Was haben Franz Richter und Oskar Pausch als Dichter gemein und was trennt sie? Ihre von Gerhard Winkler in der Literaturedition Niederösterreich hervorragend betreuten Bücher sind fast gleichzeitig in St. Pölten erschienen. Beide Autoren bringen recht unterschiedliche Weltbilder ein: für den einen weitgehend von der Chemie bestimmt, der Mathematik auch und der Physik, für den anderen vom Umgang mit der älteren deutschen Literatur, vor allem aber von einem Geschichtsbewußtsein, das tief in der Volksseele wurzelt. Beide sind um eine diesen ihren Wissens- und Erfahrungsgebieten gemäße
Nach seinen 20 Büchern zeigt Alois Vogel auch in diesem, sei--L l nem vorläufig letzten Lyrikband, eindringlicher noch als je zuvor, was man schon immer gewußt hat: Er stellt dar, was ihn zuinnerst beschäftigt, vorurteilslos und voller Leidenschaft, und das Dichten ist ihm Berufung.Hier geht es zunächst um die dreißiger Jahre, um die Zeit seiner Jugend mit ihren Gegensätzen, des Unrechts durch Gewalt und der Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit. Wenn im ersten Teil von einem „austriakischen Bingelspiel” die Bede ist, entstammt der Ausdruck zwar einem frühmittelalterlichen
Willem Enzinck, in Holland geboren, doch auch im deutschen Sprachbereich so sehr daheim, daß er als Lyriker und Schriftsteller sich gleichermaßen in beiden Sprachen auszudrücken versteht, legt in seinem „Ruch der Begegnung' eine Reihe von Aufsätzen vor, die an bedeutende Menschen erinnern, an Dichter und bildende Künstler, mit denen er nicht nur bekannt, sondern vielfach auch befreundet war.Abgesehen von den Franzosen Jean Lurcat etwa oder Andre Mau-rois, den Niederländern Otto van Rees und Rram van Velde, dem belgischen Maler Paul Delvaux oder dem Italiener Massimo Campigli, dem
Zum zweiten Mal baut der Innsbrucker „Turmbund” seine „Texttürme” auf, diesmal mit Hilfe von zehn Autoren, deren „phantastische Prosa” durchaus in die Architektur der Gegenwart paßt: Michael Arenz aus Berlin zeigt einen vereinsamten Menschen, der Schaufensterpuppen anspricht, sich mit ihnen befreundet, sie zu sich nimmt und so seinem Leben einen neuen Sinn zu geben versucht; Thomas Fitzner aus Bregenz sucht und findet im abenteuerlichen Umgang mit einem Computer das Mädchen seiner heimlichen Liebe; die Kärntnerin Heidi Knapp ruft Gutenberg ins Leben zurück, um mit ihm über
Erst von oben gesehen begreifen wir, daß Südtirol eine richtige Festung ist, die umgeben und druchdrungen ist von den hohen Mauern, Türmen und Zinnen seiner Gebirge und deshalb auch nur wenig Zugänge freigibt. Und es leuchtet uns ein, daß die seit Urzeiten dort lebenden Menschen von ihrer Landschaft geprägt sind, in ungewöhnlichem Ausmaß, ob in den hochgelegenen Tälern, an schwer zugänglichen Hängen oder in der Enge von Niederungen und den räumlich begrenzten Dörfern und Städten. Gegensätze gibt es also genug in diesem Land, das sich aber, trotz allem oder gerade deshalb
Im frühen Mittelalter noch wurde Tirol das „Land im Gebirge” genannt: mit Recht. Denn seine Eigenart und Bedeutung liegt darin, daß es in der Geborgenheit seiner Berge eine Festung darstellt, die vor Angriffen zu schützen vermag. Hier geht es um eine Welt, die dem gehört, der sie zu erobern versteht, und auch um die Freude, daß diese Welt ihre Freiheit und ihren Frieden dem Einsatz fleißiger und traditionsbewußter Menschen verdankt, die im Einklang mit der sie umgebenden Natur einer Wirklichkeit verpflichtet sind, die schließlich in Handwerk, Kunst und gesitteter Haltung Maß und
Selten ist in einem Roman von Menschen die Rede, die, da sie nicht im grellen Licht der Öffentlichkeit standen und auch von der Geschichte nicht mit bedeutenden Rollen bedacht worden sind, heute vergessen sein würden, läge da nicht eine Anzahl von Briefen und Aufzeichnungen vor, von flüchtig beschriebenen Zetteln, Erinnerungen und Zeitungsberichten, gäbe es die Bildnisse nicht von wenigstens zweien von ihnen, welche studiert und interpretiert werden konnten. Indem sie aber noch einmal zu sprechen beginnen und ungezwungen, vielleicht zum Trost für uns alle, aus ihrem Leben erzählen,
Die Abrechnung mit einer „politischen Kaste“, die vor Unrecht und Grausamkeit die Augen verschloß, machte dieses Buch der Sizilianerin zu einem Bestseller in Italien.
Das Buch beschäftigt sich mit dem Schicksal der Sudentendeutschen, enthält historische Reminiszenzen und ist ein willkommener Beitrag zu Verständigung und Versöhnung.
