Jahrelang hat sich die Schweiz in der dankbaren Rolle gesehen, Lehren zu erteilen: De Gaulle war ihr zu „uneuropäisch“, den Engländern warf man vor, ihren Staat schlecht zu verwalten, und die Italiener waren sowieso abgeschrieben, schickten sie doch ihre Leute zur Arbeit in die Schweiz und wollten dann erst noch Bedingungen stellen. Nun aber beginnt sich das Blatt zu wenden. Erstens einmal ist das Symbol schweizerischer Stabilität und Solidität, der Schweizer Franken, noch mehr als andere Währungen ins Wanken geraten, zweitens hat auch der sehr seriöse Bundesrat in Bern
Bekanntlich hat das Schweizervolk mit einer überaus knappen Mehrheit von nicht einmal einem Prozent die Initiative verworfen, welche die Waffenausfuhr verbieten wollte. Von den rund 3,5 Millionen Stimmberechtigten sprachen sich 584.726 dafür, 593.205 dagegen aus. Die beiden Lager halten sich also — wenn die Mathematik stimmt — die Waage.
Außenpolitik als aktives Politikum ist für die Schweiz eigentlich eher die Ausnahme. In der Zwischenkriegszeit gab es unter dem außerordentlich initiativen Außenminister Giuseppe Motta wesentliche Ansätze dazu, als das Verhältnis der Schweiz zum Völkerbund zur Diskussion stand. Nach dem zweiten Weltkrieg war es dann vor allem Außenminister Willy Spühler, der diesen politischen Bereich aktivierte, indem er erstmals so etwas wie eine „schweizerische Ostpolitik“ ins Leben rief. Darüber hinaus aber trat Außenpolitik wohl oder übel auf dem Umweg über die Wirtschaft und Brüssel ins schweizerische Bewußtsein, das — wie die Erfahrung lehrt — allerdings noch einige Mühe hat, sich damit zurechtzufinden.
China ist Mode geworden. Auch in der Schweiz. Soeben ist eine schweizerische Parlamentarier-Delegation von einem „langen Marsch“ durch das Reich der Mitte in die Heimat zurückgekehrt. Parlamentarier der verschiedensten Richtungen, aber keine Kommunisten. An sich wäre dies nichts außergewöhnliches, denn schließlich unterhält die Schweiz schon seit langer Zeit diplomatische Beziehungen mit Peking, und das Gläserklirren, das die parlamentarischen Staatsgäste Maos am 1. August, am schweizerischen Nationalfeiertag, auf dem exterritorialen Gelände der chinesischen Hauptstadt
„Jugoslawiens Staatspräsident Marschall Josip Broz Tito wird auf seiner Adria-Insel unter Hausarrest gehalten. Einer der beiden stellvertretenden Ministerpräsidenten hat in Belgrad die Macht übernommen.“ Mit unwahrscheinlicher Hartnäckigkeit wurde dieses unsinnige Gerücht in Westeuropa verbreitet, und stets wurde die „Glaubwürdigkeit“ seiner Quelle unterstrichen — einer Quelle, die in westdeutschen Gefilden zu sprudeln schien. Man wird deshalb auch in der Annahme nicht fehlgehen, daß jugoslawische Emigrantengruppen am Werk waren.
