in ihrem Testament ihr ganzes großes Vermögen dem ersten Sohn ihrer drei Nichten vermacht. Sollte innerhalb Jahresfrist kein Sohn vorhanden sein, verfällt alles der Heilsarmee. Zwei der Nichten sind verheiratet, aber kinderlos und es scheint auch den
Der Orgelabend Anton Heillers, durch die Mitwirkung der jungen Chorgemeinschaft „Wiener Schütz- Kantorei“ programmatisch erweitert, demonstrierte zwei sehr beziehungsreiche Entwicklungsreihen geistlicher Musik. Zog Heiller den Orgelkreis um J. S. Bach (Partita: Sei gegrüßet, Jesu gütig) von der vorwiegend homophon bestimmten französischen Orgelmusik Clerambaults (Suite du Deuxieme ton) zum freien Spiel der Stimmen in Paul Hindemiths III. Orgelsonate, um mit dem gewaltigen „Präludium und Fuge h-Moll“ zur Mitte zurückzukehren, zum Werk Johann Sebastians, der nach Max Regers
Schier 30 Jahre bist du alt — und das ist sehr galant gezählt, in Wirklichkeit sind es 38 Jahre seit der Uraufführung dieses Singspiels, das seine Geschichte und seine Geschichten hat. Aus einem Lustspiel von Blumenthal und Kadelburg mit einer einzigen Dekoration, ist ein Musical, das sich bescheiden „Singspiel“ nennt, in 18 Bildern geworden, an dem Hans Müller, Eric Charell und Robert Gilbert textlich, letzterer mit Bruno Granichstädten, Robert Stolz auch musikalisch zur Partitur von Ralph Benatzky beigesteuert haben. Nun hat sich das Raimundtheater dieses rechit bunten „Weißen
In der „Woche der zeitgenössischen österreichischen Musik“ im Konzerthaus brachten der Wiener Kammerchor unter Hans Gillesber-ger und der junge Organist Peter Planyavsky eine Auswahl heimischer Chor- und Orgelmusik der Gegenwart, Wim 71jährigen Joh. Nep. David bis zum 20jährigen Planyavsky, von denen Davids Liedmotette „Maria durch den Dornwald ging“ und Anton Heillers „Kleine Messe über Zwölftonmodelle“ bereits bekannt geworden sind. Zusammen mit Karl Schiskes Chor „Der Schrei“ stellten sie gleichsam die Meisterwerke des Abends vor; bewußte und klare Handschrift, reife
In einem gemeinsam von der Konzerthausgesellscnaft und dem österreichischen Rundfunk veranstalteten Konzert spielte das Rundfunkorchester unter Leitung von Milan Horvat „Meisterwerke des 20. Jahrhunderts“. Mit Arthur Honeggers „Pacific 231“ brauste man gleichsam ins Jahrhundert hinein. Die Komposition hat ihr Vorbild, die Lokomotive Pacific 231 (die durch die elektrischen Maschinen längst überholt ist), sieghaft überdauert und ist noch immer von zwingender Wirkung. Anfahrt, Geschwindigkeit und Bremsung werden durch eine komplizierte rhythmische Technik fast plastisch ausgedrückt,
Die 50. Aufführung von George Gershwins „Porgy and Bess“ in der Volksoper (auch das Werk trägt den Untertitel „Volksoper“) fand eine überaus freundliche Aufnahme. Einmal hat das zwischen Oper und Musical schwebende, von folkioristi-scher Lyrik zu harter Dramiatik wechselnde Stück an Frische und Wirkung nichts eingebüßt, seine Aktualität ist weder in der Handlung noch in der Musik verblaßt, vielmehr kommen beide durch ihre unmittelbare Gegenwärtigkeit der Mentalität des heutigen Publikums sehr entgegen; zum andern haben Niveau und Geschlossenheit der Aufführung den Eindruck
