Mehr als ein Jahrhundert, bevor der Begriff Österreich zum erstenmal in einer Urkunde aufgetreten ist, wurde Pitten genannt. Die Nonne Peretcunda, die Enkelin des mächtigen, später aber eines angeblichen Verrates wegen abgesetzten Markgrafen R a t p o t, schenkte im Jahre 869 ein weit zusammenhängendes, bereits kultiviertes Land in Pitten dem Hochstift Freising. Diese Stiftung wurde vom Grafen K u n d h a r, dem vermutlichen Onkel Peretcundas und Sohn Ratpots, angefochten. Eine endgültige Entscheidung über diesen Streitfall erfolgte bei einem Hoftag in der Pfalz zu Baden, den Karlmann, der Sohn König Ludwigs des Deutschen, in diesem Jahr abgehalten hat.
Der Vorsitzende des italienischen Senats ist zurückgetreten, weil er in einer öffentlichen Ansprache in peinlich offener Weise seine Meinung über die Disjunktionen des Staates, die Geringheit der politischen Führerschicht, die Abstraktion der Parteien, welche jedes Problem auf das Prokrustesbett ihrer Ideologie spannen wollen, und einige der größten Ungereimtheiten in der öffentlichen Sache geäußert hat. Genug, wie man erkennt, um auf jedermanns Füße zu treten und Skandal hervorzurufen. Cesare Merzagora hat am 20. Oktober auf einer Tagung der „Ritter der Arbeit“ — ein Titel,
Wenn die italienischen Gewerkschaften nicht vorher einlenken oder die Regierung „umfällt“, kommt es am 31. März zu der großen Kraftprobe zwischen den beiden. Die ganze Maschinerie des Staates kommt zum Stillstand; das vielfältige Räderwerk der öffentlichen Verwaltung hört auf, sich zu drehen. Alle. Es streiken die 710.000 Angestellten der öffentlichen Verwaltung, 100.000 Lehrer, 200.000 Eisenbahner, 160.000 Angestellte der Post-, Telegraphen- und Telefonverwaltung, die 20.000 Angestellten der staatlichen Monopole. Es streiken dnsgesamt rund 1,2 Millionen Menschen, die für den
KIRCHE GESTERN, KIRCHE MORGEN. Van Josef Schmitz ran Vorst. Verlar Keppler-haus, Stuttgart. 300 S. und Photos. DM 18.80.Der Autor bedarf keiner Vorstellung: als brillanter Journalist und beschlagener Historiker hat er die große Wende, die sich seit dem Tode Pius' XII. an der Spitze der Kirche und in ihr selbst vollzogen hat, einfühlend und kommentierend in den Spalten der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ verfolgt. Seine Korre-spondenitenberichte haben die schwierigste Probe bestanden, der journalistische Arbeit unterworfen werden kann, sie sind gültige Zeugnisse geworden für
Wie nach einem beifällig aufgenommenen Schauspiel fällt der Vorhang nach dem letzten Akt der sozialistischen Wiedervereinigung dreimal, immer von Publikum lebhaft applaudiert: nach dreitägiger Debatte wird ein Außerordentlicher Kongreß der Nenni-Partei am 29. Oktober die ideologische „Charta“, die Statuten und die Übergangsbestimmungen für die neue geeinte Sozialistenpartei ratifizieren; das gleiche tut am selben Tag die Saragat-Partei; am 30. Oktober tritt dann die Konstituierende Versammlung der neuen Partei zusammen.Nur ein Naturereignis könnte die Fusion von Linkssozialisten
Ein bunter Prospekt hat in den Gemeinden, wo kürzlich die Kommunal- und Provinzialwahlen abgehalten worden sind, „Die Villa Ihres Traumes“ angeboten. Das Offert kam von einer Immobiliengesellschaft, der „Societa Immo- biliare Botteghe Oscure (SIBO)“ mit dem Verwaltungssitz und dem Ver- kaufefoüro in Rom, Via delie Botteghe Oscure 4, Telefon 684.101. Die im Photo gezeigten Villen — in den Albanerbergen bei Rom, am römischen Badestrand von Fregene, im albruzzesischen Nationalpark, an der Via Appia Antiea, in Capri usw. — sahen teuer aus und waren es auch. Wer aber nähere
Seit der Rückkehr zur Demokratie seit dem Sturz des Faschismus im Jahre 1943, hat Italien 26 Regierungen gehabt. Ihre durchschnittliche Lebensdauer betrug zehn Monate. Bei jedem Regierungswechsel vergehen ungefähr bis vier Monate, bis das Parlament wieder seine nor malen Punktionen auszuüben vermag. Die leichte Rechnung, daß Italien dadurch insgesamt acht Jahre an Zeit verloren hat, geht gewiß nicht auf, denn einige Wechsel, nach den Legislaturperioden, waren verfassungsmäßig bedingt und einige andere unvermeidbar. Trotzdem bleibt richtig, daß Italien ohne den vermeidbaren Zeitverlust
Italiens Außenminister Amintore Fanfani hat demissioniert, weil ein ihm eng verbundener Freund, der Professor Giorgio La Pira, vor einer Journalistin politische Meinungen vertreten hat, die absolut im Gegensatz stehen zu der offiziellen italienischen Regierungspolitik und jener der westlichen Verbündeten. Aber auch die peinliche Tatsache, daß die inkriminierbaren Äußerungen im Hause Fanfanis gemacht wurden, allerdings in Abwesenheit des Hausherrn, der zu dem Zeitpunkt noch in New York beim Kofferpacken war, erklärt noch nicht Fanfanis Reaktion — in einer Zeit, da Ministerrücktritte
VERBORGENES ITALIEN. Von Blida Hey nold v. Graefe. Bei Kupferberg in Mainz. 208 Seiten, viele Photos, Preis DM 24.—.Viele würden gern nach Italien zurückkehren, das Land der schönsten Erinnerungen, aber sie verzichten lieber aus Furcht, daß doch alles ganz anders sein würde mit dem Touristenstrom, dem industrialisierten Fremdenverkehr. Für diese Liebhaber Italiens, die sich fürchten in ihrer Liebe verraten zu werden, hat Blida Heynold v. Graefe ihr Buch geschrieben. Gibt es noch ein „verborgenes Italien“? Gibt es noch Orte, die als unentdeckt gelten dürften? Wie erstaunlich! Es
Wie es bei ungewöhnlichen Ereignissen immer geschieht, hat der Rücktritt des Vorsitzenden des Budgetausschusses in der Abgeordnetenkammer, Ugo La Malfa, eine Sensation hervorgerufen. Es kommt nicht alle Tage vor, und eigentlich niemals, daß ein Minister oder sonstwie hochgestellter Politiker freiwillig seinen Posten verläßt, um gegen irgendeinen Mißstand zu protestieren. Um auf einen Präzedenzfall zu stoßen, müßte man bis auf das erste provisorische Staatsoberhaupt der italienischen Republik, auf Enrico De Nicola, zurückgehen.Kampf den „Gesetzchen“Noch merkwürdiger ist der
Togliattis Nachfolger an der Spitze der italienischen KP, Luipi Longo, hat vor dem ZK und der Zentralen Kontrollkommission der Partei sehr ins Einzelne gehend die Alternative geschildert, welche die Kommunisten an Stelle der linken Mitte Aldo Moros anzubieten haben. Zum erstenmal hat man von maßgeblicher Seite und in verbindlicher Weise die Vor-tchläge von dem auseinandergesetzt bekommen, was „nach Moro“ kommen würde, unter welchen polltischen, wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen die Italiener in einem Italien mit kommunistischer Mitregierung zu leben hätten. Longo nennt seine
