Eine Frage an Musikbegeisterte: Welcher österreichische Komponist wird in deutschen Landen am häufigsten aufgeführt? Udo Jürgens, Wolfgang Amadeus Mozart, Robert Stolz? Alles falsch. Papa Haydn ist's, hätten Sie's gewußt?Es vergeht kein Tag zwischen Aachen und Aschersleben, an dem Österreichs klassischer Methusalem nicht musiziert würde. Allerdings erkennt der zartbesaitete Musikfreund, in dem, was da geblasen, gepfiffen, gestrichen und getrommelt wird, nicht immer das Original, den zweiten Satz eines der schönsten Streichquartette, das Joseph Haydn in seinem ertragreichen
Ich hoffe, Sie sind gut aus den Ferien zurückgekehrt. Ich nehme nicht an, daß Sie erholt sind, denn Urlaub ist heute ja eine anstrengende, eine schwierige und nicht selten gefährliche Angelegenheit.Früher war das viel einfacher. Die meisten Sommerfrischler hatten für nicht mehr Geld als eine Verlagerung des Haushaltes auf's Land zu entfernten Verwandten. So gab's zwar am Anfang und am Ende des Sommers allerlei Aufregungen und Anstrengungen, aber der Rest war beschaulich.Heute hingegen ist die Planung und Durchführung des Sommerurlaubes für eine vierköpfige Familie ein Unterfangen, das
Was war das damals doch spannend, als ich nach langem „Leiden" in der Schule der Kleinen, zu denen ich nicht mehr gehören wollte, endlich in die Schule der Großen, ins Gymnasium, gehen durfte. Damals gab es ja noch das Initiationsritual der Aufnahmeprüfung. Da mußte, nein, da durfte man das erste Mal die ersehnten hohen Hallen betreten, um anhand einiger kleinerer Übungen zu zeigen, daß man mit seiner eigenen Aufgeregtheit fertig werden konnte.Sodann änderte sich der Schulweg. Anstatt noch länger die längst langweilig gewordenen stillen Gassen des behäbigen 3. Bezirks zu
Haben die Österreicher und die Deutschen doch mehr Gemeinsamkeiten, als vielen lieb und manchen recht ist? Trotz aller Unterschiede zwischen deutschen Johannisbeeren und österreichischen Ribiseln, es gibt auch Deckungsgleiches.So haben sowohl die neuen Gesamtdeutschen als auch wir Restösterreicher ein Problem mit den jeweiligen Herrschern und ihren Häusern, den ehemaligen selbstverständlich.Was uns Österreichern die Habsburger sind - oder waren -, das sind den nördlichen Geschwistern ihre Hohenzollern.Vielleicht Anlaß, aber eigentlich kein Grund zur Schadenfreude. Jetzt sind wieder
Man hat ihn längst aus Holz geschnitzt und in Beton gegossen. Er wurde rosa lackiert und mit Punkten versehen, in durchsichtige Plastikfolie eingeschlagen und mit riesigen Bändern und Schleifen verziert. Er war der Star so mancher Schicki-Micki-Party und wurde zum Geburtstag verschenkt. Sammler haben gleich ein Dutzend im Depot, und in einer jüngst eröffneten Autobahnraststätte in Oberösterreich hängt sogar einer über dem Kamin.Vom Trabant, von den sozialistischen Volksgenossen mehr zynisch als zärtlich „Trabbi” gerufen, ist die Rede, der DDR-Antwort auf die deutsche
In diesen Tagen wird in Bielefeld ein Videowettbewerb entschieden. Wer zum zeitlosen Thema „Typisch Deutsch" etwas gleichermaßen Aktuelles wie Aufregendes mit der Kamera einfangen konnte, dem winken große Anerkennung und kleine Preise.Natürlich gibt es eine hochkarätig besetzte Jury. Hoffentlich weiß sie genau, was „typisch Deutsch" ist. Sie erwartet jedenfalls, so erfuhr man vorab, jede Menge Kritisches zur deutschen Vereinigung. Da hätten wir ja schon etwas typisch Deutsches: Bedeutend kann in diesen Tagen dem Deutschen nur sein, was „kritisch infrage gestellt",
