Die Bregenzer Festspiele im Zeichen von Außenseitern: "La Bohème" am See, "Of Mice and Men" im Festspielhaus.Traumwelten" ist diesmal die dramaturgische Klammer, die die beiden großen Opernproduktionen der Bregenzer Festspiele zusammenhält: "Lebensträume" im berührenden Drama um zwei Außenseiter der amerikanischen Gesellschaft in der österreichischen Erstaufführung von Carlisle Floyds "Of Mice and Men" im Festspielhaus, "Künstlerträume" in Giacomo Puccinis zeitgeistig getrimmter, spektakulärer "La Bohème" auf der Seebühne. In beiden Fällen stirbt der Protagonist einen einsamen
Die Schubertiade Feldkirch ist kein Festival wie jedes andere. Anstelle eines beliebig austauschbaren Allerwelts-Festspielpro-gramms herrschen hier klare Strukturen: das kompromißlose Bekenntnis zu Franz Schubert und seiner Musik. Schwerpunkte, Konfrontationen, Innovationen eröffnen stets neue Perspektiven - und das seit über 20 Jahren. Und im heurigen Schubertjahr ganz besonders. Ein Festival also für Individualisten und eingefleischte Schubertfans. Das Angebot ist groß: Die Bekordzahl von 70 Veranstaltungen steht im Jubiläumsjahr auf dem Programm - Konzerte, Lesungen, Ausstellungen,
Selten einmal klafften Haus- und Seeproduktion der Bregenzer Festspiele von ihrer Akzeptanz und künstlerischen Reichweite her so auseinander wie heuer Harry Kupfers sensibel umgesetzte Opernrarität „Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch” von Rimsky-Korsakow und David Pountneys aufgemascherl-ter „Fidelio”.Innen Begeisterung, außen Buhrufe, spärlicher Applaus und vernichtende Kritiken für die Begiearbeit Pountneys. Weil sie den Bogen des modernen Regietheaters mit aufgesetzten Einfällen und einer nur schwer nachvollziehbaren Symbolik überspannt, um so ein intimes Werk
Die zwanzigste Schubertiade Feldkirch, mittlerweile das weltweit größte Schubert-Festival, wurde mit einem Jubiläumskonzert beendet. Musikalisch gratulierte ein exzellentes Ensemble von Künstlern, die mit der Schubertiade groß geworden sind: Robert Holl etwa oder der Pianist Andräs Schiff. Peter Schreier, kurz vor seinem 60. Geburtstag der Senior in der Runde, war als einziger seit dem Gründungsjahr 1976 dabei. Trotz seiner beiden eigenen Liederabende (Schuberts „Schwanengesang” undBrahms'/Tiecks „Schöne Magelone” mit Gert Westphal als Sprecher und Andräs Schiff am Klavier),
Beim ersten Konzert der Wiener Symphoniker stand der junge Italiener Fabio Luisi am Pult, der sich bei „Francesca da Rimini“ als feinsinniger, sensibler Operndirigent erwiesen hatte. Bei seinem Konzertdebüt blieb er freilich manches schuldig - vor allem ein schlüssiges Konzept für Bruckners „Neunte“. Auch Schönbergs schlankes Streichsextett „Verklärte Nacht“ geriet in der Streichorchesterfassung unter die Räder des gewaltigen Symphoniker-Streicherapparates.Ganz anders gelang es dem Russen Vladimir Fedoseyev (ab 1997 Chefdirigent der Symphoniker), das Orchester durch
Bregenz im Festspielfieber. Während auf der Seebühne die Wiederaufnahme von David Poutneys Erfolgsproduktion „Na-bucco" die Massen fasziniert, sind auf der Ruhne des Festspielhauses wieder die wahren Opernfreunde angesprochen, mit einer Fortsetzung der Reihe von Opernraritäten aus der Zeit um die Jahrhundertwende. Nach „La Wally" und „Fedora" tritt mit „Francesca da Rimini" eine weitere große Frauengestalt der Geschichte ins Rampenlicht, genauer: eines der klassischen Liebespaare neben Romeo und Julia oder Tristan und Isolde, nämlich Francesca und Paolo.Die
