Nach der Probe im Theater - ich plag' mich mit Schnitzler und Nestroy - ein Pensionisten-Treffen im 22. Hieb. Nette, freundliche Leute, die alle dem Wahltag entgegen fiebern, bangen, zittern und trotzdem gelassene Heiterkeit verströmen. "Wie wird's werden, Herr Professor, Sie wissen doch mehr als wir." Mein Gott, was die glauben, die älteren Leute, die die letzten derer sind, die diese unsere Republik aus den Trümmern der zerstörten Städte, den Ruinen eines zusammengekrachten Gewaltstaates wieder aufgebaut haben. Sie haben den Staat geschaffen - über alle ideologischen Grenzen hinweg -
Vor kurzem eine erfreuliche Diskussion im Karikaturenmuseum in Krems. E.W. Marboe, Gustav Peichl, Gerd Bacher und ich plauderten anlässlich des 100. Geburtstages von Leopold Figl. Erfreulich war's und - ja, es war zu spüren, dass man, trotz verschiedener Standpunkte, zusammenarbeiten könnte. Könnte! - würde man die Voraus-Denkenden, die "Sich- Erinnern-Könnenden" mitmischen lassen. Mit ein bisschen gutem Willen, mit besseren Manieren und einer kräftigen Prise Patriotismus. Es muss doch auch ohne Schmutzkübelausleerung gehen. Wer von roten G'friesern, die aus dem Fernsehen herausrinnen,
So viel war los zu "Saisonbeginn", dass der Start ins neue Theaterjahr eher weniger Interesse auslöste. Der erste Jürgen Flimm-Sommer in Salzburg ging zu Ende, das letzte Jahr der Direktion Lohner in der Josefstadt hat begonnen.Aber langsam - eines nach dem anderen.Die neue Festspieldirektion in Salzburg ist, einiges versprechend, gestartet. Als Schauspieldirektor also der große Theatermann Jürgen Flimm. Ich habe ihn im Radio gehört. Ein eloquenter Mann, der sich gut zu verteidigen weiß. Beim "Weiten Land", da hat er im Zuschauerraum gesessen und ist nicht hoch gegangen, um die Akustik
August 2002. Ein paar Tage Frankreich. Mit der AUA nach Nizza, für nicht viel Geld tour-retour. Dann ein Auto mieten und die Küste entlang. Da kenne ich ein paar gemütliche Orte, Lokale, Cafés und Menschen! Man sagt oft, die Franzosen wären unzugänglich und hochnäsig. Ich wäre glücklich, wenn "unsereLeut" so höflich - nicht servil! - und freundlich wären.Schauen Sie einmal ein paar Männern aus der Provence beim Boule spielen zu. Da klicken die Kugeln metallisch zusammen, da wird gemessen und gezielt. Sportlich, lustig und irgendwie würdevoll. Der alte Adenauer hat das auch gern
Da war ich bei Freunden im Waldviertel und - die Welt war für ein paar Stunden in Ordnung. Wie sagt Freund Appiano, der sich dorthin zurückgezogen hat: Hören Sie die Stille?Manchmal ist es unerträglich still. Gibt es so etwas? Ich habe die paar Stunden im unteren Rosenauer Wald sehr genossen. Nicht nur wegen der Blunzn und der Nudeln mit Saft. Stille, Pause, Pause vor dem Sturm? Wo sind die Zeiten, als Kurt Nachmann im "Lieben Augustin" der Stella Kadmon das Gedichtchen rezitierte: Die Pausen sei's Theater sei's Papier. Wie steigt doch ihre Zahl ins Uferlose. Doch nur nach einer Pause bebt
Und das fällt niemandem auf? Niemand schreit Feuer? Ein Herr Möllemann von der angeblich "liberalen" FDP in Deutschland fischt, wie ein Kommentator im ZDF meinte, im braunen Sumpf; in den Niederlanden wird ein Ermordeter als zweiter Wahlsieger gefeiert; bei uns wurde ein Drittplazierter Regierungschef und hält nun oberlehrerhafte Reden "zur Lage der Nation", die der wahre Chef seines Regierungspartners als "historische Missgeburt" bezeichnet hatte. Die "echten" Nationalen marschieren in Wichs mit dem "Speer" an der Seite, stolz und provokant - wie es den Schmucknarbenträgern geziemt - auf,
Große Stunde - Übertragung der Debatte aus dem Parlament. Da freut sich der Feinschmecker, denn es sind Reden, Stellungnahmen und Zwischenrufe unserer Abgeordneten zu erwarten, also der Crème der Nation - von uns gewählt und bezahlt. Ich kenne Debatten im Deutschen Bundestag, in der Assemblée Nationale und im englischen Unterhaus und will vergleichen. Auch anderswo haben die Sitten den Weg des Verfalls angetreten. Helmuth Schmidt, Willy Brandt: die Plädoyers sind Geschichte, genau so wie Stellungsnahmen Genschers, Scheels oder Helmut Kohls. Auch bei uns sind die Reden eines Kreisky,
Wer das aushält, ohne vor Wut zu bersten, ist ein abgebrühter Zyniker. Ich zerspringe, wenn ich das sehe. Immer wieder sehe. Da stehen sie vor den Kameras und schütteln sich die Hände, grinsen in die Objektive und spielen Freundschaft, Friedenswillen und Verständnis für die Lage ihrer Völker vor. Dass die Hände meist blutbeschmiert sind und die Menschen die Wahrheit kennen, tangiert sie nicht, denn sie glauben sich im Recht, oder zumindest: an der Macht! Das Verhalten einiger Friedensnobelpreisträger hat den hehren Preis längst diskreditiert. Ich weiß nicht, ob das den Statuten nach
Ich höre, eifrig sein ist gut. Ich war eifrig - und blöd war's. Brav wie ich versuche zu sein, habe ich vor vier Wochen zwei Artikel an unsere furche geschickt, einer ist veröffentlicht worden, der andere: a bissl zu kurz und eigentlich schon alt. Altbackenes mag man nicht, und so sitz' ich hier beim Schreibtisch und soll, will, muss was Neues, vielleicht, wenn's geht, auch was Aktuelles ...Denk nach, sag' ich mir, was ist in den letzten Tagen geschehen, richte Dein Beobachtungsorgan (3 Dioptrien links, zweieinhalb rechts) auf kurz, länger, längst Vergangenes und beurteile, erzähle,
Es ist die gleiche Geschichte, die gleiche Zeit, der gleiche Triumph, das gleiche Grauen. Und doch kommt es auf den Standpunkt des Betrachters an, darauf, ob er auf dem Ulrichsberg, dem Kahlenberg, auf den Gipfeln der Hohen Tatra oder auf dem Hradschin steht. Fast 60 Jahre nach dem Ende des Blutbades Zweiter Weltkrieg traut sich Mitteleuropa endlich Rückschau zu halten und - um es mit einem hässlichen Wort zu sagen - aufzuarbeiten.Vorbei die Zeit des Vertuschens, des Verschleierns, des Wegschiebens und des Leugnens. Kein Gericht, sondern Gerechtigkeit! Zu all den Restitutionen, versuchten
Der Pepi ist nicht mehr. Spät, zu spät für eine Teilnahme an der Trauerfeier ist "das Partezettel" bei mir eingelangt - zeitgerecht aber zum Beginn einer Trauerphase für den Verstorbenen.Der Pepi - so haben wir ihn genannt. Ihn, der die meisten von uns Jahrzehnte begleitet hat. Alle Schauspieler, Sänger, Dirigenten und ähnlich Volk hat er gekannt und - "gesammelt".Der Treitl Pepi war uns mehr als nur ein Autogrammsammler. Hofnarr ein bissl, Schnorrer schon ein bissl mehr, Bewunderer, Schulterklopfer, Anbeter und Betreuer war er. Es geziemt sich, seiner zu gedenken, weil er fleißig, stur
Kein Stein bleibt auf dem anderen: Das haben die "Neu-Regierer" schon vor ihrem Amtsantritt verkündet. ORF-neu! Außenpolitik-neu! Parlamentarismus-neu! Und nun kommt sogar der Verfassungsgerichtshof dran!Da wird versucht, mit panzerbrechenden Waffen, die uns alle schützenden Mauern der Justiz in Trümmer zu schießen. Wie hieß es anno Nazimal? Hinein ins Parlament und von dort aus den Staat zertrümmern. - Je öffentlicher desto lustiger.Der geheime Chef dieser Bundesregierung tobt sich aus, lässt seinem furor goiseriensis freie Entfaltung. Ortstaferln? Volksbegehren? Man redet von
