(Gastspiel der Ungarischen Staatsoper, Volksoper, Wien.) An zwei Abenden gastierte in der Wiener Volksoper, als letztes Gastensemble der Wiener Festwochen, das Ballett der Ungarischen Staatsoper Budapest. - Im Mittelpunkt der gleichlautenden Programme stand Bartöks 1919 vollendetes, aber immer noch aufregendes und wie neu wirkendes Tanzspiel „Der wunderbare Mandarin“.Läszlö Seregi, Direktor der Truppe und Chefchoreograph, hat, wie alle übrigen Ballette, auch dieses inszeniert und einstudiert. Gabor Forray hat als „Liebesfalle“, wo die drei Strolche mit dem von ihnen ausgebeuteten
(Staatsoper, Wien) Ein säkulares Opernereignis hat nicht stattgefunden. Die neuinszenierte „Carmen“ von Bizet in der Wiener Staatsoper, die am vergangenen Samstag Premiere hatte, ist eine sehr beachtliche Produktion des bekannten Regisseurs und Bühnenbildners Franco Zeffirelli (Kostüme: Leo Bei) und des in Wien noch viel zu wenig bekannten Dirigenten Carlos Kleiber. Der Referent hat die beiden ersten Akte in der Oper gesehen und dann den zweiten Teil der Übertragung, bis nach Mitternacht („Club 2“) auf dem Bildschirm verfolgt. Denn darauf kam es bei dieser Produktion ja vor allem
Nicht erst anläßlich des Schubert-Jahres wurde viel Schubert-Musik gespielt und viel über ihn geschrieben. Was uns aber fast ganz fehlt, ist die Geschichte seiner Rezeption. Nun wissen wir, seit dem vergangenen Wochenende wenigstens, wie es damit in Frankreich stand und steht. Im Palais Lobkowitz (Institut Francais) hat uns der junge Sorbonneprofessor Francis Claudon-unseren Lesern auch als Autor mehrerer in der FURCHE erschienener literarischer Essays bekannt -darüber unterrichtet. Obwohl fast nur durch seine Lieder sowie durch deren Klavier- oder Orchestertranskriptionen (Liszt, Cisar
(Staatsoper, Wien.) Was hat man mit dem guten alten Don Quixote nicht schon alles angefangen! Er wurde auf die Bühne gebracht und mußte singen, zuletzt in einem Musical. Schon vor über 100 Jahren bemächtigten sich seiner auch die Choreographen, so zum Beispiel 1740 Hilverding für ein Ballett am Kärntnertortheater, 1786 Noverre, ebenfalls in Wien. Aber die populärsten Don-Quixo-te-Ballette schuf Marius Petipa für Moskau und für St. Petersburg. Auf dessen Choreographie beruht die Neugestaltung von Rudolf Nurejew, 1966 in Wien erprobt und am vergangenen Samstag mit einem für Wien neuen
In der 15-bändigen Gesamtausgabe der Werke Hofmannsthals findet sich im Band Dramen III das vollständige Libretto.der ,Josephslegende”. Den 15 Szenen des Textbuches ist die Widmung vorangestellt: „Unserem Freund Sergei von Diaghilew - die Verfasser H. K. und H. H.” Da das kurze Vorwort von .Hofmannsthal signiert ist, stammt, wie wir auch aus dem Briefwechsel der Künstler erfahren, der Text von Harry Graf Kessler.Wer war dieser Mann? Seine aus irischem Landadel stammende Mutter galt als eine der schönsten Frauen ihrer Zeit, die auch von Kaiser Wilhelm verehrt wurde. Kesslers Vater,
Bereits 1816 gab es in Wien eine „Musikleihanstalt“, die einem gewissen Friedrich Mainzer gehörte. 1857 kaufte Ludwig Doblinger das Geschäft und verlegte es in die Dorotheergasse, wo es sich heute noch befindet. Aber erst 1876, als der aus Mähren stammende Bernhard Herzmansky die Firma übernahm - wobei er den Namen Doblinger beibehielt -, wurde von den vier Sparten (Musikalienhandlung, Antiquariat, Notenleih-Abonnement und Verlag) letztere forciert, ohne daß man die übrigen vernachlässigte. Die von Herbert Fogg verfaßte ausführliche Verlagschronik gehört zu den amüsantesten
Wiederholt wurde aus Leserkreisen und von zahlreichen Musikfreunden an uns der Wunsch herangetragen, doch dahin zu wirken, daß sich unsere Konzertveranstalter mit ihren Programmen, soweit organisatorisch möglich, ein wenig den großen Festen des Kirchenjahres anpassen. Natürlich hat es solche Veranstaltungen immer wieder gegeben. Aber es kam auch zu „Fehlterminen“ also etwa eine Matthäuspassion vor Weihnachten oder etwas wenig Passendes in der Passionszeit. (Wir haben dabei auch die Oper und unsere Sprechbühnen im Auge.)Nun kommt - via Salzburg - eine erfreuliche Initiative des
Er hatte einige Kulturjournalisten ins Palais Lobkowitz eingeladen, wo, seit wir uns erinnern können, das Französische Kulturinstitut untergebracht ist. Es war kein offizieller Empfang, auch keine Pressekonferenz, sondern eine zwanglose erste Kontaktnahme, eine gegenseitige Präsentation. Ich hatte mit einer halben, höchstens einer Stunde gerechnet, denn es war ein Arbeitsvormittag wie alle anderen. Aber dann saß man, sechs oder sieben Kollegen, volle zwei Stunden in angeregtem Gespräch beisammen und war überrascht von dem Stil des neuen Mannes und erstaunt über den Umfang von
Seit etwa zehn Jahren hat Montreux den Ehrgeiz, so etwas wie eine „Preismetropole“ zu werden. Hierzu bringt es einige angenehme Vorzüge ins Spiel: es fehlen die Hektik und der Lärm der Großstadt — und die Juroren werden durch eine zauberhafte Umgebung aufnahmefähiger, vielleicht dem hier herrschenden Klima entsprechend auch milder gestimmt und kommen leichter zu den an sich recht schwierigen Einigungen. „Die Goldene TV-Rose von Montreux“ ist ja bekannt, ebenso das Jazzfestival. Mehr Gewicht freilich hat der im nächsten Jahr zum siebentenmal abgehaltene
Hochbetagt starb am 30. August in Wien Helene Berg, die Witwe des großen Komponisten. — Für Alban Berg war 1911 ein Schicksalsjahr. Die Lehrzeit bei Schönberg ging zu Ende, und am 3. Mai fand in der Evangelischen Kirche in der Dorotheergasse die Trauung mit Helene Nahowski statt — gegen den Willen des Brautvaters, eines höheren Beamten, der vom Beruf des Komponisten nicht viel hielt. Im gleichen Jahr (1885) wie ihr Mann geboren, überlebte Helene Berg ihn um 45 Jahre. Die meisten der Heutigen kannten sie nur als Witwe, und zwar als eine von ganz besonderer Art. Aus der liebenden Braut
Eigentlich ist er ein Glückskind. Aber eines, das zu seinem Glück — anders geht es wohl auch nicht -— sehr wesentlich beigetragen hat. Glück ist für einen Mann, sein Leben lang das tun zu dürfen, wovon er etwas versteht und das ihm Spaß macht. Wenn er damit auch noch unzähligen, vielen tausend, vielleicht hunderttausend anderen Menschen Freude macht, indem er ihr Interesse an Neuem weckt und befriedigt, und wenn er auch noch Beifall für die Lösung schwieriger Situationen und Probleme findet, so mag er mit sich und der Welt zufrieden sein.Bei Egon Seefehlner begann das Glück schon
Die Wiener Festwochen sind verrauscht. Auch die kritischen Stimmen beginnen abzuklingen. Dann gab es noch die üblichen Resümees und, da und dort, auch Krokodilstränen für den demnächst abtretenden Intendanten Baumgartner, weniger bewundert als viel gescholten — was wir nicht ganz richtig fanden. Und dann kamen die Nachrufe auf den gleichfalls scheidenden Operndirektor, dem noch einmal seine glücklosen Jahre nachgerechnet wurden.Aber eines Mannes wurde noch nicht — oder kaum — gedacht, der zwar nicht so sehr im Rampenlicht stand und steht, der aber ein glanzvolles Musikfestprogramm
Ein Vierteljahrhundert — das ist schon ein kleines Jubiläum für eine so erfreuliche Einrichtung wie die Symphoniekonzerte im Arkadenhof des Wiener Rathauses. Sie finden vom 1. Juli bis 31. August jeden Dienstag und Donnerstag statt und beginnen jeweils' um 20 Uhr. Das vom Musikreferat des Kulturamtes (Prof. Kurt Rapf) zusammengestellte Programm macht einen guten Eindruck und würde auch jeder Konzertvereinigung zur Ehre gereichen. Da sie hauptsächlich auf jene kunstinteressierten Fremden eingestellt sind, die in Wien natürlich vor allem österreichische Musik hören wollen, dominieren
Die Poesie in der „Jeanne dArc au bücher“ geht eindeutig von der Dichtung Paul Claudels aus, ist auch in der deutschen Fassung von Hans Reinhart noch lebendig, und der Musik von Arthur Honegger kann man eine gewisse Dramatik und vor allem Deskriptivität nicht absprechen: Man ist oft von seiner Geschicklichkeit gefangen, wie er einzelne Bilder in kleine Tongemälde umsetzt. Der Hörer kann sich der Wirkung dieses Oratoriums schon wegen des beeindruckenden Aufwandes selbst in mittelmäßigen Aufführungen nur schwer entziehen. Mittelmäßig war in der Musikvereins-Aufführung allerdings
Peter Brook hat erklärt, die längste Zeit, die eine Inszenierung zu überleben vermöge, seien fünf Jahre. Der „Jedermann“ ist ein Sonderfall. Erst recht „Christophe Colomb“ von Paul Claudel, die Szenenfolge, die auf Veranlassung von Jean-Louis Barrault aus der gleichnamigen Oper von Darius Milhaud als Schauspiel mit Musik entstanden war, 1953 in Barraults Inszenierung uraufgeführt wurde und nun bei den Wiener Festwochen als Gastspiel der Compagnie Renaud-Barrault im Theater an der Wien zu sehen war.
