Wie eine langerwartete Regenwolke unter Blitzen und Donner ging die Interamerikanische Gipfelkonferenz in Punta del Este vorüber, ohne die dürstende Erde getränkt zu haben. 20 Staatschefs unterschrieben: Latednamerika ist auf dem Wege zu einem Gemeinsamen Markt. Wir werden die Lebensbedingungen unserer Landbevölkerung verbessern. Wir werden die Alphabetisierung durchsetzen... Wir werden... Wir werden... „Der Durchschlag früherer Manifeste, weiter nichts“, kommentierte die größte Zeitung in La Paz.Dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Johnson, hatte der Senat fürsorglich eine
Rückflutung von politischen und gewerkschaftlichen Kadern, wie auch von Technikern und Facharbeitern in den jungen Staat erfolgt — 45.000 zusätzliche algerische Arbeiter In Frankreich. In den letzten Wochen beobachtete man ein sprunghaftes Anwachsen der Zuwanderungen, deren tägliche Durchschnittszahl mit 1000 angegeben wird. Den bisherigen Rekord erreichte der Monat Februar, der eine Zuwanderung von 65.000 Algeriern aufweist. Dieses Phänomen findet seine Erklärung einerseits in den wirtschaftlichen Schwierigkeiten des neuen Staates und anderseits im raschen Ansteigen der algerischen
„Großartiger als der Aufschwung des freien Europas selbst ist das Hochkommen des kommunistischen Ostens, vor allem der Sowjetunion, die gar bald die amerikanische Wirtschaftsmacht überschatten und mit sichtbar umfangreicheren Hilfsmitteln den unterentwickelten Zonen unter die Arme greifen kann, als es den Nordamerikanern und Westeuropäern überhaupt möglich ist, wie es jetzt auch das Beispiel Rotchinas an den Tag legt.“Es sind jetzt fünf Jahre her, da gelangte ein Geheimdokument an das Tageslicht, das 1958 dem Vertreter des Itamarati (Auswärtiges Amt in Rio de Janeiro) als Unterlage
An der Schwelle des neuen Jahres hat die lateinamerikanische Presse mit Befriedigung festgestellt, ihr Kontinent sei „das größte Spielfeld im kalten Krieg“, an dem sich außer den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion jetzt auch Rotchina beteilige, geworden.Ich brauche nur den Wellenknopf am Rundfunk drehen, um den Stimmen Amerikas, BBCs, aus Moskau, Peking (jetzt 50 Stunden wöchentlich!) zu lauschen, um einen Begriff zu bekommen, wie wir heute umworben werden. Für den nächstbesten Südamerikaner ist es ausgemacht, daß die Kapitalisten, die ihr Land nur als Quelle unermeßlicher
Mit Freude verzeichnen die lateinamerikanischen Völker das Verständnis auch des neugewählten Papstes Paul VI. für ihre Sorgen. Noch nie hat die Presse der Stimme aus Rom so weit ihre Spalten geöffnet wie seit Johannes XXIII. So auch wieder anläßlich der Audienz Pauls VI. vor den Mitgliedern der Päpstlichen Kommission für Lateinamerjka und des, Latein- amerikanfščheri Bischofsräts (ČELAM, Sitz in Bogotä). „Welch"'bejammerns werteste Lage, wenn man sich vorstellt, wie in die großen Industriezentren dort Millionen Menschen flüchten, um dem Hunger zu entrinnen, und sie finden
Der Generalsektetär der Kommunistischen Partei Brasiliens, Major Carlos P r e s t e s, hat es seit seiner Audienz im Kreml nicht leicht, seine Sturmscharen auf der Stelle treten zu lassen, sollte doch 1963 der Befreiungskampf beginnen. Der neuen internationalen Zeitschrift „Probleme des Friedens und des Sozialismus“ gewährte er eine Unterredung, aus der deutlicher als in den fünfundvierzig Parteizeitungen die innere Krise herauszulesen ist. Zuerst beschwört er die bekanntlich sehr kommunistenfreundliche Regierung J. Goularts, endlich das Verdikt über seine Partei aufzuheben. Seine