Eine Programmidee von Schubertiade-Geschäftsführer Gerd Nachbauer hat neue Impulse beschert. Unter dem Motto „Schubert auf Reisen” wurden in sogenannten „Landpartien” an landschaftlich reizvollen Plätzen jene Werke Schuberts präsentiert, die er auf seinen wenigen Reisen geschrieben oder aufgeführt hat.Erste Station und Hauptschauplatz war Schloß Achberg bei Ravensburg im benachbarten Allgäu. Der kleine Rittersaal mit seiner prächtigen Stuckdecke von 1700 entspricht ziemlich genau den Räumhchkeiten auf Schloß Zseliz im heutigen Ungarn, wo Schubert 1818 und 1824 als Musiklehrer
Die Bregenzer Festspiele haben dieses Jahr den Weg der spektakulär inszenierten, aktuell aufgepäppelten Opernraritäten im Haus verlassen. „Fedora”, eine intrigenreiche Krimistory des Verismo vor dem Hintergrund des russischen Zarenreiches, ist zwar (noch) Rarität, bezieht aber ihre Spannung aus einem dichten Netz der Personenführung durch den englischen Neurologen und Regisseur Jonathan Miller.So kommt in diesem Kammerspiel die 1898 komponierte Musik Umberto Giordanos, zwischen Verdi und Puccini angesiedelt, umso mehr zu ihrem Recht - eine leidenschaftliche, farbenprächtige Partitur,
Die „Schubertiade Feldkirch” war heuer sensibler Gradmesser für die Qualitäten junger Liedsänger. Eine neue Generation schickt sich an, die durch Dietrich Fischer-Dieskaus Abgang vakant gewordene Spitzenposition im Liedgesang zu erobern. Die Unruhe der Debütanten war fast körperlich spürbar, enorm sind der Druck und die nervlichen Anforderungen bei einem solchen Elitefestival.Das macht aber umgekehrt die heute vielleicht antiquiert wirkende Form des Liederabends wieder spannend, der direkte Vergleich mit der „alten” Garde Brigitte Fassbaender, Christa Ludwig, Peter Schreier und
Die konzertante Aufführung zweier Singspiel-Raritäten bei der „Schuber-tiade Feldkirch”: „Die Verschworenen” zeigt die Verarbeitung des „Lysistrata”-Stoffes mit durchaus vergnüglichem Effekt, „Claudine von Villa Bella” nach Goethe ist heute zählebiges Fragment - der 2. und 3. Akt wurden damals irrtümlich verheizt ! Peter Schreier als Dirigent blieb dieser „Schubertiade”-Eigenproduk-tion nichts an Feuer schuldig, unterstützt durch ein sechsköpfiges junges Ensemble, aus dem die SopranistinRuth Ziesak und der Tenor Christoph Pregardien angenehm hervorstachen.Das
Die Realisierung einer hervorragenden Programmidee brachte der „Schu-bertiade Feldkirch” (wie sie nun auch offiziell heißt) einen ersten Glanzpunkt: die detailgenaue Rekonstruktion von Franz Schuberts „Privatkonzert” im Vereinslokal „Roter Igel” in Wien vom 26. März seines Todesjahres 1828. Der Meister wollte sich die notwendige Reputation erwerben, indem er dabei eine „Auswahlsendung” seiner Werke anbot: einen Streichquartettsatz, ein Klaviertrio, dazwischen Lieder von großer Ausdruckskraft und martialische Chöre.Das veranstaltungstechnisch schwierige und aufwendige