Der Christdemokrat Amintore Fanfani ist als Außenminister und der Sozialdemokrat Lami Starnuti als Minister für Industrie und Handel in das Kabinett Moro eingetreten. Die Regierungsumbildung war nach der Wahl am 28. Dezember des ehemaligen sozialdemokratischen Außenministers Guiseppe Saragat zum Staatsoberhaupt notwendig geworden. Für einen Regierungschef sollte sie normalerweise eine „technische“, ja beinahe banale Aufgabe darstellen. Aber Aldo Moro hat zu ihrer Bewältigung zwei volle Monate benötigt.Die Linkssozialisten Pietro Nennis hatten darauf gedrungen, daß die schwierige
Der katholischen Wählerschaft Italiens erscheint es beinähe zu schön, um wahr zu sein: Die Tagung des 173 Mitglieder zählenden christlichdemokratischen Nationalrates in Rom, des höchsten beschließenden Organs der Mehrheitspartei und damit einer der wichtigsten politischen Instanzen Italiens, hat mit einer spektakulären Demonstration ihrer Einheit geendet. Alle ihre Gruppen und Strömungen, von dem progres-sistischen Flügel der Gewerkschaftsvertreter und der fast sozialrevolutionären „Basis“ bis zu der des gemäßigt konservativen ehemaligen Ministerpräsidenten Mario Scelba, der
Als und der hier veröffentlichte Bericht unseres römischen Korrespondenten uns erreicht hatte, war die kurze redaktionelle Stellungnahme zur Persönlichkeit des neuen italienischen Staatsoberhauptes bereits erschienen. Der Artikel aus Romenthält jedoch weitere, bisher unbekannt gewesene Aspekte, die allesamt verdienen, den Lesern zur Kenntnis gebracht zu werden.Sobald bei der letzten, der 21. Abstimmung in der italienischen Nationalversammlung für die Wahl des neuen Staatspräsidenten der Name des sozialdemokratischen Außenministers Giuseppe Saragat die schicksalhafte Zahl der
Der eigene Willensakt des italienischen Staatspräsidenten Antonio Segni, auf sein Amt zu verzichten, hat eine unschöne Prozedur vermieden, die dem „president gentil- homme“ eine unverdiente Kränkung und vielleicht gefährliche Gemütsbewegung gebracht hätte. Der rechtsseitig gelähmte und sprechunfähige Mann hätte am 7. Dezember, vier Monate nach dem erlittenen Schlagunfall, einer amtlichen Untersuchung seines Gesundheitszustandes unterzogen werden sollen, worauf der Ärztekonsult, wie die Dinge lagen, seine Unfähigkeit festgestellt hätte, die Pflichten des Staatsoberhaupts weiter
Wie immer haben die Wahlurnen genug Sieg für alle enthalten. Die Parteizeitungen erklären sich in gleicher Weise befriedigt über den Ausgang der Kommunal- und Provinzwahlen vom 22. und 23. November. Vermutlich sind die Parteien in gleicher Weise uneingestanden enttäuscht Jede kann auf Erfolge hinweisen und Mißerfolge als belanglos hinstellen. Das lustige Zahlenspiel hat wieder begonnen, man kann die Resultate mit jenen der politischen Wahlen 1963 vergleichen oder mit jenen der letzten administrativen Wahlen 1960; man kann die Provinzhauptstädte, die großen Wohnzentren mit mehr als
Ohne einen Widerspruch, eine einzige Einwendung ist der 64jährige Luigi Longo durch einstimmige Akklamation zum neuen Sekretär der KP Italiens gewählt worden. Palmiro Togliatti lag erst seit ein paar Stunden im Grabe und auf demPlatz,’ den er bei Sitzungen in der kommunistischen Zentrale in der Via delleBettegheOscure (die „Straße der dunklen Geschäfte“) in Rom einzu- nehmen pflegte, lag ein großer Blumenstrauß. Longo hatte diesen symbolhaften Gefühlsausdruck in Erinnerung des verehrten Meisters veranlaßt, doch mochte er ihm in diesen Augenblick noch mehr bedeutet haben: die
Die Alchimie des italienischen Sozialismus läßt sich ganz gut in Gleichungen ausdrücken. Aus der Synthese der Sozialistischen Partei mit der Proletarischen Einheitsbewegung ist 1943 die Proletarische Sozialistische Einheitspartei hervorgegangen: PSI+MUP=PSIUP. 1946 •kam dann die Abspaltung der Sozialdemokraten Saragats: PSIUP— PSI+PSLI (später PSDI). Die jüngste Spaltung, im vergangenen November, vollzog sich nach der Gleichung: PSI= psi+psdup. Die Minuskel bedeuten, daß es den politischen Forschern noch nicht gelungen ist, das Molekulargewicht der neuen verkleinerten
Dauer und Ausgang einer Regierungskrise in Italien voraus- ziuisehen, ist eine nahezu unmögliche Sache. Auch Giovanni Gronchi, der als ehemaliger Staatspräsident gewiß Erfahrung in diesen Dingen hat, erklärte den Journalisten, es würde leichter fallen, die meteorologischen Entwicklungen im bevorstehenden Sommer vorausziusagen. Die alten Routiniers unter den Zeitungskorrespondenten fügen sich nur ganz unwillig in die Notwendigkeit, Spekulationen über den mutmaßlichen Gang der Krise anzustellen. Man weiß, wie sie begönnen hat, aber man weiß nie, wie sie enden wird.Es fing ganz harmlos
Tritt der, IX. Kpngreß der führenden Partei Italiens, def Demo- crazia Cristianä; doch noeh zusam men (aber in der Konfusion des Augenblicks gibt es keine absolute Gewißheit dafür), dann ist der einstige Innenminister und Ministerpräsident Mario S c e 1 b a als einziger unter den Notabein der Partei in der angenehmen Lage, sagen zu können, daß er alles vorausgesehen und alles vorausgesagt habe, die Schwierigkeiten, die die „Linksöffnung” zu den Nenni-Sozialisten mit sich bringen werde, die Verschlechterung und nicht die Besserung der politischen Situation, die ernsten
Der Ausgang der ersten Wahlen seit der Konstituierung der Regierung der linken Mitte hat' den sozialdemokratischen Außenminister Giuseppe Saragat sehr irritiert. Saragat hat zwar den Parteivorsitz beim Eintritt in das Kabinett Moro-Nenni abgegeben, bleibt aber weiterhin der wortführende Exponent der Sozialdemokratie in Italien. Bei den Wahlen handete es sich zwar nur um die in den Regionalrat der neugeschaffenen fünften und letzten Region mit Sonderstatut, Friaul und Julisch-Venetien mit Triest als Hauptort, doch sind die befragten 750.000 Wähler ausreichend, um die allgemeine Stimmung der
Giulio Andreotti, der Verteidigungsminister Italiens, ist im Kabinett Moro der Mann mit der längsten Regierungserfahrung. Für den Durchschnittsitaliener ist er das Regierungsmitglied, das immer war und- vermutlich immer sein wird. Die christlichdemokratische Partei hat ihn in der Consulta Nazionale 1946 zum Deputierten für die Konstituierende Versammlung gewählt, und im Juli 1947 hat ihn De Gosperi als Staatssekretär des Ministerpräsidiums in die Regierung genommen. Seither ist Andreotti immer „dabei“ gewesen, mit der einzigen Ausnahme der Achtzehn-Monate-Regierung Scelba 1954/55.