Emst Ferstl, 1992 mit dem ersten Preis eines Haiku-Wettbewerbs ausgezeichnet, erweckt durch die vorliegende Sammlung ebensolcher Gedichte besonderes Interesse. In der Fülle der 112 in sechs Kapiteln zusammengefaßten Dreizeiler entdeckt man eine Reihe von durchaus beachtenswerten Erfahrungen und poetischen Ansätzen, von „Augenblik- ken“, die den Fluß der Zeit gewiß auch bereichern — Ferstl selbst spricht von „Brücken“ zur „Ewigkeit“ hin — doch wird die „Ewigkeit“, die Gültigkeit nämlich einer Erfahrung, aus Gründen mangelnder Übereinstimmung von Gehalt und Gestalt
In seinen „Gedichten“ setzt Karl Brunner sich, wohl auch sein Gewissen erforschend und es ermahnend, mit den Erscheinungen des „grauen Alltags“ auseinander, in Texten, die (auch graphisch) in ihrer Haltung einer trocken und steif aufgerichteten Lebensführung entsprechen. Es sind Betrachtungen und Sentenzen über Erfahrungen und Meinungen, wie man sie überall zu höfen bekommt, vorgetragen in einem Eifer, der täglich am Werk ist, in Klage und Anklage also Praxis verrät und im „Dreschen von Schlagworten“ - es sind Brunners eigene Worte — im „suchen von I-Tüpfeln“ auch
Für Rom, um es keimenzuler-nen, brauchte man, heißt es, drei Tage, werm nicht gar dreißig Jahre. So holt sich auch jeder, wonach ihm der Sinn steht. Zum einen spricht die Antike, ein anderer findet in Renaissance und Barock das seinem Wesen Gemäße, und viele sind nur an den Stätten der christlichen Welt interessiert, soweit es sich näm lich um Reisende handelt, die nicht „organisiert“ sind und „hingeführt“ werden müssen, sondern eigene Erlebnisse suchen.Rom, diese Stadt, in der die Vergangenheit nicht eigenthch tot ist, sondem zum Strom der Zeit gehört und dadurch einen
Was anspricht in dieser Dichtung, ist eine aus der Tiefe des Gefühls kommende Botschaft des Lichts, der Wärme und einer sehr farbigen, von Wind und Wellen und Blumen getragenen geistigen Landschaft, die zwar in ihren Zusammenhängen rätselhaft ist, aber ein traumhaftes Glücksgefühl, man könnte sagen: die Illusion einer schon im Diesseits beginnenden Transzendenz auslöst - auslösen könnte, wären da nicht und immer wieder die Schatten, heimliche Ängste und ein fremder, erschreckender, auch in den Zeichnungen sichtbarer Ausdruck des Ungewissen, ja Unsagbaren menschlicher Wesensart und
Wer Berlin gesehen und die Stadt der Kontraste erlebt hat, wird Gila Philipp-Kullmanns Gedichte besser verstehen. Wie die persönlich erfüllte Liebeserfahrung Vorbild für jede Beziehung sein kann, so weist diese Dichtung deutlich auf Gefahren hin, denen menschliches Glück ausgesetzt ist. Volle Gültigkeit erreicht sie in dem an die Frauen gerichteten Aufruf, einander „an den Händen zu fassen/alles Männliche in die Mitte zu nehmen“ und zu verhindern, daß dieses, in seiner todbringenden Kraft, wieder ausbrechen kann. Das „Licht entsteht“ doch erst, wenn „unsere Seelen“ weltweit
Von H. C. Artmann darf man immer ein Kunstwerk erwarten, so auch in seiner Nachempfindung keltischer Bitten, Anrufe, Wünsche, in der Nachdichtung von Gebeten, die an Litaneien oder Zaubersprüche erinnern. Es ist eine angstvolle, vielfach noch heidnisch-abergläubische Menschheit, die hier die Dreifaltigkeit, Maria und andere Heilige anfleht, um Schutz vor Schicksalschlägen, der Natur und vor allem des Bösen, das im „unterirdischen volk“ einfach da ist. Artmann gelingt es, gotteskindliche Bitten in einer Weise zu bringen, die Trost und Zuversicht gibt, indem sie den erwarteten Reim
Für kundige Leser wird die Freude an diesem Buch darin liegen, die einzigartige Atmosphäre Roms sowie deren Eigenheiten und Aktualitäten wiederzufinden.
„Sprich doch leise, mein Freund. Damit man hört, was du sagst", heißt es einmal im Tagebuch Pär Lag'erkvists (1891-1974), und irgendwo ist dieser Ausspruch bezeichnend für das Empfinden und Denken des Dichters. Was die Menschheit nämlich in unserem Jahrhundert erlebt hat und noch erlebt, wäre sinnlos, gäbe es nicht das eine oder andere, freilich nur in der Stille und auch in dieser nur in Ahnungen anklingende Zeichen der Hoffnung. Die Wirklichkeit, so hart und erbarmungslos sie Lagerkvist sieht, ist im Grunde doch anders, als sie gemeinhin sich zeigt, nicht aussichtslos zwar,
Es hat sich gefügt, daß gerade zur Zeit der in Wien tagenden Menschenrechtskonferenz ein Büchlein herauskam, das vier Gespräche mit bedeutenden Männern vereint. Was nämlich die Dichter Peter Handke und Reiner Kunze, der Physiker und Philosoph Carl Friedrich Weizsäcker, schließlich der Befreiungstheologe Leonardo Boff darin sagen, stimmt, trotz der Verschiedenheit ihrer Herkunft und ihres Werdegangs, im wesentlichen überein.„Die Geographie des Menschen”, wie das Buch nach einem Ausspruch Handkes heißt, will eigentlich nur bekunden, wie die Menschen sich auf der Frde eingerichtet
Nun liegt, schlank und hoch (26:11,5 Zentimeter), das erste Bändchen der „Texttürme” vor, eine weithin sichtbare Warte des „Turmbunds”. Die Bausteine stammen von Dichtern und Literaten des gesamten deutschsprachigen Raumes. Was gebracht wird, ist „unbekannte Lyrik und Prosa” von teils noch jungen Autoren beiderlei Geschlechts.Man ist gespannt auf die Namen und begegnet gleich eingangs keinem Geringeren als Herbert Rosendorfer. Unbestechlich, ja offen führt er sein „Gespräch mit einem Cardinal”, das die Erlösungslehre und den fraglichen Grenzbereich zwischen Wissen und
In autobusse gepfercht sind wir haustiere die man verfrachtet was für gefahren sogar eine wölfin kann rom nicht mehr schützen auch scheint der tiber zu schwach um den maßlosen schmutz wegzuspülen die fenster freilich von außen bloß grau leuchten im innern des doms und abends der wind da atmen ermüdete menschen das meer ein vor der Stadt endlich wo die vögel zu singen beginnen - ja dort in Wolldecken süß der schlaf auf dem land frösche ihr mandalaliedVon Karl BrunnerKein MarktWaffen haben Hochkonjunktur, humane Werte sind in tiefster Rezession. Zerstören bedeutet offenbar Gewinn