Wenn auf dem Programmzettel einer Aufführung die Namen des Autors Heinz R. Unger und des Regisseurs Dieter Haspel stehen, kann man annehmen, daß es sich um politische Propaganda handelt Nun, die in der Reihe „Arena 76“, im St. Marxer Schlachthof, als Eigenproduktion der Wiener Festwochen voraus uraufgeführt „Proletenpassion“ — Musik: Schmetterlinge — ist im „Ausblick“ des Schlusses reiner Agitprop.
Obwohl er, Jahrgang 1920, zu jener Generation gehört, die sich gern als die „verlorene“ apostrophieren läßt, teilt er nicht deren Pessimismus und Skeptizismus, ist auch nicht politisch engagiert — wohl aber kulturpolitisch tätig — ein Wort, das er sicher nicht mag. Viele kennen seinen Namen nur als Präsident des österreichischen Schriftstellerverbandes, wo er als Nachfolger von Ernst Schönwiese gewählt wurde. Und obwohl er ein rundes Dutzend Bücher veröffentlichte, die von der Fachkritik, auch der ausländischen, mit hohem Lob bedacht wurden, hat er es verstanden, als Person
„Tiefland“ von Eugen d'Albert, über den wir in der letzten Nummer an dieser Stelle ausführlich berichtet haben, wurde in der Volksoper am vergangenen Wochenende in einer Neueinstudierung gezeigt und machte seinem Ruf als Erfolgsoper alle Ehre. Kein Wunder: denn nach neun Jahren bewähren sich sowohl die Regie Adolf Rotts wie die Bühnenbilder Wolfram Skalickis aufs beste, besonders der ebenso schöne wie geräumige Mühlenhof zu Füßen der Pyrenäen. Die Besetzung der Hauptpartien ließ keinen Wunsch offen, man kann sie fast als erstklassig bezeichnen. Ildiko Laczö, Jahrgang 1945,
Der Komponist der Oper „Tiefland“. Und ein seinerzeit weltberühmter, wenn auch umstrittener Klaviervirtuose. Und Autor noch einer anderen Oper auf einen ziemlich kitschigen Text von dem skandalumwitterten Hans Heinz Ewers: „Die toten Augen“. — Aber d'Albert hat nach „Tiefland“, dessen Uraufführung 1903 in Prag erfolgte und sein fünftes Bühnenwerk war, noch weitere 15 Opern geschrieben, wiederholt die Stile wechselnd und nicht immer ganz so penetrant. In seiner Kammermusik und in 58 Klavierliedern zeigt er sich von Beethoven und Brahms beeinflußt. Er war mit Humperdinck,
Jahrgang 1913. Seit mindestens zwei Jahrzehnten nicht nur der führende Komponist der polnischen Schule, sondern einer der interessantesten und glaubwürdigsten unserer Zeit. Wurde' in seiner Jugend von Debussy, Strawinsky, Bartök und Varese angeregt. Hat mit der Zwölftonmusik nichts zu tun. Ging einen genau überschaubaren Weg von frei-tonalen, aber noch konventionell notierten Stücken („Drei Postludien“, 1961). Kommt immer mehr zu einer „Individualisierung“ der einzelnen Musiker, ist aber, nach seinen eigenen Worten, „nicht daran interessiert, mich auch nur teilweise der
Man erlebt immer wieder Überraschungen. Da gab es diesen weltberühmten Pianisten Ferruccio Busoni, Komponist, Bach-Bearbeiter und hochgeschätzter Lehrer in den USA, in Moskau und zuletzt, bis zu seinem Tod im Jahre 1924, in Berlin, überdies Autor einer der aufregendsten kunstprophetischen Schriften: „Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst“ (1907). Aber unter den vielen, vielen Stücken, die er für Klavier geschrieben hat, befindet sich auch ein wahres Monstrum von Konzert für Solo, überbesetztes Orchester — und Chor, fünf sätzig, mit' einer Gedamtdauer von nicht weniger als
Anläßlich ihres 75jährigen „Geburtstages“ haben die Wiener Symphoniker einen Kompositionsauftrag vergeben. Durch Vermittlung Gottfried von Einems ging er an Boris Blacher, dessen ehemaligen Lehrer.Blacher, Jahrgang 1903, ist im Jänner 1975 gestorben. Diese Komposition war seine letzte. Wie gerne möchte man Gutes darüber berichten. Aber das 20-Minutenwerk, in der Partitur gut „lesbar“ und klar, erweist sich bei der klanglichen Realisierung als ein recht einfallsloses Stück, das trotz seiner geringen Dauer in den langsamen Ecksätzen Langeweile aufkommen läßt. Und dies trotz
Noch vor der Uraufführung seiner ersten Symphonie komponierte Bruckner im Alter von 43 Jahren seine Große Messe f-Moll, zwölf Jahre nach der Graner Messe des von ihm bewunderten Franz Liszt, symphonisch groß und unübertrefflich in ihrer religiösen Tiefe. (Seine nächsten Messen verwendeten keine Singstimmen mehr, sind viersätzig und er nannte sie Symphonien, die sie der Form nach auch sind; dem Inhalt nach ist er dem religiösen Thema treugeblieben.) — Um so schmerzlicher muß es berühren, wenn diese Große Messe, im Musikvereinssaal nach ehrwürdigem Brauch aufgeführt,
Im Mittelpunkt des 4. Abonnementkonzertes der Wiener Philharmoniker stand Theodor Bergers einsätzige symphonische Dichtung, die auch unter dem Titel „Ballade“ bekanntgeworden ist - Der Deutung des Komponisten zufolge'-ist sie als „tönendes Gleichnis des Zeitgesichts, als Niederschlag des Tätigkeitslärms“ zu vertehen. Und in der Tat ist dieses auf weite Strecken dröhnend laute Stück mit seinem dichten Blechbläser-Fanfarengeflecht, seinen Trommelwirbeln, lärmenden Röhrenglocken und- stampfenden Rhythmen sehr „zeitnah“. — Noch aktueller war es 1940, als es geschrieben
Ist mit den beiden Aufführungen von Beethovens IX. Symphonie durch die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Erich Leinsdorf eine „neue Tradition“ begründet worden? Wir möchten es sehr hoffen und wünschen, und der Erfolg — ein zweimal ausverkaufter Großer Konzerthaussaal — spricht dafür. Dem Generalsekretär Peter Weiser ist da jedenfalls etwas ebenso Gutes wie Naheliegendes für Wien eingefallen — aber es muß halt jemand drauf kommen! Denn es gibt sicher viele, die den Übergang vom alten ins neue Jahr gern mit „ernster Musik“ begehen, besonders vielleicht gerade mit
Johann Strauß wußte sehr genau, warum er zögerte, statt seiner zehnten Operette ein Werk für das k. u. k. Hofoperntheater und zugleich auch eine ungarische Oper für das Nationaltheater von Pest zu schreiben. Nicht hingegen zögerte der Journalist Ignaz Schnitzer aus der Novelle „Saffi“ des ungarischen Dichterfürsten Maurus Jökai, von dem noch zu Lebzeiten eine.lOObän-dige Prachtausgabe seiner Werke erschienen ist, für den berühmten Walzerkönig ein Libretto zu machen.Noch während der Entstehung der Partitur begann ein Tauziehen zwischen der Hofopernintendanz und dem neuen
Die Auswahl der Texte zu dieser Kantate hätte nicht besser sein können und erweist einmal mehr den geistigen Horizont und die Belesenheit des Komponisten Gottfried^von Einem. Zwei Psalmenfragmente (aus dem 90. und dem 121.) flankieren das aus sieben Vokalstücken und zwei Zwischenspielen bestehende Werk von etwa 50 Minuten Dauer, das am vergangenen Sonntag-Abend im Großen Musikvereinssaal anläßlich des österreichischen Nationalfeier-tages seine europäische Erstaufführung erlebte. Carlo Maria Giulini, die Symphoniker, der Singverein und die Solisten Julia Hamar, Alt, und Tom Krause,