Früher lechzten die gebildeten Stände nach den Lobpreisungen und Schmähreden der Kunst-Literaten. Wer sich mit spitzer Zunge und geschliffener Feder über die künstlerischen Produktionen des vergangenen Wochenendes hermachte, der konnte in der feinen Gesellschaft einiges bewegen - und sei es auch nur eine Hand.Hans Weigel, der das böse Wort von der „Kredenz auf Radeln" für eine beleibte Sopranistin geprägt haben soll, mußte dies einstens schmerzhaft verspüren. Friedrich Torberg freute sich lebenslang am Applaus, der ihm für die Erfindung des „endenwollenden Beifalles"
Die Radiosprecherin bemühte sich um eine bühnengerechte Aussprache der neuesten Nachrichten. Ich lauschte dem Klang ihrer Stimme,.Was konnte man von normalen Nachrichten denn schon erwarten: Katastrophen aller Arten, die gottseidank schon passiert waren und daher den Hörer hier und jetzt nicht mehr betreffen konnten. Da plötzlich blieb ein Wort hänfen, und schon war ich ganz Aufmerksamkeit: „Der Preisauftrieb...", intonierte die bemühte Sprecherin messerscharf, als gelte es, einem abartigen Schwerstverbrecher das längst verdiente strenge Urteil zu verkünden.Wenn Preise
Der einsame Mann in der Hofburg, wie er genannt wird, der österreichische Bundespräsident also, darf recht wenig. Schon von Rechts wegen sind seine Rechte recht eingeschränkt, aber faktisch und praktisch sieht es noch viel schlimmer aus: Was immer er auch tut - oder auch nicht -, irgendjemandem ist es sicher nicht recht. Und deshalb schielt er auch so neidvoll über die Grenze ins vergrößerte Deutschland.Sein Amtskollege in Bonn und Berlin nämlich kann tun und lassen, was er will, stets applaudieren die Medien, und die Herzen der Massen fliegen ihm nur so zu. Wenn er sich zu einem Thema
Grün ist die Farbe des Frühlings und der Hoffnung. Und auf Frühling konnten die Grünen in der Tat lange Zeit hoffen: auf den eigenen und den ihrer Lieblingsideen. In letzter Zeit ist die Farbe der grünen Hoffnung allerdings dunkler geworden. Von einigen temporären Aufhellungen abgesehen, nimmt sie mehr und mehr die Farbe der Mohren an. Die Mohren freilich, so will es das Sprichwort, müssen gehen, wenn sie ihre Schuldigkeit getan haben. Gilt das demnächst auch flächendeckend für die Grünen?Haben sie ihre politische Schuldigkeit getan und müssen sie nunmehr wieder von der politischen
Trennungen sind etwas Schlimmes. Sie verursachen Tränen, Herzschmerzen, Wehmut - und haben nicht selten üble Folgen. Vor allem in Diktaten und Schulaufsätzen.Wer die Trennungen nicht beherrscht, ist in großer Gefahr, eine schlechte Note in der Deutsch-Schularbeit ein-zufangen, zumindest in konservativen Schulen. Weil aber schlechte Noten bekanntlich zu einer abrupten Chancenverringerung der jungen Menschen führen, die ja nach herrschender Meinung alle gleich geboren sind und daher auch lebenslang gleiche Chancen haben müssen, sind die Trennungsregeln fortschrittlichen Bildungspolitikern
Aus Salzburg kommt frohe Kunde: der neuen Leitung soll die programmatische Quadratur des Festival-Kreises endlich gelungen sein.Während nur gehässige Kritiker, womöglich solche, die sich irgendwann einmal erfolglos um eine Salzburger Festwochen-Funktion beworben haben, die Qualität der Musik unter dem Untersberg in Frage stellen, ist das Schauspiel an der Salzach im Dauergerede. Natürlich gab es immer wieder Inszenierungen im offiziellen Programm, und auch oft dieselben, die überregionalen Ansprüchen gerecht wurden. Und natürlich wagt sich auch niemand öffentlich und kritisch an den
Früher galt Bangemachen nicht in Deutschen Landen, heute, so scheint's, ist Bangemachen erste Bürgerpflicht. Früher galten die Deutschen, die strammen Preußen gar, als aggressiv, heute sind sie eher ängstlich.Es hat sich ja auch einiges geändert. Zu Zeiten, als die Proletarier aller Länder sich zur revolutionären Machtübernahme vereinigen sollten, hatten auch die meisten Deutschen nichts als ihre Ehre zu verlieren. An der hielten sie unverbrüchlich fest und zogen munter von einem Krieg zum anderen.Den ersten großen Krieg verloren sie gemeinsam mit uns Österreichern, den zweiten
