(Drachengasse, Wien; „Solo für Carlos und Sigmund oder Die heimliche Obszönität des Alltags“ von Marco Antonio de la Parra) Das nächste Zwei- Männer-im-Park-Stück. Aber souverän lotst der chilenische Autor die Erwartung auf den Holzweg und läßt bis zuletzt die Möglichkeit offen, die beidenHerren in Mänteln ohne Hosen, die sich später als Freud und Marx vorstellen und in einen Disput geraten, dem der Zuschauer ausnahmsweise einmal nicht in Gedanken ungeduldig vorauseilt, könnten doch sein, wofür man sie halten mußte. In der geistreichsten politischen Farce seit langem gelingt
1979 kam von dem famosen Herbert Rosendorfer der zeitkritisch besonders famose Roman „Das Messingherz“ heraus; kürzlich erschien die „dritte erweiterte Auflage“ mit dem ebenfalls erweiterten Titel „Das Messingherz oder Die kurzen Beine der Wahrheit“. Der Satiriker mit Humor gibt eine private Liebesgeschichte zum besten, samt dem gesellschaftlichen Umfeld, in das der Bundesnachrichtendienst der Bundesrepublik (der fünfziger Jahre) recht konkret einbezogen wird, sodaß auch Elemente eines Agententhrillers einbezogen sind: mit ernsthaftem Spott auf diese allseits beliebte
Roman Brandstaetters Stück „Der Tag des Zornes“ ist eine komplizierte Analyse der moralischen Haltung und der Seelenverfassung von Menschen, die in die Wirren des letzten Krieges gezogen worden waren In der Übersetzung von Gerda Hagenau wurde dieses Stück bereits bei den Bregenzer Festspielen und im Burgtheater aufgeführt und vom deutschen und österreichischen Femsehen ausgestrahlt. Deshalb war die Aufführung durch die Laienspielgruppe „Der Spiegel“ an der Pfarre Namen Jesu in Meidling ein großes Wagnis. Dennoch war es ein gelungenes Unternehmen. Die Laienspielgruppe unter der
DAS KLEINE BEETHOVEN-BUCH. Von Bernhard Paumgartner. Residenz-Verlag, Salzburg. 144 Seiten. Mit zahlreichen Abbildungen. Preis S 98.—Wer des ewigen Jammerns über das von der Gesellschaft verkannte, erniedrigte und beleidigte Genie müde ist, der mag sich an der Gestalt und am Schicksal Beethovens aufrichten. Mit 22 Jahren, im November 1792, war Beethoven nach Wien übersiedelt und blieb bis zum Ende seines Lebens in dieser Stadt. Der Eigenwillige, genialisch Schwierige mit den rüden Umgangsformen wurde von den Wiener Musikliebhabern, besonders von einer ganzen Reihe adeliger Familien,
Auf der Berghohe von Maria-Taferl, dem weitbekannten Wallfahrtsort hoch über der Donau, erinnert ein Ehrenmal daran, daß in diesem Raum der zweite Weltkrieg zu Ende ging. Vier Kilometer donauabwärts steht in der kleinen Ortschaft Artstetten ein Kriegerdenkmal, schlicht in seiner Art, das die Toten dieses Ortes im ersten Weltkrieg nennt. An der Spitze dieser Toten stehen die Namen: Franz Ferdinand und die Herzogin von Hohenberg. Wenige ScJin'rte aufwärts von diesem Mal befindet sich die Gruft, die 1910 bereits der Thronfolger für sich und die Seinen anlegen ließ. Als wir im sonnklaren
Ein zweistündiges Gespräch am9. November 1961 ist zunächst zu einer Weltsensation aufgebauscht, dann verklagt, sodann als eine Art Bagatelle oder eben ein Lapsus beiseitegeschoben worden; als die Sache eines eigenwilligen Dickschädels. Eben dieses Gespräch spielt im Zwischenakt eines großen Dramas, des deutsch-russischen Streitgespräches in unserem Zeitalter. Die Begegnung des Bot schafters der Bundesrepublik Deutschland, Dr. Hans Kroll, mit Chruschtschow im Kreml an diesem 9. November erweckte im Westen Erinnerungen an Bismarcks St.-Petersburger Diplomatie, an die engen Beziehungen
