Gerhard Schröder hat es eilig. Nicht mit der Regierungsbildung, sondern mit dem Umzug seiner Regierung nach Berlin. Nicht wie vorgesehen erst im kommenden Sommer, sondern schon im April möchte er das Kanzleramt im Spreebogen beziehen.Das ist als Signal gemeint: Mit der SPD beginnt ein neues Zeitalter. Das Deutschland, das mit einer grünroten Regierung ins neue Jahrtausend geht, wird in der neuen alten Hauptstadt regiert.Wo die Hauptstadt eines Landes ist, ist nicht gleichgültig für die Politik, die dort gemacht wird. Bonn stand für ein amputiertes Land, das machtlos sein sollte (nach dem
In der letzten Nummer der Mitarbeiterzeitschrift der SPÖ ist ein Bild zu sehen, auf dem ein glückliches Ehepaar mit zwei Kindern in einer blühenden Wiese zu sehen ist. Darunter steht die Zeile: "Für die ÖVP ist die Familie die einzig wahre Form des Zusammenlebens."Bild und Text sind offenkundig ironisch gemeint. Sie dienen zur Illustration eines Artikels, in dem der Vorstoß der ÖVP, den Schutz und die Förderung der Familie in die Verfassung aufzunehmen, kritisiert und abgelehnt wird. [ ]Die SPÖ gibt sich in der Auseinandersetzung pragmatisch. Sie habe ja nichts gegen Ehe und Familie,
"Schule ist der Ort, wo so etwas wie eine 'geistig-moralische Wende' stattfinden müsste. Kurz hat davon nie geredet, weil das nicht zu seinem Vokabular gehört."Es sei ihm unverständlich, sagte Peter Turrini bei der Verleihung des Kulturpreises des Landes Kärnten, "wie es möglich ist, dass von einem adrett zugerichteten jungen Mann und einer Horde von Burschenschaftern das nächste Regierungsheil erwartet wird". Man stelle sich vor, es hätte jemand vom bisherigen Bundeskanzler gesagt, er schaue aus wie ein aus seinen Anzügen herausgewachsener Gymnasiast, oder die SPÖ-Mannschaft im
Reinhard Olt war lange Jahre Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen in Wien. Er ist ein Kenner und mehr noch Liebhaber Südtirols. Seine politische Position in der "Südtirol-Frage" ist eindeutig, er hat sie immer wieder in seinen Artikeln vertreten -oft zum Missvergnügen der Regierungspolitiker in Südtirol, aber auch in Österreich: "Los von Rom", hieß einer seiner Beiträge durchaus absichtsvoll. Er nahm darin kaum verhohlen Partei für jene politischen Strömungen und Kleinparteien in Südtirol, die sich mehr oder minder klar für die Beanspruchung des Selbstbestimmungsrechts durch
Bei einem Treffen christdemokratischer Parteiführer in Brüssel soll von einem der Teilnehmer der Satz gefallen sein, die Türkei könne nicht ein Mitglied der EU werden, weil sie kein christliches Land ist. Eine Welle der Empörung durchlief daraufhin das weite Land vom Bosporus bis zum Ararat.Alle [...] bliesen ins gleiche Horn: Jetzt habe Europa die Maske fallen gelassen, nun wisse man endlich, woran man sei. [...]Wenn das Zitat so gefallen sein sollte, wie es kolportiert wird -was nicht genau verbürgt ist - dann wäre es tatsächlich ziemlich töricht. Es bietet der Türkei [...] die
Warum ist eigentlich der Warschauer Pakt zugrunde gegangen und nicht auch die NATO? Sind nicht beide Relikte aus dem Kalten Krieg und gleichermaßen überholt?So fragen sich die meisten Russen und manche Intellektuelle im Westen. In Polen, den baltischen Ländern, in der Tschechei und in Ungarn weiß man die einfache Antwort: Die Mitglieder des Warschauer Paktes wollten die Allianz, in die sie hineingezwungen worden waren, selbst nicht mehr. Die 16 Mitglieder der NATO hingegen wollen ihr Bündnis, dem sie freiwillig beigetreten sind, aber aufrechterhalten. Und die meisten der osteuropäischen
Auch mit 86 hieß er noch "der junge Krainer". Sohn eines großen Vaters, galt Josef Krainer den Steirern immer als der dynastische "Zweite". Das war Ausdruck des Respekts und der Anerkennung, des Vertrauens, ja auch der Zuneigung zu diesem außerordentlichen Mann. Er wurde von der "gewaltigen politischen Erbmasse" (Gerd Bacher), die ihm sein Vater hinterlassen hatte, nicht erdrückt, sondern hat sie sich angeeignet und ist weit über sie hinausgewachsen. Meine erste Begegnung mit Krainer hatte ich 1961. Es war in der kleinen Juristen-Fakultätsbibliothek der Grazer Universität, als mir
Die Ukraine, eine stille europäische Tragödie: Korruption ist ein
allgegenwärtiges Thema - sie hat sich tief in die Gesellschaft
gefressen. Ebenso Armut und Elend, nicht zuletzt infolge des Krieges.
Die Hoffnung ruht auf der Zivilgesellschaft, die das Land vielfach
zusammenhält.
