Nichts liegt einem Journalisten bekanntlich femer als Eitelkeit. Aber gibt es außer meiner ironischen Empfehlung von früher - nämlich gleich Jörg Haider aufzustellen - irgendeine andere Erklärung dafür, daß blitzartig gleich drei Präsidentschafts-Kandidaten wie Kaninchen aus dem Hut gezaubert werden?Doch Schluß mit dem Spott über ein scheinbar ungeliebtes Amt und seine so schnell vermehrten Kandidaten - vom blauen Hasen der FPÖ über'den roten Land-Streicher der SPÖ bis zum schwarzen Kleb-Stil der brüchigen ÖVP! Sobald die Herrschaften für das höchste Amt im Staate kandidieren
Die Spannung ist schon fast so groß wie vor dem Staatsbesuch Erich Honeckers 1987 in Bonn. Damals quälte die deutschen Politiker aller Parteien die bange Frage: Kommt er oder kommt er nicht? Und wenn er kommt: Wo wird er überall herumgereicht? Wer darf ihm die Hand schütteln?Aus der Sehnsucht nach dem deutsch-deutschen Händeschütteln ist heute eher das Bedürfnis nach dem Anlegen von Handschellen geworden. Aber wir wissen noch nicht sicher, ob er kommt und ob freiwillig oder per Auslieferung?Eines aber wissen wir heute schon ziemlich sicher: Der Prozeß gegen den ehemaligen
Diese All-Tagsgeschichten aus dem Werkstattbetrieb in einer Raumstation kennt die. Menschheit an sich zwar schon seit vielen Jahren. Doch was schert das schon einen Österreicher, wenn die Amerikaner oder Russen immer wieder einmal irgendein zweibeiniges Versuchskaninchen aus anderen Ländern mitnehmen, damit man sieht, wie sich bei dieser oder jener Rasse nach drei Maß Weltraum-Bier oder Allerwelts-Heurigem aus der Tube der Blasendruck verändert.Gottlob ist bei Eurem Franz ja alles wieder gut abgelaufen, obwohl er ja zeitweise für den ORF extra Kopf stand. Dadurch konnte er das Wasser
Die Wissenschaft wird noch lange rätseln bis sie den „Mann vom Hauslabjoch" so genau definieren kann, daß man ihn den Kindern in den Schulbüchern mit allen Fasern und Knöchelchen, sorgfältig nach Rasse und Religion, Stamm und Trachtenverein zum Auswendiglernen aufgeben kann.Dank einer Rekonstruktions-Zeichnung von „Bild am Sonntag" wissen wir jetzt ganz genau, wie er ausgesehen hat: nämlich so, wie wir alje auf Fahndungsfotos aussehen. In den nächsten Wochen wird voraussichtlich das „profil" oder der „Stern" den politischen Skandal enthüllen, wegen dem
Es klingt vielleicht komisch, aber der Zölibat war mit ein Grund, warum ich 1979 als Korrespondent nach Österreich gegangen bin.Nichfweil er dort strenger oder liberaler eingehalten wurde, sondern weil ich bis dahin bei der Süddeutschen Zeitung unter anderem auch für Kirchenpolitik verantwortlich war und mir das Dauerthema Zölibat zum Hals heraus hing.Der uralte Pfarrerwitz über die Frage der Zölibats-Aufhebung „Mir werdns nimmer erleben, aber unsere Kinder!" feiert inzwischen in der Praxis fröhliche Urständ' - nicht nur in Österreich.Auch in Deutschland werden immer wieder
Nun hat es also ein Tiroler Abgeordneter doch einmal offen ausgesprochen, das böse Wort vom „häßlichen Deutschen", das wir immer schon auf uns zukommen sahen. Aber ein Trost für uns war wenigstens, daß wir trotzdem gern nach Österreich kommen dürfen, wenn wir uns wenigstens anständig anziehen würden.Dazu brauchte man allerdings eine Kleider-Verordnung und die wurde von den anderen Parteien leider abgelehnt, weil sie dem schnöden Mammon des Fremdenverkehrs verpflichtet sind. Die schauen sich lieber weiterhin nackte männliche Oberkörper mit schwabbelnden Bäuchen darunter und
Da sage doch einer, Deutsche und Österreicher hätterfHich auseinander entwickelt und fast keine Gemeinsamkeiten mehr. Der Dauerstreit um den Staats-Haushalt und das verträgliche Ausmaß der Staats-Verschuldung beweisen, daß wir in der staatsbürgerlichen Moral immer noch ein Herz und eine Mentalität sind.Wir haben einen christlich-sozialen Finanzminister, noch dazu einen bayerischen Schwaben mit der Sparsamkeit im Blut, ihr habt einen sozialdemokratischen. Beide stehen mit dem Rücken zu Wand und fechten wie Seeräuber bei der Verteidigung ihrer Beute - in jeder Hand ein Säbel. Mit dem
Noch vor zehn Jahren konnte man den Eindruck haben, daß die neutralen Österreicher die kleinen Lieblinge der Sowjetunion im Westen sind. So wie die Deutschen jahrzehntelang die Lieblings-Bösewichte Moskaus waren.Diese Woche beim Welt-Wirtschaftsgipfel kämpft niemand so engagiert und vehement für eine westliche Unterstützung von Gorbatschows Reformprogramm als Bundeskanzler Kohl und Finanzminister Waigel.Selbst die Prawda lobt uns, die doch sehr lange kein gutes Haar in der deutschen Suppe finden konnte.Dafür hat man bei uns den Eindruck, daß unsere österrei- chischen und erst recht
Nun will alsq die Liberale Internationale (LI) den FPÖ-Obmann Jörg Haider nach London vorladen, um zu entscheiden, ob die sogenannte „Freiheitliche Partei" aus Osterreich noch würdig ist, Mitglied zu bleiben.Was für eine wunderbare Gelegenheit für Kärntens deutsch-nationalen Jung-Siegfried, die Heldenposse eines gnadenlos verfolgten Märtyrers zu spielen! Und aus dem Chor der beleidigten Leberwürste tönen prompt die altbekannten Lieder wehleidiger Austro-Germanen - von der internationalen „Campagne" und einer globalstrategischen Intrige gegen einen ganz Großen der
Wieder einmal ist in Deutschland eine historische Entscheidung so gefallen, daß man nicht auf uns Bayern gehört hat. Über vierzig Jahre lang haben wir uns so schön auf Bonn eingeschimpft und jetzt wird doch Berlin wieder Hauptstadt!Nicht etwa, daß wir Bayern etwas gegen die Berliner hätten. Solange Berlin bedrängte Frontstadt und abgeschlossene Insel war, haben wir uns an Solidarität von niemandem übertreffen lassen. Die Berliner gehörten zu den beliebtesten Urlaubern in Bayern, weil sie in dieser geschichtlichen Phase bescheiden und dankbar aufgetreten sind.Wovor wir jetzt größte
„Kommt ein Gewitter im Mai, ist der April vorbei!” Wenigtens die alten Bauernregeln bestätigen ihre ewigen Wahrheiten, darunter auch diese, daß „nicht selten der Maienfrost auch Fliederblüten das Leben kost”. Dagegen kann Siegmund in Richard Wagners wonniglich wabernder Walküre seine Stabreim-Arie „Winterstürme wichen dem Wonnemond” allenfalls im Juli singen. Bis jetzt wich nichts.Mit anderen Worten: Wir Mitteleuropäer sind heuer um einen Mai unseres Lebens betrogen worden! Im vergangenen Jahr hatte es bis zum jetzigen Datum bereits zirka 25 Biergartentage in München
Es ist nicht immer leicht, eine anspruchsvolle Nationalhymne zu singen, in der ein Land beispielsweise als „Heimat großer Söhne" gepriesen wird. Nicht etwa, weil Österreich zu wenig große und starke Söhne als Siegertypen hervorgebracht hätte! Vielmehr weil man allzu leicht vergißt, daß es auch kleine und schwache Söhne gibt - Verlierertypen eben.Bei Fußball-Länderspielen müssen die Nationalmannschaften die Hymne schon vorher singen und bei Schlager-Wettbewerben überhaupt nicht. Was für ein Glück bei diesen beiden Veranstaltungen - der 0:6-Schlappe im Fußball und dem
Nicht verzagen, liebe Österreicher, denn als treusorgende Nachbarn leiden wir Bayern mit Euch bei der Suche nach einem Waldheim-Nachfolger, dem die Welt noch mehr vertraut.Wir würden uns natürlich nie einmischen, aber mit gutem Rat stehen wir allzeit bereit, denn „Immer, wenn du meinst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Präsident daher." Notfalls muß man öffentlich aufrufen: „Freiwillige vor!"Vielleicht sollte man nicht immer alle einzeln fragen und dann, wenn sie abgelehnt haben, nicht einmal lange genug betteln. An Frau Flemming beispielsweise könnte man ruhig
