(Stadttheater Klagenfurt; „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ nach Heinrich Boll). Der Erzählung Heinrich Bolls hat Margarethe von Trotta zur Bühnenexistenz verholfen. Tamas Ferkai hat's mit viel Aufwand an Äußerlichkeit inszeniert und zum Spektakel über perfide Presse und brutale Polizeimethoden erhoben.In den siebziger Jahren, als Anarchie großgeschrieben wurde, spielt sich's ab. Schäbigkeit regiert, und ein Mensch wird gehetzt und so in die Enge getrieben, daß er mit tödlichen Schüssen strafend sein persönliches Drama beendet. Wüst läuft das Ganze ab und mit Effekten,
(Friesacher Sommerspiele; „Die Hochzeit des Barillon” von Georges Feydeau) Feydeaus unbekannte Komödie, als österreichische Erstaufführung im Dominikanerhof von Friesach läuft im Sinne des Meisters verwirrender Überraschungen als Vieltürenko-mödie ab. Das Verwirrspiel aus bürgerlicher Welt und amtlicher Schlamperei, die Urkunden verwechselt und Namen falsch einsetzt, erinnert im übertragenen, Sinne an Doderers „Totale Familie”.Peter Settgast vom Klagenfur-ter Stadttheater hat das Stück in Szene gesetzt und bewiesen, daß aus Laien-Schauspielern sehr viel an Erfolg
(Stadttheater Klagenfurt; „Don Quichotte” von Jules Massenet) Bei Massenet ist Don Quichotte weniger der „von der traurigen Gestalt” als vielmehr ein Idealist, der die Welt durch Liebe zu bessern versucht, er hält dem Realen die Idee entgegen, nicht um Abenteuer geht es ihm, sondern um edle Ziele.Der zeitlose Stoff ist in die Ära des Komponisten transferiert. Oskar Krawagn inszenierte SchönheitundWohlklang.drama-tische Steigerung und packenden Rhythmus der Musik, Andres Jo-ho entfaltete den Reichtum der Partitur. Arcel Wagner in der einst von Schaljapin kreierten Titelrolle und
(Stadttheater Klagenfurt; „Die Dame vom Maxim” von Georges Feydeau). Wie schon bei früheren Feydeau-Aufführungen in Klagenfurt lacht das Publikum über dieses Verwirrspiel zwischen Ehrbarkeit und Seitensprung der Bürger, die sich Paris ausgeliefert sehen und in ihrer Ahnungs-losigkeit Unfug für bare Münze nehmen, bei der sie draufzahlen, und lohnt die Bemühungen des Regisseurs (Tamas Ferkai) und seiner Schauspieler-Schar. So war's auch diesmal nach anfänglichem Zögern.Die Verstrickungen des Herrn Polypon und seiner Gabriele, die Hilflosigkeit eines Generals, dem man keinen
Es waren einige Jahre nach Kriegsende vergangen; die Nationen der Bukowina hatten sich wieder ein wenig auf sich selbst besinnen können, und wenn es auch eine „herrschende” gab, so wirkte sich das weiter nicht drük-kend aus. Man lebte und ließ leben. Und man lebte gut in jenen Tagen, in denen noch kein Satan die Unduldsamkeit eingeimpft hatte und keiner um seiner Sprache oder Rasse willen minderwertig war.Wladzio war Ukrainer, Ernst Jude und ich jene österreichische Mischung, die aus Verschiedenheiten eine Einheit bildete.Doch wie dem auch sei — Wladzio, Ernst und ich verstanden uns
(Friesacher Sommerspiele; „Vater Marojes Dukaten" von Marin Drzic) Den Kärntner Theatersommer eröffnete die Komödie von Marin Drzic (1508-1567), der mit seinem „Skup" schon einmal den Spielplan bereichert hatte. Diesmal ist's ein Stück des kroatischen Autors, das außer guten und leicht spielbaren Rollen vom Stoff her nicht allzuviel zu bieten hat. Es geht um einen geizigen Vater, dem ein moralisch abgerutschter Sohn 5000 Dukaten „entfremdete", um sie in Rom zu verprassen. Die Jagd nach Wiedergewinn, viel Verliebtheit, komödienüberlieferte Versoffenheit und allerlei Ränke liefern
(Stadttheater Klagenfurt, „Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt) Nach Jahren ist Ciaire Zachanassian wieder in Klagenfurt. Der Grazer Oberspielleiter Rainer Hauer führte Dürrenmatts makabres Spiel von Tat und Untat, Schuld und Rache in die Nähe antiken Theaters, wie es dem Autor vorschwebte, der in der alten Dame eine Göttin der Vergeltung sah.Ein Ort wird buchstäblich gekauft; es kam nur auf den Preis an, die Gesinnung der Bewohner zu untergraben, denen eine Milliarde zu Ausreden verhilft und den Mord an III als Hochmoral empfinden läßt; (Geld-)Scheinmoral
100 Jahre nach der Uraufführung hat das Klagenfurter Stadttheater Imre Madach’ dramatisches Gedicht „Die Tragödie des Menschen“ seinem Publikum zugemutet und in Ehren bestanden. György Sebestyėn hat das Werk neu gefaßt, übersetzt und mit hoher Sprachkunst dem heutigen Verständnis nahegebracht, dem Worte Klang und Schönheit belassend.Damit hat er über die bisherigen Versuche hinaus eine Dichtung der Bühne gewonnen, die höchste Aufmerksamkeit fordert. Adams Weg durch die Zeiten und Träume gilt es zu folgen und mit ihm die Zweifel und Enttäuschungen mitzuleben, die ihm und Eva
(Klagenfurter Stadttheater; „Strandfest“ von Hans Gig- acher). Der Autor baut in sein neues Stück alles ein, von der Fragwürdigkeit der Politik bis zu den Nöten der Arbeitslosigkeit, der sexuellen Abwegigkeit, der Un- erziehbarkeit und anderem mehr. Er stellt Zweifelnde und Verzweifelnde in Sprüchen vor, die oft wie Schlagzeilen wirken, und läßt sie an einem Strand Gedanken tauschen, daß jemand „ins Wasser“ geht, wird zum Glück vermieden.Probleme von Menschen, die mit sich und der Welt nicht fertig werden, die kaum eine Handlung bindet. Plakative Äußerungen tragen ein Stück,
(Stadttheater Klagenfurt; „Geschichte eines Pferdes“ von Mark Rosowskij) Rosowskijs Stück mit Musik basiert auf der Tolstoi-Erzählung „Der Leinwandmesser“, der Text ist zum Teil wörtlich übernommen. Die Geschichte um ein Pferd, das als Schecke, als Außenseiter, für die Zucht ungeeignet ist, bewegt sich in Richtung Musiktheater und wird manchmal zum Pferde-Ballett vpll Ausgelassenheit. Das Pferd wird zum Wallachen, steigt zum berühmten Traber auf und sinkt zuletzt durch Krankheit zur Schindmähre herab, die dem Schlächter verfällt.Neben diesem Pferdeschicksal läuft im
(Stadttheater Klagenfurt; „El amor brujo“, „La vida breve“ von Manuel de Falla.) Die Gepflogenheit des Klagenfurter Stadttheaters, alljährlich eine Oper wiederzuentdecken, führte heuer zur Aufführung von de Fallas fast vergessenen andalusischen Zigeunerszenen, „El amor brujo“ und der Oper „La vida breve“, denen beiden Schönheit und überzeugende Prägnanz nachzurühmen ist.Unter dem Dirigenten Robert Filzwieser und im Bühnenbild Hannes Raders kam es zu einer höchst bemerkenswerten Interpretation, die von der Regie des Gastes Günter Lohse und der Choreographie von Janz
