Aldous Huxley lieferte mit seinem Roman "Schöne neue Welt" jenes Weltbild, auf dem die Scie-Fi/Romanze mit der britischen Schauspielerin Emilia Clarke, die als Daenerys Targaryen in Game of Thrones ihren Durchbruch feierte, nun aufbaut und ihr Publikum mit einem externen, künstlich hervorgebrachten Reproduktionsvorgang konfrontiert.
Als sich 1943 deutsche Besatzungssoldaten in Edvard Munchs Osloer Atelier umsehen, drängen sich dem betagten Maler Erinnerungen an ähnlich aufwühlende Momente auf. So springt das Biopic immer wieder in die Vergangenheit, beleuchtet die Liebe zu Milly Thaulow, die Schließung seiner Ausstellung beim Verein Berliner Künstler und seinen Aufenthalt in der Klinik von Dr. Jacobson. Inszenatorisch orientiert es sich dabei an der Selbstdarstellung des Malers. „Munch“ bebildert die Eindrücke und Stimmungen des modernen Ausdruckskünstlers formgewaltig, vermittelt darüber anschaulich und
Denis Imbert erzählt die Geschichte von Autor Pierre und davon, wie dieser sich selbst findet. Epikureische Philosophie und Selbstversicherung zugleich.
Vor der rauen Landschaft entfaltet „Norwegian Dream“ ein vielschichtiges schwules Liebesdrama, in dem es nicht allein um die Selbstfindung der Hauptfigur geht. Robert hat sich in einer norwegischen Lachsfabrik Arbeit gesucht, damit seine Mutter in Polen die Lebenskosten decken kann. Doch sein Lebenskonzept wankt, als sich der 19-Jährige zu dem schwarzen Adoptivsohn des Fabrikanten hingezogen fühlt. Einfühlsam schildert Regisseur Leiv Igor Devold die Bedrängnis des Protagonisten, die sich zuspitzt, als die Mutter dem Sohn nachreist. Dabei nimmt er durch Roberts Gestalt die soziale
Wie das Walten einer Kolonialmacht tradierte soziale Strukturen zerstört, das beschreibt „Mein Sohn, der Soldat“ eindrücklich. Noch sitzen Vater und Sohn friedlich beim Hüten ihrer Herde in der senegalesischen Savanne. Aber wenige Szenen später wird der Sohn gefangen genommen. Denn Frankreich rekrutiert auch in Afrika die junge Generation für den Ersten Weltkrieg, und das mit rabiaten Methoden. Der Vater meldet sich freiwillig, er will den Sohn vor dem Heldentod bewahren. Mathieu Vadepied verwebt in seinem Kriegsfilm ein Kapitel der französischen Kolonialgeschichte, die Rekrutierung
Sonja Heiss’ Verfilmung des gleichnamigen Romans erzählt von einem Aufwachsen, in dem Erschöpfung und Leere durch Erfindungsreichtum und humorigen Ton verdeckt werden sollen.
„Einmal schwerelos und zurück (Gagarine)“: Fanny Liatard und Jérémy Trouil zeigen, dass man die sozialen Brennpunkte der Pariser Banlieues auch in einem „leichten“ Film einfangen kann.
Das Gebirge ist ein beliebter Schauplatz, an dem sich der moderne Mensch ästhetisch erfährt und seiner selbst versichert. So flüchtet sich die Familie des 12-jährigen Pietro jeden Sommer in die Einsamkeit eines Dorfes im Aostatal. Dort findet er in dem gleichaltrigen Bruno einen Freund fürs Leben. Das in Cannes preisgekrönte Drama erzählt aus Pietros Sicht, wirkt jedoch blutleer und atmosphärisch unwirklich. Die eklektizistische Bildfindung, wie Anspielungen auf Ang Lees „Brokeback Mountain“, weckt Erwartungen, die nie erfüllt werden. Im Vergleich zu Paolo Cognettis Romanvorlage
Kosovo, nach dem Krieg: Regisseurin Blerta Basholli erzählt in ihrem Spielfilmdebüt „Hive“ eine eindringliche Emanzipationsgeschichte im dörflichen Umfeld.
