Erst nach dem Tod von Giovanni Papini am 7. Juli 1956 erreichte uns der folgende Aufsatz des berühmten italienischen Dichters, den er kurz vor seinem Tod, geplagi von schwerer Krankheit, schrieb.Manchmal wunder ich mich über jene, die meine Ruhe verwundert, meine Ruhe trotz des Elends, in das mich die Krankheit warf. Ich habe den Gebrauch der Beine, der Arme, der Hände verloren, ich bin fast blind und fast stumm, ich kann also weder gehen, noch die Hand eines Freundes drücken oder auch nur meinen Namen schreiben. Es ist mir nicht mehr möglich zu lesen, zu diktieren oder ein Gespräch zu
Am 7. Juli 1956 starb in Florenz der bekannte italienische katholische Dichter und Philosoph Giovanni Papini im 75. Lebensjahr. Wir bringen im folgenden das Schlußkapitel aus seinem Buch „Cölestin VI. Briefe an die Menschen“ in der Uebersetzung von Paul Thun-Hohenstein, erschienen im Amandus-Verlag, Wien; ein Kapitel, das, gleichsam als persönliches Bekenntnis konzipiert, uns gerade in dieser Stunde wesentlich erscheint.Ich habe zu den Menschen gesprochen, zu allen Menschen, in Deinem Namen.Und nun, am Abend seines langen Tagewerks wendet sich der greise Abgesandte an den Herrn und
Ich wollte Italien wieder einmal sehen, seine reizvollsten und seine größten Städte, die so überraschend schönen, ländlichen Klöster, die traumhaften Landschaften und auch die berühmten: von Taormina bis zu den Borromä-ischen Inseln. Dreieinhalb Monate bin ich umhergereist, da und dort mich aufhaltend; und nun bin ich seltsam traurig. Traurig für mich selbst und für dieses Land.Zum ersten Male reiste ich durch Italien vor fünfzig Jahren. Schon damals war es angegriffen und angefault von der sogenannten modernen Zivilisation, aber immer noch war es die schöne Heimat eines
Am 27. Jänner dieses Jahres war Mozarts 200. Geburtstag, Musikologen und Musiko-manen, Aesthetert und Anekdotenschreiber haben zur höheren Ehre des Salzburger Wunderkindes Wort auf Wort und Satz auf Satz getürmt.Ich nicht. Ich möchte Mozart nur von Herzen zu Herzen für alle Freude danken, die er seit mehr als einem Jahrhundert so vielen Seelen gab und immer weiter gibt. Sein Leben war 30 Jahre lang ein Martyrium, das Martyrium eines Sklaven. Er ist der Sklave seines Vaters gewesen, der die Frühreife seines Genies ausnützte, Sklave der geistlichen und kaiserlichen Herren, die mehr
Am 9. Janner d. J. wurde Giovanni Papini, Italiens beruhmtester lebender Dichter und Schriftsteller, 75 Jahre alt. Der Großteil seiner Werke liegt auch in deutschen Uebersetzungen vor. Zwei davon „Das schwarze Buch“ und „Narreteien“ erschienen im Verlag „Herold“, Wien. Im folgenden bringen wir einen Auszug aus seinem Buch „Papst Cölestin VI. an die Menschen“, das ins Deutsche übersetzt von Dr. Paul Thun-Hohenstein im Amandus-Verlag, Wien, erschien.