Nun marschieren sie wieder, die wackeren „Montags-De-monstranten" in Leipzig. Sie protestieren dagegen, daß es der deutschen Bundesregierung bisher noch nicht gelungen ist, den von 40 Jahren Sozialismus hinterlassenen Wirtschafts- und Staatsbankrott nebst Umwelt-Katastrophe schleunigst zu beseitigen. Und unsere SPD- und Gewerkschafts-Führer laufen mit, um möglichst viel parteipolitisches Kapital aus den Problemen der Menschen zu schlagen.Der Unterschied zu den früheren „Montags-Demonstrationen" ist heute freilich, daß der Protest sich nicht gegen ein mit Panzern
Ein direkter Staatsschatz war es ja nicht gerade, was uns die Sowjetunion geklaut hat. Und den Verlust Erich Honeckers werden wir - nach pflichtgemäßen Protesten - auch relativ leicht verschmerzen können. Aber die Frage bleibt: Was hat der Chef-Genosse des jämmerlich pleitegegangenen sozialistischen deutschen „Arbeiterund Bauernstaates” noch an Wissen mitgenommen auf seiner vorletzten Fahrt zum Kreml-Mausoleum?Nun werden wir Wohl vieles nie erfahren, von dem wir weder wissen, ob wir es überhaupt hätten wissen wollen, noch ob seine Aussagen in einem Prozeß je wirklich der
Die deutsche Bundesregierung hat wegen wichtiger Koalitionsverhandlungen und wirtschaftlichem Chaos in der ehemaligen DDR den Golfkrieg zuerst gar nicht so richtig mitbekommen. Unsere rot-grüne Opposition war sogar in ihrem unerschütterlich blinden Friedenswillen längere Zeit auf der falschen Seite.Darum mußte der Welt dienstältester Außenminister, Hans-Dietrich Genscher, wie ein diplomatischer Reparaturdienst rund um die Golfregion mit wedelndem Scheckbuch in der Hand auf geradezu peinliche Weise der politischen Entwicklung hinterherlaufen.In der ehemaligen DDR geht es inzwischen
Am „politischen Aschermittwoch ” muß es einem Bayern erlaubtsein, an Franz Josef Strauß zu erinnern. Der hat da nämlich trotz seiner Begabung, Gordische Knoten der Politik zu durchschlagen, ein Rätsel nie zu lösen gewußt: Wie wollen unsere linken Chaoten ihr Ziel, nämlich apokalyptische Zustände herbeizuführen, angesichts ihrer „angeborenen Wirr-köpfigkeit” überhaupt je erreichen?”Wenn man sieht, was sich in der militanten Pazifisten-Szene derzeit an geistiger Verwirrung abspielt, muß man fast befürchten, diese Ignoranten kommen ihrem Ziel eines endzeitlichen Chaos immer
Deutsch sein heißt bekanntlich, eine Sache um ihrer selbst willen tun. Deshalb sind derzeit unsere Friedensdemonstrationen eine echte deutsche Spezialität. Die Euren müßt Ihr bitte selbst beurteilen.Es ist derzeit schon sehr schwer, einem nichtdeutschsprachigen Ausländer das deutsche Wort „Betroffenheit" zu erklären. Formell und äußerlich betroffen ist die Bundesrepublik ja gerade nicht: weder ist sie am Kriegsgeschehen aktiv beteiligt noch ist sie betroffen im Sinne von direkt gefährdet. Allenfalls könnte die Bundeswehr auf dem Umweg über die Türkei und das NATO-Bündnis
Sowas würde es bei Euch nicht geben, das ist in Österreich unmöglich! Nicht etwa, daß österreichische Politiker keine reichen Freunde in der Industrie haben könnten, die ihnen gelegentlich mit Familie einen teuren Traumurlaub auf Firmenkosten ermöglichen würden wie es dem Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg widerfahren ist.Aber zurücktreten würde doch in Österreich kein Politiker, nur weil kleine Gefälligkeiten in Millionen-Höhe bekannt geworden sind. Das ist diese deutsche Pingeligkeit: Kaum ist man erwischt worden, bricht das Ehrgefühl aus.Lothar Späth hat
Das österreichische Volk hat es gut, weil es schon eine Woche vor Weihnachten seine Bescherung hatte: eine nagelneue Koalitionsregierung. Wir sind da viel schlechter dran: CDU, CSU und FDP sind mit dem Feilschen über das Regierungsprogramm noch so weit im Verzug, daß es zum ernsteren Teil, dem Posten-Poker, noch gar nicht richtig kommen konnte.Jetzt bekommt Ihr in Österreich Eure Weihnachts- und Neujahrsansprache von einem neugewählten und frischvereidigten Bundeskanzler vorgetragen. Wir Deutschen dagegen müssen an den Feiertagen noch mit dem gebrauchten Kohl von der letzten
Was die angebliche Sehnsucht der Bürger nach einer neuen Regierung betrifft, sagte der CSU-Vorsitzende Theo Waigel beruhigend: "Ja - aber die Freude der Menschen auf Weihnachten ist noch größer!"Der Gipfel der politischen Glückseligkeit wäre natürlich für Deutsche wie Österreicher: Weihnachten und eine neue Regierung. Das wäre eine Be-scherung! Aber man kann halt im Leben nicht alles haben.Für Euch Österreicher stellt sich ja das Terminproblem bei der Regierungsbildung eher von der Frage her: Was sollen Eure Parteien eigentlich danach noch machen, wenn sie keine
Zwischen Deutschen und Russen hat es in der ganzen Geschichte eine besondere Affinität gegeben. Sieht man einmal von den deutschen Greueltaten bei Hitlers Überfall auf Rußland zu Beginn und von den russischen Revanche-Greueln gegen Ende des Zweiten Weltkriegs ab, so hat es zwischen den Völkern selbst immer mehr gegenseitigen Respekt und geradezu schwärmerische Bewunderung gegeben als Feindschaft und Haß.Nun hat die Sowjetunion ihre Rolle als osteuropäische Kolonialmacht ausgespielt, sie hat den Beginn einer weltweiten Abrüstung ebenso ermöglicht wie die
Österreich und Bayern sind alte Urlaubsländer, die an aus-ländische Touristen gewöhnt sind. Aber die Besucherströme aus den osteuropäischen Län-dern kommen meist ohne Bu-chung und in solch starken Schüben, daß sie uns Probleme machen.Sie kommen alle aus den viel-gerühmten Arbeiter- und Bau-ern-Paradiesen und suchen nun als erstes bei uns das Einkaufs-Paradies. Freiheit reduziert sich bei sehr vielen zunächst auf Konsumfreiheit. Dagegen wäre auch nichts einzuwenden, wenn nicht die Beschaffung der notwendigen Devisen mit mancherlei unschönen Begleitumständen verbunden wäre. Man
In der heimlichen deutschen Hauptstadt Oggersheim in der Pfalz haben Michail Gorba-tschow und Helmut Kohl die wichtigsten weltpolitischen Fragen bei einem deftigen Pfäl-zer Saumagen besprochen.Was sich in Österreich ver-mutlich niemand vorstellen kann: Sie haben dabei kein Wort über Österreich verloren. Das Wort "Anschluß" ist zwar gefallen, aber nur den Rückflug nach Moskau betreffend.Was einigen feinsinnigen Be-obachtern in Bayern inzwischen mehr aufstößt als der Saumagen den Gorbatschows, ist die Häufigkeit und Aufregung, mit der sich in österreichischen Medien irgendwelche
Die weltweite und in Öster-reich nie verstandene Verurtei-lung des Waldheim-Alleingangs nach Bagdad reduziert sich im nachhinein immer mehr darauf, daß er amtierendes Staatsober-haupt und außerdem der erste war, der die internationale So-lidarität unterlief.Inzwischen waren der Ameri-kaner Jackson, der Brite Heath und der Japaner Nakasone da. Keiner hatte zwar einen Ver-handlungsauftrag seiner Regie-rung, jeder war nur "Privatper-son" und jeder brachte nur ein Häußein Geiseln seiner Nation mit nach Hause. Aber jeder die-ser "Privatreisenden", die dem Diktator Saddam Hussein ihre
