Alljährlich fühlt sich der Chronist verpflichtet, am Ende der Salzburger Festspiele zu dem zweitgrößten und wichtigen Komplex des Festspielprogrammes Stellung zu nehmen: zu den Orchesterkonzerten der Wiener Philharmoniker. Zwar hat sich auf diesem Sektor, wa die Festspielidee im Programm betrifft, seit Jahren trotz wiederholter und berechtigter Einwände praktisch nichts geändert; dennoch muß gerade in diesem Jahre, da sich zweifellos ein gewisser Einschnitt in der Entwicklung Salzburgs abzeichnet, aufs neue das Programm, die Wahl der Dirigenten (die offenbar nach wie vor mit irgendeinem
Auf der Bühne einige wenige Versatzstücke, jeweils dreiteilig angelegt und von Stephan Hlawa mit zarten Wasserfarben bemalt. Ein Tänzertrio, das bereits mit Hilfe des zweiten Teils der Ouvertüre die kommenden Verwicklungen der Opera buffa andeutet und sich dann immer wieder einschaltet, wenn den zwölfjährigen Mozart die Lust am Fabulieren mit dem Orchester allzu ausgedehnt überkam, kann mit ihnen im Handumdrehen die jeweilige Szene der drei Akte vor aller Augen aufbauen. Zwischen den Versatzstücken zahlreiche Auftritts- und Abgangsmöglichkeiten, die eine großteils junge Sängerschar
Mehr denn je schoben sich in den zwei wichtigsten Opernneuinszenierungen der ersten Salzburger Festspielwochen Bühnenbildner und Regisseur in den Vordergrund der Wiedergabe. In Mozarts „Z a u b e r f 1 ö t e“ in der Felsenreitschule (nach der traditionellen Eröffnung mit „Jedermann“, der sich in Besetzung und Regie gegenüber dem Vorjahr kaum geändert hat), dem ersten großen künstlerischen Ereignis dieses Jahres, entschied die bühnenbildnerische Mitarbeit des Malers Oskar Kokoschka Stil und Charakter der Inszenierung; in Hans Pfitzners „Palestrina“, der zum ersten Male in
Salzburg, im AugustDie Salzburger Festspiele begannen in diesem Jahre — um es relativ harmlos zu sägen — nicht weniger als dreimal. Das „Jedermann“-Spiel vor dem Dom, das wieder Ernst Lothar betreute und das auch, vom „teuflischen“ O. E. Hasse abgesehen, di gleiche Besetzung mit dem immer tiefer gestaltenden Will Quadflieg als reicher Mann und der noch immer große Vorbilder nicht ganz erreichenden Heidemarie Hatheyer als Buhlschaft in den tragenden Partien aufwies, ist schon längst nicht mehr als eine feierliche Handlung, eine Art Schauspielmesse, in die man als versierter
Die imponierende Sicherheit und Konsequenz in der Programmgestaltung, die auch die diesjährige Musikbiennale Venedigs auszeichnete, hat ganz offenbar zwei Wurzeln. Einmal hat in Italien praktisch nie, auch nicht während des Krieges, die Pflege moderner Kunst aufgehört, und dann hat Venedigs Fest zeitgenössischer Musik zwei Kunstvorbilder, denen es sich gleichsam gefahrlos beugen kann: die Feste der bildenden Kunst und des Films.Von Rahmenveranstaltungen abgesehen, unter denen die Konzerte Herbert von Karajans mit dem Turiner Radioorchester und das Konzert alter venetianischer Musik unter
Die Problematik des Ineinanderfügens der Konzerte und ihrer Programme in das thematisch feststehende und nur mehr gering variable Opernrepertoire der Salzburger Festspiele blieb auch dieses Jahr ungelöst. Was schon oft — und bisher vergeblich — gefordert wurde, nämlich vor allem der wichtigsten Konzertreihe, den Orchesterkonzerten der Wiener Philharmoniker, wenigstens einen thematischen „roten Faden“ einzuflechten, geschah auch in diesem Jahre nicht. Die Salzburger Festspielkonzerte unterscheiden sich nämlich in nichts von den Konzertprogrammen aller großen Musikzentren während
