Jedes Jahr wählt eine Fachjury "die besten Bücher aus unabhängigen
Verlagen", die sogenannte "Hotlist". Am 16. Oktober wird in Frankfurt
der Hauptpreis verkündet.
Bettina Balàkas Roman "Eisflüstern": engagierter Krimi über das Mörderische des Krieges.Bis nach Wladiwostok ist er gekommen, der k. u. k. Oberleutnant Balthasar Beck, 8000 Kilometer in acht Jahren, hin und zurück. Erst im Herbst 1922 bringt ihn ein Donauschlepper zurück bis Mannswörth. Grauenvolles hat er gesehen, Unfassbares erlebt, und endlich viel gefroren. Als Offizier eines Kaiserreichs hat er 1914 Wien verlassen, war Kriegsgefangener, kämpfte in der Roten Armee, und am Anfang von Bettina Balàkas Roman "Eisflüstern" kehrt er zerlumpt in eine winzige Republik zurück. Damit
Der "Österreich-Ungar" György Sebestyén als Feuilleton-Chef der furche.György Sebestyén 1930-1990LiteratMein Lieber", so leitete György Sebestyén gern Sätze ein, in denen er vorhatte, seinem Gegenüber zu widersprechen. Er erzeugte damit einen Überraschungsmoment, der ihm einen Vorsprung verschaffte. Verblüffen war eine seiner Methoden der intellektuellen Entwaffnung. Wer sich jedoch von seiner Höflichkeit und äußeren Ruhe nicht täuschen ließ, konnte dahinter die Ungeduld spüren und einen großen Zorn über den Lauf der Welt.Anfangs hat er mich oft mit "mein Lieber"
Es war die Literaturaffäre des letzten Jahres: die Diskussionen um Martin Walsers "Tod eines Kritikers".Ein Sammelband legt nun fundierte literaturwissenschaftliche Analysen vor.
Provinz als eine Region des Her zens war dem zeitlebens in Kleinstädten lebenden Jean Paul völlig fremd. Geistig bewegte er sich zumeist entweder in den Himmelssphären oder unter der Erde (dort, wo sein Gustav, der „Held" aus der „Unsichtbaren loge", die ersten Lebensjahre verbringt). Geographisch hingegen sind seine Reisen nach Weimar, München oder Stuttgart schon die große weite Welt; gar nicht zu reden von Bayreuth, wo er die letzten Lebensjahre verbringt, und das damals noch nicht zum Walhalla verkommen war. (Dem Bezensenten geht es leider nicht so gut wie Jean Pauls
In einem Interview mit dem in Siebenbürgen in der damaligen Donaumonarchie geborenen Hermann Oberth gesteht der deutsche Pionier der Raketentechnik, daß Jules Vernes Roman über die Reise „Von der Erde zum Mond” (1865) Ausgangspunkt seiner Forschungen war. Der Pionier der Science-fiction-Literatur, der zu den Weltausstellungen geht und den Stand der technischen Forschungen seiner Zeit erhebt und literarisch verlängert, wurde also zum Impuls für die Wissenschaft, die Lebensräume des Menschen mit Hilfe der Technik zu erweitern.Die als spektakulärste Ausstellung in der Geschichte der
Rechtzeitig zum Run auf die neuen Videos der Peter-Alexander-Shows bringt das Theater Drachengasse „Die große Alex Peterander Show". Man sollte sich nur für eines von beiden entscheiden. Die „kleine Geschichte von Alex, Peter und dem Fisch Hansi", die Franz Franz und Miss Moon (Stephan Kreiss) unter der Leitung von Natascha Rishofsky auf den Brettern erzählen, verträgt sich schlecht mit dem Vorbild. Welcher Fan von P. A. will schon hören, welchen Stumpfsinn sein Liebling so von sich gibt, wenn die Show nur lang genug ist. All diese schönen „Volksweisen" erklingen
Ach wie war es in dem Land doch öde und leer, bevor Gerhard Zeiler uns medial beglückte. Wie sehr die Fern-seh-Unterhaltung unsere Gehirngänge zupappt und damit letztlich die Demokratie gefährdet, das führt uns I Stangl in seiner „Badio-Kasachstan-TV-Night-Show" im Wiener Kabarett Niedermair drastisch vor Augen. Dem Motto, auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil folgend, ist er dabei in der Wahl seiner Pointen nicht zimperlich. Doch trifft er, etwa mit seinen „innovativen Ideen", mit denen er als Intendant von Badio Kasachstan erfolgreich ist, die Denkart, wonach
Es ist kein Geheimnis, daß Ärzte und Kleriker besonders gern über Sex und Tod witzeln. Das hat sicher auch damit zu tun, daß sie am häufigsten und intensivsten mit existentiellen Lebensbereichen konfrontiert werden. Worum kann es also gehen, wenn ein Psychoanalytiker, also jemand, dessen Beruf die Berufung des Arztes mit derjenigen des Priesters verbindet, Geschichten erzählt? Um tödliche Erstarrung durch sexuelle Verdrängung! Dabei spielt bei Paulus Hochgatterer die „Nysten-sche Regel", welche besagt, daß die Totenstarre in den zuletzt beanspruchten Körperteilen zuerst