Über das Österreichische Hospiz in Jerusalem haben der Rektor des
Hauses, Markus St. Bugnyar, und der Historiker Helmut Wohnout ein
prachtvolles Buch herausgegeben. Das Werk vereint die Qualitäten
wissenschaftlicher Arbeit mit den Vorzügen eines Bildbandes.
Arno Kompatscher will solidarisch mit dem Gesamtstaat Italien sein, aber angesichts zentralistischer Bestrebungen "verlorene Kompetenzen zurückholen". An den Wochenenden von Volksfest zu Volksfest zu tingeln sieht er nicht als seine Aufgabe.Die Furche: Herr Landeshauptmann, als Sie zu Ihrem Antrittsbesuch in Wien waren, sind Sie im Bundeskanzleramt wie ein ausländischer Staatsgast behandelt worden. Muss sich ein Südtiroler in Österreich schon wie ein Ausländer vorkommen?Arno Kompatscher: Nein, ich komme mir vor wie ein gern gesehener Freund.Die Furche: Sind Sie ein Österreicher mit
Der Titel des Buchs, das hier besprochen werden soll, ist natürlich falsch. Andreas Unterberger hängt mit allen Fasern seines Intellekts an der Politik. Wenn es sie nicht gäbe, wäre er um den großen Gegenstand seines Interesses und um seinen Lebenszweck als Journalist gebracht. Außerdem weiß jemand, der seit Jahrzehnten Politik beobachtet, über sie nachdenkt und schreibt, dass es ohne Politik nicht geht, dass geradezu -wie es in den Siebzigerjahren hieß -alles Politik ist.Gemeint muss also etwas anderes sein: Es geht um die Politik, oder die Zerrform von Politik, die wir jeden Tag
Das Kurhaus von Meran ist seit Jahrzehnten der Schauplatz aller wichtigen, oft auch historischen Weichenstellungen der Südtiroler Politik, wenn dort die Landesversammlung der Südtiroler Volkspartei zusammentritt. Am Samstag wählte sich die Partei in Meran einen neuen Obmann, den 28-jährigen Philipp Achammer. Er bekam 94,43 Prozent der Stimmen. Das überwältigende Ergebnis gibt dem Neuen eine starke Position, belastet ihn aber auch mit hohen Erwartungen.Achammer verdankt es indirekt dem "Rentenskandal“, dass er Obmann wurde. Der bisherige Obmann Richard Theiner musste die Verantwortung
Ein deutscher Staatssekretär auf ganz spezieller Mission in
Griechenland: Hans-Joachim Fuchtel ist Angela Merkels Mann, der den
Griechen das freundliche und hilfsbereite Antlitz Deutschlands zeigt.
Aus mehrstündigen Gesprächen, die Hans Winkler mit Bischof Egon Kapellari geführt hat, ist ein Interviewband entstanden, der sich auch als Bilanz anlässlich der bevorstehenden Emeritierung Kapellaris lesen lässt. Nachstehend Auszüge aus dem Buch.Hat Papst Benedikt XVI. durch seinen unvorhergesehenen Rücktritt sein Amt entmystifiziert und um seine spezielle Aura gebracht, wie manche, auch Kardinäle, kritisiert haben?Egon Kapellari: Wir hatten uns an eine Ausprägung des Papstamtes gewöhnt, die stark symbolisch überhöht war. Diese Ausprägung hat aber, wie jede andere, nur einen
Mit der Landtagswahl in Südtirol ging nach fast 25 Jahren die Ära Luis Durnwalder zu Ende. Anfang Dezember wird Arno Kompatscher zum Landeshauptmann gewählt.Von der italienischen Krise merkt man in Südtirol nichts. Den Menschen geht es hier besser als im restlichen Italien. "Man kann sagen, was man will, aber den Wohlstand, den wir haben, verdanken wir ausschließlich der Südtiroler Volkspartei“, schrieb ein italienischer Pensionist in einem posting. Das Zusammenleben ist so friedlich wie nie in den letzten 95 Jahren. Die Bozner italienische Zeitung Alto Adige beschwört die
Zum 60. Geburtstag widmete die steirische ÖVP ihrem Obmann einen jener prachtvollen Bildbände, für die sie seit jeher bekannt ist. Das zeugt vom Selbstbewusstsein dieser Partei, die sich immer noch für die führende politische Kraft des Landes hält, auch wenn die Wahlergebnisse jetzt schon zweimal hintereinander das nicht mehr bestätigen. Hermann Schützenhöfers Lebensweg wird in den Rahmen der großen Weltereignisse der letzten 60 Jahre gestellt. Das wirkt auf den ersten Blick etwas großspurig, bekommt aber seine richtige Dimension, wenn man liest, welche Freunde der Politiker
Die USA suchen nach einer politischen Lösung für die elf Millionen illegalen Einwohner aus Lateinamerika. Trotz Aufstockung von Budget und Personal der Grenzpolizei sinkt die Zahl der Übertritte nicht - die 3000 Kilometer lange Grenze zu Mexiko lässt sich kaum kontrollieren."Cucurrucucú, paloma, ya no le llores …“: Über das sanfte Gurgeln des Rio Grande vor der Schlucht durch die Sierra del Carmen hinweg klangen die Töne des bekannten lateinamerikanischen Gassenhauers. Sie kamen wie von weit her. Ich sah den Sänger nicht gleich. Er stand auf einem Felsen auf der mexikanischen Seite
Am 5. September 1997 ist Mutter Teresa in Kalkutta gestorben, am 26. August wäre die 2003 selig gesprochene Ordensgründerin 100 Jahre alt geworden.In dem ebenerdig gelegenen Saal sind die Fenster zur Straße hin weit geöffnet. Der dröhnende Lärm des Autoverkehrs, das unentwegte Hupen, das Quietschen der alten Straßenbahnen scheinen den ganzen Raum auszufüllen. Wegen des Staubs, der von der Straße hereingetrieben wird, muss der Boden dreimal am Tag aufgewaschen werden. Dennoch schließt niemand die Fenster. Das ist ein seltsames Vermächtnis der Frau, die unter einem großen weißen