Was haben Bruno Kreisky und Bundeskanzler Vranitzky gemeinsam? Eine ganze Menge, meinen die politologischen Monophysiten: die Positionen im Staate und in der Partei, die Fähigkeit, die Bevölkerung zur Stimmabgabe zu bewegen und dabei im Alleingang die Wahlen gleich auch zu gewinnen, die spürbare Distanz zu allen sozialistischen Ideen, sofern sie sozialistischer sind als konservative Hirtenbriefe.Aber es gibt auch Dualisten unter den Politprofis, und die sagen, daß die beiden rein gar nichts gemeinsam hätten. Das sähe man schon an der Art, wie sie mit ihren Augengläsern umgehen oder
Die Medien lieben die Prominenz. Wer ist der Bedeutendste, die Beste, der Schnellste, die Begehrteste! Über die im Lichte berichten sie besonders gerne, denn das ist es, was das p. t. Publikum lesen, hören und sehen will. Freilich, damit man über Super-Prominente und Mega-Stars berichten kann, muß man erst einmal wissen, wer denn so überaus bedeutend, so ungeheuer wichtig ist.„Wer ist die Schönste im ganzen Land?" wurde der Spiegel schon in märchenhaften Zeiten gefragt. Als die Antwort, zwar präzise, aber leider nicht wie gewünscht ausfiel, kam es bekanntlich zur ökologischen
Wenn nicht alles trügt, dann werden die österreichischen Politiker in der nächsten Zeit keine allzu großen Sprünge machen können. Zumindest nicht diejenigen, die sich nach zähem Ringen nun doch entschlossen haben, es noch einmal mit gemeinsamer Regierungsverantwortung zu versuchen.Es ist nicht aufzuschließen, daß die Gangart der großkoali-tionären Regierung in den nächsten Monaten dem Kinderspiel des „Dreibeinlaufens" äußerst nahe kommen wird.Für diejenigen, die diesen Hit meiner Vorschulzeit nicht mehr oder auch noch nicht kennen, sei es kurz erläutert: Zwei Kinder
Naive Zeitgenossen bezeichnen gelegentlich Sport als friedlichen Wettkampf. Daß ich nicht lache. Sicherlich, man kann auf den jeweiligen Kampf Wetten abliefern, aber was soll das schmückende Beiwort „friedlich"?Nichts tobt so erbittert wie das Kräftemessen sportlicher Rivalen. Wer auf die oberste Stufe der Siegertreppe, auf das goldene Stockerl will, der kennt „keine Verwandten" mehr, der kämpft „mit Haken und Ösen", dem ist schließlich nichts „Unmenschliches mehr fremd" - was die eigene Anstrengung betrifft und wohl auch die Taktik, die die Gegner ausschalten
Wer in diesen Tagen an Golf denkt, dem wird's mulmig. Die gegenwärtige Krise in der Golfregion beeinträchtigt den wohlanständigen Bürgerschlaf der Mitteleuropäer. Die internationale Solidarität läßt uns nicht in Ruhe.Wie tröstlich, daß es auch noch andere Golf-Probleme gibt. In Deutschland tobt ein anderer „Golf-Krieg". Unblutig gottlob, aber keineswegs unheftig. Es handelt sich um die Auseinandersetzung zwischen den Wohlstandsbürgern, die nach Eroberung der ehemaligen Nobelsportarten Reiten und Tennis nunmehr ihre Ambitionen auf das nervenzerfetzende Spiel mit den
Endlich habe ich mich wie- der in die österreichische Poli- tik eingemischt.Ich war freilich auch bisher über die bewegenden und be- stürzenden Ereignisse zwi- schen Kalksburg und den Ka- rawanken, Arlberg und Atz- gersdorf informiert gewesen; schließlich studierte ich ja regelmäßig die mir zugesand- ten Belegexemplare österrei- chischer Periodika, und nicht nur auf der Suche nach meinen eigenen Beiträgen.So wußte ich auch in der Mitvergangenheit, daß sich in meiner Heimat regelmäßig al- lerhand tat. Eine Information, die deutsche Zeitungsleserund Fernsehschauer in der Regel nicht