Eine wenig beachtete Facette des Fin de Siecle ist die Buch- und Illustrationskunst, ein Fest für die Augen, was Erika Patka unter dem Titel „Bamsamperl und Klicketick" an österreichischen Bilderbüchern von der Jahrhundertwende bis heute im Wiener Heiligenkreuzerhof ausstellt. Der Großteil stammt aus Beständen der Hochschule für angewandte Kunst, anderes wurde bei privaten Leihgebern mühsam eruiert. Die Exponate vom Beginn desJahrhunderts zeugen von staunenswerter Vielfalt. Auch wenn die Bilderbücher oft einem autoritären Erziehungsideal huldigten (siehe das Teuferl
War die Frankfurter Buchmesse ein Pyrrhussieg für den heimischen Literaturbetrieb? Die Großanstrengung des Österreich-Schwerpunktes und die Beschickung vieler anderer Kulturveranstaltungen deutscher Städte mit alpenrepublikanischen Literaturprodukten und -produzenten könnte sich angesichts der Allparteien-Parole: Sparen, was sonst? als kontraproduktiv erweisen. Die kulturelle Image-Politur bei unseren Nachbarn, die so manchen deutschen Verleger plötzlich entdecken ließ, daß er etliche österreichische Autoren im Programm hat, könnte als Argument herhalten, daß jetzt kein Geld mehr
Weniger als Einstieg denn als Kontrapunkt zur Aufführung von j,Heldenplatz” im Frankfurter Schauspielhaus ist die Thomas-Bernhard-Ausstellung in dessen Foyer zu betrachten. Ist auf den Fotos doch ein anderer Bernhard zu sehen als der österreichverdrossene Professor Schuster. Hier ist vielmehr die Kehrseite der Haßtiraden auf die Alpenrepublik dokumentiert: Thomas Bernhard, der im Oberösterreichischen drei Bauernhäuser erworben und mit Akribie und ungeheurer Liebe zum Detail renoviert und damit ein Gegenbild zu dem von ihm als so verlogen erlebten Kulturbetrieb geschaffen hat.Freilich,
Die Vorbereitungen zum diesjährigen literarischen „Mega Event” sind weitgehend abgeschlossen. Schon etliche Tage vor der offiziellen Eröffnung der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, die am Vorabend seiner 1.000-Jahr-Feiern Österreich eingeladen hat, sich zu präsentieren, beginnt der Veranstaltungsreigen; jahrelang vorbereitet vom Komitee Frankfurt '95, das seinerseits vom vormaligen Bundesministerium für Unterricht und Kunst eingeladen worden ist, die Bepräsentation Österreichs zu organisieren. Wer jetzt noch nicht eingeladen worden ist, wird es also kaum mehr werden. Kein Wunder,
Der Sieger beim 19. Ingeborg -Bachmann-Wettlesen in Klagenfurt ist Ferdinand Schmatz. Als Neo-Juror hat er als einziger der elfköpfigen Jury beide Autoren, die er vorgeschlagen hat, zu einem Preis gebracht: Sein Schützling Franzobel (mit bürgerlichem Namen Stefan Griebl) erhielt den mit 200.000 Schilling dotierten Hauptpreis, Gundi Feyrer, die derzeitige Grazer Stadtschreiberin, bekam - nach intensiver Suche nach ihr - den Trostpreis in Form eines 3sat-Stipendiums in der Höhe von 6.000 DM zugesprochen. Dazwischen reihten sich die die Westdeutsche Ulrike Kolb, der Ostdeutsche Ingo Schulze
Unter dem Geschichtsdeckel, den der 1956 in Graz geborene Autor Wolfgang Siegmund mit „Das Mädchen des Poeten” aufhebt, riecht es, wie es darin heißt, „verdammt nach Jauche”.Die Freundschaft zwischen Esther, die einst als Geliebte eines Dichters auf der Flucht vor den Nazis nach Marseille gelangte,- und Paulina, die als Wehrmachtshelferin eines Gestapo-Offiziers in diese Flüchtlings-Hochburg kam, besteht und kann nur an der Oberfläche bestehen. Gemeinsam ist ihnen allein der Rahmen der Erinnerung an die „gemeinsame” Zeit in der Hafenstadt, in die sie jetzt nach 50 Jahren
Stoffe für Konflikte auf dieser Welt gibt es in unübersehbarer Fülle. Einige der gefährlichsten von ihnen wären dadurch zu entschärfen, daß sich die Industrienationen ernsthaft an den Umbau ihres Wirtschaftssytems machen.
„Morgen soll es mir besser gehen”: Unser Geld- und Wirtschaftssystem lädt uns ein, fortgesetzt Wechsel auf die Zukunft zu ziehen. Im Wettlauf um morgiges Glück, verkümmern unsere Beziehungen schon heute.