(Stadttheater Klagenfurt; „Die Brautwerber von Loches" von Georges Feydeau) Sie ziehen als „Brautwerber von Loches" nach Paris, um in einer Heiratsvermittlung ihr Glück zu machen, und geraten ins falsche Stockwerk: als Hauspersonal werden sie einem Nervenarzt angedreht, als künftige Mitglieder seiner Familie fühlen sie sich und was ihnen zugemutet wird, nehmen sie als Pariser Eigenart. Die Situation überpurzelt sich, Brüder und Schwester landen in einer Nervenheilanstalt, die mit drastischen Methoden nicht spart. Zuletzt Aufklärung des Mißverständnisses und Flucht zurück in die
(Stadttheater Klagenfurt, „Co-si fan tutte" von W. A. Mozart) Einen ganz reizenden Abend hat das Stadttheater seinem Publikum beschert, gegen den auch bei schlechtem Willen kein wesentlicher Einwand zu erheben wäre. Mozarts Buffa „Cosi fan tutte" fand gesanglich, darstellerisch und szenisch eine höchst rühmliche Auslegung, wobei nicht zuletzt das wohldisponierte Orchester unter Robert Filzwieser Lob zu ernten berufen ist.Was aus dem an sich eher simplen Buch da Pontes an nie überbordender Komik zu holen ist, zeigte die Regie von Tamas Fer-kai, der sein Team frei und fröhlich
(Stadttheater Klagenfurt; „Eg-mont” von J. W. von Goethe) Mit dieser Inszenierung wurde der Beweis erbracht, daß man einen Klassiker auch ohne Mätzchen und Regieschnörkel bieten und doch respektvoll in unsere Gegenwart übertragen kann. Tamas Ferkai gab der Dichtung ihr Recht, fand mit hauseigener Besetzung das Auslangen und spiegelte die Gestalten einer Epoche wider, in der ein arglos-lebens-' froher Held dem Dunkel erlag, um im Tode in die Helle einzugehen.Ein Höhepunkt war das entscheidende Gespräch der personifizierten Tücke Albas mit der freiheitsbewußten Offenheit Eg-monts,
Bis in den August reicht die Spielzeit der Friesacher Sommerspiele, die August von Kotzebues Lustspiel „Die deutschen Kleinstädter” dem Drama Calderons „Der Richter von Zalamea” kontrastreich gegenüberstellten.Mit dem Mute zur Outrage taten sie es in Kotzebues Krähwinkelei in serviler Ehrfurcht vor Rang und Namen, die in Ludwig Sku-mautz* Regie in erheiternde Lösung mündet — mit anerkennenswerter Achtung vor dem Werk des Spaniers formten sie das Drama von Vaterliebe, Gerechtigkeitssinn und Bauernstolz im „Richter von Zalamea”.Robert Mösslacher, der den Don Lope spielt, hat
Das Stadttheater Klagenfurt kann es sich als Verdienst anrechnen, sein Publikum mit zwei seltenen Operneinaktern bekannt gemacht zu haben: mit Alexander Zemlinskys auf Oscar Wilde aufgebauter Oper „Eine florentini-sche Tragödie" und Bela Bartoks „Herzog Blaubarts Burg", einem Werk, das sich der Auslegung eines alten Motivs durch Bela Bä-lasz bedient, die vor allem seelische Vorgänge betont.In beiden Opern legte Robert Filzwieser mit dem Orchester überaus einprägsam die Grundlage, Tamas Ferkai brachte eine Inszenierung zustande, die bewies, wie den Sängern auch als
(Stadttheater Klagenfurt-Künstlerhaus: „Jung, begabt und schwarz" von Lorraine Hansbur-ry) Das Theater kann es sich als Verdienst anrechnen, Robert Ne-miroffs Collage aus Szenen der jung verstorbenen Amerikanerin zur österreichischen Erstaufführung gebracht zu haben.Was die farbige Dramatikerin im Geiste von Martin Luther King an Problemen in ihrer Welt erschaute, aufgriff und szenisch gestaltete, wurde unter der Regie von Alexander Grill in allen Räumen des Künstlerhauses aufgeführt, in die „schwarze" Mitwirkende - Schminke genügte für die Farbigen, Masken für die
„Ein gläubiger Pinselstrich holt aus dem Leeren die Welt!" Ihrer viele formten dieses Buch der Bilder, Sprüche und Gedichte. Aus der Perspektive des Malers ist es gebaut — leise und mit jener Zartheit, die der östliche Künstler dem Blatt anvertraut: Bildgedanken aus Tiefe und Form.Begnadet nimmt jeder Leser beim Durchblättern des Buches einen Gedanken mit, der die Reife hat und das Wesen der Kunst zum Ausdruck bringt. Und wenn Sachs im Ausklang seines „Gebets", in das das Werk mündet, sagt: „Zeichnungen? Nur Pinselstriche, auf Blättern erprobt für ein nie vollendetes
(Stadttheater Klagenfurt; „Hexenjagd“ von Arthur Miller.) Mit einer geschlossenen Ensembleleitung unter der einfühlsamen Regie von Tarnas Ferkai wurde ein packender Abend geboten. Leider ließ ihn sein künstlerisches Empfinden die Akustik im Saale vergessen, sodaß von den im Kammerspielton gebrachten Dialogen ein großer Teil unterging.Miller hat unter dem Eindruck der MacCarthy-Bewegung den historischen Stoff aufgegriffen. Puritanischer Fanatismus und private Probleme führen zum tödlichen Ausgang des Stückes.Von einem Tanz der Mädchen im Wald, der als vom Teufel geführt gedeutet
(Klagenfurter Stadttheater; „Das heilige Experiment“ von Fritz Hochwälder) Das vielgespielte Schauspiel ist in Klagen- furt zur Aufführung gelangt, respektabel und doch ohne stärkeren Eindruck.Daß sich unsere Gegenwart mit den Problemen arm gegen reich, Volk gegen Zwang, Priester gegen Kirchenwillen auseinandersetzen muß, kam einem beim Drama des Unterganges des Jesuitenstaates Paraguay kaum in den Sinn. Man erlebte den Gehorsam, der sinnlosem Auftrag begegnet, und nahm das tragische Ende als Gegebenheit und Gelegenheit hin, es für einen bemühten Theaterabend zu nützen, den die
(Stadttheater Klagenfurt: „Der Konsul“ von Gian Carlo Menotti). Nach 25 Jahren bot sich erneut Gelegenheit, die Oper unter Robert Filzwieser, und in der Regie Oskar Krawanjas in einer einfallsreich und aufwühlend gebotenen Aufführung zu hören und zu sehen. Erneut mitzuerleben war, wie „in irgendeinem“ Lande, dem man entfliehen möchte, mit Menschen umgesprungen wird. An dem Formenkram zerbrechen sie wie Magda Sorel, von Angelika Rode erschütternd gesungen und gespielt,’die dem VerfolgtenGatten John (Wolfgang Schellenberg) folgen möchte.Das Buch Menottis spart nicht mit
(Stadttheater Klagenfurt: „Der Teufel und der liebe Gott“ von J. P. Sartre) Es war ein Wagnis für Klagenfurt, J. P. Sartres Schauspiel aufzuführen. Es ist geglückt, und das Stück, zwischen Dolch- und Denk(an)stößen gelagert, wurde durch die Regie (Tamas Ferkai) und die Ausstattung (Peter Umbach) zum Erfolg der Spielzeit. Mit vorsichtigen Strichen und in kluger Auslegung gelang es, die Grundgedanken von der Ausweglosigkeit des einzelnen und der Freiheit des Bösen, das im Guten wurzelt, plausibel zu machen, über die These hinweg, daß Gott, der sich dem Menschen und seinen
(Stadttheater Klagenfurt: „Pique Dame" von P. I. Tschaikowsky) Als durchaus bemerkenswerte Inszenierung präsentierte sich „Pique Dame" unter der exakten Führung durch Robert Filzwieser und in der Regie von Tamas Ferkai, dem es gelang, das Unheimliche der Puschkin-Novelle spürbar zu machen und auf die Bühne zu übertragen, die -sieht man von dem mißglückten ersten Bild ab - von Peter Umbach schöne Stimmung empfing.Dazu die rühmenswerte Leistung der Choreographie (Sonja Kastl), die das Scbäferspiel in ein reizvolles Theater auf dem Theater übersetzte. Und weil das