Wenn Konservativen oder gar Liberalen im Wahlkampf nichts mehr einfällt, dann greifen sie ganz tief in den Zylinder und zaubern den bewährten Steh- satz: „...weil wir vom Wirt- schaften mehr verstehen!" hervor.Das hat ihnen noch (fast) immer geholfen, in bundesdeut- schen Landen jedenfalls. Dort fühlen sich die Arbeitnehmer immer dann bei den S-Partei- en, den sozialdemokratischen, sozialistischen oder sozioöko- logischen, gut aufgehoben wenn der Lohn, von dem sie abhängen, so hoch wie möglich und außerdem noch sicher ist.Wenn die Wirtschaft aber knirscht, wenn das Sparkonto in Gefahr
Jetzt kann sie also endlich stattfinden, die deutsch-deut- sche Vereinigung. Möglich, daß es noch einige Schwierigkei- ten mit der Bewältigung der STASI-Vergangenheit gibt, und daß auch die Harmonisie- rung des Lebensstandards das eine oder andere Problemchen bietet, aber die wesentliche Hürde ist geschafft.Das Problem, das das leidge- prüfte Österreich tatsächlich bis in die Grundfesten erbeben ließ, das wird sich den verei- nigten Gesamtdeutschen nicht stellen: das wahrhaß sekundä- re Problem der Autokennzei- chen, in Österreich unzulässig verniedlichend „Nummernta- ferln"
Wenn es um die Frage geht, was denn die DDR in die deut- sche Ehe einbringen könnte, gibt es in einem Punkte keine Zweifel: Die Bauern-Sportler und Arbeiter-Sportlerinnen, die sind hochwillkommen.Wer dies nicht glaubt, der soll sich doch einmal die Me- daillen-Spiegel der letzten x- beliebigen Weltmeisterschaften oder gar von Olympischen Spielen, die nicht durch irgend- einen törichten Boykott am- putiert worden waren, vorneh- men.Wenn der deutsche Sportmi- chel oder die germanische Tumgretel da zu addieren beginnen, dann leuchten die Augen, dann strahlt Stolz über das in zahllosen
Uns Österreichern wird vor- geworfen, daß wir ausschließ- lich in Provisorien denken - und leben. Nichts hat zwischen Bregenz und Rust so sehr Be- stand wie etwas, das als Provi- sorium, nur für „zwischen- durch", nur vorübergehend und für kurze Zeit eingerichtet wurde.Aber unsere deutschen Nach- barn haben offensichtlich auch so manchen österreichischen Zug in ihrer preußischen Na- tur, denn gar so einstimmig wollen sie ihr Bundesproviso- rium am Rhein südlich der heiligen Römerstadt Köln nicht aufgeben.Bonn, bis zur Entdeckung als Bundeshauptdorf nur Einge- weihten als
Die Deutschen sind vielfa- che Weltmeister. In manchen Disziplinen haben sie ernstzu- nehmende Konkurrenten, in einer nicht mehr: Sie gelten als die Reise-Champions, als Fe- rien-Meister, als Urlaubs-Top- Profis schlechthin.In den Alltags-Disziplinen „Urlaubsplanung" und „Rei- seorganisation "sind sie unum- stritten, in der speziellen Spar- te „Gerichtliches Durchsetzen von Schadensersatzansprü- chen nach enttäuschenden Fe- rien" sind sie Weltspitze.Und weil das alles so ist, gelten die zahlungsfähigen, aber längst nicht immer zah- lungswilligen Menschen deut- scher Zunge nicht nur
Dis Peutschen" gelten vielen in der Welt als notorische Besserwisser. So wissen zum Beispiel die Deutschen bekanntlich über alles im kleinen Österreich Bescheid, aber sie wissen nich t, wie groß - schlechter: wie klein - es ist.Fragen Sie zwischen Rendsburg und Altötting wen Sie wollen, weniger als zehn Millionen Österreicherwirdlhnen kein strammer Michel und keine forsche Gi:etel zugestehen. Nach mühsam gewonnenen Fußballspielen wächst die Zahl der sportlich vernichte.; ten Alpenbewohner in der Wahrnehmung der Tüchtigen gar in astronomische Höhen. ·Was aber wissen die