Von der Mafia - das Wort soll aus dem Arabischen stammen - ist nicht nur in Sizilien, sondern weltweit die Rede. Die Medien und eine Reihe exzellenter Publikationen sorgen dafür. Dennoch tragen die Mafiabilder nicht selten romantisch verniedlichte Züge und stellen ein System vor, das ursprünglich durchaus ehrenwert schien, weil es die Armen versorgte, die Witwen, Waisen, die Kirche.Um soziale Gerechtigkeit nämlich stand es im Lauf der Geschichte der Insel nicht immer zum besten, war doch Sizilien meistens von Fremden beherrscht. Da galt das Recht der Gewalt, weshalb der einzelne sich
Seit 1973 bietet „Der Turmbund”, Tirols Gesellschaft für Literatur und Kunst, seinen Mitgliedern die Möglichkeit der Veröffentlichung von Lyrik und Prosa. So sind in dessen dafür geschaffener „Kleinen Reihe” auch 1992 wieder sechs Heftchen erschienen, drei davon mit mundartlichen Texten, die durch das örtlich Bedingte ihrer Aussagen ein tief empfundenes, unverfälschtes, daher erfrischendes Menschsein verraten. Die angeborene Sprache verfügt eben doch über Formen und Kräfte, die, weil schlicht und zwanglos, vor allem in ihrem Humor, aufhorchen und immer wieder herzlich
Guido Ceronetti, bis vor kurzem im deutschen Sprachraum wenig bekannt, bringt in lockerer Tagebuch- wie auch in der kultivierten Form des Feuilletons Dinge zur Sprache, die heute jeden, in Italien und anderswo, zutiefst bedrängen. Er jammert zwar nicht, ist auch nicht sentimental, klagt aber an, mitunter sehr scharf, auch ironisch, wohl wissend, wie er eine Zeit anprangern muß, die im Zeichen des Fortschritts, der Industrialisierung, des Fernsehens, des Massentourismus und einer „verbrecherischen japanischen Lärmindustrie" nicht nur Landschaften, sondern auch Menschen zerstört.Wie
„Was Nachbarn voneinander wissen sollten" besagt wohl, daß das allgemein verbreitete Wissen um Österreich und Italien für ein gegenseitiges Verstehen nicht ausreicht. Ein Urteil als solches ist schon Wagnis, ein Vorurteil aber der Anfang vom Bösen.Gerade in Zeiten, da Italien stark im Gespräch ist, da man ständig von den Schwierigkeiten im Innern des Landes (gewiß auch einseitig) benachrichtigt wird und es eigentlich darauf ankommen sollte, guten Willens zu sein, ist jede Hilfe willkommen. Daher auch diese Sammlung, obwohl sie mit Beiträgen von Politikern wie Erhard Busek und
Die Zeit ist, wie schon der Titel dieses schönen und durch die Zeichnungen Peter Neu wirths bereicherten Gedichtbandes sagt, gewiß nicht bewegt, denn was sich bewegt und verändert sind wir, ist unser Leben, das aus der Ewigkeit kommt und pünktlich in die Ewigkeit eingeht. Doch hat der Dichter manchmal den tröstlichen Eindruck, die Zeit, also wir, stünden still. Deshalb vielleicht seine Sehnsucht, dem ihm zugemessenen Zeitraum, der doch so eng und beengend erscheint, zu entfliehen und dem Grenzenlosen selbst zu begegnen, der Liebe nämlich, die zeugt und gebärt und, in der Verschmelzung
1892 in Pirano (Istrien) geboren, in Görz aufgewachsen, hat sich Ervino Pocar schon während seines Studiums an der Wiener Universität mit Übersetzungen deutschsprachiger Dichtung befaßt und ist dieser Tätigkeit, trotz und natürlich auch dank seiner Arbeit im Verlag Mondadori, ein Leben lang treu geblieben. Was nach seinem Tod 1981 gesammelt und im vorliegenden, mehr als tausendseitigen Band herausgebracht worden ist, enthält eine reichgegliederte Auswahl österreichischer Lyrik vom Mittelalter bis in unsere Zeit sowie Kurzbiographien der jeweiligen Dichter.Man blättert und verweilt
Sizilien, vieltausendjähriges Zentrum des Mittelmeerraumes, trägt seine Geschichte auch heute noch offen zutage, in Bauwerken und archäologischen Funden, in seiner Kulturlandschaft und natürlich auch in seinen Menschen, die freilich ihren Klischees höchst selten entsprechen.Der Reisende also nehme sich Zeit, hüte sich vor kleinen Verbrechern (die Mafia gefährdet ihn nicht), lerne möglichst die Sprache, lese, außer den Werken siziliani-scher Dichter wie Verga und Pirandello, Tomasi di Lampedusa und Quasimodo, nicht zu vergessen BranCati, Vittorini und Sciascia, vor allem Schillmanns
Nach Claus Gatterers „Aufsätzen und Reden" und dem als ,.Zeitgeschichtliches Lesebuch" bezeichneten, von namhaften Autoren getragenen Band „Feuernacht. Südtiroler Bombenjahre" (FURCHE 8/1992 und 40/1992) liegt nun, vielleicht als Abschluß, die Untersuchung des Südtiroler Journalisten Hans Karl Peterlini vor, mit einer Fülle von Zitaten aus Briefen, Gesprächen, Mitteilungen aus „vertraulichen Quellen", mit Berichten von Zeitungen und Zeitschriften, Protokollen der Landesgerichte wie auch der Abgeordnetenkammer in Rom, des Landtags in Bozen und verschiedenster
Ein zartes, handliches Bändchen, in dem fünfzig österreichische Autoren die knappe Form des Haiku zu einer das Persönliche überschreitenden und doch so persönlichen Aussage machen, ist gewiß etwas Neues. Es ist lehrreich und lohnend, die 150 Gedichte einander gegenüberzustellen, zu vergleichen und zu durchleuchten, denn dies'e Dichtung setzt uns einer den ganzen Menschen verpflichtenden Forderung aus. Sie ist deshalb auch nicht als Zeitvertreib abzutun.Wer nämlich je sich bemüht hat, die im Umgang mit der Natur und dem Alltag gemachten und scheinbar so kleinen Erfahrungen in ein aus
Was Franz Richter in seinem Lyrikband „Lichtecho” nennt, ist das Ergebnis einer komplexen, daher auch komplizierten Art, das Leben im Widerschein der Dinge zu sehen. Im Reellen nämlich wie im Imaginären erweist sich das Dasein nicht nur als schwierig, beschwerlich, unverständlich sogar, sondern letztlich überhaupt als Geheimnis. Im unvermeidlichen Zwiespalt von Wissen und Glauben, der in unserer existenzgefährdeten Zeit sich als größer denn je herausgestellt hat, erlebt der Mensch, der ja „ist und geschieht”, sein unaufhaltsam sich vollziehendes Drama, das zur Tragödie ausarten
Wie konnte es kommen, fragen sich viele, die seit Jahrzehnten mit Italien vertraut zu sein glaubten, daß dieses herrliche Land auf einmal in eine Krise gerät, die es an den Rand der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft gedrängt hat.