(Stadttheater Klagenfurt: „Vinzenz und die Freundin bedeutender Männer” von Robert Musil) Anläßlich des 100. Geburtstages Musils war es angebracht, ihn auch in jenem Bereich vorzustellen, der dem Theater gehört. Seinem als „Posse” angebotenen Stück unter der Regie von Kurt Julius Schwarz ist das Prädikat „verdienstvoll” zuzuerkennen.Robert Musils Dialogen aus Ironie und Zeitkritik dorthin zu folgen, wo er Wedekind und seine Zeit gleichsam seitenverkehrt aus Tragischem ins Spaßhafte wandelte, um zwischen Wahrhaftigkeit und Lügengewebe sein Spiel zu bauen, war nicht gerade
(Stadttheater Klagenfurt: „Maria Stuarda" von Caetano Doni-zetti) Im Bereich der Musik ständig auf der Suche nach Altem, das sich neu machen ließe, wurde Donizettis Oper der großen Gebärde, der Ver-gessenheit entrissen und der schöpferischen Regie Flavio Trevisans und der musikalischen Leitung Robert Filzwiesers anvertraut. Sorgfalt und künstlerische Prägnanz des Dirigenten schöpften die melodiöse Fülle des Werkes aus. Sylvia Corba-cho (Elisabetta) und Adelaide Negri (Maria) erfüllten stimmlich jeden Wunsch und hatten - namentlich Elisabeth - auch darstellerisch einiges zu
(Stadttheater Klagenfurt; „Herr Puntila und sein Knecht Matti" von Bert Brecht.) Tamas Ferkais Regie war darauf aus, die Geschichte von dem im Suff menschlichen, in der Nüchternheit kapitalistisch-brutalen Gutsherrn möglichst brechtgetreu anzubieten und im Sinne des Meisters mit Vorhang und Vorbühne und aufs Wesentliche beschränkter Dekoration (Hannes Rader ging sorgsam darauf ein) unter die Leute zu bringen, denen mit fortschreitendem Abend die Sache kaum zum Vergnügen ausschlug.Dazu kam ein Sprachgemenge, das von jeder Färbung etwas besaß, und ein nicht zu übersehender Mangel
(Stadttheater, Klagenfurt) Dem Zusammenwirken des Klagenfur-ter Stadttheaters und der Wiener Staatsoper war ein Premierenabend zu danken, der jungen Kräften, die das Studio hinter sich haben, Gelegenheit gab, sich mit Rossini („Der Heiratswechsel'') und Ravel („L'heure espagnole") vor einem Publikum zu bewähren, dem diese neue Lösung zu gefallen schien. Ein vielversprechender Anfang wurde gemacht.Von Erwin Zak vom Pult her betreut, gingen die Einakter, denen Humor gemeinsam ist, in Szene und fanden im Bühnenbild von Günter Fischer-Piscat optischen Ausdruck und durch Alfred
(Stadttheater Klagenfurt) Keinen Grund, vor der Nestroy-Premiere des Klagenfurter Stadttheaters „Höllenangst" zu empfinden, hatte das Publikum, denn die Aufführung dieser Nestroy-Posse mit Musik geriet in Anlage und Durchführung und war mehr als ein Faschingsbeitrag: das unter dem Spaß schlummernde Aufmüpfige trat hervor und wer in Wendelins Monolog hineinhörte, konnte erkennen, daß der Autor mit Vorsicht aufbegehrte und die irdische Macht meinte, wenn er gegen das Schicksal rebelliert.So kam der Komödienanlaß Hintergrund. Regie (K. J. Schwarz), Ausstattung (Hannes Rader) und
(Stadttheater Klagenfurt) Selig sind, die sich einer Aufführung freuen dürfen, in der die Oper zum Volksstück wird, wie dies in Klagenfurt mit Wilhelm Kienzls „Der Evangelimann" der Fall war. Die Regie (Oskar Kravanja) hatte den Fall der Brüder Freudhofer vom Odium einer vom Leben erzählten Kalendergeschichte befreit und das Werk darstellerisch auf höhere Ebene gehoben. Gut geführten und beeindruckenden Stimmen gesellte sich, vorwiegend bei den Herren, ein schauspielerisches Plus.So gab es einen Abend, der neuerlich bewies, daß die Sparte Oper im Spielplan' führend ist Daß .
(Stadttheater Klagenfurt) Mit Shakespeares selten gespielter KomöSie „Maß für Maß“ in Hans Rothes Übertragung bot das Klagenfurter Stadttheater erlesene Kost. Kurt Julius Schwarz hatte das Stück ins rechte Licht gesetzt und an den Stil geführt, der dem Dichter entspricht. So wurde der Erfolg gesucht und gefunden.Im Geiste elisabethanischen Theaters stellte Hannes Rader die Bühne in den Dienst des Dichters. Ein galeriegekrönter stählerner Rahmen, wie um einen Sportplatz montierte Scheinwerfer, Vorhänge - das genügte, zu überzeugen. Die Kostüme hatten eine dem Schauplatz der
(Stadttheater, Klagenfurt) Nach der in der in Prunk und Klang schwelgenden „Turandot“ hat eine andere Dame ihr Publikum erobert: „Manon“, die gefühlbelastete Oper von Jules Massenet, die sich über die Jahre konserviert hat und siegreich bleibt. Die bewegte, nicht immer klare Handlung beeindruckt, die Herz und Ohr ansprechende Musik findet willige Hörer, und da die Inszenierung (Gerhard Tötschinger), die musikalische Führung (Robert Filzwieser) und nicht zuletzt das restlos überzeugende Bühnenbild (Hannes Rader) den Erfolg in sich tragen, gelang es, ein hohes Niveau zu
(Stadttheater, Klagenfurt) Klagenfurt hat der Jugend zuliebe Wolfgang Borcherts Stück. „Draußen vor der Tür“ in den Spielplan aufgenommen; vor gelichteten Publikumsreihen fand es, respektvoll bedankt, eine Inszenierung, der Tamas Ferkai seine Sorgfalt angedeihen ließ, während Peter Umbach mit einfachen Mitteln ausstattete. Dröhnende Musik stand im Gegensatz zum Kammerspielton, in dem das Schicksal des Heimkehrers Unteroffizier Beckmann abläuft, dem körperliche und seelische Wunden geschlagen wurden. Das Kind verreckte im Bombenschutt, die Frau hatte einen anderen gefunden, die
(Theater im Künstlerhaus, Klagenfurt) Unter Hanns Eybls Spielführung hat die frühere Klagenfurter Studiobühne zwei Einakter von Brigitte Schwaiger, die weiß, wie „Salz in den Dialog kommt“, zur Aufführung gebracht.Während im „Steirerkostüm“ Gudrun Velisek und Hanns Eybl das Streit- und Versöhnungsgespräch um die Frage, ob und wie man an einer hochfeinen aristokratischen Einladung teilnehmen soll, ambitioniert und sicher bestreiten, bietet sich in dem Beina- he-Monolog „Büroklammern“ Hertha Fauland ganz hervorragend Gelegenheit, Betrachtungen der Frau Leitgeb ans Publikum
(Komödienspiele Schloß Porcia, Spittal/Drau). Mit Ludwig Holbergs „Jeppe vom Berg“ haben die Komödienspiele verlorenes Terrain glanzvoll wiedergewonnen, den Schlager der Spielzeit geboten und dem „Ensemble Porcia“ einen Triumph beschert. Herbert Wochinz hat das von H. C. Artmann wortstark übertragene Spiel um den Saufaus Jeppe der Bühne gewonnen. In eineinhalb Stunden wird die Geschichte von dem im Alkohol selig entschlummerten Bauern vorgestellt, den ein Herrenulk im Paradebett erwachen und vorübergehend zum Baron werden läßt, bis er wieder auf dem Misthaufen landet und
(Komödienspiele, Schloß Porcia, Spittal/Drau). Daß dieses Wort laut und flink war, entspricht einerseits den akustischen Gegebenheiten des Schloßhofes, anderseits dem Stil des von Herbert Wochinz ins 19. Jahr der Komödienspiele geführten „Ensemble Porcia“, das mit Molieres Charakterkomödie „Der Geizige“ antrat Der Hausübersetzer H.C. Artmann hatte es auf seine kraftvolle Art übertragen und sich auch zum Ergötzen des Premierenpublikums das Götz-Zitat als Szenenschluß nicht entgehen lassen. Dem Titel entsprechend die Ausstattung; Sparsamkeit hatte sie auf vier Stühle
