Eine Frage birgt dieser Titel, die nicht nur das geflügelte Wort von der Hamlet-Natur, wie es seit Goethe kursierte, entschleußt, sondern auch einen Ozean Literatur über diese Bezeichnung; und nicht zuletzt die Erinnerung an eine Reihe von Schauspielern, die die Welt durchstrahlten oder, wenn sie es anders hielten, empörten — Moissi und Gründgens steigen darin auf als die uns in ihrer Gegensätzlichkeit geläufigsten, obgleich ein dritter, Bas- sermann, als Dänenkronprinz weniger bekannt geworden vielleicht der größte unter ihnen war. Und der Titel eines Buches gesellt sich dazu, das knapp vor dem letzten Krieg in Bologna erschien und bald über Landes- und Sprachgrenzen bekannt wurde. Der heute schon verewigte Verfasser, Alfredo Frassati, stammte aus Turin, dieser dem französischen Geist nahestehenden Wiege des Risorgimento. Er betitelte sein Buch programmatisch: „La volontä in Amleto.”
Der kürzlich verstorbene österreichische Dichter unternimmt hier eine Rechtfertigung seines gesamten Lebenswerkes, einer Botschaft des Humanismus in unserer Zeit. Der Essay fand sich in seinem noch ungedruckten Nachlaß.
Wenige Wochen vor seinem Tod am 30. Jänner 1968 übersandte Franz Theodor Csokor der Redaktion der „Furche“ den nachfolgenden Essay. Es ist der Text eines Vortrages, den der angesehene österreichische Dichter und Präsident des österreichischen PEN-Zentrums auf Einladung der Deutschen Akademie in Darmstadt gehalten hat.
In Polen erstand durch diesen Krieg eine neue „Erlebnis- masse”, wie sie in ihrer Schwere keine Generation vorher je erfahren hatte. Auch die Reaktion darauf war anders. Ob- gleich schlieBlich beinahe ganzlich zerstbrt, verharrte Polens Hauptstadt in einem dauernden Widerstand, so daB der Feind sie eigentlich nie ganz in die Hand bekam. Freilich verwan- delte sich diese Stadt der Weichselnixe bald in einen ein- zigen groBen Friedhof, auf dessen Platzen und in dessen Garten man die Gefallenen eilig verscharrte, um weiterzu- kampfen. Heute noch berichten die Epitaphe der Torwande von jenen,
Csokors Bühnenwerk „Gottes General” erschien zuerst 1938 in dem holländischen katholischen Verlag „De Gemenschap” in Bilthoven; von dort hatte man über Wunsch des Autors der Vatikanischen Bibliothek ein Exemplar gesendet, wo er das inzwischen nach dem deutschen Einmarsch in Holland vernichtete Werk 1944, als er mit den Alliierten nach Rom kam, wieder fand und eine Neuauflage veranstalten konnte. Damals entstand auch die erste italienische Übertragung des Werkes. Nach dem kopierten Exemplar aus der Vaticana wurde die deutsche Originalform wieder hergestellt; sie befindet sich jetzt
Ich hatte eine lange, mehrfach überfeilte Laudatio vorbereitet — und nun fühle ich sie vor dem lebendigen Fluß dieses Blattes, das man nicht essayistisch betrachten kann, unangemessen. Es soll also eine „Stegreif-Schreibe“ werden, was ich hier versuche.Und was versucht „Die Furche“ seit ihrem Bestand zu sein? — Ein Ruf des Gewissens auf allen Gefilden des Lebens: Dichtung, Kunst, Politik. Besitzen wir in Österreich ein zweites Blatt, das dieser Aufgabe so ausschließlich dient?Wir besaßen es: in der „Fackel“. Es erhellte dort einen bestimmten Sektor. Mit der Person ihres
Dem polnischen Theater verdanke Ich ehr viel. Vielleicht sogar mein Leben. Und das kam so:Man schrieb den Herbst 1918. Als österreichischer Soldat hatte ich in Krakau am 8. Oktober die Proklamation des Generals Beseler erlebt, die Polen eine künftige Unabhängigkeit versprach, also eigentlich' den Beginn der polnischen Auferstehung einleitete. Freilich ahnte ich nicht, daß ich eiuch noch Augenzeuge der polnischen Katastrophe von 1939 werden sollte. Eine klassische polnische Tragödie beschäftigte mich damals, die mir zwar in der Urform unspielbar schien, mich jedoch trotzdem faszinierte:
Wenn ich nach Überblicken des siebzigjährigen Lebens des Malers und Schriftstellers C. M. Hauser von unserer persönlichen Freundschaft erzähle, die mit dem Untergang des alten Österreich begann, so ist das die Geschichte einer Schicksalsgemeinschaft, die bis heute nicht geendet hat.Aus einer altösterreichischen Beamtenfamilie stammend, kam Carry Hauser 1895 in Wien zur Welt. Frühzeitig zog es den Knaben zur Kunst, und die Eltern respektierten seinen freiwilligen Entschluß, vor Beendigung des Gymnasiums in die Kunstgewerbeschule hinüberzuwechseln, wo er bei Oscar Strnad seine erste