Eine der bemerkenswertesten Tatsachen der Literaturgeschichte dieses Jahrhunderts ist wohl jene, daß Elias Canetti, der wie kaum ein anderer Dichter den von den Nazis aufgetürmten Leichenberg vorausgesehen, künstlerisch davor gewarnt und dann lange geschwiegen hat, nach Auschwitz zur Sprache zurückfindet. Canetti hat in den Dramen „Die Hochzeit” und „Komödie der Eitelkeit” sowie im Roman „Die Blendung” zwar nicht die unfaßbare Praxis des Holokaust vorweggenommen, sehr wohl aber dessen zivilisatorische Grundlagen analysiert. Unter dem Titel „Canettis Aufstand gegen Tod und
Der Spruch Senecas, mit dem Pädagogen ihre „Opfer” seit je her zu größerem Lerneifer antreiben wollen, und demnach wir „nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen”, hat für die „Schule für Dichtung” einen anderen als den üblichen Sinn. Gelehrt wird nämlich nichts, was man im gewöhnlichen Sinn „brauchen” könnte, nichts, was verwertbar wäre oder sonst „etwas (sprich Geld, Ansehen et cetera) bringt”. Ihr Gründer und rühriger Promotor Christian Ide Hintze ist 1991 angetreten, Unvereinbares zu vereinen. Denn Literatur, so Ide Hintze, ist immer
Wo ist das Krischek? Die Frage wäre ganz einfach zu beantworten: Immer und überall. Doch ganz so einfach machen es sich die „Menubeln”, bestehend aus Erika Deutinger, Martha Günzl und Jeanette Tanzer, „gegen den Rest der Welt” im Wiener Spektakel freilich nicht. Als alt gewordene Kabarettistinnen ironisieren sie das Patriarchat und den Beitrag der Frauen dazu ganz gehörig. Dabei tritt der wichtigste Teil des Mannes, der immer alles „vergurkt”, als Höhepunkt des Abends persönlich auf und klagt sein Leid, das ihm das Hirn des Mannes antut. Als Außerirdische, die der Frage,
Politisch schlechte Zeiten sind bekanntlich meist hervorragende für das politische Kabarett. Jedenfalls war es in den dreißiger Jahren so. Von dieser Zeit weiß der Spätheimkehrer Leon Askin ein Lied zu singen.Im Kabarett Niedermair bietet der Altmeister unter dem Titel „Kleinkunst -einst und jetzt” einen unvergeßlichen Abend.Beeindruckend, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des neuen Rechtsterrorismus in Osterreich, ist Askins Vortrag des Dachau-Liedes von Jura Soyfer, der im „ABC”, dem politisch schärfsten Wiener Kabarett vor dem Anschluß, mitarbeitete. Etwa in der Mitte der
In der' dietheater-Produktion im Künstlerhaus „Die Prinzessin auf der Kanonenkugel” fliegt ebendiese vom Schloß ins Dorf, um die Prinzen vom Stammtisch zu Hilfe zu holen. Die sitzen dort jeden Tag, reden, trinken und erzählen zuhause von der anstrengenden Arbeit des Regie-rens. Man sieht: Welterklärung aus feministischer Sicht. Angelika M. Trabe erzählt mit viel Engagement die Geschichte von den Prinzessinnen, den Prinzen und den Ungeheuerinnen. Recht martialisch geht es zu, die Ungeheuerinnen werden bis auf ein Mädchen mit Kanonenkugeln erschossen und daß eine knappe Stunde lang
Zur Abwechslung einmal eine Antwort vorweg, und zwar auf die Frage, wieso Susanna Tamaras Briefroman „Geh, wohin dein Herz dich trägt” seit Umberto Ecos „Name der Bose” der erfolgreichste italienische Boman ist: Weil es ein Buch über echte Werte und echte Gefühle ist - also etwas, woran es heute (nicht nur südlich des Brenners) mangelt. Susanna Tamaro beschreibt entgegen dem Gros der von Hollywood inspirierten Literatur keine Lebenssurrogate, sondern den Gehalt eines Lebens.Und zwar des zu Ende gehenden Lebens einer Großmutter, die für ihre Enkelin, die sie aufgezogen hat,
Ein TeiJ der berühmten „Geschichten aus dem Wienerwald” des großen Dramatikers Ödön von Horväth spielen in der Wachau - und das keineswegs zufällig. Die Wachau scheint doch ein Kulminationspunkt der österreichischen Seele zu sein. Und genau das ist auch Ausgangspunkt der neuen Reiseführer-Reihe des Falter-Verlages, nämlich die Seele einer Kulturlandschaft einzufangen.Zur Erforschung dieser Seele beginnt dieser Reiseführer, wie jeder gute Psychologe, mit der pränatalen Phase, als noch die Urdonau bei Krems ins Meer mündete. Die prähistorische, 25.000 Jahre alte Venus von Y\
Seit Sigmund Freuds Entdeckung des Odipus-Komplexes wurde über die lebensprägende Mutter-Sohn-Beziehung eine längst unüberschaubar gewordene Literatur verfaßt. Dagegen nimmt sich dasjenige, was über das Verhältnis zwischen Väter und Töchter geschrieben wurde, fast spärlich aus.Einer, der sich aus ganz persönlichen Gründen dieses Themas annahm, ist der Psychologe Wilfried Wieck, der mit dem Buch „Männer lassen lieben” bekannt wurde. Hier arbeitet er die Beziehung zu seiner Tochter Katja auf, die er verlassen mußte, als sie drei Jahre alt war. Dieser persönliche Hintergrund
Zugegeben, praktisch überprüft habe ich che 99 Wanderungen, die in diesem Band vorgestellt werden, im Gegensatz zum Autor nicht, aber als „Pflasterhirsch” bin ich vielleicht eher Zielpublikum dieses Ratgebers denn als passionierter Tourengeher. Denn dieser hat sich ja so manche der hier beschriebenen landschaftlichen und kulturhistorischen Juwelen bereits erwandert.Wer denkt, daß jetzt der falsche Zeitpunkt wäre, einen Wanderführer anzupreisen, der sollte sich eben diesen hier zulegen: Die Tips und Touren bei Schneelage sind so zahlreich, daß die für echte Geher frevelhaften
Noch ist das Scheitern Silvio Berlusconis nicht endgültig, doch nicht deshalb ist Dieter Hildebrandts Satire auf die Machtkonzentration bei den Medien und ihre Verfilzung mit der Politik nicht obsolet. Denn der italienische Ex-Premier ist nur ein Stecker des europäischen Kabelnetzes. Gerade für Österreich, wo die wenigen Medienmacher für ihre „Vielfalt” mit dem Privatradio belohnt werden, ist das Gespräch zwischen dem Herrn Dr. Wanzek, dem Anbieter, und Herrn Schnabel, dem Journalisten, keineswegs undenkbar. Der Satz aus dem Vorwort, wonach sich das Wort „Multikultur” darauf
Vor zehn Jahren starb einer der großartigsten österreichischen Schauspieler dieses Jahrhunderts, der ein äußerst verletzlicher Mensch war: Oskar Werner.
„Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“, ist die Moral von der Geschichte des hinterlistigen Pfarrers.Dabei fängt alles ganz biblisch an: Drei Brüder stehen am Totenbett ihres Vaters, der jedem einen Scheffel Geld hinterläßt (man denkt sofort an die „Talente“). Doch davon allein können die drei ihr Leben nicht bestreiten. Aho muß einer ausziehen, um Arbeit zu suchen.Der mittlere Bruder macht sich auf den Weg und begegnet dem Pfarrer, der ihm Arbeit anbietet und eine Wette: „Wer von uns beiden zuerst wütend wird, der verliert seinen Scheffel Geld“. Am nächsten
Kinder lernen durch sinnliche Erfahrung. Das ist zwar keine ganz neue Einsicht, doch sie muß stets von neuem umgesetzt werden. Hilfestellungen dazu gibt das engagierte Kinderbuchautorenpaar Renate und Franz Steiner mit einer Reihe von Büchern, die die Kreativität und Erlebnisfähigkeit der Kinder anregen. Diese Bücher bieten Eltern und Pädagogen eine Fülle an Spielen, l'änzen, Bastelarbeiten, Liedern, Gedichten und mehr. Das Buch „Die Sinne“ etwa führt in die Welt des Sehens, Hörens, Riechens, Schmek- kens, lastens und des Gleichgewichtssinnes ein. Die Funktionsweise der Organe
Kindertheater abseits von Kasperl und dem Krokodil, so könnte man . das „Marionettenmusikschauspiel“ für Kinder von vier bis zehn bezeichnen. Die beiden mit viel Herz und Lust agierenden (Schau-)Spieler Karin Schäfer und Peter Scheibenreif zeigen im Kabarett Niedermair lebendiges Theater, das aus verschiedenen Formen besteht: Aus einer Rahmenhandlung, in der sie als Menschen faßbar werden, aus der eigentlichen Geschichte, genannt „Post für den Tiger“, aus Marionettentechnik, viel Musik und Einbeziehung des Publikums - wo mit Überraschungen zu rechnen ist.Höhepunkt ist zweifellos
Zwischen dem, was auf dem TV- Bildschirm zu sehen ist, und dem, was sich vör dem Bildschirm abspielt, klafft eine tiefe Kluft. Selten wurde diese Kluft so witzig überbrückt wie von Steffi Paschke und Herbert Haider mit ihrem „ Kitschi- cal“ „Alptraumschiff“ im Kabarett Niedermair.Der absurden Dramaturgie der bekannten Fernseh-Serie „Das Traumschiff“ folgend, schlüpfen die beiden Schauspieler nach Anleitung Barbara Kleins (Buch und Regie) in eine Menge Rollen und spießen einige Fernseh-Serien (von Dallas über Derrick, Dingsda, Miami Vice bis zur unvermeidlichen
Sten Nadolny, der „Entdecker der Langsamkeit“, hat einen von der Kritik unterschiedlich aufgenommenen, aber mit einem Feuerwerk an Einfällen angereicherten Roman geschrieben.
Ist es Zufall oder (marktstrategische) Absicht, daß die „Electronic Books“ bei der Frankfurter Buchmesse in der Halle 1 angesiedelt wurden? Im Vorjahr erstmals zu Buchmesse-Ehren gekommen, hat sich die Ausstellerzahl elektronischer Medien heuer bereits verdoppelt — und das nicht grundlos: Denn die Halle wurde von den Besuchern gestürmt.Nachschlagewerke auf Diskette stellen keine Sensation mehr dar, Abspielgeräte für die CD-ROM (Read Only Memory) genannten, kleinen silbrigen Scheiben sind für Florian Langenscheidt vom Verlagskonzern „Bibliographischen Institut & F. A.
In sämtlichen ORF.Nachrichten ‘wurde die Schreckensnachricht verbreitet, daß Hubert von Goisern sich von seinen „Alpinkatzen“ trennen und aufhören will. Nicht vernommen habe ich ebendort, daß sich Andreas Vitasek von seiner „Schlußfigur“, dem Tod, trennen will und deshalb nach 13 Jahren Kabarett und sieben Programmen im Vindobona „Bilanz“ zieht. Er spielt also „the best of ...“, was den Vorteil hat, daß man besser erkennt, worum es ihm eigentlich geht und den Nachteil, vieles schon zu kennen. Die Stilelemente seines Nummernkabaretts reichen von A bis Z: Von Absurdität
Ganz anders als Thomas Bernhard, doch ebenso unermüdlich schrieb Elias Canetti ein Leben lang gegen den Tod an. Am 14. August ist der Literatur-Nobelpreisträger von 1981 drei Wochen nach seinem 89. Geburtstag in seiner Wahlheimat Zürich sanft entschlafen.