Mit etwas mehr Selbstvertrauen der Regierung Moro hätte der von den Kommunisten geleitete Allgemeine Gewerkschaftsbund (CGIL) mit seinem Streik der Staatsangestellten am 3. und 4. April ein völliges Debakel erlitten. Während der Streik am 5. Februar wegen des Mitziehens der christdemokratisch inspirierten CISL und der sozialdemokratischen UIL fast lückenlos war und die öffentlichen Dienste lahmlegte, weigerten sich diesmal die beiden demokratischen Arbeiterbünde, die autonomen Gewerkschaften und sogar der stark linksgerichtete Verband der Lokomotivführer, eine geschlossene Front zu
Das letzte noch fehlende Teilstück der „Straße zur Sonne“, das zwischen Florenz und Rom, wird noch vor Jahresende dem Verkehr freigegeben. Die Reise von der Metropole ' des italienischen Nordens bis Neapel, ja bis zu den Orangenhainen von Salerno, kann dann bequem in zehnstündiger Autofahrt zurückgelegt werden. Die Vollendung der „Autostrada del Sole“ ist für Italienein Ereignis von verkehrstechnischer, aber auch von politischer und soziologischer Bedeutung, vergleichbar mit der Anschließung des Eisenbahnnetzes des Kirchenstaates mit dem Italiens nach der Einigung. Als die
Die vom Ministerrat beschlossenen Sparmaßnahmen sind wie ein Reif in der Frühlingsnacht auf den freudigen Glauben der Italiener gefallen, daß sie plötzlich alle reich geworden seien und ihre wirtschaftlichen Probleme gelöst hätten. Lange Jahre günstiger Konjunktur haben auch in Italien das Schlagwort vom Wirtschaftswunder geprägt. Aber Wunder sind rar und in der Wirtschaft nicht existent. Das Anwachsen des Handelsdefizits mit dem Ausland allein im vergangenen Jahr um mehr als drei Milliarden Mark, die Einbuße der Lira um fast ein Zehntel ihres Wertes im gleichen Zeitraum und die
Mit kühler Bestimmtheit haben die Wortführer der linkssozialistischen Dissidenz, Tullio Vecchietti und Aldo Valori, auf der im Roms Kongreßhalle einberufenen Nationalversammlung der Anhänger des linken Flügels in der Nenni-Partei die Spaltung im italienischen Sozialismus betrieben und die neue Partei konstituiert. Die Versammlung war ohne jenes menschliche Fluidum, das sonst sozialistische Veranstaltungen in Italien kennzeichnet, zum Unterschied von jenen der Kommunisten, und es fehlte die Wärme, die sonst durch die offizielle Deckfarbe hindurch spürbar wird. Die Beobachter auf der
Das diplomatische Personal in der Farnesina hat mit viel Sympathie Giuseppe Saragat die Amtszimmer des Außenministers beziehen gesehen. Nicht aus Gründen der Kon-tinuität der Außenpolitik, obwohl es auch in diesem Punkt nichts gegen den neuen Minister einzuwenden hat, der zwar Sozialdemokrat ist, sogar Parteisekretär, doch ein wirklicherSignore. Die Diplomaten sind in eigener Sache befriedigt, weil sie von dem einflußreichen Parteimann eine Besserung ihrer Existenz erhoffen. Sie erinnern sich noch an das kurzeIntermezzo, das der Linkssozialist Pietro Nenni gleich nach dem Kriege auf dem
Als Papst Paul VI. seine lange Ansprache an die Mitglieder der römischen Kurie beendet hatte, mit der er die Reform dieses „komplizierten und einzigartigen Organismus“ ankündigte, und die Kardinale, Beamten und Angestellten mit dem Apostolischen Segen entließ, stieß ein älterer Monsignore in den hinteren Reihen seinen jüngeren Kollegen neben ihm an und sagte: „Eine gewaltige Rede. Haben Sie gemerkt;, wie er Gottvater, Gottsohn und dem Heiligen Geist befohlen hat, uns zu segnen?“Das Nachlesen der Ansprache, die zum erstenmal den persönlichen Stil Montinis enthüllt hat, läßt
Unter den geheimnisvollen Persönlichkeiten ?der Weltgeschichte ist Herraesa .r’is megį-Mos die geheimnisvollste! seht Name selbst ist’Symbol für alles geworden, was der menschlichen Erkenntnis unerreichbar, verborgen und „hermetisch” verschlossen bleibt. Berühmt und unbekannt zugleich ist jener Oberpriester geblieben, der vor 2400 Jahren in Eleusis, dreißig Kilometer von Athen entfernt, gewirkt und gelehrt hat, und dessen philosophisches Werk, obwohl es uns bislang nur bruchstückweise und verstümmelt überliefert war, eine ganze, nachfolgende „hermetische” Literatur
Ministerpräsident Giovanni Leone hat sich mit neapolitanischer Ironie über die Journalisten lustig gemacht, die sich darin versuchten, sein Kabinett zu charakterisieren: Verwaltungslegierung, Übergangsregierung, Regierung der Erwartung, Regierung der„Brücke“ ... Erwartung wessen? Brücke“ wohin? Leone selbst hat seinem Kabinett das Eigenleben abgesprochen und es zeitlich befristet: bis zu dem spätesten von der Verfassung für die Annahme der Budgetgesetze vorgesehenen Termin, dem 31. Oktober. Der wirkliche Stichtag ist jedoch nicht dieser. Die Existenz der Regierung Leone erfüllt
„Der bedeutendste Teil Unseres Pontifikates wird ausgefüllt sein mit der Fortsetzung des Zweiten Vatikanischen Ökumenischen Konzils, auf das die Augen aller Menschen guten Willens gerichtet sind. Das wird Unser wichtigstes Werk sein. Dafür wollen Wir alle Kräfte einsetzen, die der Herr Uns gegeben hat. Durch das Konzil soll die katholische Kirche ... alle Menschen .aus jedem Stamm und jeder Sprache, aus jedem Volk und jeder Nation' an sich ziehen... In diesem Licht steht die Arbeit für die Revision des kirchlichen Gesetzbuches und die Weiterführung der Bemühungen für die Festigung der Gerechtigkeit...“ _Papst Paul VI.
„Das Tandein funktioniert“ steht über der Karikatur einer italienischen Zeitung. Sie zeigt die christlichdemokratischen Politiker Amintore Fanfani und Aldo Moro auf einem Tandem, eifrig radelnd. Einmal sitzt Fanfani vorn und Moro tritt hinten kräftig auf die Pedale, dann umgekehrt. Tatsächlich würde es schwerfallen, zwischen der Politik des einstigen Ministerpräsidenten und dem mit der Regierungsbildung beauftragten Sekretär der Democrazia Cristiana einen sachlichen Unterschied festzustellen. Moro hat nicht weniger als Fanfani die Politik der linken Mitte, die „Linksöffnung“ zu
Bei seinem letzten Zusammentreffen mit Bundeskanzler Adenauer in Cadenabbia hat Italiens Ministerpräsident Amintore Fanfani, von den Wahlaus-sichten der Democrazia Cristiana sprechend, sich davon überzeugt erklärt, daß der Preis, den seine Partei für die „Linksöffnung“ zu den Nenni-Soziali-sten werde bezahlen müssen, ein Prozent der Wählerstimmen nicht überschreiten werde. Auch Parteisekretär Moro und die anderen Notablen der christlich-demokratischen Führung rechneten mit dem Verlust einer gewissen, konservativ eingestellten Wählerschicht in geringen Grenzen. Die Ergebnisse
Die Zukunft ruht zwar in Schöße des Zeus, doch ist mit genügender Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß die neue italienische Regierung nach den Wahlen im kommenden Frühling zusammen mit den Sozialisten Pietro Nennis gebildet werden wird. Die christlich-demokratische Führung wird sicherlich nicht den Ansichten und Wünschen der Linkssozialisten samt und sonders Rechnung tragen, doch ist klar, daß die Präsenz Nennis in der Regierung ihren Einfluß auf die künftige Europapolitik Italiens haben wird.Das bedeutet die definitive Ablehnung der Vorstellungen de Gaulles von einem „Europa der
Das erfahrenste Protokoll der Welt, das vatikanische, hat das mögliche getan, um den Besuch des Schwiegersohnes Chruschtschows, Alexei Adjubei, bei Papst Johannes XXIII. in einer verschwommenen Zone zu halten, erst zwischen dem Ja und Nein, dann in der Form, wie er sich abgespielt hat: in der Weise, daß der vatikanische „Osservatore Romano“ schrieb, Adjubei sei als Journalist unter Journalisten empfangen worden, während der Chefredakteur des Blattes, Manzini, seinen Kollegen bestätigte, daß es sich um eine wirkliche Privataudienz gehandelt habe. Es zeigt dies das Zögern des Heiligen