Wie macht man aus einem langatmigen Oratorium eine spannende Oper? Der deutsche Regisseur Harry Kupfer zeigt das bei seinem Bregen-zer Festspieldebüt brillant am Beispiel von Hector Berlioz' „La Damnation de Faust" - „Fausts Verdammnis". Aus 20 sperrigen Einzelszenen frei nach Goethe wird das Stationendrama eines Intellektuellen, der aus der fatalen Realität in die Traumwelt eines Logentheaters im Stil des 19. Jahrhunderts flüchtet und hier die Bilanz seines Lebens zieht. Doch bei Berlioz findet, im Gegensatz zu Goethe, die Erlösung nicht statt. In einem spektakulären
Mit seinem Schubert-Symphonienzyklus dominierte der Dirigent Nikolaus Harnoncourt an vier Abenden das Finale der heurigen „Schubertia-de" in Feldkirch. Die bewußt nicht chronologische Reihung der acht Symphonien brachte erstaunliche Bezüge und entwicklungsgeschichtliche Erkenntnisse. Aufgrund von Schuberts Autograph legte Harnoncourt unter einer zerbrechlich idyllischen Oberfläche ungeahnte Strukturen und schonungslos kontrastierende Konturen frei. Erschütternd etwa eine auf diese Weise schlechthin vollendete „Unvollendete".Vokale Glanzpunkte mit unbekanntem Schubert aus
Die 1976 von Hermann Prey gegründete „Schubertiade Hohenems" trägt dieses internationale Markenzeichen noch immer, obwohl heuer schon zum zweiten Mal alle 40 Veranstaltungen in Feldkirch stattfinden. Diese größte „Schubertiade", die es je gab, bringt aber nicht nur Masse, sondern auch die erwartete Exklusivität für die erwarteten rund 20.000 Besucher aus aller Welt. Etwa mit dem ungarischen Pianisten Andräs Schiff, der zum erstenmal in seiner Karriere in sechs Konzerten alle 18 vollendeten Klaviersonaten Schuberts spielt. Ein gewaltiges Unterfangen, mit dem man der
Der französische Regie-Tausendsassa Jerome Savary versieht Bizets „Carmen" auf der Seebühne der Bregenzer Festspiele mit einem Hauch von Hollywood, in monströser Breitwand und Technicolor. Virtuos und mit viel Fantasie schwelgt er in opulenten Bildern prallen südländischen Lebens und beherrscht die Riesendimensionen. Im zerklüfteten Felsmassiv (Bühnenbild Michel Lebois) seilen sich die Schmuggler ab, Pferde samt Stuntmen galoppieren über die Bühne, eine ganze Menagerie marschiert auf - nur Escamillos Stier ist elektronisch gesteuert. Diese um die Rezitative gekürzte und mit
Eine empfindliche Absagewelle und gewohnt hohes Niveau bestimmten die heurige „Schubertiade Hohen-ems". Insgesamt sechs Stars (darunter Uwe Heilmann, Julia Varady und Eva Lind) sagten ab, betroffen war ein Drittel der Konzerte. Unter den kurzfristig aufgetriebenen Ersatzleuten stach die junge Christiane Oelze aus Köln hervor, die im Sommer in Salzburg die Konstanze singen wird. KeinGlück als Einspnngerhatte Peter Schreier (für Olaf Bär), seine „Dichterliebe", indisponiert und mit einem indiskutablen Pianisten, vergrämte seine Fans.Schreier versöhnte allerdings in seinen
Nicht das Orchesterkonzert mit Peter Schreier erstmals als Dirigent wurde erwartungsgemäß zum spektakulären Ereignis der ersten Tage der Schubertiade Hohenems, sondern ein schlichter Liederabend. Der Bariton Dietrich Fischer-Dieskau hat die vor zwanzig Jahren ad acta gelegte „Schöne Müle-rin“ von Schubert mit 66 neu aufgelegt und damit ein interpretationsgeschichtliches Exempel gesetzt. Die Meisterschaft seiner Gestaltung machte - mit fast tenoralen Tönen - das Schicksal des unglücklichen Müllersburschen berührend neu erlebbar, ließ auch anfängliche Intonationsübungen