Das „überflüssigste Amt der Republik“ wurde der Bundespräsident genannt. Gerade weil die eigentliche staatspolitische Funktion des Amts so gering ist, konnte es zur Projektionsfläche vieler auch unerfüllbarer politischer Wünsche werden. Das Entscheidende daran ist letztlich ganz einfach – und gerade deswegen so schwierig.Die ersten drei Bundespräsidenten der Zweiten Republik führten das Amt auf monarchische Weise, wozu auch die Entscheidung Karl Renners beitrug, den Sitz der Präsidentschaftskanzlei in den Leopoldinischen Trakt der Hofburg zu verlegen, die Residenz von sechs
Publizistische Schützenhilfe für Christian Moser („Grüne, wie habt ihr’s mit der Religion?“): Christentum erschöpft sich nicht in ökologisch und sozial korrekter Gesinnung.Bei der Lektüre des Beitrags von Stefan Wallner ist mir eine eigenartige Fehlleistung passiert: Das große, die Seite beherrschende Bild von Eva Glawischnig über dem Artikel ließ mich zunächst nicht auf die Autorenzeile schauen. Das dem Text entnommene Zitat neben dem Bild verstärkte noch zusätzlich den Eindruck, ich hörte bei jedem Satz die Stimme der Parteivorsitzenden der Grünen. Erst als ich fertig
Am 10. Juni feierte Alois Mock seinen 75. Geburtstag. Diesen Freitag findet ein vom VP-Parlamentsklub und dem Land Niederösterreich veranstaltetes Fest zu Ehren des langjährigen Vizekanzlers, Außenministers und ÖVP-Obmanns im Parlament statt. – Ein Rückblick auf die großen Triumphe und die bitteren Niederlagen des „Helden von Brüssel“.Zweimal ist Alois Mock den Österreichern als Mensch in all seiner Schwäche und Zerbrechlichkeit auf unvergessliche Weise nahegekommen: Es war am Tag seiner tiefsten Niederlage und an jenem seines größten Triumphs: Am 23. November 1986 verfehlte
Ein umfassendes ideelles Gedankengebäude zu entwerfen, trauen sich heute weder Christ- noch Sozialdemokraten zu. Die letzte Programmdebatte der ÖVP, der Perspektivenprozess, scheint auf einer Sandbank aufgelaufen zu sein. Zwei Bücher aber geben Zeugnis, dass es zumindest so etwas wie Versuche einer konservativen Selbstvergewisserung noch gibt.Was Christdemokratie heute ist oder sein kann, ist nicht mehr so leicht auszumachen. In der ÖVP, die hierzulande dieses Gesellschaftsmodell vertritt, kommt die Programmdebatte, die ja ohne Rückbesinnung auf die Herkunft schwer möglich scheint, nicht
Obwohl manche anderes geglaubt hatten: Die „Voten“ des „Dialogs für Österreich“ konnten nichts erzwingen.Die Bischöfe saßen in der ersten Reihe und sahen den Vorgängen mit sichtbar gemischten Gefühlen zu. Sie waren Beteiligte und Beobachter zugleich: Vor ihnen ein Podium mit einem Tagungsleiter samt Präsidium, hinter ihnen 280 Delegierte, die in quasi parlamentarischer Form über kirchliche Reformen berieten und letztendlich in geheimer Abstimmung Beschlüsse fassten. Die Veranstaltung vom 23. bis 25. Oktober 1998 im Salzburger Bildungshaus St. Virgil hieß
Was ist christlichsoziales Denken heute? Ein Sammelband begibt sich auf Spurensuche.Wer heute ein Christlichsozialer sein will, muss bescheiden sein: Gegenüber dem wieder stark in Mode kommenden Umverteilungssozialismus erscheint christlichsoziales Denken als zu harmlose Beruhigungspille gegen die vermeintlichen oder wirklichen Übel des Ökonomischen; mit der zwingenden Logik und dem durchschlagenden Erfolg des Markliberalismus in der Praxis kann es argumentativ kaum mithalten; und mit der ihm verwandten Katholischen Soziallehre teilt es das Schicksal, keine wirklichen Vertreter mehr zu
Inder als IT-Spezialisten, Inder als Autobauer, Inder als Stahlproduzenten … Der Subkontinent zeigt seine Muskeln und hat seine Schwächen.Als der indische Großindustrielle Tata am Genfer Autosalon ein neues Kleinauto vorstellte, das er in Indien und der übrigen Dritten Welt um 1700 und im Westen um auch nur 5000 Euro verkaufen will, und als er dann auch noch die britischen Nobel-Automarken Jaguar und Rover kaufte, horchte die Welt auf: Die ehemalige Kolonie Indien kauft zwei Prestigemarken des früheren Kolonialherren. Der Kleinwagen ist - mehr noch als das Heranwachsen des indischen
In Mosambik stirbt eine ganze Erwachsenengeneration an Aids. Die UNO wirft den Industriestaaten "Massenmord durch Gleichgültigkeit" vor.Der elfjährige Zito lebt in einem Waisenhaus. Haus ist nicht das richtige Wort, das Gebäude ist eher ein Schuppen, aber immerhin aus Stein gebaut, während die umliegenden Behausungen nur Hütten aus Bambusgestängen sind. Das Waisenhaus Facomo liegt in Munhava, am Rande von Beira, der zweitgrößten Stadt von Mosambik. Munhava mit seinen 120.000 Einwohnern gilt als eines der größten Elendsviertel des südlichen Afrika. Es ist ein Synonym für Armut,
Nach dem Machtwechsel in Israel hat sich auch die Situation im
Südlibanon verändert. Ein Lokalaugenschein in der von Katholiken
bewohnten Stadt Jezinne zeigt die Dramatik der neuen Lage.