Ich hörte, wieder einmal zum ersten Male, Richard Wagners Ouvertüre zu den „Meistersingern“. Das ist eine prachtvolle, überladene, schwere und späte Kunst, welche den Stolz hat, zu ihrem Verständnisse zwei Jahrhunderte Musik als noch lebendig vorauszusetzen — es ehrt die Deutschen, daß sich ein solcher Stolz nicht verrechnete!Was für Säfte und Kräfte, was für Jahreszeiten und Himmelstriche sind hier gemischt! Das mutet uns bald altertümlich, bald fremd, herb und über jung an, das ist ebenso willkürlich als pomphaft-herkömmlich, das ist nicht selten schelmisch, noch öfter
Zu den Festwochen hat man natürlich ein besonders breit aufgefächertes Angebot von guter Musik. In der hochbarock bewegten Jesuitenkirche gab die leider mit großen finanziellen Schwierigkeiten kämpfende Gesellschaft für alte Musik einen klingenden Beweis ihrer Subventionswürdigkeit:. Der Wiener Motettenchor und das Ensemble Mu-sica antiqua mit seinen bewährten Solisten vermittelte einen wertvollen Einblick in geistliche Musik von Las-sus bis Viadana. Bernhard Klebel sorgte für Niveau und Stilgerechtigkeit. Besonders interessant war die hochromantische Musik des nahezu unbekannten
Was in Wien seit Jahren im Gespräch, steht, aber immer wieder an kleinlichen Überlegungen scheitert, erweist sich in Paris seit Jahren als entscheidender Faktor im Ballettleben: die „Groupe de recherches de l'Opera“, ein Tanzstudio der Pariser Oper, das den Ballettnachwuchs des traditionsreichen Ensembles heranbildet, ist die erfolgreiche junge Kompanie, ohne die die Zukunft des Pariser Opernballetts wohl kaum so gesichert wäre, wie sie es heute tatsächlich ist. Carolyn Carlson, eine Zeitlang Mitarbeiterin des berühmten amerikanischen Choreographen Alwin Nikolais, leitet dieses
Zu den Pfingstfeiertagen gab es in der Wiener Staatsoper zwei große Abende: Straußens „Salome“ mit Karl Böhm am Pult und Gwynneth Jones in der Titelrolle, fast eine Idealbesetzung. Star blieb aber auch Jürgen Rose mit seinem Jugendstil-Bühnenbild, welches das schönste ist, das man derzeit — und seit langem — auf einer Wiener Bühne sehen kann.Am Pfingstmontag-Abend brillierte — und wurde entsprechend gefeiert — Sena Jurinac als Marschallin: mit ihrem bekannt schönen Timbre, der intakten, wohlklingenden Stimme und dem nobel zurückhaltenden Spiel, eine große Dame und
Das bereits 1958 in Zürich komponierte „Stundenlied“, mit der Opus-zahl 26 versehen, wurde 1959 in einem Konzert des Auftraggebers, des Norddeutschen Rundfunks, uraufgeführt. Bald darauf lernten wir dieses Werk Gottfried von Einems auch in Wien, und zwar im Großen Konzerthaussaal, kennen. — Für viele mag der erste Eindruck dieser zugleich sachlichen und musikdramatischen Vertonung der auf einen Tag ■zusammfeBgecftpänaten - Leidensgeschichte Christi, von Brecht in ein neunstrophiges Gedicht gebracht, schockierend gewesen sein,. . Und zwar weniger der Text (den man Brecht nicht
Pfitzners Oper hat sich — Dramatik hin, Dramatik her — seit ihrer Uraufführung 1927 unter Bruno Walter in München als ein echtes, wertbeständiges Meisterwerk erwiesen. Text und Musik gehören zu jenen seltenen musikdramatischen Produkten, wo der kritische und anspruchsvollere Hörer nicht den Verstand ausschalten muß, um zu ihrem ganzen Genuß zu kommen. (Die schönste Würdigung des Werkes findet sich — ausgerechnet — in Thomas Manns „Betrachtupgen eines Unpolitischen“. Bitte ein bissei suchen und nachlesen.) — Wir waren von dieser Aufführung, einer Wiederaufnahme nach so
Immer wieder ein Ereignis ist Claudio Abbado am Pult der Wiener Philharmoniker: Nun dirigierte er, Einspringer für Lorin Maazel, Strawinskys „Feuervogel“-Suite, Beethovens „Eroica“ und Haydns Symphonie Nr. 96. Ein langes, aber rundes Programm, in dem der Dirigent den Musikern viel abverlangt: äußerste rhythmische Konzentration in den schwirrenden Kaskaden des Strawinsky-Stücks, geschmeidigen, sattgetönten Bläserklang bei Beethoven, ein Maximum an klanglicher Eleganz, an leichtem Musizieren bei Haydn. Das Imponierende dabei ist, daß Abbado die Philharmoniker zu Höchstleistungen
Ein echtes ffaitink-Programm absolvierten die Wiener Philharmoniker in ihrem 6. Abonnementkonzert: klug zusammengestellt, organisch und abwechslungsreich. Es wurde mit Schumanns großartiger „Manfred-Ouvertüre” in düstermelancholischem es-Moll eingeleitet, dema einzig überlebenden Teil einer mehrteiligen Schauspielmusik zu Byrons dramatischem Gedicht. Und es klang mit der genialischen, innerhalb weniger Tage (23. bis 26. Jänner 1841) entworfenen „Frühlings- symphonie” aus, der Haitink und die Philharmoniker allen romantischen Schwung und Zauber verliehen, den die später von
In seinem Amsterdamer Hotel starb am vergangenen Donnerstag, kurz vor vier Uhr früh, der erst 66jäh- rige David Oistrach. Seit dem 7. Oktober in Holland weilend, wo er einen Brahms-Zyklus mit insgesamt sechs Konzerten dirigieren sollte und diesen bis auf das letzte auch absolviert hatte, bereitete die dritte Herzattacke dem Leben dieses großen Künstlers ein Ende. Seit 1961 trat Oistrach auch als Dirigent vor die Öffentlichkeit, wobei er oft als Solist die erste Geige oder den Solopart spielte. Und gerade in dieser Doppeltätigkeit konnte man einen feinfühligen, hochmusikalischen
Der junge Neapolitaner Riccardo Muti ist unter den Dirigenten seiner Generation ein sogenannter „Senkrechtstarter”: der Cantelli-Preisträ- ger von 1967, in Italiens Opernhäusern und bei Festspielen vielbeschäftigt, wurde 1973 Chefdirigent des New Philharmonia Orchestra London. Im Großen Musikvereinssaal trat er am vergangenen Wochenende zum erstenmal auf (an der Wiener Staatsoper debütierte er voriges Jahr mit „Aida”).Am Beginn seines Programms stand eine „Music of Gaiety” benannte, aber nicht sehr lustige Bearbeitung englischer Virginalisten des 16. und 17. Jahrhunderts aus