Zwei Jahre lang wurde in fast allen Medien in der Bundesrepublik die originelle These vertreten, die Nachfolger von Franz Josef Strauß seien selbstverständlich nur ein farbloser Abklatsch des verstorbenen bayerischen Originals und hätten weder ein eigenes Profil noch die für politische Führungs-Figuren notwendige starke Ausstrahlung. Was man halt auch in Österreich gern erzählt - über die ÖVP-Führung.Von Max Streibl sagte man, er sei viel zu bieder und konservativ, kein großer Redner und kein witziger Polemiker wie Strauß. Von Theo Waigel hieß es, er sei zwar
Solche Sorgen wie Ihr in Österreich haben wir in Bay- ern nicht. Aber dafür andere. Während bei Eurer ÖVP an- scheinend kein neuer in die Regierung rein will, möchte bei uns kein alter Minister aus der Regierung raus.Unser Ministerpräsident Max Streibl hat ein triumpha- les Wahlergebnis von knapp 55 Prozent der Stimmen erzielt, das selbst Strauß heute nicht mehr erreichen hätte können.Doch jetzt hat Streibl ein Ka- binett voller „Erfolgs-Mini- ster", von denen jeder der ei- gentliche „Vater des Sieges" ist und infolgedessen absolut unentbehrlich.Nur Finanzminister Gerold Tandler,
Die Österreichische Volkspar- tei schaut wohl wieder in ähn- lich neidvoller Bewunderung auf die erfolgreiche CSU nach Bayern wie die bayerischen Sozialdemokraten auf die so- zialistischen Wunderknaben in Österreich.Solange ich in Wien war, habe ich als Erklärung für ÖVP-Nie- derlagen gehört, ohne den „Aus- nahmepolitiker" Bruno Kreis- ky werde die Übermacht der Sozialisten dahinschmelzen und die Ö VP wieder gleiche Ge- winnchancen haben.Solange ich in Bayern war, habe ich als Erklärung für die SPD-Niederlagen gehört, ohne den „Ausnahmepolitiker" Franz Josef Strauß werde die
Ab sofort gibt es in Deutsch- land keine BRD und DDR, kei- ne Ossies und keine Wessies, auch keine Bundis und keine Zonismehr. UndÖsterreichmuß sich damit abfinden, daß man DDR und BRD nicht mehr ge- geneinander ausspielen kann.Theoretisch sieht es auch bei uns in Bayern jeder ein, daß wir uns jetzt gefälligst zu freuen haben. Aber wir tun uns beim organisierten Jubel halt etwas schwerer als die Preußen.Die spontane Freude über die Öffnung der ungarischen Gren- ze für die Flüchtlinge und spä- ter über den Mauer-Durchbruch und die Beseitigung des Sta- cheldraht-Zaunes ist längst
Während meines Urlaubs hat es Tage gegeben, an denen keine richtigen Zeitungen ankamen und man auch um österreichische Massenblätt- chen froh war.Auf diese Weise habe ich zum Beispiel auch die heldenhafte Waldheim-Anbiederungsak- tion im Irak miterlebt: den Jubel über diesen österreichi- schen Weg zur internationalen Solidarität, die unerklärliche Verständnislosigkeit des „Auslands" und die österrei- chische Empörung über den ausbleibenden Beifall. So wur- de mir wieder einmal richtig bewußt, daß Kleinformat nicht nur ein Maß für Zeitungen, sondern auch für Politik
Das Wichtigste für die DDR, haben unsere Sozialdemokra- ten immer gesagt, ist ein Bei- tritt zur Bundesrepublik in Würde und aufrechtem Gang: unter Wahrung der Interessen und sozialen Errungenschaften der DDR-Bürger.Der bedauernswerte letzte Konkursverwalter der DDR, Ministerpräsident Lothar de Maiziere, hat Ende letzter Woche die herausragendsten Bouteillen seines Kabinett- Flaschenzuges in eine vorzeiti- ge, aber glänzend bezahlte Frühpension geschickt.Daraufist die Ost-SPD ganz aus der Großen Koalition aus- getreten. Von allen bisherigen Verlusten der DDR dürfte dies der geringste
In jener Zeit, als ich noch Korrespondent in Wien war, habe ich Philipp Jenninger persönlich kennengelernt: Er war damals - 1982/83 - noch Kanzleramtsminister und be- gleitete Helmut Kohl bei des- sen erstem Wien-Besuch als Bundeskanzler.Jenninger war ein treuer Vasall von Helmut Kohl und da dieser sehr nachtragend ist - im Guten wie im Schlechten - hat er alle ihm ergebenen Ge- folgsleute mit Posten belohnt.Auf diese Weise ist Philipp Jenninger Bundestagspräsi- dent geworden.Nun hatte aber Bundesprä- sident Richard von Weizsäcker mit seiner berühmten zeitge- schichtlichen Rede zum 40.
Was haben wir Deutschen, insbesondere wir Bayern, unserem Bundeskanzler Kohl nicht schon alles an Unrecht zugefügt! Nur weil er so tolpatschig auftritt, in regenbogen- 1 farbenen Sprechblasen formuliert, sich manchmal wirklich sehr ungeschickt ausdrückt oder einfach auch nur populäre Gemeinplätze unters Volk wirft.Aber jetzt blieben uns doch unsere eigenen boshaften Kohlwitze im Hals stecken, als wir aus England erfahren mußten, für wie gefährlich da ein leibhaftiger Handelsminister den deutschen Bundeskanzler hält.Friede seiner politischen Asche: Minister Nicholas Ridley mußte
Am vergangenen Wochenende mußte ich auf dem Bundesparteitag der Republikaner an deren fünf stündiger Schlammschlacht teilnehmen.Hingefahren sind wir Journalisten au.s höflicher Schadenfreude, weil man ja immer gern „an.einer schönen Leich'" teilnimmt. Doch mit einem gewaltigen Aufwand an Massenpsychologie, Show-Talent und Führerbegaburig hat der ,zuerst zurückgetretene und nun wieder neu gewählte Bundesvorsitzende Franz Schönhuber versucht, aus derSelbstzerfleischung dieses republikani- . sehen Kannibalentreffe ns wieder he.rauszustarten. zu einer Art Auferstehungs-Parteitag der
Wenn wir es nicht schon seit' Wochen aus der Bildzeitung wüßten, daß Deutschland Weltmeister wird, hätten uns in dem Stolper-Spiel gegen die Tschechoslowakei tatsächlich einige . Zweifel befallen können. Ohne dieses Wissen könnte ich auch nie am Dienstag eine Kolumne schreiben, die am Donnerstag erscheint, während am Mittwoch noch das tückische Albion lauert, um Deutschland· ein letztes Bein zu stellen.Die Frage ist ja auch nicht, ob wir der wahre Weltmeister -sind. Unklar ist nur noch, ob sie uns diesen Titel auch gönnen oder wieder einmal - wie zum Beispiel 1 966 in England - mit
Immer wieder fällt mir auf, daß in Österreich offenbar viel Verwunderung, wenn nicht gar Befremden darüber herrscht, daß sich die meisten Bundesbürger über die nahende deutsche Einheit gar nicht so recht freuen können. Sind die reichen Deutschen im Westen jetzt wirklich so kleingeistig, klein-k rämerisch und neidisch geworden, daß sie ihre 40 Jahre lang so tief bedauerten Brüder und Schwestern jetzt nicht mehr haben und ihnen nicht mehr helfen wollen?Noch vor einem halben Jahr hatte es ja viele, insbesondere sozialistische Stimmen in Ost und West gegeben, man solle sich mit
Das Geheimnis des unerklär- lichen Dauererfolges von Hel- mut Kohl liegt vermutlich in dem alten, gern gemalten und oft gestickten Trostwort: „Immer, wenn Du meinst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her."Noch vor einem Jahr hätte kaum jemand geglaubt, daß diese deutsche Bundesregie- rung mit einem Paket umstrit- tener und schlecht präsentier- ter Reformen die nächste Wahl überleben könnte. Nach dem Wahlsieg von Oskar Lafontaine im Saarland hat es zu Beginn dieses Jahres nicht mehr viele gegeben, die Helmut Kohl am Ende des Jahres noch als Kanz- ler gesehen
Am vergangenen Sonntag wurde mit Hilfe von Minister- präsident Streibl, Kardinal Wetter und allem, was sonst nqch gut und teuer ist, die Oberammergauer Passions- spiel-Saison 1990 eröffnet.Seit 1634 spielen sie, und seit 40 Jahren tobt der Kampf um eine Spielreform - ausgelöst vor allem von den Vorwürfen der Juden, das Spiel beziehe seine gesamte Spannung und Drama- tik aus einer verleumderischen antijüdischen Tendenz.Neid, Haß, Mißgunst, Hab- gier, Rachsucht und Intrige der bösen, schon äußerlich, dämo- nisch und verkommen darge- stellten jüdischen Tempelscha- cherer waren in der