Es war kalt in diesem Winter des Jahres 1945. Der Ofen fror, und die Tuchent war für zwei Personen zu klein. Man lag mit Wehrmachtsunterhemd, Wollsocken und langer Unterhose im Bett. Frau war angezogen wie eine Vogelscheuche. Der Bub lag zwischen uns und schaute auf das Tannenkrüpperl, das sich Christbaum nannte und schmucklos dastand. Nicht ganz schmucklos, um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich hatte aus meinen Unteroffiziersdistinktionen das "Lametta" herausgezogen und an die Zweige gehängt - da waren sie besser am Platz. Auch gezählte fünf Kekssterne prangten unter den Nadeln. Das
Es waren arbeitsreiche, aber wunderbare Tage! Vom 11. Oktober dieses Jahres an hat es mich bis zum 17. "herumgerissen" wie kaum je zuvor. Benefiz-Lesung für die Hebräische Universität in Jerusalem in "meinem" Burgtheater. Endlich wieder auf dieser herrlichen Bühne. Am 12. im Stephansdom, Lesung der Novelle von Joseph Roth "Die Legende vom heiligen Trinker". Ergreifend, in dieser Kirche vor 400 Leuten zu sprechen. Am 13. "Josefstadt". Europäischer Kulturpreis 2001, nach der Vorstellung "Besuch bei Mr. Green". 15. Oktober Literarischer Vortrag in Knittelfeld, 16.: Konstituierung der Hörer-
Wir, die alten Schauspieler, die dem längst nicht mehr existierenden "Komischen Fach" angehören, wir stehen ja schon lange mit einem Gichtfuß im Austragstüberl, ob wir das sehen wollen oder nicht! Manchem von uns waren die Musen hold, und wir sitzen da droben in den Wolken des von uns so beschworenen "Kuckucksheim", in die uns die Gunst des Publikums gehoben hat. Noch agieren wir tatsächlich und unbestritten, aber nur mehr für einen Teil der Zuschauer. Die Almassy - 85, hochgeehrt und fit, die Ott, der Heintel und der Kollmann, sie spielen, sind erfolgreich - aber jeder fragt: Und wer
Sitze ich im Café Tomaseo in Triest, um mich herum eine Atmosphäre wie man sie bei uns kaum mehr findet - dann der Schock: Manhattan! James Bondfilm-Dramaturgie en nature. Menschen machen sich zu Waffen, morden und zerstören. Kann man so völlig ohne Unrechtsbewusstsein werden? Angeboren ist das nicht. Müßig zu reden über Schuld und Sühne, wer und was der Anlass war. Müßig auch, Mäßigung zu verlangen. Die politische Realität schreit nach Rache, sind doch die Herzkammern des Kapitals und das Drudenfußartige des Krieges getroffen worden. Das also ist - wie bei Goethe - des Pudels
Nein, ich hab' die Salzburger "Fledermaus" nicht gesehen. Ich konnte mich nicht überwinden und - also, ich muss ja nicht bei jedem Blödsinn dabei sein. Aber um das geht es heute gar nicht.Heute will ich nur ein paar Worte an Persönlichkeiten richten, denen ich Sorglosigkeit vorwerfen muss. Ich könnte jetzt schreiben: lieber Franz Endler (Kurier), lieber Dr. Roschitz (Kronenzeitung), aber auch lieber Herr Dichand und lieber Herr Fellner (Liste nicht vollständig!): Sie machen alle einen großen Fehler.Da gibt es Leute, die nichts anderes suchen als Provokation, ja, Skandal und Sie alle (die
Die Möven, wenn sie fliegen, sehen sie nahezu majestätisch aus. Wenn sie über den Strand hatschen glaubt man, dass sie Rheuma haben. Das Mittelmeer ist noch kühl, aber erfrischend, der Mistral bläst wie eine Militärkapelle. Bougainvilleen und Mimosen im Blick, den Duft von Rosen in der Nase und Salzgeschmack auf der Zunge. So mag ich es. Die rot-weiß-rote Fahne weht wieder neben allen anderen europäischen Flaggen, die Leute sind nach wie vor freundlich und hilfsbereit. Ätsch!Ich blättere in der Menasseschen Druckschrift - ein nicht sehr schönes, aber leider zutreffendes Bild
Danke fürs Zusehen" sagt die Fernsehsprecherin, obwohl es bei Hofmannsthal heißt: "... wird einmal dastehn, da vor mir und wird mich anschau'n" (Arabella) ... Anschau'n, net ansehen! Zuschauer-, nicht Zuseherraum! Aber Nachdenken ist nicht der Brauch, und so wird die Sprache - unser österreichisches Deutsch - niedergetreten, ausradiert, weggetrottelt.Anlässlich des Besuches des deutschen Kanzlers Schröder in Wien schreibt (laut Kurier vom 12. 5. d. J.) die "Stuttgarter Zeitung" über Österreich als den "ebenso läppischen wie lästigen Nachbarstaat". Der Ministerpräsident in Stuttgart
Aus Paris, über Paris, nach einem Paris-Aufenthalt wird fast immer - wenn nicht gerade politische Eiszeit herrscht - positiv berichtet. La ville de lumiere, Kulturhauptstadt Europas, Stadt der Künstler und der Gourmets, Stadt der Tradition, der lockeren Sitten. Aber es war nicht so, wie ich es gewöhnt bin. Unruhige Nacht, Fernsehen - Kommissar Rex en francais, ich spreche plötzlich perfekt französisch! - und dann: ein Tag voller Depressionen.Seit fast 30 Jahren kehre ich alle vier bis fünf Jahre im "Institut" ein, um dort österreichische Lebens-, Schreib- und Wesensart zu
Es ist ein Genuss! Die Wahl in Wien ist vorbei, die Plakatständer sind von den Straßen verschwunden. Die Großmäuler haben eine auf die Pappen gekriegt, und die Sieger werden zeigen müssen, dass sie den Triumph verdienen. Mir wird mancher - besonders Peter Marboe - abgehen, mancher Neue wird mein Interesse wach halten. Die Josefstadt, mein Theater, kriegt eine neue Leitung - ich hoffe auf K. H. Hackl - und will mich dann altershalber aus dem Dauerbetrieb zurückziehen.Aber jetzt, jetzt kommt einmal der Frühling! Kinder - es blüht, verblüht fast schon, es wird warm (immer wärmer!) und
Nein, keiner ist mir gerade verstorben, aber trotzdem. Seit eineinhalb Jahren spiele ich in der Josefstadt "Besuch bei Mr. Green" von Jeff Baron. Und dieser Mr. Green - Premiere war anlässlich meines Achtzigers - ist mir so fest ans Herz gewachsen wie sonst nur Mitterers "alter Mann" in "Sibirien" oder der Nestroy'sche Herr von Fett. Selten, dass man sich mit Figuren, die man spielt, 100-prozentig identifiziert. Diesmal war es so! Dieser grantige, alte, leidende, orthodoxe Jude - nicht nur eine Traumrolle, nein, ein Stück von mir selber ist er geworden. Oder ich ein Stück von ihm?Lieber
Es soll Schauspieler geben, die Kritiken nicht lesen. Ich gehöre nicht dazu, denn mich interessiert immer, wer was über meine "Arbeit" schreibt. Noch dazu bin ich einer, der alles in allen Zeitungen liest, weil - no ja, man muss ja informiert sein und soll nicht einseitig beträufelt werden.Wenn mich was besonders freut, belustigt, ärgert oder erzürnt, dann schneid' ich es aus und heb' mir's auf. Das Resultat? Erstaunliche Wendemanöver und erschreckende Vergesslichkeit vieler Personen der sogenannten Top I Klasse. Ich schreib "Personen", denn Persönlichkeiten findet man unter den
Ich komme mir vor wie ein Katastrophenchronist. Rinderwahn, Kaprun, Lassing - und dabei möchte ich so gerne etwas Positives schreiben, mehr noch, etwas Heiteres! Aber, geht denn das? Gutes und Schönes, Frohes und Lustiges wird von Grauslichem überdeckt, so dass man meint, am Rand des Abgrunds herumzuspazieren.Mit der Erkrankung der animalen Spezies komme ich, für meinen Teil, ganz gut zurecht, ich bin ja schon in der Zielgeraden, und die Inkubationszeit beträgt zehn Jahre. Mit den anderen Hornviechern geht's mir nicht so gut. Wenn das so weiterläuft dann stehen meine Kinder und Enkerln