(Stadttheater Klagenfurt) Im Studio des Stadttheaters brachte man als österreichische Erstaufführung eine Komödie von Lotte Ingrisch unter dem Titel „Geisterstunde oder Vorleben mit Nachteilen“. Nach dem Rezept „Abra-Makabra“ arbeitet diese Autorin, die sich dort wohl fühlt, wo es geistert und Käuzchen die Zeit ansagen. Daß sie diesmal nach den früheren Erfolgen weniger zu sagen wußte, ist nicht zu überhören. Zwischen Spuk und Selbstironie ist die Handlung angesiedelt, die mit einem Massenmord im Biedermeier einsetzt und dann in den Tagen des Jugendstils und schließlich in
(Stadttheater Klagenfurt.) Man wird nicht erst in die Großstadt pilgern müssen - man wird die „Salome“ in Klagenfurt finden, wo man die Oper mit besonderer Liebe betreut. Keine klingenden Namen zeichnen den Abend aus, aber wirkliche Künstler geben ihm Dichte und Größe. Unter Robert Filwiesers sicherer Führung wird das Musikdrama aufs Schönste präsent.Keine Geste zu viel, kein Schritt zu wenig; es leuchtet ein, was sich am Hof von Judäa begibt. Dazu das schwelgerische Bühnenbild, von stärksten Effekten bestimmt, das Hannes Rader zu den überaus dekorativen Kostümen entworfen
Am 22. September 1910 war sozusagen ein Festtag für Kärntens und Klagenfurts Theaterfreunde. Mit viel Pomp wurde das „Kaiser Franz Joseph I.-Jubiläumstheater“ mit Beethovens „Weihe des Hauses“ und Schillers „Wilhelm Teil“ eröffnet Klagenfurt hatte nach Jahren der „Notlösungen" eindlich ein eigenes, großes TheaterTechnisch ist das Theater gut ausgestattet. Bei einer Bühnenbreite von 16 und einer Tiefe von 15 Metern besitzt es ein neun Meter breites und sechs Meter hohes Portal, verfügt über eine Drehbühne, eine Portalbrücke mit Scheinwerfern, eine Projektionseinrichtung
Herbert Wochinz hat Balzac für die Komödienspiele im Schloßhof Porcia entdeckt und ihnen damit wieder jenes Leben eingehaucht, das allmählich zu schwinden drohte. Übersetzt von R. Uwe Klaus kam die Komödie „Der Spekulant” ins Spiel, die Honorė de Balzac einst aus eigener Erfahrung im Umgang mit Börsenproblemen gestaltete und mit jenen Typen versah, denen man in der „Menschlichen Komödie” begegnen kann.- die Leichtlebigen und -gläubigen, die bedenkenlosen Schuldenmacher, die Herren zwischen Hausse und Baisse, die hineinlegen und hineingelegt werden.Diese Welt der Makler und
In Anwesenheit eines größtenteils geladenen Publikums und vom Bundespräsidenten mit liebenswürdigem Humor freigegeben, ergriff „Volpone“, der raffgierige und von keinem Skrupel beschwerte Fuchs die Gelegenheit, Spaß zu haben und zu machen. Die -wie Zweig sie nannte - lieblose Komödie des Shakespeare-Kollegen Ben Jonson war diesmal so nachhaltig vom Hausübersetzer der Komödienspiele Porcia übertragen und gestaltet worden, daß man bei dieser Fassung fast von einem Ben Artmann sprechen konnte, der um des Witzes wülen kein derbes, sinnenträchtiges Wort scheute und die
Nach drei Jahren, in denen man im Reinhardt-Seminar Ersatz für Hannes Sandlers Burghofspiele suchte, haben sich die alten und die hinzugekommenen Friesacher Laien zu neuen Taten vereint und im Dominikanerhof ihre Freilichtbühne aufgeschlagen Vom Landeshauptmann begrüßt und von der Witterung etwas unterkühlt, trieb „Skup, der Geizige von Ragusa“, dem der 1508 geborene Marin Drzic sein Bühnenleben schenkte, sein Unwesen in einer Komödie zwischen Gold und Liebe und ihren Folgen.Die im Commedia dell'arte-Brauch gebaute Handlung von dem Geizkragen Skup, der seine Tochter an den Geldsack
Das Klagenfurter Stadttheater hat eine Neigung zu ödön von Horvath. Durchaus zu loben, wenn die Deutung dem Autor gerecht wird, der ein großer Dichter bleibt, auch wenn er mit einem schwächeren Stück, von ihm als „Posse“ bezeichnet, zu Wort kommt. „Hin und Her“ nennt sie sich und wurde von der Regie bitter lustig genommen; eine Aufführung, die man lieber ungeschehen gewünscht hätte, unter die Räder geriet der Dichter. „Hin und Her“ ist ein eher lose gefügtes Spiel um den von zwei benachbarten Staaten in die Staatenlosigkeit verstoßenen Havli-cek. „Nach Vurschrift“
Im „Studio“ des Klagenfurter Stadttheaters im Künstlerhaus nahm der in Split 1934 geborene Milan Grcic das Wort, der unter zehn anderen Stücken auch die Grotesk-Parabel „Ausverkauf im Verzeichnis hat, die deutschsprachig erstaufgeführt wurde.Ein ausbaufähiger Einfall trägt dieses Gegenwartsmärchen, das von einer Wunderheilung erzählt: Aus Liebe zu einer Frau, die dieses Gefühls gar nicht würdig ist, nimmt Ivan das unheübare Gebrest ihres Kindes auf sich: der Knabe hüpft, Ivan lahmt. Das aber bringt die Spekulationsgelüste einer nahe der Pleite vegetierenden Gemeinde auf
Das Klagenfurter Stadttheater hat den Stückauftrag erteilt und der 1945 in Hüttenberg geborene Hans Giga-cher, der schon früher mit „Milan“ und „Inquisitenspital“ die Szene betreten hatte, schrieb „Schlagwetter“, ein Drama, das er etwas umständlich als „Spiel über ein Stück möglicher Wirklichkeit“ nannte. Der Anlaß ist aktuell und tragisch: 1978 ist das Todesjahr des Hüttenberger Bergbaus. Makaber steht am Schlüsse, wie auf ein Bahrtuch geschrieben, die Jahreszahl.Was als .drohendes Verhängnis über der Familie Leitner liegt, findet in knappen, gedrängten und
Zahllos sind die Lebensläufe des Don Juan, der zum Begriff und zur Legende wurde. Von Tirso de Molina über Moliere und Grabbe zu Brecht und Horvath (um nur einige zu nennen) reichen die Spiegelungen und Deutungen, die dem Frauenhelden zuteil wurden, den Begierde nach Lust ohne Erfüllung jagt. Max Frisch hat's in seinem Schauspiel „Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie“ anders herum angeschaut. Ihm ist Don Juan der Gejagte, dem nur eine Nacht - und diese ohne Wissen um die Partnerin -Erfüllung schenkte. Von da ab ist er nur noch Beute zahlloser Frauen. Und dabei möchte er, der in der
Die Zahl ihrer Gedichte ist groß und keines darunter, von dem man sagen könnte, es sei überflüssig. Vor 70 Jahren kam sie in Czernowitz zur Welt, und gleichsam als Geburtstagsgabe wurde ihr der Andreas-Gryphius- Preis verliehen. Sie lebt krank im Nel- ly-Sachs-Haus in Düsseldorf und ist im Wort daheim.Drei repräsentieren die Dichtung der Bukowina auf höchstem Niveau: Alfred Margul-Sperber, Lyriker und Übersetzer, der 1968 mit 69 Jahren in Bukarest starb, Paul Celan, der 1920 Geborene, der auf der Suche nach der Wirklichkeit verzweifelte und in die Seine ging, und Rose Ausländer.