Daß der prophetische Charakter von Aldous Huxleys berühmtestem Werk, dem Roman „Schöne neue Welt", kein Zufall ist, merkt man erst so richtig, wenn man sich seinem umfangreichen essayistischen Werk zuwendet, das als sein eigentliches Hauptwerk betrachtet werden muß. Ernest ' Hemingway hatte durchaus recht, wenn er meinte, daß Huxleys Romanfiguren „künstlich konstruierte Charaktere" haben. Nur seine Schlußfolgerung daraus, daß diese Romane deshalb „keine Literatur" seien, wird man heute nicht mehr ziehen. Huxley strebte eine Verschmelzung von Roman und Essay an und
Die jüngste Entwicklung mit den Bombenanschlägen der kurdischen Organsiation PPK enthält dieser Reiseführer noch nicht. Hier ist der Golf von Antalya zwar „nicht mit der Costa Brava oder Rimini zu vergleichen, die Entwicklung in diese Richtung ist jedoch abzusehen". Ob diese Prognose nun in absehbarer Zeit eintritt, bleibt abzuwarten.Wer sich jedoch von der politischen Situation nicht abhalten und von den niedrigen Preisen anlocken läßt und einen „gemischten" Urlaub mit Kultur, Erholung und Sport verbringen will, der ist mit diesem Reiseführer gut bedient. Er enthält eine
Das Baby, das in der Wiener Budolfstiftung im Leib einer hirntoten Mutter herangewachsen und dann gestorben ist, hat im Mai für Schlagzeilen gesorgt und die Diskussion um die Ethik in der Medizin neu angefacht. Bei einem Streitgespräch forderte Kurt Stellamor von der Rudolfstiftung, jedes Leben zu retten, ohne Rücksicht auf wirtschaftliche Gesichtspunkte. Der Wissenschaftsjournalist Werner Wanschura wandte dagegen ein, daß an diesem Punkt die Heuchelei der Medizin beginne, wenn einerseits ein enormer personeller und damit auch finanzieller Aufwand betrieben werde, um ein einziges Leben zu
Die Frankfurter Messe stellt für die Präsentation der Länder-Schwerpunkte (heuer Brasilien) keine Halle mehr zur Verfügung. Aus diesem Grund mußte sich das Komitee Frankfurt '95, bestehend aus Gertraud Auer (BMUK), Jochen Jung (Residenz Verlag), Heinz Lunzer (Wiener Literaturhaus), Otto Mang (Hauptverband des Österreichischen Buchhandels), Alexander Potyka (Picus Verlag), Gerhard Ruiss (IG Autoren), Wolfgang Unger (BMUK), und Rüdiger Wischenbart, etwas einfallen lassen, wo sich Österreich bei der Buchmesse 1995 präsentieren soll. Im Herbst vorigen Jahres lud man deshalb fünf
Daß der Name Salman Rushdie zum Symbol geworden ist, hat seinen guten Grund. Denn er ist kein Einzelfall. Wie das„Writers in prison committee” des internationalen P.E.N.-Clubs berichtet, sind am 14. März dieses Jahres in Teheran wieder zwei iranische Schriftsteller verhaftet worden, deren Aufenthaltsort bis heute unbekannt ist.Der Essayist Aü-Akbar Saidi-Sirjani (Foto Nimrooz, London) und der Verleger und Autor Said Nia-zi-Kermani haben sich in ihren im Iran verbotenen Werken nie mit der dortigen Politik oder, wie behauptet, mit dem Islam beschäftigt, geschweige denn religiöse
Der deutsche Literaturstreit geht in die nächste Runde: Der deutsche Literatur-Papst himself, der zu Beginn dieses Streits der in den Stasi-Akten als IM Margarete verzeichneten Christa Wolf Zynismus, Heuchelei und Unverfrorenheit vorgeworfen hat(FAZ, 12. 11. 1987), ist nun selbst ins Zwielicht geraten. Marcel Reich-Ranicki, so die jüngsten Enthüllungen des Mitglieds der Polnischen Akademie der Wissenschaften Andrzej Paczkowski, war von Ende 1944 bis Anfang der fünfziger Jahre Mitglied des polnischen Geheimdienstes. In dieser Funktion soll, er als Zensor tätig gewesen sein. Der oberste
Noch kann der mit dem Literaturkritik-Preis ausgezeichnete Germanist Wendelin Schmidt-Dengler seine Vorstellungen von einem Literaturarchiv nicht verwirklichen.