Weihnachten ist vorüber, und auch der Ärger darüber, dass ich nicht mit der Staatsoper nach Japan fahren konnte, verdünnt sich. Schwindelanfälle zwangen mich, abzusagen, Kollege Ofczarek war so nett, mich bei den Damen und Herren Asiaten zu vertreten. Man weiß bis heute nur vage, wo der Schwindel herkommt, aber ich denke, ich habe die Ursache geortet.In Österreich wird so vieles getan, was Schwindel erregend ist (ich spreche nicht nur vom Benzinpreis), dass es für eine sensible Person - als solche schätze ich mich ein - Folgen haben muss. Muss! Wenn der Herr FP-Sichrovsky - seines
Weihnachten steht vor der Tür. Wieder ein "Fest des Friedens", und ich schäme mich, diesen Begriff hinzuschreiben. Frieden? Wo? Im lange schon nicht mehr "Heiligen Land"? Im Land der Basken, in Irland, in Pakistan? Alles wie gehabt - ob Ostern, Jom Kippur, Ramadan oder Weihnachten: Krieg, Blut, Angst und Hass.Ich sehe voraus, dass Eltern und Großeltern den Kindern und Enkerln ein paar Tage vor und nach dem Fest eine friedliche Welt vorgaukeln werden, die Kühlschränke werden vollgestopft sein, von den Kellern gar nicht zu reden. Ob Links oder Rechts, Hump oder Dump, sie werden sich die
Man hört so viel von Gedenkdienst, von Trauerarbeit und dergleichen. Diese notwendigen Übungen soll man das ganze Jahr über vollführen. Der November aber ist denen gewidmet, deren Verlust man nicht verwunden hat, nie verwinden wird. Man trauert um sie, beweint sie, bemitleidet sich selber und ist traurig, dass sie auch heuer nicht mit uns unter dem Christbaum sitzen werden.Mir ist der Totenkult der Allgemeinheit immer zu Herzen gegangen, und ich nütze die Zeit, an die zu denken, die nicht, so wie ich, das Glück hatten, aus dem Krieg, den Gefängnissen der Nazis, den Lagern und der
Natürlich habe ich den Oktober-Artikel für unsere furche abgeschickt, aber irgendwer hat ihn verlegt, schubladiert, vergessen oder in den Papierkorb geschmissen. Ein Furchler - ein Postler? Ich? Sehen Sie, so ist das - da tut einer was, und eine geringe, meist ungewollte, Schlamperei unterbindet das ganze Unternehmen. Das ist anscheinend auch in der Politik so, wie ich seit dem "Betrifft"-Gespräch mit Herrn Prinzhorn (ORF 1, 1. Oktober) weiß. Alle haben halt so gute Absichten, aber der "böse Feind" lässt das nicht zu. Das wollen die, die nicht zu bremsen sind, nicht einsehen; wie wenn
Immer, dachte ich, will der "kleine Mann auf der Straße" - Sie wissen schon: der "Brave", der "Fleißige" - Täglich Alles. Einen Schmarrn will er und trotzdem nicht das alles täglich. Ich seh's ja an mir. Ich tu mir auch nicht leicht mit dem Mehr-Frontenkampf. Nein, ein Krieg ist es nicht, sehr wohl aber ein Kampf. Ein mehrfrontiger noch dazu. Kampf um die Sprache zuallererst.Es gibt wohl kaum jemanden, der mich der Deutsch-Tümelei zeihen kann - die will (zur Zeit wenigstens) nicht einmal der Goiserer aus dem Tal der Bären - aber, was Sprache anbelangt, bin ich heikel! Den Kampf gegen die
Immer, dachte ich, will der "kleine Mann auf der Straße" - Sie wissen schon: der "Brave", der "Fleißige" - Täglich Alles. Einen Schmarrn will er und trotzdem nicht das alles täglich. Ich seh's ja an mir. Ich tu mir auch nicht leicht mit dem Mehr-Frontenkampf. Nein, ein Krieg ist es nicht, sehr wohl aber ein Kampf. Ein mehrfrontiger noch dazu. Kampf um die Sprache zuallererst.Es gibt wohl kaum jemanden, der mich der Deutsch-Tümelei zeihen kann - die will (zur Zeit wenigstens) nicht einmal der Goiserer aus dem Tal der Bären - aber, was Sprache anbelangt, bin ich heikel! Den Kampf gegen die
Jedes Jahr schreibe ich Dir einen Brief, um mich zu bedanken für Deine Liebe, Deine Treue und die Freude, die Du mir machst. Wenn Du neben mir liegst und mich - pf-pf - anpfauchst mit Deinen Atemstößen, dann schlafe ich ruhig und gelöst. Ich spüre Deine Wärme, und es tut auch gar nicht weh, wenn Du mir Dein rechtes Haxl auf die Schulter legst und mich am Hals kratzt, dass man den Fahrer zwei Tage lang sieht.Heute schreib ich Dir, weil ich mir Sorgen mache. In den Zeitungen, im Fernsehen, überall wird eine Antihunde-Hysterie entfacht. Offiziell geht es um sogenannte "Kampfhunde", die von
Die Theatersaison endete mit einem medialen Trommelwirbel: Elfriede Ott ist 75, Otti, der (Ge)Schenk 70, Walter Davy bekam einen Orden, Gusti Wolf wurde Professor, Heine Schweiger und Judith, die große Holzmeister wurden Ehrenmitglieder des Burgtheaters (spät, sehr spät). Also ein Regen der Anerkennung, wobei ein wenig mitspielt, dass Orden auch den Verleihern Sympathien bringen.Allen den Bejubelten meinen Gruß und meine Gratulation - sie alle haben die Hervorhebung 500prozentig verdient.Der Vorhang hat sich gesenkt. Die Fanfaren der Festivitätsspiele schmettern. Von Bregenz bis Gars, von
Verehrte Elisabeth Orth!Liebe Lisl!Ich bitte um Deine und Deiner Schwestern Vergebung, aber - soll ich - nein, ich muss mich entschuldigen! Ich war nicht bei der Einsegnung in der Kirche und auch nicht bei der Grablegung Deiner Mutter. Du kennst das, Termine, Verabredungen - und ganz ehrlich: Ich geh gar nicht gern auf Friedhöfe.Ich hab - und deshalb schreib' ich Dir, damit Du es weißt - in der Stunde der Seelenmesse ein Gebet für Sie gesprochen und an Euch gedacht.Sie ist gestorben, aber tot ist sich noch lange nicht. Ihre Stimme, die Stimme Österreichs, klingt nach in uns allen, und die
Ja ja, ich weiß schon - für's Vergangene gibt man nichts, aber trotzdem. Dieser Mai hat's in sich gehabt. Ein Wetter war das, ein Trubel war das, ein Wirbel war das...Sogenannte Sanktionen, 100 Tage Bundesregierung, 15. Mai: Jahrestag des Staatsvertrages, 17. Mai: mein Hochzeitstag (der 45.), 13. Mai: österreichischer Theatertag in St. Pölten, 1. Mai der 100.000... Aber Höhepunkt - für mich - war trotz allem der 12. Tag des wonnigen Monats: Rathausplatz, Festwocheneröffnung!Am 11. war's noch unangenehm - da saß ich nächst dem Rathaus in Wien in der Spitzenkonditorei: beim Sluka. Am
Zur Zeit sind für viele unserer Landsfrauen (und -männer) die Franzosen das Letzte vom Letzten. Wie der behelmte Kaiser Wilhelm II. benamsen gar manche die "Franz-Männer" als "Erzfeind". War das nicht immer schon so?Napoleon I. hat Österreich so sehr gehasst, dass er das ganze erzene Erzhaus schändete, indem er die Tochter des Kaisers heiratete. Napoleon III. wieder hinterging den braven Bruder Franz Josephs, Max, und lockte ihn nach Mexiko. Überhaupt! Die Franzosen haben uns zum Beispiel den Tormann des "Wunderteams" Herrn Hiden abspenstig gemacht und den Dichter Joseph Roth in Paris
Der Papst hat am See Genezareth gebetet. Meine Freunde in Israel haben mir heute telefonisch berichtet, daß ganz Israel gerührt ist und tief beeindruckt.Karol Wojtyla hat alte jüdische Schulfreunde wiedergetroffen und sie umarmt, er hat in Yad Vashem einenKranz niedergelegt und gebetet.Eine Geste der Versöhnung und der Bitte um Vergebung für Jahrhunderte lange Verfolgung der Juden durch hohe Persönlichkeiten der Katholischen Kirche.Bis auf ein paar fundamentalistische Verrückte - Fundis sind immer meschugge - wird die Botschaft des Pontifex überall begrüßt.Er ist ein wahrer Pontifex
Orlacs Hände" hat der Roman geheißen, den ich - ich glaube - als 14jähriger gelesen habe und an den ich seit der Händetransplantation in Innsbruck immer denken muß.So wie Hans Dominiks "Atomgewicht 500", das uns unser Professor Spunda, der "Daitschnationale", Antisemit aus Olmütz, als Lektüre empfohlen hat.Unglaubliche Phantasien - den Ausdruck "science fiction" kannten wir noch nicht -, Ausgeburten halbwahnsinniger Gehirne, Wunsch-träume, oder doch? Man stritt und glaubte nicht, daß derartiges jemals realisiert werden könnte. Alles Geschilderte so unmöglich wie ein Mondflug. Wann
