Albert Camus glaubte nicht an Gott, verarbeitete aber in dem Roman "Der Fall“ sowie in der Novelle "Der treibende Stein“ tiefgehende Kenntnis der Bibel."Ich glaube nicht an Gott, das stimmt. Aber ich bin deshalb kein Atheist.“ So sprach Camus anlässlich des Erscheinens von "la chute“ - "Der Fall“ - in einem Interview mit Le Monde im Oktober 1956. Wie sehr ihn die Person des Jesus von Nazaret anzog, bekannte er im gleichen Interview. Der Protagonist des neuen Romans namens Jean-Baptiste Clamence sei auch kein Christ, stellte Camus fest, aber "wie er, empfinde ich viel Freundschaft
Der belgische Außenminister im Jahr 1955, Paul-Henri Spaak, zögerte eine Weile, als bei einem offi- ziellen Essen inBrüssel im Dezember 1955 das Glas auf das Wohl des soeben neutral und damit frei gewordenen Österreich erhoben wurde - dies berichtet Lujo Toncic in seinen Memoiren. Schließlich schiaß er sichmit dem Wort „quand-meme“ - „trotzdem“ - an.Warum tönen gerade aus Belgien von Zeit zu Zeit so skeptische oder verständnislose Stimmen ins neutrale Österreich?Belgiens Status einer vertraglich festgelegten Neutralität, mit einer Garantiepflicht für Belgien seitens der
Diese Fotos österreichischer Häftlinge im Konzentrationslager Dachau wurden von den Nationalsozialisten schon von Juli bis Oktober 1938 im Rahmen der Ausstellung „Der ewige Jude“ in der Halle des Wiener Nordwestbahnhofes — sie wurde von 350.000 Menschen besucht - öffentlich zur Schau gestellt. Der Titel „Juden und Judenknechte in Dachau auf Sommerfrische“ zeugt vom Zynismus, von der Brutalität und vom Triumphgefühl der neuen Herrschaft, die im März 1938 begonnen hat.Es konnten nicht alle Personen identifiziert werden, teilweise ist es gelungen.Linke Hälfte, mittlere Reihe
Von Mai bis September 1787 tagte in Philadelphia ein zunächst aus 55 Personen bestehender Konvent, der den Entwurf einer alle (damals 13) Staaten der Union umfassenden Verfassung ausarbeitete. Ein Staat (Rhode Island) hatte keine Delegierten entsandt, durch die aus politischen Gründen erfolgte Abreise zweier Delegierter des Staates New York verlor dieser bald sein Stimmrecht.Schließlich waren es 39 Unterschriften, die am 17. September 1787 die Fertigstellung des nach schwierigsten Verhandlungen (hinter verschlossenen Türen) akkordierten Verfassungsentwurfs beurkundeten.Der 17. September
Deutsche Historiker stellen in letzter Zeit zunehmend die eigene österreichische Identität in Frage. Ein Buch aus Graz schlägt nun gefährlich in diese Kerbe.
Am 2. April 1986 wäre Egon Cäsar Conte Corti hundert Jahre alt geworden. Corti, jahrzehntelang Österreichs meistgelesener Historiker, verstarb früh, schon 1953. Sein Buch ,J£lisabeth, die seltsa-meFrau“ (1934) wurde zum in viele Sprachen übersetzten Welterfolg, aber auch viele andere seiner Bücher waren und sind weitverbreitet. ,M&ximilian und Charlotte von Mexiko“ erschien 1924. Es folgte 1927 einer seiner größten Erfolge ,J) er Auf stieg des Hauses Rothschild“. Jch, eine Tochter Maria Theresias“ (1950) schildert das Leben der außergewöhnlichen Königin Marie Karoline
30 Jahre sind seit jenen dramatischen April-Tagen 1955 vergangen, in denen bei sowjetisch-österreichischen Verhandlungen in Moskau mit der Einigung über die Formel „Neutralität nach dem Muster der Schweiz” ein entscheidender Durchbruch auf dem Weg zum Staatsvertrag erzielt werden konnte. Der Historiker Gerald Stourzh durchleuchtet hier die Hintergründe der Ereignisse und präsentiert exklusiv neue Fakten.
Das „alte" Jahr 1984 stand, vom zeitgeschichtlichen Interesse her gesehen, im Zeichen der Erinnerung an die Erste Republik. Man kann nicht behaupten, daß gewaltige Schritte zu einer Bewältigung der kon-fliktbeladenen Geschichte Österreichs in der Zwischenkriegszeit getan worden wären. Die Ansprache des Bundespräsidenten im Februar beim Gedenkakt im Parlament gehörte zu den wenigen Versuchen, alle Österreicherin eine gemeinsame historische Gewissenserforschung einzubinden.Doch die politischen Lager blieben bei getrennten Veranstaltungen, auf der einen Seite nicht ganz frei vom
Am 30. Oktober 1943 genehmigten Anthony Eden, Cordell Hull und Wjatscheslaw Molotow den Text einer Erklärung über Österreich. Die drei Außenminister Großbritanniens, der USA und der .Sowjetunion Unterzeichneten jedoch das Protokoll über die auf ihrer Konferenz in Moskau gefaßten Beschlüsse, als deren „Annex 6” die Österreich-Erklärung aufscheint, erst am 1. November. Am gleichen Tage noch wurde die Erklärung veröffentlicht.Die Moskauer Österreich-Erklärung ist zu einem Gründungsdokument der Zweiten Republik geworden. Auf sie beriefen sich nicht nur die Alliierten bei ihrem
Eine der engsten Mitarbeiterinnen der während des Zweiten Weltkrieges von Pater Ludger Born SJ geleiteten „Erzbischöflichen Hilfsstelle für nichtarische Katholiken", Schwester Verena, ist am Allerseelentag in Wien gestorben.Helene Buben, wie sie mit bürgerlichem Namen hieß, 1900 in Wien geboren, absolvierte Ende der zwanziger Jahre den damals neuen Hochschulkurs für Laienkatechese, ehe sie 1931 in die Schwesternschaft der Caritas Sociales eintrat. Vom Jänner 1942 bis April 1945 arbeitete sie in der erwähnten Hilfsstelle — und es ist diese Tätigkeit, die sie zu einer weitum
Mit Heinrich Benedikt, der am 26. Dezember, vier Tage vor seinem 95. Geburtstag, von uns gegangen ist, hat Österreich den letzten Historiker verloren, der das Ende Altösterreichs noch im vollen Mannesalter erlebt hat. 1886 in Wien geboren, war Benedikt der älteste eines unvergesseren Dreigestirns von Historikern - mit seinen Freunden und Kollegen Hugo Hantsch (1895-1972) und Friedrich Engel-Janosi (1893—1978) -, das in den ersten Jahrzehnten der Zweiten Republik jüngeren Generationen die Geschichte der Monarchia austriaca aus der doppelten Quelle eigener Lebenserfahrung und historischer