Damals war ich begeistert: Es war diese Begeisterung, die mich zur katholischen Kirche brachte. Das weltfromme Konzil von 1962 ff. war nötig. Jetzt brauchen wir schlicht ein frommes Konzil.I. Was blieb vom II. Vatikanum? Meine Antwort lautet: ein neues Konzil ist nötig. In den vierzig Jahren seit 1962 hat sich die Welt umstürzend verändert. Damals ging es darum, die Kirche zur Welt zu öffnen. Das ist gelungen, und zwar allzu gut. Heute geht es darum, einer hilflos, ratlos, sinnlos gewordenen Welt die Kirche als Fels anzubieten, der ihr Halt und Hoffnung gibt.Damals hatte die Kirche
Exhibitionisten sind unterwegs. Wenn das Volk vorbeikommt, schlagen sie den Mantel des Verzichts auseinander und flüstern ihm zu: Schau doch, was für eine schön entwickelte Scham ich jetzt habe. Das Volk aber geht achtlos vorbei und sagt: Atsch, ich habe schon schönere gesehen.Politik bewegt nicht mehr. Eine noch so neue Pyramide bringt nichts mehr. Den Grundsatz der Pyramidenbauer, Maß zu nehmen an den Einkommen der Wirtschaft, hat ernsthaft noch 'niemand bestritten.Den Grund satz, Maß zu nehmen am Volk (griechisch: demos) hat ernsthaft noch kein öffentlicher Demokratieträger
Werte Redaktion, auf Ihre Anfrage, wo Sozialismus noch erhältlich sei, antworte ich: nirgends. Zur Zeit, da Sozialismus am nötigsten wäre, ist er am unerreichbarsten. Vranitzky und Gorbatschow: beides probiert, kein Vergleich — außer in dem einen, alles entscheidenden Punkte: Sozialisten sind das beide keine. Wohin auch mein sozialismusgeübtes spögeschädigtes Auge schweifen mag: keiner da.Unter den West- wie Ostgenossen ist das Suchen schon deshalb schwer, weil sie keine mehr sein wollen. Die vorandrängenden Vorläufer der dritten russischen Revolution (1905, 1917, 1988) betiteln
Die österreichischen Medien steuern in den kollektiven Selbstmord; die Politiker arbeiten dran mit durch Vorschubleistung; die Medien durch mangelnden Widerstand und mangelnde Solidarität. Die Tatwaffe heißt Kabel-TV.Unter den österreichischen Medien wird der ökonomische Teppich weggezogen. Desto mörderischer wird die Konkurrenz zwischen ihnen. Desto tiefer sinkt das Niveau.In Sonntagsreden feiern Politiker aller Schattierungen die demokratische Medienfreiheit, Po-litiker der Regierungspartei das demokratischeste aller Mediengesetze. Dem kann man mit Nachsicht mancher Taxen zustimmen.
Rund zwei Jahrzehnte wurde über ein neues Mefiiengesetz diskutiert. Am 12. Juni wurde es im Nationalrat gemeinsam von SPÖ und FPÖ, gegen die Stimmen der ö VP, beschlossen. Für Günther Nenning ist es nur das drittbeste Mediengesetz.
Dieser Artikel hätte eigentlich in einer Zeitung der SPÖ erscheinen sollen. Aber der Verfasser hatte dabei wenig Glück. Von allen einschlägigen Redaktionen bekam er einen mit mehr oder weniger Blumen gezierten Korb. Höfliches Bedauern, nein, lieber nicht, wir bitten um Verständnis ... Wenn DIE FURCHE diesen für die aktuelle Diskussion innerhalb der SPÖ geschriebenen Beitrag von Günther Nenning heute veröffentlicht, dann nicht zuletzt unter dem Gesichtspunkt, daß es gilt, den Christen in der SPÖ ihren Platz zu sichern.Die RedaktionBruno Pittermann hat vor Wiener SPÖ-Funktionären
Günther Nenning, Sozialist, oft durch sehr persönliche Stellungnahmen in und außerhalb seiner Partei aufgefallen, bringt hier eine selten gestellte Frage zur Sprache.Die Redaktion' In den ersten Tagen dieses Jahreskamen die Sternsinger der örtlichenPfarre zu mir und sammelten fürdie Mission in Tanganjika undKorea.Ich bin dafür.Aber ich bin dagegen, nur in die Ferne zu schweifen, wenn die Heiden doch so nah.Ich bin leidenschaftlicher Sozialist, aber ungewiß, ob ich anders Christ bin als durch Taufschein und vage Begierde. Ich vermute, daß es in unserer Partei kaum weniger
Kardinal König hat in seiner Neujahrsansprache zur Entgiftung der Innenpolitik aufgerufen. Die Worte sind Zeugnis der erneuerten sittlich-politischen Kraft der Kirche. Hoch über der parteipolitischen Ebene, auf der sie einst unter anderem desintegrierend wirkte, erhebt sie nun ihre Stimme als Mahnung zur Integration. Hierfür sollten alle politischen Parteien dankbar sein, insbesondere wir Sozialisten, die wir in unserer Geschichte so lange außerhalb aller integrierten Gesellschaftsordnung zu stehen hatten.Das Jahr 1963 hat reichliche Giftproduktion hinter sich gelassen. Im Verlauf des
Am 31. Jänner 1961 wurde der österreichische Presserat gegründet. Anläßlich der feierlichen Konstituierung sagte ich damals im Namen der österreichischen Journalisten, es handle sich hierbei um ein Experiment, das diese mit allen ihren Kräften fördern wollen, und ich knüpfte daran die folgende Prognose: „Ob das Experiment gelingen oder scheitern wird — beides wird enthüllend sein für den Stand der öffentlichen Moral in diesem Land.“Möglicherweise ist nun der Zeitpunkt für eine solche Enthüllung gekommen. An jenem 31. Jänner 1961 hatte der Präsident des
Dr. Günther Nenning, heute einer der beachtetsten Sprecher einer jüngeren sozialisti sehen Generation, wendet sich ein drittes Mal an die Gastfreundschaft der „Furche", um das Gespräch und die Auseinandersetzung zwischen Sozialisten und Katholiken im heutigen Oesterreich ein Stück voranzubringen. Wir möchten in diesem Zusammenhang unsere Leser auf einige Tatsachen hinweisen, die hüben und drüben recht verstanden und dann gewertet werden sollten. Zum ersten: es gibt heute in Oesterreich eine kleine Gruppe von Katholiken, die recht aktiv in der SPOe um Geltung ringt; dazu kommen noch nicht unbeträchtliche Massen von Getauften, welche die SPOe wählen und mehr oder minder am kirchlichen Leben teilnehmen. Zweitens: die wohl überwiegende Mehrheit der österreichischen Katholiken gehört dem Stamm der OeVP an und bildet hier, wählermäBig, den Kern dieser Regierungspartei — nicht selten unbedankt und wenig verstanden. Bestürzt sehen diese Kreise auf das Aktivwerden von Katholiken in der SPOe und auf ein recht geschicktes parteitaktisches Arbeiten der Parteipolitiker in deren Lager. Nun, wir meinen und wir sagen dies in bewußter Erinnerung an ein halbes Jahrhundert Kampfzeit mit Bürgerkrieg hinter uns und im Angesicht der Weihnacht vor uns: Bitternis und Bestürzung sind hier nicht genug. Eine echte Regeneration in der Volkspartei und ein