„… und war ein Held an Fruchtbarkeit wie Calderön und Lope!” heißt es in einem Spottvers Platens, auf Kotzebue gemünzt. Dieser (positiven) Fruchtbarkeit ist auch die Komödie „Der Kavalier aus Flandern” entsprungen, eine von vielen, die sich der Dichter als Variation seiner Standardthemen einfallen ließ. H. C. Artmann hat sie der Vergessenheit entrissen und übersetzt, deftig und sprachsi- cher, und Herbert Wochinz hat sie für die Komödienspiele eingerichtet und inszeniert. Damit konnte das „Ensemble Porcia” sein siebzehntes Spieljahr eröffnen.Des Dichters leichte Hand hat
Die Friesacher Sommerspiele, zum drittenmal vom Reinhardt-Seminar beschickt, gaben mit Shakespeare ihre Karte ab und brachten des Dichters „Zwölfte Nacht“, die man besser als „Was ihr wollt“ kennt und liebt Und mit der Aufführung kam das Staunen über die Form, in der das Lustspiel an- geboten wurde. Günter Dhen, der als Regisseur mit der Inszenierung sein Probestück lieferte, tat es denen nach, die ein klassisches Stück auf Gedeih und Verderb anders wollen als der Dichter, und setzte es sich in den Kopf, das Werk auf diesen zu stellen: Was da edel und von gehobener Sprache ist,
Mit Ödön von Horvaths Schauspiel „Der Jüngste Tag” nimmt das Klagenfurter Stadttheater von der Spielzeit Abschied. Unter den Werken, die Horvath hinterlassen hat, nimmt dieses letzte keinen besonderen Rang ein: Ein Volksstück, das sich zuletzt metaphysisch ergeht, zwischen Gewissen und Schuldbewußtsein angesiedelt Sein tragischer Held, der Stationsvorstand Hudetz, den ein aufgedrängter Kuß zum Täter werden läßt - zu spät wird das Signal gestellt, der Zug rast in den Tod -, wird gleichsam Spielball in des Zufalls, des Schicksals Hand.Ein Meineid der Küsserin gibt ihm zunächst
Nach Jahren besann man sich im Klagenfurter Stadttheater wieder einer Strauß-Oper und wählte die vom Orchester her maßvoll ausgestattete ;,Ariadne auf Naxos”, die mit ihrer ausgewogenen Dosierung von Ernst und Scherz dem Publikum einiges versprach und hielt. Die Mischung be- hagte, die Aufgaben, die gestellt waren, wurden im wesentlichen gelöst und unter der Leitung von Robert Filz- wieser, der seine wohldisponierten Musiker sicher unter Kontrolle hielt, wurde das in Musik umgesetzte Buch Hugo von Hofmannsthals vergnüglich aufgeblättert, und von der verlassenen Theseus-Freundin Ariadne
Mit einer Uraufführung stellte das Klagenfurter Stadttheater seine Besucher auf die Probe, denen als „Sprechstück für Sänger” Paul Kont seinen „Plutos” anbot, ein Publikum prüfend, von dem sich ein geringer Teü als leidgeprüft in der Pause absetzte; die überwiegende Mehrzahl bestand und hatte Interesse an Ungewohntem und Beifall für ein Werk, das sich Klagen- furt als Auftragsoper geleistet hatte.Kont hatte es schon einmal mit Aristophanes, als er der „Lysistrate” die Musik schrieb. Nun hat er der letzten auf uns gekommenen Komödie des Revolverdramatikers Aristophanes,
Das Stadttheater in Klagenfurt darf für sich die Ehre in Anspruch nehmen, ein selten gespieltes Werk Nestroys einem Publikum vorgestellt zu haben, das dem Dichter - dies die Erfahrung von 25 Jahren - bereitwillig entgegenkommt: es ist das von Franz Mautner der Märchenposse, von Rio Preisner dem philosophischen Bereich zugewiesene Stück „Die beiden Nachtwandler”, das von Karl Kraus der Vergessenheit entrissen und als „Das Notwendige und das Überflüssige” vom Vortragspult aus unter die Leute gebracht worden ist.Die schrullige Wette zweier Lords um die Möglichkeit, einem Menschen
Klagenfurts Schauspiel ist heuer bewußt auf Österreich ausgerichtet. Nach Raimund und Werfel und der Uraufführung des Einakters „Spiel der Verrückten“ des Villachers Adolf Ulbing, das höchstens als Talentprobe zu werten war, entriß man ein Stück dem Dunkel der Lade und baute es vor einem aufmerksamen und beeindruckten Publikum auf: „Sulla oder Die Laune des Diktators“ von Heinz Zechmann, der längst kein Unbekannter ist. Das Werk des Villacher Mittelschulprofessors hat unbestreitbar Qualität. Ein kluger Szenenbau und gute (männliche) Rollen zeichnen das Spiel aus, in dessen
Die Werner-Berg-Galerie in Bleiburg empfing schon den 25.000. Besucher und hat bewiesen, daß sie seit der Eröffnung 1968 nichts an Anziehungskraft verloren hat; Räume, in denen der Raum Unterkärn-ten durch die Kunst Werner Bergs einmalig und in künstlerischer Vollendung in Gemälden, Holzschnitten und Zeichnungen gültig repräsentiert wird. Berg, aus bergischem Land in den slawisch geprägten Teil Kärntens vor 45 Jahren gezogen, hat Landschaft und Menschen sich zu eigen gemacht. Ihn — um Rilke zu variieren — „rührt sosehr slowenischen Volkes Weise“, daß er, ohne sich an
Im Garten des Dominikanerklosters von Friesach spielt das Reinhardt-Seminar Goldoni, dessen Komödie „Diener zweier Herren“, lautstark und entfesselt, dem zweiten Jahr der neugestalteten Spiele dient.Um Vortäuschung, listigen Schwindel, um Lazzi und grotesken Spaß geht es. Gefühle werden auf ihre Echtheit geprüft und dem HanswurstigkeMastandpunkt vergnüglich gehuldigt. Musik, Tanz, Pantomime sind dem Worte Untertan. Sprache des Körpers findet lebendigen Auadruck dessen, was der Regie Samy Molchos vorschwebte, der manchem der noch unfertigen Mimen ein erstaunlich Maß an Fertigkeit
Mit zwei Stücken, welche die Gaunerei in den Mittelpunkt stellen, setzten die Komödienspiele in Spittal ihr Beginnen fort in der Annahme, daß aller guten Dinge drei seien, was nur insofern stimmte, daß das Publikum an drei Abenden guter Dinge war: nach Holberg nun auch bei den ganz auf Comedia-dell'arte-Spuren wandelnden „Streichen des Scopin“, die Herbert Wochinz' Regie in einigen Szenen bis in Kasperibereiche trieb, den Zuschauern zum Gefallen und den Darstellern zum Spaß. Das konnte man sich leisten, weil man in Horst Eder einen Scapin aus Hanswurstgeblüt besaß, der die Szene
Mit Ludwig Holbergs Komödie „Den Stundesloese“, die der ein Übersetzermonopol innehabende H. C. Artmann mit „Der Konfuse“ ins Spiel brachte, wurden die 16. Komö-dienspiele des Ensemble Porcia eröffnet und dem Publikum ein Stück offeriert, das mit Recht aus der Versenkung gehoben wurde, eines von über 30, die der „nordische Modiere“ mit Geschick und Wissen um Wirkung geschrieben hat. Er, dem Grieg eine Suite „Aus Holbergs Zeit“ gewidmet hat, verstand es, Commedia-Typen nordisch umzuprägen und im frühen 18. Jahrhundert die Bühne zu beherrschen. Nach „Henrik und
Was im Licht der Scheinwerfer glänzte, war nicht immer Gold, zuweilen nur Schein, und der Wurf blieb aus. Und doch ist der Blick zurück ohne Zorn, denn man gab mit den vorhandenen Mitteln Gutes, hielt Haus, ohne an Niveau abzusinken, und wahrte den unter Herbert Wochinz erreichten Rang ohne wesentliche Einbuße; so kann die Bilanz dieses Jahres Gewinn ausweisen und künstlerisch bestehen, auch wenn ein unnötiger Labiche, „Die Stiftung“, unter den Erwartungen blieb.Da war schon die Erstaufführung im Studio von ungleich höherem Niveau. James Saunders' Stück „Ein Eremit wird
Dem Stadttheater Klagenfurt ist eine österreichische Erstaufführung zu danken. Sie machte das Publikum mit einem Stück des Dramatikers Tennessee Williams bekannt, das den Titel „Der Milchzug hält hier nicht mehr“ trägt. Williams hatte es seinerzeit aus einer Novelle entwickelt, umgearbeitet und schließlich in Spo-leto 1962 uraufgeführt. Nun kam es in einer Bearbeitung durch den Regisseur Kurt Julius Schwarz nach Klagenfurt und es sei vorausgeschickt, daß der „Milchzug“ ankam.Viel hat der Dichter in sein Stück hineingearbeitet. Existenzzwänge, Lebens- und Liebesgier,