(Bregenzer Festspiele; „La Wally" von Alfredo Catalani) Die österreichische Erstaufführung von Catalanis vergessener Oper vori 1892 wurdezum umjubelten 0pemereignis -· eine Wiederentdeckung, die sich gelohnt hat. Vor allem der Musik wegen, die der Puccini-Zeitgenosse packend emotionsgeladen und meisterhaft instrumentiert vorzuweisen hat. Dirigent Pinchas Steinberg nimmt'sich ihrer mit al„ ler Hingabe und Konsequenz an,· die Wiener Symphoniker wachsen einmal mehr über sich hinausErstklassig ist auch die Besetzung mit de.r leidenschaftlich auftrumpfenden, berührenden Mara Zampieri in
(Bregenzer Festspiele: Orchesterkonzerte der Wiener Symphoniker) Es ist beileibe keine Sommerfrische mit ein bißchen Musizieren, was die Wiener Symphoniker, seit 1946Festspielorchester in Bregenz, als Aufgabe übernommen haben.Neben der Tagesverfassung im Festspielstreß ist natürlich auch die Persönlichkeit des Dirigenten entscheidend, der das Orchester zu fördern und zu fordern und ein klares Konzept überzeugend umzusetzen versteht. Dies war in besonderem Maße bei Pinchas Steinberg der Fall, den Bregenz nach seinem lrErnani“-Erfo]g 1987 auch für „La Wally“ 1990 verpflichtet hat
(Bregenzer Festspiele; „Der fliegende Holländer“ von Richard Wagner) Jeröme Savarys surrealistische Seebühnen-Welt der letzten Jahre hat einen Kontrapunkt erhalten. Die spektakulär moderne „Holländer“-Inszenierung desEng- länders David Poutney setzt auf psychologische Tiefenwirkung mit plakativ eindeutiger Symbolik im Spannungsfeld zwischen Traum und Wirklichkeit.In der kalten Maschinenwelt des Bühnenbildners Stefanos Lazaridis, die aussieht wie eine Ölbohrinsel und um 25 Millionen Schilling technisch alle Stückeln spielt, kommt freilich auch das Auge in Bildern
ImmerwiederfürDiskussionsstoff gut ist die Schtibertiade Hohenems mit ihren heuer 31 fast durchwegs ausverkauften Veranstaltungen in Hohenems und Feldkirch. Das Vorhaben der Festivalleitung, in neun Konzerten zyklisch all jene Lieder Schuberts aufzuführen, die er selber veröffentlicht hatte, brachte zwar manche unbekannte Liedperle an den Tag, den Interpreten hingegen die Mühe, diese Lieder neu einzustudieren und genau in den von Schubert gewählten und mit Opus-zahlen versehenen Liedgruppen mit oft dürftigem dramaturgischen Zusammenhang vorzutragen.Dennoch herrschte am Schluß fast
Vom provinziellen Mief befreit haben sich die „Internationalen Musiktheatertage“ in Vorarlberg. Dennoch ist der Werkstattcharakter nicht verlorengegangen.Er ermöglicht Begegnungen, heuer etwa mit Yehudi Menuhin als Dirigent und ambitionierten Nachwuchskräften. Diesmal ist die Entdeckung eines neuen Orpheus zu vermelden. Regisseur Paul Flieder wollte diese Rolle in Glucks Oper „Orpheus und Eurydike“ mit einem Bariton besetzen, entdeckte aber während der Proben in Erfurt/DDR (das mit Bregenz kooperiert) die 26jährige Altistin Susanne Blättert aus Freiburg. Ein stimmlich wie
