Vor der publizistischen Kommission der europäischen Bischofskonferenzen hielt der ORF-Generalintendant ein Referat, das viel erörtert wurde. Wir zitieren gekürzt daraus.
Bald wird die Medienzukunft Gegenwart sein: Fernseh- und Radioprogramme kommen dann via Satellit aus dem Weltraum direkt ins Haus. Der deutsche Satellit soll im September 1984 starten. Und was tut Österreich? ORF- Generalintendant Gerd Bacher berichtete am 31. März dem Ministerrat über Entwicklungen und Möglichkeiten, damit die Regierung eine Entscheidung treffen kann. Die FURCHE bringt A uszüge des Berichtes.
Die Kommunikation durch Direktsatelliten wird sich unter sehr unterschiedlichen Existenzbedingungen entwickeln. Wir müssen hier zumindest vier große Zonen unterscheiden:Große Länder und Kontinente der Industriewelt mit keinen oder wenigen Staatsgrenzen. Typus USA, Kanada, Australien. Sie sind in jeder Beziehung das ideale Anwendungsgebiet für dieses Supermassenmedium. In diesen Räumen ist der Satellit jedenfalls billiger, mobiler, schneller installierbar als terrestrische Netze. Es ist Infrastruktur vorhanden und der Markt, der die Innovation finanziert. Die Finanzierung ist ein normales
Gerd Bacher, der Mann, dem man auf dem Höhepunkt seines Wirkens das Lebenswerk aus den Händen gerissen hat, um es zweckzuentfremden und in ein Instrument der Parteipoiitik umzufunktionieren, hielt am 30. September, dem Vorabend der Hörfunk-50-Jahr-Feier, seine letzte Rede als Generalintendant des ORF. Diese Rede wurde zwar über Radio und Fernsehen übertragen, die FURCHE will aber, im Interesse historischer Dokumentation, wenigstens die wesentlichen Passagen daraus ihren Lesern in die Hände legen.
Der Informationsnotstand hat in Osterreich Tradition., Sogar das historische Phänomen der Aufklärung wurde hierzulande von Kaiser Joseph II. stellvertretend für alle praktiziert; von der nicht eben informationsfreudigen Monarchie führte der Weg über das Bürgerkriegsklima der Ersten Republik direkt in die Diktaturen heimischer und importierter Machart. Die darauffolgende große Koalition hielt es wie der schon zitierte Kaiser: sie wußte selbst am besten, was den Untertanen guttat. Die große Zäsur erfolgte 1966 mit der erstmaligen Installierung einer Alleinregierung. In der seither zur Tagesordnung gewordenen Konfrontation gewannen die öffentliche Meinung und ihre Träger ein vordem nicht verzeichnetes Gewicht. Die durch die Rundfunkreform verstärkte Information der Massenmedien zeitigte im Relief des Landes zwei vorher unbekannte Situationen: die unverhältnismäßige Steigerung der innenpolitischen Mobilität und die auffallenden Streßbelastungen der Alleinregierungen Klaus und Kreisky.