Hindemith und Obaldia stellten sich im Ausklang der Spielzeit dem Klagenfurter Publikum, zu dessen Ehre gesagt sei, daß es der Urfas-sung der Oper „Cardillac“ aufgeschlossen begegnete, beeindruckt, wenn auch nicht unbedingt, andere Töne gewohnt, beseligt. Man fand sich in die durchaus dem Melos verbundene Musik, zollte den Rhythmen Respekt und lauschte den Chören, die wie ein tönender Rahmen das anspruchsvolle Werk umgeben, dem der ambitionierte und schlagsichere Opernchef Robert Filzwieser Führer war. Ihm war dieser Abend zu danken, der Paul Hindemith den leichtere Kost goutierenden
Das Wetter gnädig, das Publikum wohlgeneigt, die Aufführung überdurchschnittlich — so könnte man in Kurzfassung die unter der Regie von Herbert Wochinz zustande gekommene Inszenierung von Molieres selten gespielter Komödie „George Dandin“ in Kürze rezensieren, doch verdient die Eröffnung der 14. Komödienspiele des „Ensembles Porcia“ ausführlicheren Bericht.Ausgestattet von Matthias Kral], der sich's mit dem „Bühnenbild“ leicht machte und den Kostümen einen geschmackvollen ,3raun-stioh“ verlieh, kam eine Eröffnungsvorstellung zustande, die des Herrn Jean Baptiste
Mit Jaques Audiberts Circe-Para-phrase „Die Zimmerwirtin“ schloß das Stadttheater Klagenfurt im „Studio“ die Eigenproduktion der Spielzeit eindrucksvoll ab, wobei zu bedauern ist, daß diese sehr geglückte Regietat Kurt Julius Schwarz' nicht im großen Haus den Erfolg ausnützen konnte; es hätte sich das Publikum gefunden, Bei dem seinerzeitigen Avantgardisten amüsiert und auch nachdenklich zu sein. Circe, die Männer in Säue verwandelte, findet sich bei ihm als höchst schir=' lernde Dame mit Sex-Appeal, die es versteht, die Mieter in ihre Gewalt zu bekommen und soweit zu
Das Studio des Klagenfurter Stadttheaters ist auf Entdeckungen aus. Erfolg: eine interessante europäische Erstaufführung und ein Stück, das einen guten Einfall nützt, Theater in fesselnder Form zu vermitteln. Der afro-amerikanische Autor Douglas Turner-Ward hat's geschrieben und „Day of Absence“ benannt, ein Tag, an dem die Neger in einem Ort der Südstaaten durch Abwesenheit glänzen. Sie sind fort und weg und unauffindbar, und jene in den Krankenhäusern liegen im Koma, die Gefängnisinsassen aber sind „unerreichbar“. Anfängliches Bagatellisieren weicht in zunehmendem Maße der
Zum Höhepunkt der bisherigen Spielzeit, zum Ereignis schlechthin, wurde die Premiere von Gottfried von Einems Oper „Der Besuch der alten Dame“, die das Stadttheater beehrte und nichts von jener kalten, dem Makabren verbundenen Rache vermissen ließ, die — ein blutroter Faden — als „Schrei nach Gerechtigkeit“ der Dürrenmatt-Handlung den Inhalt gibt. Ein der Kunst verpflichtetes Trio — Robert Filzwieser (Musikalische Leitung), Tamds Fer-kai (Regie) und Matthias Kralj (Bühnenbild) — schuf dem Werk Klang-, Spiel- und Lebensraum und weckte den Beifall auch jener, die in der Oper
Mit „Manon“ begann die Spielzeit, doch nicht mit jener, der Massenet den musikalischen Esprit des Franzosen auf den Weg gab, sondern mit der dramatisch erregt-bewegten „Manon Lescaut“ wie sie Giacomo Puccini seinem Temperament nach im Buch erkannte, dessen wirre Handlung ihm fünf Textköche nach Prevost-Vorlage geliefert hatten. Diesem Text hatte sich Puccini mit seiner farbenstarken Partitur anbequemt, in der sich der Meister kommender Meisterwerke unüberhörbar ankündigt. In Klagenfurt, dem diese „Manon“ eher fremd war, nahm sich der Gastregisseur Dr. Alfred Wop-mann des
Nach der Wiederholung von Ludwig Holbergs Domestikenspaß „Henrik und Pernilla“, der aus dem Vorjahr mit trefflichem Gelingen in die diesjährige Spielzeit gerettet worden war, stellte sich mit Georges Feydeaus Farce „Die Verlobung“ Herbert Wochinz dem Publikum der Spittaler Komödienspiele als Übersetzer, Bearbeiter und Spielleiter in einer Person. Er hatte sich die Rechte gesichert und ein Stück zur deutschen Erstaufführung gebracht, dem er die Qualitäten zutraute, die Zuhörer zu amüsieren und den Spaß auf die Spitze zu treiben, enthält doch die Ausgrabung alles, was zum
Im Rahmen, der einem Ereignis zukommt — die Minister Sinowatz und Frühbaiuer sowie zahlreiche Prominenz hatten sich eingefunden — wurde die diesjährige, dreizehnte Spielzeit des „Ensemble Porcia“ in Spittal/Drau eröffnet, wobei sogleich betont sei, daß mit der Wiederaufnahme der vor neun Jahren aufgeführten Komödie „Der Kavalier vom Mirakel“ von Lope de Vega der Anfang schon den Erfolg bedeutete; was da in einem stürmischen Ablauf dem Publikum angeboten wurde mit Federhut und Degen und wahrhaft komödiantischer Einfühlung in Wort und Geste, kam überzeugend, dem fröhlichen
In der abgelaufenen „Woche der Begegnung“, die zum fünftenmal von der Stadt Klagenfurt gemeinsam mit dem ORF veranstaltet worden war, wurde diesmal das Thema „Theater zwischen Tradition und Utopie“ eingehend diskutiert, wobei man sich bei den „Symposien“ eigentlich nicht einig wurde, ob man dem Begriff „Stadttheater“ das Wort reden solle oder ob dem aus der Gruppe und der Kommune erwachsenden Spiel (Adolf Muschg, Zürich) Vorzug zu geben sei. Auch über Mitbestimmung (Wolfgang Deichsel, Frankfurt, Theater am Turm) wurde diskutiert und von Hennig Rischbieter, Hannover, Dr.
Mit dem „Tartuffe“ (in Hans Wei-gels dem Sprecher und dem Dichter dienender Übertragung) bot das Kla-genfurter Stadttheater seine letzte Spielzeitinszenierung an, mit dieser Aufführung ein „Ende gut, alles gut“ setzend. Spyros A. Evangelatos hatte die Komödie um den abgefeimten Bösewicht, der „so tut als ob“, mit jenem Gespür verwirklicht, das sich Besonderheiten sucht und in den Dienst des Werkes den gewagten Einfall stellt, der manchmal Wege geht, die Abwege scheinen. Beim „Tartuffe“ war's nicht der Fall; dem Dichter wurde Ehre erwiesen, auch wenn zuletzt die Pointe
Als „österreichische Erstaufführung“ brachte das Studio des Stadttheaters Klagenfurt die Gefängniszellen-Posse mit Gesang „Dolomitenstadt Lienz“ von Franz Xaver Kroetz, ohne damit mehr zu bieten als Gelegenheit für drei Schauspieler (Alfred Tisal, Erwin Höfler und Raoul Retzer), sich mit dem Text auseinanderzusetzen und durch ein geschicktes Agieren so etwas wie Inhalt vorzutäuschen, der darin besteht, daß die Ursache beleuchtet und die mögliche Wirkung besprochen wird: Straftat xmd Strafe, auf die man in Untersuchungshaft wartet. Und weil's schon Brecht so gemacht, werden
Der Zufall fügte es, daß im Mittelpunkt der beiden letzten Inszenierungen am Stadttheater Klagenfurt, von Musik um-klungen, zwei Dichter standen: E. T. A. Hoffmann und Miguel de Cervantes; und beiden wurden auf ihre Weise Stück und Spiel gerecht.
B. B. ist heute schon klassisch geworden und längst nicht mehr so aufregend wie am ersten Tag; das ha1 die Aufführung im Stadttheater Klagenfurt gezeigt, das für sich die Ehre in Anspruch nehmen darf, dieser Brecht schon gegeben zu haben, als ihn Wien links liegen ließ. In Klagenfurt spielte man seine starker Stücke, jetzt holt man die schwächeren zugleich mit den Regisseuren au; der DDR, von denen man siel Authentisches erwarten darf, ein< Auslegung also, bei der kein Jota ir die Versenkung fällt, wenn es au: Tendenz ankommt. So also auch mi der „Verwandlung des Packers Galj Gay
Eine Zeitungsmeldung wird Anlaß für Turrini, sich in die Psyche einer Frau zu vertiefen, die es satt bekam, vom ersten Schritt an durch den Mann gegängelt zu werden — vom liebenden, sorgenden Vater, vom liebbesorgten Freund und von den Zwängen einer Gesellschaftsordnung, die vom Mann geformt wurde. Sie fühlt sich immer nur „daneben“. Ausgeschlossen von eigener Entschließung, ist ihr der Gedanken Blässe angekränkelt, der Zweifel und Verzweiflung Tyrannei. So führt es sie zur Tat, die einmal eigenen Willen zu bestätigen scheint: sie ertränkt das mehrere Wochen alte Kind im Bade.