Nun ist er schon seit ein paar Wochen nur noch Erinnerung, der Ball der Bälle - der Opernball! Guat is' gangen, nix is' gschehn - den braven Bürgern und den noch braveren Demonstranten sei gedankt. Es war kein Tanz auf dem Vulkan, mehr ein Eiertanz, so aneinander vorbei. Dem nicht die Hand geben wollen, mit dem nicht fotografiert werden, mit dem unbedingt reden müssen, dem zeigen, daß man zu ihm hält.Dabei war vieles so wie immer. Marcello, der Prawy, souverän wie immer, der Antel ist seit dem vorigen Jahr um keinen Tag jünger geworden, Fräulein Petters schaut auch privat hinreißend
Es war ein Erlebnis für mich und soviel ich weiß auch für viele Zuschauer, die meine Nachgeburtstagsfeier im Burgtheater miterlebt haben. Otto Bolesch, der Freund und Kampfgenosse in vielen Burgtheatervorstellungen hat mir zwar zur Nachgeburtsfeier gratuliert, aber er hats nur komisch gemeint und ich hab gelacht. Sehr sogar!Mein Gott, was war das für ein Gefühl, nach all den Jahren der Abwesenheit wieder auf dieser Bühne, auf den mir heiligen Brettern zu stehen. Ich hab' es dem Publikum gesagt - viele Ehren zum 80er durfte ich entgegennehmen, aber da, da auf der Bühne der Burg, da sind
Besucher, die mir besonders wohlgesonnen sind, sagen, mein Arbeitszimmer sehe aus wie ein Museum. Andere meinen, es gleiche eher einer Rumpelkammer. Bücher, Bilder, Schreibutensilien, Talismane, Uhren, Nippes, Fotos, Skulpturen, Vasen, volle Schnapsflaschen (seit Jahren ungeöffnete Geschenke), Telefon - also alles was man braucht oder auch nicht. Ich weiß, wie schwer es ist, zusammenzuräumen, aber ich versuche es von Zeit zu Zeit, nur, eines kann ich nicht: Ich kann nichts wegwerfen. Diese Tasche da, die hat mir meine Frau vor dreißig Jahren gekauft, die Vortragsmappe aus Perlziegenleder
An Seine Exzellenz, den Außenminister des Staates Israel Die Spannung zwischen unseren beiden Ländern veranlaßt mich, Ihnen ein paar Zeilen zukommen zu lassen, und ich erlaube mir noch ein paar aufklärende Worte, Anregungen und Empfehlungen hinzuzufügen. Ich möchte feststellen, daß ich bestürzt wäre, würde Israel seinen Botschafter in Wien abberufen, und fände diese Reaktion auf die Bildung einer neuen österreichischen Regierung kraß überzogen. Die Begründung: Vorsicht, Erinnerung, Vorbeugung, kann ich begreifen, nicht begreife ich, wie Sie als Diplomat Österreich in
Da tauchen sie aus dem Dunkel auf, rennen fast unsichtbar wie Schemen durch den Lichtkegel der Scheinwerfer und verschwinden ins Stockdunkel - einen Kinderwagen vor sich herschiebend - unverantwortlich! Doppelt unverantwortlich, weil sie nach dieser neuen farblosen, grauslichen Mode gekleidet - in Grauschwarz gehüllt - fast nicht sichtbar sind. Und das wissen sie. Was sich unter Tags als freudlos und düster präsentiert, wird nach Einbruch der Dunkelheit zur Gefahr für Leben und Gesundheit der Träger dieser Kleider und der Autofahrer. Wie komme ich dazu, daß ich ängstlich durch die
Nichts ist schwerer zu ertragen ... aber geh! - Ich habe die Festivitäten zum 80er sehr gut überstanden. Bravourös sozusagen und mit viel Freude. No ja, so alt wird ja net jeder -wenn auch Komödianten, zu denen ich mich stolz zähle, eher das Greisenalter erreichen als andere Menschen. Viel lernen, arbeiten und Freude am Tun haben, das sind wohl die Rezepte, die einen immer weiter treiben - immer neuen Zielen entgegen. Und alles mit ein wenig Neugierde vermixt - das ist es. Der Rest ist Fügung, Schicksal, Gott!Was war's doch für eine Woche!Empfang bei UHBP, Premiere Mr. Green,
Wir sollten sie nutzen, diese Adventzeit. Die Juden haben ihren Versöhnungstag, die Moslems fasten am Ramadan - auch wir sollten uns im Advent reinigen. Nicht nur von den inneren Molesten und Gasen, nein, auch im Kopf muß umgeräumt werden.Also - Weihnachtsputz ist angesagt, weil dringend nötig. Vielleicht kann sich diese oder jener von der Lüge befreien und ohne allzu großen Kreideverzehr in seiner Erinnerung kramen. Wenn ich gewählt werde, hat da einer gesagt, dann bleibe ich fünf Jahre als Garant des Kinderschecks in Kärnten. Wenn ich Dritter werde, dann geh' ich in Opposition, die
Ich hab' es Dir schon in der Nacht zugeflüstert und habe es Dich wissen lassen wollen, aber Du schläfst so tief (und laut), daß Du nichts hörst. Ich mach' Dir keine Vorwürfe, weil ich ja weiß, wie sehr Du darunter leidest, im Bett bleiben zu müssen mit Deiner Grippe und den überall spürbaren Molesten. Kein Fieber, aber Kurzatmigkeit, trockener Husten und der übliche Schwindel - ich weiß. Schön, daß Du mich doch neben Dir duldest, es erträgst, daß ich Dir mitten ins Gesicht hineinschnaufe und Dir den rechten Vorderfuß auf die Schulter lege. Du weißt, ich bin ein
Ich mag die Zeit, wenn die Nächte lang und die Tage kurz sind. Das ist gut für uns Theaterleute, denn ein Theaterbesuch, der bei Tageslicht beginnt, ist - außer beim Salzburger Jedermann - für meine Begriffe unerträglich. Jetzt, in den langen Nächten, hat man Nachdenk- und Lernzeit, ohne durch das helle Tagesgeschehen abgelenkt zu werden. Zeit auch zum Analysieren, Klarstellen und Freuen. Freuen auf die "stille Zeit", der die rauhen Nächte vorangehen. Da wimmelt es nur so von Figuren und Gnomen, Schatten und Geistern. Setzen Sie sich einmal in einen Fauteuil, drehen Sie das Licht ab und
Setz dich hin, sagt meine Frau, schreib endlich wieder einmal etwas Lustiges. Etwas, was dir Freude und den Lesern Spaß macht. Ich kann meine Frau gut verstehen, aber das ist nicht so leicht, auf Knopfdruck lustig sein. Das kann ich nach 62 Jahren Praxis auf der Bühne ganz gut, aber so - mit dem Griffel in der Hand ... Noch dazu im Herbst, wenn der Ginko in meinem Garten die Blätter verliert und die Krähen aus Rußland schon da sind. Fünf Tage zu früh noch dazu, wie mir ein Experte versichert.Die Lieben auf den stillen friedlichen Höfen habe ich schon besucht, ein Gewinde aus Herbstlaub
Mir hat geträumt, daß - ja, und dann bin ich schmunzelnd und wach im Bett gelegen. Mir hat geträumt, daß der Dichter R. M. R. vor dem nagelübersäten Holztrumm am Stock-im-Eisen-Platz gestanden ist und an die an ihm vorübergehenden Politiker Zettel verteilt hat. Zettel mit dem Herbstgedicht Nummer 1. Der Klima hat gefletscht, der Schüssel säuerlich gelacht, der Van der Bellen überlegen geschmunzelt und der "Danke-Jörg"-Haider wie immer triumphierend gegrinst. Heide Schmidt und der Baumeister zogen müden Schritts vorbei und verweigerten wie ein Pferd vor dem Hindernis.Was steht denn
Mir schien es wenig zu sein! Viel zu wenig! Da haben wir für die Sporschillschen Straßenkinder in Bukarest einen Benefizabend gemacht, der gut besucht war. Staatsoperndirektor Holender hat in einem ergreifenden Aufruf zu Spenden animiert, alles war prima, das Karajan-Center ein glänzender Gastgeber. Und dann - das Ergebnis? Ein paar Tausender so zwischen 20 und 30, was weiß ich. Wenig, denke ich! Und dann erzählt mir ein Freund, der geliebte Professor Nußbaumer, daß er einmal für einen Vortrag 15 Blaue bekommen hätte, diese aber einem Kinderdorf in Südindien gespendet hat. Und jetzt