Die neuzeitlichen Traumdeuter und Kaff eesatzergründer, die Soziologen und Politolo???? gen also, rätseln immer noch: W(ls war es denn eigentlic;h, das die auf ewig begründete DDR so jäh und unvermittelt zusammbrechen ließ.Da werden die Verführungskünste der westlichen Medien verantwortlicl & gemacht und die materiellen Lockrufe cJ.essen, was westliche Linke und östliche Rechte „Kapitalismus " nennen. Da hält man die wirtschaftliche Misere für deh Hauptgrund und die sozialistische Tristesse für die Nebenursache.Das mag ja alles (richtig) sein, aber die Erfahrung lehrt, daß es
Wenn man sie braucht, sind sie nicht zu finden, und wenn sie da sind, will sie keiner. Richtig, von der Polizei ist die Rede. Die hat in diesen Tagen in Österreich bekanntlich kei- ne besonders guten Karten - und in der DDR schon gar nicht. Das ist, zumindest im Falle der ehemaligen Volkspolizei, die alles mögliche war, nur ganz offensichtlich nicht die Polizei des Volkes, auch nur zu ver- ständlich.Sie verschaffte dem Staat und seinen Funktionären Sicher- heit-und daher war sie eigent- lich immer eine „Staatspoli- zei", gleichgültig, ob sie vor einem Parteigebäude Wache schob oder ob
In bundesdeutschen Debat- tierklubs grassiert dieser Tage die politische Quizfrage: „Was wollten die DDR-Deutschen eigentlich mit ihrer sanften Revolution?" Und wohlstands- verstörte Soziologen setzten mit gequältem Besserwisser- Lächeln nach: „Wohlstand oder Freiheit?" Auf die nahe- liegende Antwort, daß die Deutschen aus der Demokrati- schen Republik möglicherwei- se beides erhofft hätten, also genau das, was den westdeut- schen Bürgerinnen ja grund- sätzlich garantiert und tatsäch- lich gewährt wird, kommen sie nicht.Das ist auch ganz verständ- lich, denn das, was man selbst
Die deutsche Sprache gilt allgemein als schwierig. Man- che finden sie schön, nicht so schön wie Französisch, aber immerhin. Reichhaltig und vielfältig ist sie sicherlich, wenn man alle Regionalsprachen und Nebendialekte zuläßt. Aber alles kann auf Deutsch eben doch nicht so präzise ausge- drückt werden wie in anderen Sprachen, und deswegen be- hilft man sich zuweilen mit Anleihen im nachbarlichen Sprachgut, zum Beispiel im österreichischen. Das traditio- nelle Wiener„eh"wurde eben- so übernommen wie das Tiro- ler „auffi". Auch der „ Schmäh " ist längst
Ein Gespenst geht um in deutschen Landen, und das heißt,, Quotenfrau ". Gut war es gemeint, und schrecklich ist es geworden, meinen nunmehr nicht bloß die um fast schon sichere berufliche und politi- sche Karrieren gebrachten Männer, sondern auch mehr und mehr Frauen.Das erste, was man dieser Tage aus dem Munde von er- folgreichen Vertretern des aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen als schwach bezeich- neten Geschlechtes hört, ist der Protest: „Ich bin doch keine Quotenfrau!" Und das will hei- ßen: Ich bin deshalb in dieser und jener Position gelandet, weil ich gut bin,
Daß die Wiederherstellung Deutschlands keine ganz ein- fache Angelegenheit sein wür- de, das war auch allen Nicht- Deutschen von Anfang an klar.Freilich, was da gewollt wird, ist noch lange nicht getan, und häufiger als selten wird das, was man - allzu - gut meint, schlecht gemacht. Außerdem gehen hier ja nicht irgendwel- che Menschen aufeinander zu, sondern eben Deutsche, und die zeichnen sich bekanntlich durch eine Reihe von ganz und gar deutschen Eigenschaften aus: durch Tüchtigkeit, durch Ordentlichkeit, durch Gründ- lichkeit und - ganz besonders - durch Grundsätzlichkeit.Das