Am 21. September 1959 wird Otto Forst- Battaglia 70 Jahre alt. Der Gelehrte und Publizist, durch seine Werke und Aufsätze in polnischer, deutscher und französischer Sprache im ganzen gebildeten Europa und darüber hinaus bekannt, ist heute einer der wenigen lebenden Menschen, welche die Bildungswelt Alteuropas verkörpern, in ihrem lebhaften Wechselspiel slawischer und romanischer Elemente mit all dem, was Zeit, Wind und Wellen zukommen ließ in der Gesellschaft des alten Reiches der Donaumonarchie und in der Gesellschaft der Gebildeten zwischen Warschau und Paris.Otto Forst-Battaglia wurde
Am 31. Jänner feierte die Deutsche Bundesrepublik den 75. Geburtstag ihres „Ersten Bürgers”. Theodor Heuss hat sich diesen Ehrennamen in mehrfacher Weise erworben. Er ist geschichtlich der Erste Bürger auf dem Stuhl des Staatspräsidenten, und er ist zugleich ein Phänomen, das die Deutschen von 1848 erträumten: ein Gebildeter, ein Humanist, ein „Professor” auf dem höchsten Ehrensitz der Nation. Theodor Heuss hat sich das Verdienst erworben, dem jungen deutschen Staatsgebilde, eben der Bundesrepublik, international ein hohes Maß demokratischer, freiheitlicher Glaubwürdigkeit zu
Der Staatsbesuch des bayrischen Ministerpräsidenten Dr. Hanns Seidel in Wien in der vergangenen Woche wurde mehrfach mit den Worten kommentiert: „Zwischen Bayern und Oesterreich gibt es keine Probleme."„Zwischen Bayern und Oesterreich gibt es keine Probleme." Erinnern wir uns, um den guten Sinn dieser Worte auszukosten, doch einen Augenblick daran: Wie viele Jahrhunderte hindurch gab es Krieg zwischen Bayern und Oesterreich, noch unter Maria Theresia, bis sich das alles zu wenden, zu lösen und neu zu knüpfen begann, mit einer Ehe, einer Liebeshe!rat, die heute noch im Film die
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 195S wurde am 28. September in der Paulskirche in Frankfurt, einem Wort von Theodor Heuss folgend, dem „ausgezeichneten literarischen Werk“ und „einer Bewährung im tätigen und erlittenen Leben“ verliehen: Karl Jaspers. Der „große alte Mann“ der deutschen Philosophie wurde 1883 in Oldenburg geboren, ging dort unter dem klaren, hohen und kühlen Himmel in das Gymnasium, das in seinen Jahren auch Rudolf Bultmann, den bedeutenden protestantischen Theologen, und später Hermann Ehlers, den unvergeßlichen protestantischen Mitbegründer der
Wien konnte in diesen Tagen eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des Welt-katholizisnius begrüßen, Kardinal Eugene Tisserant, dem das Ehrendoktorat der Theologischen Fakultät der Universität Wien verliehen wurde und der seinen Besuch in Wien zum Anlaß nahm, jene kirchlichen Institute und Orte zu besuchen, die mit ostkirchlichen Fragen beschäftigt sind.Kardinal Eugene Tisserant, der ranghöchste Würdenträger der Römischen Kurie, Dekan des Kardinalskollegiums und Sekretär der Kongregation für die Ostkirche, wurde am 24. März 1884 als Sohn eines Tierarztes in Nancy geboren. Der
George F. Kennan darf den Ruhm für sich beanspruchen, jener Privatmann zu sein, dessen Meinung in der Weltpolitik die stärkste Beachtung findet. Keiner kommt um ihn herum: die russischen und amerikanischen, englischen und deutschen Staatsmänner beziehen sich, direkt und indirekt, auf die Meinungen dieses Mannes, der seit Jahren kein öffentliches Amt mehr bekleidet, nachdem er zuerst in Moskau, dann in Washington ausgebootet wurde.Wer ist der Mann, dessen Einfluß auf die weltpolitische Meinungsbildung ein erstaunliches Phänomen ist? Ein tröstliches Phänomen übrigens: in einem