Für den ersten Teil des 1. Konzertes „Die Große Symphonie” hatte Christoph von Dohnänyi Schumanns 2. Symphonie gewählt: die längste, aber keineswegs die schönste der vier Schwestern. Für Schumann, den Symphoniker, konnte und kann sich der Autor dieses Kurzberichts nicht recht erwärmen, mit Ausnahme der langsamen Sätze. So auch diesmal. Ob es dem Dirigenten ähnlich erging? Aber dann hätte er ja etwas anderes proponieren können. Doch mit dem „Adagio espressivo” wurde es interessant. — Dagegen war die Interpretation von Schönbergs selten gespieltem Monodram in einem Akt „Erwartung” nicht nur interessant, sondern faszinierend vom ersten Takt an, trotz des dilettantischen Textes des Fräuleins von Pappenheim, die, acht Jahre jünger als Schönberg, aus Preßburg kam, in Wien Medizin studierte und in den Schönbergkreis Eingang fand. Sie hatte literarische Ambitionen, Schönberg suchte einen Opemtext, und so entstand in Traunkirchen innerhalb von drei Sommerwochen des Jahres 1909 dieser Text: Eine Frau wartet im nächtlichen Wald auf ihren Geliebten, aber sie findet ihn, offenbar von oder zu einem Seitensprung, tot, ermordet. — Chronologisch steht das von Schönberg innerhalb kürzester Zeit komponierte 30-Minuten-Stück zwischen den George-Liedem und dem „Pierrot lunaire”, als Schönberg mit der menschlichen Stimme und ihren Möglichkeiten experimentierte. Die Solistin soll nämlich nicht nur singen, sondern auch sprechen, flüstern, schreien, wispern. — Die zwar für großes Orchester gesetzte, aber kammermusikalisch klingende Partitur gehört zum Raffiniertesten, das Schönberg geschreiben hat. Und was er von der Solistin verlangt, ist enorm. Da war Anja Silja die rechte Interpretin. Schönberg hätte seine helle Freude an ihr gehabt. Diese ungewöhnliche Künstlerin vereinigt
Dietrich Fischer-Dieskau sang im Großen Festspielhaus, das ausverkauft war wie bei einer Karajan- Premiere, ausschließlidi Schumann- Lieder, mit den Zugaben über 30, im Zentrum der „Liederkreis“ op. 24 und „Dichterliebe“ op. 48, also nur Heine-Texte. Wer ein solches Programm einmal erlebt hat, von einem mittelmäßigen Künstler ausgeführt, der weiß, was das bedeutet. Aber Dieskau ist ein Sänger nicht nur mit Stimme, sondern auch mit Intelligenz, ein Künstler, der es liebt, sich solche immense Aufgaben zu stellen, Ritte über den Bodensee gewissermaßen. (Wir erinnern uns an
Zu einer besonders schönen, weil intimen Feier, hatte die Gesellschaft der Musikfreunde zu später Stunde nach dem Sonatenabend David Oistrachs mit Paul Badura-Skoda in den Kammersaal geladen. Der Anlaß war die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft an den unumstritten bedeutendsten Geiger der Gegenwart. Dieser thronte — ein erfreulicher Anblick — wie ein Patriarch auf einem kleinen Podium in einem bequemen Sessel. Zu seinen Füßen: seine Frau, der Sohn Igor und die Schwiegertochter, Pianistin Natalja Zertsalowa, sowie viele Musiker und Musikfreunde, unter ihnen auch der
Peter Birkhof er, der Autor dieses Berichtes, ist am 14. Mai auf einer Dienstreise zum Berliner Theatertreffen bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt. Birkhofer war Redakteur in der Kulturredaktion des ORF-Hörfunks. Er hat das Schottengymnasium in Wien besucht, Theaterwissenschaft studiert und einige Jahre in der Regiekanzlei und als Regie-Assistent am Burgtheater gearbeitet. Dem Theater in all seinen Erscheinungsformen galt seine große Liebe. Er hat mehr als 30 Stücke in Wiener Kellertheatern inszeniert. Das Atelier-theater, die Kammeroper, das Theater der Jugend und das
Noch einen Tag vor den Philharmonikern feierten die Symphoniker den Festwochenbeginn, und es wurde auch wirklich ein Fest, das sich in Hinkunft nur schwer von ihnen überbieten lassen dürfte. Das lag an der blendenden Form des Orchesters, das lag an seinem hervorragenden Dirigenten Carlo Maria Giulini und das dag am Solisten des Beethoven-Violinkonzertes, an David Oistrach. Zwar darf man sagen, daß er (zumindest) das Rondo zu langsam spielte, aber es ist das im allgemeinen die kleinere Sünde gegenüber einem zu schnellen Spiel, und außerdem blieb der Satz trotzdem leicht und
Bis vor kurzem beherbergte unsere Stadt drei der meistaufgeführten Avantgardisten: den 1933 bei Krakau geborenen Pen-derecki, den Ungarn György Li-geti, Jahrgang 1933, und den 1919 in Krakau geborenen Roman Haubenstock-Ramati. Die beiden ersten hat man ziehen lassen: Penderecki ist vorläufig in seine Heimat zurückgekehrt, Ligeti hat eine Professur in Hamburg angenommen, und nur Haubenstock-Ramati ist uns geblieben, da man ihn zu beschäftigen verstanden hat: als Lektor für neue Musik in der Vniversal-Edition und als Kompositionslehrer an der Hochschule für Musik.Für beide Funktionen ist
Im Schönberg-Jahr weist die Musiksammlung der österreichischen Nationalbibliothek gemeinsam mit dem Institut für österreichische Musikdokumentation in einer sehenswerten kleinen Ausstellung und mit einigen Vorträgen auf die österreichische Nachfolge der Wiener Schule hin. Zuletzt sprach Hartmut Krones über den Schreker-Schüler und Schönberg-Mitarbeiter Paul Amadeus Pisk der heute als Musikgelehrter und Komponist in Kalifornien lebt und über Leopold Spinner aus dem Kreise um Anton von Webern. Spinner ist als Komponist und Mu-sikologe noch heute in London; beide wurden vom „Eisernen
Erinnerte man sich an ein ähnlich mit den drei großen „B“ gebautem MUstem-Programm mit Rudoli Buchbinder vor vier Jahren, sc mußte man diesmal enttäuscht sein, Der große Geiger begann mit der klassisch-einfachen „Frühlingssonate“ Beethovens in einer Art, als habe er die „Kreutzersonate“ vor sich, verwendete eigenwillige Stricharten und forcierte fallweise das Tempo unmotiviert heftig. Der arme Emanuel Ax am Bösendorfer konnte zusehen, daß er mitkam. Entschädigen konnte bloß der große Ton seines Meisters. Aber — war es eine Täuschung? — an diesem Abend schien es nur
Die Johannespassion des Thomaskantors ist in ihrer leidenschaftlichen Dramatik das ideale Interpretationsgut für einen sensiblen Dirigenten wie Karl Richter, dem es vor allem um die Erschütterung des Zuhörers geht, ein Ziel, für welches er bereit ist, manchen partiturwidrigen Eingriff vorzunehmen. Da solche Eigenwilligkeiten aber meist durch den Text gedeckt sind oder diesem zumindest nicht zuwiderlaufen, ist man bereit, sie in Kauf zu nehmen und als folgerichtige Unterstreichungen eines bestimmten psychologischen Konzepts zu betrachten. Bei den Arien nimmt man romantische Verschleifungen
Wir hörten den 1947 in Riga geborenen Gidon Kremer im Winter 1970 zum erstenmal in Wien. Aus dem —: damals — schönfrasierten, dunkelhaarigen, adretten Jüngling ist inzwischen ein blonder Hippie geworden. Also einmal keiner aus der berühmten Odessaer Geigenschule mit den unverkennbaren deutsch-jüdischen Namen, sondern ein junger Deutschbalte, der seine herrliche Guadanini bereits von seinem Großvater, einem gewissen Professor Brückner, geerbt hat. — Gidon Kremer ist nicht nur ein exzellenter, technisch perfekter und mitreißender Geiger, sondern auch ein raffiniertsensibler
Das 5. Konzert im Zyklus „Die große Symphonie“ war ausschließlich slawischer Musik gewidmet. Jan Dismas Zelenka, ein Zeitgenosse Bachs, ist wohl nur den Musikölogen bekannt. Seine Ouvertüre „Sub aolea pacis“ (Unter dem Ölbaum des Friedens) leitete seinerzeit, Anno 1723, in Prag eine Krönungsoper ein und weist jenen Bläserprunk auf, den man von einem solchen Werk erwartet. Im übrigen unterscheidet sie sich kaum von dem, was in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts allerorten in Westeuropa geschrieben wurde. — Hierauf folgte Bohus-lav Martinus 1. Cellokonzert, an dessen