Constance Meyer hat Gérard Depardieu in ihrem Debüt „Robuste“ eine wirklichkeitsnahe Rolle auf den Leib geschrieben. Die Darstellerin Déborah Lukumuena begegnet ihm auf Augenhöhe.
Hysterische Frauen und Männer und ein Gesundheitssystem im Zusammenbruch: All das mixt Catherine Corsini im Film „In den besten Händen“ zu einer formidablen Komödie.
Alice Miller gilt als Vorkämpferin gegen die „Schwarze Pädagogik“. Sie selber konnte über ihre eigenen Traumatisierungen durch die Schoa aber nicht sprechen.
Jerry Rothwell visualisiert in seinem Film das, was im Kopf eines dreizehnjährigen Autisten vor sich geht. Heidi Strobel über den Film "Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann".
Ryusuke Hamaguchis philosophischer Film „Drive my car“, Japans Oscar-Kandidat, fordert heraus und regt zum Mitdenken und Nachdenken an. Über Katastrophen und ihre Folgen.
Die Auseinandersetzung mit Suizid ist nicht nur für aktuelle Medien eine Gratwanderung. Auch bei der Fiktionalisierung im Film gelten ähnliche Kriterien für die Darstellung. Ein Sammelband thematisiert das.
In Wien/Groß-Enzersdorf sperrte es am 15. Mai wieder auf. Auch in Salzburg, Innsbruck, Wiener Neustadt oder Linz soll es eines – zumindest temporär – geben: Die Pandemie lässt Autokinos aus dem Boden sprießen.
Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“ aus 1979 wird im Licht der aktuellen Lage aufs Neue hochbrisant. Relecture eines Films und seiner (Bilder-)Sprache.
„Lady Di“, „Edith Piaf“, „Simone Veil“, „Brigitte Macron“. Namen, in denen Sehnsüchte anklingen, auch wenn sie für die Frauen in Louis-Julien Petits Sozialdrama unerfüllbar sind. Wie der Wunsch, gut auszusehen und ins Blitzlicht der Öffentlichkeit zu treten, oder durch Bildung und Arbeit ein sorgloses Leben zu führen. Stattdessen warten die Protagonistinnen früh morgens in der Kälte auf Einlass in das Tageszentrum „L’Envole“. An den Füßen derbe Schuhe, eingepackt in zweckmäßige Jacken, ihr Hab und Gut in Plastiktüten. Hier können sie ihre Körperpflege
Von der perfekten Illusion zur Effekthascherei: Sam Mendes’ Kriegsdrama „1917“ glänzt handwerklich mit der Fiktion eines One-Takes – gibt inhaltlich aber Anlass zur Besorgnis.
Rémi Bezançons Film „Der geheime Roman des Monsieur Pick“ ist eine höchst vergnügliche Fabel, welche facettenreich die Untiefen des Buchmarktes aufs Korn nimmt.
Im Jahr 2018 gelang es chinesischen Wissenschaftlern, Affen zu klonen. Ein furchteinflößendes Geschehen. Da der Affe dem Menschen verwandt ist, lag der Gedanke nicht fern, dass in naher Zukunft auch genetisch identische Menschen fabriziert werden könnten, selbst wenn in Europa reproduktives Klonen zurzeit geächtet ist. Das Multitalent Julie Delpy (Autorin, Regisseurin, Schauspielerin und Produzentin) wagt es, diesen heiklen Gedanken in ihrem hoch- karätig besetzten Film durchzuspielen. Die Genetikerin Isabelle führt ein anstrengendes Leben. Nach der Trennung von ihrem Ehemann
D ie erfolgsverwöhnte Entertainerin Katherine Newbury (brillant: Emma Thompson) steht intern auf der Abschussliste. Da kommt ihr die als Quotenfrau frisch eingestellte Molly gerade zupass (ebenbürtig: Mindy Kaling, die auch das Drehbuch schrieb). Die Quereinsteigerin indischer Abstammung verjüngt in kurzer Zeit die Show und das Image ihrer Chefin. – „Late Night“ setzt sich auseinander mit der Medienbranche. In Zeiten der Social Media versucht die ihre Formate aufzufrischen, ein jüngeres Publikum zu erreichen. Aber dafür ersinnt das Drehbuch – Grundmuster Robert Redfords „Quiz
In „Der unverhoffte Charme des Geldes“ erzählt der kanadische Regisseur Denys Arcand von einem Kurierfahrer, der unverhofft ans große Geld kommt. Wenn auch nicht wirklich legal.