Noch im Dezember und Jän- ner haben manche europäi- sche Nachbarn mit Sorge, wenn nicht Angst auf die Wie- dervereinigungs-Euphorie der Deutschen geblickt. Wir Bay- ern hatten sowieso keine.Das Ergebnis der Landtags- wahlen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen hat nun gezeigt, daß die angebliche na- tionale Begeisterung schnell abnimmt, wenn der Preis für die teure Einheit allmählich absehbar wird. Fachleute sprechen von rund 400 Mil- liarden Mark Reparaturko- sten für den Konkurs des Sozialismus in der DDR.Die Wahlerfolge der SPD haben sicher in erheblichem Umfang auch stark mit dem
Die Enthüllung vom Verrat sowjetischer Militärgeheimnis- se durch den Diktatoren-Bru- der Ceaugescu hat auf viele wie eine Sensation gewirkt. Sowas kann einen alten Pensionisten des Wiener Agentenlebens wie mich natürlich nicht erschüt- tern!Dies ist eine jener berühmten Medaillen mit drei Seiten. Die eine Seite ist sozusagen die primitive. Wenn ein Diktato- ren-Clan schon sein eigenes Volk verrät und verkauft, wie sollte so eine „ehrenwerte Familie" dann noch Hemmun- gen haben, auch ein Bruder- volk zu verraten und deren Geheimnisse zu verkaufen?Die zweite Seite der Medail- le ist die
Der weltpolitisch versierte Österreicher weiß, daß Bayern mit der Wiedervereinigung Deutschlands seine eigenen Spezialprobleme hat. Es wird Euch vielleicht menschlich nicht so sehr anrühren, daß Bayern dann nur mehr ein Bundesland unter 16 ist und nur mehr elf von gut 75 Millio- nen Einwohner stellt.Das heißt: Bayern bleibt zwar gleich groß, aber trotzdem schrumpfen wir an relativer Größe, Macht, Einfluß und Bedeutung. Als Schrumpfger- manen haben sich die Bayern aber noch nie geeignet.Hinzu kommt, daß Bayern 1949 das Grundgesetz der Bundesrepublik als einziges Land abgelehnt hat,
Österreicher, die noch nicht verkabelt sind, müssen allmäh- lieh auf das Leben danach vor- bereitet werden. Irgendwann wird auch in der Alpenrepu- blik derDammbrechenund sie wird vom Segen des Privat- Fernsehens überschwemmt werden.Wir deutschen Pioniere ha- ben es schon und stehen des- halb mitten in der kulturpoliti- schen Diskussion. Es geht vor allem darum, wie die Fernseh- Erotik aussehen darf, wenn das ohnehin überalterte Jugend- schutzgesetz nach 23 Uhr die Moral freigibt.Von Erotik kann man aller- dings bis jetzt bei uns noch nicht sprechen. Was nämlich einige Privatsender als
Wir Bayern haben einen wunderbaren Platz auf dieser Welt: Wir können nicht nur das Bayerische Fernsehen anschauen, sondern auch zwei deutsche und zwei österreichische Programme. Zu Hause werden wir seit Monaten nur noch mit deutsch-deutscher Weltpolitik genervt: Wiedervereinigung, Oder-Neiße-Grenze, Friedensvertrag.Wie erfrischend ist es da, uns im ORF die österreichische Innenpolitik wie einen politischen Musikantenstadel reinzuziehen. Große deutsche Waffenschieber-Affären wie der Verkauf der U-Boot-Pläne an Südafrika oder der Bau einer Giftgasfabrik in Libyen - sowas
In Deutschland steht ein Umschwung bevor, denn der Schwung der Deutschlandpolitik ist weg. Die Pleite der DDR läßt keinen schnellen Aufschwung erwarten und die großdeutsche Einheits-Euphorie befindet sich in rasantem Abschwung.In Ost- wie in Westeuropa ' hat man das noch kaum gemerkt. Die lieben Nachbarn schauen schließlich nicht dem Volk aufs Maul, sondern allenfalls unseren Politikern. Die reißen es ja schließlich auch am weitesten auf. Manch einer hat wie ich den Zustrom von DDR-Flüchtlingen seit letztem Sommer mit Sorge und Mißtrauen begleitet. Aber nicht aus Neid,
Der Titel meiner Kolumne in der FURCHE bekommt plötzlich eine ungeahnte deutschdeutsche Aktualität. Die Mehrheit am „Runden Tisch"in Ost-Berlin hat nämlich den persönlichen Auftritt von bundesdeutschen Politikern im Wahlkampf der DDR für unerwünscht erklärt. Jetzt heißt es für Kohl, Vogel, Genscher, Lambsdorff, Brandt, Waigel und Lafontaine entweder trotzig trotzdem „rüberzumachen" oder es gilt die Parole: „Frisch übern Zaun gesprochen!"Wie so oft im Leben - und wie auch in Österreich hin und wieder nicht ganz selten - ist hier der Neid der Vater des Gedankens.
So einfach und geradlinig könnte Politik in der Demokratie sein: ein Politiker weiß, was das Volk denkt und will; der Politiker sagt ohne Schnörkel, was er denkt und was er will; und das Volk wählt ihn, damit er das auch im Interesse aller tun kann.Die Rede ist von Oskar Lafontaine, der als Ministerpräsident des Saarlandes nicht nur seine Landtagswahl gewonnen, sondern eine heute kaum mehr vorstellbare absolute Mehrheit auch noch um über vier Prozent ausgebaut hat. Der Jesuitenschüler hat die bis vor vier Jahren noch im katholischen Saarland regierende CDU geradezu
Ganz früher gab es noch so . etwas wie primitive „Natur-Sportarten". Das bedeutete, daß man nur Schlittschuhlaufen konnte, wenn ein Weiher, ein See oder eine mit Wasser bespritzte Wiese bei großer Kälte gefroren waren.Heute ist der Sport von der Natur unabhängig und ein ganzjähriges Kunstprodukt der modernen Industriegesellschaft. Am längsten hat es mit dem Skisport gedauert, bis man von Jahreszeit und Wetter unabhängig wurde.Wenn dort der Winter gegen seine eigentliche Natur nicht so will, wie er soll, wenn er etwa den laut Jahreszeiten-Vertrag vorgesehenen Schnee nicht
Wie bei allen Fragen der Weltpolitik, so geht es auch bei der eventuellen Abschaffung Eures Bundesheeres in erster Linie um die Rolle Österreichs als Vorbild der Völker. Dank seines Verzichts auf Atomwaffen und Raketen hat Österreich ohnehin schon einen beträchtlichen Vorsprung bei der Abrüstung. Ein weiterer mutiger Schritt zur freiwilligen Entmilitarisie-rung des Luftraumes war der Ankauf der kaum flugfähigen schwedischen Drohen.Inzwischen fangen aber auch wir Deutschen an aufzuholen. Die FDP hat sich soeben die Reduzierung sowohl an Mannes- als auch an Feuerkraft unserer
Was haben wir jetzt alle für neue Freiheiten und offene Grenzen, um nicht zu sagen: grenzenlose Freiheiten! Dar- um hat auch das Jahr ganz anders begonnen als die letz- ten.Freunde von mir sind an Silvester vom Bayerischen Wald aus in das nur eine Stun- de entfernte Budweis nach Südböhmen gefahren. Sie haben mir erzählt, daß dort Hunderte von jungen Ober- österreichern gigantische Räusche herumgezogenhaben und mit ihrem Krach jeder- zeit ein Feuerwerk ersetzen konnten.Wenn man für einen schwarz umgetauschten Schilling schon ein Krügel Bier samt Trinkgeld be- kommt, bricht einfach vor
Endlich ist diese stille Zeit vorbei, in der unsere Politiker immer nur besinnlich hineingehorcht haben in die Re-daktionsstübchen des reaktionären Teils der deutschen Presse, um dort den einzigen sehnsüchtigen Weihnachtswunsch aller Deutschen und Deutsch-Deutschen zu erfahren: lieber heuer einen Weihnachts-Brillanten weniger im Nabel der Freundin, aber dafür eine brillante deutschdeutsche Wiedervereinigung und dann soll Berlin wieder der Nabel der Welt sein!Obwohl der großdeutsche Zug zu wenige einheimische Heizer und zuviele ausländische Bremser hat, wird es ein Jahreswechsel mit
