Ich gehöre einer „Gruppe" an, der katholischen Kirche, woraus mir als Schriftsteller schwere Probleme erwachsen könnten; doch bleibt mir das erspart, weil ich unloyal sein kann. Wenn mein Gewissen so zart besaitet wäre wie das Monsieur Mauriacs in seinem Essay „Gott und Mammon“, dann könnte ich keine Zeile schreiben. Es gibt führende Köpfe in der Kirche, für die die Literatur Mittel zu einem Zweck ist: der Erbauung zu dienen. Das mag ein Zweck von höchstem Werte sein, von viel höherem als die Literatur an sich, aber er gehört einer andern Welt an. Literatur hat mit Erbauung
Ec gabt rwei Pflichten für den Schriftsteller: die Wahrheit zu 6agen, wie er sie sieht, und keine Vorrechte vom Staat anzunehmen. Das Zuvorkommen des Staates, sein Interesse an der Kunst, ist weit gefährlicher als seine Gleichgültigkeit! Im Kriege haben wir es erlebt, wie uns 6tets irgendein wohlmeinender Patron die Meinung aufdrängen wollte, die Künstler sollten eine privilegierte Klasse bilden. Aber wie würde man, nach sechsjähriger Bedrohung von Leib und Leben, den Künstler ansehen, der privilegiert, geschützt, feist geworden wäre auf Kosten der Öffentlichkeit, der zu gut war,
Rose konnte den alten Kopf, der sich gegen das Gitter neigte, gerade nur sehen. Der Priester hatte einen pfeifenden Atem. Er hört zu — geduldig — pfeifend, während sie mühsam die ganze Qual vor ihm ausbreitete. Sie konnte hören, wie die Frauen, die draußen auf die Beichte warteten, gereizt mit den Stühlen knarrten. „Das ist es, was ich bereue“, sagte sie. „Daß ich nicht mit ihm, mit meinem Mann gegangen bin.“ Trotzig, herausfordernd und tränenlos sprach sie in den muffigen Kasten; der alte Priester hatte den Schnupfen und roch nach Eukalyptus. Mit freundlicher, nasaler
Am Abend fand sie mich unter einer Baumgruppe, die vor dem Dorfe wuchs. Sie war mir nie sympathisch gewesen, und wenn ich sie hätte kommen gesehen, so hätte ich mich versteckt. Ich bin der festen Meinung, daß man ihr die Schuld für die Laster ihres Sohnes zuschreiben muß — wenn es Laster waren; doch bin ich weit davon entfernt, dies zuzugeben. Jedenfalls war er freigebig und niemals geizig, zum Unterschied von anderen Leuten im Dorf, die ich mit Namen nennen könnte, wenn ich nur wollte.Ich starrte gerade unverwandt auf ein Blatt; sonst hätte sie mich gar nicht entdeckt. Das Blatt hing
Ich war, glaube ich, dreizehn Jahre alt. Warum hätte ich mich sonst heimlich hinabgeschlichen auf den dunklen Krocketspielplatz? Ich konnte hinter mir das Kaninchen in seinem Stall Gras knabbern hören; ein riesiges Gebäude mit kleinen Fenstern, ähnlich dem Keble College, begrenzte die Rasenfläche. Es war die Schule! von irgendwoher klang über den Schulhof leise Musik: Samstagabend, das Schulorchester spielte Mendelssohn. Ich war allein, schwermütig glücklich im Dunkel.Zwei Reiche lagen hier knapp nebeneinander. Vom Krocketrasen aus, von den Himbeersträuchern, dem Glashaus und dem
Im Juli 1926 kam Pater Miguel Pro in Veracruz in Mexiko an. Er war sechsundzwanzig Jahre alt und Jesuit. Er kehrte aus einem ausländischen Seminar in seine Heimat zurück, ähnlich wie Campion nach England von Douai. Wir wissen, wie er gekleidet war, als er anderthalb Jahre später zur Erschießung in den Gefängnishof hinaustrat, und er mag wohl in der gleichen Verkleidung an Land gegangen sein: dunkler Straßenanzug, weicher Kragen und Binder, bunte Strickweste. Priester fühlen sich in Zivil meist unbehaglich, doch Pro war ein guter Schauspieler.Er mußte es sein. Binnen zwei Monaten nach
Was mich in Puebla am meisten interessierte, war das geheime Kloster Santa Monika. Es ist ein finsterer, bizarrer Ort; was hier etwa an Schönheit da sein mag, ist Kaviar für die Welt. Das Kloster wurde 1678 gegründet, doch in der Zeit Juarez', als die Religionsverfolgungen einsetzten, glitt es lautlos aus dem Gedächtnis der Welt und wurde erst 1935 von Detektiven ausfindig gemacht. Beinahe ein Jahrhundert lang hatte es bestanden, Novizen waren aufgenommen worden und hatten ihre Gelübde abgelegt, hatten hier gelebt und waren gestorben, ohne daß die Behörden etwas von ihrer Existenz
Pater Q. suchte mich in meinem Hotel auf und rief den Bischof von Tulancingo an. Durch das Telephon sprach er ihn mit Senor an — „Si, Senor, no Senor.“ Dann statteten wir ihm einen Besuch ab. Er war dunkel, kräftig und jung und erinnerte mich ein wenig an einen italienischen Diplomaten. Er schien mir in einer mehr praktischen und weniger religiösen Umgebung zu leben. Er trug schwarze Zivilkleidung — nur sein Ring verriet seinen Rang — und hatte ein einnehmendes Betragen voll Autorität und Humor. Er war wie ein General auf dem Kampffeld, und sein Kampffeld war nicht seine Diözese
Am Fuße der Treppe wartete der Junge. Das große Rathaus lag über ihm wie ein Schatten — Abteilungen für Geburten und Todesfälle, für Automobilscheine, für Gemeindesteuern —, irgendwo in irgendeinem langen Korridor des Standesamtes. Er sah auf die Uhr und sagte zu Herrn Prewitt: „Zum Kuckuck mit ihr. Sie ist unpünktlich.“Prewitt gab zurück: „Das ist das Vorrecht der Braut.“Der Junge sagte: „Ich und Dallow — wir wollen ihr 'n Stück entgegengehn.“Prewitt rief hinter ihm her: „Wenn sie aber einen andern Weg kommt? Wenn Sie sie nicht treffen... Ich werde hier