Im Orgelzyklus der Gesellschaft der Musikfreunde spielte und dirigierte Korl Richter sechs Orgelkonzerte von Händel, und zwar nicht jene ersten sechs, die in den Jahren 1735 bis 1736 in London entstanden sind und die man (zwar nicht bei uns) immer wieder hören kann, sondern jene anderen sechs, die fünf Jahre später entstanden sind und bei denen es sich um Umarbeitungen der Concerti grossi 1, 5, 6, 9, 10 und 11 handelt. Man sah diesem Programm nicht ohne eine gewisse Sorge entgegen: ob da an einem Abend nicht zu viel des Guten und Gleichförmigen geboten würde. Aber es wurde nicht nur ein
Konnte Peter Keuschnig mit der Wahl von Schönbergs 1, Kammersymphonie auch nicht direkt einen Akzent ins Wiener Musikleben bringen — fast gleichzeitig spielten sie die Philharmoniker unter Mehta, Cerha wird sie mit der „reihe“ bringen —, so war doch alles andere fast überraschend neu. — Die „Ode an Napoleon“, op. 41, 1942 in den Staaten über einen Text Byrons für Sprecher und Klavierquintet't komponiert, erzielte seinerzeit sicherlich auch einen Publikumserfolg durch den naheliegenden Vergleich mit dem erhofften Fall Hitlers. Im Mozartsaal imponierte vor allem der expressive
Im Kuppelsaal des Palais Schwarzenberg traten die „Freiburger Barock-Solisten“ mit einem Programm auf, das Werke Johann Sebastian-Bachs und seiner- drei bedeutenden Söhne Philipp Emanuel, Wilhelm Friedemann und Johann Christoph Friedrich zum Inhalt hatte. Der große Vater war mit seiner Flötensonate h-Moll, Philipp Emanuel mit einer Trio-Sonate in E-Dur (mit bereits vorklassischen Zügen) vertreten. Johann Christoph brachte mit einem C-Dur-Trio erfrischende Lebendigkeit in das reichhaltige Programm, das die Flötistin Gesa Maatz und die Herren Günter Theis (Oboe), Matthias Scholz
Das 3. Konzert im Zyklus „Die große Symphonie“ unter Mario Rossi begann mit Rossinis Ouvertüre zur „Belagerung von Korinth“, einem brillanten Stück, zu schwierig fast zum „Einspielen“, aber vom ersten Augenblick an die Qualitäten' demonstrierend, die die Wiener Symphoniker unter ihrem neuen Chefdirigenten dazugewonnen haben: Prägnanz, Lockerheit, Flexibilität und Klangschönheit. — Beim folgenden Stück war die Aufmerksamkeit mehr auf die Komposition und den Solisten gerichtet. Keineswegs ganz zu Recht, denn hier hat das in allen Farben schillernde Orchester allerhöchsten
Wir haben die Werkgeschichte dieses dritten und letzten großen Balletts von Tschaikowsky in der Vorankündigung von „Der Nußknacker“ bereits ausführlich kommentiert. Die von E. Th. Hoffmann erfundene, von Alexander Dumas pere nacherzählte und von Petipa choreographierte Geschichte hat immer neue Varianten erfahren. Die letzte uns bekannte stammt von Juri Grigorowitsch und wurde 1961 fürs Moskauer „Bol-schoi-Ballett“ angefertigt. Diese Fassung sahen wir nun als Ballettpremiere der ersten Saisonhälfte an der Wiener Staatsoper, zunächst mit zwei brillanten russischen Gästen in den
Beim dritten .Philharmonischen am vergangenen Sonntag herrschte ein fast idealer Consens zwischen Orchester, Dirigent und Publikum. Horst Stein ist ein „deutscher Musiker“ im besten Wortsinn. Man kann Brahms 1. Klavierkonzert vielleicht brillanter, aber kaum richtiger spielen. Nur den ersten stürmischen Maestoso-Satz hätten wir sowohl vom Solisten als auch vom Orchester her gern ein wenig impetuoser, draufgängerischer gehabt. Eine lobenswerte Eigenschaft aller an der Interpretation Beteiligten war, nichts zu übertreiben. — Bruckners Zweite — das ist ein schwieriger Fall. Sie ist,
Auf alten Instrumenten und mit einer Gesangslinie, die etwa den Vorstellungen entspricht, die wir uns heute von der Vokalinterpretation des 17. Jahrhunderts machen, wurde „The Fairy Queen“ von Henry Pur-cell anläßlich der „Schwedischen Musikwoche“ im Großen Musik-vereinssaal aufgeführt. Der Komponist ist 1695 im Alter von zirka 36 Jahren — sein Geburtsjahr ist umstritten — als königlicher Hofkomponist gestorben. „The Fairy Queen“ ist sein.letztes Werk für die Bühne (wohl 1693 entstanden und 1901 nach langer Verschollenheit wieder aufgetaucht). Das Libretto ist eine freie
„Arien und Duette'“ waren für den (einzigen) Abend der beiden berühmten Sänger im Großen Musikvereinssaal angekündigt. Wenn's nur das gewesen wäre! Aber es war, was das Programm betrifft, viel schlimmer: von einem kleinen, überschlanken Pianisten namens Gordon Jephtas begleitet, sangen die beiden Stars auch Liedlein und Romanzen von Tostt, Paradis, Zandonai und Peccia sowie von bekannteren italienischen Opernkomponisten. (Wir kennen sie aus den Musikalben unserer Eltern und Großeltern.)Es war also, was das Niveau betrifft, sehr arg.Aber man konnte sich auch ein-und umstellen und
Horst Stein, der trotz seiner Hamburger Tätigkeit glücklicherweise durch einen ausgedehnten Gastvertrag der Wiener Staatsoper und auch den Wiener Konzerten erhalten bleibt, konnte im letzten Orchesterkonzert der diesjährigen Wiener Festwochen, veranstaltet vom Konzerhaus mit den Wiener Symphonikern und der Singakademie, von seinen bedeutenden Dirigentenqualitäten erneut überzeugen. Das ausschließlich Mozart gewidmete Programm der Matinee begann mit der G-Dur-Symphonie, KV 318, die viele Merkmale der Mannheimer Schule mit ihren Zieraten und Crescendi der Bläserepisoden in sich trägt,
Dem neunten Abeonnementkon-zert der Philharmoniker am Pfingstmontag ging tags vorher mit dem gleichen Programm — als Beitrag der Wiener Festwochen — eine Aufführung im Konzerthaus voraus. Der Rezensent, welcher dieser beiwohnte, fragt sich nun, ob es Wahrheit oder Einbildung seinerseits ist, daß unser Meisterorchester das ihm eigene „philharmonische Fluidum“ erst in seinem angestammten „Goldenen Saal“ voll und ganz ausstrahlt, hier also noch besser musiziert als im Konzerthaus. Claudio Abbado, bei Publikum und Orchester gleich beliebt, hat (nicht zuletzt auf Grund der elitären
Die Feiertags-Matinee des Wiener Kammerorchesters im Mozartsaal brachte einleitend das Concerto grosso g-Moll Francesco Gemiuionis, das neben der Pflege des Verzierungs-wesens auch schon mit dem Stil des kommenden Rokokos kokettiert. Mozarts A-Dur-Klavierkonzert (KV 414) hatte in Bruno Canino einen ausgezeichneten Solisten, der stilistisch einen erfreulich echten Mozart-Ton traf. Als letzte Programmnummer war Haydns e-Moll-Symphonie mit dem Beinamen „Trauer-Symphonie“ angesetzt. Sie läßt, diesem Titel entsprechend, Ernst und Strenge auch in den schnellen Sätzen vorherrschen.