Die SPD hat dieser Tage ihren mutmaßlichen Kanzlerkandidaten verloren, einen jungen Hoffnungsträger: Oscar Lafontaine wurde der Unfähigkeit zum Heucheln überführt.Der saarländische Ministerpräsident hat nämlich laut darüber nachgedacht, wie man ein weiteres Übersiedeln von Bürgern der DDR in die Bundesrepublik begrenzen könnte. Zuerst hat er gemeint, man könnte dies über eine eigene DDR-Staatsangehörigkeit tun, weil man ja aus einer künftig demokratischen DDR nicht mehr einfach die Tore offenhalten muß für Flüchtlinge.Damit hat er aber bereits mit dem Schlachtbeil eine
Nach den Ungarn werden nun bald die Tschechoslowaken zum Einkaufen nach Wien strömen. Weniger die Böhmen, die näher nach Bayern oder Oberösterreich haben, wohl aber die Südmähren und die Slowaken. Nach der Magyarhilferstraße wird Wien nun am besten eine zweite Ramschstraße für devisenschwache Nachbarn einrichten müssen.Wien wird zwar durch diese weitere Grenzöffnung nicht wieder zum Mittelpunkt Europas. Aber das macht nichts, weil die meisten regierenden Wiener sowieso noch nie wahrgenommen haben, daß sie gar nicht mehr der Nabel der Welt sind.Die neuen Einkäufer werden mit ihren
Derzeit findet ein verbissener Wettkampf zwischen dem österreichischen und bundesdeutschen Verkehrsminister statt, wer den härteren Sturschädel hat. Und Österreichs Medien haben endlich wieder ein ordentliches Feindbild, das ihnen die flotte Polemik erleichtert und das Denken erspart.Richtig ist, daß Österreich mehr als 10 Jahre - ähnlich wie Bayerns Verkehrsminister Jaumann - vor den Problemen auf den Transit-Autobahnen, insbesondere am Brenner gewarnt hat.Richtig ist auch, daß trotz ständiger Androhung von Maßnahmen nichts passiert ist.Richtig ist aber drittens, daß Österreich
Was war das für ein deutschdeutsches Herzen und Küssen, als vor zwei Wochen die ersten Ostberliner nach Westberlin strömen durften, und die übrige DDR-Bevölkerung freien Grenzübertritt in die „Bä Ärr Dä“ hatten!Inzwischen ist jedoch schon weithin wieder der Normal-fallvon Verwandtenbesuchen erreicht: „Also, dann wolln wir euch nicht länger aufhalten, Brüder und Schwestern. Fahrt rechtzeitig heim, daß ihr nicht in den Stau kommt!“Die rasante Entwicklung in der DDR zur Demokratisierung nach 40 Jahren Kuschen überrumpelt nicht nur uns „Bundis“, die derzeit von Bananen
Man könnte aus deutscher Sicht Euch Österreichern gewiß ebensoviel nachsagen wie Ihr an uns auszusetzen habt. Aber eines muß man Österreich lassen: So beliebt wie Eure Fußballmannschaften in den drei Europacup-Wettbewerben sind, das ist einmalig.Jedesmal, wenn eine deutsche Bundesliga-Mannschaft vor der Auslosung der nächsten Runde bangt, bricht spontaner Jubel aus, sobald das Los einen Gegner aus Österreich beschert. Die Freude ist ungefähr so groß wie beim Ball der Vampire, wenn sich ein neuer Blutspender anmeldet.Natürlich glaubt bei uns niemand ernstlich - und Fußball gehört
Die noch vor einem Vierteljahr unvorstellbaren Szenen, die uns in diesen Wochen aus der DDR erreichen, sind auch für uns im Westen ein faszinierendes Lehrstück. Gewissermaßen der Anschlußkurs an die vorangegangenen Demokratie-Kurse aus Polen und Ungarn.Uns Bayern war das immer klar: Wenn die Preußen in der DDR eines Tages die Demokratie neu erfinden, dann wird diese wieder genauso 150prozentig sein wie zuvor der totalitäre Kommunismus. Dennoch muß man sich wundern, was dort an demokratischen Grundrechten noch erkämpft wird, wonach sich in unseren verschlammten Gewohnheits-Demokratien
Nördlich und östlich vom Freistaat Bayern reißen sich die Leute den Fuß aus, um ihr Land endlich nach unserem Vorbild zu reformieren. Die Sowjetunion, Polen und Ungarn sind schon auf dem besten Wege dazu. Selbst in der DDR bekommt der kommunistische Beton Risse und Spalten wie nach einem leichten Erdbeben.Aber wo bleibt Österreich? Wir schauen ständig erwartungsvoll über den Zaun, ob ihr nicht auch bald mit Reformen anfangt.Das beginnt schon einmal damit, daß eigentlich alle Österreicher zu schlecht bezahlt sind. Die einen kommen dennoch auf einen relativ hohen Stundenlohn, indem sie
Es war natürlich eine große Ehre für mich, daß ich auf der Frankfurter Buchmesse an einer Podiumsdiskussion mit der österreichischen Unterrichtsministerin teilnehmen durfte. Als ehemaliger Österreich-Korrespondent, bayerischer Buchautor und deutscher Buchbesitzer durfte ich im Dienste der österreichischen Literatur-Förderung die klassische Rolle der Bayern als Dolmetscher zwischen zwei verwandten Kulturen spielen.Was habe ich mich in Frankfurt bemüht, Österreich wieder einmal zu loben und zu preisen und der Kulturministerin zu huldigen für die späte, aber anhaltend gute Idee, auch
Eine Grenze kann etwas Beängstigendes sein, aber auch was Beruhigendes. Die geradezu klassischen Gegensätze von wohltuenden und bedrohlichen Grenzen sind die, mit denen nach dem Zweiten Weltkrieg das „ Großdeutsche Reich “ aufgeteilt wurde.Man kann nun von einem deutschen Kulturraum ausgehen, von „deutschsprachigen Bruderstämmen“ oder von einer alle Staatlichkeiten überwuchernden deutschen Nation. Die Realität sieht jedenfalls so aus, daß in der Mitte die Bundesrepublik Deutschland entstand, im Südosten davon die Republik Österreich wiedererstand und im Nordosten die
„Sünden, welche uns zur Gewohnheit werden, nennt man Laster“, haben wir einmal im Religionsunterricht gelernt. Laster nennen wir aber auch große Transport-Fahrzeuge und diese begehen auch meist gewohnheitsmäßige Umweltsünden entlang ihres Weges.Nun hat die österreichische Regierung den heldenhaften Entschluß gefaßt, ab 1. Dezember das Land von solchen fahrenden Umweltsündern zu entlastern. Alles Unheil an Lärm und Gestank wird während der Nacht aus Österreich verbannt und den lieben Nachbarn in Bayern und Südtirol an den Hals geschickt. Heiliger St. Florian...Österreich redet
Nachdem Bayern schon lange keine volle Souveränität mehr hat, fragen wir uns natürlich auch oft: Wie sollen wir unsere bayerische Identität bewahren? Darauf wären wir nämlich nie gekommen, daß man sich seine nationale Identität einfach als Nummer aufs Auto schrauben kann. Tufelix Austria nummere!Wer letzte Woche diese merkwürdige Cafe-Central-Sen-dung im ORF gesehen hat, weiß jetzt, wo der Österreicher seine Identität hat.Unsereiner hätte vielleicht auf ein Land der Berge oder der Ströme getippt, auf Musik und Kunst, auf Trachten und Brauchtum, notfalls noch auf Wein und
Im nächsten Jahr gibt es in der Bundesrepublik mehr Kommunal-, Landtags- und Bundestagswahlen am Stück als je zuvor. Da heißt es für alle Parteien: Catch as Catch can. . Die CDU ist auf ihrem Parteitag in Bremen bereits zum Zielanflug in Richtung Machterhalt übergegangen. Sie hat alle Brücken zu Kohl-Kritikern abgebrochen, damit es kein Zurück in die Zukunft geben kann. Die Parole heißt: „ Vorwärts, alte Kameraden, wir müssen zurückl“Um aber auch den Piloten der fliegenden Festung Kohl-Union selbst zu größenm Anstrengungen anzuspornen, hat die Partei nicht nur alle zur
„Wie nahte mir der Lum-mer...“ heißt eine leicht abgewandelte Arie aus dem „Freischütz“, die jetzt von einer DDR-Agentin in Ostberlin gesungen wird. Der ehemalige CDU-Innensenator von Westberlin, Heinrich Lummer, dagegen wurde zwar ins Scheinwerferlicht gezerrt, aber er will partout nicht singen. Wahrscheinlich ist er ein sogenannter OO-Agent für Latrinen-Gerüchte.Österreicher aufgepaßt, hier könnt Ihr mal was lernen! Erstens solltet Ihr Euch nicht einbilden, daß Wien die einzige Spionage-Hochburg Europas ist. Zweitens zeigt Euch die Affäre Lummer einmal, wie ein deutscher