Keine Begegnung der Musik mit dem Worte des Dichters seit langem hat so viel künstlerische Berechtigung wie Gottfried von Einems gewagtes Unternehmen, Franz Kafkas Roman „Der Prozeß“ auf die Opernbühne zu bringen. Nun ist auch diese zweite, in Nr. 14/1953 der „Furche“ bereits analysierte Oper des österreichischen Komponisten, wie schon seine erste, „Dantons Tod“, auf der Salzburger Festspielbühne erschienen. Noch niemals hat die moderne Opernbühne den Mut besessen, die Klage unserer Zeit, die nichts anderes will, als durch unermeßliches Leid zu Gott zurückzufinden, in der
Der Akzent, mit dem die diesjährigen Salzburger Festspiele anhoben, war gewichtig, ja schwer. Dennoch stand er im Zeichen Mozarts. Das konnte geschehen, weil die künstlerische Interpretation, gleich welcher Richtung, nur von einem überragenden Kunstwillen getragen, gleichsam jenseits von Gut und Böse steht.„Don Giovanni“ in der Felsenreitschule! Clemens Holzmeister baute das ganze Sevilla, wie es da Ponte und Mozart von Szene zu Szene entwickelten, als eine architektonische Vision unter freiem Himmel. Es gibt nun also in der.Stadt Don Giovannis keine dramaturgischen Hemmnisse mehr, die
Den Haag, Anlang Juli Das alljährliche Holland-Festival hat auch dieses Jahr wieder bewiesen, daß es wohl möglich ist, im Zeitalter der überflüssigen Festspiele ein eigenes Gesicht zu wahren. Zwei gegensätzliche, sich jedoch jeweils zu einem eindrucksvollen Ganzen bindende Gedanken sind es, die nun schon seit Jahren in Holland programmatisch klug und in der Durchführung niveauvoll abgewandelt werden. Zum nationalen Besitz, der alten niederländischen A-cappella-Kunst und der hochstehenden Mahlerund Bruckner-Pflege des Concertgebouw-Orchesters als zentralen Gebieten, tritt nun schon seit
Bald nach dem Kriege hat die Salzburger Festspielbühne auch das Gegenwartsschaffen in ihr Programm aufgenommen. Alljährlich wird nun ein neues Werk der Musikbühne in Salzburg geboten. Zuletzt, im Jahre 1952, erlebte Salzburg die posthume Uraufführung der Oper „Die Liebe der Danae“ von Richard Strauß. Vorher hatte man als Erstaufführungen für Oesterreich den ..Raub der Lukretia“ von Benjamin Britten, die Kammeroper „Romeo und Julia“ von Boris Blacher, als Uraufführung das Musikdrama „Anti-gonae“ von Carl Orff und die szenische Erstaufführung von Frank Martins
Carl Orffs Musiktheater ist schon seit langem vom Geist der -Sprache bestimmt. Bei seinen in diesem Sinne entscheidenden Werken, den weltlichen Gesängen „Carmina burana“, den szenischen Spielen „Catulli Carmina“ und dem neuen, soeben von de» -Maüänder ftorlW -MT^LTfJnfführung gebrachten „Trionfo di Afrodite“, einem „szenischen Konzert“ nach Originaltexten des Catull, der Sappho und des Euripides, spielt die Sprache, die sogenannten toten Sprachen Lateinisch und Griechisch, weniger die Rolle des Trägers einer Handlung, sondern wirkt Vielmehr als Keimzelle einer Musik,
Vielleicht ist die in jeder Beziehung etwas schwierige Vorgeschichte dieser .Welturaufführung" von Richard Strauß' einziger, bisher noch nicht offiziell der Welt übergebenen Oper .Die Liebe der Danae", die soeben mit allen Anzeichen eines glanzvollen künstlerischen Ereignisses und als unbestreitbarer Höhepunkt der diesjährigen Festspiele in Salzburg herauskam, nicht mehr allgemein bekannt,' Sie gleicht einem Präludium in ziwei Teilen, die beide der sensationellen, aktuell- vergänglichen Note nicht entbehren.Künstlerisch bietet sich die .Danae"-Vorgeschichte etwa so dar. Anfangs 1920
Erst etwa- eine Woche nach der Eröffnung der diesjährigen Salzburger Festspiele mit Mozarts „Figaro in italienischer Sprache, den Wiederaufnahmen von Verdis „Othello und Mozarts „Zauberflöte und schließlich der neuen „Don-Pasquale -Inszenierung, ließ sich mit Sicherheit sagen, daß der Schoch, den die kurz vor Beginn der Spiele erfolgte Erkrankung Wilhelm Furtwänglers auslöste, überwunden war. Natürlich war den mit ihm vorgesehenen Opernabenden anzuspüren, daß die für Festspielaufführungen unerläßliche organische Steigerung von den ersten Proben über die Generalprobe