Ein a-capella-Konzert, wie es die dem „King's College Chor“ in Cambridge angehörenden „Scholars“ im Brahmssaal absolvierten, hat man in solcher Schönheit und VolLendung schon lange nicht mehr in Wien gehört. Das aus einer Dame und vier Herren bestehende sehr jugendliche Ensemble hat größte Stimmkultur, bestrickende Intonationsrelnheit und erlesene, mit absolutem Gehör verbundene Musikalität zu bieten; von einem hauchzarten Pianissimo bis zu einem einen vollen Chor vortäuschenden Forte sind alle dynamischen Stufen parat, die Einsätze, Temporückungen, Zäsuren und schwierigen
Das Konzert Michel Beroffs im Mozart-Saal war mehr als ein gewöhnlicher Klavierabend. Das klug zusammengestellte Programm demonstrierte, ohne didaktisch zu wirken, wie eines aus dem andern entsteht, wie Künstler von Format in der Tradition sich entfalten. — Claude Debussy schrieb seine „Estampes“ (Kupferstiche) 1903 und das 2. Heft der „Images“ 1907. Pagoden, Granada, Gärten im Regen, Glockenklänge und huschende Goldfische werden durch subtil-raffinierte und virtuose Klavierstücke evoziert. (Man r->ag das „Impressionismus“ nennen.)Olivier Messiaen, Jahrgang 1908, hat ganz
Im Mozart-Saal des Konzerthauses sang, begleitet von Prof. Erik Werba, der japanische Bariton Eishi Kawamura sechs Heine-Lieder von Schubert, sechs Mörike Lieder von Hugo Wolf, „Don Quichotte ä Dulcinee“ von Ravel und die „Jedermann-Monologe“ von Frank Martin. Kawamura, Sohn eines japanischen Musikprofessors, wurde in Tokio und in Wien ausgebildet, unterrichtet selbst Liedgesang und ist der Begründer und Vorsitzende einer japanischen Hugo-Wolf-Gesellschaft. Er besitzt auch künstlerisch, als Sänger, alle Voraussetzungen zu einer hervorragenden, ja erstklassigen Liedinterpretation:
Im 4. Konzert ihres Zyklus spielten die Wiener Symphoniker unter Hans Swarowskys Leitung Bruckners Neunte. — Im Adagio der VII. Symphonie hatte Bruckner von Richard Wagner Abschied genommen, im langsamen Satz der Achten — mit drei Harfen, Triangel und Becken — war er am stärksten unter den Einfluß des Meisters von Bayreuth geraten. In seiner letzten Symphonie, an deren Partitur er von 1891 bis 1894 arbeitete, war er wieder ganz er selbst, und obwohl nur drei Sätze vorliegen, zögern wir, sie als „unvollendet“ zu bezeichnen. Bruckner aber empfand sein größtes und persönlichstes
Im Großen Konzerthaussaal dirigierte der aus Rumänien stammende Erich. Bergel die Wiener Symphoniker. — Der junge Dirigent ist eine Entdeckung Karajans, der ihm den Sprung nach dem Westen und ans Pult der Berliner Philharmoniker ermöglicht hat (vorher hatte Bergel schon in Bukarest, Budapest, Prag, Warschau, Leningrad und Ost-Berlin dirigiert). Gleich mit dem eingangs gespielten „Don Juan“ von Richard Strauss erwies sich Bergel als ganz hervorragender, temperamentvoller Musiker. Äußerlich ähnelt er ein wenig Lorin Maazel, es gibt bei ihm auch etwas zu sehen, aber mit seinen
Das vor 35 Jahren gegründete Moissejew-Ensemble zählt 110 Künstler aus allen Teilen der Sowjetunion, hat etwa 300 Tänze in seinem Repertoire und hat in 50 Ländern mehr als 6000 Abende gegeben, die von 15,5 Millionen Zuschauern akkla-miert wurden. Igor Moissejew, der 1924 als Achtzehnjähriger Solotänzer des Bolschoi Tjatr war, macht etwas sehr Effektvolles, das aber künstlerisch einer gewissen Dubiosität nicht entbehrt: Er hat ein Leben lang Volkstänze und Volksmusik gesammelt und die ihm geeignet erscheine-den für sein Ensemble und für ein internationales Publikum bearbeitet.Das
Lange Zeit haben die Leningrader Philharmoniker nicht in Wien gastiert. Aber nun, gleich nach der Aufführung von Schostakowitschs VI. Symphonie (op. 93) im „Orchester- und Chorzyklus“ im Musikverein, stand eines erneut fest: Dieses 1917 aus dem alten Petersburger Hoforchester hervorgegangeneEnsemble zählt trotz allen Eigenarten nach wie vor zu den internationalen Spitzenorchestern und kann nur mit den vollendetsten Klangkörpern verglichen werden. Dies nicht zuletzt dank der kontinuierlichen Arbeit mit seinem Chef Eugen Mrawinski, einem Grandsei-gneur des Taktstocks, der seine Musiker zu
Erfreuliches ist von den Programmen der heurigen Konzertsaison der Wiener Philharmoniker zu melden: jedes zweite enthält ein Werk unseres Jahrhunderts, von Ravel und Bartök bis Berg, Webern, Pende-recki und Einem.Gleich das erste Konzert am vergangenen Sonntag brachte ein selten zu hörendes Stück: die Ouvertüre „Le Corsaire“ von Hector Berlioz nach einer Verserzählung Lord Byrons aus dem Jahr 1814. — Berlioz' erste Skizzen zu dem wild bewegten romantischen 10-Minuten-Werk stammen aus der Zeit einer Italienreise 1831 und 1832, aber die Uraufführung unter dem Titel „Ouvertüre de
Am Welttheatertag und anläßlich seines 100. Geburtstages gedachte man in der Staatsoper des unermüdlichen Anregers und Novators Serge de Diaghilew, der dreißig Jahre lang von Paris aus Ballettgeschichte gemacht und dieser Kunstform, indem er ihr neue Dimensionen erschloß, zu neuem Glanz verholten hat. Diaghilew gelang, wie keinem vorher, eine Synthese der Künste. — Die in der Staatsoper vorgeführten drei Ballette waren gut ausgewählt und charakterisierten die drei verschiedenen Richtungen, die das Repertoire der „Ballets Russes“ bestimmten:„Les Sylphides“, ein Ballett blanc
Orchester und Chor des ORF, Jeunesse-Chor und Wiener Sängerknaben wirkten zusammen bei einer Aufführung der 1948/49 entstandenen „Frühlingssymphonie“, op. 44, von Benjamin Britten. Die geeigneten Texte für das große, aus vier Teilen und 13 Nummern bestehende Werk fand Britten bei englischen Dichtern, von einem Anonymus des 16. Jahrhunderts bis W. H. Auden. In seiner stimmungsvoll-gefälligen Tonsprache gelingen Britten vor allem große romantische Chorsätae von apartem Klang. Die Solopartien sind weniger gut bedacht (Edda Moser, Sopran, Janett Coster, Alt und Werner Krenn, Tenor).
Dieser lange Abend schwamm ge-wissermaBen auf zwei Wellen: Die eine tragt die Salonmusik von 1900 wieder empor, die andere spiilt aller-lei Requisiten auf die Biihne, die eben diesen Salon andeuten, der den zeitgemaBen Rahmen fiir die Schla-ger von einst abgeben soil. An sich eine hiibsche Idee. Nur muB sich der Interpret zunachst und ganz ent-schieden dariiber klar werden, wie er selbst zu beidem steht: in ironi-scher Distanz, als Liebhaber — oder als einer, dem das alles noch etwas bedeutet. Renato Capecchi, der bis vor kurzem vielbeschaftigte und be-ruhmte BaBbariton, kommt im Kostiim auf
Ob man es wollte oder nicht: man mußte während des Orgelkonzerts von Anton Heiller im Mozart-Saal immer wieder an das Konzert des „Gegenspielers“ Karl Richter im Großen Musikvereinssaal denken. Vor allem stellte man fest, daß zwei Manuale vollauf genügen und daß die mechanische Traktur der elektrischen vorzuziehen ist. Auf dem Programm standen neun Choralvorspiele, das „Allabreve“ D-Dur, Toccata und Fuge F-Dur und d-Moll, Präludium und Fuge e-Moll sowie die h-Moll-Fuge über ein Thema von Corelli. — Heiller interpretiert, immer nach Noten, Bach eher streng, ohne Farbenspiele
Im Großen Musikvereinssaal gab die in Amsterdam geborene, an den meisten großen Opernhäusern und bei Festspielen gastierende Sopranistin Cristina Deutekom ein Konzert, bei dem die Wiener Symphoniker unter Renato Sabbioni als Begleiter mitwirkten.Von den acht vorgetragenen Arien stammten je zwei von Mozart, Verdi, Bellini und Donizetti. Davor und dazwischen gab es noch vier Ouvertüren, von denen mindestens zwei überflüssig waren, und ein Intermezzo aus „Manon Lescaut“ von Puccini, den die Sängerin uns leider vorenthielt.Es war ein Abend mehr für Opern- als für Konzertfreunde, und
Am vergangenen Wochenende ist „My Fair Lady“ wieder ins Theater an der Wien eingezogen, wurde mit Jubel begrüßt und wird es sicher zu einer langen Aufführungsserie bringen. Man kann nicht sagen, daß das Stück bei der Wiederbegegnung gewinnt, obwohl Ausstattung, Aufführung und Besetzung (die wir freilich nicht an denen einer Broadway-Produktion messen können) kaum etwas zu wünschen übriglassen. Es ist also sinnlos, gegen dieses Produkt der Unterhaltungsindustrie zu polemisieren, das überall in der Welt bestens ankommt. Es hat alle Qualitäten der Konfektion und befriedigt das
Es war ein kompliziertes Verfahren, das zur Ermittlung der drei besten Plattenproduktionen des Jahres 1971 führte, die im Rahmen des Musikfestes von Montreux mit dem Prix mondial du Disque de Montreux ausgezeichnet wurden. Etwa zwei Dutzend Fachleute aus aller Welt hatten eine Vorauslese vorgenommen und je zehn Kassetten und zehn Einzelproduktionen empfohlen.Vom 9. bis 12. September beriet eine Jury, in der Plattenexperten und Kritiker aus Frankreich, den Vereinigten Staaten und Deutschland (je zwei) sowie je einer aus England, Schweden, Italien, der Schweiz und Holland vertreten waren. Von
Die großen deutschen Liedersänger von heute sind an den Fingern einer Hand aufzuzählen. Zu ihnen gehört ohne Zweifel Peter Schreier, der 37jährige Dresdner, der acht Jahre lang dem berühmten Kreuzchor angehörte und dort gründlich in mehreren Disziplinen ausgebildet wurde. Als 24 jähriger debütierte er in „Fidelio“ an der Dresdner Staatsoper, der er auch heute noch angehört; in Salzburg war er erstmals 1967 als Tamirio zu hören. Sein Liederabend, den er gemeinsam mit Erik Werba im Mozarteum gab, war ganz der deutschen Romantik gewidmet. Den ersten Teil bildeten
Henryk Tomaszewski, der vor 15 Jahren das Wroclawski Teatr Pan- tomimy gründete, ist ein interessanter Künstler. Er wurde in Krakau als Schauspieler und Solotänzer ausgebildet und begann sich frühzeitig- für Choreographie — und einiges andere, zum Beispiel Weltliteratur, zu interessieren. Während der letzten Jahre war er nicht nur in Polen, sondern auch in den skandinavischen Ländern, meist bei der Realisierung avantgardistischer Werke, tätig. (In Salzburg hat er die Choreographie zu Henzes „Bassariden“ gemacht.)