Das Senku, die aus Japan stammende längste Gedichtform der Welt, ist ein Kettengedicht mit tausend Strophen und ebensovielen Autoren, von denen einer nach dem andern auf der wechselweise drei- oder zweizeiligen Strophe der alten Tanka Struktur seines Vorgängers aufbaut. Der Herausgeber und Initiator dieses Kettengedichts hat sowphl jahreszeitliche als auch andere Inhalte ganz allgemein vorgegeben und dadurch ein Unternehmen in Gang gebracht, das sich über viele Jahre erstreckte, hier von 1979 bis 1990. Es löst daher eine nur schwer vorstellbare Korrespondenz von Fragen, Antworten und
In vorliegendem Roman geht es um das Dasein und Sosein, und darüber hinaus um das Sein, das bisweilen sich dem Menschen offenbart, weil es anwest in ihm, also anwesend ist, ohne sichtbar zu werden. Was je geschah und immer wieder geschieht, weist auf diesen Vorgang im Verborgenen hin, woraus der Wunsch entsteht, dem Geheimnis nahe zu kommen, auf einem wie immer gearteten Weg. Da dem so ist, da „das eigentliche Wesen aller Erscheinungen", so Jeannie Ebner, „sich unserer Erkenntnis entzieht", gelte es, an das sich Offenbarende schlichtweg zu glauben oder sich selbst dazu die
Die gut aufgemachte, auch reich und instruktiv illustrierte, von der Kulturabteilung der Südtiroler Landesregierung geförderte Veröffentlichung von Aufsätzen, Stellungnahmen und Dokumentationen über die Jahre des Widerstandes gegen die italienische Unterwanderungspolitik in Südtirol, soll, wie es heißt, ein „zeitgeschichtliches Lesebuch" sein. Und ist es auch, denn die von zehn verschiedenen, darunter zwei italienischen Autoren dargestellten Widerstandsjahre, deren Ursprung, Anlaß, Dramatik, ja Tragik, vor allem auch deren Folgen sind geeignet, vielen bewußt zu machen, was
Vor zehn Jahren, am 26. August, ist Imma von Bodmershof in Rastbach gestorben. 1958 hatte sie den Großen Österreichischen Staatspreis bekommen, andere Auszeichnungen vorher und nachher. Ein Platz in der Literatur war ihr sicher.
Santorin, die südlichste Insel der Kykladen, wird hier von den führenden Archäologen der Universität Athen und Leiter der Ausgrabungen in Akro-tiri, geologisch, geographisch, vor allem aber archäologisch so gut beschrieben, daß Christos Doumas nur zu beglückwünschen ist. Er macht mit zwei voneinander unabhängigen Kulturen bekannt, der nämlich von Menschen, die diese Insel unter dem drohenden Ausbruch des Vulkans um 1.500 vor Christus verließen, sich also noch vor der - von Plato übrigens mit dem Untergang des mythischen Atlantis gleichgesetzten - Katastrophe zu retten vermochten,
Ein erster Blick auf das Buch schon erfüllt die Erwartung, die der Name des Autors mit sich bringt. Das Erlebnis der Berge, der Natur überhaupt, die Freude sowohl wie der Schrecken, das Überwältigende solcher Erfahrung zeigen sich gleich in den Bildern Christian Handls, in der Wucht des Bergkessels etwa, in dem Gefühl, über den Wolken zu stehn, in der Felswand, die dem Nichtbergsteiger unüberwindlich erscheint, in der Einsamkeit auch, der düsteren Stimmung im Nebel, in einer Begegnung mit letzten leuchtenden Blumen im Fels. Erst im Gehen und Schauen gewinnt wohl der Geist seine
Daß der Mythos nur im Wort existiert, steht zwar im Klappentext dieses Buches, ist aber durchaus nichts Neues, denn „mytheomai" heißt reden, sagen, erzählen, auch deuten. Wenn also ein Mythos kaputt geht, dann zeigt sich, daß seine ursprünglich erlebte und gedanklich, also wörtlich gestaltete Form zerredet, zerschlagen und so platt gertreten worden ist, daß sie nicht mehr ansprechen kann und deshalb auch niemanden mehr interessiert. Mit anderen Worten: Es ist das lebendige Wort durch den trägen, geistlosen, fast nur noch der Materie verhafteten, vorwiegend in Quantitäten
Im Nebeneinander von Leben und Tod, Frieden und Krieg, der Liebe, des Hasses sind Peter Paul Wiplin-gers knappe und gerade deshalb so schöne Gedichte in deutscher und kroatischer Sprache nicht nur Standpunkt und Weisung in sachlich-politischer Hinsicht, sondern auch Trost im Zeichen der Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit. Und weil jeder Dichter versucht, Vergangenes, ja Abgeschiedenes zurückzuholen ins lebendige Wort, wesentlich also zu werden und aus dem Wesen heraus zu wirken, so, daß Vergänglichkeit und die alles durchdringende Trauer dem Licht, der Liebe, dem Leben begegnen, jenseits
Kettenbriefe hat es schon immer gegeben. Sie tauchen auf, von Zeit zu Zeit, und diejenigen, die sie bekommen, reagieren darauf oder nicht. Man erhielt sie gleich nach dem Krieg, zur Zeil einer bitteren Not, mit meistens fünf Namen und ebenso vielen Adressen, und sollte dem Erstgereihten eine gewisse Summe anweisen, ihn dann aber streichen und sich selbst an den vorläufig letzten Platz einer neu zu erstellenden Liste einsetzen, welche nun ihre Wanderung antreten würde, zu den fünf Nächsten, wonach man nur mehr ausharren müßte, bis endlich die Spitze erreicht war und die Eingänge sich
