Eine mit Blättern bedeckte Fläche im Wiener Odeon. Drei Männer, zwei Frauen. Die eine schreit einen der Männer an. Ausdauernd. Unverständlich, was sie schreit. Aber man versteht, was sie meint. Die andere beklagt sich in einem gewaltigen Monolog, daß sie nicht mehr geliebt wird. Sie spielen das Reper-toire der Beziehungen durch, Liebe, Begierde, Eifersucht, Ekstase, Wut. Alles emotional ins Maßlose, formal ins Expressive gesteigert. Eine Stunde lang. Wort- und Körpersprache, ans Artistische grenzend, passen perfekt zusammen. Es ist eine Stunde ohne Langeweile.Das Ballatum Theätre
(Haus der Kunst, München, Prinzregentenstraße 1; bis 12. Mai) Sammeln, um geistig zu überleben. Den atavistischen Trieb befriedigen, den Jäger in sich nicht durch körperliche Lebensbedürfnisse stillegen, sondern umsetzen, um Kunst zusammenzutragen, damit das geistige Leben nicht zu kurz kommt.Dies ist ein Rausch-Erlebnis, dem sich Lothar-Günther Buch-heim ausgiebig überlassen hat. Keine Variante des Expressionismus blieb ihm fremd. Er bevorzugte oder benachteiligte keine Technik. Ölbilder, Lithographien, Radierungen, Zeichnungen, alles erschien ihm sammelnswert. Wen wundert, daß eine
(Theater beim Auersperg, Wien; „Die Entführung des Alfred Rosemayer“ von Ernst Harmannstein) Den Wunsch, einmal schlagfertig und kühl in extremen Situationen zu argumentieren, hat wohl jeder. Ernst Harmannstein erfüllte sich diesen Wunsch, indem er für sich ein Stück über einen gekidnappten Industriellen schrieb, den er auch selbst spielt. Stets charmant argumentiert der böse Kapitalist mit den eher knieweichen Terroristen, die einen Rauschgiftsüchtigen unter sich dulden. Selbstverständlich redet der Gefangene seine Bewacher nieder und zeigt sich immer dankbarer für die
„Wer nur auf Funktionäre hört, weiß über das, was die Menschen wirklich wollen, nur unzureichend Bescheid. Die Demokratie kennt zum Glück Wahlen, die hier Lernprozesse auslösen ...Die CDU setzt auf die Intelligenz der Demokratie, auf die schöpferischen Kräfte einer freien Gesellschaft. Diese Intelligenz beruht in der Nutzung von Wissen, das niemand — kein einzelner, keine Regierung, keine Partei-als Ganzes je mobilisieren könnte...Die Intelligenz einer demokratischen Gesellschaft liegt in der Mobilisierung der vorhandenen Ideen, Fähigkeiten, Initiativen. Die CDU setzt nicht
Als Großbritannien 1971 seine letzten kolonialen Positionen „östlich von Suez“, in den Duodezscheich-tümem am Persisch-Arabischen Golf, räumte, gaben nur wenige dem damals unter dem Druck der Ereignisse gegründeten Bundesstaat „Vereinigte Arabische Emirate“ (VAE) eine langfristige Uberlebenschance. Bahrein und Katar, auf deren Einbeziehung man gehofft hatte, gingen ihre eigenen Wege und erklärten ihre Selbständigkeit. Bis heute haben die Bemühungen der sieben VAE-Zwerge, die beiden Riesen für sich zu gewinnen, nicht aufgehört.Zu groß schienen damals außerdem die
DAS PFERD. Roman von Siegfried Stander. Paul-Zsolnay-V erlag,170 Seiten. S 89.—.Der Autor, 1935 in Südafrika geboren, Journalist und Verfasser mehrerer erfolgreicher Bücher, wurde in seiner Heimat mit dem höchsten literarischen Preis ausgezeichnet. Mit Recht jedenfalls für dieses Genre: das Tierbuch, von dem Kinder und Erwachsene gleichermaßen beeindruckt sein werden. Die Geschichte: In der Kalahariwüste findet ein von wilden Hunden verfolgtes Fohlen Schutz bei einer Zebraherde, wird, herangewachsen, zu einem prächtigen Leithengst, der seine Herde durch einen furchtbaren Steppenbrand
KINDERGESCHICHTEN von Peter Bich sei, Luchterhand-V erlag, Neuwied, 91 Seiten, DM 12.80.Die meisten Leute glauben, daß Kinder dümmer sind als Erwachsene, darum schreiben sie für Kinder in erster Linie Geschichten, die eine angestrengt phantastische Überwirk-, lichkeit beschwören, eine Welt, von der sie glauben, sie sei die Welt des Kindes.Da gibt es Feen, Zauberer, tolpatschige Hanswurste, Hündchen, Kätzchen, die in allen möglichen fadenscheinigen Geschichten ihr Unwesen treiben, wer weiß, ob immer zum Gaudium der kleinen Leser?Um nicht mißverstanden zu werden, es gab eine Zeit, da
