Heuer jährt sich zum 40. Mal der Todestag von Msgr. Otto Mauer (3. 10.). Anlass für Überlegungen zur Aktualität seines Kunstverständnisses.Die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Kirche war in der Nachkriegszeit eine heftig umstrittene. Sie wird heute wieder virulent und viel diskutiert. Nach dem Krieg war es Otto Mauer, der die Kunst der Gegenwart förderte, sich aber ebenso dafür einsetzte, dass sie für die Kirche, die er liebte, fruchtbar wurde. 1972, ein Jahr vor seinem Tode, hat er das Thema in einem programmatischen Vortrag in München unter dem nicht sehr attraktiven Titel
Die neuen Kirchenfenster von Siegfried Anzinger in Weyr an der Enns.Siegfried Anzinger, der bekannte Maler, Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie, hat für die Pfarrkirche seines Geburtsortes Weyer an der Enns zwei bemerkenswerte Fenster geschaffen. Sie sind charakteristisch für den Künstler, der wohl der bedeutendste österreichische Vertreter der "Neuen Malerei" ist, die Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre zum erstenmal hervorgetreten ist.Wie wir das von ihm gewohnt sind, setzt er sich mit der großen europäischen Malerei auseinander, interpretiert sie aber völlig neu.
Paul Klee in der Kunsthalle Krems.Paul Klee hat eine Vollendung erreicht, die auch in der Kunst selten ist. Die Klarheit der Form täuscht nicht über das Geheimnisvolle, Unergründliche hinweg. "Das Sichtbare ist im Verhältnis zum Weltganzen nur isoliertes Beispiel, andere Wahrheiten sind latent in der Überzahl".Paul Klee hat viele Möglichkeiten der Gestaltung erkundet. Er hat die bildnerischen Mittel schrittweise methodisch erprobt und so ein ungemein vielfältiges, reiches Oeuvre von rund 9.000 Arbeiten geschaffen. Diese Vielfalt kann man derzeit in der Ausstellung der Sammlung Djerassi
Wir wissen, dass das Verhältnis der Kirche zur Kunst in der gesamten Geschichte des Christentums ein umstrittenes war. Am schärfsten hat sich die Frage im Bereich der Bilder gestellt. Welche Bedeutung haben Bilder für den Glauben? Immer wieder wurde die Meinung vertreten, Bilder seien Luxus, schöner Schein, etwas Unernstes und Unwichtiges, ja sogar etwas für den Glauben Gefährliches. Das Alte Testament enthält ein Bilderverbot (das allerdings kein Kunstverbot ist). Haben Menschen nicht zu allen Zeiten mit Kunstwerken Dämonen beschworen, sie als Götzen angebetet und darüber hinaus
Die katholische Kirche Österreichs steht am Scheideweg. Sie muß sich überlegen, ob sie die Trauer und Empörung weiter Kreise über die Vorwürfe gegen Kardinal Groer und den Umgang damit ernstnehmen will oder nicht. Dabei ist es so, daß auch außerhalb kirchlicher Kreise die Sorge um die Folgen einer Demontage des Ansehens der Kirche weitaus gegenüber der Schadenfreude weniger überwiegt. Niemand kann verstehen, daß der Kardinal zu den schweren Vorwürfen, die gegen ihn erhoben werden, schweigt. Dafür gibt es keine andere plausible Erklärung, als daß die Vorwürfe der Wahrheit
Schon auf den Namen Hermann Nitsch reagieren viele Menschen wie der Stier auf ein rotes Tuch. Sein Werk, so sagen sie, sei blasphemisch und destruktiv. Andere räumen ihm einen hohen Stellenwert in der Kunstszene ein; von ihm seien starke Impulse für die Kunst unserer Tage ausgegangen.Wie lassen sich so unterschiedliche Urteile erklären? Was steckt hinter diesem Werk? Wie versteht Nitsch sich selbst? Niemand, der sich mit der österreichischen Kunst der Gegenwart auseinandersetzt,kann sich solchen Fragen entziehen. Trotzdem schleichen auch die meisten Kunstkritiker wie die Katze um den
Zwei Ausstellungen junger öster-reichischer Künstler werfen viele Fragen auf. "Wider-Schein - Aspek-te des Religiösen in der österreichi-schen Gegenwartskunst" hieß die Schau, die bis 11. November im Tiroler Landesmuseum Ferdinan-deum gezeigt wurde. "Unbedingt -Spirituelle Tendenzen in der jungen Kunst Österreichs" ist der Titel der Wanderausstellung, die zuerst in der Salzburger Kollegienkirche zu sehen war, die nun am 22. November in Graz eröffnet wird und Anfang nächsten Jahres nach Wien wandert.Das Anstößige (Denk-Anstößige) an beiden Ausstellungen ist, daß viele Menschen
Kaum jemand lotete tiefer
das Spannungsfeld von
kirchlichem Lehramt und
Gewissen aus als John
Henry Newman, der uns als
Mensch und Theologe heu-
te noch viel zu sagen hat.