Kaum ein Thema hat in den letzten Jahren unter den Lesern der Furch eine fo lebhafte, ja leidenschaftliche Anteilnahme gefunden wie die durch einen Aufsatz von Prof. Viktor Keldorfer ausgelöste Diskussion um die Wiedereinführung der alten österreichischen Haydn-Hymiic. Ehrlichen und begeisterten Zustimmungen zu dem Vorschlag des Verfassers stehen Einwände gegen die Wiedererweckung der Haydn-Hymne, besonders in Verbindung mit dem Kernstock-Text, und Billigungen der Mozart-Hymne und des Texte von Paula v. Preradovic entgegen, die gehört wetden wollen. Nachdem wir schon kürzlich einige Zuschriften wiedergegeben haben, beschließen wir heute die bemerkenswerte Debatte durch die gekürzte Wiedergabe einiger besonders hörensweiter Meinungen aus der großen Zahl der Einsender. Wir glauben, damit einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Zeitgeschichte beigesteuert zu haben. Die Entscheidung liegt nicht bei uns. Vielleicht aber haben unsere Mitaibeiter und Leser mitgeholfen, die schwierige Frage einer endgültigen Klärung zuzuführen. „Die Furche“
Im Auftrag des Unterrichtsministeriums hat die V i e n n o 1 a, „Die Schallplatte aus Wien“, soeben in einer schönen Schmuckkassette in drei Langspielplatten „König Ottokars Glück und Ende“ mit der Besetzung der EröffnungspremiereTheater in Berlin — Theater in WienTheater“ des hochbegabten Wolfgang Langhoff, der sich aber parteitreu einem zahmen Stil, eben dem „sozialistischen Realismus“, verschrieben hat. Das Schaufenster Ost-Berlins für den Westen ist nach wie vor Bert Brecht mit seinem Berliner Ensemble, den Wienern durch das Gastspiel in der Scala bekannt. Brecht
Die Erkrankung des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika ist ein schwerer Schlag für die freie Welt. Ein Schlag, der überwanden werden kann und zu überwinden ist. Lebensgefährlich könnte er sich jedoch wohl nur dann auswirken, wenn er in seiner Bedeutung gerade von den Menschen übersehen würde:, die in der freien Welt leben. Von den anderen wird er nicht übersehen: Das zeigen die Ereignisse im Nahen Osten, das Aufbegehren Aegyptens, das Aufflammen der Brände des lkjonalismus und Fanatismus im ganzen afrikanischen Mittelmeerraum; zeigt, nicht zuletzt, die verhaltende Gangart
Als die hundertköpfige deutsche Mannschaft um Dr. Adenauer sich nach Moskau in Bewegung setzte, folgten ihr mehr als tausend Augen kritischer Beobachter im Westen. In England, Frankreich, aber auch Amerika. Leicht ironisch wurde das Aufgebot an Personal, an Funkern und Köchen, und an Material, an hol-steinschem Katenschinken und Mercedes 300 vermerkt. In eine tiefere Zone der Kritik führten bereits die Hinweise auf die Namen einzelner Persönlichkeiten der deutschen Mannschaft, die einst obstinat Hitlers Ostkampf verteidigt hatten. Es fehlten auch nicht einige Stimmen, die es als
Genau zehn Jahre vor der Genfer Konferenz waren die Vertreter der heute führenden Weltmächte als Alliierte in Potsdam ein letztes . Mal beisammen gewesen, und es war vor dreizehn Jahren, als Stalin, Roose-velt und Churchill in Yalta die Welt teilten. Das Ergebnis dieser beiden Treffen ist bekannt: die Sowjetunion drang tief in Zentraleuropa ein, befestigte ihre Stellungen durch ihre volksdemokratischen Sprößlinge und gewann gleichzeitig in den starken kommunistischen Parteien Frankreichs und ' Italiens und einer breiten sowjetfreundlichen Intelligentsia in der ganzen weltlichen Welt
