Das Gesamtkunstwerk Richard Wagners konnte für das liturgische Reformwerk der Begründer der volksliturgischen Bewegung, Pius Parsch und Vinzenz Goller, nur unerreichbares Vorbild sein. Die Ansätze vorher waren in der kirchenmusikalischen Landschaft zu dürftig, da es dem Cäcilianismus des 19. Jahrhunderts und seiner Epigonen mehr um rubrizi-stische Momente ging, wie ebenso das rigorose Festhalten am Palestrina-Stil das Schaffen der Kirchenmusiker mehr beengte als sie zu neuen Vorstößen ermutigte. Anton Bruckner hatte über seine „so“ komponierenden Zeitgenossen nur ein mitleidiges
Nächstenliebe im Scheine der Jupiterlampe möchte man die reportageartige Biographie der vielfach ausgezeichneten Mutter Teresa des Desmond Doig nennen. Es wäre aber besser, die gleißenden Neonröhren abzudrehen, damit das Jesuswort der Bergpredigt erfüllt würde: „Wenn du Almosen gibst, soll deine Linke nicht wissen, was deine Rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen bleibt. Dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten.” Von der Ungleichmäßigkeit in der Beurteilung anderer Missionsgesellschaften, die sich mit gleicher Intensität um die Verwirklichung der
Einer Wohlstandsgesellschaft, wie sie die Zeit des Francesco Bernardone aus Assisi für das Mittelalter beispielhaft abgab, mit endzeitlichem Ernst beizukommen, war nur allzu leicht zur Erfolglosigkeit verurteilt. So begann sich Franz erst sehr spät aus dem Spannungsfeld dieser Gegensätzlichkeit herauszulösen und einen Weg zu gehen, der das glühend ersehnte Martyrium in die Heiterkeit kindhafter Gottverbundenheit verwandelte. Der Passion des Herrn war mit dęr Transfixion seiner Hände und Füße am La Verna Genüge getan und sein Herz zu schwereloser Frömmigkeit, zu den Anfängen des
Die Schwierigkeiten des I. Vaticanums bestanden in den Entscheidungen, die um die Unfehlbarkeit des Papsttums zu fällen waren, während die Väter des II. Vaticanums Empfehlungen gäben, deren divergierende Auslegungen noch spürbar die Kirche des zu Ende gehenden Säculums begleiten werden. Der Infallibili- tätserklärung des I. Vaticanums folgten in der Gründung der Altkatholischen Kirche durch Ignaz Döllinger, die bitteren Konsequenzen. Von diesem zähen Ringen der beiden „Parteien”, von dem, was hinter den öffentlichen Sitzungen vorging, gibt ein Konzilszeugnis aus der Umgebung
Das Gedenken an den heiligen Franziskus von Assisi läßt die ganze Unmittelbarkeit seiner religiös-künstlerischen Persönlichkeit auch für uns wieder lebendig werden, denn als Dichter und Komponist des Sonnengesanges erreicht er mit seiner Weltfrömmigkeit das weite Spectrum aller gottsuchenden Menschen, die sich sonst an keine Liturgie gebunden fühlen. Mögen das lateinische Reimoffizium seines Mitbruders, Julian von Speyer, und die erste Lebensbeschreibung des Thomas von Celano wertvolle Hilfe sein, sein Leben zu verstehen, so ist der „cantico del sol“ eine dynamische Kraft zu religiösem Aufbruch auch in unserer Gegenwart geblieben. Da er den Menschen in die Ordnung des Universums zurückführt, besänftigte er die eschatologi-schen Strömungen des 13. Jahrhunderts, wie sie von Joachim von Fiori als Zeitalter des Heiligen Geistes grundgelegt worden waren, und zwingt die junge Ordensgründung, sich zu organisieren und zu reformieren. Als Morgengabe bringen die Minderbrüder in die Gesamtkirche die vorzüglich gepflegte Variante des Gregorianischen Chorals mit und das durch die kommenden Jahrhunderte anspornende Beispiel des Ordensgründers, Musik aus seiner Spiritualität zu schaffen.