Das Klagenfurter Stadttheater ist seinem Publikum auf italienisch gekommen. Puccinis Opernkrimi „Tosca“, seit Jahren in regelmäßigen Abständen angeboten, gelangte in einer Inszenierung von Herbert Wo-chinz, der sich nun konsequent dem Musikwerk zuwendet, zu einer Aufführung, der man das Prädikat „wohl gelungen“ nicht vorenthalten darf. Von Robert Filzwieser mit erfreulicher Sicherheit geführt, bekam man Scarpias Schurkerei und der Tosca rächende Tat effektvoll angeboten, was besonders für die beiden ersten Akte gilt, während im dritten die mangelnde Ausbildung des Pelotons auf
Das Stadttheater Klagenfurt hat sich dem Frohsinn verschrieben und in diesem Sinne mit Strauß fortgesetzt, dessen „Zigeunerbaron“ in einer sehr flotten, beschwingten Aufführung unter Anton Mariks Leitung versichern durfte, „das alles auf Ehr“ zu können. Und er konnte es wirklich, weil ihm Tamäs Ferkai als Regisseur und Matthias Kralj als Ausstatter — welch stimmungsvolle, an einen Scherenschnitt gemahnende Landschaft im ersten Akt, welche humorvolle Köstlichkeit, uniformierte Pappsoldaten in Formation im Schlußakt einziehen zu lassen! — den Lebensraum schufen. Jose Maria
Herbert Wochinz hat seine fünfte Saison mit Mozart — wie gehabt — begonnen und als sein eigener Regisseur „Die Zauberflöte“ an den Anfang gestellt, der nach bisherigem Brauch die Begrüßung des Publikums durch Blasmusik und Trachtengruppen voranging. Ein Sektflascherl für die Damen und ein Programm für die Herren — Aufmerksamkeit und Angebinde vor dem Abend, dem Robert Filzwieser als Dirigent Umsicht und musikalische Einfühlung widmete und Matthias Kralj unter Assistenz des Glasschleifers Arnulf Komposch und des Photographen G. M. Kopr das Bühnenbild schuf. Und mit diesem
Mit dem „Don Gil von den grünen Hosen“ des Spaniers Tirso de Molina hat Herbert Wochinz seine zwölften Komödienspiele in Spittal eröffnet und der wohlgeneigten Prominenz wie den allzeit getreuen Stammgästen vorgesetzt, zum dritten Male, wenn man in der Geschichte der Komödienspiele zurückblättert, Minister, Mandatare und Kulturcreme überboten einander in Beifall, und die Fabel von der hoffnungslos verliebten Dona Juana, die in grünen Hosen den ungetreuen Don Martin wiedergewinnt, kam in einer rasanten, gut eingespielten und zuletzt auf ganze Lautstärke gebrachten Aufführung zur
Einen Satz aus der Symphonie des „Bürgerlichen Heldenlebens“ von Carl Sternheim brachte das Stadttheater mit dem Lustspiel „Die Hose“ als letzte Spielzeitpremiere und machte damit etwas im eher dürftigen Sprechstückprogramm 1971/72 wieder gut, Tauss Ferkai inszenierte dieses Stück, mit dem Entschluß alles hervorzuholen, was an komödiantischer Wirkung darin vorhanden ist, Matthias Kral] entwarf das Bühnenbild im Geist des ersten Jahrzehnts unseres Säkulums und Evelyn Frank steuerte die entsprechenden Kostüme bei. So geriet's denn auch amüsant und ansprechend, obwohl heutigem
Dem Klagenfurter Stadttheater gebührt die Ehre, seinem musikalischen Spielplan einen Höhepunkt gegeben zu haben: Strawinskys Oper „Der Wüstling” (The Rake's Pro-gress) gelangte zu hervorragender Aufführung, bei der es schwer fällt, zu entscheiden, wem die Palme gebührt. Orchester, Ensemble, Regie und Bühnenbild fanden sich zu einer Einheit, der das Prädikat „gültig” zuerkannt werden darf.Unter der Leitung von Robert Filzwieser, der seinen Musikern Klangfülle, Präzision und Eingehen auf „die dort oben” zu geben wußte, lief das Leben des Tom Rakewell, dem Geld und Teufel
Während das Klagenfurter Stadttheater das gesprochene Wort an den Rand verbannt hat und das Sprechstück nicht einmal „links“ liegen läßt, wie es heute mit engagierten Stücken der Fall ist, hat es für den Klang eine offene Hand und ein ebensolches Herz: man dient der Musik in erster Linie und läßt sie hoch leben. So mit einer ganz ausgezeichneten Neuinszenierung der Strauß-Operette „Wiener Blut“ durch Herbert Wochinz, die allerdings in erster Linie durch Helmuth Wallner (sein Kammerdiener Josef sah sich auf Nestroy-Ebene gehoben) zum Ereignis wurde, und nun mit einem
Daß sich mit Carl Zellers harmlos-liebenswürdiger Operette „Der Vogelhändler“ bei behutsamer Regie und guten Kräften auch heute noch ein starker Publikumserfolg erzielen läßt, bewies die vorletzte Neuinszenierung, die Anton Marifc am Pult und Wilfried Steiner am Werk sah, der den Staub fortblies und den Strauß blühender Melodien in einer Welt zwischen urwüchsigem Volkstum und gespreizter Hofatmosphäre zur Geltung kommen ließ. Vorzügliche Tenöre — Thomas Lehrberger (Adam) und Alois Aichhorn (Stanislaus) — und eine resolute, stimmlich und darstellerisch gut gelaunte
In dem nicht gerade umwerfenden Spielplan schien wieder einmal Puccinis Oper auf und das Publikum hatte Gelegenheit „La Boheme“ mit früheren Inszenierungen zu vergleichen. Daß diesmal der Sieg dem Trio Filzwieser (musikalische Leitung), Evangelatos (Regie) und Kralj (Bühnenbild) zufiel, steht fest, denn kaum je zuvor bekam Klagenfurt von seinem Stadttheater so überzeugend vorgestellt, was sich in Murgers „Szenen aus dem Leben der Boheme“ vorfand. Man lebte und starb und erlitt zugedachtes Schicksal im Großstadtformat. Unter dem lenkenden Stab Filzwiesers blühten die Klänge der
Das vierte Jahr Wochinz und der vierte Mozart im Haus, vor dem zum Empfang der Gäste als Kontrast eine Trachtenkapelle für Stimmung sorgte. Diesmal war man bei „Cosi fan tutte“ angelangt, jener „komischen Oper“, die den Beweis zu erbringen sucht, es seien alle Frauen zu haben, wenn nur der Rechte zur rechten Zeit in Erscheinung tritt. Um das Gelingen des durchsichtigen Spiels mit seiner simplen Handlung war es dem Dirigenten Robert Filz- ivieser, dem Regisseur Herbert Wochinz und dem Bühnenbildner Matthias Kralj — seinem lichten, hellen und der Symmetrie verpflichteten Bild sei
Vor einem Publikum, das mit zahlreichen prominenten Gästen durchwirkt war, eröffneten die 11. Komödienspiele des Ensembles Porcia die Spielzeit mit einem der rund 150 Stücke, die Eugene Labiche mit Fleiß und Wissen um Wirkung geschrieben hat, Lustspielklassiker und „Erfinder“ des „Vaudevilles“. Und H. C. Artmann, der Hausmach- dichter von Spittal, übertrug das, was sich als „Die Reise des Herrn Perrichon“ unterhaltsam vorstellte.Herbert Wochinz, dem es auf ein atem- und zuweilen silbenberaubendes Tempo ankommt, inszenierte das Stück in der ihm eigenen Weise mit Uhr und
Klagenfurt hat die Spielzeit abgeschlossen und mit der „Lysistrata“ des Aristophanes den Schlußpunkt gesetzt, von Spiros Evangelatos1 Regie leicht und so hingetupft, als hätte der Autor der unsterblichen Komödie Aristophalles geheißen; der Titel aber wurde bei Bearbeitung der Seeger-Ubertragung neugriechisch mit „Lissistrdti“ festgelegt.Schicken wir voraus, daß bei allem Einwand gegen eine Überbetonung des Derben und der Über- flüssdgkeit deutlicher Hinweise eine ausgezeichnete Aufführung ihre Verwirklichung fand, die die Feststellung „So toll trieben es die alten
Unbekümmerte Lustigkeit und Schock haben im Klagenfurter Spielplan nebeneinander Platz: Neben Benjamin Britten, Peter Turrini, neben der Buffa „Albert Herring“ die betont vulgäre Provokation der „Rozznjogd“. Und beides in ausgezeichneter Interpretation durch Regie und Mitwirkende.