An zwei Abenden während der vergangenen Woche gastierte im Großen Konzerthaussaal die Bat-Dor Dance Company aus Tel Aviv. Ihre Gründerin und Mäzenin, Baronin Rothschild, ist in Frankreich geboren und war während der 15 Jahre, die sie in den USA lebte, eine bewundernde Mäzenin von Martha Graham und deren Truppe. Seit 1962 lebt Batsheva de Rothschild in Israel und gründete dort 1968 ein neues Ballett, das unter der künstlerischen Leitung von Jeanette Ordman steht. Es ist eine kleine Truppe aus nur 18 Mitgliedern, die aber ein großes Reservoire für Ihren Nachwuchs hat (über 5000
Ein in jeder Hinsicht außerordentliches Konzert gab es am vergangenen Sonntag im Großen Musikvereinssaal. Claudio Arrau, 1903 in Chile geboren, begann als Wunderkind, wurde zwischen seinem 20. und 25. Lebensjahr berühmt, ist seit 1923, also seit bald 50 Jahren, in der ganzen Welt als gefeierter Konzertpianist unterwegs (in Wien freilich ein seltener Gast) und befaßt sich gegenwärtig mit einer kritischen Neuausgabe sämtlicher Klavierwerke Beethovens. Arrau ist ein überaus ernster und emstzunehmender Musiker, in dessen beherrscht-virtuosem Spiel sich der Pianist und der Künstler auf eine
Wie groß der Mangel an erstklassigen Dirigenten der mittleren Generation heute ist, mag man an der Karriere Christoph von Dohnanyis ablesen, der — ein überaus zuverlässiger und tüchtiger Musikhandwerker — bereits mit 28 Jahren Generalmusikdirektor wurde und seit 1968 als Generalmusikdirektor in Frankfurt tätig ist. Freilich, der Mann kann sein Handwerk und hat auch die schwierige Partitur vonBartöks „Wunderbarem Mandarin“ gut memoriert.Diese Ballettmusik nach einem kruden Szenarium von M. hengyel schrieb Bartok bereits 1918/19. Aber das Ballett konnte, wegen
Was am vergangenen Samstag im Neuen Theater am Kärntnertor geboten wurde, mag man als 217. Veranstaltung der sehr emsigen „Gesellschaft für Musiktheater“ gelten lassen; als erster Abend einer von der Kritik seit mindestens 15 Jahren immer wieder reklamierten Experimentierbühhe der Staatsoper war's eher dürftig, vor allem aber nicht zweckentsprechend. Denn den 1. Teil des Programms bildeten acht Chansons Arnold Hartls nach Texten von Erich Kästner für (alternierend) Sopran und Tenor, die von einem neunköpfigen Ensemble begleitet wurden, das hauptsächlich aus Xylophonen, Klavier und
Seit Dienstag, den 8. September, mittags, hat die Wiener Staatsoper einen neuen Direktor, der ab der Spielzeit 1972—73 seines Amtes walten wird. Rudolf Gamsjägers Name und Wirken sind der Öffentlichkeit wohl bekannt. Die „Personalien“, die im Wiener Kulturleben so ziemlich jeder von jedem kennt, weniger. Seit 1946, also seit bald 25 Jahren, leitet er die Gesellschaft der Musikfreunde als deren Generalsekretär. Mit denJubiläumsveranstaltungen „100 Jahre goldener Saal“ im Rahmen der Wiener Festwochen 1970 hat sich für ihn ein Kreis geschlossen. Auch bei dieser festlichen
Die Ungarische Nationalphilharmonie konzertierte an einem Abend unter Janos Ferencsik, der einer der ersten Gastdirigenten nach dem Krieg war und der von 1948 bis 1950 auch häufig an der Wiener Staatsoper dirigierte. Das Gastgeschenk der Ungarn war ein rein nationales Programm: Stücke, die zum täglichen Brot dieses exzellenten Orchesters gehören: Kodälys an dieser Stelle wiederholt gewürdigtes Variationenwerk über das ungarische Volkslied „Der Pfau ist aufgeflogen“ von 1938, Bartöks „Musik für Saiteninstrumente“, obwohl drei Jahre früher entstanden, das viel avanciertere
Das große Volksfest vor dem Rathaus und an einem runden Dutzend der schönsten Plätze der Stadt fand wegen schlechten Wetters nicht statt. Die obligaten Reden sowie die Darbietungen des Volksopernballetts und der Wiener Symphoniker unter Carl Melles mußten in den Festsaal des Rathauses verlegt werden. Schade, denn das Programm war interessant: Beethovens so gut wie unbekanntes „Ritterballett“ und die „Ouvertüre zur Namensfeier“ op. 115 wird vielleicht der Rundfunk während der Festwochen nachholen... Im Großen Musikvereinssaal dirigierte Alfred Uhl seinen zur Hundertjahrfeier
An drei Abenden spielte im Großen Konzerthaussaal das 1930 gegründete BBC-Örchestra London. Neben dem Rundfunkdienst bestreitet es einen populären Zyklus in der Royal Festival Hall mit jeweils einem zeitgenössischen Werk. Sir Adrian Boult war sein erster ständiger Dirigent, bekannte Komponisten und Dirigenten, wie Richard Strauss und Igor Strawinsky, Felix von Weingartner, Bruno Walter und Serge de Kusse-witzky, haben es geleitet. Sein letzter ständiger Dirigent, seit 1967, ist Colin Davis, der im nächsten Jahr von Pierre Boulez abgelöst wird.
Der „Ring“ hat sich geschlossen, eine gewaltige Anstrengung ihr Ende gefunden. Herbert von Karajan und seine Berliner Philharmoniker bedürfen der Erholung: Doch das Management eines (nur halben) Privatfestivals duldet keine Ruhepausen. Es rollt die D-Mark und es rotieren die Platten. Und der Terminplan eines Orchesters von Weltrang kennt keine Löcher, soll die Kasse stimmen.
Daß aller Anfang schwer ist, auch beim Dirigieren, konnte man im 5. Konzert des Zyklus Neue Musik im Mozartsaal feststellen. Otto Zykan, Komponist und Pianist, beging sein Debüt als Dirigent eines größeren Orchesters, und zwar der Niederösterreichischen Tonkünstler (kleine Ensembles hatte er ja bei seinen Musik-Salon-Abenden wiederholt geleitet). Im ersten Teil des Programms standen durchwegs „tonale Kompositionen“, die gegenwärtig, so meint Zykan, ein wenig aus dem Gespräch gebracht seien — aber Gott sei Dank, in den Konzertsälen halten sie sich um so beständiger.Das Konzert
Das 4. Konzert im Zyklus „Neue Musik“ wurde vom Ensemble „Kontrapunkte“, mehreren Solisten und dem Wiener Kammerchor unter der Leitung Peter Keusch nigs ausgeführt. Der umfangreiche 1. Teil war der Kunstform der Sestina gewidmet. Immer schon fühlten sich Dichter und Musiker versucht, deren kompliziertes und genau fixiertes Schema zu meistern und mit neuem Leben zu erfüllen: angefangen von den Minnesängern bis herauf in unsere Tage.