In eben dem Moment, in dem der Westen »ich, in all seiner Zersplitterung, dem Osten zu einer Begegnung stellt, erhebt das Oberhaupt der katholischen Kirche seine Stimme. Die Rede des Papstes vom 24. Dezember 1953 muß verglichen werden mit dem Appell des Papstes vom 24. Dezember 1944 — mit Betonung bezieht sich Pius XII. selbst auf jene Mahnung im letzten Kriegswinter; sie stellte die große Verantwortung eines demokratischen Neubaues der Welt durch die Siegermächte heraus. Als ein Scheinwerfer war sie gerichtet in die kommenden Jahre, voll Sorge über mögliche Fehlleistungen. Diese
Der Wahlsieg des deutschen Bundeskanzlers Dr. Konrad Adenauer bei den Wahlen am 6. September 1953 kam in diesem Ausmaße für seine Anhänger ebenso unerwartet wie für seine Gegner. Wohl gab es eine Reihe günstiger Vorzeichen, die einen Erfolg erwarten ließen: das „deutsche Wirtschaftswunder“, der außerordentliche Anstieg des Nationaleinkommens mit relativ breiter Streuung der Einkommenshöhen, der rasche Vorstoß der deutschen Wirtschaft auf allen Märkten der freien Welt; diese solide Basis für ein günstiges Abschneiden im Wahlkampf mußte besonders beachtet werden. Seine
• Keine Nachricht aus der Welt des Ostens hat seit dem Tode Joseph Stalins so sehr das Aufsehen der Weltöffentlichkeit erregt wie die Mitteilung vom Sturz des L. P. Beria. Dieser Georgier und engste Landsmann Stalins, Mitglied der Partei seit 1917, hatte für Stalin, dem er durch seine rasche Unterdrückung eines nationalen georgischen Aufstandes aufgefallen war, entscheidende Arbeit bei der Zerschlagung des russischen freien Bauerntums und der Einführung der Kolchosen geleistet, sodann bei der „Großen Tschistka“ 1937, der neben der Armeeführung rund 10 Millionen Menschen, die
Die weltpolitische Situation ist gegenwärtig' dadurch gekennzeichnet, daß die beiden Partner im großen Ringen neue Gewichte in die Waagschale werfen. Dadurch entstehen Ueberraschungsmomente, heikle Situationen und eben jene Labilität des Spielfeldes, die im Fernen und Nahen Osten, in Korea und etwa Ostdeutschland täglich drastisch und oft tragisch sichtbar wird.In eben diesem Moment hat die österreichische Bundesregierung das Wort ergriffen in einer denkwürdigen Sitzung des Nationalrates. „Namens der Bundesregierung gab Bundeskanzler Ing. Raab eine Erklärung ab, die mit ruhiger
Das Ergebnis der italienischen Wahlen ist nur für jene eine Ueberraschung, die sich beharrlich weigern, der Situation Westeuropas im allgemeinen und der Lage der christlich-demokratischen Parteien im besonderen ins Gesicht zu sehen. Da die Zahl der unverbesserlichen „Optimisten“, die jeden Versuch, nüchtern ernste Dinge zu betrachten, um über sie zu einer konkreten Absprache zu kommen, als destruktiven Pessimismus, als Schwarzmalerei ankreiden, nicht gering ist, zumal in der sogenannten bürgerlichen Mitte und bei ihren Politikern, dürfte eine Betrachtung der italienischen
In Wahlzeiten stellt sich, je näher die schicksalhaften Termine heranrücken, ein merkwürdiges Phänomen ein. Der Blick des Staatsbürgers, und nicht nur des schlichten Mannes von der Straße, der es heute gewohnt ist, ziemlich frei rundum in die Welt zu sehen — in jenen Staaten, die sich für die Demokratie entschieden haben —, dieser Blick wird plötzlich enger. Nicht selten um vieles. Die Linse wird schmal, wie in Augenblicken der Lebensgefahr, das Auge sieht auf einmal nicht mehr die Fülle der umliegenden Gegenstände, sondern ein sehr verengtes Blickfeld: das Anliegen der eigenen