-Tnedrich Schiller mit seinem wahrhaft weltbürgerlichen Instinkt für das Besondere der Völker, das ihn zum Nationaldichter Europas machte, hatte auch das Wesen des Oesterreichers, diesen geheimnisvollen und in seinem Inneren so vieldeutigen Begriff, in seinem „Wallenstein“ nicht minder tief erfaßt als die Freiheitsliebe der Schweizer im „Wilhelm Teil“. Jener Begriff des Oesterreichers hat viele Völker unter der habsburgischen Führung und in der Haltung des spanischen Katholizismus in sich vereinigt; der Oesterreicher selbst hat — was ihm nie vergessen sei — zweimal Europa vor
Was die Theater spielen und was sie nicht spielen — darüber wird sich der Kenner der Weltliteratur immer wieder (vergeblich) den Kopf zerbrechen. Ich möchte die Aufmerksamkeit auf ein Werk des polnischen Dramatikers Ludwig Hieronymus M o r s t i n lenken. Es heißt „Xanthippes Ehrenrettung“, welches das Mittelstück einer antiken Frauen-trilogie ist, die er mit „P e n e 1 o p e“ als Schutzengel der ehelichen Treue beginnen und mit der in diesem Belang völlig andersgearteten „K1 e o p a t r a“ schließen läßt. Seine drei-aktige Apologie der Xanthippe besitzt den Vorzug einer
Eigentlich ist es der Verrat eines Geschäftsgeheimnisses, wenn ich als Autor über die Arbeitsweise des Dramatikers berichte. Und nur damit entschuldigt sich ein solches Unterfangen — daß jene Arbeit zumeist gar kein Geschäft ist, bestenfalls kein sehr gutes.Im Anfang ist der Drang, etwas zu schaffen, ein Drang, der sich ein Objekt sucht oder dank einer gnädigen Fügung von einem Objekt gesucht wird, das ihn wie ein Fieber befiel. Eine derartige „Ergriffenheit“ in des Wortes sinnlichster Bedeutung benötigt dazu nicht immer ein persönliches, auf sich übertragenes Erlebnis (wie etwa
Jetzt, da er über einen Monat im Grabe ruht, kehrt Sich der Blick von dem, was aus einer durch sein jähes Ende überraschten Welt für oder gegen seine politische Haltung geäußert wurde, nüchtern seinem Werke zu. Neben tmverwelklichen Versen blieben uns, außer den früheren, die Stücke aus seiner Exilzeit, Oasen in der Dürre des deutschen Dramas, nach dem zweiten Weltkrieg.Das Gesicht eines Asketen schaut uns aus einem seiner letzten Bilder an — das Photo könnte ein Gemälde von Francisco Zurbaran wiedergeben. Er ist ein Theologe des Diesseits gewesen, ein Savanarola ohne
Es war während des zweiten Weltkrieges. Ich befand mich auf der Flucht vor den deutschen Truppen in Jugoslawien.Am ersten Rasttag meiner Flucht, in Split, stieg aus verschütteten Jahrzehnten ein Name wieder vor mir auf:Frane Bulic, der Priester und Archäologe.Salona, bei dem heutigen Solin, grub er ans Licht, des Kaisers Diokletian Geburtsort und Mutter von des Monsignores Heimat Split-Spalato, die sich im kaiserlichen Tuskulum des Schreibersohnes aus Salona' eingenistet hat.Salona, römische Großstadt mit Forum, Tempeln, Palästen, Ringschulen, Amphitheatern,Thermen, Cimiterien,
Der Autor, der von der Bühne im Namen seiner Zeit sprechen soll, braucht für sein Werk einen Glauben, und wäre es selbst wie bei der Ausnahme Sartre und seiner Schule — ein Glaube an das Nichts. Was für ein Credo will man jedoch von unserer Generation fordern, der innerhalb von einem Vierteljahrhundert viermal die Schulbücher geändert wurden und die man von einem Tag zum anderen zwang, das zu besudeln, was man sie eben noch zu verehren angehalten hatte? Und hinter dem Wertzerfall, den diese Jugend in ihrem engsten Kreis erlebte, steht nun die nackte Existenzangst, gestachelt durch
Im Jänner 1940 erschien in London in englischer Sprache „A civilian in the Polish war“ („Ais Zivilist im Polenkrieg“) von Franz Theodor Csokon die deutsche Ausgabe brachte Albert de Lange in Amsterdam zur selben Zeit. Aus diesem heute längst verschollenen Buch, das in Deutschland und in Österreich völlig unbekannt geblieben ist, stammt das nachfolgende Kapitel, das hier veröffentlicht wird.Durch hügelige Äcker holpern wir auf Lublin los, das wir in der Dämmerung erreichen. Benzin faßt man dort keines mehr, Gasmasken sind ausverkauft. Die meine, ein Geschenk meines Warschauer