In diesem Frühling ist ja alles anders. Da bricht selbst in noto- risch pessimistischen alternati- ven Gazetten der blanke Opti- mismus aus. Und einzig und allein die Organisatoren von österlichen Friedensmärschen scheinen sich zu sorgen: Wer- den sich genug Friedensbeweg- te durch die zu Ostern weitge- hend verkehrsfreien Straßen bewegen, wenn selbst die noto- rischen Falken im Bonner Ver- teidigungsministerium an eine kräftige Verkleinerung der Bundeswehr denken?Allerorten scheint gleichzei- tig mit dem Frühling der Frie- den auszubrechen, zumindest im Herzen Europas, wo bis vor noch
Wenn in deutschen Landen das Undenkbare denn doch für möglich gehalten wird, dann sagen Mann und Frau wiegen- den Kopfes auf schlecht deutsch: Man hat schon Pfer- de kotzen sehn / direkt vor der Apotheke!"Augsteins Spiegel erschien mit einem Kohl-positiven Aufmacher, und der Gralshü- ter des politisch engagierten Skandaljournalismus persön- lich bescheinigte dem west- deutschen Kanzler, daß er die „richtige Sache" vertreten habe, die gesamtdeutsche Ver- einigungssache nämlich. Wie denn das?Bislang war der massige Pfälzer doch der Hamburger Polit-Postillen bewährtester
Nichts ist so alt wie die letz- te Wahlprognose vor der ersten Hochrechnung. Auch in deut- schen Landen, in denen man bekanntlich mit besonders spit- zem Stift schreibt und hartem Griffel rechnet, gilt der Satz, daß die politische Statistik die Fortsetzung der kabbalisti- schen Weissagung mit anderen Mitteln ist.So konnten Mann und Frau nach der Wahlsensation vom Wochenende auch unmittelbar nach der ersten und noch höchst vorläufigen Hochrech- nung tiefgründige Erklärungen vernehmen. Diesmal freilich fast ausschließlich von den Enttäuschten. Die Überra- schungssieger beschränkten
Nach einigen politischen Höhenstürmen ist nunmehr Bewegung in Bodennähe der bundesdeutschen Radioszene gekommen. Die Wellen schlagen freilich in unterschiedliche Richtung: während im wirtschaftsfrohen Süden bereits ein erbitterter Kampf um Frequenzen und Einschaltquoten in vollem Gange ist, tobt beispielsweise im notleidenden Nordwesten der Bundesrepublik erst der Kampf um wohldotierte Posten.In den Ballungszentren in Bayern und Baden-Württemberg streiten sich die privaten Radioveranstalter mit Programmverschnitten aus 03, RTL und SWF darum, wer wohl den flottesten Funk machen kann.
Die Medienexperten der Regierungspartei hatten es nie gewollt, und das merkt man ihm auch an, dem Landesrundfunkgesetz aus Bundesdeutschlands größtem Bundesland Nordrhein-Westfalen. Es wurde noch knapp vor den Bundestagswahlen mit heißer Nadel fertiggestrickt, und es soll nunmehr im Riesenland zwischen Luxemburg und Weser für 17 Millionen privaten Hörfunk und privates Fernsehen möglich machen.Im Düsseldorfer Landtag und im Westdeutschen Rundfunk zu Köln am Rhein haben die Sozialdemokraten satte Mehrheiten. Das Sagen in Rundfunkdingen hat der linke Flügel, und der sieht nicht ein,
Durch die mikroelektronischen Produkte werden alle Bereiche menschlicher Aktivität erreicht: Es steht daher außer Frage, daß die neuen Infor-mations- und Kommunikationstechniken als Thema in die Schule gehören. Und es wird weiter deutlich, daß man sich nicht bloß auf technische Ausbildung in beruflichen Schulen beschränken darf.Die neuen Instrumente werden tendenziell durch je-dermensch benutzt werden, und zwar keinesfalls ausschließlich zu professionel-len Zwecken. Sie werden zu Bestandteilen der alltäglichen Zivilisation.Nun könnte man natürlich einwenden, daß die Bedienung der
Die Bildungspolitik gerät in Bewegung: Hunderttausende junge Franzosen demonstrieren gegen Regierungspläne, die Uni noch selektiver zu machen. In Deutschland entdeckt die Wissenschaft das „pädagogische Rad“ neu: Inhalte sind wichtig. Nur bei uns wird immer noch vom Abschaffen der Noten geredet.