Knapp hintereinander brachte die Wiener Kammeroper im Schönbrun-ner Schloßtheater ihre beiden Sommerpremieren heraus: Paisiellos „Barbier von Sevilla“ und Mozarts „La finta semplice.“ Bedenkt man, daß Mozart seine „Finta“ als Dreizehnjähriger schrieb Und als Dreißigjähriger, da er schon die „Entführung“ komponiert hatte und vor der Arbeit des „Figaro“ stand, den „Barbier“ Paisiellos zum erstenmal hörte und davon begeistert war, ergeben sich auch heute noch gewisse Wirkungsunterschiede: Paisiellos Musik ist charmant und geistreich; an Mozarts Frühoper ist wohl
Vor elf Jahren erlebte „Kiss Me, Kate“ in der Wiener Volksoper seine österreichische Erstaufführung, machte Aufführungs Serien mit vollen Häusern und rutsche endlich, nach mancherlei kritischen Debatten über das Verhältnis Musical—Operette, in die Versenkung. Man hat es wieder hervorgeholt und siehe, nach mehr als einem Jahrzehnt erweist es sich in voller Jugendfrische, obwohl es seiner Musik und seiner stofflichen Vermischung von Shakespeare und Gegenwart wegen keine Problematik mehr gibt. Das Stück wirkt aus sich selbst, und just diese Wirkung beweist seinen Wert.In seiner
„Vor genau 75 Jahren stellte das Ensemble des Prager Nationaltheaters dem Wiener Publikum eine in Österreich noch unbekannte Oper vor: ,Die verkaufte Braut' von Friedrich Smetana. Die Wiener Premiere gab den Anstoß für den Siegeszug dieser Oper über die Bühnen der Welt. Wien war die erste Stadt außerhalb von Smetanas Heimat, die den Wert dieses Werkes voll erkannte.“ (Miloslav Maly im Programmheft der Festwochenaufführung durch das Prager Nationaltheater im Theater an der Wien.)Ein Lob für Wien, das wir heute den Prager Darstellern dankbar erwidern. Sie werden es gespürt haben,
Karl Richter spielte das letzte Konzert auf der großen Orgel im Musikvereinssaal. Sie hat ihre Dienste getan, ihre Aufgabe erfüllt; ein neues Instrument wird künftig aus dem alten Gehäuse tönen. Das Programm bedeutete daher Dank und Abschied, ausgedrückt im Namen des größten Organisten aller Zeiten: B-A-C-H. Zuerst Präludium und Fuge über diesen Namen von Franz Liszt, in fast pianistischer Lauftechnik dennoch Würde und Kraft der Orgel betonend und breit ausladend; sodann Fantasie und Doppelfuge über B-A-C-H von Max Reger, op. 46, die ihre Themen und Kontrapunkte wie einen gotischen
Im letzten Abonnementkonzert der Philharmoniker und in der Wiener Staatsoper dirigierte Leonard Bernstein Gustav Mahlers II. Symphonie mit dem großen Auferstehungschoral nach Versen von Klopstock, die Mahler weitergedichtet hat. Das riesige, mehr als 80 Minuten dauernde Werk ist in fünf Teile gegliedert. Nach dem großen Trauermarsch (maestoso) folgen zwei idyllische Zwischenspiele, hierauf das mystische „Urlicht“ und, als Abschluß des symphonischen Dramas, der „große Appell“ mit den ekstatisch-entrückten Soli und dem geheimnisvollen, altertümlich stilisierten Auferstehungschor.
