Wer Alois Hergouth nur aus seinem heute schon in viele Sprachen übersetzten lyrischen Werk oder aus seinem berührenden Prosabuch „Mond im Apfelgarten“ kennt, wird von seinem neuesten Buch „Aloys und Aloise“ überrascht sein. „Exhumierte Galgenlieder aus dem Nachlaß von Christian Ringelbusch und Wilhelm Morgennatz“ nennt er selbst die Sammlung humoristischer Poeme; aber trotz der Anspielung auf die großen Meister deutscher Satire darf das Werk als ein „echter Hergouth“ bezeichnet werden. Nur formal erinnern die Verse an die erwähnten Vorbüder, bewußt, denn diese um die
Am 27. Juli wird eines der wichtigsten Dramen des Jahrhunderts in festlicher Besetzung wieder aufgeführt. Was hat dieses Bühnenstück dem heutigen Publikum zu sagen?
Jahrelang war sein Name nur in der Steiermark bekannt, obwohl seine Lyrik längst und mit gutem Recht in viele Anthologien aufgenommen war. Aber es entspricht seiner Art zu leben, daß er sich nie nach vorne drängte, so sehr er sich auch für andere einsetzte. So war Alois Hergouth, der am 31. Mai seinen 60. Geburtstag feiert, einer der Aktivsten bei der Vorbereitung des heute schon legendären Forum Stadtpark.Begonnen zu schreiben hat er nach dem Krieg als blutjunger Heimkehrer mit meist sehr harten, satirischen Dichtungen gegen Krieg und Gewalt, aber dazwischen hörte man auch schon andere
Der „Verein zur Pflege christlicher Theaterkultur” sucht neue Wege. Wie wird sein künftiges Programm aussehen? Welche Umrisse hat christliches Theater in unserer Zeit?
Wollte jemand einen Strind-bergroman schreiben, so genügte es, seine Biographie getreu aufzuzeichnen. So liest man auch Lagercrantz' wissenschaftlich fundiertes Strindbergbuch wie einen packenden Roman.Gegen die weitverbreitete Ansicht, Strindberg sei Psychopath gewesen, versucht der Autor mit Erfolg zwischen dem Menschen und dem Dichter zu unterscheiden. Er weist nach, daß sich Strindberg in allen seinen ichbezogenen Werken bewußt übersteigert darstellt, was nicht zuletzt oft durch den kühlen, sachlichen Stil verstärkt wird, in dem er über Situationen an der Grenze des Wahnsinns
Oskar Panizzas skandalumwittertes Stück „Das Liebeskonzil" an einer Wiener Kleinbühne wirft -wieder einmal - die Frage nach dem antireligiösen Trend der Spielpläne auf.
Außerhalb Frankreichs ist der Name Corneille ein Begriff aus der Literaturgeschichte. Das lebendige Theater kennt ihn nicht. Seit Lessings Verdammungsurteil über den französischen Klassizismus ist es in deutschsprachigen Theatern Konvention, sein Werk zu ignorieren, eine Konvention freilich, die auch bei neuerlicher Beschäftigung mit dem Dichter im wesentlichen richtig erscheint.In Frankreich ist die Situation völlig anders. Hier gilt Corneille nicht nur als Nationaldichter, sondern vor allem auch als unübertroffener Meister einer Sprache, deren mitreißende Kraft selbst nach
Als „Dreigestirn der dramatischen Volksmuse" hat man Josef Alois Gleich, Karl Meisl und Adolf Bäuerle bezeichnet, die vier Jahrzehnte lang das Wiener Theaterleben beherrschten. Heute wissen wir, daß es nicht die Autoren, sondern ihre vorzüglichen Interpreten waren, denen die ungeheure Volkstümlichkeit des Wiener Theaters zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts zu danken war. Trotzdem: Ein Theatermann wie Adolf Bäuerle (1786-1859) sollte nicht vergessen werden. Denn er war mehr als nur der Verfasser erfolgreicher bürgerlicher Unterhaltungsstücke, wie sie zu seiner Zeit Mode gewesen
In vier Jahren feiert die Welthilfssprache Esperanto ihr hundertjähriges Bestehen. Ihr Ziel war es, durch eine aus verschiedenen Sprachstämmen künstlich zusammengebaute Sprache das Verständnis der Menschen verschiedener Nationen untereinan-der zu erleichtern. Betrachten wir heute die geringe Zahl ihrer Anhänger nach hundert Jahren, so müssen wir leider feststellen, daß eine großartige, notwendige, vielleicht sogar notwendende Idee so gut wie gescheitert ist, und es war wohl die Konstruiertheit der Sprache, die zu diesem Mißerfolg geführt hat. Die Esperantisten wurden immer mehr und