Itallens Parlament ist aufgelöst, die Neuwahlen sind auf den 28. April angesetzt, die neugewählten Abgeordneten und Senatoren treten am 16. Mai erstmals zusammen. Die dritte Legislaturperiode der Italienischen Republik ist in vollkommen normaler Weise zu Ende gegangen. Die Hauptpartner der Formel der „linken Mitte“, Christliche Demokraten und Linkssozialisten, sind verfeindet auseinandergegangen, aber doch nur so weit, um die Wahlkampagne in autonomer Weise führen zu können; nachher, das weiß jeder, werden sie wieder gemeinsam den Reigen schließen. Was den Wahlkampf anbelangt, so
Die geschlossenen Pforten von St. Peter könnten den Eindruck erwecken, daß auch das ökumenische Konzil, Vaticanum II, vorübergehend geschlossen ist, in Erwartung seiner Wiederaufnahme am 8. September, wie Papst Johannes XXIII. festgesetzt hat. Aber der Papst hat bei seinem Abschied von den Bischöfen im vergangenen Dezember auch festgestellt: „Das Konzil bleibt geöffnet.“ Vor einigen Wochen erst, als er den Bürgermeister und den Gemeinderat von Rom in Audienz empfing, hat er dazu bemerkt: „Eine angestrengte, aber nahezu stille Arbeit ist derzeit im Gange, die Vorbereitung für die
Die Sekretäre der die gegenwärtige Koalition bildenden Parteien haben sich am 8. Jänner getroffen, um darüber zu beraten, ob die Regierung Fan-fani bis zu dem Ende der Legislaturperiode im kommenden Frühling im Amt belassen oder ob sie zum vorzeitigen Rücktritt veranlaßt werden soll. Die Unterredung fiel positiv aus. Niemandem ist es eingefallen, die Entscheidung darüber dem Parlament zu überlassen, und niemandem ist aufgefallen, daß in den Parteigremien keiner dergleichen gedacht hat, gleichsam als sei es eine absurde Idee, das Parlament darüber beschließen zu lassen, ob ihm die
Der nächstfällige Stichtag für die Politik der linken Mitte und das Schicksal der Regierung Fanfani ist der 8. Jänner: die Chefs der vier Koalitionsparteien — Aldo Moro für die Christlichen Demokraten Giuseppe Sa-ragat für die Sozialdemokraten, Euge-nio Reale für die Republikaner und Pietro Nenni für die Sozialisten — werden zusammentreffen, um festzustellen, ob die „linke Mitte“ noch vorhanden, oder ob sie in den zwölf Monaten auf der Strecke geblieben ist. Konkret besteht das Merkmal des noch vorhandenen Lebens in ihr darin, ob die Christliche Demokratie das Wahlgesetz für
Noch bevor in dem Flecken der adriatischen Marken, in Matelica, der Sarg mit den sterblichen Resten des italienischen „Ölkönigs“, Enrico Ma,t-tei, ins Familiengrab sank, wurde in den Parteisekretariaten und politischen Konventikeln der Hauptstadt die Nachfolge diskutiert. Mattei, Präsident des Staatsholdings für Kohlenwasserstoffe E. N. I. und siebzigmal Präsident jeder einzelnen der siebzig Tochtergesellschaften, hinterläßt ein Wirtschaftsreich, in dem es keine Satrapen gegeben hat, wo er al einziger geherrscht hat. Dem Gesetz nach der Kontrolle der Regierung, dem Ministerium für
Stiller als gewöhnlich liegt der Petersplatz am Vorabend des Konzils. Die Pilgerscharen haben sich verlaufen, die Pforten des größten Tempels der Christenheit waren zeitweilig verschlossen, weniger aus Furcht vor einem neuen Anschlag eines Frevlers oder Irren, als um den „Sampietrini“, den Arbeitern der Dombauhütte, zu gestatten, in Ruhe die letzten Vorbereitungen an der Konzilsaula zu treffen.Die Konzilsväter kommen nunmehr in Scharen an, aus 79 Ländern, aus der Arktis wie aus Polynesien, strömen sie zu dem größten religiösen Ereignis des Jahrhunderts zusammen. Auf der Stazione
Die Italiener verlieren eines ihrer letzten Paradiese und wissen es nicht. Die Salviati, toskanische Herzöge, haben den Versuchungen der Spekulation nicht standzuhalten vermocht und Hand an das 2500 Hektar große Stück Waldland gelegt, das als „Macchia Migliarino“ bekannt und das einzige Stück unberührter Natur an der ganzen toskanischen Küste ist. Nördlich davon liegt Versilia, deren Hauptorte Viareggio, Forte dei Marmi, Marina di Massa ohne Unterbrechung ineinander übergehen, ein endloses Konglomerat von Betonwürfeln der Hotels und Pensionen, von Badehütten und Abfallkörben;,
Die katholische Massenpartei Italiens, die Democrazia Cristiana, kann mit den Ergebnissen der ersten großen Testwahlen nach der vom Parteikongreß in Neapel vollzogenen Linksschwenkung zufrieden sein: die am 10. Juni in Rom, Foggia, Bari, Neapel und Pisa sowie anderen Städten stattgefundenen Gemeindewahlen, denen die Parteien unterschiedslos eine eminent politische Bedeutung beigemessen haben, lassen den Schluß zu, daß die Wählerschaft der DC die sogenannte „Linksöffnung“, die Koalitionspolitik mit den Linkssozialisten Nennis also, keineswegs verurteilt. Weder ist es zu der
Nach monatelanger Zurückhaltung gegenüber den innerpolitischen Entwicklungen in Italien ist der vatikanische „Osservatore Romano“ zum erstenmal aus Seiner Reserve herausgetreten und hat zu einem eminent innerpolitischen Ereignis Stellung genommen, nämlich zu den in Rom, Pisa, Neapel, Bari und anderen kleineren Städten am 10. Juni fälligen Gemeindewahlen. Die Ermahnung der Wählerschaft, die sonst in Hirtenbriefen oder Kommuniques der Bischofskonferenz zu erfolgen pflegt, blieb diesmal dem vatikanischen Organ vorbehalten. Es findet dafür auch eine juristische Rechtfertigung, nämlich
Man kann sich vorstellen, welchen Schrecken die erfolgte Wahl des Außenministers Antonio Segni im Palast Segni in Sassari verbreitet haben wird. Als im Juli 1955 die Nachricht vom Rücktritt der ersten Regierung Segni durch den Äther schwang, stürzte der Sohn Giuseppe in das Zimmer der Signora Laura und rief fröhlich: „Mama, Mama, unser Papa ist zurückgetreten, er ist gestürzt, er kommt jetzt nach Hause! Jetzt sind wir endlich die Polizisten vor der Haustür los!“ Und Signora Laura, die fortan von den Italienern Donna Laura genannt werden wird, seufzte erleichtert: „Mit der Polizei
Ein banaler, wenn auch nicht alltäglicher Vorfall hat in einem italienischen Freundeskreis Anlaß zu einer angeregten politischen Diskussion geboten: Ein junger Amerikaner, für die Chronik David Francis aus Willams-port in Pennsylvanien, hatte bei einem Besuch des Kapitols das Schutzgitter überstiegen und sich dem Käfig der römischen Wölfin genähert, die dort, immerfort ruhelos auf und ab schreitend, ihrem Beruf nachgeht, lebendiges Symbol der Größe Roms zu sein. Der Amerikaner steckte die Hand in den Käfig, um das Tier zu kraulen, vielleicht aus Bravour, vielleicht, weil er allem
Die neue Regierung Fanfani hat ihre erste Ministerratssitzung abgehalten, zu deren wichtigsten Entschlüssen die Abhaltung der längst fälligen Gemeindewahlen in Rom, Neapel, Bari, Foggia und mehreren kleineren Wohnzentren gehört. Die so rasche Verwirklichung eines Versprechens, das Fanfani dem Parlament in seinen programmatischen Erklärungen gegeben hatte, kann nur einen günstigen Eindruck hervorrufen, denn sie ist ein Zeichen des Mutes, des Vertrauensund der Zuversicht. Die zu den Urnen gerufene Wählerschaft beträgt mehr als vier Millionen, und wenn es sich auch hauptsächlich um
Keine vierundzwanzig Stunden nach der Auszählung der Stimmen nach dem Parteikongreß der Christlichen Demokraten in Neapel hat Ministerpräsident Amintore Fanfani dem Staatschef den Rücktritt seiner Regierung überreicht. Weiterer Zeitverlust schien ihm überflüssig, auch die Vertrauensfrage im Parlament mit nachfolgender nutzloser Debatte. Denn die „Konvergenz“ der Sozialdemokraten und Republikaner, eine Formel, mit der ein Jahr und ein halbes regiert worden war, hatte seit dem 27. Jänner zu bestehen aufgehört. Die bisherigen demokratischen Reisegenossen hatten ihre Unterstützung
Wer das Kommunique liest, das vom Sekretariat der Kommunistischen Partei Italiens nach der Sitzung des Zentralkomitees verbreitet wurde, könnte den Eindruck erhalten, daß der in Moskau entfachte Sturm der Entstali- nisierung das Laubwerk des starken Baumes der KP nur leise bewegen konnte. Das Kommunique ist nur ein matter Spiegel jener erregenden Debatte, die sich im Anschluß an den Bericht des politischen Sekretärs Pal- miro Togliatti über den Moskauer Kongreß abgespielt hatte. Das Zentralkomitee war gar nicht in der Lage gewesen, von sich aus über einen Beschluß einig zu werden und