Schreiben ist alles für Janko Ferk, täglich zu schreiben höchstes Gebot. Jedes Ding, das er wahrnimmt, jeden Gedanken zeichnet er auf, im Gehen, im Sitzen, im Stehen, wo immer. Sogar die „häuserzeilen" benützt er dazu, liest sie ab, auf dem Gang durch die Stadt, denn sie vermitteln ihm Namen, Wörter und Worte, Material also für seine Arbeit, für das Ringen nämlich um die Gestalt, um den vollendeten Satz im Gefüge der Sätze, für eine Arbeit, die aber immer „am rand der stille" geschieht, im schmalen Raum zwischen Diesseits und Jenseits.In solcher Einsamkeit, ja fast
In der Einführung zu vorliegendem Buch wird Claus Gatterer als der „Begründer einer neuen Geschichtsschreibung in und um Südtirol" bezeichnet, wahrscheinlich weil der 1984 (im Alter von erst 60 Jahren) Verstorbene sein Wissen nicht nur aus Archiven, Büchern und Zeitungen hatte, sondern gleichermaßen durch Begegnungen, Gespräche mit Vertretern der Geistlichkeit, mit Bürgermeistern und Lehrern, vor allem aber, weil er die Bauern befragte, aus deren Kreisen er stammte, auch Gewerbetreibende und Arbeiter, die Straßenkehrer nicht zu vergessen. Dazu besaß er die Gabe einer
Ilse Tieisch stammt aus Mähren, dem Land der Mitte und der Vermittlung, der milden Mährischen Brüder, der Heimat von Heiligen und Erziehern, Männern der Wissenschaft, Kunst, Politik und einer sehr versöhnlichen Dichtung.Nach allem nämlich, was war, was durch die haßerfüllte Vertreibung oder Ermordung Hunderttausenden schuldlosen Menschen angetan wurde, spricht Ilse Tieisch in ihren fünf Büchern („Erinnerung mit Bäumen", 1979; „Die Ahnenpyramide", 1980; „Heimatsuchen", 1982; „Die Früchte der Tränen", 1988; „Die Zerstörung der Bilder", 1991) immer
Zunächst erscheint das Buch sperrig. Mag sein, daß die darin sich offenbarende Suche nach dem Erlebnis und dessen sprachlichem Ausdruck keinen freudigen Klang und zwingenden Rhythmus wahrnehmen will, daß dadurch etwas wie Zuversicht fehlt. Die Texte erschließen sich langsam, die Poesie ist nicht leicht zu erkennen, da das Konkrete und Harte im Vordergrund steht. Hinderlich sind auch die „Zäune", die, wie der Titel des Buches verkündet, sehr sachlich beschriebene „Stilleben" schützen, Abbildungen nämlich von Menschen, die menschlich tot, man könnte auch sagen: lebende
Zwölf Jahre nach seiner Gründung vor Akkon, wo er Kranken und Verwundeten beistand, faßte der Deutsche Orden 1202 auch im heutigen Südtirol Fuß: durch eine Kirchen- und Hospitalstiftung für die Armen von Bozen. Bezeichnend ist, daß Friedrich IL, der große Gegner der Kreuzzugsidee, dieser ersten Niederlassung der Barmherzigkeit sehr bald schon Kirchen geschenkt hat, die zum Teil sogar heute noch dem Orden gehören. Dann kamen Güter und Höfe dazu, sodaß die fünf Kommenden der Bailei ein gesichertes Auskommen hatten.In der bewegten kriegerischen Vergangenheit des Deutschen
Wer, wie Jeannie Ebner, sich anschickt zu fragen und auf Antwort zu warten, um aus dem „Lebenschaos"' heraus und zum Sinn des Lebens zu finden, geht ganz gewiß als Philosophin an die Dinge heran, mit Herz und Verstand, innerlich betend um Einsicht, denn aus „Schwarzem und Weißem" ein farbig leuchtendes Bild zu gestalten, gelingt wohl nur jenen, die sich unentwegt darum bemühen und gleichzeitig Ehrfurcht vor dem Schöpfer empfinden.So groß scheint Jeannie Ebners Ehrfurcht zu sein, daß sie IHN nicht eitel nennt, sondern bloß als JEMAND bezeichnet, der „alles" ist und
Eigentlich soll sie ein Lesebuch sein, die vom Innsbrucker Germanisten Eugen Thumher besorgte, sehr repräsentative Auswahl der Schriften Jakob Philipp Fallmerayers (1790-1861), des Südtiroler Orientalisten, ein Lesebuch gerade für unsere Zeit. Was wir nämlich darin über den Balkan, Griechenland und die Türkei, über Konstantinopel, Jerusalem und Ägypten, über das Christentum römischer und orientalischer Prägung, schließlich über den Islam erfahren, ist heute noch gültig, gibt viel zu denken und weist einen Historiker aus, der nicht nur die alten und neuen Sprachen beherrscht,
Wenn wir hier einem Maler begegnen, der auf Farbe und Pinsel verzichtet, um sich dem Schreiben zu widmen, so ist damit sehr wenig gesagt, denn es handelt sich bei ihm. um einen Menschen, der sich aus seiner „Sprachlosigkeit", dem „Gefühlsmorast", befreien und zum Wort finden will. Das geschieht „von Punkt zu Punkt", in den Qualen eines Abstiegs zur Hölle des Ün- und Unterbewußten, zwar nicht von Dante begleitet, dochimmerhin von Marcel Proust, der einen Strom von Gedanken wahrnimmt und sich von diesem tragen läßt, wobei er die ihm auffälligen Details und seelischen