Vor zwanzig Jahren begann die Unruhe an den Universitäten. Die Masse der Studenten war mit den Studienbedingungen unzufrieden, die Avantgarde mit dem Staat, der dafür verantwortlich war. Viele der Studentenbewegten sind heute Professoren, manche Minister. Die Studenten sind mit den Studienbedingungen aber immer noch nicht zufrieden. Das ist in der Bundesrepublik Deutschland nicht anders als in Österreich.Die unzufriedenen Studenten von heute studieren freilich nicht mehr Soziologie und Politologie, sie haben sich, aus welchen Gründen auch immer, für Biologie oder Informatik entschieden.
Fast allerorten propagiert man den Einzug des Computers in das Bildungswesen. Vorher sollte man freilich die Terminologie und das Ausmaß des „Computerunterrichts“ klären.
Im Schulfernsehen sitzt der Wurm drinnen. In der Schule kaum genutzt, hat es nur dann eine Überlebenschance, wenn es aus den eingefahrenen Gleisen ausbricht.
Trainingslager für Eliten, Kaderschmieden? In Deutschland entstehen auf alternativ-anthroposophi-scher Basis Privatuniversitäten. Mißtrauensvotum für Staatshochschulen?
Was kann ein Gesetz bewirken, das Kinder formal verpflichtet, die Schule zu besuchen? Es ist höchste Zeit, diese „Heilige Kuh“ der Bildungspolitik und Pädagogik zu schlachten.
Das Schulfernsehen ist so gut wie tot. Als schwacher Trost bleibt, daß die negativen Folgen der Massenmedien im Unterricht niemand zu fürchten braucht. Aber ist das gut so?
Auf dem Stuttgarter Killesberg verstanden kürzlich die angereisten Journalisten die deutsche Büdungswelt nicht mehr. Seit mehreren Jahren hat man die Bildungsmittelzunft für sterbenskrank erklärt. Letztes Jahr in Basel glaubten die renommierten Büdungs-Redakteure der „Zeit” die Endzeit der Lehrmittelhersteller für gekommen. Doch der Nekrolog kam zu früh an: Im Februar 1985 drängten sich Hunderte Lehrer in langen Schlangen vor den Kassenhäuschen, bei denen es die begehrten Karten zur „Didacta 85” gab.Beim Kassensturz nach fünf Tagen Messetrubel kam allenthalben Freude auf:
Je kürzer die eigene staatliche Tradition, um so wichtiger wird sie bekanntlich genommen. In Ägypten ist Tradition so selbstverständlich wie der Sand in der Luft von Kairo, eine Durchschnittsgeschwindigkeit der Autos während der „Rush Hour" von einem Stundenkilometer und die unstillbare Fruchtbarkeit des einfachen Volkes.Traditionell dauert die Rush Hour in der Nilmetropole 20 bis 22Stunden, zur Tradition gehört es in der Zwischenzeit, daß in Ägypten in 18 Monaten die Einwohnerzahl von Wien hinzugeboren wird. In den inneren Bezirken von Kairo leben schon mehr Menschen als in ganz
Wenn Kultur etwas mit Bildung zu tun, wenn gar höhere Bildung höheres kulturelles Niveau zur Folge hätte, dann wäre die Bundesrepublik Deutschland fürwahr auf dem Weg zum führenden Kulturstaat, heute in Europa, morgen in der ganzen Welt. Nach fünfzehn Jahren Bildungsexpansion, nach Reformphasen, nachRestaurationsschüben, nach massenhafter Bildungswerbung und gezielter Bildungsförderung können sich die Zahlen der bundesdeutschen Bildungsstatistik durchaus sehen lassen.Für Bildung, darunter auch für „Kultur", wobei man stets und verkürzt an Theater, Museen oder