(Bregenzer Festspiele, Festspielhaus; „Anna Bolena“ von Gaetano Donizetti) Kein Glück mit den Regisseuren seiner wenig bekannten Belcanto-Opern hat Bregenz. So wie im Vorjahr bei „I Puritani“ sein Kollege Deflo wurde heuer auch Giancarlo del Monaco (Sohn des berühmten Mario) ausgebuht, weil man aus seinem Konzept offenbar nicht recht klug geworden war.In mehrfach verschachtelten Stilebenen läßt sich Heinrich VIII. das Schicksal seiner Frau Anna Bolena aus der Zeit des 16. Jahrhunderts quasi als Theater im Theater vorspielen — aber zur Zeit der Entstehung von Donizet-tis Oper
(Hohenems; „Schubertiade“) Spannender als Nikolaus Har-noncourt seinen ersten „Fidelio“ dirigierte, kann man sich diese Oper nicht vorstellen. In einer konzertanten Aufführung, ganz auf die Musik konzentriert, kam Harnoncourt bei der Entschlak-kung und Rückführung auf dieGriginalpartitur zu verblüffenden Ergebnissen. Keineswegs so spektakulär war das Orchesterkonzert tags darauf. Gidon Kremer und Harnoncourt spielten Beethovens Violinkonzert — und gelegentlich aneinander vorbei.Die 11. Schubertiade war nicht arm an Höhepunkten, dazu gehörten etwa der Quintettabend mit Alfred
Lange hat es so ausgesehen, als müßten die durch eingefrorene Subventionen in den letzten Jahren in arge Finanznöte geratenen Bregenzer Festspiele ausgerechnet zum Jubiläum ihres vierzigjährigen Bestehens 1986 mit einem auf das Notwendigste reduzierten Sparprogramm auskommen. Durch ein Zugeständnis der Sub-ventior^sgeber Bund, Land Vorarlberg und Stadt Bregenz, das dem Festival durch optisch elegant gelöste Budget-Umschichtungen ab heuer vier Millionen Schilling pro Jahr mehr an Geld-mittein sichert, konnte die bereits angedrohte Streichung einer Schauspielproduktion (mit dem Wiener
(Bregenzer Festspiele; Festspielhaus „I Puritani” von Vin-cenzo Bellini). Der flämische Regisseur Gilbert Deflo (Strehler-und Bejart-Schüler) hat die Puritaner allzu wörtlich genommen. Sein Inszenierungskonzept erbrachte eine in Schönheit erstarrte, fast konzertante Aufführung vor langen Zwischenvorhängen. Die enormen Schwächen des Librettos werden so allerdings in den Hintergrund gerückt.Für Edita Gruberova war die für Bregenz einstudierte Rolle der Elvira die logische Fortsetzung ihrer „Lucia”-Partie. Auch hier hat sie, weniger dramatisch und gleich zweimal, dem Wahnsinn zu
(Schubertiade. Hohenems) Künstlerisch-qualitative Kontinuität wie kaum zuvor und zudem (durch erhöhtes Platzangebot) gestiegene Besucherzahlen kennzeichnen den Verlauf dieser Schubertiade, in deren zehntägigem Verlauf 23 Konzerte stattfanden. Im Mittelpunkt des längst zu internationalem Ansehen gelangten Vorarlberger Festivals stand der Marathon Dietrich Fischer-Dieskaus mit einem vierteiligen Zyklus aus Schubert-, Schumann-, Mahler- und Wolf-Liedern. Allein rund 3.000 Zuhörer erlebten in der Stadthalle des benachbarten Feldkirch begeistert dieses „Fest im Festival” mit dem großen,
Der aus Wien stammende Dramaturg Paul Flieder führte in den vergangenen Wochen im Bregenzer Festspielhaus ein für Österreich neuartiges Projekt „Opernwerkstatt" durch. Flieders Konzept ist dabei aufgegangen: öffentliche Proben der an Ort und Stelle erarbeiteten Produktionen gaben dem außerhalb der Festspielzeit im Bereich Musiktheater auf Sparflamme gesetzten Vorarlberger Publikum Einblick in dieses Medium, junge Sänger und Musiker aus der Region machten als Opernfreunde von morgen in dem ansonsten professionellen Ensemble begeistert mit.Marc Neikrugs schauriges KZ-Schicksal „Through