Mir gefällt diese alte päpstliche Provinzstadt Avignon ungemein. Und noch jedesmal hat sie mir irgendeine nette Ueberraschung gebracht. Hier ihre letzte Ueberraschung: Vor einigen Tagen fiel mir nahe der berühmten Brücke ein großmächtiges Plakat mit handgemalten, farbenfrohen Buchstaben ins Auge. Da hieß es:Am Donnerstag abend war ich unter den ersten, die den Saal des großen Cafe Mogador betraten. Der Saal war geräumig, aber als ich kam, waren, da und dort verteilt, im ganzen erst ein Dutzend Menschen anwesend, fast nur alte Leute. Um 21.30 Uhr war noch die Hälfte der Plätze
Seit der Explosion der Atombombe in Hiroshima waren schon mehrere Jahre verflossen, aber erst heute ist es mir gelungen, mit dem berühmten Physiker zu sprechen, dem der Hauptanteil an dieser schreckenerregenden Erfindung zuzuschreiben ist.Zu Professor Ernest O. Lawrence vorzudringen ist alles andere als leicht, denn die Atomwissenschaftler werden anscheinend ähnlich überwacht wie berüchtigte Gangster. Doch lag mir gar zu sehr daran, in ein Gespräch mit dem Erfinder des Zyklotrons zu kommen, der, gemeinsam mit Oppenheimer, jene neue Methode der Atomzertrümmerung entwickelt hat, durch die
Dieser Tage erhielt ich die Erlaubnis, die „Internationale Masken-Ausstellung“ (IME) zu besuchen, einen mächtigen Konzern, wie man heutzutage sagt, die Gründung einer Aktiengesellschaft, die über viele Milliarden Kapital und eine Belegschaft von Tausenden bewährter Fachkräfte verfügt.Höflich wurde ich von einem der stellvertretenden Direktoren der Abteilung „Neuschöpfungen“ empfangen. Er begleitete mich während der ganzen Dauer meines Besuches durch das berühmte Unternehmen. Es war ein Mann um die Fünfzig, ein langer, hagerer Mensch mit aschfahlem Gesicht, dem keine
Vor ein paar Tagen traf ich den bekannten Gog — den verrückten Millionär, dem ich in ganzes Buch gewidmet habe. Er wollte mir sein letztes Erlebnis berichten.„Das schreckliche Wetter und ein Anfall von Trübsinn haben mich gezwungen, das Haus zu hüten“, begann Gog. „Ich benützte das, mir im Schwarzen Saal meiner Villa einen Streifen vorführen zu lassen, zu dem ich vor einiger Zeit das Drehbuch geschrieben hatte.Die in allen Ländern erzeugten Filme gehen mir nämlich schon längst auf die Nerven. Man sieht nur als Helden verkleidete Verbrecher, Mörder, die am Galgen oder
In einer Zeitschrift, die in Bombay in englischer Sprache erscheint, fand ich einen Beitrag aus Nizza, gezeichnet „Auranartda“, der mir beachtenswert scheint. Der Verfasser, offenbar ein junger Inder von hoher Kultur, erklärt, daß die westlichen Völker, die europäischen wie die amerikanischen, nachdem sie durch viele Jahrhunderte die Vertreter der höchsten schöpferischen und kritischen Geisteskräfte waren, heutzutage den erschreckenden Eindruck völliger Verdummung machen, einen Eindruck, der von Jahr zu Jahr sich noch mehr verdeutlicht und vertieft. Aurananda verzeichnet mit
Seit einiger Zeit bin ich einer der stärksten Aktionäre der Novel’s Company Ltd., und da ich mich auf der Durchreise in Chikago aufhielt, wollte ich die Offizin dieser Gesellschaft aufsuchen.Unter allen Druckwerken, die sich dem Publikum anbieten, ist der Roman das Gesuchteste und genießt die weiteste Verbreitung, so daß im Kopf eines jungen Freundes von mir der Plan entstand, auf diesem Gebiet eine eigene, richtige Industrie zu schaffen, um den Interessenten Standardware in großen Mengen bieten zu können. Die Phantasie im Dienst des Bedürfnisses nach Entspannung: das ist die einfache
Am Morgen des 1, Juni trat auf einer bewaldeten Hochfläche des Berges Suma in aller Heimlichkeit der Narrentag zusammen. Alle großen Irrenhäuser — einschließlich der Strafabteilungen —, alle Heilanstalten für Geisteskranke waren mit Abordnungen vertreten. Zum Vorsitzenden wurde nicht ohne Widerspruch Gume gewählt, der bekannte, hochgradige Paranoitiker, dessen auch in den verbreitetsten Handbüchern der Psychiatrie Erwähnung getan wird.Entgegen der Vorstellung, die sich ein Laie davon machen mag, verlief die Versammlung in voller Ruhe und Ordnung. Die Abwesenheit der verhaßten
Ich bin alles andere als ein Menschenfeind; ich liebe die Menschen, und ich möchte ihre Dramen, ihre Träume und ihre Hoffnungen kennen: deshalb treibe, ich Geschichte. Ich habe sogar angefangen, selber eine Weltgeschichte zu schreiben, genauer gesagt, eine „Historianalyse“. (Zugegebenermaßen eine häßliche Bezeichnung, aber schließlich hat man sich auch an ein ebenso unschönes Wort wie „Psychoanalyse“ gewöhnt.) Es handelt sich nicht um eine Geschichtsphilosophie, wie sie etwa Hegel entworfen hat, auch nicht um eine methodologische Studie in der Art Toyn-bees. Mir geht es um die