Es steht (weit mehr als) ein Schloß im Waldviertel. Daß auf Schloß Rosenau, Waldviertler Geheimtip für Kultururlauber, auch interessante musikalische und musikdramatische Akzente gesetzt werden, wissen nur Eingeweihte. Seit sieben Jahren wird nach dem Konzept von Erwin Ortner, Kunsthochschulprofessor aus Wien und Leiter des Arnold-Schönberg-Chores, die „Musikfabrik im Schloß" betrieben. Er hat einen Dozentenstab aus profilierten Musikern der Konzertszene und Lehrenden von Musikhochschule und Konservą-; torium in Wien gebildet und wendet sich an musikalisch qualifizierte
Die Aufregungen um die französische Herausforderung, die als amerikanische getarnt worden war, hat sich wieder gelegt; J. J. S. S. hat sich nach Revolutionierung der europäischen Wirtschaft der Politik im allgemeinen zugewandt. Der Schock, den die Erkenntnis des „technological gap“ auslöste und der sich als „managerial“ entpuppte, ist überwunden. Geblieben ist — und das ist das Zeichen der bleibenden Bedeutung Servan-Schreibers Welterfolges — auch ein deutlich merkbar gestiegenes Ausbildungsbewußtsein in Vorständen und Geschäftsführungen österreichischer Unternehmen. Vor allem für alles das, was, sei es zunächst auch nur in der Uberschrift, mit Managementausbildung zusammenhängt.
Ein besonders angriffslustdger Doktor Alois Mock, Exuntemchtsmini-ster, Mitte der Dreißig, und derzeit inoffizieller Schattenminister der geteilten Ressorts Unterricht und Wissenschaft/Kunst, präsentierte vergangenen Donnerstag im Rahmen eines Pressegespräches ein Elaborat ,3üdungs-Grundlage der freien Gesellschaftsordnung“, das vom Arbeitsausschuß dar Osterreichischen Volkpartei für „Unterricht, Forschung und Kunst“ erarbeitet worden war. Ais Einleitung und in Zusammenhang mit Fragen nach der Hochschulreform griff Doktor Mock, der allein den vielköpfigen Arbeitsausschuß vertrat,
1. Das Landesverteidigungskonzept fußt auf dem kaum korrigierten Kriegsbild des zweiten Weltkrieges bzw. des Koreakrieges.• Überhastete Aufstellung des österreichischen Bundesheeres 1955.• Abhängigkeit der Ausbildung von zurückgelassenem beziehungsweise geschenktem Gerät.• Vor allem in der Aufbauphase des österreichischen Bundesheeres waren nahezu sämtliche Offiziere und ein Großteil der Unteroffiziere „kriegserfahren“ und daher am zweiten Weltkrieg orientiert. Schließlich aus ausbildungsmäßigen Gründen:• Die Schulung von militärischem Führungsnachwuchs wurde
Die Wikinger kommen!... Und es hat allen Anschein, als oh sie diesmal mehr und vor allem längeren Erfolg hätten. Denn sie kommen nicht mehr wie ihre wilden Vorfahren mit Schwert, Rudersegelboot — und Hörnern, am Kopf zu tragen und als Trinkgefäß zu benutzen, sondern sie kommen mit Inseraten und Angeboten über Sexwäsche, Pornoartikel aller Art {solche, die man kaum als Pornoartikel bezeichnen kann, und solche, von denen selbst im Kamasutram nichts steht); mit gedruckten Produkten der erotischen Industrie. (Nun als Sensation: erstmalig in deutscher Ubersetzung.) Sicher, der durchschlagende Erfolg bleibt vorerst abzuwarten — er zeichnet sich aber schon ab. Hier hat die alles beherrschende Industrie eine offensichtlich echte Bedaffslücke gefunden, in die mit aller Kraft der Werbung und aller Kraft des Marketing gestoßen wird. War bis vor noch ganz kurzer Zeit die Vermarktung des Sex und ein Anbringen von einschlägigen Annoncen den Toilettewänden öffentlicher Bedürfnisanstalten vorbehalten, so begannen schon vor Jahresfrist zunächst Kleinanzeigen für Pornoartikel und Erotikä aller Art zu werben. In der Zwischenzeit ist aus diesen schüchternen Versuchen eine wahre Inseratenlawine geworden.