Die „Österreichische Exilbibliothek im Literaturhaus", eine Anregung des Klagenfurter Germanisten Klaus Amann, erfährt in ihrem zweiten Arbeitsjahr eine wesentliche Be-reichemng: das „Archiv Desider Stern", das aus einer im März 1967 von der B'nai B'rith-Loge veranstalteten' Bücherausstellung unter dem Titel „Bücher von Autoren jüdischer Herkunft -ihre Werke in deutscher Sprache" hervorgegangen ist, geht in ihren Besitz über.Desider Stem, der 1907 in Breslau geborene und seit 1949 in Wien lebende Literaturwissenschaftler, hat neben seinem Beraf in mehr als 130 Ordnern die
Der Grazer Kabarettist Leo Lukas gastiert mit seinem Soloprogramm „Keine Ahnung" in Wien. Der Abend folgt einer durchkomponierten Dramaturgie, die nicht gleich zu durchschauen ist. Handlungsstränge werden immer wieder aufgegriffen („...aber davon später"), um uns bevraßt zu machen, daß das einzige, was wir aus der Geschichte gelernt haben, ist, daß wir nichts aus ihr gelernt haben und uns angesichts von Krieg, Not und (Rechts-)Radikalisierang nicht' anders verhalten wie die vielgeschmähte Vätergeneration. Lukas geht dabei hinterfotzig vor, in dem er etwa die Argonautensage in die
„Wir sollten wieder etwas schräges machen", meinte 5tandard-Chefredakteur Ger-Eried Sperl beim Jubiläumsfest nir 75. Ausgabe der Zeitschrift „was". Diese unter Patronanz des „Forum Stadtpark" 1973 regründete und heute vom funsthaus Mürzzuschlag verlegte Zeitschrift zeichnet sich seit Begiim dadurch aus, lücht m tierischen Emst zu verfallen imd doch intellektuell anspruchsvoll zu sein. Deshalb ist Sperl die Zeitschrift mit dem Wechsel zur (früheren) Walter-Buchebner-Gesellschaft fast schon zu seriös, „was" blieb zwar in der Steieraiark v^erwtirzelt, hat.aber die Überwindung des
Das renommierte Hartmannspital im fünften Wiener Bezirk vmrde 1865 von Franziskaner-Schwestern gegründet. Am 8. April vrarde nun der Erweiterungsbau eröffnet und zugleich damit ein neues Konzept für die Betreuung der Patienten in stationärer BehandlungEräsentiert. Wie der kaufmännische eiter Hans Wögerbauer meinte, soll mit dem 165 Millionen teuren Haus nicht die Bettenzahl gesteigert werden, sondern ein ganzneitliches Denken die Hochspezialisierung ablösen. Es soll ein Prozeß in Gang gesetzt werden, der auf viele Jahre ausgerichtet ist und vielleicht Signalwirkung für andere
Bei Pohti-kem scheint die 2Leit der großen Ressortrochaden vorerst einmal vorbei zu sein. Dafür taucht dieses inden achtziger Jahren verbreitete Phänomen in der Kultur wieder auf. Warum soll denn ein guter Festwochen-Intendant Klaus Bachler (FOTO KUNGER) nicht ein noch viel besserer Volksopem-Direktor sein? Man muß, so smd die Zeichen der Zeit wohl zu deuten, nicht viel vom jeweihgen Kultur-„Ressort" verstehen, sondem Ma-nager-QuaUtäten besitzen. Dennsolche kann man Staatsopem-Di-rektor loan Holender, dessen Vertrag nun über die Jahrtausendwende hinaus verlängert wurde und der weiter
Da steht er am Pult auf der großen, leeren Bühne, in einem unscheinbaren grauen Anzug, mit seinen hängenden Augen mit den großen Tränensäcken und liest. Sagt im übrigen nur, woraus er Uest -und liest. Und das Publikum im 3rall gefüllten Akademietheater auscht andächtg. Ein Bild, wie aus einer anderen Welt.Er, das ist Gees Nooteboom, 1933 in Den Haag geboren, Altphilologe, Schriftsteller. Er steht nur da, bietet nicht mehr an als sein Wort und verbreitet Geistigkeit, von der man meint, sie greifen zu können. Nie wurde mir der Qualitätsunterschied zum Femsehen deuthcher. Er hest aus
Im Kabarett Niedermair in Wien ist der Bär los. So der Titel eines Musicals für Kinder und Junggebliebene, in dem der Austro-Pop-Barde Wilfried seine beste Rolle spielt - nämlich die eines Tanzbären, der serienweise „Lachswitze“ erzählt und charakterlich an Ferdinand den Stier erinnert.Er ist solange ein fröhlicher Bär, bis er auf ein Mädchen trifft, das nicht (mehr) lachen und weinen kann, weil es in einer Welt lebt, in der Einsamkeit und Gewalt herrschen.Im Scheitern der Bemühungen, dem Mädchen wieder Lachen und Weinen beizubringen, ist der Bär so rührend, daß das Mädchen
Im Herbst des Vorjahres startete der Salzburger Residenz Verlag mit einem ehrgeizigen Projekt: einer Österreichischen Klassiker-Bibliothek unter der Gesamtleitung des Altphilologen und international renommierten Germanisten Wendelin Schmidt- Dengler. Die Idee dazu ist nicht ganz neu. Bereits zwei Verlage sind nach 1945 angetreten, den großen Schatz heimischer Dichter in einer Reihe zu versammeln.In den fünfziger Jahren brachte es der kleine Grazer Stiasny-Verlag mit seiner „Das österreichische Wort“ benannten Stiasny- Bücherei auf weit über 50 Bände. Darunter der offenbar
Ein Meldung, die im Herbst vergangenen Jahres rund um die Welt ging, kam von Jerry Hall aus der George-Washington-Univer- sität. Dort war es gelungen, zu Klonen. Was ist nun Klonen eigentlich? Zunächst einmal ist Klonen nichts anderes als das Teilen von Embryonen. Ein Achtzeller wird in zwei Vierzeiler geteilt. Etwas, das auch die Natur macht, zum Beispiel bei eineiigen Zwillingen. Etwa 24-36 Stunden nach der Befruchtung verschmelzen Ei- und Samenzelle und diese teilt sich in zwei identische Embryo-Zwillinge.Macht dies der Mensch, ergeben sich natürlich Probleme, aber auch Möglichkeiten.