Das monumentale Denkmal, das für seinen Ruhm „Jota Ka“, wie Juscelino Kubitschek de Oliveira sarkastisch genannt wird, mit Brasilia setzen wollte, ist im Begriff, ein Mahnmal der nationalen Besinnung zu werden.Wo sind jene oberen Zehntausend, die am 30. Juni 195 8 vor der Traumkulisse aus Glas, Stahl und Beton, den erleuchteten Wolkenkratzern, die „Geburt der Metropole der jüngsten Großmacht“ feierten? Am anderen Morgen flogen sie heim nach Rio oder an die Cöte d'Azur, Paris, Deauville, auf allen Weltplätzen ist Brasiliens „Elite“ zu treffen, die Devisen verprassend auf
Nachdem Janio Quadros 1961 über Nacht den Präsidentenstuhl verlassen hatte, wurde dessen Nachfolger J. Gou-lart, der Vizepräsident. Das Heer machte aber dem „Genossen“ Goulart vorsichtshalber für seine Machtübernahme zur Bedingung, daß das bisherige Präsidialsystem durch den Parlamentarismus ersetzt werde. Goulart nahm an. Bald aber begann er, die Beschränkung seiner Befugnisse rückgängig zu machen, obwohl er praktisch unbeschränkt regierte. Das Plebiszit kostete den Staat eine Milliarde Cru-zeiros — doch eine mehr oder weniger — die Notendruckmaschinen laufen schon lange
Wer nach Jahrzehnten, aus dem unterentwickelten Südamerika kommend, Westeuropa besucht, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Wie sich Dinge und Menschen ändern können! Indes fragt sich der Fremde: Warum solches Tempo überall? Die Heuwagen sind motorisiert, auch die Rasiermesser. Sogar die Kirchenglocken läuten wie im Alarm. In wilder Flucht eilen die Touristen über die Grenzen. Schnell! Schnell! - Wohin?Als ich mich in Rio de Janeiro von meinem Freund Silvio Silva de Movais, ein-jm abtrünnigen Parlamentarier, verabschiedete, meinte er, ich werde die alte Heimat nicht mehr finden. Er
Präsident J. Goulart und sein 150köpfiges Gefolge sind von den Vereinigten Staaten und Mexiko nach Brasilien zurückgekehrt.Als Eisenhower vor zwei Jahren von seinem südamerikanischen Höflichkeitsbesuch heimgekehrt war, wagte selbst die demokratische Presse in Rio de Janeiro, Buenos Aires, Santiago und Montevideo nicht, die Frage zu beantworten: Wird Nordamerika wieder der „große Bruder“ der amerikanischen Völkerfamilie, der es vor hundert Jahren war, als Lateinamerika die spanische Kolonialherrschaft abschüttelte? Die konservative „Gazeta“ in Sao Paulo meint jetzt: „Mit einem
Opfer ihrer eigenen „forma mentis“, hatte die argentinische Generalität nicht die Besonnenheit, angesichts der mutigen Haltung ihres obersten Kommandanten, des Präsidenten ArfymL-Vi versÄen' Wnrfem Hand an ihn. Der Gefangene. auf .der Sträflingsinsel Martin Garcia, bemerkt empört die führende demokratische Zeitung „La Prensa“, wird sich mit Ironie erinnern, daß 1955 ihre siegreichen Kollegen den gläsernen Sarg mit dem einbalsamierten Leichnam Eva Perons, der Gattin des gestürzten Diktators, an denselben Ort entführt hatten.Doch abgrundtief fühlen alle demokratischen
Die Bodenreform — unerläßliche Bedingung für Kennedys Allianzhilfe — steht zur Zeit in Brasilien im massiven Kreuzfeuer der Kontroverse vor dem Kongreß, auf allen Plätzen, wo einander Menschen treffen.Die Masse ist für Gewalt. Fidel Castro hat „den Weg gezeigt“. Tausende von Landarbeitern haben sich im Nordosten und im Süden der Ländereien bemächtigt. In den Wäldern von Venezuela und am Amazonas sammeln sich „Befreier“. Tschechische und belgische Waffen werden an versteckten Plätzen der atlantischen Küste ausgeladen. Die erbeingesessenen Mächte scheinen zu erwachen.