In dem Dorf Brisighella in der Romagna lebt „der einzige Cicognani, der nicht Kardinal wurde“. Der ro- magnolische Witz, sonst viel schärfer pointiert, zeigt sich hier von der gutmütigeren Seite. Der dritte der Brüder Cicognani trägt nicht das Priesterkleid und würde niemals aus seiner Anonymität herausgetreten sein, wenn die beiden anderen, der achtzigjährige Gaetano und der „erst“ 78jährige Amleto Giovanni Cicognani nicht den Kardinalspurpur trügen. Amleto, der Jüngste, hat es zugleich am weitesten gebracht: In einem Handschreiben hat ihm Papst Johannes XXIII. kürzlich
Die demokratische Ordnung Italiens wird heute durch die Parteien des Zentrums garantiert, durch Christlichdemokraten, Liberale, Sozialdemokraten und Republikaner. Ihre Grundlage ist breit genug, um diese Ordnung zu sichern, sie reicht sogar aus, die soziale Entwicklung zu fördern, obwohl das Reformwerk leichter fiele, wenn stärkere Kräfte dahinter stünden; die Basis ist aber keineswegs breit genug, um in aller Ruhe in die Zukunft blicken zu können. Im Gegenteil. Der Bodengewinn der extremen Linken hält unvermindert an, und der Zeitpunkt, an dem sich der Schwerpunkt vom demokratischen
Weniger als zwei Jahre trennen uns noch von dem mutmaßlichen Beginn des Ökumenischen Konzils Vaticanum II. Wenn es keine unvorhergesehenen Hindernisse und Verzögerungen gibt, wird das Konzil Anfang Oktober 1962 beginnen und vielleicht schon Ende November jenes lah-res beendet sein können. So zumindest ist die Mutmaßung eines immerhin berufenen Mannes, des Generalsekretärs der zentralen Kommission für die Vorbereitung des Konzils, des Erzbischofs Pericle Felici.Die Mitteilung hat, was die Dauer des Konzils angeht, Überraschung, Erstaunen und auch Kritik hervorgerufen. Man erinnerte sich
In einer Wahlversammlung in Mailand hat Ministerpräsident Amintore Fanfani die Wähler ermahnt, es genüge nicht, für irgendeine neue Provinz- und Gemeindevertretung zu stimmen, man müsse so wählen, daß der Nation keine Schwierigkeiten erwachsen. Andere Redner hatten davor gewarnt, mit der Stimmenabgabe eine künftige Koalition zwischen Christlichen Demokraten und Sozialisten, die „Öffnung nach links“ also, zu ermuntern, und andere wieder sahen diese Gefahr rechts bei den Neofaschisten. Eine humoristische Zeitschrift hat darauf unter dem Titel „Gemeindewahlen“ einen Dorfbewohner
Vom Berge Kronion an den Ufern des Alpheios bis nach Rom hat die olympische Flamme noch niemals in der Geschichte,. nicht in der alten und nicht in der neuen, einen ihr mehr zukommenden und vertrauten Raum durcheilt. Die 2000 Staffettenläufer haben nach der Durchquerung von Elis und der Überquerung des Ionischen Meeres von Syrakus auf Sizilien aus die Fackel durch Megale Hellas getragen, durch das Großgriechenland auf italischer Erde, und die Küste Kalabriens empor bis Neapel war es griechischer Heimatboden, jener Boden, der den Spielen in Olympia die Sieger von 484 und 476 vor Christus,
Die Römer haben die Nachricht vom Wiederauftauchen des Ungeheuers von Loch Ness mit Erleichterung zur Kenntnis genommen; die sommerliche Seeschlange ermuntert mehr als die oft zerzauste Friedenstaube zur Rückkehr zum ungestörten Badeleben. Überdies hat das Oberhaupt der „Spiritualisten“ vom Montblanc, Bruder Emman, zugegeben, daß ihm ein Rechenfehler unterlaufen sei: am 14. Juli um 13.45 Uhr sei der Weltuntergang nicht eingetreten, weil er sich im Jahr geirrt habe. In Palermo, Catania und Reggio Emilia sind die Toten beerdigt; Italiens KP-Chef Palmiro Togliatti hat dem Begräbnis der
Wer gehofft hatte, am Tage nach der Presseköpf erenz des .Kardinal-StaatssekretärsDome-„ nico Tardini aus dem „Osservatore Romano“ Schlüssiges über die Rücktrittsabsichten des Chefs der kirchlichen Zentralverwaltung zu erfahren, sah sich wieder einmal enttäuscht. Das im Vatikan erscheinende Blatt widmete den dramatischen Erklärungen des Kardinals nur am Ende des unauffällig publizierten Berichtes über die Pressekonferenz einige wenige Worte und vage Andeutungen. Historiker späterer Zeiten werden jedenfalls nicht aus diesen klug werden können, und am wenigsten werden sie aus
Aus den großen Zeitungstiteln, die der nach dem Rücktritt Segnis entstandenen Regierungskrise gewidmet werden, darf nicht auf das Interesse des Publikums geschlossen werden; nach einigen erfolglosen Versuchen, etwas von den verwickelten Vorgängen hinter den Kulissen der Parteisekretariate zu verstehen, wendet es sich resigniert anderen Problemen zu. Für das Publikum ist die Krise unverständlich. Mit der Regierung Segni schien alles bestens zu laufen: es gab eine gesicherte Mehrheit im Parlament, das traurige Phänomen der Heckenschützen, die der Regierung Fanfani den Garaus gemacht
Fast genau ein halbes Jahrtausend ist seit der letzten römischen Synode vergangen: 1461 versammelte der zweite Pius, Papst Aeneas Sylvius Piccolomini, die Synodalversammlung in der Kirche des heiligen Eustachius. Der Humanismus -hatte tiefgreifende geistige Umwandlungen und Polemiken hervorgerufen, mit denen sich auch, die Kirche auseinanderzusetzen hatte. Zwei weitere Synoden hatten in ebenso heiklen Augenblicken des Umbruchs nach der Rückkehr der Päpste aus Avignon stattgefunden. Aber nach Pius II. hatte es keine dieser obersten Ratsversammlungen einer Diözese mehr in Rom gegeben, obwohl
Ein Kliniker von Weltruf, Professor Nicola Pende, hat das Halbstarkenproblem in Italien vom medizinischen Standpunkt aus untersucht, und ist zu dem Schluß gekommen, daß neue Gesetze notwendig wären, um eine moralische Gesundung der Familie herbeizuführen. Eltern, die ihre Kinder sich selbst überlassen, daher für deren Abweichen vom rechten Wege mitverantwortlich sind, müßten vor Gericht gestellt werden können. Wenn dieser Vorschlag ernsthaft in Betracht gezogen werden sollte — und die außerordentliche Zunahme der Jugendkriminalität in Italien läßt eine derartige Möglichkeit
Euphemius von Messina war ein Landedelmann auf Sizilien und Offizier im Dienste des Kaisers von Byzanz: der Haß gegen den Kaiser und die Unzufriedenheit mit dessen Beauftragten veranlaßten ihn, sich aufzulehnen, Schutz bei den Arabern zu suchen und sie in Sizilien an die Macht zu bringen. Das ist im Jahre 827 geschehen. Dann aber fand Euphemius, daß die-. Leute des Emirs von Kairüah schlimmer waren als die Kommissare des Byzantiners, er bereute sein Tun, versuchte sich im Doppelspiel, wurde erkannt und geköpft.Diese Episode aus der Geschichte Siziliens ist am 30. März, Ostermontag, von
Das Brausen, das am Pfingsttage vom Himmel drang und den hohen Saal erfüllte, wo die Schar der Apostel und Jünger um Maria im Gebet versammelt war, war auch auf den Straßen. Jerusalems vernommen worden. Das Fest hatte eine große Menschenmenge aus allen Ländern, aus Orient und Okzident, in die Stadt geführt. Wie sie nun die Apostel in allen Sprachen reden hörten, da verwunderten sich die einen und die anderen spotteten. Petrus aber stand auf und belehrte sie, daß über die Versammelten der Heilige Geist ausgegossen worden war und sich das Wort des Propheten Joel erfüllt hatte.Ein
Die legitime Vermutung und leise Hoffnung mancher Beamter des vatikanischen Staatssekretariates, daß mit dem Ableben eines so überaus pc.m ären Papstes, wie es-Pius XII. gewesen ist, die Korrespondenz der katholischen Weltbevölkerung und vor allem aus den deutschsprachigen Ländern etwas abklingen würde, hat sich in keiner Weise erfüllt. Die Deutschen und Oesterreicher haben noch nie so häufig geschrieben wie jetzt an Papst Johannes XXIII. Oft suchen die Briefschreiber ihren Mut mit einem Hinweis auf die Presse zu entschuldigen, die Angelo Roncallis Menschenfreundlichkeit und Güte