Die Operette, die Franz von Suppe unter diesem Titel schrieb, war ein Einakter und ein Mißerfolg. Später von Ludwig Bender (Text) und Peter Waldenmaier, der Musik aus anderen Suppe-Werken hinzufügte, neu gestaltet, wurde ein erfolgreicher Dreiakter daraus, den das Raimundtheater anläßlich der Wiener Festwochen herausbrachte. Es ist dem Raimundtheater selten ein besserer Wurf gelungen. Obschon die Musik keinen einzigen „Reißer“ aufweist, ja, mit gutem Gewissen als „komische Oper“ bezeichnet werden könnte, somit anspruchsvoller ist als die gängig „Operette“, war das Publikum
Mahlers Vierte, seine Pastorale, die „in gemächlicher Bewegung, ohne Hast, ruhevoll, sehr behaglich“ (wie die Satztitel lauten) zu den „himmlischen Freuden“ hinführt, wie sie das Gedicht aus „Des Knaben Wunderhorn“ im letzten Satz schildert, kann heute bereits unter die klassischen Meistersymphonien gezählt werden, nicht nur was die Qualitäten dieser Partitur, sondern auch was die Popularität dieser Musik anbetrifft. Unter der Leitung von Wolfgang Sawallisch wurde das gehaltvollgefällige Werk durch die Wiener Symphoniker im Großen Konzerthaussaal gespielt. Es war eine
Mit einer kurzen Ansprache des Präsidenten Mautner Markhof wurden am vergangenen Sonntagvormittag die Festwochenveranstaltungen des Konzerthauses eröffnet. An den Pulten saßen die Wiener Ph.il-harmoniker, Dirigent war Karl Böhm, schon bei seinem Auftritt vom internationalen Publikum mit minutenlangem Beifall begrüßt. Um den Schluß vorwegzunehmen: man kann nur wünschen, daß in allen folgenden Konzerten sich die Qualität der Wiedergabe des ersten wiederhole, dessen Glanz die Schein-werferla-mpen des Fernsehens überblendete. Den Beginn des Programms machte eine formal etwas
Als der Wiener Jeunesse-Chor vor ein paar Jahren Claudio Montever-dis „Vespro della Beata Vergine“ in sein Repertoire aufnahm und mit der herrlichen Sonata „Sancta Maria, ora pro nobis“, dem Hymnus „Ave maris Stella“ und dem imposanten „Magni-ficat“ zu einer grandiosen Einheit koppelte, tat er einen vorzüglichen Griff. Mittlerweile ist die Interpretation des schwierigen Werkes in Günther Theurings Händen sozusagen gewachsen; manche Partie kommt heute gegenüber früheren Aufführungen monumentaler, straffer heraus, andere pointiert er linear durchsichtiger, differenzierter
In einem Konzert der Bach-Gemeinde im Mozartsaal kamen drei Kantaten des Thomaskantors zur Aufführung: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ (BMW 76), „Jauchzet Gott in allen Landen“ (BMW 51) und „Wir danken dir, Gott“ (BMW 29). Die Seltenheit eines solchen Programms machte es a priori interessant. In der Qualität der Wiedergabe war der Höhepunkt die Solokantate „Jauchzet Gott“ für Sopran und Orchester, gesungen von Elvira Lorenzi, der in einem der beiden Trompeter (welcher es war, ist dem Programm leider nicht zu entnehmen, das zwei Namen anführt: Bruce Rhoten und Walter
Die Öpernschule des Konservato riurns der Stadt Wien führte in Theater an der Wien unter der Ge-samtleiturig von Kammersänger Pete Klein die komische Oper „Fra Dia volo“ von Daniel Francois Espri Auber auf. Es kann allgemein gesag werden, daß besser gespielt al gesungen wurde oder deutlicher: di Sänger zeigten sich trotz unfertige Stimmen als begabte Schauspielet Hans Karl Pilz, aus der Aristokratie der Räuberhauptleute vom erstei Augenblick an glaubhaft, fand sei nen beruflichen Kontrapunkt in dei beiden Vagabunden Gdacomo und Beppo (Daniel Haider und Klaus Ofczarek), die ihre Sache
