Mit einer gewissen Regelmäßigkeit taucht in Niederösterreich die Frage nach der eigenen Landeshauptstadt auf. In Hörfunk und Fernsehen wurde das Problem jüngst angeschnitten. Dabei besteht es immerhin bereits seit fast einem halben Jahrhundert. Genau gesagt, seit dem Zeitpunkt, da Niederösterreich anfangs der zwanziger Jahre von Wien abgetrennt wurde. Für die Trennung der beiden Bundesländer waren damals vorwiegend politische Gründe maßgebend.Niederösterreich blieb bis heute das Land ohne Kopf, wie das einmal ein Journalist formuliert hat. In der NS-Zeit sollte Krems Gauhauptstadt
Das „Kabinett Figl II“ hat im bis zu allerletzt hat so mancher nicht Lande unter der Enns mit der Ar- daran geglaubt — peinlich genau beit begonnen. Vergangene Woche ein, es wurden auch ein paar noch trat der neue niederösterreichische recht vitale Mandatare nicht mehr Landtag zu seiner konstituierenden aufgestellt, weil sie die an sie ge- Sitzung zusammen. Sie stand im stellten Erwartungen nicht erfüllt Zeichen der großen personellen hatten. Die jüngste Mannschaft im Wachablöse. Fast könnte man von ÖVP-Klub stellt der Bauernbund — einem kleinen niederösterreichi- von seinen 15
Das Faßlrutschen in Klosterneuburg, an dem Politiker von hüben und drüben lebhaften Anteil nahmen, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß im Lande unter der Enns eine Hauptfront des kalten innenpolitischen Krieges besteht.Niederösterreich, das lange Zeit in Sachen Politik einen friedlichen Dornröschenschlaf schlummerte und im Zeitungsblätterwald kaum beachtet wurde, liefert Schlagzeilen für die Presse und gibt zu polemischen Leitartikeln Anlaß. Wer war der „Prinz“, der plötzlich Unruhe in die seit jeher unumstrittene ÖVP-Hoch- burg hineinbrachte? Was sind die wahren Gründe