Wo Jarry anfing und Artaud fortsetzte, ließ sich Roger Vitrac nieder und schrieb sein bürgerliches Schauspiel „Victor oder Die Kinder an der Macht”, das er mit allem, was Freud gut und teuer war, ausstattete und mit surrealistischen Vorstellungen durchwdrkte, schwarzes Theater, das nicht unbedingt ins Schwarze trifft, auch wenn’s Jean Anouilh zum Gebrauch einrichtete, den die Klagenfurter Bühne davon gekonnt und provozierend machte. Den jugoslawischen Gastregisseur Zarko Petan, in solchen Bereichen versiert, hatte man eingeladen, sich dieses neunjährigen Victor anzunehmen, der am
In knappem Abstand bekamen die Klagenfurter zwei höchst bemerkenswerte Abende präsentiert, deren Ergebnis Qualität bedeutet Zunächst hatte sich Intendant Herbert Wochim persönlich um Dürrcnmott» Totentänzchen bemüht, um die zur schwarzen Komödie gewandelte „Toten-tanz"-Tragödie des Sdiweden, die ->ich „Ploy StriTidberfl" nennt und ein in Dialogverknappunig gewandeltes Konzentrat des Stückes darstellt dem heutigen Zuschauer entgegenkommend, den Bühnen mit einem als Boxring gedachten Schauplatz bequem. Wochinz hielt sich strikt an Dürrenmatts Weisimgen. Die Runden des Fights
Wer seinerzeit beim Intendantenwechsel erwartet hatte, daß dem gesprociienen Wort nun goldene Zeiten bevorstehen, muß diese Meinung in der dritten Spielzeit entschieden revidieren. 3^ohl gab es bemühte und geglückte Sprechstückabende — „Der Prozeß” und ,ßer Talisman” —,- der Ehrgeiz aber gilt der Musik und hier im besonderen der Oper; so sind aber unter den letzten Neuinszenierungen zwei At>ende zu nennen, denen Rang be scheinigt werden darf.Mit Verdis „Otfiello”, den Robert Filzurieser als Dirigent in sicherem Griff hatte, war wieder Spyros Evan-gelatos Gelegenheit
Für die zweite Premiere des Jubiläumsjahres der Komödienspiele „Ensemble Porcio“ ließ Intendant Herbert Wochinz H. C. Artmann ein Stück des Spaniers Don Agustin Moreto y Cabana übersetzen, das nur als Vorwand gelösten und übersprudelnden Spielens Berechtigung hat: „Der unwiderstehliche Don Diego“, der als Geck und männliche Zierpuppe in den Mittelpunkt der Komödie gestellt wird, die von Schablonenfiguren (ausgezeichnet) getragen wird — vom listig-lustigen Domestikenpaar, das dem liebesleidenden Duo Inez (Miriam Dreifuß) und Don Juan (Georg Trenkwitz) hilft, den Plan des
Den Ring der zehn Jahre des Bestehens zu schließen, haben die Komödienspiele des „Ensemble Porcia“ in Spittal mit jenem Stück das Festjahr eröffnet, das Herbert Wochinz 1961 für die erste Vorstellung gewählt hatte: Shakespeares „Komödie der Irrungen“, die auch zwischen 1962 und 1965 auf dem Spielplan stand. Damit hielt er unbeirrt an dem Erfolgsstück fest, für das heuer eine Artmann-Ubersetzung angekündigt worden war. Dennoch blieb es bei Otto Taussigs leichtflüssigem Wortspiel, das dem Geist von Porcia weitestgehend entgegenkommt.Die Eröffnung des „Jubeljahres“ war
Was New York, London, Hamburg und Wien vorgespielt hatten, spielen die Friesacher Burghofspiele nach, und sie haben keine schlechte Wahl getroffen mit dieser für die Freilichtbühne eingerichteten Fassung des Peter-Luke-Schauspiels „Hadrian VII.“, das Arch. Prof. Hannes Sandler in die Parenthese von Pro-und Epilog stellte. Der Erfolg gab ihm in jeder Beziehung recht, und das Traumspiel von dem fiktiven Papst der sich mit der Realität und ihrer Armseligkeit konfrontiert sieht, die den Lebensraum des Frederick W. Rolfe bedeutet, der Priester werden wollte und an der Trägheit der Herzen
Was man dem Sprechstück entzieht, kommt der Oper und dem Musical zugute: Inszenierungssorgfalt, erstklassige Besetzung, sehenswerte Realisierung. So wurde nun, nachdem Wilfried Steiner a. G. das Musical „My Fair Lady“ mit Unterstützung des Bühnenbildners Matthias Kraljzum Ereignis hatte werden lassen — Helga Papouschek (Eliza), Peter Branoff (Vater Doolittle) und Harald Serafin (Higgins) waren die Protagonisten —, die Aufmerksamkeit einem Opemabend gewidmet, der Düsteres mit Drolligem konfrontierte: Gian Carlo Menottis zwei-aktige Tragödie „Das Medium“ gelangte zur
Im Stadttheater Klagenfurt zeigte der ostdeutsche Gastregisseur Dieter Bülter-Marell, wie man, an sich von der Tendenz her Unschmackhaftes, schmackhaft machen kann. Man muß nur Einfälle und die Fähigkeit haben, diese Einfälle in die Tat umzusetzen. An der Bert-Brecht-Kurt-Weill-Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ hat er es meisterhaft und in der Erinnerung nachwirkend demonstriert, wobei ihm, mit wenigem viel sagend, das Bühnenbild von Matthias Kralj sinnunterstreichende Stütze war. Bülter-Marell scheute vor nichts zurück. Er war aggressiv und setzte den grimmigen, oft in
Nach Sartres „Troerinnen des Euri-pides“ (rühmenswert), den „Helden“ von G. B. S. (unzulänglich) und Feydeaus „Der Damenschneider“ (amüsant) war das Klagenfurter Stadttheater mit einem Studio-Einakterabend gekommen, dem Qualität und Mut nachzurühmen waren: Kurt Beneschs „Akt mit Pause“ hatte sich als eindrucksvolle österreichische Erstaufführung erwiesen. Ihm war es um die Sensationslust einer im Wohlstand verkommenden Gesellschaft gegangen, das Sterben eines Strahlenverseuchten in allen Einzelheiten gegen Entree zu erleben. Er erhob bittere szenische Anklage, bewies
Die Burghofspiele auf dem Petersberg sind ins 20. Spieljahr getreten. Erfolge in steter Steigerung haben den Weg gezeichnet, dessen Stationen zumeist die Werke der Klassiker waren — Erhebung, Erschütterung und der Tribut, den die Dichter dem Lachen zollten. An dieses aber wollte sich Hannes Sandler in der Jubiläumsspielzeit bewußt halten; sie sollte der Komödie bestimmt sein, und so wählte er zwei Franzosen': Moliere und Feydeau — und stellte ihnen die Szene im Burghof. Gemeinsam sollten beiden der architektonische Rahmen und das Bühnenbildgerippe, verschieden aber Tapete und Kulisse
Klagenfurts neuer Intendant, Herbert Wochinz, hat das achte Jahr seiner Spittaler Komödienspiele mit Beaumarchais eröffnet und dessen launiges, geistsprühendes, ironisch-aggressives Lustspiel „Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit“ in einen tollen Abend verwandelt, dem alle guten Geister beschwingten Spiels hilfreich zur Seite standen. In einer neuen Übersetzung von H. C. Artmann, der Figaro zuletzt sich gereimt die Hände reiben läßt, lief die Komödie in der Wochinz eigenen auf Tempo ausgerichteten Art der Inszenierung ab — immer rascher, rasanter und doch auf äußerste Präzision