Sie stehen (im Wiener Kabarett Niedermair) an der Haltestelle und warten auf den Bus. Sie, das sind die beiden mit dem Grazer Kleinkunstvogel ‘93 ausgezeichneten Steiermärker „Lainer & Linhart“. Die Unterhaltung der beiden ist zumeist ein Monologisieren. Aufregung erzeugen nicht politische Ereignisse, sondern, daß der Bus nicht kommt oder, noch schlimmer, die neongelbe Naht auf dem neuen, grauen Parka.Die bis in die Latrine hinabreichenden Gedanken über unsere „schöne neue“ Konsumwelt können sich unversehens zu sprachphilosophischen Spielereien aufschwingen oder in
Trotz VerpackungsVerordnung wird der Müllberg in den nächsten Jahren nicht in dem n Maße abnehmen, wie, die, öster reichischen Deponien voll werden. Wenn man weiters bedenkt, daß für die Errichtung einer neuen Mülldeponie heute mit einer „Vorlaufzeit“ von sechs bis zehn Jahren gerechnet wird, weil die diversen Genehmigungsverfahren kaum schneller bewältigbar sind, wird man über das neue, von der Bundesversuchs- und Forschungsanstalt (BVFA) Arsenal entwickelte Verfahren zur Müllverdichtung froh sein:Da es bis vor kurzem keine Mülltrennung gab, war damit zu rechnen, daß auf alten
Die hohen Wellen, die die „Blutaffäre“ der Koblenzer Firma UB Plasma geschlagen hat, hat auch in Österreich zu einem dramatischen Rückgang der Blutspende-Bereitschaft geführt. Mediziner sprechen davon, daß in Europa ein Drittel mehr Blutplasma benötigt wird, als zur Verfügung steht. Die diesbezüglichen Auswirkungen sind evident.Die Sicherheit vor einer Virusübertragung bei Bluttransfusionen ist im wesentlichen durch drei Faktoren gefährdet: erstens durch menschliche Unzulänglichkeit insbesondere bei der Prüfung von Blutspenden. Zweitens durch das „diagnostische
Die Blutkonserven-Skandale der letzten Zeit sind zwar nicht Anlaß der Österreich-, wenn nicht Weltpremiere des ersten vollautomatischen Labors ROBOLAB 9.600, sie haben jedoch der Öffentlichkeit die Gefahren der Blutkonserventests verstärkt bewußt gemacht.Der Transfer zwischen den einzelnen Untersuchungsstationen mußte bisher von Menschen erledigt werden, was sowohl für diese Laboranten als auch für die Patienten mit Risiko verbunden war. Diese „Schritte” erledigt jetzt ein von der Automonta-ge abgeschauter Industrieroboter, derTeam entwickelt wurde. Herzstück der Anlage sind nach
Nach dem Bericht über ihr % Leben als Zeugin Jehovas -l 1 schildert Barbara Waß nun ihre Erfahrungen des Kampfes der christlichen Sekten um Schäfchen. Viele Menschen haben nach dem Buch „Leben in der Wahrheit” mit der Autorin Kontakt aufgenommen und ihr berichtet, wie sie selbst oder Freunde, Bekannte und Verwandte in den Sog von Sekten gerieten. „Das größte Kapital der religiösen Gruppen ist die freundliche und liebevolle Aufnahme”, bringt Waß die Sache auf den Punkt. Hier müßten sich auch die Kirchen fragen, wieso es so leicht ist, „abzuwerben”.Ein entscheidendes
Die Konkurrenz, angefangen von Mickey Mouse bis zu „Game Boy” ist übermächtig. Trotzdem tritt die in Berlin ansässige „ Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt'7 (ASW) an, die Herzen unserer „Wohlstandskinder” mit der Zeitschrift „SAM-SOLIDAM” zu erobern. Diese Zeitschrift für Kinder zwischen neun und 13, deren Nummer 31 mit dem Schwerpunktthema „Kleider machen Leute” soeben erschienen ist, will über die (Dritte) Welt informieren, aufklären und wohl auch zur Solidarität erziehen.So war etwa die Nummer 28 der Frage „Zu viele Menschen auf der Erde?” gewidmet.