In diesen Zeiten ist eine deutsche Seele stark hin- und hergerissen und erst recht eine bayerische. Sollen wir grob und unmenschlich die Wahrheit sagen oder freundlich lügen und heucheln?Es geht um unsere sogenannten Brüder und Schwestern aus der DDR. Nicht daß wir Ungarn und Österreich unseren pflichtschuldigsten Dank für die Hilfe versagen würden. Aber - wie so oft - beneiden wir natürlich vor allem Euch Österreicher darum, daß Ihr diese Flüchtlinge so schnell wieder los werdet.Wir wissen natürlich, daß dieB. u. S. nichts dafürkönnen, daß sie 1945 in die sowjetisch besetzte
Jahrelang haben wir in der Bundesrepublik unseren Kanzler verspottet, weil er alle Probleme aussitzen und keine Entscheidung treffen will.Jetzt hat er eine seit langem anstehende Entscheidung am Wolfgangsee ausgeschwommen und nach seiner Rückkehr das Ei des Kolumbus den Parteifreunden in Bonn in die Pfanne gehauen. Nun ist es auch wieder nicht recht. Sonderlich stark wäre die Autorität von Heiner Geißler wohl ohnehin nicht mehr geworden, nachdem der Parteivorsitzende schon seit längerem hörbar über die Frage vor sich hingeschwiegen hatte, ob er den CDU-Generalsekretär behalten soll
Schon lange habe ich mich gefragt: was fehlt der katholischen Kirche in der Bundesrepublik eigentlich? Bis in die siebziger Jahre hinein war sie noch gesellschaftlich relevant — sogar über die Sakristeitür hinaus. Sie wurde zwar in den Medien kommentiert und kritisiert, gefragt und gefordert, aber die breite Öffentlichkeit hat sich noch mit ihr auseinandergesetzt.Heute interessieren sich bei ■ uns immer weniger Leute dafür, ob die Kirche den Menschen noch was zu sagen hat. Es gibt kaum noch Zeitungen und Journalisten die sich mit dieser öffentlichkeitsscheuen ■und
Die großen politischen Zusammenhänge in der Bundesrepublik Deutschland könntet Ihr Österreicher leichter durchschauen als wir. Ihr seid nämlich näher an St. Gilgen, wo unsere Zukunft mehrmals täglich ins Wasser plumpst.Jeden Sommer geht Helmut Kohl in Eurem Wolfgangsee baden, denkt lange nach und trifft jedes Jahr wieder eine große politische Entscheidung. Meist ringt er sich dazu durch, weiter Kanzler bleiben zu wollen. Dieser Entschluß von St. Gilgen fällt allerdings jedes Jahr schwerer. Nicht Kohl, aber den anderen. Sie nennen ihn schon den Gilg.Inzwischen ist in Bonn die Hölle
Zuerst habe ich immer geglaubt, die Diskussion drehe sich um eine neue Zigarettenoder Zigarren-Sorte von Au-stria-Tabak, zum Beispiel um eine „Austria Light''. Inzwischen weiß ich: dort, wo teils schwerer, teils leichter Rauch aufsteigt, steht das österreichische Bundesheer im Feuer.Wir hatten im Königreich Bayern auch einmal „schwere Reiter“ und eine „leichte Kavallerie“. Aber seit wir 1866 gemeinsam mit Österreich gegen die Preußen verloren haben, ruht unser Vertrauen hinsichtlich der Landesverteidigung mehr auf den bayerischen Feuerwehren. Da deren „Wettrüsten auf dem
Nun ist es also wieder einmal aufgekommen: Dieses Wien ist und bleibt ein gefährliches Agentennest. Auch ich habe Alois Mock schon ausgeforscht und fast alles erfahren.Aber bei dem US-Gesandten Felix Bloch kommt erschwerend hinzu, daß er auch noch ein Freund von Mock war. Außerdem hat er auch Kontakte zu Ostblock-Diplomaten gepflegt. Und nun weiß womöglich Moskau alles, was Alois Mock weiß. Ein ungeheurer Informationsvorsprung tNun war ich ja lange genug als Korrespondent in Wien, um zu wissen, wie schwer das Spionage-Handwerk ist.Sobald man versucht, „Hintergründe zu erhellen “ und
Nun ist also der große Schritt in Österreichs neue europäische Zukunft getan, das EG-Ei nach jahrelangem Gackern endlich gelegt. Alois Mock hat es persönlich nach Brüssel gebracht, wo es nun im Brutkasten der EG-Bürokratie lange ausgebrütet werden soll. Da die Neutralitäts-Vorbehalte wie eine Kühlpackung wirken, muß mit einer Brutzeit bis 1993 gerechnet werden.Da kann man nur gratulieren. Wenn das nicht der klassische österreichische Weg istl Zuerst die dynamische innenpolitische Entscheidung nach dem alten Motto: „Es muaß was g’schehn, sonst passiert was." Und nun folgt das
In der vergangenen Woche haben bei uns die Wogen der Entrüstung so hoch geschlagen, daß wir schon beinahe vor der Springflut kapitulierend ausrufen hätten müssen: „Land unterl“ Der Grund dafür war, daß das Magazin „Stern“ erstmals schamlos veröffentlicht hat, was zumindest in München fast jeder wußte: Franz Josef Strauß hatte eine Geliebtel Und wenn er nicht kurz vorder schon angesetzten Hochzeit gestorben wäre, hätte er sie im letzten Spätherbst geheiratet.Das hätte Euch dann tief bewegt, denn seine hinterblie-bene Freundin ist eine Salzbur-gerin, und wäre sie unsere
Österreicher sind uns in Bayern immer willkommen, gleichgültig, ob sie mit dem Auto, dem Schiff, dem Radi oder zu Fuß kommen. Aber die tiefempfundene Fürsorge um unsere lieben Nachbarn veranlaßt uns Bayern zu besonderer Sorgfalt bei der Aufrechterhaltung der gesetzlichen Ordnung.Nun gibt es aber offenbar Österreicher, die besonders herzliche Animositäten speziell gegen Bayern haben. Dann gibt es andere, die mit diesem gutnachbarlichen Reizklima ein privates Geschäft machen wollen.Drittens gibt es aber leider auch viele österreichische Journalisten, die sich ihre schönen Vorurteile
Da Österreich an der Wahl zum Europa-Parlament nicht beteiligt ist, interessiert Euch wohl auch kaum, was da in Eurer westeuropäischen Nachbarschaft abläuft. Aber ich erzähle es Euch trotzdem.Trotz wesentlich höherer Wahlbeteiligung hat die CDU gute acht Prozent der Stimmen verloren (29,6), CSU (8,2), SPD (37,3) und Grüne (8,4) konnten ihr Ergebnis von 1984 ungefähr plus-minus 0,2 halten, die FDP gewann zwar nur 0,8 Prozent dazu, aber da sie beim letzten Mal mit 4,8 Prozent hängen blieb, bedeutete der Zuwachs sehr viel, nämlich die Rückkehr ins Europa-Parlament.Großer Sieger sind
Als ich mit meiner Familie noch als„ Gastarbeiter “in Wien lebte, wohnten in einem Nachbarhaus Türken. Eines Tages redeten unsere Kinder von diesen Nachbarn genauso wie die Wiener Kinder, nämlich von „Ausländerkindem “.Da versuchte ich meinen Kindern klarzumachen, daß sie zwar keine Türken sind, aber auch Ausländerkinder. Zuerst haben sie gelacht, dann haben sie mir erklärt, daß sie schließlich Bayern sind, allenfalls noch Deutsche und somit keine Auįlander sein könnten.Es hat eine Weile gedauert, bis sie begriffen haben, daß es kein angeborener Makel aus minderwertiger
Jetzt kommt Michail Gorbatschow in die Bundesrepublik, aber leider nicht nach Bayern. Entweder vermutet er in der CSU noch keine ausreichendgroße Zahl von Fans, oder es sind wieder einmal die Österreicher schuld, daß er lieber Baden-Württemberg besucht.Meines Wissens war dieser Staats- und Parteichef der Sowjetunion noch nicht in Österreich, wogegen der Papst schon zweimal da war.Der Segen „Urbi et Gorbi“ liegt jedenfalls nicht über Wietu Aber leider auch nicht über München. Wollte sich der Kreml-Boß vielleicht nur einfach nicht in den Streit einmischen, ob nun Österreich oder