Von den Grundlagen ist in dieser Jugendpastoral nur selten die Rede, Modelle werden in Menge angeboten, aber ob sie Leitbilder zukünftiger Jugendarbeit sein werden, wird sich erst erweisen. Die von der Jugend geforderten Übergänge und Radikalabschiede vom, Bisherigen (siehe Politik) können vom Gesamtorganismus nicht so rasant vollzogen werden und die Situation der Familie mit dem abrupten Sichlosreißen der jungen Generation von der älteren wird in die Kirche übertragen. Gegenseitiges Leid kündet sich an: Die Jugend leidet an der Kirche und vollzieht stillschweigend den Schritt in die
Die Chancen der Religion nach dem „Tode Gottes“ haben Zukunft! Zunächst soll die ersehnte Humanreligion den zerstückten und verkürzten Menschen in die Sinnhaftig-keit seines Daseins einführen und dann, als zweiten Schritt, mit dem Hineinwachsen in den Kosmos in der Immanenz des Pantheismus ihm die Zukunft absichern. Der „unverbrauchte“ Gott stellt sich als Konsumobjekt zur Verfügung, damit der Mensch wieder zu seiner Ganzheit zurückfinde, und so liegt das Spannungsfeld der metaphysischen Transzendenz noch in weiter Ferne. Die neuen Wege der angeschlagenen Religion können der
Die „inuuaucuu in nisionam ec-slesiiasticam N. T.“ Ferdinand Stö-;ers für die Hörer der Wiener catholisch-theologischen Fakultät mthielt auf Grund der Brisanz der ßhematik soviel Zündstoff, daß in ;inem Nachhall die explosiven Erschütterungen auch im politischen Haum hörbar wurden. Sie sollte die jndigültnge Lostrennung der österreichischen Niederlande zur Folge laben. Das dm Jahre 1777 erschienene Handbuch der Kirchenge-ichichte nennt ein Kritiker des .9. Jahrhunderts, Augustin Theimer, ,eine wahre und ununterbrochene Satyre auf die Religion und die Tn-itoiitute der Kirche, wo
Man könnte behaupten, das Neuheitsereignis der christlichen Religion werde von einem riesigen Kegel der Wortexegese des Neuen Testaments überdeckt. Die Ekstase des Geistes, denn wie hätte sich sonst eine solche Fülle geisterfüllter Schriften in so kurzer Zeit häufen können, wurde erstickt in Formeln und Vorschriften, und nur ab und zu konnte diese „Wildbachverbauung“ in Zeiten der Einkehr und Umkehr wieder beseitigt werden. Welcher Phase ist die Zeit nach der Liturgiekonstitution „Sacrosanc-tum Concilium“ zuzurechnen? Sollen uns, die wir Zeugen einer langen Experimentierfreudigkeit waren, die soeben erfolgte Einführung des neuen Meßbuches für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes und das umfangreiche Einheitsgesangbuch in Hochstimmung versetzen, weil sie einen gültigen Abschluß der Liturgieentwicklung dokumentieren? Blicken wir zurück!
Nach den Pflichtübungen des „The University of Connecticut Concert Choir“ in Wiener Klassik und deutscher Romantik mit dem Unbehagen in der ungenügenden Orchesterbegleitung der „Missa brevis“ in B von Mozart, der Unausgeglichenheit der Stimmen im Chor und bei den Solisten, begann das eigentliche Kirchenkonzert in der Basilika minor zu den Schotten in Wien erst mit dem Psalm 90 des Amerikaners Charles Edward Ives (1874—1954). Arnold Schönberg schrieb über Ihn: „Ein großer Mensch lebt in diesem Land. Er hat die Lösung für das Problem gefunden, wie man sich zu bewahren lernt.
Uber der Kirchenoper „Curlew River“ Benjamin Brittens, in der Wiener Kirche „Maria am Gestade“ erstaufgeführt, spannen sich Brük-ken, die nie den anderen Kontinenterreichen: Sie ist nicht Oratorium, nicht Oper, sofern die „Kirchen-oper“ nicht eine contradictio in ad-jecto ist, ebensowenig japanisches No-Spiel wie mittelalterliche Mysterienhandlung und erst recht nicht musikalischer Brückenschlag vom gregorianischen Choral zu asiati-scher Kultmusik. Die Erzählung von einem Knaben, der als Sklave von seinem grausamen Herrn zü Tode gequält worden sei und an dessen Grab Wunder
„Dauer und Besetzung des Werkes waren mir vorgeschrieben und unterbanden langwieriges Zaudern. Solcherart schrieb ich von August bis Oktober 1944 ,In terra pax', zeitweise mit den alliierten Armeen um die Wette laufend. Sie ließen mir leider zu viel Zeit!“ — Das ist echter Frank Martin: im Vorrang des Christlich-Menschlichen vor dem rein Künstlerischen... Es handelt sich nämlich bei dieser Komposition, einem Oratorium für fünf Solostimmen, zwei Chöre und Orchester, um eine Auftragskomposition von Radio Geneve, die am Tag des Waffenstillstands nach dem schrecklichsten aller Kriege
Kennzeichnend für die Kirchenmusik am Purismus, der cäcilianischen Reformbewegung Beginn unseres Jahrhunderts steht die Tat- fand auch die Messen der „Wiener Klassiker'1 sache des Unvermögens einer Symbiose des nicht kirchlich genug, hätte nicht Alfred gregorianischen Chorals mit den letzten Aus- Schnerich ihre; „Sanctitas“, „Bonitas -formaef' läufern der verglühenden Spätromantik, die und „Universitas“ unentwegt verteidigt.Dje Franz Liset in seiner „Missa choralis“ noch ge- päpstlichen Enzyklika Pius' X. und seiner lang. In einem gewaltigen Anpassungsprozeß, Nachfolger warben .zu.-knapp und.präzeptiy, als der die geistigen Strukturen der Kirche dem daß sie neues Leben in eine musikalisch er- seit der Aufklärung vorherrschenden Intellek- starrte Landschaft hätten bringen können, und tualismus angleichen sollte, bleiben die Kräfte die Kanäle zu den Strömungen der ersten De- dort eingesetzt, wo sich Fortschritt im Organi- zennien des 20. Jahrhunderts waren blok- satorischen auch im kirchlichen Raum zeigte, kiert... So verbrauchten sich die schöpferi- und so wurde mit Anton Bruckner der letzte sehen Kräfte in Symphonie und Oper, um mit große Kirchenmusiker zu Grabe getragen, mit der Raffinesse eines überhitzten Orchesters den dem auch das wechselseitige Spiel von geist- Leerlauf des Klanges“, durch ein Fbrtissimo aus licher und weltlicher Musik zu Ende ging. Der dem Orchestergraben wettzumachen.