(Bregenzer Festspiele ; „Tosca" von Giacomo Puccini) Bregenz wartete auch heuer, so wie 1983 mit dem „Freischütz", als Festspielpremiere mit einer „Gebrauchtoper" auf. Doch Michael Hampes „Tosca"-Inszenierung von 1975 an der Kölner Oper, von den sparsamen Alemannen aus Kostengründen einer teuren Eigenproduktion vorgezogen, besitzt so viel Unverwüstlichkeit und Lebenskraft wie Puccinis Oper selbst.Daß es dennoch nicht festspielwürdig ist, eine alte Produktion einfach nachzuspielen, hat die neue Führung in Bregenz erkannt.Die heurige „Tosca" läuft in Dekorationen von fast
Nach vielen zumeist erfolgreichen Jahren italienischer Opernpflege hat Bregenz heuer in einer Kehrtwendung die wohl schönste deutsche Volksoper aufs Festspielprogramm gesetzt: den „Freischütz" von Carl Maria von Weber. Otto Schenks zehn Jahre alte Staatsopern-Inszenierung wurde für Österreichs West-Festival vom Meister höchst persönlich entstaubt.Es rauscht der deutsche Wald, der in Webers schauerlich-liebenswertem Opus bekanntlich die Hauptrolle spielt, heuer am Bodensee romantischer denn je, und völlig ungetrübt von „saurem Regen" schlägt das zitternd treudeutsche Herz Agathes
Friedrich Guido, ist zweifellos ein großer Künstler, vor allem, wenn er am Klavier Bach, Beethoven und Mozart spielt. Der Komponist Gulda ist allerdings bei weitem nicht so unumstritten, doch das nimmt er in Kauf. Immerhin wurde sein 1981 erschienenes Cellokonzert mit Blasorchester zum ,Jilassik”-Renner der Saison, immerhin sorgte er mit seinem hüllenlosen TV-Auftritt gemeinsam mit seiner künstlerischen und menschlichen Weggefährtin Ursula Anders für spektakuläres Aufsehen.Sein neuestes Opus wurde am 11. September im Bregenzer Festspielhaus uraufgeführt, ein „Concerto for
(Bregenzer Festspiele, „Lucia di Lammermoor" von Gaetano Donizetti) Nun hat auch Bregenzin der Saison 1982 sein künstlerisches Ereignis. Nach einem immerhin publikumswirksamen „Zigeunerbaron" am See und dem total ver-modernisierten „Egmont" bescherte die Eigenproduktion von Donizettis „Lucia di Lammermoor" einen großen, umjubelten Opernabend internationalen Zuschnitts.Beppe De Tomasis eher dezente Regie wird durch üppige Bilder und Gpldkostüme (Leihgaben des Veroneser Theaters) aufgewertet, wie sie in dieser Pracht wohl nur eine Italienerin (Maria Letizia
Adolf Rott ist am 24. Juli in Wien im Alter von 77 Jahren verstorben. Als-erster Direktor des Burgtheaters nach dessen Wiedereröffnung (1954-1959) bewies der aus Wuppertal stammende Regisseur in seinen Inszenierungen großartige Beherrschung des Raumes.Diese besondere Fähigkeit machte Rott bei den Bregenzer Festspielen zum Begründer der Idee des großen Raumtheaters im Spiel auf dem See”.Er, der als der Schwierige” galt, hat mit seiner Regietätigkeit am See, die sich mit Unterbrechungen über die Jahre 1949 (J001 Nacht”) bis 1971 (.Fledermaus”) erstreckte, die wesentlichsten
