Welch seltsame Dinge stellen wir mit unserem Leben an, daß uns selbst die Feste nachgerade zur Plage werden? Das erleichterte Aufseufzen, mit dem wir alljährlich das Weihnachtsfest hinter uns bringen, zeugt von der Bewältigung einer übermäßigen Anstrengung und nicht vom Genuß feiertäglicher Zustände. Die Besorgung der Geschenke, die ein Akt der Liebe sein sollte, ist vielen unter uns ein Alpdruck geworden. Das Zusammentragen der weihnachtlichen Requisiten, vom Tannenbaum bis zur Bratgans, von den bunten Kerzen bis zum Gebäck, das in den Adventstagen munter und erwartungsvoll
Je mehr sich die sozialen Unterschiede verwischen, je geringer die Aussichten dafiir werden, daB sich noch eine gesellschaftliche Hierarchic bildet, und je schwieriger es wird, das voneinander zu unterscheiden, was man friiher ,,Oben” und ,,Unten” nannte, um so scharfer wird der Hunger nach sozialem Prestige. Obwohl es keine Oberschicht (auf franzdsisch ,,bonne compagnie”) mehr gibt, mochten immer mehr Leute ihr angehdren. Wir leben in einem Lande, in dem die Gleichmacherei bis zur Leidenschaft gesteigert ist, und trotzdem mochte jeder mehr gelten als der andere und sich unterscheidende
Ich glaube, ich werde ein Gott“, rief ein römischer Kaiser aus, als er in eine tödliche Krankheit fiel. Obgleich mich nur eine harmlose Grippe überkam, hatte ich eine ähnliche . Empfindung, denn das Fieber versetzte mich in einen gehobenen Zustand voller Ahnungen und Entrückungen, wie sie dem Sterblichen bei gesundem Leibe nicht beschieden sind. Mein Zeitgefühl hatte einigen Schaden genomrnen. Obwohl manche Stunden wie Augenblicke vorüberhuschten, dehnten sich doch gewisse Bewegungen, so das Langen nach dem Glase Wasser oder der Blick auf die Uhr, zu endlosen Vorgängen aus. Aber auch
Der berühmte deutsche Publizist und Journalist Friedrich Sieburg gilt als einer der besten Kenner Frankreichs. Das folgende Kapitel ist seinem Buch „Gott in Frankreich“ entnommen. Prof. Dr. Friedrich Sieburg, der gegenwärtig in Stuttgart lebt, spricht am 20. und 21. Jänner in Wien.
Der souveräne Mensch hat die Macht, die Weh aus den Angeln zu heben, und obwohl er davon reichlich Gebrauch gemacht, iühll er sich schwach und klein, denn indem er die Welt aus der richtigen Lage bringt, gerät er selbst in eine schiele Situation. Allmacht und Ohnmacht sind in ihm vereinigt, und damit ist auch schon das Wesen des Journalisten definiert. Der Mann, der die Zeitung schreibt, hat die Macht, alles zu sagen, und daher nichts zu sagen. Er gestaltet die öffentliche Meinung, die ihm zum Dank daiür mißtraut. Sein Reich ist der Tag, und darum ist er am Abend schon vergessen. Sein
Winter in St. Moritz im Engadin. Die steilen Straßen des Ortes sind von Juweliergeschäften, Kosmetikläden und Konditoreien gesäumt. Der Schnee ist hoch zur Seite getürmt worden. Schlitten mit buntgeschmückten Pferden werden von offenen Autos überholt, aus deren grellfarbenen Insassenhauf die Skier dicht zum Himmel ragen wie die Lanzen auf dem berühmten Bild des Velasquez. Es ist Nachmittag, das Tal wird blaß, aber die Gipfel strahlen noch. Wir gehen ins Hotel. Es ist das teuerste Europas und daher stets gefüllt. Die weite Halle ist dicht besetzt mit Gästen, die Tee trinken. Aus dem