Die Wiederaufnahme von Alban Bergs Oper „Wozzeck“ in den Spielplan der Staatsoper wurde von einem vollen Haus festlich begrüßt. Besonders viel Jugend (in- und ausländische, die ihre Eindrücke vielfach schriftlich an Ort und Stelle notierte) füllte nicht nur die Galerien, sondern auch das Parterre. Man kann darin den Beweis sehen, wie sehr der „Wozzeck“ bereits erwartet wurde. Walter Berry als Wozzeck und Christa Ludwig als Marie dürften in der Darstellung kaum zu übertreffen sein, Gerhard Stolze und Karl Dönch als Hauptmann und Doktor finden für ihre an der Grenze der
Der Zyklus „Musdca nova“ des österreichischen Rundfunks bringt in vier Konzerten neue Musik der älteren und jüngeren Generation zur Konfrontation mit dem Hörer; ein Unternehmen, doppelt verdienstvoll in unseren an zeitgenössischer Musik nicht sehr reichen Programmen. Die in diesen Konzerten zur Diskussion gestellten Werke sind naturgemäß in ihrer stilistischen und klanglichen Art ebenso wie in ihrer künstlerischen Wertigkeit verschieden. Im zweiten Konzert war zu hören „Pic-colo mondo“, Musik zu einem imaginären Ballett von Jürg Baur. Der tänzerische und gestische Charakter
Ein Jubiläum der Wiener Philharmoniker — sie feierten den 125. Jahrestag ihres Bestehens — ist mehr als ein Jubiläum, denn die Gratulanten gratulieren sich gleichzeitig selbst zum Besitz einer solchen Institution, zur klingenden Botschaft Österreichs in die Welt, zur Spitze einer Musikkultur, auf die stolz zu sein jeder Österreicher Grund und Freude hat. So war denn auch bei dieser Geburtstagsfeier die „österreichische Familie“ versammelt, zur Welt geweitet durch die Bedeutung des Jubilars und die von auswärts kommenden Grüße. Nach dem Festprolog von Rudolf Henz, dem
Fast nur aus Chören besteht das Oratorium „Israel in Ägypten“ von Georg Friedrich Händel. Daß es dennoch von sich stetig steigernder Spannung erfüllt ist und nach dem „Messias“ wohl die stärkste Wirkung hinterläßt, beweist Händeis chorische Kunst ebenso wie seine Ökonomie der — meist einfachen — Mittel. Die Aufführung durch Singakademie und Symphoniker unter Hans Gillesber-ger, brachte das Werk, durch einige Kürzungen gestrafft, zu eindrucksvoller Wiedergabe und zeigte besonders den (von ihm selbst einstudierten) Chor auf imponierender Leistungshöhe und
Am Beginn der Karwoche stand Is großer dunkler Akkord das Oratorium „Golgotha“ von Frank Martini. Es war die erste Aufführung des Werkes in den Philharmonischen Konzerten, Dirigent war der herzlich begrüßte Komponist selbst, die Wiedergabe daher authentisch im höchsten Grad. Frank Martin zeichnet auch verantwortlich für den Text, der die Leidensgeschichte nicht wie in den altbekannten Passionen allein nach einem Evangelisten erzählt, sondern eine Auswahl aus allen vier Evangelien ist, die der Komponist selbst besorgt und mit betrachtenden Worten aus den „Bekenntnissen“ des
Man kann von zwei Volltreffern reden, die der Volksoper mit der Strauß-Operette „Wiener Blut“ geglückt sind. Zunächst die Bearbeitung. Operetten müssen bearbeitet werden, denn die Dialoge setzen Schimmelpilz an, vielleicht desto schneller, je treffender, je zeitgebundener sie waren. Diese Bearbeitung ist der erste Volltreffer. Sie aktualisiert ohne billige Mätzchen, modernisiert ohne Slogans, hat Geschmack und Noblesse, ohne aus dem Stil der eleganten Blödelei zu fallen. Für diese Neufassung zeichnen Anton Paulik, Otto Schenk und Peter Weiser, der im Programmheft eine Rechtfertigung