Am 27. November wird in Winterthur, einer kleinen Industriestadt nordöstlich von Zürich, das Schwurgericht zusammentreten, um über den Anschlag, der am 18. Februar dieses Jahres auf eine El-Al-Maschine verübt worden war, zu urteilen.Der Sachverhalt dürfte noch in Erinnerung sein:Die vier arabischen Terroristen Mohamed Abu el-Heiga, Ibrahim Yousef, Abdel Mehsen und die junge Lehrerin Amena Dahbor hatten sich Im Jänner 1969 in einem Ausbildungslager in Westjordanien kennengelernt. Dort waren sie in einem dreiwöchigen Kurs in der Handhabung des russischen Kalaschnikow- Sturmgewehres sowie
Wieder einmal hat die Schweiz Mühe, ihr Prädikat als „Musterdemokratie“ unter Beweis zu stellen. Diesmal geht es aber nicht um den Vorwurf, der Hälfte des Volkes, nämlich den Frauen, das Stimmrecht zu verweigern, und auch nicht darum, in der Verfassung menschenrechtswidrige religiöse Ausnahmeartikel zu dulden. Diesmal geht es um die Demokratie an sich, nämlich um die Frage, wie bei demokratischen Mehrheitsbeschlüssen die unterlegene Minderheit geschützt werden soll. Exemplifiziert sollte dieses Problem im Berner Jura werden, wo sich ein Teil — nämlich der katholische und ärmere
Zürich gedachte vor kurzem des großen Reformators Ulrich Zwingli, der vor 450 Jahren seine Tätigkeit als „Leutepriester“ am Großmünster aufgenommen und damit seine große zündende Idee zu realisieren begonnen hatte.Um diese Leistung richtig würdigen zu können, muß man sich die damaligen Probleme vergegenwärtigen und sie in die herrschenden politischen und sozialen Kraftfelder hineinstellen. Die Schweiz stand zu Beginn des 16. Jahrhunderts auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Mit ihren heldenhaften Siegen über Karl den Kühnen von Burgund hatte sie sich internationales Ansehen erworben. Ludwig XII. hatte ihr das Tessin überlassen, um sich ihr Bündnis zu erkaufen; gleichzeitig zerrte er sie jedoch in die italienischen Kriege hinein. Die imperialistische Politik der Eidgenossenschaft zielte auf das ganze Burgund und auch auf Mailand ab, doch wandte sich das Kriegsglück von ihnen ab. 1513 verlor sie die Schlacht vor Dijon, 1515 jene in Marignano. Es war dies jenes Jahr, in dem die Schweiz aufgehört hatte, eine Macht zu sein. Sie mußte eine gewisse Oberherrschaft Frankreichs anerkennen.
Trotz regstem Weihnachtsgeschäft ist vor den Festtagen kein einziges Zürcher Warenhaus abgebrannt. Das ist, so wie sie hier steht, eine recht makabre Feststellung. Aber sie hat einen ganz bestimmten Hintergrund. Die jungen, Revolutionäre sein wollenden Rebellen Zürichs haben nämlich ihre Abneigung gegen die Konsumgesellschaft mit brutalen Drohungen und leider mit nichts anderem bekundet. Sie drohten, in einem der so rentablen Warenhäuser Feuer zu legen; sie rotteteten sich zusammen, um mit grimmigen Barten, ungewaschenen Gesichtern und schwarzumrandeten Fingernägeln ihre Abneigung zu
Vor fünfundzwanzig Jahren wurde der Grundstein für das heutige Jugoslawien gelegt. Mitten im Krieg, am 29. November 1943, trat der „Antifaschistische Rat der Volksbefreiung Jugoslawiens” (Avnoj) zum zweitenmal zusammen. Diesmal im bosnischen Jajce, der von der alten Königsburg überragten Kleinstadt an der Pliva. Zwei heldenhafte Schlachten waren dieser Tagung vorausgegangen: an der Ne- retva war es den Befreiungstruppen gelungen, 4000 verwundete Kämpfer zu retten und über eine improvisierte Hängebrücke aus dem Kessel auszubrechen; an der Sutjeska durchbrachen 20.000 Kämpfer den
Immer wenn Stimmen gegen den Sport oder wenigstens gegen gewisse Sportveranstaltungen laut werden, verweist die Gegenseite auf die „völkerverbindende Mission“. Man beschwört das Ideal des Gedankenaustausches zwischen den Wettkämpfern verschiedener Länder, man schwärmt vom gegenseitigen Verständnis, und wer diesen Slogans Glauben schenkt, muß sich eigentlich nur wundern, daß es trotz Sport immer noch Streit, Zank, Konflikte und Krieg gibt.Die Olympischen Spiele, so wie sie 1894 von Pierre de Coubertin ins Leben gerufen wurden, erstrebten wirklich nichts anderes, als die Förderung
Noch vor zwei Monaten sprachen sich zahlreiche junge sowjetische Journalisten, „für die tschechoslowakische Lösung“ aus und hofften, es werde davon auch für sie etwas abfallen. Natürlich waren sie Realisten genug, um zu wissen, daß in nächster Zeit noch keine russischen Dubceks in den Kreml einziehen werden, aber mit dem Blick auf die Wirtschaft glaubten sie an eine baldige Reform, wie sie am Anfang des Prager Frühlings stand. Die Sowjetpanzer, die bis zum Wenzelsplatz vorstießen, haben auch diese Hoffnungen niedergewalzt.„Der 21. August war ein trauriger Tag für uns alle“,