Wie sich doch die Bilder gleichen! Irgendwie kommt uns vor, wir haben das alles schon einmal erlebt, was sich jetzt rund um den Irak abgespielt hat: Ein Diktator fordert die Staatengemeinschaft heraus, indem er seine Politik fortsetzt, obwohl er anderes versprochen hat. Das tut er ziemlich lange, bevor die Welt überhaupt aufmerksam wird. Er denkt auch nicht daran, etwas zu ändern, als die ersten Drohungen kommen. Skrupellos setzt er die Not des eigenen Landes und seiner Menschen in einem politischen Pokerspiel ein. Gerissen wie er ist, kennt er seine Gegner und ihre Schwächen. Der
Er möchte die Mehrheit der Österreicher ins Lager der Anständigen bringen, pflegt der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, im Zusammenhang mit der Rückstellung enteigneten jüdischenVermögens zu sagen. Er sagte es auch bei einer großen Diskussion in der Postsparkasse in Wien in der vorigen Woche, und er hat es seither wiederholt.Darüber wird jetzt wortreich lamentiert. Die Mehrheit der Österreicher sei doch anständig, und sie unanständig zu nennen, unanständig.Dabei hat Muizcant ganz deutlich gesagt, worin er die Unanständigkeit seiner Landsleute sieht:
Österreich braucht die Entscheidung, ob es Überflugs-genehmigungen für NATO-Flugzeuge im Kosovo-Einsatz erteilt, nicht zu treffen. Der angedrohte Militärschlag gegen Serbien wird nicht stattfinden.Nicht auf den Prüfstand kommt auch Viktor Klimas außenpolitische Weit- und Durchsicht. Bekanntlich hatte der Kanzler gemeint, die Mehrheit der europäischen NATO-Staaten sei nicht bereit, ohne ein UNO-Mandat im Kosovo einzugreifen. Das wurde vor allem in den USA, aber auch in europäischen Hauptstädten mit einiger Verwunderung registriert.Wie man weiß, war die NATO nämlich sehr wohl bereit,
Gerhard Schröder hat es eilig. Nicht mit der Regierungsbildung, sondern mit dem Umzug seiner Regierung nach Berlin. Nicht wie vorgesehen erst im kommenden Sommer, sondern schon im April möchte er das Kanzleramt im Spreebogen beziehen.Das ist als Signal gemeint: Mit der SPD beginnt ein neues Zeitalter. Das Deutschland, das mit einer grün-roten Regierung ins neue Jahrtausend geht, wird in der neuen alten Hauptstadt regiert.Wo die Hauptstadt eines Landes ist, ist nicht gleichgültig für die Politik, die dort gemacht wird. Bonn stand für ein amputiertes Land, das machtlos sein sollte (nach
Nur noch gut zwei Wochen sind es bis zur deutschen Bundestagswahl. Für Helmut Kohl und die Unionsparteien wird es ebenso eine Schicksalswahl sein wie für die SPD, die erstmals seit der Wende von 1982 eine sehr reale Chance hat, an die Regierungsmacht zu kommen.Die SPD hat dieser Wahl ihren Stempel aufgedrückt. Es begann mit der Landtagswahl in Niedersachsen, bei der die SPD wieder die absolute Mehrheit in diesem Bundesland errang. Der siegreiche Spitzenkandidat Gerhard Schröder wurde noch am Wahlabend zum Kanzlerkandidaten ausgerufen.Dann präsentierte die SPD mit dem Unternehmer Jost
Zu den ungefragten Axiomen westlicher Außenpolitik gehört es, daß man auf Rußland Rücksicht nehmen muß. Obwohl es keine Supermacht mehr ist, wird Rußland der Status eines global player zuerkannt. "Die Stabilisierung Rußlands ist eine Frage des Weltfriedens", meinte kürzlich ein politischer Beobachter.Begründet wird die besondere Behandlung zunächst mit der schieren Größe des Landes. Im Westen grenzt es an ein halbes Dutzend europäischer Staaten, im Osten an China, im Süden an die unruhige turkstämmige Welt Zentralasiens. Schon dem Zarenreich wurde eine ständige Expansionslust
In der aktuellen Kirchendebatte spielt ein Gebiet keine Rolle, bei dem höchster Nachdenk- und Reformbedarf besteht. Das ist die Liturgie. Charakteristischerweise kommt dieses Thema im Katalog der harten Forderungen und frommen Wünsche des Kirchenvolksbegehrens überhaupt nicht vor.Die Liturgie - vor allem die des Sonntagsgottesdienstes - ist vielerorts arm geworden. Die Formenwelt und die Ausdrucksweisen der katholischen Gottesdienste sind in Musik, Sprache und Zeichen unendlich weit entfernt vom heutigen Kulturerleben. Angesichts gewaltiger säkulärer Liturgien, vom Popkonzert bis zum