Im Raimundtheater spielt man die (1927 uraufgeführte) Operette von Franz Lehär: „Der Zarewitsch“ — und es ist weit mehr als ein Existenzberechtigungsnachweis des Theaters in der Wallgasse, ja mehr als ein solcher des Genres selbst, Man braucht die Operette, mag sie zehnmal tot sein, sie lebt immer wieder, wenn sie so gut und geschmackvoll und so im rechten Operettengeist gespielt wird wie hier. Erstaunlich und bravourös zugleich, wie man über die Fußangeln der Sentimentalität, der Handlungsferne hinwegkam und das Lebendige in Handlung und Partitur zu jener fröhlich-elegischen
Symphoniker und Singakademie vereinten sich unter Zdenek Kosler zu eindrucksvoller Wiedergabe von Anton Dvoräks „Requiem“, op. 89 für Soli, Chor und Orchester. Man kann das Werk nicht besser würdigen als durch die Feststellung, daß es neben den Vertonungen des gleichen liturgischen Textes durch Mozart und Verdi genug Eigenes zu sagen hat, um neben ihnen in Ehren bestehen zu können. An dem hohen Niveau der Wiedergabe hatten alle Ausführenden ihren gewogenen Anteil: die umsichtige, temperamentvolle und doch das rechte Maß wissende Leitung des Dirigenten; das hervorragende
So heißt das Singspiel von Karl Ditters von Dittersdorf, mit dem die Wiener Kammeroper wieder den nun schon gewohnten glückhaften Griff in die Mottenkiste tat. Die leichte, gefällige Musik, vielfach an Mozart erinnernd, freilich ohne dessen geistiges Profil, trägt einen geschickt gemachten Text vergnüglich über die beiden Akte. Eine ankommende Komödiantentruppe kann nicht spielen, weil das Theater als Irrenhaus adaptiert wurde. Aber die Komödianten spielen begeisterte Irre und entlarven dabei den Irrenarzt als bösen Spekulanten. Gespielt wird verblüffend gut, gesungen mit nicht
Das Publikum der Orgelkonzerte, je geringer an Zahl desto auserwählter und kritischer, sieht einem Orgelabend von Anton Heiller stets mit besonderer Spannung entgegen. Man erwartet Neues, vor allem kompositorisch, vom Führer der Avantgarde auf diesem Gebiet. Das Programm zeigte nichts davon. Heiller spielte ein gleichsam chronikartiges Programm vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart in besonders aparter Auswahl, war in Georg Böhm (1661 bis 1733) ebenso modern wie in Hindemiths II. Sonate, in der Toccata von Jan Adams Reinken (1623 bis 1722) ebenso aktuell und konsequnet wie in Franz Schmidts
Warum spielt das Raimundtheater die „Fledermaus“ von Johann Strauß? Ein sehr gescheiter Einführungsartikel des Direktors Marik gibt im (sehr pompösen und teuren) Programmheft darüber Auskunft: Das Wiener Vorstadttheater ist nicht ein abträglich gemeinter Begriff, sondern besitzt eine eigene kulturelle Atmosphäre. (Raimund, Nestroy, Millöcker usw.) Und diese Atmosphäre zu erhalten oder wiederzubeleben, rechtfertigt das Unternehmien, obwohl das Werk auch in Staatsoper und Volksoper gespielt wird. So weit, so gut, man war gespannt, besonders nach der schwungvollen Wiedergabe der
In einem Solistenkonzert der Wiener Beethovengesellschaft musizierten Elly Ney (Klavier) und Ludwig Hoelscher (Cello) Kammermusik von Beethoven und Reger. Die beiden Sonaten Beethovens für Klavier und Cello, A-Dur, op. 69 und D-Dur, op. 102 rahmten zwei Solovorträge ein: Ludwig Hoelscher spielte die Suite für Violoncello allein von Max Reger, op.131/2; sein nicht sehr starker, aber singender und ausdrucksvoll sicherer Ton traf stilmäßig die vielfältigen Formen der Suitenstücke ausgezeichnet. Gavotte und Gigue waren ebenso charakteristisch rhythmisiert wie die langsamen Stücke durch die
Sie heißt Rosaura und ist Hauptperson in Ermanno Wolf-Ferraris gleichnamiger komischer Oper. Ihre Darstellerin heißt Monique Villers und ist eine Entdeckung der Kammeroper, die auch die anderen Darsteller entdeckt hat und ein neues Ensemble vorführt, das sich erfreulich frisch und begabt vorstellt. Der Mylord, der Monsieur und der Don werden von Achim von Othegraven, Albert Clipper und Dietmar Pickl, der Graf von Bosco Nero von Klaus- Peter Guth in sehr gut gesehenen Typen dargestellt, deren Komik im Engländer (samt seinem Diener Adolf Bur) sich nur in ihrer Gestik, aber dafür am