Man hat den Eindruck, der Südtiroler Markus Vallazza brauche die Kraft des Gedichts als Ergänzung zu seinem Malen und Zeichnen. Nicht nur, daß ihm das Wort die Form- und Daseinsprobleme anderer Künstler vermittelt, eines Alberto Giacometti zum Beispiel, daß es ihm Apollinaire und Vincent van Gogh näher bringt, Henry Moore, versteht sich, sowie Bela Bartök oder die ihm nahestehenden Dichter Pier Paolo Pasolini und Nobert C. Käser. Das Wort, es dient ihm '. anscheinend auch durchjden Rhythmus" und Klang, es trägt ihn hinüber ins Reich der Phantasie und des lallenden Kindes,
Hier hat ein Dichter sein Werk noch einmal gesichtet, sodaß es zu einer linear verlaufenden, allgemein gültigen, menschlich bedeutenden Aussage wurde. Im Vorwort dazu weist Franz Richter, wie vor ihm schon Joseph P. Strelka, auf dieses humane Anliegen Albert Janet-scheks hin. Der Leser bemerkt auch sehr bald, daß es dem Dichter keineswegs um sein eigenes Ich geht, um Persönliches in Liebe und Leid, Krankheit und Tod, sondern um den Menschen als solchen, um des-sen Daseins- und Soseinsberechti-gung in den letzten Jahrzehnten einer gewiß nicht leichten, weil oberflächlich grausamen
Ein Buch, in seiner Art einzig, denn ein Sohn setzt seinem Vater ein Denkmal, indem er dessen Dich- tungen auswählt, sie „erarbeitet" (wie es heißt) und dadurch noch weitere Denkmäler setzt: Zum ei- nen dem Böhmerwald, dann dem Wesen der Menschen, die dort ein- mal lebten, was in Zephyrin Zettls Gedichten, Erzählungen, Märchen einer Wirklichkeit entspricht, die, da es um Alltägliches geht, urtüm- licher ist als bei Adalbert Stifter.Enger wird die Bekanntschaft mit dieser Welt durch eine Studie von Ilse Tielsch-Felzmann sowie durch den von Hans Günter Zettl stam- menden Aufsatz über
Der Mensch, die Zeit, die Ewigkeit. Darum geht es in diesen Gedichten Franz Turniers. Was nun läßt sich gewinnen, aus der dem Dichter zugemessenen Zeit, die kommt und geht und vergeht und der er nur im Augenblick zu begegnen vermag? Er vertraut sich ihr an, ihrem Fließen, ist mitten drin, suchend, erhaschend, was im Vorübergleiten sich bietet.Und das ist so viel, daß er mit seinen Worten sparsam sein muß, wenn er schaut und schaut und im nachhinein festhält, was sich festhalten läßt. Deshalb auch zerteilt er die Zeit, teilt sie auf, je nachdem, ob sie „erfüllt" oder
Das Tanka, eine mehr als tausend Jahre alte Kurzgedichtform der Japaner, hat mit seinen fünf Zeilen zu 5/7/5/7/7 Silben längst auch im deutschen Sprachraum Eingang gefunden und sich als Kunstwerk behauptet. Was man in dieser Lyrik erlebt, gehört fast nur dem Alltäg- lichen an, daran die meisten vor- beigehen, es gar nicht beachten, das Wunder nämlich der kleinen Din- ge, den blühenden Zweig, das Lä- cheln des Kindes, den Strahl der Sonne, der ein Laubdach durch- bricht, den Gesang eines Vogels, Wind, Wolken,Wasser und Feuer. Aber die Welt, ihre Menschen und Dinge, sind so voller
Ein Band mit deutschen, von Karl und Enrica Lubomirski gemeinsam auch ins Italienische Ubersetzten Gedichten. Der Titel ließe sich mit „Blütenblätter der Zeit" wiederge- ben, unbestimmt, einfach so, weil es um Stimmungen geht, die schön sind und als Erscheinungen der Gegenwart nachdenklich machen. Verse allerdings, die ans Epische grenzen, findet man nicht, dafür Aphorismen, eigenwillig und voller Symbole, und eine Lyrik im Zauber südlicher Länder, Mythisches und Mystisches nämlich aus Griechen- land, Italien, dem Orient, schließ- lich das Nacherleben von Ereignis- sen im Warschauer
Kurze Gedichte, Liebesgedichte, manchmal, selten genug und ver- steckt, auch gereimt, unmerklich fast die Spuren der Zeit, der Son- nenuhr, die nachts keine Stunden anzeigt.Trotzdem das Ticken der Herzen, denn diese sind voller Sonne. Ein Fragen, Sichkennenler- nen, verständliches Schweigen, dann die „grenze", gerade wenn eins dem andern sich nähert, und das Bauen von Brücken „von dir / zu mir". Die Trennung und folgen- de Sehnsucht. Wieder ein „atmen / zu zweit", doch „hand in hand /im regen" geht alles verloren, im „abendrot", in dem „die bilder
Die Sanduhr, sichtbares Fließen der Zeit. Vergänglichkeit und Tod als Themen dieser zum Teil schon bekannten Lyrik von Janko Ferk. Dazu Abtreibung, Völkerhaß, Ge- nozid. Weitgehend also unsere Welt. Was der Dichter hier träumt und was ihm bewußt wird, vergeht, sinkt ab, wird zu Stein, vielleicht be- moost, vielleicht vergraben im Sand, ewig so, ohne die Schwärze des Todes, ohne die Leiden des Menschseins. Doch trotz dieser Aussicht scheint dem Dichter nichts als Trauer zu bleiben, da auch die Liebe verfällt. Diese sieht er nicht mehr als „ewige rose", sondern als Weide, weinend neben