In der letzten Nummer der Mitarbeiterzeitschrift der SPÖ ist ein Bild zu sehen, auf dem ein glückliches Ehepaar mit zwei Kindern in einer blühenden Wiese zu sehen ist. Darunter steht die Zeile: "Für die ÖVP ist die Familie die einzig wahre Form des Zusammenlebens."Bild und Text sind offenkundig ironisch gemeint. Sie dienen zur Illustration eines Artikels, in dem der Vorstoß der ÖVP, den Schutz und die Förderung der Familie in die Verfassung aufzunehmen, kritisiert und abgelehnt wird.Die "traditionelle" Familienvorstellung, der mittels Verfassung zu neuer Geltung verholfen werden soll,
Die EU hat Agram endgültig die Tür zugeschlagen. Gespräche über eine Annäherung Kroatiens an die Gemeinschaft sind abgebrochen worden.Nicht nur die nationalistischen Regierenden in Agram, auch die liberale Opposition fragt sich, womit ihr Land eigentlich diese Behandlung verdient hat. Sie haben den Eindruck, jetzt noch für den Krieg büßen zu müssen, den sie nicht vom Zaun gebrochen, aber dann am Ende erfolgreich bestanden haben. Vor allem sollen sie anscheinend dafür bestraft werden, daß sie daran mitgewirkt haben, das alte Jugoslawien untergehen zu lassen, jene den Westmächten
Chris Lohner erzählte dem "News", daß sie jedes Jahr drei Wochen fastet: "Das schärft meine Sinne und reinigt meinen Geist."Jeder von uns kennt die bosnische oder türkische Putzfrau, die einmal im Jahr den Ramadan hält, in dem sie von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang weder etwas essen noch trinken darf.Freunde von mir halten jedes Jahr ein zweiwöchiges Fasten. Sie tun es nicht durch Zufall ausgerechnet in der Fastenzeit und nicht nur zur Entschlackung des Körpers, sondern vor allem als eine spirituelle Übung, obwohl sie keine bewußten Christen sind.Fasten wird seit Jahrtausenden von
Man kann natürlich darüber lamentieren, daß die Amerikaner in ihrer Nahost-Politik einseitig sind und die Araber verächtlich behandeln, während sie Israel bevorzugen; daß ein allfälliger Militärschlag wieder Tausende Unschuldige das Leben kosten würde; daß ein Angriff auf die irakischen Waffenarsenale den Haß der arabischen Massen auf den Westen nur noch anstacheln und Saddam Hussein erst recht zum Helden machen würde; daß die USA kein Konzept für die Zeit nach einem Blitzkrieg haben; daß man von den tödlichen Arsenalen des Irak sicher nur einenTeil treffen würde; daß die USA
In Frankreich und Deutschland demonstrieren seit Wochen die Arbeitslosen. Die beiden größten und wirtschaftlich stärksten Länder der EU sind zugleich die, die der Arbeitslosigkeit am wenigstens Herr werden. In Frankreich sind 3,6 Millionen Menschen ohne Job, in Deutschland könnte heuer die noch vor kurzem unvorstellbare Marke von 5 Millionen erreicht werden. Ein Teil der deutschen Rekordarbeitslosigkeit geht allerdings auf das Konto der Wiedervereinigung.In beiden Ländern steht die Politik gleichermaßen ratlos vor dem Problem, auf die Proteste reagiert sie hilflos mit
Die Jahreswende ist die Zeit, wo die Nachdenklichkeit ausbricht. Die Magazine bringen mehr oder minder tiefschürfende Abhandlungen über Zeit und Ewigkeit, bedenken die Vergänglichkeit alles Irdischen, wägen die Chancen und Risken der Zeiten ab, die uns dräuen.In all dieser Unverläßlichkeit gibt es auch Verläßliches, und die ist in der Statistik zu finden. Wenn aus deren Lektüre auch keine großen Erkenntnisse zu gewinnen sind, eine gewisse Kurzweil bietet sie allemal.Das Österreichische Statistische Zentralamt führt seit 1984 eine Statistik der Vornamen, die österreichische Eltern
Osterweiterung der EU: Das klingt so, als ob es sich um einen fernen Osten handeln würde. Aber dieser Osten ist sehr nah. Er heißt Krakau und Budapest, Preßburg und Bukarest, Laibach und Prag. Dieser Osten ist außerdem gar keiner, es sind Gegenden in der Mitte Europas, östlich sind sie nur von Österreich aus gesehen.Jetzt stehen alle diese Länder vor den Toren der EU und möchten eingelassen werden. Sie möchten teilhaben am Wohlstand, der in Westeuropa herrscht.In diesem Westeuropa herrscht aber keineswegs Freude über die armen Nachbarn, die da anklopfen, sondern Sorge und Furcht.