Ein Drittel der arbeitenden Bevölkerung Italiens ist dem Festival des Schlagerliedes in San Remo vor den Fernsehapparaten mit großer Aufmerksamkeit gefolgt. Halb Italien hat die Ergebnisse des Wettbewerbes als äußerst befriedigend empfunden und’ audv-in durchaus positivem Sinne kommentiert. Ist doch als Sieger zum zweitenmal der Apulier Domenico Modugno hervorgegangen, der schon vor einem Jahr mit seinem „Fliegen, oh oh..die Freunde der leichten, sehr leichten Musik in ein Delirium der ‘Begeisterung versetzt hat. Diesmal winkte ihm der Preis mit dem Lied „Piove” („Es
Das Theaterkino „Metropolitan“ in Neapel, ein monstruöser moderner Riesenhangar für 2500 Besucher, hat die Teilnehmer am 33. Kongreß der Sozialistischen Partei Italiens in einer spiegelnden Atmosphäre von Chromstahl, Kristall und Plastik aufgenommen. Aber nicht diese Aeußerlichkeit war es, welche die Beobachter am Kongreß beeindruckte. Vielmehr war es der Verzicht auf den traditionellen revolutionären Schmuck, auf die Gebinde roter Fahnen in allen Ecken und auf der Tribüne, auf die roten Tuchstreifen um die Wandbordüren, auf die Spruchbänder mit feurigen Bekenntnissen, auf die
Die Deputiertenkammer der italienischer Kammer hat Ministerpräsident Fanfani soeben mit drei Stimmen über der erforderlichen Mehrheit das Vertrauen ausgesprochen. Bei seiner gefährlichen Gratwanderungen am Rande dei parlamentarischen Mehrheit hat der italienisch! Regierungschef eine beachtliche Schwindelfreiheit gezeigt. Einen anderen hätte der Blicl in die gähnenden Abgründe der Oppositior rechts und links bereits in die Tiefe gezogen Fanfani zieht munter fürbaß, obwohl ihm am 4. Dezember zwei oder drei Dutzend Abgeordnete der eigenen Partei das Regierungsgesetz über die teilweise
I. durch die verrammelte Tür. Ihnen trat der Kardinaldekan Eugene Tisserant entgegen und schrie erregt:„Hinaus mit euch! Hinaus!“„Hier befiehlt nur der Papst!“ wagte einer der Prälaten zu antworten. Der bärtige Dekan des Heiligen Kollegiums und einstige französische Offizier packte zwei der Uebeltäter am Arm und war dabei, sie zur Tür hinauszudrängen:„Ihr seid alle exkommuniziert!“„Schon absolviert!“ hörte man hinter seiner Schulter sagen. Es war Johannes XXIII., der die Szene belustigt beobachtet hatte. „Ihr seid alle Monsignori!“ rief er dann in die festlich
SONNTAG, DEN 5. OKTOBERDie ersten beunruhigenden Gerüchte über den schlechten Gesundheitszustand Pius' XII. durchschwirren Rom. Wie man später erfahren wird, hat der Kliniker Professor Ferdinando Corelli bereits seit dem 30. September die Behandlung gegen die lästigen und auch gefährlichen Symptome der alten Zwerchfellhernie, den Singultus vor allem, wieder aufgenommen. Mit der Schwächung des Körpers, durch den gesteigerten Arbeitsrhythmus hervorgerufen, ist das Leiden wieder zum Vorschein gekommen. Aber Eugenio Pacelli will nichts von Schonung hören. Am Freitagmorgen hatte er eine
Vor dem Institut für industrielle Technik „Galileo Galilei“, eine der wenigen Fachschulen Roms, hat in den ersten Septembertagen eine größere Menschenschar im Freien biwakiert. Es handelte sich jedoch nicht um einen improvisierten Carrrpingfläftz, noch um effierf 'Sitzstreik protestierender ArDeiftroserV noch,DtMPlDemor|-stranten gegen die Atomaufrüstung; die hier nächtigenden Personen waren nur die Eltern von Knaben, welche in dem Institut als Schüler eingeschrieben werden sollten oder die jungen Studenten selbst, die sich Aufnahme und Platz im„Galileo Galilei“ sichern wollten.
Die Ernennung des Kardinals Gregor Petrus XV. Agagianian, Patriarch der unierten Armenier, zum zeichnungsberechtigten Pro'-Präfek-ten der Kongregation für die Glaubensverbreitung — der 86jährige und fast erblindete Kardinal Pietro Fumasoni Biondi behält den Präfekten-titel ehrenhalber — gehört zu den persönlichen Entscheidungen Pius' XII., die, weil sie ohne vorherige Konsultierung irgendwelcher Ratgeber erfolgen, auch in der nächsten Umgebung des Papstes Ueberraschung auslösen. Aus mancherlei Gründen ist das Erstaunen diesmal mehr als sonst berechtigt, auch wenn die Wahl
Die dicke alte Tante Democrazia Cristiana — nach dem letzen Wahlerfolg von 12,5 Millionen Stimmen und mit 42,2 Prozent der Wählerschaft hat sie an Leibesfülle noch zugenommen — opfert vor einem Gnadenbild eine Kerze auf. Darunter steht geschrieben: Per grazia rice-vuta — für Erhörung meines Bittgebetes. Das Bild zeigt aber keine Madonna und keinen Heiligen, sondern das wohlbekannte Gesicht des Generals de Gaulle. Mit dieser Karikatur will ein rechtsbürgerliches Blatt Roms den Sieg der katholischen Massenpartei bei den Pfingst-wahlen für das neue Parlament auf den Eindruck der
Der „Annuario Pontificio 1958“, das Päpstliche Jahrbuch, ist eben der Oeffentlichkeit übergeben worden; in eindrucksvoller Weise gestattet dieser umfassende Schematismus der katholischen Welthierarchie einen Einblick in den sich auf alle Erdteile und die meisten Länder erstreckenden Aufbau des Verwaltungsapparates der Kirche, dem einzigen ihrem Wesen nach und in der straffen Durchbildung internationalen und übernationalen Organismus. Ein Blick in das einzigartige Buch gestattet aber auch die Feststellung, daß das Prinzip des Internationalismus in der Zentralverwaltung der Kirche und
Der Marktplatz von Predappio zeigt die stramme Architektur der dreißiger Jahre, auf die Verhältnisse des behäbigen romagnolischen Landstädtchens gebracht. Wie wir dort den Weg nach dem Friedhof von San Cassiano erfragen, wo 'Mussolinis Leichnam - seit dem vergangenen. Sommer und im milden -'Klima-:der 'Regierung Zoli seine letzte Ruhestätte' fand, hinkt eine kleine dicke Frau auf uns zu und zieht ein Bündel Ansichtskarten aus ihrem Busen. „Sie wollen sicher Bilder vom Duce“, flüstert sie. „Hier sind Ansichtskarten vom Friedhof, das ist“ der Sarg und hier sehen Sie den Duce mit
Ein Mailänder Bürger “hat an das Privatsekretariat Papst Pius XII. ein Schreiben gerichtet, in dem er in forderndem Ton sein Bedauern darüber ausdrückt, daß der Erzbischof der „wichtigsten Diözese Italiens und vielleicht der Welt“, Mailand nämlich, immer noch nicht zur Kardinalswürde erhoben wurde. Da Mon-signore Gianbattista Montini als Haupt des ambrosianischen Ritus auch Metropolit sei, werde dieses Versäumnis von den beleidigten Mailänder Katholiken als „deminutio capitis“ ihres Oberhirten empfunden. Der Brief schließt mit dem beschwörenden Ruf: „Die Mailänder
Die Flagge Irans hat die Farben Grün-Weiß- Rot, gleich der italienischen Trikolore; beide sind auf einer Briefmarke zu sehen, welche die persische Regierung anläßlich des Staatsbesuches des Präsidenten Giovanni G r o n c h i in Teheran drucken ließ und die neben dem Kopf des Schah Reza Pahlevi den des italienischen Staatsoberhauptes zeigt. Der Gemeinderat von Teheran hat die Umbenennung einer Verkehrsader in „Gronchistraße” und einer anderen in „Romstraße” dekretiert, während der römische Senat einen „Largo Teheran” angekündigt hat. Solche gegenseitige Freundlichkeiten
Im Anfang der Größe Roms war die Straße.Mit dem Bau fester Straßen schob Rom seine imperiale Macht voran, Meile um Meile, bis in die entferntesten Provinzen. Ihre Baujahre sind Kriegsjahre. So entstand die berühmteste der Konsularstraßen, die Via Appia, im Jahre 312 v. Chr. während des Kampfes gegen die Samniter, die Via Flaminia 223 v. Chr., als sich ein neues Ringen mit der karthagischen Macht bereits unvermeidbar zeigte. Sie traten an die Stelle der aus Urzeiten stammenden Bauernwege und Maultierpfade, wie die Salzstraße, die Via Salaria, auf der die Händler schon in
Rom, 19. Mai. Der französische Staatspräsident Coty begab sich heute, nach Beendigung seinei offiziellen Besuchet bei der italienischen Regierung, in die Vatikanstadt, wo er von Papst Piui XII. ln feierlicher Audienz empfangen wurde. Der heutige Staatibeiuch Cotya fiel mit dem 40. lahrestag der Bischofiweihe des Papstes zusammen. Žum erstenmal wurden Fernsehaufnahmen in den vatikanischen Gemächern erlaubt. Nachdem der Heilige Vater der Besuchergruppe, der auch der französische Auficnminister P i n e a u angehörte, den apostolischen Segen erteilt hatte, begaben zieh die Gäste in die Peterskirche.