Zunächst eine pädagogische Vorbemerkung: Dieses letzte Konzert der Wiener Symphoniker im Zyklus I der Konzerthausgesellschaft, das in einer Voraufführung auch der „musikalischen Jugend“ zugänglich gemacht wurde, war einfach zu lang und überforderte die Aufnahmefähigkeit auch des bestgewillten, ausgeruhtesten Zuhörers. Seit Jahren schon bemüht sich die in Wien residierende Internationale Gustav-Mahler-Gesellschaft (und bezieht in diese ihre Bemühungen auch Anton Bruckner mit ein), daß von den großen, den umfangreichsten Werken der beiden Meister nur jeweilseines aufs Programm
Das in der Wiener Piaristenkirche erstmals aufgeführte Jugendwerk Anton Bruckners, die „Missa sine Gloria“ aus der Kronstorfer-Zeit (um 1844), liegt spannungslos zwischen den beiden Vorgängerinnen (der „Windhagermesse“ um 1842 und der „Choralmesse“ für den Gründonnerstag aus dem Jahre 1844) und dem fünf Jahre späteren Requiem in d-Moll, wie der Messe in b-Moll von 1854. Nach seinem fast nur durch Selbststudium erworbenen Wissen hatte der 20jährige Schulgehife mit Leopold von Zenetti in Enns einen ausgezeichneten Theorielehrer gefunden, der es nicht verabsäumte, den
Die Ambivalenz der Texte des Hohenliedes Salomonds (Hochzeitsund Liebeslieder oder Ekklesia- und Marienmystik) mußte in den Werken der Renaissance (Palestrina, Lech- ner), des Barock (Schütz), ebenso wie in den Werken der Romantik und der Moderne (Bruckner, Thomas Christian David, Heinz Kratochwil) klar zu Tage treten. Bei Palestrina glüht noch mittelalterliche Mystik in geschlossener Einheit des Wortes und des Melos in letzten Strahlen in eine- neuaufbrechende Zeit auf. Der Eintritt der deutschen Renaissance in den Garten des Hohenliedes mit Leonhard Lechner (1550 bis 1606), dem
Zum Ausklang des Brucknerjahres lud der österreichische Sängerbund in den Großen Musikvereinssaal zu einer Matinee mit Werken des Meisters für den geistlichen und weltlichen Chorgesang. Umrahmt von zwei Orgelwerken markieren das „Pange lingua“ in phrygischer und das „Os justi“ in lydischer beziehungsweise mixolydischer Kirchentonart die Ursprünge brucknerischer Kirchenmusik. Mit dem Streich- quintett und dem Männerchor „Abendzauber“ wird die Zukunft der Musik in Richtung des Impressionismus anvisiert, und mit dem „Virga Jesse“ und „Christus factus est“ die romantische
Anton Bruckner hat seine zweite Symphonie mit vielen Generalpausen ausgestattet, und die Musiker hatten bald das Epitheton „Pausensymphonie“ zur Hand, ohne zu wissen, daß es bei diesen Pausen um eine dynamische Sammlung für die explosive Entladung folgender musikalischer Ideen ging. Befindet sich auch die Kirche und die Kirchenmusik in einer solchen Phase schöpferischer Umgestaltung, um den auf sie zukommenden Anstoß des neuen Jahrtausends wagen und kontrapunktisch durchführen zu können?