Eine Gestalturig spiegelhafter Klarheit gelang Georg Solti im Philharmonischen Konzertprogramm: Mozart, Bartok, Brahms. Mit der Jupiter Symphonie zu beginnen, ist fast eine Kühnheit, denn sie ist schwer zu überleuchten. Der Glanz des Finales, Sonatensatz und Doppelfuge zugleich, strahlte seinen vollen Zauber aus wie ein Kristall auf dem dunkleren Grunde des Andante cantabile. Bartöks „Divertimento für Streichorchester“ (1937 für Basel komponiert), eine freie Form des Concerto grosso, gehört zu den liebenswürdigsten und eingän- gisten Werken des großen Ungarn. Die fast durchsichtig
Der „Freischütz", den wir nach achtjähriger Pause in der Volksoper sahen, war keine ungetrübte Wiedersehensfreude. Nicht daß er gealtert wäre — das sind eher wir —, aber bei diesem Wiedersehen (und -hören) schien uns seine Frische dahin und sein Naturburschentum verblaßt. Das war aber nicht an ihm, sondern an der Wiedergabe gelegen. Der „Freischütz“ ist eine echte romantische Oper, lebt von Waldesduft, Jägerlatein, Hörnerklang und zarten Lie- besgefühlen. Just diese Dinge aber waren in der Wiedergabe unecht. Die Wolfsschlucht hatte zwar ihre Kolportageromantik verloren,
Im Gtoßen Musikvereinssaal gastierten innerhalb des Internationalen Orchesterzyklus die Leningrader Philharmoniker unter ihrem ständigen Leiter Eugen Mrawinsky. Der breitschultrige blonde Hüne, nun schon ein wenig angegraut, mit Brille, Stab und Partitur ausgerüstet, ist immer noch, wie wir ihn vor einigen Jahren kennenlernten, ein strenger Herr des Orchesters. Die außergewöhnlichen Qualitäten der Musiker konnte man vom ersten intensiven Einsatz der Celli in Schostakowitschs hierorts unbekannter 6. Symphonie konstatieren, die 1939 von Mrawinsky und den Leningradern uraufgeführt wurde.
Das erste Abonnementkonzert der Wiener Philharmoniker dirigierte Lorin Maazel. Das Programm war zwei Werken von Richard Strauss gewidmet, darin der Meister titelmäßig den Humor und die Philosophie zu Themen gewählt hat. In Wirklichkeit handelt es sich bei der Orchestersuite „Der Bürger als Edelmann“ um (oft mit ganz wenigen Strichen) haarscharf getroffene Charakteristiken von Personen und Situationen aus dem gleichnamigen Lustspiel von Moliėre, in der Tondichtung „Also sprach Zarathustra“ (frei nach Nietzsche) um ein groß angelegtes Natur- und Seelengemälde oder, philosophisch
Mit einem Festkonzert und anschließendem zwanglosem Beisammensein aller seiner Freunde und Mitarbeiter beging der Musikverlag Döblinger die Feier seines 90jäh- rigen Bestandes als Verlag und seines 125jährigen als Musikalienhandlung. Das Programm des Festkonzertes war Joseph Haydn gewidmet, dessen Symphonien 1 bis 49 soeben in praktisch wissenschaftlichen Ausgaben von H. C. Robbins Landon im Verlage erscheinen. An Stelle einer Festschriit wurden die Taschenpartituren des ersten und des letzten Werkes dieser Sammlung dem Programmheft beigegeben.Gleichsam als Gegengabe für dieses Geschenk
Nach der „Csardasfürstin“ hat das Raimundtheater nun auch die spätere Kdlmdn-Operette „Gräfin Mariza“ aus der Versenkung geholt. Dia zündenden wie die elegischen Melodien des 1924 uraufgeführten Werkes erweisen sich als erstaunlich frisch, gewinnen sogar eine geheimnisvolle Beziehung zum Heute, obwohl im allgemeinen besser gespielt als gesungen wird. Stina-Britta Meiander und Spiro Makri, das Sängerpaar, bringen vor allem die Noblesse ihrer Rollen zur Geltung und lassen, daß sie über die dargestellte Jugend hinaus sind, übersehen — leider nicht überhören. Die