Rom, im AprilDie diesjährigen Wahlen für die Betriebsräte in den Turiner Fiat-Werken haben der FIOM, dem Verband der Metallarbeiter im kommu- nistisch-linkssozialistischen Gewerkschaftsbund, eine neue schwere Niederlage gebracht, Es ist noch nicht zu erkennen, ob die kommunistische Gewerkschaft den bitteren Kelch ihrer dauernden Rückschläge bereits bis zur Neige geleert hat, das heißt, ob die stetig absteigende Linie bereits ihren tiefsten Punkt erreicht hat. Der Niedergang der FIOM drückt sich in diesen Ziffern aus: im Jahre 1948, zur Zeit ihrer größten Macht, erhielt sie bei den
Rom, im Februar 1957Eine linksbürgerliche Zeitung brachte diese Karikatur: ein sinkendes Schiff — die Kommunistische Partei. Die Passagiere springen über Bord, um sich zu retten. Der Parteisekretär Togliatti auf der Kommandobrücke ruft: „Zuerst die Intellektuellen!” Die Karikatur kennzeichnet einen Tatbestand: die Flucht der intellektuellen Mitläufer aus dem Kommunismus Italiens. Sie wird jedoch nicht der echten moralischen Krise gerecht, in die viele Intellektuelle gestürzt sind, gerade jene, die sich einst aus einer instinktiven Liebe für die Niedrigen und Beleidigten zum
Rom, im Februar 1957Der Kongreß der italienischen Linkssozialisten in Venedig begann mit einem kuriosen Zwischenfall und endete mit einem Theatercup. Als sich die Menge der Delegierten ungeduldig vor den noch geschlossenen Pforten des Großkinos San Marco drängte, stellte sich heraus, daß der Schlüssel unauffindbar war. „Sie suchen den Schlüssel zu unserem verlorenen Paradies“, witzelte ein Delegierter, und alle herum wußten, was gemeint war. Das verlorene Paradies war die Einheit des Sozialismus Italiens, die der Kongreß wiederzufinden hoffte.Eine ungewöhnliche Atmosphäre
Wer voraussah, daß die wirklichen Schwierigkeiten in Italiens kommunistischer Partei erst nach ihrem Kongreß beginnen würden, hatte leicht zu prophezeien. Der kürzliche Kongreß, mit vorsichtig ausgewählten Delegierten beschickt, konnte kein treues Bild der Stimmungen sein. Aber niemand erwartete, daß sich diese so bald und in so explosiver Weise Luft machen würden. Das Spundloch ist durch den ehemaligen Senator Eugenio Reale durchstoßen worden, der wegen seiner kritischen Aeußerun- gen in einem bürgerlichen Blatt aus der Partei ausgeschlossen wurde. Parteisekretär Togliatti
Der Papst an die Deutschen. Nach vatikanischen Archiven herausgegeben von Bruno Wüsten- berg und Joseph Zabkar. Verlag Heinrich Schelfler, Frankfurt am Main. 331 Seiten. Preis 16.80 DM
Die Kommunistische Partei Italiens geht ihrem Kongreß am 8. Dezember in Livorno mit den düstersten Vorgefühlen entgegen; das Jahr 1956 hat eine ununterbrochene Reihe von Rückschlägen und keinen einzigen Lichtblick gebracht: Niederlagen auf gewerkschaftlichem Gebiet bei den Betriebsrätewahlen, sinkende Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen und Abschnürung der Geldquellen aus dem verlorengegangenen Monopol im Osthandel, geringere Auflagen der Parteipresse; die Verurteilung des Stalinismus und das notwendige Eingeständnis, mitgeirrt zu haben; schließlich die ungeheure Tragödie Ungarns,
Rom, im November Seit dem 1. Oktober ist der „Notstandsplan“ des Unterrichtsministers Paolo Rossi (Sozialdemokrat, 56 Jahre) in 23 Provinzen in Kraft getreten. Es handelt sich um eine Art Radikalkur ,zur Heilung oder Linderung einer Erbkrankheit am italienischen Volkskörper, des Analphabetentums. Wird es Paolo Rossi gelingen, den Italienern- „das Alphabet zu schenken“? Diesen Vorsatz hatte bereits der erste Unterrichtsminister Italiens, Francesco De Sanc-tis, als er vor hundert Jahren durch den Reichsgründer Cavour in die Regierung berufen wurde. De Sanctis wollte den Italienern das
Rom, im Oktober 1956 Der italienische Kommunistenführer Palmiro Togliatti, von den Anhängern der „harten“ Richtung Longo und Secchia zu unrecht angeklagt, mit seiner elastischen Taktik die Partei in die vollkommene Isolierung zu führen, wird sich am-8. Dezember dem Kongreß mit dem neuen „Konsultierungspakt“ zwischen Kommunisten und Linkssozialisten in der Tasche stellen können. Niemand hätte erwartet, daß Togliatti dem Prozeß der sozialistischen Einigung unter Ausschluß der Kommunisten — denn dies war die Bedingung der Sozialdemokratie — untätig zusehen würde. Trotzdem
Es ist durchaus ungewiß, ob der 21. August 1956 jene große Wende in den Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Sowjetunion eingeleitet hat, wie einige übersensibili-erte politische Beobachter meinen; es besteht größere Wahrscheinlichkeit, daß der Tag, wenn er überhaupt von der Geschichte verzeichnet werden sollte, nur einen mißlungenen Versuch der sowjetischen Diplomatie bedeutete, die katholische Kirche in ein propagandistisches Manöver mit weiterem Aktionsradius einzu-beziehen.Am 21. August hat zum erstenmal ein sowjetischer Diplomat, der Geschäftsträger der russischen
Die Gondel: leicht, nervös, elegant, sehr beweglich, mit ausschwingenden Kurven, aggressiv in ihrem Rostrum, diskret-verschwiegen in ihrem „felze“, das wahre Traumboot der Verliebten, das kurioseste Werk des Schiffbaues, das alles ist Venedigs typische Barke. Ihr Ursprung verliert sich im Dunkel der Zeiten, und selbst ihr Name bleibt geheimnisvoll ungeklärt. Wirklichkeit und Phantasie, Geschichte und Legende umspielen die Gondel nicht anders als die Stadt, der sie dient. Wie Venus scheint sie aus dem Meer geboren zu sein; man will ihren Namen vom griechischen „kondi“, Muschel,
Der russische Pavillon gehörte zu den ersten Zielen der Kunstkritiker und Journalisten auf der 28. Biennale d'Arte in Venedig, so groß war ihre Neugierde, zu sehen, was die Sowjetunion nach 22jähriger Abwesenheit an repräsentativenSchöpfungen zu zeigen hatte. Sie'trafen dort auf eine liebenswürdige alte Dame in grauem Kleid und mit grauen Haaren, die bereit war, in etwas mühsamem und schüchternem Französisch Auskünfte zu geben: eines von den Wesen feiner Herzensbildung, wie sie heute kaum mehr anzutreffen sind und eher in der Romanliteratur des 19. Jahrhunderts aufgesucht werden
Rom, im Juni.Der neapolitanische Reeder Achille L a u r o hat sich mit seiner Familie auf die elegante Privatjacht „Karama“ geflüchtet, sobald der triumphale Sieg seiner Liste bei den Gemeinde-und Provinzwahlen sich abzuzeichnen begann. Den Ueberschwang seiner Neapolitaner kennend, hielt er es für ratsam, von sicherem Ort aus eine Proklamation an das parthenopäische Volk zu erlassen: „Eine neue Aera...“ Lauro hat wohl nicht ganz die 300.000 Stimmen erhalten, die er verlangt hatte, sondern nur 276.618, aber immerhin genug, um im Rathaus allein regieren zu können. Neapel hat keine