Auf Einladung des Oesterreichischen College und des Instituts für Gegenwartskunde weilte in diesen Tagen Eugen K o g o n einige Tage in Wien. Er sprach hier im Konzerthaus über „Geist und Gesellschaft der Gegenwart“ und debattierte dann mit einem guten Dutzend Professoren, Politikern, Publizisten und Schriftstellern unter reger Anteilnahme eines aufgeschlossenen und kritischen Publikums im Vortragssaal der Wiener Nationalbibliothek über die Stellung Deutschlands und Oesterreichs in Europa heute.Der Mann, die Vorträge und das Publikum gaben reichlich Anlaß, die innerösterreichische
Die deutsche Demokratie hat einen schweren Verlust erlitten, dessen Folgen noch unabsehbar sind: durch den Tod Kurt Schumachers, eines Mannes, der sie nicht selten gefährdet hatte in den großen politischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre — durch seine Intransi- genz, seine Haßleidenschaft, durch seine Demagogie, seinen sich immer noch steigernden Appell an die Instinkte der Massen, wobei er nicht scheute, sich des Schlagwortarsenals jenes Gegners zu bedienen, der ihn die zehn besten Jahre seines Lebens in das „Lager" zwang.„Er war ein Mann, der allen ein Vorbild bleiben wird in
Körner aus der Nähe. Ein Lebensbild von Thea Leitner. Mit 100 Photos. Danubia- Verlag, Wien.Ein Volksbuch über die Persönlichkeit und den Lebensweg des österreichischen Bundespräsidenten liegt vor. Thea Leitner schrieb eine flüssige Reportage. Breiten Raum nimmt in dieser die militärische Karriere des österreichischen Staatsoberhauptes ein. General a. D. Körner wird als pflichtbewußter, vorbildlicher Offizier vorgestellt. Parteipolitische Akzente werden in der weiteren Darstellung zurückgedrängt, 6ie ganz zu vermeiden gelang leider nicht. Die Auswahl der Bilder ist reichhaltig und
Ein Riesenpanzer mit Hammer und Sichel überfährt ein um Hilfe rufendes Mädchen. Daneben: Breit lächelt ein cäsarischer Männerkopf die Massen an — er wirbt für eine „stadtbürgerliche Liste (Lista cittadina)“ — einer der vielen Namen, unter dessen Schirmschild sich Kommunisten bergen. „Freiheit“ weht, mit vielen Fahnen, von den kleinen braunen Kastelltürmen, die überall in „der Stadt“ an Brennpunkten des Verkehrs errichtet, den Schild mit dem Losungswort der Democristiani zeigen. Ein kleines Kind sucht Sich vergeblich riesiger Pestfliegen zu erwehren. Aus dem
Der Kampf um Deutschland tritt in diesen Wochen in ein neues bedeutungsschweres Stadium. Die Weltlage, die Stellung Europas, die Situation nicht zuletzt gerade unseres Landes wird weitestgehend da on bestimmt werden, wie „der große Westen“ (die Westalliierten) und „der kleine Westen“ (die Bonner Bundesrepublik Adenauers) sich aus der gegenwärtigen erwirrung lösen. Die Krise wurde ganz offenbar, als der sich heftig ersteifende Widerstand weiter deutscher Kreise gegen den General ertrag Amerika und England, nicht sosehr Frankreich, alarmierte. Im Terminkalender des Westens waren als
Ein Fest ist verrauscht, wie es ein Volk in Jahrhunderten nicht oft feiern kann. Aus sich heraus, ohne Anordnung von oben; im Hochgefühl, diesmal nicht in feindlichen Gruppen gegeneinanderstehen zu müssen; überrascht von der Glücksfülle seiner Einigkeit, die alles Trennende mit Freudentränen überwältigt, hat sich das österreichische Volk selbst einen Nationalfeiertag bereitet.Mit Sehnsucht erwartet, auf ihrem triumphalen Zug durch eine erblühende Landschaft in Stadt, Markt und Dorf mit Jubel begrüßt wie eine sehr menschliche Landesmutter, der Blumen auf den -Weg gestreut werden,