Im Kirchenbau ist - nach Jahren der Stagnation - wieder etwas in Bewegung geraten. Es gibt wieder bemerkenswerte und qualitätsvol- le Kirchenneubauten. Auffällig ist allerdings der starke Pluralismus dieser Neubauten gerade in Mittel- europa. Die neuen Bauten stellen eine Antwort auf den Wunsch nach „ausdrucksstarken Sakralräumen" dar. Wir haben den Eindruck, daß dieser im evangelischen Bereich nicht so ausgeprägt ist, so daß konfessionelle Unterschiede beim Bauen wieder mehr spürbar wer- den als in den letzten Jahrzehnten, wo katholische und evangelische Kirchenbauten austauschbar
Die Katholisch-Theologische Hochschule Linz hat ein neues Gebäude bezogen. Unter den drei hohen Schulen von Linz (zusammen mit der Universität und der Hochschule für Gestaltung) ist sie die älteste; allerdings ist sie erst 1978 als Päpstliche Hochschule mit staatlich anerkanntem Graduierungsrecht neu begründet und am 15. November 1988 „auf Dauer“ bestätigt worden.In den letzten Jahren ist die Zahl der Hörer sprunghaft angestiegen: von 144 im Studienjahr 1978/79 auf 390 im Jahr 1988.. Dar-unter sind sechzig Priesteramtskandidaten und zehn Ordensleute. Die anderen Studenten streben
Der Name von Otto Mauer wird heute oft beschworen und „eitel genannt“, auch und gerade von Menschen, die ihn nicht verstanden haben oder geradezu gegensätzliche Ansichten vertreten.Wer war Otto Mauer?Vor dem Eingang zur Neuen Galerie der Stadt Linz steht die Plastik des „Brennenden Menschen“ von Anton Hanak: eine Gestalt, die ganz züngelnde Flamme geworden ist. Otto Mauer war ein „brennender Mensch“, eine singulare, prophetische Figur in der österreichischen Kirche unseres Jahrhunderts. Seine Wirkung beruhte auf der Verbindung einerhohen Intellektualität mit einer
Die Polarisierung in der Kirche Österreichs, die in den letzten Monaten offenkundig geworden ist, muß mit Sorge erfüllen. Nicht die Tatsache, daß Menschen verschiedene Meinungen vertreten, macht betroffen, sondern der Fanatismus, mit dem sie es tun.Schon die Sprache verrät es. Da wird gefordert, daß dieser oder jener Professor oder Bischof „weg muß”, daß ein Laie, der im Dienst der Kirche steht, „fristlos entlassen” werden sollte. Das System der Denunziationen, von dem wir geglaubt hatten, daß es längst der Vergangenheit angehöre, funktioniert wieder.Der Fanatismus ist ein
Wer jetzt die Sixtinische Kapelle besucht, wird Zeuge eines einmaligen geschichtlichen Vorgangs. 1980 haben die Restaurierungsarbeiten der Decke begonnen. Die Lunetten sind bereits gereinigt; die Farben treten in ihrer ursprünglichen Leuchtkraft hervor. Der Besucher kann sie mit den noch in dämmriges Halbdunkel gehüllten Deckenfresken vergleichen, deren Restaurierung sich bis 1988 hinziehen wird.Der Anblick der Originalfarben war zuvor nur wenigen vergönnt; Professor Mancinelli, der Leiter der Restaurierungsarbeiten, ist der Uberzeugung, daß die Fres-ken bereits wenige Jahrzehnte nach
Bei der Studientagung „Kultur und Glaube", mit der die Diözese Graz vom 4. bis 6. März den Katholikentag vorbereitet, ist Günter Rombold einer der Hauptreferenten.
„Das Christentum, das sich nicht als Scandalon begreift, hat keine Berechtigung mehr. ‘' Mit diesem Wort von Friedrich Dürrenmatt rechtfertigt der Autor, daß eine Kunst, die sich dem Christentum stellt, ,.nicht harmlos und behübschend sein kann.“ Das gilt auch von einer Ausstellung in Linz, die über Österreich hinaus von Bedeutung sein wird.
Das Verhältnis von Kunst und Kirche bedarf dringend einer Revision: das wird immer mehr Menschen bewußt. Die Ansprache Johannes Paul II. an die Künstler in München hat offenbar Signalwirkung: noch nie im 20. Jahrhundert hat ein Papst so positiv über die moderne Kunst gesprochen. Zugleich stellte er an die Künstler als Partner die Frage: Braucht die Kunst auch die Kirche?Bei der letzten TV-Sendung des „Café Central“, die dem Thema „Kunst und Kirche“ galt, wurden mehrfach Passagen aus der Papstrede eingeblendet. Durch diese Sendung ist das Problem auch in Österreich einer
Im vergangenen Frühjahr und Sommer gab es im katholischen Bereich in der Bundesrepublik und in Österreich eine Reihe von Tagungen zu den Themen „Kunst und Kirche” oder „Theologie und Kirche”. Am Anfang stand eine Tagung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken in Bonn, an der Heinrich Böll, Joseph Beuys und andere bekannte Künstler teilgenommen haben (die FURCHE hat darüber berichtet). Es folgten Tagungen an den Katholischen Akademien in München, Stuttgart-Hohenheim und Freiburg. Der Autor hat an allen diesen Tagungen teilgenommen und anläßlich eines Symposions in Wien, im Juni dieses Jahres, folgende Stellungnahme gegeben, die wir im folgenden, leicht überarbeitet und gekürzt, wiedergeben.
Hans Fronius ist .uns als einer der besten Graphiker veitraut. Sein graphisches Werk, wie es sich jetzt im Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz darbietet, schließt eine reiche und vielgestaltige Welt in sich. In ihrer Mitte steht der Spieler, der Mensch. Er liebt die Geste, die Pose. Er bewegt sich im Tanz wie im Traum. Er erzählt Anekdoten und Schauergeschichten. Kubin ist nahe. Gespenster gehen um und Larven. Düster brüten das Leid und der Tod.Welten stürzen zusammen — wilder Zerstörung schreckliche Botschaft. — Städte liegen im Frühlicht, im Nebel. Weiden stehen verloren