Am Pfingstsonntag des Jahres 1681 — es war der 25. Mai - stirbt Pedro Calderon de la Barca, Vorsteher der Bruderschaft zum Heiligen Petrus, Ehrenalmosenier König Philipp IV., Ritter des .Santiago-Ordens, ehemals Oberspielleiter des Hoftheaters von Buen Retiro, vor allem aber Verfasser von mehr als zweihundert Bühnenstücken, von denen nicht wenige bis heute zu den bedeutendsten der Weltliteratur zählen. Um die Vergänglichkeit seines Leibes zur Schau zu stellen, wird er auf eigenen Wunsch im offenen Sarge bestattet. Mehrere Tausend Madrider folgen dem Leichenzug.Die 81 Jahre seines Lebens
Alois Hergouths erstes Prosabuch ist die Selbstbiographie eines Lyrikers: kleine, in sich abgeschlossene Erzählungen, chronologisch geordnet, Bruchstücke eines Lebens, Geschehnisse am Rande, von nur spärlicher Handlung, aber umso tieferer Bedeutung: eine Biographie des Herzens, die man mit der gleichen Spannung liest wie einen aktionsreichen Roman. DennHergouth vermag uns sein eigenes Erleben, Kindheit, Krieg und die wiedergefundene Heimat in den WeinhUgeln Sloweniens so unmittelbar darzustellen, daß uns seine Geschichte sehr bald wie die eigene erscheint.Seine kristallklare,
Das Theater der Benediktiner stand bisher in der Theatergeschichte im Schatten des weitaus bekannteren Jesuitentheaters. Die Bedeutung dieses Theaters am Beispiel Salzburg darzulegen, ist eines der Hauptverdienste der grundsätzlichen und gründlichen Untersuchung Heiner Boberskis.Die Arbeit umfaßt den Zeitraum von 1617 bis 1778, von der Gründung des Salzburger Gymnasiums bis zur Amtsniederlegung des letzten geistlichen Spielleiters, des pater comicus. Als wesentliches Ergebnis der Arbeit, deren Details, in mühsamer Quellenforschung erarbeitet, wichtige neue Erkenntnisse für den Fachmann
Vom Verlust der Erotik zu sprechen, scheint in einem Zeitalter, in dem Sex groß geschrieben wird, und man dabei ist, die letzten Tabus des Geschlechtslebens zu durchbrechen, paradox. Aber gerade ein Eingehen auf die lauthals verkündete sexuelle Befreiung und ihre Manifestationen in ursprünglich künstlerischen Medien wie dem Theater muß uns zur Skepsis zwingen. Diese Manifestationen sind im Grunde Ausdruck menschlicher Liebesunfähigkeit, Flucht in den bloßen Genuß um des Genusses willen.
Zugegeben: als das Wiener Volkstheater vor mehr als einem Jahr Carl Zuckmayers jüngstes Stück, seinen „Rattenfänger“, vom S.-Fi-soher-Verlag in Frankfurt anforderte, geschah dies nicht ohne Skepsis. Waren doch seine letzten Stücke durchaus nicht mehr von jener dichterischen und dramatischen Stoßkraft wie seine früheren, und schien es vielen, daß er bereits zu Lebzeiten zum Klassiker in des Wortes weitester Bedeutung geworden sei. Aber schon nach der Lektüre der ersten Szenen des „Rattenfängers“ spürte ich, wie die Theaterpranke des alten Dichters zuschlug. Da war wieder
Die Entdecker einsamer Kunstwerke in abgelegenen Dörfern und verlassenen Kirchen, die fleißigen Topographen, die heute vergessene Gotik und übersehenes Barock an den Tag fördern, werden in kommenden Jahrhunderten gewifj ihre Kollegen finden; scheint es doch eine besondere Eigenheit unseres Kunsflebens zu sein, daß die grofjen offiziellen Auftraggeber für ihre städtischen Unternehmungen vor allem Protektion und Publicity ins Kalkül ziehen, weniger aus Bosheit als aus Bequemlichkeit. Die Mäzene jener Künstler, die weder Protektion genießen noch Publicity fabrizieren, sind in
Die heurigen Grazer Festspiele können weder als festlich noch als volkstümlich bezeichnet werden. Zusehr hat man 6ich bereits daran gewöhnt, daß zu Sommerbeginn eine Reihe teilweise höchst erfreulicher künstlerischer Darbietungen, als Festspiele deklariert, dem Grazer Bürger vor seinem Urlaub noch einmal einen konzentrierten Kunstgenuß bieten sollen, so konzentriert, daß selbst an einem Abend mehreres zu hören war, was man sonst nicht hören konnte. Nichts gegen die einzelnen Veranstaltungen: traditionsgemäß eröffnete man mit Franz Schmidts mächtigem „Buch mit sieben Siegeln“