Am Anfang war das Wort und das Wort war Lüge - das Volk aber goutiert das, was zwar unverständlich aber beweisbar ist. Interessant ist dann nur mehr die Entwicklung, die solche Individuen durchmachen und die Folgen, die daraus entstehen.Das ist kein Grund zur Aufregung, denn es war seit jeher so und wird wohl noch lange so bleiben. Nehmen wird zwei Beispiele. Der eine ist Lehrer und Tonsurträger, der andere Schüler und Gewinner vom Redewettbewerb - der eine entwickelt sich zum Atheisten, nimmt den Kern des "Manifestes" vorweg, der andere läßt sich in Übersee ausbilden und tritt als
Das Amerikamuster hat zuerst die BRD und dann unser Land erobert. Events, Performances, Lifestyle, Hairstudio, Show and Sale haben die Einladung, die Vorstellung und den Ausverkauf verdrängt. Genauso wie die Kartoffel dabei ist den Erdapfel abzumurksen - beim Paradeiser ist das der Tomate bereits gelungen. Und nun Amerika auch in der Politik! Die spinnerten Spin Doctors erfinden immer neue Facetten. Der jüngste Stand der Wahlwerbung: Wie in Amerika rangen auch bei uns die besonders G'stopftn um Führungspositionen. Mit dem liberalen Herrn Haselsteiner und dem Baumeister samt Frau und Kind
Die Herbstzeitlosen sind da, der Sommer fast vorüber. Es hat sich aus - Fest - gespielt und der Alltag - samt Wahltag - ist nah. Resumee? Guat is gaunga, viel ist gschehn. Aber davon halt ich kein Wort. Ich kann ja auch gar nicht richtig mitreden, hab ich doch, das Thema besonders, die Sonnenfinsternis nicht gesehn. Ich war für ein paar Tage in Frankreich und dort war das Himmelsspektakel kein besonderes Ereignis. Die Pollmänner sind dort Gott sei Dank dünn gesät.Also: In einer Sanary sur Mer war ich an dem Tag und wandelte wie man so schön sagt auf längst verwischten Spuren, denn dort
Sie kennen doch dieses alte Wahrwort und haben bis jetzt so wie ich geglaubt, daß das nur auf musikalische Hervorbringungen anzuwenden ist. Weit gefehlt! Unsere Gesellschaft hat sich der guten Manieren entledigt, und so darf heute jeder seiner Zunge freien Lauf lassen. Glaubt er wenigstens. Das haben die Herrschaften wahrscheinlich von sich zur Zeit moderat gebenden Mundwerksburschen gelernt und denken, was er darf, darf ich doch sicher auch. Danke, Jörg! Und so schleudern honorige Mitglieder der sogenannten guten Gesellschaft ihre Wortbumerangs durch die Gegend, und niemanden wundert mehr,
Es ist jedes Jahr das selbe. Immer wenn so zur Festspielsommerzeit, die nördlichen Nachbarn ihre BMWAudis in unser Land lenken, Frankfurt, Stuttgart, Hannover und Umgebung verlassend, um hier Urlaub zu machen, österreichische Kultur und Küche zu genießen, fangen irgendwelche Gazetten an, Anti-Österreich Artikel zu veröffentlichen.Diesmal tobt sich eine sonst seriöse Münchner Zeitung aus, schäumt vor Wut und speit Galle und Gift Richtung Süden. Oh was sind wir doch in der Meinung der "Südlichen" für grausige Gesellen, haben wir doch den armen Peymann vertrieben und man sollte uns
Also irgendwie hab ich manchmal Glück! Ich nehme an einer Tagung - europäische Theaterleute treffen sich - teil, und da sind Menschen, denen ich nahezu brüderlich verbunden bin. Franzosen, Engländer, Iren, Italiener und Deutsche. Alle, ohne Ausnahme, genießen meine Sympathie, daran hat nicht einmal der (un-)selige Herr Peymann etwas ändern können.Schon mit dem etwas kargen Frühstück beginnt der menschliche Kontakt. Hotel, Terrasse, Gäste, auch Nicht-Berufskollegen. Heute sitze ich zwischen Amerikanern links und Russen rechts am Tisch. Beide Familienteams konsumieren, ohne auf die
Lang hat er sich's überlegt, der Sommer, bis er ins Land gezogen ist. Die Fremdenverkehrsexperten haben ihn nicht mehr erwartet, die haben ihn nahezu herbeigefleht. Bitte sehr und bitte schön, grüß Gott, bitte einzutreten. Nett, freundlich, moderat, wie das halt so die Art der (Fremdenverkehrs-)Österreicher ist. Ein höflicher Ton, den man sonst schmerzlich vermißt in den anderen Abteilungen des öffentlichen Lebens.Nehmen Sie zum Beispiel die Politik. Da beleidigt der Herr Landeshauptmann von Kärnten nach seinem Walesa-Fauxpas die Spitze des Olympischen Komitees. "Mumienversammlung"
Für ein paar Tage, so vor den ersten Proben für den Salzburger Jedermann, bin ich auf meine Lieblingsinsel Kreta geflogen. Acht Tage Meer, Sonne, jetzt im Juni noch nicht zu heiß, Blumen und eine mir sehr angenehme Küche. (Nur den Wein, den hab ich dort nicht so gern, ein rescher Niederösterreicher ist mir lieber.)Das Wichtigste, die Krönung des Tages sozusagen, erlebe ich schon in aller Herrgottsfrühe, so gegen viertel sieben ist Sonnenaufgang! Da krieche ich schon um 5 Uhr 30 unter dem Leintuch hervor, setz' mich auf die Terrasse und warte. Unter mir schlagen die Wellen an die Mauer,
Pfarrkirche Alt-Lerchenfeld in Wien - Fresken in der Kirche sollen gerettet werden. Walther Reyer, Frank Hoffmann, Regina Fritsch, Uli Reinthaller und ich lesen Goethe, das Bläserquintett Con Amore musiziert. Der Rahmen, das Kircheninnere, ist schlicht und feierlich, das Publikum aufmerksam. Ich sitze am weißbespannten Tisch zwischen Reyer und Hoffmann und höre zu, lausche und denke. Ein paar hundert Meter von da, Schottenfeldgasse Ecke Kandlgasse, hat mich das Licht der Welt erblickt. Lang ist es her. Fast 80 Jahre.Auf der anderen Seite der Lerchenfelderstraße steigt die Albertgasse zur
Ich will da rein", so hat Gerhard Schröder vor Jahren gerufen und an den Gittern, die das Gebäude des Bundestages in Bonn umgeben, gerüttelt. Jetzt ist er drinnen. Und nun will er wieder raus. Raus aus einem Krieg, den er als deutscher Kanzler führen muß, weil Pakttreue verpflichtet. Auch Amerikas Clinton, ehemaliger Antikriegsdemonstrant, will wahrscheinlich wieder "raus", aber auch er hat irgendeinmal ein Versprechen abgegeben und - mitgehangen, mitgefangen.Dabei sage mir keiner, daß man dem Umvolker in Belgrad nicht auch anders beigekommen wäre. Aber nein, es muß gebombt werden und
Alles neu macht der Mai, aber grundsätzlich bleibt alles fast beim alten. Wahlen stehen vor der Tür, also muß gestritten werden. NATO ja, NATO nein, draußen bleiben, reingehen, wann, gleich, morgen, in fünf Jahren oder gar nicht. Rudolf Kirchschläger verdeutlicht die Meinung der Mehrheit, trotzdem ein Gefeilsche. Halb, ganz, gar nicht neutral.Der blaue Kopfabschneider heuert und feuert, ist klug und zur Zeit handsam, aber nur etwa 40 Prozent trauen ihm. Er sagt zum Beispiel nie etwas Antisemitisches, den Parade-Sichrovsky hat er auch, aber mir genügt, daß er die Mörder der Opfer
Nun tanzen sie wieder ihren Apokalypso, die Blutvergießer in den Schluchten des Balkan. Mord, Zerstörung, Vergewaltigung und Vergeltung - das ist das Inferno, das wir täglich via Medien ins Haus geliefert bekommen. Genüßlich nagen die Berichterstatter das Fleisch von den Knochen der grausigen Tatsachen, um es leicht verdaut an ihre Leser und Seher weiterzugeben. Und ein um die eigene Sicherheit bangendes Volk läßt Tränen der Rührung und des Mitleids in die Biergläser tropfen und spendet. Spendet brav - aus Angst, Kummer, Mitgefühl und wohl auch zur Beruhigung des eigenen Gewissens.