Das Wort sie sollen lassen stahn”, so lautete die Parole von Protestanten im 19. Jahrhundert, die nur eine wörtlich ausgelegte Bibel als Fundament ihres Glaubens gelten lassen wollten. Die Bewegung kam aus Amerika, wo sie auch den Namen Fundamentalisten bekam, nach dem Titel ihrer Schriftenreihe „The fundamentals”.Heute bezeichnet man mit dem Wort Fundamentalismus theoretische Orientierungen und praktische Organisationsformen eines kulturellen und politischen Antimodernis-mus. Vor allem aber wird es für religiöse Bewegungen verwendet. Der islamische Fundamentalismus ist geradezu eine
In wenigen Tagen werden die meisten Österreicher wieder auf die Friedhöfe gehen und der Toten gedenken. Allerheiligen ist ja im Bewußtsein der Menschen ganz überlagert vom Allerseelenfest. Die Christen kennen keinen Totenkult. Jesus geht es um die Lebenden, von ihm ist uns das brüske Wort überliefert: „jLaßt die Toten ihre Toten begraben.”Aber was wissen wir eigentlich über den Tod und die Toten? Was wissen wir über Zeit und Ewigkeit?Nirgends lassen sich die ganze Ratlosigkeit des modernen Menschen gegenüber dem Phänomen des Todes, aber auch seine großen Hoffnungen besser
Selbst die Regierung gibt zfi, daß die Pensionsreform, die jetzt verabschiedet werden soll, nur Stückwerk ist und noch stärkere Eingriffe ins System der sozialen Sicherheit bald notwendig sein werden.Dabei geht es nicht nur um das Schicksal dieser oder einer kommenden Regierung, am Prüfstand steht die Fähigkeit unseres politischen Systems, als dringend und unausweichlich erkannte Reformen auch durchzusetzen. Und das nicht nur gegen den Widerstand gut organisierter und mächtiger Interessengruppen, sondern vor allem gegen ein allge* meines Bewußtsein, das solche Änderungen prinzipiell
In Deutschland ist letzte Woche die geplante Steuerreform, mit der auch eine Reform der Rentenversicherung hätte einhergehen sollen, nach monatelangem Gefeilsche zwischen Regierung und Opposition endgültig gescheitert.Die SPD hatte ihre Mehrheit im Bundesrat, der eine viel stärkere Stellung im Gesetzgebungsverfahren hat als bei uns, dazu ausgenützt, das Vorhaben durch immer neue Einwände so zu verwässern, daß letztendlich von dem großangelegten Be-formprojekt nichts mehr übrig geblieben war, das diesen Namen verdient hätte.Gescheitert ist damit auch eines der großen Beformvorhaben
Als der steirische Landesrat Gerhard Hirschmann kürzlich die Abschaffung der Bundesländer und ihre Zusammenfassung zu drei Großregionen vorschlug, erntete er nur Spott und Hohn.Die ichärfste Ablehung von Hirschmanns Ideen kam aus seiner eigenen Partei. Das ist verständlich. Nichts käme etwa dentoberöster-reichischen Landeshauptmann wenige Wochen vor einer Landtagswahl so ungelegen wie eine Debatte über die Existenzberechtigung seines Bundeslandes.Auch kann sich die ÖVP leicht ausrechnen, was die Zusammenlegung der südlichen bzw. östlichen Bundesländer zu größeren Einheiten für
Vor der Fähre auf eine Insel in Dalmatien wartet eine lange Schlange von Fahrzeugen. Plötzlich kommt von hinten ein Auto, überholt die ganze Kolonne und drängt sich vorn hinein. Als der Fahrer von einem der Wartenden empört zur Bede gestellt wird, dreht er sich seelenruhig um, nimmt eine Maschinenpistole und hält sie dem anderen mit drohendem Grinsen entgegen.Das kroatische Kennzeicnen VU weist den Bewaffneten für die Einheimischen hinlänglich aus. Er kommt aus Vukovar. Das ist jene Stadt in Slawonien, die am Anfang des Krieges von den Serben nach wochenlanger Belagerung vollkommen
Der Sommer geht langsam zu Ende. Jörg Haider ist wieder ins heimatliche Bärental und damit auf den Boden der österreichischen Wirklichkeit zurückgekehrt. Bei seinem Studienaufenthalt an der Harvard-Universität in den USA schien er ja einen partiellen Realitätsverlust erlitten zu haben, als er via „News” ankündigte, er werde 1999 Bundeskanzler sein - und zwar in einer Koalition mit der SPO.Derlei Ankündigungen gehören bei ihm zum Geschäft.Zunächst mußte Haider dem Journalisten, der ihm eigens in die USA nachgefahren war, etwas bieten. Die beiden lieferten einander ein
Es ist bekannt, daß die Franzosen ihre Sprache für eine der größten Kulturleistungen der Menschheit halten und für den größten Schatz ihrer Nation. Deshalb schicken sie auch ihre größten Geister und bedeutendsten Literaten in jene Institution, die über Reinheit und Integrität ihrer Sprache wachen soll, in die academiefrancaise.Selbstverständlich ist auch das Französische der Veränderung unterworfen, was aber Geltung haben soll, wird von den Mitgliedern der Akademie bestimmt.Anders in Deutschland und Osterreich. Dort können Kulturbürokraten und Ideologen an der Sprache