Angesichts der zahllosen historischen Raufereien zwischen Bayern und Tirolern ist der Begriff "Schmerzgrenze" so neu und ungewöhnlich auch wieder nicht. Derzeit streiten die benachbarten Stammesbrüder aus zwei benachbarten Republiken darüber, bei wem mit größerem Anspruch auf Mitleid die Schmerzgrenze erreicht ist.Die Tiroler im Inntal werden seit vielen Jahren von Lärm, Dreck und Abgasen des ständig wachsenden Verkehrsstroms über den Brenner belästigt. Bei uns in Bayern ist die Belästigung aber nicht geringer, lediglich das Tal nicht so eng.Aber jetzt halten die Tiroler ihre
Nein, es ist kein Druckfehler. Es geht um einen zwar kleinen, aber trotzdem großgeschriebenen Floh, der zur Zeit immer nervöser wird und sich verzweifelt nach einem neuen Hund umschaut: die deutsche FDP. Ich habe die Freiheitliche Partei Deutschlands auch schon einmal mit einem Fettauge verglichen, dem es nur wichtig ist, immer obenzuschwimmen, ganz gleich auf welcher Suppe.Die Bonner Koalition aus CDU/CSU und FDP hat seit einiger Zeit keine demographische Mehrheit mehr, das heißt, sie käme laut Umfragen nicht mehr auf 5 0 Prozent der Wählerstimmen. Das beunruhigt die FDP noch mehr als
Wenn ich früher arglos gesagt habe, daß Bayern auch politisch viele Ähnlichkeiten mit Österreich aufweist, hat man es mir in Wien nicht geglaubt.Viele Jahre hat der Ausnahmepolitiker Bruno Kreisky aufgrund seines Bekanntheitsgrades, seiner persönlichen Beziehungen und seiner vielbewunderten Analysen der internationalen Politik den Eindruck erweckt, als sei Österreich eine politisch-moralische Großmacht. Nach der Ära Kreisky kam das jähe Erwachen.Ähnliche Illusionen hat es viele Jahre lang auch bei uns in Bayern gegeben. Der Ausnahmepolitiker Franz Josef Strauß hat aufgrund seiner
Als ich noch Österreich-Korrespondent in Wien war, habe ich immer wieder bestätigt gefunden, daß die modernen Zeiten mit dem Westwind kommen. Alle Neuheiten beginnen in Amerika und kommen dann über Holland und Deutschland auch nach Osterreich.Es gibt aber auch Themen, die gehen zwischen der Bundesrepublik und Osterreich ständig hin und her, ohne daß eine Seite jemals etwas dazulemt. Könnt Ihr Euch noch an den politischen Erfolgsschwank „Quellensteuer“ erinnern?Wenn nicht, kann ich Euch draufhelfen. Die österreichische Presse hat das Wort fast nie verwendet, sondern immer nur den
Derzeit sind wir Bayern in großer Bedrängnis, aber ohne Hoffnung, daß wir von den Österreichern Hilfe zu erwarten hätten. Stellt Euch vor, liebe Nachbarn:Man will uns die atomare Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf wegnehmen.Nun sind wir ja fast so ein trotziges Volk une Ihr und stehen prinzipiell auf dem Standpunkt: Auch wenn die meisten von uns gar keine WAA wollen, wegzunehmen brauchen wir sie UTIS weder von den Österreichern noch von den Preußen oder den Franzosen lassen.Meine persönliche Position war sowieso in dieser Frage immer klar und am österreichischen Vorbild
Seit Monaten beschwert sich unser deutscher Bundeskanzler darüber, daß die gute Politik seiner Regierung so schlecht verkauft wird. Er sinkt samt seiner Koalition bei allen Umfragen ift der Wählergunst gleichmäßig ab wie ein Unterseeboot, in dem sich mehr Blei als Luft befindet.Strittig sind jedoch folgende Frageti: Sind die deutschen Wähler wirklich so blöd, daß sie eine gute Politik der Regierung nach sechs Jahren immer noch nicht als solche erkannt haben? Sind auf Kohls Regierungsschiff nur ein paar Matrose» aus Blei und müssen nur durch neue Leichtmatrosen ausgetauscht werden?
überall wird derzeit nach Möglichkeiten überlegt, hier einen Kanzler, da einen Vizekanzler, dort ein paar Minister auszutauschen. Aber es ist immer viel leichter einen in Pension zu schicken als einen zu finden, der ihn ersetzen könnte.Bevor Helmut Kohl nach Österreich zur Schlankheitskur gefahren ist, haben viele noch geglaubt, man könnte mit ein paar in die Wüste geschickten Sündenböcken und ein paar neuen Unschuldslämmern im Kabinett dem Wähler einen großartigen Heuanfang Vortäuschen. oInzwischen glauben die wenigsten noch daran, daß alte Hüte auf neuen Köpfen unsere
Die ganze Bundesrepublik horcht dieser Tage gespannt nach Österreich hinein, als ob man es von dort knacken hörte, wenn der Osterhase ein buntes Uberraschungs-Ei aufs andere legt. In Wirklichkeit gilt die Aufmerksamkeit aber unserem Bundeskanzler, der in Bad Gastein nicht nur für seine knackige Figur fastet, sondern auch sein Räderwerk imGe- him knacken läßt.Die Münchner Abendzeitung hatte am vergangenen Samstag die aufrüttelnde Schlagzeile „Sonn in Sorge: Kohl denkt nach“. Und JDer Spiegel“ kam am Montag mit dem Titel: „Zohl soll weg — aber wie?“Nun sitzt unser gewichtiger
Ihr Österreicher seid doch weder mit den Berlinern noch mit den Hessen richtig stammesmäßig verwandt, sondern nur mit uns Bayern. Tatsache ist aber, daß am vergangenen Sonntag bei uns in Hessen ähnlich wie kurz zuvor schon in Berlin und nun auch bei Euch in Kärnten, Salzburg und Tirol die schwarzen“ Parteien gewaltige Schlappen erlitten haben.Bei uns ist seit Oktober 1982 eine rechtsliberale Koalition in Bonn mit dem Ziel angetreten, das sinkende Wirtschaftswachstum und die steigenden Arbeitslosenzahlen aufzuhalten, die sozialistische Schuldenpolitik zu beenden und Wohlstand wieder auf
Österreich ist mit Recht stolz darauf, wieder einmal Austragungsland für Diplomatische Spiele der Weltpolitik zu sein. Da mache ich kein Hehl daraus, daß nicht nur wir Bayern und Deutschen, sondern auch andere europäische Länder in solchen Tagen neidvoll nach Österreich schauen.Es geht uns zwar direkt nichts an, aber als Nachbarn fragen wir uns da manchmal schon, ob eigentlich Euch Österreichern klar ist, daß man nicht alles haben kann: die exklusive Auserwählung als internationales Zentrum, die nur aus der Neutralität kommt, und die Voll-Mit- gliedschaft in der EG, die in der Praxis
Österreich und Bayern haben viele Gemeinsamkeiten, auf die wir nicht unbedingt stolz sein müssen. Zum Beispiel sind wir beide in den Mehlspeisen stärker als in der Politik.Darum möchte ich aus ganzem bayerischem Herzen Euch österreichischen Nachbarn eines wünschen: den Einzug der Sacher-Torte in die Hofburg. Deshalb müßt Ihr jetzt die selbstlos angebotene Präsidentschafts-Kandidatur des Herrn Gürtler vom Hotel Sacher durch Petitionen fördern. Nach der zurückliegenden Schlammschlacht braucht Ihr ein Kontrastprogramm: eine harte, aber faire Torten-Wahl- schlacht.Der Weg Österreichs
Wer in den letzten Monaten die aufgeregten Kommentare und Diskussionen in deutschen und österreichischen Zeitungen über eine neue Femseh-Show verfolgt hat, bei dem mußte der Verdacht auf kommen, daß wir eine große deutschsprachige Kulturnation von Nasenbohrern sind.Schließlich gab es kaum ein wichtigeres und aufregenderes Thema als die ungeklärte Frage, ob Frank Elstner nun die Nase vorn oder hinten hat. Ob er sie zu hoch trägt oder ob er sie zu Unrecht zu tief in unser bieder treudeutsches Familienleben am Samstagabend steckt.Seit letztem Samstag wissen wir es: Elstner ist wieder
Nicht, daß ich Euch Österreichern das Herz schwer machen möchte für Euren Eintritt in die EG, aber vor- wamen muß ich Euch. Selbst auf die Gefahr hin, daß es Euch den Magen umdreht. Wir Deutschen haben nämlich schon wieder eine schwere Niederlage vor dem Europäischen Gerichtshof einstecken müssen. Diesmal ging es um die Wurst.Bei dieser Gelegenheit haben wir großteils zum ersten Mal erfahren, daß es bei uns überhaupt eine Art ,Jlein- heitsgebot“ für Wurst gibt. Die deutsche Wurst-Verordnung schließt nämlich ohnehin nur den größten Dreck aus und erlaubt an die 40 Zutaten, bei