Da sitz' ich nun und schau verzweifelt auf einen riesigen Scherbenhaufen, der vor mir liegt. Die Scherben meiner Träume und Hoffnungen. 1946 aus dem Kriegsgefangenenlager zurück, haben wir alle, bis auf ein paar Unverbesserliche, schon damals Gestrige, gehofft, und wie unsere Väter gesagt, nie wieder Mord, nie wieder Diktatur, nie wieder Krieg. Leopold Figl rief sein berührendes: "Ich bitt' euch, glaubt an dieses Österreich" - und wir haben geglaubt. Bedingungslos, an Österreich und an eine bessere Welt.Und jetzt: Österreich - ein rechter Extrempopulist feiert Siege und die Demokraten
Also mir geht das Gerede von "Provinz" schön langsam auf die Nerven. Die Zeiten, wo die Qualtingermimen ("Wie legst du ihn an?") sagen konnten: "Die jungen Leute tun mir leid, es fehlt ihnen die Provinz", sind vorbei. Provinz? Was ist das, was soll das? Heute ist in vielen Wiener Gemeindebezirken mehr Provinz zu finden als an Orten, die so apostrophiert werden. Und Stefans Zweigs Satz "Kein Zufall, daß sich Linz auf Provinz reimt", stimmt einfach nicht mehr. In manch ländlichem Gebiet, im Mostviertel zum Beispiel, gibt es mehr Musikveranstaltungen als in Wien, Graz und Innsbruck zusammen.
Man kann es sich leicht machen und sagen, Wien - Klagenfurt, da ist der Unterschied gar nicht so groß. Der eine geht, der andere kommt. Kunstfurzer hier, und der andere, na Sie wissen schon. Nun, ich habe gesagt, daß ich für öffentliche Parteinahme nach der Klestilwahl nicht mehr zur Verfügung stehe, und ich will mich an mein gegebenes Wort halten. Aber erinnern darf man sich schon noch.1933 wurde ein gewisser A. H. deutscher Reichskanzler mit 33 Prozent Wählerstimmen. Es wäre nie zur Katastrophe gekommen, hätten ihn andere, die glaubten, ihn wieder loswerden zu können, nicht
Auch diesmal war Rom eine Reise wert. Das Österreichische Kulturinstitut und sein tüchtiger Chef, Doktor Wölfer, haben mich eingeladen, einen Vortrag über Wiener Kaffeehausliteratur zu halten. Und das war gar nicht so einfach. Neben vielen Landsleuten kamen erfreulicherweise auch Italiener, die nicht alle der Sprache der Kaffeehausliteraten aus Wien mächtig waren. Also, übersetzen, erklären und so ... und es ging ganz gut.Rom - Ewige Stadt, ewige Baustelle. Das Heilige Jahr 2000 wirft seinen Staub voraus. Überall wird verbreitert, verbessert, Berge abgetragen und aufgerissen. Ein
Und ist der Ruf einmal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert", hat einmal ein witziger Bold geschrieben. Ich bin da nicht so sehr einverstanden und hoffe, daß auch der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika nicht daran glaubt. Er, ein zweifellos guter Präsident, wird es in Zukunft nicht leicht haben.Daß es seinem Verfolger (Herrn Starr) noch elendiger gehen wird, kann und soll ihm kein Trost sein. Und die Zores zu Hause mit der First Hillary - Mahlzeit. Aber das ist sein Bier in das seine Tränen fallen werden. Schön ist, daß das Volk der Staaten ihm die Treue gehalten hat und
Es ist kein Faschingsscherz, es ist Tatsache: Ich singe in der Wiener Staatsoper! Ich sing' zwar nur mit den anderen zusammen, aber ich singe. Natürlich spiele ich auch mein Theater, das des gesprochenen Wortes, aber unter lauter Kammer- und sonstigen Sängern. Njegus heißt die Figur - und der ist Kanzleichef der Pontevedrinischen Gesandtschaft in Paris.Jetzt wissen Sie, wovon die Rede ist, Lehars "Lustige Witwe" in bunt-prominenter Besetzung. Der Regisseur Rumäne, der Dirigent Engländer, die Witwe Amerikanerin, und der Schlingel Danilo, der so gern ins Maxim geht, ist Däne.Euro-Operette
Mir san de beste Schination der gaunzn Wöt", brüllt der alte Giselher (so heißt der Knabe wirklich) über den Wirtshaustisch. "Drei Österreicher am Stockerl, noch da schwersten Abfohrt da Wöt, obe üba die Streif, eine noch Kitz."Wir - Schination -, das sagt der, der sonst im Bierdusel von "Mir san do olle Deitsche und de Österreicha san ka Nation" faselt. Unser Krieg, unser Reich und nach dem Dritten Kriege auch unser Führer. Das alles wischen die Triumphatoren der Abfahrten wenigstens für kurze Zeit ohne Anstrengung weg. Ja, man ist gerne einer von denen, die gewinnen, auf die man
Müde schaut er mich an mit seinen großen, klugen Augen. Unser Gespräch hat ihn - wir führten es in der nur uns verständlichen Sprache - sichtlich ermüdet. Nein, hat er mir versichert, er erwartet nicht viel vom neuen Jahr, vom neuen Jahrhundert und dem neuen Jahrtausend schon gar nicht.Er sei ein einfacher Mann, meinte er, ihm stehe es auch nicht zu und so weiter. Aber eines sollte ich wissen: Er sei, sagte er, genau informiert, und wisse schon, wie die Uhr läuft.Wie meinst Du, sagt er, ja ich weiß, ich sollte mehr Bewegung machen, aber es ist ja nicht meine Schuld allein, daß ich's
Sehr verehrte Frau Kammerschauspielerin, liebe Elisabeth Orth, mein geliebtes Lieserl! Das neue Jahr bringt also doch auch Erfreuliches. Du siedelst im März wieder von Berlin nach Wien über und da freue ich mich sehr. Du wirst in Wien wieder Theater spielen, Zeit wird's, und in der Furche Deinen Berliner Freunden über Wien berichten. Wie Du es in den letzten Jahren halt umgekehrt getan hast. Das Wichtigste aber ist, wir haben Dich wieder, ein Stück Österreich kehrt heim. Und wie das bei kommunizierenden Gefäßen ist, so ist das also auch bei Dir: Ein arger Fremdkörper im Leben dieser
Nix sparen, alles ausgeben", sagt die bekannte Schriftstellerin zur berühmten Schauspielerin. "Ich war", meint sie, "grad bei einer Veranstaltung, und da haben sie alle geredet, diskutiert und waren sich einig: ,Zuerst kommt ein Krieg, dann die Kommunisten, dann der Komet, und im August sind wir alle tot.'" "Wer sagt das", bohrt die Mimin nach und erblaßt sichtbarlich. "Leut', die was verstehen, sogar ein Professor, den die ganze Nation kennt, ist dabei. Also nix wie weg mit dem Geld, a Hetz hab'n und die Angst hinunterspülen. Mit Beaujolais oder Vernatsch geht das am besten - ich weiß es,