Spät, fast zu spät, merken die Römer, daß sie mit der unbekümmerten Verwüstung ihrer Stadt während des letzten Jahrzehnts ein Kapital aufgezehrt haben, wo sie sich mit den Zinsen begnügen hätten sollen. Die ungehemmte Bauspekulation der Nachkriegszeit hat schlimmeren Schaden verursacht als die Barbareneinfälle aller Zeiten, inbegriffen jene der „Piemontesen“ nach dem Jahre 1870. Für das plötzlich erschreckte Erkennen, wieviel lustig durchgebracht und unwiderruflich verloren wurde, ist die gleichzeitige Eröffnung dreier Ausstellungen bezeichnend, die sich alle drei mit dem
Die Nachricht von der großen Polizeiaktion,, an der die Karabinieri von Ladispoli, Cerveteri und Fiumicino beteiligt waren und die sich gegen geheime Schatzgräber in der Zone von Cerveteri, der etruskischen Gräberstadt einige Dutzend Kilometer nördlich von Rom, richtete, ist noch nicht alt. Die Schätze, nach denen unberufene Hände zur Nachtzeit die Erde durchwühlten, sind archäologisches Material von immensem, nicht nur wissenschaftlichem Wert: Amphoren, Fibeln, Teller, Münzen, Terrakottafiguren, wie sie das geheimnisvolle Volk der Etrusker ihren Toten ins Grab mitzugeben pflegte,
„Die Krise des italienischen Films“ gehört zu den stehenden Zeitungstiteln; die Setzer legen ihn gar nicht erst in ihren Letternkasten ab, denn der Titel wird ohnedies immer wieder gebraucht. Die italienische Filmproduktion ist in Schwierigkeiten. Bis vor wenigen Wochen noch hat sie den Staat zum Sündenbock machen wollen. Ihre Polemik gegen die staatliche Filmzensur ist jetzt verstummt, denn der Staat ist im Begriffe, dem Parlament ein neues Filmgesetz vorzulegen, und da erscheint es wenig opportun, ihn zu verstimmen, Es geht jetzt um andere Dinge als die Zensur, um solche, die wirklich
Rom, im März 1956Der Schatten zweier Obelisken fällt auf die italienisch-äthiopischen Beziehungen; er ist lang und schmal, aber immer noch breit genug, um die von den beiden Ländern angestrebte Freundschaft zu verdunkeln. Der eine dieser Steinkolosse steht an einem der schönsten Punkte Roms, dort, wo sich in antiken Zeiten die Porta Capena befunden hatte, vor dem modernen Monumentalbau des ehemaligen Afrikaministeriums, das heute Sitz der FAO ist. Wer die Geschichte Roms nur oberflächlich kennt, könnte glauben, dieser Monolith gehöre zu den übrigen dreizehn Obelisken, die von den
Rom, im FebruarEinige Monate ist es her. Unter den Gästen einer Trattoria in Neapel erhob sich einer und trat zu den Volkssängern, die eben ein Loblied auf das blaue Meer, die Glutaugen eines Mädchens und das Feuer des Vesuvs anstimmen wollten. Alle Augen richteten sich auf ihn, denn der Gast trug die braune Mönchskutte. Er winkte dem Gitarristen zu und begann zu singen: ein voller, tragender Tenor. Aber was für ein merkwürdiges Lied! Es hieß „Strohsack und Gitter“ und erzählte von der Not der Eingekerkerten, von ihrer Sehnsucht nach dem freien Himmel, von ihrem Groll gegen die
Rom, im Dezember Monsignore Antonio B a c c i ist der beamtete Latinist des Vatikans. Sein offizieller Titel ist etwas langatmig: Secretarius ab epistulis Ponti-ficis Maximi ad prineipes. Das heißt, er ist der Vorsteher jenes Amtes, in dem die an die ausländischen Staatsoberhäupter gerichteten Briefe des Papstes abgefaßt werden. Bacci ist ein bescheidener, liebenswürdiger und humorvoller Mann, man kann ihn nur aus seiner Ruhe bringen, wenn man etwa das Latein als tote Sprache bezeichnet.Tot? Das Lateinische ist lebendiger als jede andere Sprache. Es hat eine größere kapillare
Rom, im NovemberFür die römischen Korrespondenten der Weltpresse schien der 18. November wie jeder andere, nur der Routinearbeit gewidmete Tag zu Ende gehen zu wollen. Die meisten von ihnen hatten sich aus dem Auslandspresseklub entfernt, der sonst Umschlagplatz für Neuigkeiten zu sein pflegt. Als in vorgeschrittener Stunde Paris, London, New York dringend nach ihren Berichterstattern am Telephon verlangten, fanden sie kaum einen zur Stelle. Einige große Agenturen hatten durch die Redaktion dei Mailänder Wochenblattes „Oggi“ erfahren, daß es im Begriffe sei, eine sensationelle
Rom, Oktober 195 5Armer Graf Cavour! Vielleicht begegnet jemand deinem Schatten in Turins prächtiger Via Roma und ruft dir zu: „Wohin gehst du, Camillo?“ Und du antwortest: „Nach Rom, um Italien ein zweites Mal zu einigen!“Bei den Genueser Gerichtsbehörden ist in diesen Tagen das Programm einer neuen politischen Partei zur amtlichen Registrierung deponiert worden, einer Partei, die sich pleonastisch „Partito Settentrionale del Popolo Cisalpino (PSPC)“ nennt, um schon durch die doppelte Unterstreichung des norditalienischen Charakters ihre strenge Ausschließlichkeit anzudeuten. .
Rom, Ende September Die Welttagung der landwirtschaftlichen Produzenten in R o m ist zeitlich mit der Veröffentlichung des Berichtes der FAO (Food and Agriculture Organisation) über die Entwicklung der Landwirtschaft im letzten Dezennium zusammengefallen, und so wurde gleichzeitig und vom gleichen Orte aus dieselbe ernste Mahnung an die Regierungen gerichtet, ihr ganzes Augenmerk auf die Ernährungsfrage zu lenken. Es wäre weder neu noch sensationell gewesen, wenn etwa festgestellt worden wäre, daß die Nahrungsmittelproduktion mit dem steten Bevölkerungszuwachs nicht mehr Schritt zu
Rom, im September Die Fremdenführer sprechen nicht gerne davon und die Aufseher weichen den Fragen gerne aus; eine gewisse schamhafte Scheu hält sie davor zurück, den Scharen von Touristen, die mit offenem Herzen und offenem Munde durch die prunkvollen Sakristeien und Medici-Kapellen von San Lorenzo in Florenz wandern, zu erklären, daß die in den Sarkophagen ruhenden dreiundzwanzig Mitglieder der Familie Medici sämtlich kopflos sind. Man würde Erklärungen verlangen, da doch gemeinhin bekannt ist, daß die Angehörigen dieses glorreichen Fürstengeschlechtes, obwohl in bewegten Zeiten
Rom, im JuliZu den am besten verbürgten Anekdoten um Italiens neuen Ministerpräsidenten Antonio Segni gehört diese: Als Segni einmal durch das Bergland Sardiniens fuhr, wurde sein Wagen von Banditen angehalten. Als sie ihn erkannten, zogen sie die Mützen und einer sagte: „Verzeihung, Exzellenz, wir wußten nicht, daß ein Freund im Wagen war.“ .Das Geschichtchen sagt etwas über den Mann Segni aus: Freund der armen Leute. Denn es muß vorausgeschickt werden, daß sich kein sardinischer Bandit für einen solchen halten würde. Sie sind „poveracci“, so arm, daß ihnen keine andere