Die mit größter Spannung erwartete Uraufführung von Igor Strawinskys erstem abendfüllendem Bühnenwerk .The Rake's Piogress“ wurde zum Höhepunkt der diesjährigen Musikbiennale zu Venedig. Das erstemal in der Operngeschichte wurde ein musikalisches Bühnenwerk englischer Sprache auf einer nicht-anglikanischen Opernbühne herausgebracht, im Teatro La Fenice zu Venedig. Die Internationalisierung der Opernspradie hat damit einen ersten weithin sichtbaren Höhepunkt erreicht und die englische Sprache hat zum ersten Male bei einem der bedeutendsten Werke der Gegenwart künstlerisch Pate
Der erste Band der von der Haydn-Society in Zusammenarbeit mit Breitkopf und Härtel veranstalteten und auf etwa 60 Bände in zehn Jahren berechneten Gesamtausgabe (GA) der Werke Joseph Haydns liegt vor. Er enthält das Generalvorwort zur Gesamtausgabe von J. P. Larsen-Kopenhagen, ihres wissenschaftlichen Leiters, die auf Grund der authentischen Quellen (Autographe der Bibilothque National und Bibliotheque du Conservatolre, Paris, sowie Stimmen des British Museum, London) von H. C. Robbins Landon, Generalsekretär der Haydn-Society, herausgegebenen Symphonien Nr. 82 bis 87 und den etwa 50
Die Epoche in der abendländischen Kunstgeschichte, da Kunsterleben und festliches Ereignis jenseits des Alltags noch ein und dasselbe waren, liegt weit zurück. Richard Wagner hat — wenn auch ursprünglich aus gleichsam kunstegoistischen Gründen — den voraussichtlich letzten Versuch auf dem Gebiete des Musiktheaters unternommen, sein Schaffen nach antikem Vorbild aus dem unfestlichen Reigen des unterdessen ungeheuer angewachsenen öffentlichen Kunstbetriebs herauszuheben: die Bayreuther Festspiele entstanden. Im Verein mit anderen Vorbildern — den frühzeitig einsetzenden englischen
Seit mehreren Jahren schon versuchen die Salzburger Festspiele, den von Hofmannsthal formulierten Plan, nicht das Neue zu erproben, sondern das Alte zunächst in beispielgebender Form darzubieten, zu erweitern, Wenn sich auch die Geister über dieses Unternehmen, das bisher Gottfried Einems Oper „Dantons Tod“ und Frank Martins szenisches „Der Zaubertrank“ auf die Salzburger Festspielbühne gebracht hatte, nicht so bald einig sein werden: Tatsache ist, daß auch die Salzburger Festspiele, so selbstverständlich es ist, daß ihr geistiges Zentrum Mozart bleibt, an der lebendigen
Einen Überblick über das Schweizer Musikschaffen der letzten beiden Dezennien erhielt man in einer Reihe von Orchester- und Kammermusikkonzerten, die anläßlidr des 50-Jahr-Jubiläums vom Schweizer Tonkünstlerverein in Zürich veranstaltet wurden. — Die zentraleuropäische Lage des Landes spiegelt sich natürlich auch in seiner Musik, die sich erst langsam und in stetem Zusammenhang mit dem Wirken des Tonkünstlervereins zu einem selbständigen und vom Ausland nahezu unabhängigen Leben hat entwickeln können. Diese nationale Unabhängigkeit drückt sich freilich nur im Raum der
Ob München, Stuttgart oder Frankfurt: in den Straßen der westdeutschen Großstädte herrscht ein geschäftiges Treiben, das beängstigend ist. überall der gleiche erste Eindruck: Menschen in fieberhafter Eile, irgendeinem fernen Ziel entgegen. Die Straßen sind von den Trümmern blank geputzt, und nun ragen Gerüste gen Himmel. Die Städte ändern ihr Antlitz von Tag zu Tag.Die Gegensätze sind groß. Und überall wachen Regierungen der Länder, die viel mehr Eigenleben haben als früher. Das ruft eine Konkurrenz auf den Plan, die nirgendwo so positiv sich auswirken kann wie im Kulturleben.