Mir geht der Ton der Politiker, der Journalisten, aber am meisten der der Werbemenschen auf die Nerven. Dabei bin ich gar nicht zart besaitet und vertrage einiges an schlechten Manieren und Unhöflichkeit. Wer lange in Claus Peymanns Nähe war, der ist gewaltig abgehärtet, aber nun ist die Schmerzgrenze erreicht. Super, mega, geil und so weiter sind schiarch, aber gerade noch erträglich.Gestern aus Deutschland zurückgekehrt, sehe ich zum ersten Mal ein Plakat: "Wir reißen uns für Sie den X auf", wird in großen Lettern versprochen. Jetzt sagen Sie ehrlich, wollen sie von Leuten etwas
Nein, es war gar nicht knapp, es war gar nicht Kopf an Kopf, es war ein klarer Entscheid der Wähler. Der neue deutsche Bundeskanzler heißt Gerhard Schröder. Sohn einer Putzfrau, der Genosse der Bosse, seit 1945 der dritte Sozialdemokrat nach Willi Brandt und Helmut Schmidt auf diesem Posten. Das ist interessant und wird überall herumdiskutiert, aber mich interessiert und beeindruckt ganz etwas anderes.Als Schröder den französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac besuchte, führte ihn dessen Ministerpräsident Lionel Jospin ins Rodin-Museum. Vielleicht um ihm den "Penseur", den Denker,
Ich bin fest davon überzeugt, daß Sie, liebe Leserinnen und Leser, flammende Zeilen, einen Artikel in unserer Furche (Nummer 37) betreffend, von mir erwarten. Jedoch muß ich Sie enttäuschen, denn ich mag nicht replizieren, wenn ich etwas nicht ernst nehmen kann.Egyd Gstättner, ein Lei oans Karntner, donnert verbal gegen die Bundeshauptstadt los, findet die Staatsoper eine abbruchreife Dreckschachtel und der Südbahnhof so schiach, daß man sich hüten solle, sich dort umzusehen. Lieb denk ich mir, wie der Karawankengrolli eine der zauberhaftesten Städte der Welt sieht. Chauvinismus a la
Es wäre schön, könnte ich Ihnen heute von den heißen Tagen, die hinter uns liegen, erzählen, von den Jedermann-Vorstellungen am Domplatz zu Salzburg, von der Spritzfahrt nach Italien und dem, was vor uns liegt. Ein goldener Herbst mit heuduftenden Wiesen und reschen Äpfeln, der junge Wein macht sich zum Stürmen bereit, der Kukuruz platzt gelbkörnig aus den beengenden Blättern, die Kastanienfrüchte drängen ins Freie.Aber ich kann nicht. Meine Augen sehen all die herbstliche Pracht, sehen das Reifen und Fruchten, doch ich kann mich nicht freuen. Wie soll ich auch? Terror - eine andere
Ich bin froh, daß es wieder Fest-spielt in Österreich. Und ich nach Salzburg gehen konnte, in Kurzemigration sozusagen. Am Domplatz hört man die Rufe Jeeedermann, Jeeedermann und denkt nicht mehr daran, daß in Wien jedermann getratscht, geratscht und geraunzt hat. Der eine glaubt, daß ihn in seinem Parlamentsbüro die Feuerwehr belauscht, der andere meint, er sei irrtümlich in seinem brasilianischen Urlaubsort von den dortigen Amtsgewalten verhaftet worden. Jener meint, die Neutralität muß gerettet werden, der NATO ist beizutreten, meint ein anderer.Schaum ist viel geschlagen worden im
Kreta im Juli 98. Heuer hat es mich wie mit einem Gummibandl hierher gezogen. Hierher auf die Insel Kreta. Ich hab mir so gewünscht, den Sonnenaufgang wieder zu erleben, weil das ein besonders faszinierendes Schauspiel ist. Wenn pünktlich um 6 Uhr10, bei uns zu Hause ist es eine Stunde früher, der rotglühende Feuerball hinter den Bergen auftaucht und sein Licht über das Meer gießt, dann bleibt mir vor Erregung und Freude für Sekunden die Luft weg. Und eine Präzision ist das, pünktlich genau seit Tausenden Jahren.Also wer da nicht an Gott glaubt, der muß ein Mensch ohne Gefühl und
Hurra, die Schul' ist aus" - so haben die Buam und Madln zu meiner Jugendzeit geschrien und aufgeatmet, wie nach einem Gewitter. Der Druck war weg und das Zeugnis doch nicht so schlecht wie erwartet. Man hatte, sogar wenn man einen Nachzipf absolvieren mußte, ein paar Wochen Ferien vor sich. An Selbstmord wurde nur selten gedacht, erst Fritz Torberg hat das thematisiert. Gab es damals keine gestreßte (den Begriff kannten wir natürlich noch nicht) Jugend? Keine zu betreuenden Zöglinge? Keine Desparaten? Das würde mich wundern. Denn als wir in die Schule kamen (ich ins R VII in der
Telefonamt - es wünscht Sie jemand zu sprechen." Normalerweise lasse ich mich so nicht verbinden, aber ich hatte gerade Zeit - also sagte ich, ja bitte, verbinden sie. Eine Frauenstimme: "Sie kennen mich nicht, ich will auch nichts von Ihnen, aber ich kenn' Sie, lese Ihre Artikel, Sie gehören quasi zur Familie und ich muß mit jemandem sprechen." "Wie kann ich Ihnen helfen?" "Zuhören, nur zuhören! Mein Mann nämlich, er ist behindert, wir leben von einer kleinen Rente, 40 Jahre sind wir in der Partei, aber die haben uns nicht einmal angehört. Die Stadt, wir sind so allein, so verzweifelt
Jetzt kenne ich sie schon alle, die da großflächig plakatiert sind. Die Landeshaupt-, Vize- und sonstigen Leute, die Höger, Pröll und wie sie alle heißen. Nur wer die ebenfalls von der Wand strahlenden Peek & Cloppenburg sind, das konnte ich bis heute nicht eruieren. Und im launischen April geht's um den Sessel hinter dem Schreibtisch in der Hofburg. Man wählt den Präsidenten neu oder einen neuen.Alles gut und fesch, richtig und demokratisch, nur - zum ersten Mal wird das höchste Amt desavouiert. Witzfiguren und Vorbestrafte bewerben sich oder wollten es und erhielten - das ist das
Mehr Mitarbeit, trompeten die Parteien, mehr Interesse an der Politik, verlangen die Ab- und Zugeordneten. Mehr Mitreden ist Demokratie! Sie kennen die Sager - ich auch und das zur Genüge. Aber kaum hat ein Bürger den Mut, seine Meinung darzulegen, kommen die Burschen mit der großen (Fliegen-)Klappe und wollen einem das Wort im Mund umdrehen. Was heißt sie wollen? Sie tun es! Ich habe - als Privatmann und von niemandem beauftragt - an einer TV-Diskussion des deutschen Senders 3SAT teilgenommen und mich mit dem Kandidaten Lugner unterhalten. Auf Lugners dezidierte Frage habe ich
Schönes, Ergreifendes, Liebevolles und Trauriges haben sie geschrieben - der Heltau, der Endler, die Pizzini. Leute, die ihn gekannt haben, mit ihm gearbeitet, sein Leben beobachtet und mitgelebt haben. Hier aber - Sie verzeihen - schreibt ein Bewunderer, ein Theatermensch wie er, einer, der sich dem Theater, seinem Land, dem Erdteil Europa verpflichtet fühlt, ihn aber nur flüchtig kannte, aus der Ferne bewunderte, aber einer, der glaubt, ihn verstanden zu haben.Am Christtag 1997 hat sein großes Herz aufgehört zu schlagen, sein Hirn aufgehört zu denken. Giorgio Strehler ist gestorben.