Stirbt jemand, den wir lieben, grübeln wir über Ziel und Zweck unseres Daseins. Lohnt es sich überhaupt weiterzuleben? Schaffe ich es allein? Und woraus kann ich zukünftig mein Glück beziehen? In Russell Harbaughs Debütfilm „Love After Love“ stellt sich niemand derartige existenzielle Fragen – sie drängen sich indes dem Zuschauer förmlich auf. College-Professor Glenn verschwindet nach seinem Tod spurlos aus den Gesprächen seiner Angehörigen. Sie nehmen sich keine Zeit zum Atemholen, der Alltag läuft weiter und sie müssen ihn bewältigen. Vor kurzer Zeit saß Glenn noch
Die 83-jährige Edie musste sich durch ihre Heirat, wie viele Frauen ihrer Generation, in Verzicht üben lernen. Nun will sie sich nach dem Tod ihres Mannes einen Jugendtraum erfüllen. Statt auf Wunsch der Tochter ins Seniorenheim zu ziehen, reist die kühne Dame nach Schottland und engagiert einen jungen Mann als Bergführer: Sie möchte den Mount Suilven bezwingen. „Edie“ lebt von seiner außergewöhnlichen Darstellerin Sheila Hancock. Eindringlich vermittelt sie den Charakter und die Werte ihrer Figur, die in der jungen Generation (Kevin Guthrie entfaltet regionalen Charme und Humor)
Mit Anmut und Würde zu altern, stellt auch für Männer keine leichte Aufgabe dar. Für Regisseur Gilles Lellouche lässt sich diese schwierige Angelegenheit jedoch durchaus meistern, wenn man(n) sie mit der richtigen Disziplin in Angriff nimmt. Er empfiehlt – ähnlich wie Oliver Parkers „Swimming with Men“ (ebenfalls 2018) – Wasserballett. Der depressive Bertrand stößt auf eine Gruppe von Synchronschwimmern, die alle mehr oder weniger an einer „Midlife- Crisis“ leiden. Lellouche schenkt deren Bewältigung großen Raum, ohne jedoch in die seelischen Abgründe seiner Charaktere
Während des Kalten Kriegs galt das „Gleichgewicht des Schreckens“ als Ultima Ratio. In Zeiten erneuter Konfrontation wird das Thema wieder aktuell. Vor Joan Stanleys Tür (naiv, nachdenklich: Judi Dench) steht der britische Geheimdienst MI5. Er wirft der betagten Dame vor, im Zweiten Weltkrieg Atomwissen an die Russen verraten zu haben. Der mäßig spannende Agententhriller, der auf Jennie Rooneys Roman beruht, deckt in langen Rückblenden die Ereignisse auf. Allerdings bebildert er Stanleys Blickwinkel wenig originell und inszeniert ihn lieblos, indem er völlig chronologisch verfährt.
Schon einmal hat sich der irische Regisseur Neil Jordan mit den Nöten erwachsen werdender Mädchen beschäftigt. In seinem Film „Die Zeit der Wölfe“ nutzte er auf brillante Weise Horror und Märchenmotive, um die sexuellen Wünsche und Angstfantasien einer 13-Jährigen zu bebildern. In „Greta“ nun nimmt er einen Abnabelungsprozess von Mutter und Tochter unter die Lupe. So steht Jordans Protagonistin Frances, überzeugend gespielt von Chloë Grace Moretz, bereits auf eigenen Füßen. Die junge Frau arbeitet als Kellnerin in einem New Yorker Restaurant und teilt sich mit ihrer Freundin
"Green Book -Eine besondere Freundschaft": Die Annäherung eines weißen Fahrers an seinen schwarzen Passagier anno 1963 wurde für fünf Oscars nominiert.