Die in Bozen erscheinenden „Dolomiten" sind um manches zu beneiden, am meisten aber um ihre „Literarische Beilage", das Werk des Wissenschaftlers, Literaten und Erziehers Hermann Eichbichler, der seit bald dreißig Jahren bemüht ist, seinem Land ein höheres Sprach- und Kulturbewußtsein zu vermitteln.Nun hat der Innsbrucker Germanist Eugen Thurnher eine Auswahl aus Eichbichlers Schaffen weiteren Kreisen zugänglich gemacht. In dem hervorragend eingeleiteten Bändchen begegnen wir Goethe, Hölderlin, Schlegel, Uhland, Rückert, Eichendorff, auch Grillparzer, Platen, der Droste,
Es geht hier um Korrespondenzen, die keinen Briefwechsel, sondern einseitig an Leopold von Andrian, diesen sonderbaren Dichter, Literaten und Diplomaten, Generalintendanten auch der k.k. Hof theater in Wien, gerichtete Briefe enthalten, von Persönlichkeiten, die aus der Zeit von 1894 bis 1950 nicht wegzudenken sind.Abgesehen davon, daß der von Natur aus neugierige Mensch immer gern in Mitteilungen anderer stöbert, wird hier der kulturhistorisch, besonders auch literarisch und natürlich politisch Interessierte viel Neues erfahren, auch deshalb, weil der Herausgeber
Endlich eine Haiku-Poetik mit der Frage, ob sich das Deutsche für ein Gedicht von nur siebzehn Silben eigne. Die Antwort ist, daß unsere Sprache dafür geradezu prädestiniert ist, weil sie für Kürze, Raffung und Sachlichkeit sehr empfänglich ist. Das Haiku habe sich vom japanischen Vorbild gelöst, wäre weitgehend selbständig geworden. Im Unterschiedzum traditionellen Naturgedicht verzichte es auf Innerlichkeit, sei konkret, denn das Innere, Seelische offenbare sich im Äußeren, vorwiegend in kleinen, oft unscheinbaren Dingen. Im reinen Bild des Geschehens in der Natur, im
Der in Wien lebende Südtiroler Gerhard Kofler setzt sich in deutscher wie in italienischer Sprache und in der Mundart des Landes mit seiner Heimat auseinander. Um dessen Schönheit geht es ihm aber nicht, vielmehr um eigentlich nicht zumutbare, ja vielfach böse Schwierigkeiten, die sich die einander verständnislos gegenüberstehenden Volksgruppen immer wieder selber bereiten. Also geht es im Grunde um die Sprache, um die Möglichkeit, miteinander zu reden.Während die hochsprachlichen Texte des Bändchens um die Reinheit der Sprache bemüht sind (beim Gebrauch des Präteritums oder des
Fast illusionslos ist die Dichtung von Elfriede Haslehner-Götz, so einfach, so ohne jede falsche Scham; auch ohne dunkle Metaphern. Hier geht es allein um die Liebe. Die Bilder sind aus dem Leben gegriffen. Mann und Frau stehen da, in ihrem Widerspruch, in ihrer tiefen Auseinandersetzung, selten in Harmonie. Kein Wunder also, daß Liebe als „Illusion / eines Waffenstillstandes / von kurzer dauer / im krieg / der geschlechter“ bezeichnet wird. Trotzdem: Es könnte nie genug Liebe und Zärtlichkeit geben.Von ihrem Vater hat die Dichterin gelernt, „vor menschen zu fliehn / ins gebirge“.
Eine „Bestandsaufnahme“ zuerst: Die Muttersprache des Leids sei verklungen, hinter der Mattscheibe unserer Iris verebbten seelische Beben zu Gruseln, die Träume verwelkten. „Gott / in unseren Gebetshallen / friert.“ Wer könnte, fragt der Dichter, den Weg zurück finden, um den Baum der Erkenntnis zu fällen? Doch dürften wir das überhaupt tun? Freilich, der Mensch ist gescheitert und hat seither nicht einen, sondern hundert Tode zu sterben, ehe Er — so im letzten Gedicht — die Geburt wie eine Last von ihm nehme und einen neuen Namen ihm gebe.Bilder, verflochten und
Wenn Grillparzer sagt, die Berühmten wären nur dem verständlich, der die Obskuren durchgefühlt habe, so zitiert der Herausgeber vorliegender Texte eine Stelle aus Goethes „Italienischer Reise“, worin jedem das Recht zugesprochen wird, in seiner Art zu bestehen. Ein kleiner Mann sei auch ein Mann. Der Liebhaber allerdings dürfe sich, so Goethe, nicht mit dem Künste ler vergleichen, der für sein Tun „die Übung des ganzen Lebens“ brauche.Aus dem Dilettantismus aber dieser Haiku-Anthologie kann man lernen, was die Form der siebzehn Silben bedeutet: Keine Lizenzen, schon gar keine
Es wird viel geredet über unseren südlichen Nachbarn; recht oberflächlich geschah das jüngst auch im ORF. Wahrscheinlich war diesen Leuten der Dichter Stefan Andres (1906 bis 1970) nicht oder nur vom Hörensagen bekannt, schon gar nicht dessen teils aus dem Nachlaß stammender und vor kurzem erschienener Band mit Erzählungen, denen die Erkenntnis vorangestellt ist, daß einer, der nach Italien geht und als Verwandelter heimkehrt, ein ganz anderer ist als jener, der über das Land ein * Buch zu schreiben versucht.Der Verwandelte war der Dichter ja selbst. Was er erzählt, ist erlebt, und
Die Krise des Worts — wir denken an Hofmannsthal, auch an Paul Celan — ist eine existentielle und essentielle zugleich. Wittgensteins Schlußsatz, wovon man nicht sprechen könne, darüber müsse man schweigen, bezeugt es. Aus dem Schweigen aber fließt schließlich doch die Erkenntnis der Teilhabe an der unendlichen Fülle des Seins. Natürlich führt der Versuch, das also Erfahrene sprachlich wiederzugeben, zu einem verwirrenden, daher undurchsichtigen Büd. Hie und da jedoch, in einer „Lichtbrechung“ etwa, blitzt aus scheinbar unscheinbaren Dingen etwas auf, was der Dichter als