Im Schönbrunner Schloßtheater bringt die Wiener Kammeroper Rossinis komische Oper „Die Italienerin in Algier“ („L’Italiana in Algeri“) neu heraus. „Originalfassung in der Einrichtung der Wiener Kammeroper“ steht auf dem Programmzettel. Es ist wieder einer jener Treffer geworden, mit denen dieses Unternehmen, zumindest in der Sparte der heiteren Oper, sich seinen heute unbestrittenen Rang erkämpft hat. Für Regie und Bild zeichnet Heinz-Lukas Kindermann, für die Kostüme Lucia Listopad. Die Handlung (von Angelo Anelli) ist die übliche einer Buffa-Oper. Der Bey von Algerien
Das Südamerikanische Folklore- Ensemble führte im Theater an der Wien Tänze aus Panama, Peru, Venezuela, Ekuador und Kolumbien vor. Es war eine eigenartige Mischung von primitivem Volkstanz und künstlerischer Überhöhung, aber aus dem Volksgut heraus gestaltet und dahei’ von impulsiver echter Wirkung. Alte Inkaerbschaft mag in den peruanischen Tänzen noch wirksam sein, aus der Musik und den Kostümen ebenso deutbar wie aus den Bewegungen. Afrikanischer Herkunft ist der venezuelanische Küstentanz. Aufgegangen sind diese Elemente in den kolumbianischen Tänzen, verschmolzen mit der
Knapp vor den Ferien brachte die Volksoper Emmerich Kälmäns Operette „Die Csdrddsfürstin“ mit Glanz und Gloria heraus, die eine Suite von Wiederholungen gewährleistet hätten, die denn im Herbst auch einsetzen dürfte. Man hat Text und Musik gelassen, wie sie sind, und keine Bearbeitung hätte es besser machen können. Denn das Textbuch von Stein und Jenbacih ist gut und spannend gebaut, und Kälmäns Musik, von einem halben Jahrhundert überlärmt, hat nichts von der Frische und Zügigkeit ihrer Melodien, nichts von ihrem prickelnden Charme eingebüßt, ist geschickt und diskret
Die Wiener Kammeroper hat es unternommen, im Schönbrunner Schloßtheater nach altem Rezept eine ernste und eine heitere Oper zugleich aufzuführen. (Letztere als Intermezzo zwischen den Akten der ernsten Oper.) Man wählte „Die Olympiade“ von Antonio Vivaldi und als Intermezzo „Die Magd als Herrin“ von Giovanni Battista Pergolesi. Das Unternehmen als solches gelang und bewies einmal mehr, daß die Alten es gar nicht so ungeschickt machten, wenn sie zwischen die pathetische Handlung der Barockoper heitere Zwischenakte setzten. Es bewies im speziellen Fall allerdings noch mehr: daß die
Anton Heiller widmete das Pro gramm seines Orgelabends ausschließlich Werken von Max Reger anläßlich des 50. Todestages de: „bayrischen Riesen“. Auf der naci neuen Prinzipien erbauten Orgel in Mozart-Saal des Konzerthauses bedeutete schon die Programmwah. intensive Spannung, denn Regei schrieb für die romantische Orgel die orchestrale Klangwirkungen erstrebte. Aber schon das erste gespielte Werk, die Phantasie über der Choral „Alle Menschen müssen sterben“, op. 52 1, überzeugte von der grandiosen Fähigkeit Heillers, die in etwa gegensätzlichen Elemente zui Einheit zu binden.
Mit der Neueinstudierung von Friedrich von Flotows „Martha” und ihrer Wiedereinstellung in den Spielplan der Volksoper hat diese eine ihrem Namen entsprechende unmittelbare Aufgabe erfüllt. Denn „Martha” ist, was sie von Anfang war, bis heute geblieben: eine richtige Volksoper mit ansprechender Handlung und guter, sauberer, von Anfang bis zum Ende gekonnter Musik, deren Gefälligkeit sie in den Ruf der Oberflächlichkeit brachte, den sie trotz einiger Sentimentalitäten nicht verdient. Ihre „Schlager” wurden auch heute noch zur Wiederholung verlangt, und selbst die rührende