„Unfähiges Frankreich“ — so konnte man in diesen Tagen um die große Debatte des französischen Parlaments über die Europaarmee nicht nur in deutschen, sondern auch in österreichischen Blättern lesen. Da ist also, nebst vielem anderen, auch die Rede von „Aussprüchen“ französischer führender Politiker, „die weit eher aus dem Munde psychopathischer Phantasten als von verantwortungsbewußten Politikern stammen könnten .Solche Rede ist ohne Gesicht, ohne Wissen um die ungemein schwierige Situation, die sich hinter den französischen Widerständen gegen die Europaarmee im
Selten, seit Jahren, haben Vorträge in Wien eine solche Aufnahme gefunden wie die des Professors an der Universitä Pontificia Gregoriana, P. Dr. Engelbert Kirschbaum S. J., über die Aufdeckung des Petrusgrabes, in zwei Veranstaltungen der österreichischen Kulturvereinigung im Konzferthaus und einer im Auditorium Maximum der Universität auf Einladung der Wiener katholischen theologischen Fakultät.Die Ergriffenheit der Zuhörer dankte dem Vortragenden für den hohen Gegenstand und für die peinlich saubere wissenschaftliche Beweisführung, mit der er von den Forschungen berichtete, die er
Nur scheinbar war es ein Zufall, daß man gleichzeitig in einer deutschen und einer österreichischen Redaktion übereinkam, die Jahreswende zu einem Gedankenaustausch über den Stand der deutsch-österreichischen Beziehungen zu benutzen. Die Briefe kreuzten sich, in denen man sich gegenseitig den Vorschlag machte: die „österreichische Furche“ der Stuttgarter Wochenzeitung „Christ und Welt“ und umgekehrt. Auch darin mag eine innere Logik liegen, daß hier ein im katholischen Bereich angesehenes Blatt und dort eines der führenden Organe des deutschen Protestantismus das Bedürfnis hatten, miteinander zu Neujahr Grüße und Meinungen auszutauschen. Zum Gefühl der deutsch-österreichischen Verbundenheit gesellte sich, das einer gesamtchristlichen Verpflichtung. Wir bringen im folgenden unsere Betrachtungen und fügen ihnen den Beitrag an, den uns gleichzeitig „Christ und Welt“ übermittelte. „Die österreichische Furche“
Während man in den letzten beiden Jahren aus Amerika laufend von den wachsenden Besorgnissen der Filmindustrie über den rapiden Kinobesucherschwund hörte, erschien das kinofreudige Österreich dem oberflächlichen Beobachter von dieser Entwicklung völlig unberührt. Man sah hier die Kinopaläste der Sozialkapitalisten über Nacht aus der Erde schießen und bei pikanten Sensationellen das Volk sich drängen und wälzen... Aber der Rechenstift ist unbestechlich und dringt hinter die schimmernde Fassade. Er stellt kalt und nüchtern auch für Österreich im Jahre 1950 einen Besucherabfall
Im Vergleich mit ihren Kollegen von der Bühne und vom Konzertpodium fühlten sich die Tänzer Wiens zurückgesetzt und vernachlässigt; vernachlässigt von Staat und Gemeinde, von den Veranstaltern und von der Presse. Das Interesse der Öffentlichkeit für den Kunsttanz zu wedeen, war eines der Ziele des „Österreichischen Tanzwettbewerbes 1950“. Das andere war: begabte Nachwuchskräfte, besonders aus der Provinz, zu entdecken und durch Verleihung der vom Unterrichtsministerium und der Gemeinde Wien gestifteten Preise zu fördern. — 54 Gruppen und Einzeltänzer aus Wien und den
“Bei der Zuordnung eines Werkes zur Sakralmusik geht es nicht nur um den Stoff, den Text an sich, sondern auch um die Gestalt, die Sprachform des Textes; nicht nur um den absoluten künstlerischen Wert einer Komposition, sondern auch um die geistige Haltung, wie sie sich im Gesamtstil spiegelt. Die vollkommene Synthese aller Elemente ist — das spüren wir immer deutlicher — in der Gre-gorianik erreicht. Soweit in späteren Jahrhunderten ein einheitlicher Stil überhaupt noch zu verwirklichen war, wurde er von J. S. Bach geschrieben. Für jene Zeit erweist sich neben dem Choral die