Wir begrüßen Dr. Rudolf Schölten / weil wir es so wollten”, reimten zwei Jugendliche des Kinderleseklubs „Kraut und Rüben” bei der Eröffnung des KinderLiteraturHauses. Der Angesprochene zeigte sich erleichtert darüber, daß der Vers nicht anders ausging. Doch zu wenige sind derart kreativ, allzu viele lassen sich lieber unterhalten. Die jüngsten Statistiken bezüglich Lesevermögen von Kindern sind erschreckend. Zehn Prozent, so die Zahlen, haben Leseschwierigkeiten, sofern sie überhaupt noch lesen. Ein Hauptproblem wird von den Betreibern des KinderLi-teraturhauses darin
So banal wie der Titel des Kabarettprogramms (siehe Titel) sind die Darbietungen der „Herrn Steinbock und Rudle”, wie sie sich selbst bezeichnen”, im Etablissement Vin-dobona nicht. Was das Publikum erwartet, ist nicht kritisch-politisches Kabarett, sondern gezielt klassisches Num-memkabarett. Und dieses lebt, wie man weiß, mehr von der Schauspielkunst als von der intellektuellen Brillanz. Was erstere betrifft, haben die beiden ehemaligen Schauspielschüler einiges zu bieten, etwa in der Nummer, in der sie eine Stelle aus Don Carlos in mehreren Variationen präsentieren. Was geboten
Am Anfang war der Liberalismus. Am Anfang der österreichischen politischen Parteien zumindest. So ist es eine offensichtlich zuwenig bekannte Tatsache, daß Viktor Adler, der Historiker Heinrich Friedjung und Georg Ritter von Schönerer 1882 das „Linzer Programm" entwarfen - das auf Jahrzehnte hinaus gültige deutschnationale Parteiprogramm. So wird historisch verständlich, was ideologisch schwer einleuchten will: nämlich die enge Verflechtung von Nationalismus und Liberalismus in Osterreich bis zum heutigen Tag. Darum geht es in vorhegender Analyse Gerfried Sperls.Der
Mit einem großen Festakt für Kardinal Franz König, der den mit 100.000 Schilling dotierten Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels 1993 für Toleranz in Denken und Handeln erhielt, wurde am 8. November die zum achten Mal im Wiener Rathaus stattfindende Österreichische Ruchwoche eröffnet. Der seit 1990 verliehene Preis, den Kardinal König Pater Sporschil und seinen rumänischen Straßenkindern widmete, ist die österreichische Ausgabe des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, der heuer ebenfalls an einen Mann der Kirche, nämlich an Pfarrer Friedrich Schorlemmer aus Wittenberg,
Claudio Magris' Überlegungen zum leider aktuellen Thema, wo Heimat beginnt und wo sie aufhört, sind geprägt von seiner Heimatstadt Triest, in der er die ersten 18 Jahre verbrachte.Klar ist, wir könnten nicht existieren, ohne uns gegeneinander abzugrenzen. Unverkennbar ist jedoch, daß„umso dichtere Grenzen, nötig hat," wer „einer unmöglichen und rückschrittlichen Reinheitsi-deologie anhängt" — und das führt zu Gewalt. An Beispielen ist unser Jahrhundert reich.WER STEHT AUF DER ANDEREN SEITE. Grenzbetrachtungen. Von Claudio Magris. Residenz Verlag, Salzburg 199). )2
Gibt es Unterschiede zwischen Männer- und Frauenkabarett? Wer sich Regina Hofers Theaterkabarett „Gut, daß es den Herbert gibt" im Wiener Spektakel ansieht, fragt nicht mehr danach, sie und er hören und sehen es. Im ersten Teil ist sie als Gmundener Trümmerfrau zu sehen, die vor einer Krankenschwester für ihren todkranken Mann Herbert die Trümmer ihres Lebens ausbreitet. Nach der Pause schlüpft sie in die Rolle der Tochter, die alle geistigen Moden (von APO bis New Age) mitgemacht hat, um in die Arme eines orientalischen Mannes zu sinken. Es ist unbedingt sehenswert, wie Regina
elten, aber doch, kommt es vor, daß herausragende Bücher auch die Bestsellerli-anführen. Cees Nootebooms lan „Rituale" ist ein solches i. Dem schon in den siebziger en entstandenen Opus mag-i des 1933 geborenen Niederere merkt man sein Alter t an. Nooteboom ist im schsprachigen Raum zuerst Lyriker aufgefallen. Daß erals Romancier Furore macht, licht zuletzt auf seine Essays deutschen Wiedervereinigung jrliner Notizen", 1991) und zu jpa („Wie wird man Euter?", 1993) zurückzuführen, . er darin pointiert ausspricht,man von deutschen Intellek-len nicht hörte, lag sein,
Zum 47. Mal findet heuer vom 28. bis 31. Oktober in der Wiener Hofburg der Van-Swieten-Kongreß statt. Für den Fortbil-dufigsreferenten der Österreichischen Ärztekammer, Heinrich Klech, soll trotz der unrunden Primzahl ein Neubeginn dieser traditionsreichen Veranstaltung gewagt werden. Ab diesem Jahr soll dieses wichtige Treffen in- und ausländischer Ärzte unter einem Generalthema stehen: heuer beschäftigen sich die Mediziner mit den chronischen Erkrankungen.Das Ziel hierbei ist, eine Progressionshemmung zu erreichen. Stoffwechselstörungen etwa werden anfangs meist verharmlost, am Ende
Frankfurt war nur in einem Punkt die Ausnahme von der Regel: Während bei der Automobilausstellung Rückgänge zu verzeichnen waren, sind bei den Büchern weiter Zuwächse registriert worden. Es muß also nicht sein, daß in flauen Zeiten bei der Kultur zuerst gespart wird.
Seit knapp einem Jahr ist es nun vom Netz, das Freiburger Solarhaus. Wilhelm Stahl, der seither mit seiner Familie das Haus bewohnt, zieht Bilanz: „Das Bewohnen und Handhaben des Hauses ist absolut unkompliziert".
Der neue Mann - eine Chimäre", so könnte man die neun Beiträge in der „Dokumentation zur Frauen- und Männerakademie 1992" in Graz zum Thema „Die neue Männlichkeit" auf den Punkt bringen. Wobei es - man ist versucht zu sagen, typisch männlich - die Männer sind, die eine Veränderung des maskulinen Bewußtseins am radikalsten in Frage stellen und am lautesten die Feminisierung der Gesellschaft fordern.Doch wirkt es klischeehaft, wenn Wilhelm Johnen behauptet, daß „Frauen ihren Empfindungen vertrauen und Nähe zum Gegenüber herstellen wollen" und Männer sich