Es hätte ein netter, sommerlicher Abend unter Freunden werden sollen. Versammelt waren einige Akademiker, darunter Ärzte, der leitende Angestellte eines großen Verbandes, Architekten, Journalisten. Der Gastgeber war früher Gymnasiallehrer und lehrt jetzt Didaktik an der Universität.Die Journalistin war gerade aus den USA zurückgekommen. Sie erwähnte nur so nebenbei, daß dort die Lehrer drei Wochen Urlaub pro Jahr haben, während sie bei uns dreizehn Wochen hätten. Zur Illustration setzte sie noch hinzu: ' „Wenn ich selten einmal am Nachmittag in meine Siedlung nach Hause komme,
In den USA hat ein seltsames Geschäft stattgefunden. Die amerikanische Tabakindustrie und organisierte Gegner des Rauchens haben einen Deal geschlossen. Der Umfang des Handels sprengt jede Vorstellung und erst recht alle europäischen Größenordnungen. Er beträgt umgerechnet zweieinhalb Billionen Schilling.Die Zigarettenhersteller erklären sich bereit, in einen auf 25 Jahre angelegten Fonds einzuzahlen, aus dem durch das Bauchen verursachte Schäden abgegolten werden sollen. Zugleich versprechen sie, ihre Werbung einzuschränken und den Zigarettenverkauf zu reglementieren. Wenn die Zahl
England - abgehakt. Frankreich - abgehakt. Deutschland ... Mit dieser Schlagzeile stimmt die Zeitschrift „Freitag aktuell”, das wöchentliche Propagandablatt der SPÖ für ihre Funktionäre, die Leser auf eine sozialdemokratische Zukunft Europas ein.Man kann den Jubel der Sozialdemokraten verstehen, auch wenn man ihn für nicht berechtigt hält.Die Sozialdemokraten wurden nicht gewählt, weil sie die besseren Konzepte haben. Sie wurden gewählt, weil viele Leute in Europa das Gefühl haben, der Boden unter ihren Füßen beginne zu wanken. Die Konservativen konnten nicht mehr begreiflich
Geht Europa politisch unaufhaltsam nach links? Diese Frage drängt sich nach dem französischen Wahlsonntag auf. Am nächsten Sonntag wird es in Paris höchstwahrscheinlich eine sozialistische Regierung geben.In den Niederlanden regiert be reits eine Koalition unter Sozialdemokraten; in Italien hat die Linke vor einem Jahr zum erstenmal seit dem Krieg die Regierung übernommen; in Großbritannien hat die Labour-Party kürzlich einen Erdrutsch-Sieg gefeiert und achtzehn Jahre konservative Herrschaft beendet; in Deutschland könnte im nächsten Jahr die christlich-liberale Koalition durch ein
Vor einigen Jahren hat mir jemand folgende Geschichte erzählt: Als der erste Besuch des Papstes in Nigeria bevorstand, fiel dort einem ausländischen Beobachter auf, daß die Polizei kaum Vorbereitungen dafür traf, daß der Besuch in dem chaotischen Hexenkessel von Lagos einigermaßen geordnet und sicher ablaufen könne.Er fragle den Polizeichef der Hauptstadt und bekam eine verblüffende Antwort. Er sei ganz gelassen, sagte er. Er könne sich da völlig auf seine Landsleute verlassen. Der Papst sei ein großer spiritueller Führer und die Afrikaner hätten ein sicheres Gespür dafür. Sie
Anfang des Monats hat das „Neue Radio Wien" den Countdown zur Jahrtausendwende eingeläutet. Da waren es nämlich noch genau 1.000 Tage bis zum Jahr 2000. Das genannte Radio machte sich auch erbötig, seine Hörer „in die Zukunft zu begleiten" und versprach, folgende Fragen zu beantworten:Welche Trends kommen auf uns zu? Werden wir ewig leben? Bekommen wir alle einen geklonten Doppelgänger? Wieviele Stunden werden wir arbeiten? Wie wird Wien in hundert Jahren ausschauen?Auch so wichtige Fragen wie ,Wo steigt die größte Party zu Silvester 1999?' wurden besprochen, und
Bei einem Treffen christdemokratischer Parteiführer in Brüssel soll von einem der Teilnehmer der Satz gefallen sein, die Türkei könne nicht ein Mitglied der EU werden, weil sie kein christliches Land ist. Eine Welle der Empörung durchlief daraufhin das weite Land vom Bosporus bis zum Ararat.Alle Parteien, von den Islamisten bis zur Linken und laizistischen Kräften, und alle Zeitungskommentatoren bliesen ins gleiche Horn: Jetzt habe Europa die Maske fallen gelassen, nun wisse man endlich, woran man sei. Europa verstehe sich als ein christliches Unternehmen, in dem die islamische Türkei
Nur schlichte Gemüter fürchten, daß sie beim Umtausch vom guten alten Schilling in den Euro draufzahlen werden. Wer gewohnt ist, mit fremden Währungen umzugehen, weiß sehr wohl zwischen nominellem Wert und Kaufkraft zu unterscheiden. Jeder wird also nach dem Umtausch gleichviel an Wert in der Brieftasche oder am Sparbuch haben wie vorher.Eine ganz andere Frage ist aber, ob der Euro, den wir nach dem 1. Jänner 1999 wahlweise und dann am 1. Jänner 2001 ausschließlich in den Händen haben werden, auch eine so harte Währung sein wird, ja überhaupt sein kann, wie wir es von unserem