In "den letzten Wochen wurde hierzulande wenig gesprochen von einem sonst viel bemühten Thema: von der Kulturkrise. Man hatte Wichtigeres zu tun. Der Wahlkampf verklebte nicht nur die Litfaßsäulen, sondern auch die Portale und Fassaden ehrwürdighilfloser Bauwerke mit seinen Parolen, dröhnte aus Lautsprechern in stille Straßen, überflutete einsame Plätze mit Papierwellen und drang durch Presse, Rundfunk, alle Mittel der Massenpropaganda auf den Menschen ein. Eine Frage: Soll das Gift, das in ihm reichlich ausgegossen würde, weiterhin einströmen in den eben erst in Heilung begriffenen
Man sieht förmlich den Vortrab der deutschen Einquartierung kommen und das Nebenhaus eines Landschlosses besetzen, in dem ein alter Franzose mit seiner Nichte wohnt. — Dann kommt der deutsche Offizier selbst, er steht im Zimmer, das Licht, das der Kamin spendet, erreicht ihn nur nicht ganz. Er ist jung, hübsch, groß und elegant und hat die guten Manieron der besten seiner Kaste. Er spricht einwand; reies Französich und lächelt fein, als seine Rede nicht beantwortet wird und man ihn wortlos auf sein Zimmer führt, von dem er nun für Wochen Besitz ergreift.Es herrscht schlechtes Wetter
Aus Zürich wird der „Furche“ geschrieben: Das große künstlerische Ereignis des Juni ist für die ganze Schweiz der Besuch der Wiener Sängerknaben. Die Ankunft der 22 jugendbchen Wiener Sänger unter der Führung ihres Rektors Josef Schnitt und des Kapellmeisters Hans Fleischmann war fast ein Ereignis; wiederholt kommt es vor, daß Autobusse, welche die jungen Gäste aus der Donaustadt befördern sollen, vom begeisterten Publikum derart umlagert sind, daß sie kaum weiterfahren können. Die Presse erinnert daran, daß das erste Gastspiel bei der Gründung des Sängerknabeninstitutes im
B r e g e n z, Ende Februar In der Vorarlberger Landeshauptstadt fand kürzlich eine eindrucksvolle Schau der heimischen Stickerei- und Spitzenindustrie statt.Schon Maria Theresia mußte bei den Wirtschaftsverhandlungen mit der Schweiz die Vorarlberger Stickereiindustrie wesentlich berücksichtigen. Seither ist dieser Industriezweig bei uns bodenständig geworden, wie sonst nirgends in Österreich. Seit 200 Jahren wird für den Export gearbeitet, weshalb die Stickerei eine gute Freundin der Nationalbank ist, da sie viele Devisen einbringt. So hat Vorarlberg in den Jahren 1920 bis 1930
Als sich in den letzten Jännertagen des Jahres 1943 in der Tragödie von Stalingrad die Wende des Krieges abzeichnete, begann die Empörung wider das sinnlose Blutvergießen, gegen die Knechtung und Unterdrückung jeder menschlichen Freiheitsregung in Europa überaus groß zu werden. Viele hielten die Zeit zur endgültigen Erhebung gegen die Tyrannen und Dämonen für gekommen. Es hätte den mit Blindheit geschlagenen Unterdrückern ein warnendes und mahnendes Omen sein sollen, daß gerade in der deutschen Stadt, die sie sogerne prahlerisch als Stadt der Bewegung bezeichneten, der Protest
Dornbirn, im Dezember.Vorarlberg zeigt eine wirtschaftliche und kulturelle Erholung, die man in dieser kurzen Zeit nicht für erreichbar gehalten hätte. Seit geraumer Zeit besteht eine Landesbühne, die gegenwärtig mit einer vollendeten Aufführung von Schönherrs „Erde“ durch die Städte des Ländles zieht. Infolge der starken Dezentralisierung der städtischen Siedlungen empfiehlt sich für Vorarlberg das System der Wanderbühnen. Vorstellungen werden in Bregenz, Dornbirn, Lustenau, Hohenems, Feldkirch, Bludenz, sogar in Schruns gegeben und erreichen damit die gesamte Bevölkerung. Der