Die runde Lampe des Mondes hing in einer langen Wolkenbank. Von Zeit zu Zeit blitzte sie auf. Der schwarze Ozean funkelte dann aus der Tiefe, und der Convento von N. S. da Penha erstrahlte silbern auf. Aber schon legte die Finsternis ihren schwarzen Mantel um das Gemäuer.Unser Gespräch hatte schon am Mittag begonnen. Doktor S h i g e-m i t s u las uns beim „cafezinho“ folgende Meldung aus der Zeitung vor: „In einer Radioansprache bezog sich der Kardinal von Rio, D. Jaime de Barros Camara, auf die Macumba (Geisterbeschwörung), die auch auf Sao Paulo übergreife. Er erzählte, daß er
Auf den Zinnen des altehrwürdigen, meerumspülten Convento der Franziskaner, Nossa Senhora da Penha, im brasilianischen Staate Espirito Santo, hatten wir den Einfall, im Anblick des Südlichen Kreuzes und der Gestirne der alten Heimat, die über den nördlichen Horizont schauen, dem ,,sechster Kontinent”, Südamerika, den Puls zti fühlen.Seit vielen Jahren sind wir „alia- dos”. Doktor Shigemitsu ist der Gründer unserer Noturnos, der Nachtgespräche. Der Japaner hat als Chirurg einen Namen in Sao Paulo, mehr noch vielleicht als Verwandter des Tenno. Er praktiziert nicht mehr. „Ich
Immer noch wird an der plötzlichen Abdankung des brasilianischen Präsidenten Janio Quadros herum- gerätselt. Auf dem kleinen Platz vor der Kaffeebörse in Sao Paulo wächst kein Gras, trotzdem kann man dort das Gras wachsen hören. Und dort hörte der Korrespondent dieses Blattes die plausibelste Erklärung: Janios Besen blieb im Dreck stecken, weil sich die Liberalen, die seit dem Sturz des Kaisers Pedro, im Jahre 1889, die geheimen Fäden der Politik in ihren Fingern haben, bedroht sahen.Diese illuminierten Großmeister haben außer ihren Riten auch einige Prinzipien. Für Abendländer
Der amerikanische Kontinent begann das neue Jahr mit zwei neuen Präsidenten, die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit John Fitzgerald Kennedy und die Vereinigten Staaten von Brasilien mit Janio Quadros. So verschieden auch beide nach Herkunft, Charakter, Sprache sind, so verwandt sind beide Männer nach ihrem religiösen Credo, ihrem sozialen Gewissen, ihrem politischen Verantwortungsbewußtsein.In der Abgrundtiefe, in der Jusce- lino Kubitschek sein Land am 31. Jänner zurückgelassen hat, empfand das brasilianische Volk mit seinem neuen Präsidenten Janio Quadros die Herzlichkeit der
Nor, daß er seine Beschwerden nicht substantiiert hätte, bezeichnet sie aber gleichzeitig als „grundlos“. Sein Anwalt konnte in dem angeblich von einer Hörmaschine aufgenommenen Protokoll seiner beiden Einvernahmen 231 Fehler, ja Entstellungen feststellen. Protokolle der Einvernahmen anderer Personen wurden ihm nicht zugänglich gemacht!Bemerkenswert wie das Zustandekommen war auch die Veröffentlichung dieser Berichte. Der erste vom 21. Dezember wurde zwar der Presse, aber nicht dem Beschuldigten zugänglich gemacht, was dem Sekretär des Komitees unbekannt blieb. Bei dem zweiten
Er sei ein prähistorischer Landsmann, da er väterlicherseits aus Breslau stamme, erklärte mir mein junger Reisebegleiter aus Buenos Aires, Dr. med. Juan Montalva. In Santiago de Chile sind wir aufgestiegen. Angeblich haben wir jetzt vor uns den südamerikanischen Himalaja. Unsere herrliche Super-Constellation fliegt bereits fünftausend Meter hoch. Aber das „Matterhorn der Anden“, der 7000 Meter hohe Aconcagua, hat sich in Wolken versteckt. Nur der Kaffee in unserer Tasse verrät den grandiosen Sprung von der Küste des Pazifiks herauf. Wir politisieren, er spanisch, mit
Wie lange gehe ich schon morgens an dem Hokuspokus auf der Straßenkreuzung nahe meinem Hause vorüber, ohne zu wissen, was die brennenden Kerzen rings um eine zugedeckte Schüssel, daneben ein schwarzer Hahn, ein Dolch, eine Flasche Schnaps, ein Häuflein Asche und sieben gekreuzte Zigarren mit halbgeöffneten Streichholzschachteln bedeuten sollen.„Isto e pura Macumba!“ erklärte mir geheimnisvoll Sor Pedro eines Tages, der mich vor dem Zauber stehen sieht. „Das ist pure Macumba (Zauber)! Sehen Sie!“ Er deutete auf ein mit Kreide auf den Boden gemaltes Herz, darin steckt der Dolch.
Europa will noch immer die Fortsetzung, das ist seine Schwäche. Der Bolschewismus will das Ende, das ist seine Stärke. Hinter Molotows ledernem Visier lodert der Traum einer allweltlichen Vereinigung ohne Liebe. Wenn die freie Welt im Kreuz geeinigt wäre, könnte sie sich davor retten und das „Imperium“ überwinden. Aber freigeistig begreift sie nicht die Dialektik der Unterwelt. Sie will mit aller Aufrichtigkeit den Frieden. Aber was für einen! Daß man sie in Ruhe läßt. Ihr nicht auf die Finger sieht — business is business! Ruhe = Friede! Profit und Nationalismen haben ihre Augen