Man tue, so wie ich es in den Weihnachtstagen getan habe. Lesen in alten und neuen Büchern, Hefteln, Lexika und dergleichen. Da finde ich: „Wer mit Ausdauer immer von seiner eigenen Bedeutung spricht, findet schließlich immer einige Dummköpfe, die daran glauben." Und: „Ich wünschte, daß Begisseure begreifen, daß man, um ein gutes Theater zu haben, nicht das Hauptaugenmerk auf Dekorationen, Kostüme,Lichteffekte und Schnürbodenkünste richten soll, sondern auf die schauspielerischen Leistungen, auf die Bede und auf das Spiel der Künstler."So schrieb nicht der Autor dieser
Bisher hat mein Enkel - ein gewisser Timo, knapp zwei Jahre - nur brr brr brr gesagt und Papa. Das war's und wurde kundgetan, wenn sein Vati mit dem Motorrad da-vonratterte. Nun aber hat ihm ein Adventkalender das Züng-lein gelöst: Was das? Brr, brr, schau, schau, brr, brr. Jeden Tag-i öffnet der als Opa ziemlich unroutinierte Vorfahr', also ich, eifl Adventkalenderfensterl. Schau, brr brr. Da hat der Haider öf-1 fentlich erklärt, daß er auch mit der anderen Seite des Flusses i - brr brr. Welcher Haider, fragen Timos wache gl Auglein - na der, der so viel Theater macht - )&4 eh, also
N- a also - jetzt ist er offiziell zum Kandidaten geworden. Unser H. B. P. Thomas Klestil bewirbt sich um ein Amt, das er schon seit fünfeinhalb Jahren inne hat. Und er stützt sich dabei auf ein Personenkomitee, das ihm der umtriebigste aller Umtriebigen, Helmut Zilk, zugeführt hat. „Opa-Komitee” lästert Irmtraut Karlsson (auch kein Jungspatz mehr), die - gegen die Linie ihrer Partei - eine eigene (linke) Kandidatin wünscht; „Seniorenclub” höhnt der Niedermacher der Nation, Jörg Haider, „ein Club, der keinen vom Sessel reißt.” Ihm, dem Haider, wäre zu erklären, daß es
Berge haben gekreißt und ein Mäuslein wurde geboren. Wie sagt schon unser unvergleichlicher Johann Nepo-muk, der Nestroy, in seiner „Bevolution in Krähwinkel”? Wir in Österreich haben nie eine Bevolution, sondern nur ein Bevolutionerl. Und nun haben wir halt ein Pensionsreformerl für unser Staaterl, und das ist wohl nur ein Anfangerl ohne Enderl, aber besser als gar nix. Unser Sozialpartnerschafterl wird sich anstrengerln müssen, um das Wuterl des Volkerls wieder ins Grifferl zu kriegerin. Also vertagerlt und kein Schlußerl des Debatterls.Ich war viel unterwegs in den letzten Tagen
Es war ein Tag, wie er sein muß, will er ein Festtag sein. Kein Sonnenschein zwar, aber lind und trocken, wolkenreich, doch regenfrei. Feierlich ging es zu und würdig. Väter und Mütter, Trauzeugen und Kranzeljungfrauen waren aufgeboten und die Musi spielte dazu. Ort des Festaktes war- nein, falsch geraten — das Magistratische Bezirksamt Wien 22.Umjubelt von den Zusehern und Auchdabeis, bejauchzt von zwei Sandlern in Gruftuniform, stiegen Bräutigam und Braut freudig winkend aus dem Mercedes (Taxis, Taxis zwar nicht Thum, aber Taxi Wien). Der Herzog und die Fürstin. Herzog Eduard
Ich sage doch nichts Falsches wenn ich meine, im Gesetz steht „Alle Bürger der Bepublik Österreich sind vor dem Gesetz gleich”. Stimmt doch - was? Nun, Verfassung hin, Kelsen her, es gibt immer noch gleichere, leider aber auch ungleiche. Da plustert sich zum Beispiel der Herr Hofrat Dohr auf und mobilisiert gegen die Pensionsreform. Sein Becht, sein gutes Becht, ist er doch als Gewerkschafter ein Beamtenvertreter, also einer, der sich um die Gerechtigkeit den Arbeitnehmern gegenüber zu kümmern hat. Wer wagt zu sagen: weg mit der Pragmatisierung, die seinerzeit (unter Kaisers)
Jahrhunderte hat man sie mißtrauisch, ja verächtlich behandelt, die Nazis haben sie wie die Juden zur Vernichtung bestimmt. Zigeuner hat man sie gerufen, durch die Lande gehetzt, ausgesperrt und abgeschafft!Ich verstehe, daß sie nur noch als Sinti und Roma bezeichnet werden wollen, sich selber so nennen und ich werde das Meine dazu beitragen, daß sie ihren Willen durchsetzen können.Ich mag ja auch nicht, daß viele unserer Landsleute Jahr für Jahr nach Dalmatien fahren, sich am Rand eines blutigen Krieges in die Sonne legen, Wein trinkend und Cevapcici essend die Gastfreundschaft des
Wun bläst der Herbstwind die letzten Asternblumenblätter -L i von den Gräbern, der Abend kommt früh, es ist kalt, kalt in der Natur und kalt in den Herzen. Einige Menschen mit warmen, weichen Herzen sind abgetreten, vorausgegangen, und haben die Welt, unsere Walt, hinter sich gelassen.Fazit: Noch kälter ist es geworden. Zwei Frauen, die, jede auf ihre Art, Gutes zu tun versuchten, und Männer von großer Herzensbildung und Humanität. Sie wissen, Frankl, Solti, Bing, Berg, die Aufzählung ist nicht vollständig. Leider! Um diese Zeit denke ich oft über das Jenseits nach, übers Leben
Der alte Chorherr - ich weiß, er ist jünger als ich, aber seit es einen jungen Chorherr gibt, muß er es sich gefallen lassen, daß man ihn als den alten bezeichnet -schreibt in einem seiner brillanten Artikel in der „Presse” von Viktor Frankl und der Unanständigkeit. Ich stimme jedem Wort zu; nur, daß einer, auch wenn er kein Dichter ist wie Thomas Bernhard, unser Land unausrottbar haßt (Chorherr meint einen österreichischen Journalisten im Gespräch mit Frankl) - also, das mag ich so nicht stehen lassen. Das klingt so absurd wie das kuriose Gerede vom jüdischen Selbsthaß. Ich
Was wäre geschehen, wenn die Mozarts in Augsburg geblieben wären? Nix! Der Wolferl wäre auch dort ein Genie geworden und die Mozartkugeln würden halt in der Fuggerei herumkugeln beziehungsweise -rollen. Dafür würde man, statt in Wien Augsburger mit G'röste zu essen, vielleicht in Augsburg Salzburger Nockerln mit Pflaumenmus verspeisen. Hätte der Badener Max Reinhardt nicht Salzburg als Festspielstadt auserkoren, hätte der Herr Hofmannsthal seinen „Jedermann” vielleicht in Baden bei Wien von Piscator inszenieren lassen. Na und? Wichtig ist doch nur, daß Mozarts Musik auf der
Aber diesen Sommer net schon wieder einen Jubelartikel über Venedig, meinte ein furchk-Gewaltiger vor Urlaubsgbeginn. Ich hab mir's zu Herzen genommen, bin für knappe zehn läge nach Kreta geflogen, um Sonne und Ruhe für die Salzburger Festspiele zu tanken und endlich einmal nicht über Venedig schreiben zu müssen.Nun sitze ich auf der Terrasse, höre das Meer leicht rauschen und freue mich aufs Frühstück. Das „große” Erlebnis des Tages ist vorüber: der Sonnenaufgang pünktlich 6.16 Uhr. Zuerst Dämmern, die Bergrücken der Nachbarinsel ragen aus den schwarzglänzenden Wogen wie
Es ist gut, daß die Jubelwochen vorüber und wir unbeschädigt davongekommen sind. Altfernsehbürgerminister Zilk ward 70, Ma-riandl fiaasi ebenso, Elfriede Ott, die F,wigjunge, zwei mehr und Zslausi, der Surg-Pey- und Buhmann, erst 60. Daß er am ältesten ausschaut, kommt wohl davon, daß er ein so schlechter Verlierer ist und ihm jede Niederlage auf die Galle geht. Sei's drum! 'S is ja seine Gall'!Ich freue mich, daß wir in Österreich zwar dem von ganz rechts bis recht links (also von den Bajuwaren bis zu den BAFlern) verpönten Personenkult huldigen, aber ohne die Auswüchse der
Wenn du durch Wien gehst und dir ein Trupp Touristen entgegenkommt, hörst du bestimmt irgendwen murmeln, „da muß a Nest sein”: Ein liebenswürdiger „Stehsatz”, den auch ich hin und wieder hersage. Zum letzten Mal -ich glaube so vor zwei Monaten -, als ich Hall in Tirol, Absam und den Gnadenwald unter dem Bettelwurf bei Innsbruck durchstreifte. Ich absolvierte einen Vortragsabend bei der christlich-jüdischen Vereinigung und freute mich, Bischof Stecher in der ersten Beihe sitzen zu sehen. Der zarte Mann ist ein großer Mensch und mutig wie jener David, der den schlaksigen Goliath in
Waldzell, die kleine, treue Gemeinde, sollte ein Beispiel sein. Andreas Goldberger, seit Jahren der Liebling der Nation, renommierter Spitzensportler und großes Kind mit Buberlcharme ist zweimal abgestürzt. Einmal auf einer Sprungschanze - das Herz ist einem stehengeblieben - ein zweites Mal knallte er in den Schnee des Vergessens - er schnupfte Kokain. Aus, vorbei - aus einem Idol wurde über Nacht, so zwischen ZiB 1 und ZiB 2, für gar manche ein Buh-Bub. Manche traten und treten für ihn ein, andere, zum Beispiel die „strengen Herren", rufen auf zur Verteidigung der Beinheit des
Lieber David! Es ist zum Verrücktwerden. Ich mache mir Sorgen um Euch und Euer Land - befüft:hte das Schlimmste. Und dann sehe ich am Abend nach meiner Vorstellung im Fernsehen den alten Film „Exodus". Der sympathische Paul Newman spielt einen Haganah-Mann, der zu seinem Freund, dem Mukhdar eines arabischen Dorfes, sagt: Wir sind aufgewachsen wie Rrüder, und ich bitte Dich, höre nicht auf den Großmufti, geh nicht weg, bleib hier. Es ist Dein Dorf so wie meines. Wir müssen und werden zusammenleben in Frieden und Gleichheit.Wann wurde „Exodus" geschrieben, wann der Film