Franz Josef rotiert wahrscheinlich im Grab. Jahrelang hat er der CDU eingefleischt, daß es rechts von der Union keinen Platz mehr für eine Partei geben darf. Nach dem Motto: Rechts von uns ist nur noch der Abgrund. Kaum aber ist er tot, ziehen rechts von der Union die noch rechteren Republikaner in das Berliner Rathaus ein - und über diesen Umweg automatisch auch in den Bundestag. Die CSU weiß auch gleich warum: die lasche Schwesterpartei habe bei den Nordlichtem ein rechtskonservatives Vakuum entstehen lassen.Die Republikaner sind ja erst vor einigen Jahren gegründet worden — und zwar
Das Jubiläum der Tragödie von Mayerling geht uns bayerische Nachbarn überhaupt nichts an.A ber vne in jeder schweren Stunde stehen wir auch bei diesem traurigen Jubiläum brüderlich an Eurer Seite und schauen Euch zu, vne Ihr £tic/i bei der Bewältigung der Vergangenheit abquält.Entscheidend ist aber-das unrd in Österreich leider oft vergessen — nicht so sehr, was damals wirklich war, sondern was unr für die Gegenwart aus der Geschichte lernen können.Wir Bayern sind ja in solchen Fragen keine ahnungslosen Theoretiker, sondern haben da unsere eigenen Erfahrungen. Wir haben uns auch
Für einen kleinen Oster-reicher, der wegen seiner al-penländischen Neutralität nicht den weltpolitischen Weitblick haben kann wie sein großer, mit der ganzen NATO verbündeter Nachbar aus Bayern, mag vielleicht manches an unserer Wehrpolitik widersprüchlich erscheinen. Aber das scheint nur so.NATO wie Warschauer Pakt haben doch schon seit fast 40 Jahren beteuert, daß ihre Truppen- und Waffenvermehrung nur ein Ziel hat: die Sicherung des Friedens. Und der jahrzehntelange, teure Wettlauf bei der Aufrüstung hatte doch auch nur einen Zweck, nämlich endlich genug Material für eine
Bei jedem Skandal, der in Osterreich gerade frisch serviert wurde, bin ich in Wien gefragt worden: „Sowas wäre doch in Deutschland unmöglich — oder?“ Darauf gab es dann immer wieder nur die gleiche Antwort: „So viele Skandale wie Ihr haben wir leicht. Aber wir lassen den Mist nicht so lange offen zum Himmel stinken, sondern räumen ihn schneller weg.“Eure Skandalthemen dagegen sind als rekordverdächtige Dauerbrenner Weltspitze. Was mir nie völlig klargeworden ist, liebe Nachbarn, ist die Frage, ob Ihr wirklich unter diesen Skandalen politisch leidet. Oder seid Ihr ein Volk von
Immer wieder gelingt es einem Österreicher, die Welt zum Staunen zu bringen. Wie jetzt wieder Helmut Zilk mit seinem großmütigen Verzicht. Bei uns bayerischen Nachbarn artet das dann leicht in Bewunderung für die .ßrüder im Alpenglüh'n“ aus.Nun steht also nicht nur Weihnachten vor Eurer Tür, sondern auch das gähnende Loch in der österreichischen Zukunft. Natürlich braucht einem um ein Volk nicht bange zu sein, dessen große Söhne zu solchem Heroismus fähig sind, daß sie ihrem — speziell von den Steuerbehörden— schwer geprüften Volk zu Weihnachten derartige-Opfer
Mit Interesse verfolgen wir derzeit die Bewegung in der Sozialistischen Partei Österreichs. Leider können wir hierzu aus der bayerischen Nachbarschaftshilfe keinen richtungweisenden Rat anbieten, weil unsere SPD schon seit langem keine Bewegung mehr kennt, eher Ermattung und Resignation.Bewundern muß man die weise Voraussicht der SPÖ, die Jubiläums-Ausstellung über ihre 100 Jahre alte Bewegung nicht in eine würdige Umgebung im Zentrum Wiens zu legen, wie es eine selbstbewußte staatstragende Partei tun würde. Als ob sie die Affairen der letzten Wochen schon geahnt hätte, ist sie
'Mit der Erfindung eines Staatssekretariats für allgemeine Frauenfragen war Wien als Emanzipations-Pionier eindeutig vorn. Noch viel überraschender war für uns die Tatsache, daß man als Staatssekretär für Frauenfragen auch noch eine Frau genommen, 'hat. Wo doch bis dahin immer der Grundsatz galt: Frauen fragen — Männer antworten.A ber gut, sollten es halt die Frauen einmal selbst mit sich probieren. Prompt bekamen wir in der Bundesrepublik auch gleich Ministerinnen, deren Kompetenzen man zu einem Mammutressort anreicherte: Familie und Frauen, Jugend und Gesundheit. Volljährige
Glaubt ja nicht, liebe Nachbarn, daß wir Euch mit Eurem derzeit größten nationalen Problem völlig hilflos und zerstritten allein lassen. Mein hilfsbereiter, für gute Ratschläge stets aufgeschlossener Blick richtet sich dabei auf Euer Problem mit Verkehrsminister Streicher.A ber wie soll das jetzt mit Euch weitergehen? Laßt Euch nur bei der souveränen austrozentrischen Nummern-Gestaltung nicht von der Tatsache irritieren, daß ihr ohnehin in die EG wollt, die schon in wenigen Jahren einheitliche Autonummern einführen wird.International entscheidend ist, daß durch ein kräftig und
Meistens ist ja der Humor unserer Münchner Faschings-Gesellschaft eher zum Weinen. Gelegentlich aber gelingt den Berufsnarren des gesellschaftlich relevanten Karnevals doch eine wuchtige Pointe, die zwar so nicht gemeint war, aber doch zum Volltreffer unbeabsichtigter Satire wird. Münchens Narhalla hat den Karl-Valentin-Orden ausgerechnet an Kardinal Joseph Ratzinger vergeben.In München war der Lacherfolg groß, im Vatikan gemischt. Unter Katholiken kann diese Ehrung angesichts der absolutistischen Personalpolitik Roms und der subtilen Ketzerverfolgung gegen deutsche Theologen allenfalls
Wenn wir den Niedergang der Grünen beobachten wollen, können wir uns gegenseitig über den Zaun schauen. In der Bundesrepublik kriselt es bei denen fast überall, und in Österreich bröselt es bereits. Viele haben ja gleich prophezeit: ,JDie Grünen sind ein totgeborenes Kind, das sich im Sande verlaufen wird.“ Werden sie recht bekommen?Was den Bereich der Parteipolitik und der parlamentarischen Vertretung anbelangt, haben die Grünen wohl den Höhepunkt ihres kurzen Erfolges bereits überschritten. Soll man deshalb Schadenfreude zeigen?Die Grünen sind ja in unseren Ländern mit sehr
Was die Österreicher in diesen Wochen am meisten quält, wird sicher die Frage sein, wie es denn ihren lieben Nachbarn in Bayern jetzt ergehen mag. Was soll aus ihnen werden ohne Franz Josef Strauß? Wie kann das belebende Reizklima der letzten Jahre erhalten bleiben?Wie immer kann ich Euch erst einmal beruhigen. Wir Bayern haben uns im Kern seit gut 1500 Jahren am gleichen Platz gehalten. Wir halten uns noch eine Weile.Aber die Liebe zu Österreich bleibt in Bayern auch unter einem neuen Ministerpräsidenten und einem neuen CSU-Vorsitzenden weiterhin garantiert. Wenn auch vielleicht nicht
An Nachrufen fehlt es wahrhaftig nicht für Franz Josef Strauß: aufrichtige und geheuchelte, erschüttert gestammelte und diplomatisch geschleckte.Der bedeutendste Politiker Bayerns der Nachkriegszeit und einer der schwierigsten Freunde, den Österreich hatte, ist nun tot. Der Respekt von Freunden und Gegnern, der ihm zu Lebzeiten außerhalb Bayerns oft vorenthalten wurde, wird ihm nun fast im Übermaß aufs Grab geschüttet. Das ist freilich nichts Neues, aber bei ihm ist es halt extrem — wie fast alles, was er zu Lebzeiten gemacht hat.Auf die Frage, ob denn Franz Josef Strauß wirklich