Die freien Rhythmen in diesem viersprachigen Bändchen von Janko Ferk sind nicht nur für Kärnten, Slowenien, Friaul und Italien geschrieben, wo das gefällige Buch herausgekommen ist, sondern wären darüber hinaus allen Menschen und Völkern ans Herz zu legen, denn in der Tat, aus Bitternis kann plötzlich wieder Freude werden. Es hieße nur, Barmherzigkeit zu üben und auf Schwächere Rücksicht zu nehmen, die etwa, wenn schon nichts anderes, so doch wenigstens die eigene Sprache als volle Ausdrucksform ihrer Seele erbitten, ohne sich dabei geängstigt und vereinsamt fühlen zu
Der Zeitpunkt ist günstig. Vergangenes, auch wenn es ein halbes Jahrhundert zurückliegt, ist höchst aktuell. Ein Vergleich mit Ludwig Renns „Krieg“ oder Erich M. Remarques „Im Westen nichts Neues“ scheint überholt. Uber Heldentum inmitten unsagbaren Entsetzens, blutigen Grauens, erschreckendster Angst vor dem Tod läßt sich überhaupt streiten. Der Deserteur kann ein Held sein, und ist auch einer durch seine Tat, die ihn, wie den Soldaten an der Front, ja mehr noch, zum Gehetzten macht. Mit dem Unterschied, daß er frei und nicht mehr Befehlsempfänger ist.Das Buch von Anton
Malen und Schreiben, sagt Margarethe Herzele, liefen, so überhaupt Zeit sei, bei ihr parallel. In Wahrheit jedoch sind sie nicht voneinander zu trennen, denn Graphisches und Malerisches werden im Wort zu neuer Substanz. Großbuchstaben, Sperrdruck, Gedankenstriche und -punkte, die kräftigen, auch ungewöhnlich kombinierten Farben, bringen .eine^ Botschaft „zustande, idie stark überhöht, ja verfremdet erscheint. Sonst würden, heißt es, die Seelen ersticken, ,4m Fette (ihrer) Gleichgültigkeit“.Daher der Schrei, auf Kosten, kann sein, von Grammatik und Syntax, Bilder der Verzweiflung,
„Gedichte und Meditationen“ hieß 1978 auch Jeannie Ebners erstes, im gleichen Verlag erschienenes Bändchen. Zu „besingen“, sagt sie darin, gäbe es nichts in unserer Zeit, doch zeichnet sie in klarer Sprache auf, was „heute“ zu erfahren ist. Ihr lyrisches Bekenntnis trägt stark pessimistische Züge. In den Texten von 1987 nun zeigt sich, daß das Gedicht und nicht, wie früher, die Meditation überwiegt. Das Schöpferische scheint jetzt mehr vom Gefühl auszugehen, wofür die vieler?, leichthin gesetzten Reime sprechen, eine zunehmende Musikalität der Sprache auch. Sie sagt es
Wer Sinn für Lyrik hat, wird Ernst David wohl kennen. Seine Bände „erfahrungen“ , „atemho-len“ und „tag um tag“ finden nun ihre Fortsetzung in einer von Ottmar Premstaller handgesetzten Kostbarkeit, dem „eintreten durch die gegenwärtige türe“ .Wir werden darin sehr eindringlich mit dem Hauptanliegen des Dichters bekannt, in einer Sprache allerdings, die sparsam mit ihren Möglichkeiten umgeht und also Ausdruck ist für die Stille, die Ernst David umgibt, wenn er nach der Anwesenheit des Einen sucht und diese dann auch erfährt, in einem Bereich, in dem es hell ist,
Für viele mag es ein Erlebnis sein, Gedichte zu lesen, die erstmals zu einem Bändchen gefügt worden sind und die, aus diesem Grund vielleicht, ein eigenartiges Gemisch von Schüchternheit und Uberschwang verraten. Im vorliegenden Fall erschließt uns Dorothea Woditschka die Welt einer Frau, die kraftvoll bemüht ist, dem Leben nicht nur mit Herz und Seele und Geist zu begegnen, sondern auch das in dieser Auseinandersetzung Wahrgenommene zur sprachlichen Wirklichkeit werden zu lassen und dadurch aus ihrer Einsamkeit heraus und hin zum Dialog zu finden. Das Höhere jeder Erscheinung wächst
Vor einem Jahr, am 13. Mai, ist Alfred Gesswein gestorben. Die Nachrufe waren noch nicht verhallt, als die Literaturzeitschrift Podium" ihm ihre Jubiläums-Nummer widmete. Darin wird offenbar, wie sehr der Dichter vor allem von denen geschätzt worden ist, die selbst als Dichter bekannt sind. Ihre Beiträge, vorwiegend persönlich gehalten, geben ein Maß.So wird nun auch die Wissenschaft sich mehr mit Gessweins Lyrik befassen und auch die in den Zeitschriften .Literatur und Kritik", ,X>ie Furche", „morgen" gebrachten Rezensionen ausgraben müssen. Es haben zum Werk
Im Jahre 1930 erschien in Wien ein Bändchen japanischer Haiku-Gedichte. Es trug den Titel „Ihr gelben Chrysanthemen“ und brachte Nachdichtungen der österreichischen Sinologin und Japanologin Anna von Rottauscher. Ein kurzes Nachwort sprach noch vom Wesen dieser Dichtungsgattung, machte mit den Lebensdaten von deren bedeutendsten Vertretern bekannt und auch damit, daß es sich dabei um eine lyrische Aussage handelte, die seit Jahrhunderten in Japan gepflegt wird.Vier farbige Bildtafeln nach alten japanischen Meistern ergänzten die kleinen Wortkunstwerke, deren Bildhaftigkeit sofort