Das letzte Konzert des Ensembles Kontrapunkte war wieder, wie die vorhergegangenen, durch ein gut zu-sammengestelltes, interessantes Pro-gramm und untadelige Ausfiihrung gekennzeichnet. Die von Gottfried Hechtl virtuos geblasene Flotensona-tine von Pierre Boulez ist bereits 1946 entstanden, halt sich aber dank ihrer soliden dodekaphonischen Machart, ihres personlichen Charak-ters und der dankbaren Aufgabe, die sie dem Solisten stellt, immer noch auf einschlagigen Programmen. Den originellen zuweilen an Alban Berg erinnernden Klavierpart spielte Martin Bjelik, der Komponist des nachsten Werkes,
„Es war immer mein Wunsch und mein gemühen, eine Musik zu schreiben, die für die große Masse der Hörer verständlich und doch von Banalem so weit frei wäre, daß sie auch noch die gebildeten Musikfreunde zu fesseln vermöchte.“ Dieser Wunsch ist Arthur Honegger mit seinem dramatischen Oratorium „Jeanne d'Arc au bücher“, das er gemeinsam mit Paul Claudel schuf, voll erfüllt worden. 1935 war die Partitur abgeschlossen, drei Jahre später erfolgte die konzertante Uraufführung mit dem Basler Kammerorchester unter Paul Sacher, der das Werk im Juni 1947 auch zum erstenmal nach Wien
Durch das Zusammenwirken von O. F. Schuh als Regisseur, Walter Hoesslin (Bühnenbild) und Dia Luca (Choreographie) verfügt die Volksoper über eine „Fledermaus“, die sich sehen lassen kann. Daß ihre Bühnenbilder, besonders das des 2. Aktes, sich nur wenig von denen der Uraufführung unterscheiden, die Alfred Moser entworfen hatte, erscheint als weiterer Pluspunkt. Denn die klassischeste der klassischen Operetten, die Johann Strauß im Theater an der Wien, Gustav Mahler in Hamburg, Wilhelm Jahn an der Wiener Hofoper und Richard Strauss an der Berliner Hofoper dirigiert haben, soll man
Bernhard Shaws „Pygmalion“ wurde im Oktober 1913 am k. k. Hofburgtheater uraufgeführt — ein Jahr vor der englischen Premiere. Vor etwa 15 Jahren entdeckten Lerner & Loewe das Stück (das inzwischen auch verfilmt worden war) und machten daraus ein Musical. Man weiß, daß diese perfekte Konfektionsarbeit ein Welterfolg wurde. Wien machte eine Ausnahme, weil 1963 das Stück in einer penetranten Berliner Fassung nicht ankam.Nun hat Gerhard Bronner den Text ins Wienerische übertragen und die Chansons neu textiert. Hierzu hatte er das posthume Placet von Bernhard Shaw, der verfügte,
Die 1965 beendete 5, Symphonie von Marcel Rubin wurde bereits im Jahr darauf im Musikverein aufgeführt und erklang jetzt zum dritten- mal in Wien. So ist es recht. Man soll gute Stücke öfter und schlechte gar nicht aufführen.Der 1905 geborene Wiener war in entscheidenden Jahren seiner künst-lerischen „Formation“ in Paris Schüler von Darius Milhaud. Dieser lehrte Ihn Klarheit, deutliche Konturen, übersichtliche, erhörbare Formen und Konzentration auf das Wesentliche. Noch von einem anderen Komponisten scheint Marcel Rubin angeregt worden zu sein: von Sergej Prokofieff in seiner
„Was die mit der Orgel treiben!” sagte in der Pause des Konzerts im Mozartsaal ein junger Mann zu seiner Begleiterin. Er meinte damit den 1928 in Stockholm geborenen Avantgardekomponisten Bengt Hambraeus und dessen zehn Jahre jüngeren Landsmann Bo Nilsson.Nach der Pause kam noch der Spanier Enrique Raxach (Jahrgang 1932) zu Wort. Aber der entrüstete junge Herr hatte weder diesen noch wahrscheinlich — einige Monate vorher — Ligetis „Volumina“ im Großen Sendesaal des ORF gehört. Dann hätte er sich nämlich, was die Orgel betrifft, über gar nichts mehr gewundert.Hambraeus hat
Statt mit einer allerletzten Oper überraschte Verdi als 85jähriger die Welt mit einem geistlichen Chorwerk, den „Quattro pezzi sacri“, deren Uraufführung er nicht beiwohnen konnte. (Die italienische Premiere leitete der junge Toscanini.) — Pfitzner beschloß sein Vokalschaffen, wenn wir von einem Zyklus von Michelangelo-Gesängen absehen, 1930 mit der Chorphantasie „Das dunkle Reic h“, nachdem er, den Tod seiner ersten Frau betrauernd, drei Jahre lang geschwiegen hatte. Die folgenden 20 Jahre bis zu seinem Ende waren ausschließlich der Instrumentalmusik gewidmet.
Anläßlich seines 100. Geburtstages und der 20. Wiederkehr des Todestages im Mai dieses Jahres haben wir unter dem Titel „Zwischen den Zeiten” (in Nr. 19 der „Furche”) Persönlichkeit und Werk Hans Pfitzners ausführlich gewürdigt. Auch unsere Konzertveranstalter und der Rundfunk haben diese Daten wahrgenommen und Pfitzner-Aufführungen veranstaltet. Weitere werden folgen, so zum Beispiel im Musikverein die hierorts fast unbekannte Kantate „Das dunkle Reich” (am 12. Oktober).
Warum wirkt der Anblick des Vollmondes so wohltätig, beruhigend? Weil der Mond ein Gegenstand der Anschauung, aber nie des Wollens ist:„Die Sterne, die begehrt man nicht,Man freut sich ihrer Pracht.”G.Ferner ist er erhaben, d. h. stimmt uns erhaben, weil er, ohne alle Beziehung auf uns, dem irdischen Treiben ewig fremd, dahinzieht, und alles sieht, aber an nichts Anteil nimmt. Bei seinem Anblick schwindet daher der Wille, mit seiner steten Not, aus dem Bewußtsein, und läßt es als ein rein erkennendes zurück. Vielleicht mischt sich auch noch ein Gefühl bei, daß wir diesen Anblick mit
Der Pariser Musikkritiker Claude Rostand, der die erste französische Hugo-Wolf-Monographie verfaßte und der ein enthusiastischer Verehrer des großen Liederkomponisten ist, bezeichnet die Oper „Der Corregidor“ kurzerhand als „une ceuvre ratee“ (ein mißlungenes Werk). In der Tat konnte sich diese einzige vollendete Oper Wolfs, deren Komposition im März 1895 begonnen wurde und deren Partitur innerhalb von neun Monaten abgeschlossen war, auf keiner Bühne behaupten. Kurt Honolka kennzeichnet sie als „eines der edelsten Schmerzenskinder der deutschen Oper: alle bewundem die Feinheit
Ein Konzert des Ensembles Kontrapunkte im Mozartsaal war sowohl durch sein Programm wie die Qualität der Wiedergabe bemerkenswert. „Das ganze klingt ziemlich eigentümlich“, schrieb Bortöfc 1938 nach der Basler Uraufführung seiner Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug an einen Bekannten. Heute zählt die kühne, halbstündige Komposition mit ihren exotisch anmutenden Timbres und der übersichtlichen Struktur zu den Meisterwerken dieser ersten Jahrhunderthälfte.Das gilt auch von Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“, die 20 Jahre früher entstanden, gleichfalls in der Schweiz,
Im 7. Philharmonischen Abonnementkonzert hat Dr. Karl Böhm Pfitzners letztes symphonisches Werk und Bruckners Vierte dirigiert. Die 1940 entstandene Sinfonie in C-Dur aus dem Jahre 1946 besteht aus drei zusammengezogenen kurzen Sätzen mit einer Gesamtdauer von 22 Minuten, also eine Mini-Symphonie, aber nur was den Umfang betrifft. Sie ist nicht nur konzis gearbeitet, sondern auch prall angefüllt mit melodischen und instrumentalen Einfällen, wobei man nicht ohne Rührung feststent, daß der 70jährige Pfitzner in diesem seinem letzten symphonischen Werk zu der Thematik eines seiner
Warum der Concentus Musicus für sein sechstes Konzert im Händel-Zyklus im Mozart-Saal just den Organisten Horst Gehann aus Bukarest engagierte, ist ein Rätsel. Zumal der Künstler weder stilistisch noch technisch den Ansprüchen des A-Dur-Orgetfconzerts (op. 7/2) gerecht wurde. In rhythmischer Hinsicht wies seine Wiedergabe störende Ungenauigkeiten auf und die Phra-sierung wirkte überhaupt unregelmäßig. Im übrigen: ein etwas langweiliger Abend, an dem breit, nicht sehr elegant oder gar inspiriert musiziert wurde. Lediglich die d-Moll-Triosonate (Nr. 2) überzeugte. Die Concerti grossi