ICH ERINNERE MICH GANZ GENAU. Autobiographie von Karl Böhm. Diogenes-Verlag, Zürich. 235 Seiten und 43 Abbildungen. DM 24.80.Dieses unterhaltsame Buch ist auf die Weise entstanden, daß Hans Weigel in der Wiener Wohnung von Dr. Karl Böhm in Grinzing mehrere Gespräche führte, die von einer Sekretärin stenographisch aufgenommen wurden. Dr. Böhm berichtet vor allem Biographisches, vom Elternhaus in Graz bis zu den vielen Gastspielen, vor allem in Amerika, die er jetzt absolviert. Musik ist für ihn etwas Naturgewachsenes, das Freude machen soll. Für ihn ist, wie sein Chronist ihm im
Die zweite Premiere der „Palestrina“-Inszenierung der Wiener Staatsoper (über die erste wurde an dieser Stelle ausführlich berichtet) brachte eine Neubesetzung der Hauptpartien mit bewährten Kräften des Hauses. Anton Dermota, der nun, nach Fritz Wunderlich, den Palestrina singt, ist in dieser Rolle in ein neues Fach hinübergewechselt, das er mit der ihm eigenen musikalischen Kultur meistert. Sein Palestrina besitzt die sanfte Melancholie des Resignierenden, den Ernst und die Wärme des reifen schöpferischen Künstlers, der auch in der Wirrnis seelischer Konflikte nicht den Glauben
In der „Entführung aus dem Serail“ (Redoutensaal) sang Herold Kraus als Gast den Pedrillo. Seine Stimme ist schlank, Erscheinung und Spiel fügen sich dem Ensemble unauffällig ein. Seiner Partnerin, Blondchen, die von Reri Grist äußerst lebendig und temperamentvoll dargestellt wurde, kam er allerdings weder im Gesang noch im GesprächKarl Böhm dirigiert auf. Denn sie hatte die Zunge am rechten Fleck und machte auch als Erscheinung (dunkler Typ mit hellblonden Haaren) von sich reden. Fritz Wunderlich als Bel-monte „stand“ seinen schönen leuchtenden Tenor (das heißt, er bewegte
Die Uraufführung der ersten abendfüllenden Strawinsky-Oper im September vorigen Jahres bildete den sensationellen Höhepunkt der Musikbiennale von Venedig. Seither ist das Werk über rund ein Dutzend Bühnen gegangen, hat begeistert, enttäuscht — und überrascht, überrascht selbst diejenigen, die durch Strawinskys letzte Werke, etwa die „Symphony in three movements’ oder das „Orpheus“-Ballett sowie durch die Lektüre von Strawinskys „Musikalischer Poetik“ darauf vorbereitet waren. Hören wir aus den sechs Vorlesungen, die Strawinsky im Winter 1939/40 an der Harvard University
Die Utopie ist die Lust ihrer Erfinder und der Schmerz jener, die gut oder schlecht genug befunden werden, sie zu verwirklichen. Prachtvoll sehen sie aus, auf dem Papier, jene Traumstaaten und Traumstädte, die der Griffel des genialen Fanatikers zuerst an die Wand malt. Mustertypen der Ordnung sind sie, maschinisiert, technisiert, reglementisiert, egalisiert: im Bau der Häuser, im Plan der Arbeit, in der Gestaltung der Freizeit. Allen gemeinsam eigen ist eine drakonische, wissenschaftliche Auswertung des Menschen und seiner Arbeitskraft, die „Steuerung seiner „Vergnügungen , und deshalb
Es mag weniger die Erinnerung an dat Theaterprojekt des großen Joseph Kainz auf dem Jahre 1905 gewesen sein als vielmehr das Bestreben, für den Semmering eine neue Attraktion zu schaffen und hiefür den prachtvollen Naturrahmen zu nützen, das an der Wiege des Gedankens „Semmeringer Musik-und Theaterwochen“ Pate gestanden hat. Symphoniekonzerte und Opernwerke, die in diese Landschaft passen, Förderung zeitgenössischen theatralischen Schaffens und junger Künstler: alles das zusammen und jeder einzelne Programmpunkt könnte sich als fruchtbar erweisen. Jedenfalls war es klug, im