Johann Strauß' Meisteroperette „Der Zigeunerbaron” dominiert heuer auf der Bregenzer Seebühne, insgesamt die dritte Einstudierung des Werkes, nach den Jahren 1951 und 1961, und diesmal als „komische Oper” deklariert.Allerdings bleibt diese Inszenierung ihren stark in der Erinnerung verhafteten Vorgängern doch einiges schuldig.Denn während ein in Bregenz unvergessener Adolf Rott einst die Massen brillant großräumig zu bewegen verstand, bleibt Wac-lav Orlikowskys Regie zumindest bis zur Halbzeit weit statischer, als man sie gerade einem Ballettchef zugetraut hätte.Erst im dritten
(Bregenzer Festspiele: „Othello“ von Giuseppe Verdi). Wohl zum erstenmal in der 35jährigen Geschichte der Bregenzer Festspiele ist mit der heurigen Opernproduktion der Sprung zum internationalen Niveau geglückt. Dieser „Othello“, von Regisseur Piero Faggioni mit realistischem, aber zugleich subtil durchdachtem Regiekonzept in Szene gesetzt, wird wohl Maßstab sein für vergleichbare Produktionen.Zentrales Element ist eine doppelte Drehbühne, in ihrer Kreisbewegung vieldeutiges Symbol für das Gefangensein Othellos in der Verstrickung seiner Leidenschaften.Startenor Placido Domingo,
(Bregenzer Festspiele: „West- Side-Story“ von Leonard Bernstein). Wetterpech und eine unpopuläre Entscheidung sorgten im Zusammenhang mit der heurigen Seeproduktion der Bregenzer Festspiele, Bernsteins Musical „West- Side-Story“, für negative Schlagzeilen. Als am Mittwoch gegen Ende des 1. Aktes Regen einsetzte, ließ die Direktion die Vorstellung abbrechen, aber nicht wie für solche Fälle vorgesehen im Festspielhaus weiterführen.Im übrigen kann man bereits nach dieser halben Seevorstellurtg und einer ganzen Hausaufführung am darauffolgenden Tag im Vergleich der beiden mit
Monsterveranstaltung im Bregenzer Festspielhaus: nach einem erfolgreichen „Symphonikertag“ vor einem Jahr wurde daraus heuer ein dreitägiges Festival im Zeichen der seit 1946 bestehenden Achse der Wiener Symphoniker zum Bodensee.Man wollte damit beim breiten Publikum Schwellenangst abbauen. Mit Erfolg: Allein am Samstagnachmittag pilgerten über 4000 zu einem „Tag der offenen Tür“ zum Nulltarif ins Festspielhaus, wo Mitglieder der Symphoniker in kleinen Ensembles Musik jeder Art darboten.Künstlerische Highlights der drei Hauptkonzerte, die weitere 3000 Besucher
(Bregenzer Festspiele) Wellenbewegungen nicht nur auf der Bregenzer Seebühne, sondern auch im neuen Festspielhaus aus Beton: eine Zwischenbilanz der ersten drei von insgesamt sechs heurigen Orchesterkonzerten der Bregenzer Festspiele ergibt das Auf und Ab eines künstlerischen Spannungsbogens ohne die erforderliche Konsequenz.Allzu vieles ist in Bregenz ganz einfach noch von Zufällen und günstigen Geschicken abhängig: daß es gelungen ist, den 86-jährigen Karl Böhm zu engagieren, der das Eröffnungskonzert mit Beethovens „Neunter" zum Erlebnis werden läßt - aber auch, daß zu
(Bregenzer Festspiele; „Fallstaff" von Giuseppe Verdi) Zum ersten Mal große Oper im neuen Festspielhaus: Verdis geniales Spätwerk „Falstaff ging denn auch mit allen Anzeichen eines gesellschaftlichen Ereignisses über die neue Bühne, mit viel Beifall aufgenommen von einem nahezu ausverkauften Haus.Temperamentvolle Regie, traumschöne Ausstattung und vorwiegend gute gesangliche Leistungen waren die Positiva einer Darbietung, die zu ihrer musikalisch-künstlerischen Perfektionierung allerdings noch einiger Proben bedurft hätte.Der italienische Regisseur Giulio Chazalettes stellt die