Früher stellte sich ein junger Mensch, wenn er - wie man so sagte - ins Leben eintrat, eine Aufgabe. Er hatte Wünsche, Träume, vielleicht sogar ein hohes Ziel. Das Scheitern und Versagen war, als Möglichkeit jedenfalls, dabei eingeschlossen.Heute dagegen macht er eine „Lebensplanung”. Darin sind wie bei einem Kosten voranschlag die Stufen der Karriere samt dem erwarteten Einkommen, die Abenteuer und Erlebnisse verzeichnet. Fluchtpunkt aller Lebensplanung ist nicht etwa der Tod, sondern die Pension, in der alles kulminiert.Das Vokabel „Lebensplanung” stammt aus dem Wörterbuch der
Nach dem Ersten Weltkrieg - hat der damalige Völker-JL i bund eine Einrichtung geschaffen, mit der in Gegenden, wo die ehemalige I lerrschaft zusammengebrochen war, eine ordnungsgemäße Regierung und Verwaltung garantiert werden sollte: das Völkerbundmandat.So wurde etwa das aus der Konkursmasse des osmanischen Reichs übrig gebliebene Palästina der Obsorge Großbritanniens überantwortet.Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die neugeschaffene UNO diese Institution ihrer Vorgängerorganisation und schuf die ÜNÖ-Treuhandgebiete für jene Länder, die mit dem Ende des Kolonialismus
Aus dem Norden kommen neue Botschaften: In Schweden haben dieselben Sozialdemokraten, die den Wohlfahrtsstaat erfunden und mit der Idee des „Volksheims” jahrzehntelang perfektioniert haben, nun am radikalsten damit begonnen, ihn wieder abzubauen.Ähnliches hört man aus Dänemark. Dort hat sich die sozialdemokratische Jugendorganisation an die Spitze einer Reformbewegung gesetzt und fordert mit provokanten Thesen das Establishment der eigenen Partei heraus.Wirtschaftspolitisch verfolgen diese jungen Wilden der Sozialdemokratie Ideen, die man heute grob als neoliberal bezeichnet: Ein
Wenn man von Wien auf der Südautobahn nach Graz fährt, kommt man auf der Höhe von Wiener Neustadt an einer Autobahnraststätte vorbei. Es ist ein Werk von Hundertwasser oder jedenfalls in der sattsam bekannten Hundertwasser-Manier: Ein belangloser Bau, der mit Kacheln bepickt ist, die seine Dürftigkeit auch nicht verbergen können.Etwa fünfzig Kilometer weiter, in der Nähe des burgenländischen Loipersdorf steht eine Baststätte einsam in einer weiten waldigen Landschaft. Es ist ein Bau, bei dem eine burgenländische Keusche auf die Dimensionen eines oberösterreichischen Vierkanthofs
Warum ist eigentlich der Warschauer Pakt zugrunde gegangen und nicht auch die NATO? Sind nicht beide Belikte aus dem Kalten Krieg und gleichermaßen überholt?So fragen sich die meisten Bussen und manche Intellektuelle im Westen. In Polen, den baltischen Ländern, in der Tschechei und in Ungarn weiß man die einfache Antwort: Die Mitglieder des Warschauer Paktes wollten die Allianz, in die sie hineingezwungen worden waren, selbst nicht mehr. Die 16 Mitglieder der NATO hingegen wollen ihr Bündnis, dem sie freiwillig beigetreten sind, aber aufrechterhalten. Und die meisten der osteuropäischen
Kürzlich war ich für ein paar Tag in Rom. Jeden Tag ging ich über den prächtigen Platz vor dem Quirinalspalast und beobachtete die Szenerie am Eingang zum Sitz des italienischen Staatspräsidenten.Zu beiden Seiten des Tores stehen Wachsoldaten in Bersaglieri-Uniformen mit aufgepflanztem Gewehr. Sie salutieren für jeden, der das Tor passiert. In der Einfahrt stehen diverse Wachmänner in verschiedenen prächtigen Uniformen, andere defilieren hin und her. Es geht relativ locker zu, aber nicht ohne Eleganz, und es herrscht eine gewisse Feierlichkeit.In Wien führt mich mein Weg fast täglich
In einem Monat wird die UNO aus Kambodscha abziehen. Dann ist das Land wieder sich selbst überlassen. Sich selbst, das heißt: seiner tiefen inneren Zerrissenheit und Orientierungslosigkeit, seinem politischen Hader und der grassierenden Gewalttätigkeit. Sich selbst, das heißt auch: seinen vier ehemaligen Bürgerkriegsparteien.
Nach der Hinrichtung Mo-loTses haben sich die Fronten zugespitzt. Bislang gemäßigte Führer treten nun für einen bewaffneten Befreiungskampf der unterdrückten Schwarzen ein.
Wieder einmal wird für Südafrika die Endzeit angesagt. Nach den schweren Unruhen in den schwarzen Town-ships im östlichen Kapland seit dem 21. März sehen manche schon die Götterdämmerung der Herrschaft der weißen Minderheit am Horizont heraufziehen.
Vier Mädchen und zwei Buben werden von der Gottesmutter „besucht". Die KP-Behörden wittern kroatischen Nationalismus, sind aber machtlos. Franziskaner-Patres bleiben nüchtern. Aber niemand kann das Ereignis mehr\,einbremsen".