Malchus, Vertrauensdiener des Hohenpriesters, war ein schöner Mann von dreißig Jahren, groß und stark, mit dunkler Haut und schwarzen Augen, mehr herausfordernd als mutig und stolzer als klug. In der heiligen Stadt selbst als Sohn eines Tempelhüters geboren, Vertrauter des Kaiphas, von den Leviten gefürchtet, bildete sich Malchus ein, einer von den Herren Jerusalems und zu Großem bestimmt zu sein. Freunde und Kumpane schmeichelten, um sich gut mit ihm zu stellen, schlau seinem harmlosen Eigendünkel und nannten ihn mit Beinamen Malchus, das heißt Melek, Herrscher — und alle nannten
Ich habe nicht die Gewohnheit, die Redner anzuhören, die dank der Redefreiheit Tag für Tag im Hydepark brüllen und predigen. Doch heute, als ich durch den Park ging, blieb ich, ich weiß nicht weshalb, vor einem Dreifuß stehen, der ein Plakat trug. Darauf stand, in großen schwarzen Lettern: Der Maskulinismus. Der Redner, eine Hopfenstange mittleren Alters mit wirrem rötlichem Haar und zwei schwarzen Schwärmeraugen, hatte seine Ansprathe noch nicht begonnen, weil die Hörerschaft erst spärlich war: nicht mehr als drei oder vier Menschen, alle schon angejahrt. Auch ich wollte die
Vor vielen Jahren kaufte ich in Paris sechs Bilder von Picasso, nicht weil sie mir gefielen, aber weil sie in Mode standen und ich sie zu Geschenken brauchen konnte, für Damen, die mich zu Mahlzeiten einluden. Als ich mich einmal allein an der Cote d’Azur aufhielt und mir keinen Zeitvertreib wußte, bekam ich Lust, den Urheber dieser Bilder von Angesicht zu Angesicht zu sehen.Er wohnte ganz nahe, in einer Villa am Meeresstrand, mit seiner noch sehr jungen und anmutigen Gattin. Sein Alter schätze idi auf fünfundsechzig oder Sechsundsechzig Jahre, er ist ein echter Katalane!, stark und
Streben nach Allwissenheit und Allmacht ist ein wesentliches Kennzeichen der Renaissance in ihrer Blüte und ihrem Zenit. Zugleich erinnern wir uns, daß Allwissenheit und Allmacht zu den ersten Attributen Gottes gehört, des Gott-Schöpfers, des ersten und größten Logos. Die Menschen der Renaissance streben also danach, ihre unverblaßte Gottähnlichkeit wiederzuerlangen, sich gewissermaßen mit Gott zu vereinigen, danach, Sein Bildnis mitwissend und vollkommen widerzustrahlen.Gott ist uns allen gegenwärtig, immer, auch jenen, die ihn verneinen. Und die Grundhaltung der Menschen Ihm
Geliebte Töchter!Es soll euch nicht überraschen, daß der Statthalter Christi das Wort auch an euch richtet. Und ihr sollt nicht erschrecken, wenn euch dieses Wort stellenweise hart erscheinen will. Der Zahl nach macht ihr mehr als die Hälfte des Menschenvolkes aus und auch ihr habt euren Schuldanteil an der Zerrüttung und Auflösung der Menschheit. Diese Schuld wird nur dann Vergebung finden, wenn ihr sie nicht ablehnt.Ihr littet und leidet vielleicht mehr als die Männer, oder doch wenigstens in gleichem Maße, aber euer Leid ist durchaus nicht unverschuldet und ungerecht. Diejenigen,
Geliebte Söhne! Gott hat mir eingegeben, luch zu euch zu sprechen, und ich will jehorchen. Aber gibt es denn noch Dichter luf der Welt? Ich sehe keine, von irgends- er höre ich die Stimme sich erheben, auf lie ich warte und auf die wohl Millionen Terzen gleich mir vergebens warten. In edem schicksalhaften Augenblick der Welt- ;eschichte, wenn der Tod reiche Ernte ge- ialten hatte und die Seelen der Menschen ufgelockert waren, standen die Dichter uf und sangen die Totenklage oder das ubellied, die Hymne aut den Sieg oder len Psalm demütigen Flehens. Heute bleibt s allerorten stumm. Nicht
Der Himmel ist eine große Frage, die unsere Antwort erwartet.Der Himmel gibt uns während des Tages ein Beispiel: die gegen den Horizont geneigte Milde des blauen Domes, die Herrschaft der Sonne, den Aufruhr der Wolken, die tönende Polizei des Windes. Es ist ein ganzes Drama, das wenige sehen; beschäftigt, wie sie alle im Lichte der großen Fackel mit den Operationen des allgemeinen Tausdigeschäftes sind. Die tägliche Diktatur des wohltätigen Feuers wird ab und zu m den Augen von uns Talbewohnern von den Verschwörungen jener Wolkenfetzen bedroht, die von den Dichtern des Utilitarismus