Das legendäre Hobellied aus Ferdinand Raimunds "Der Verschwender“ bietet Armen eine entlastende Hoffnung: "Das Schicksal setzt den Hobel an und hobelt alle gleich.“ Ein Zaubermärchen eben. Im Alltag nivelliert das Fatum mitnichten. Das englische "fortune“ steht nicht umsonst für eine breite Bedeutungs-Klaviatur, auf welcher zum Kontrast der hochtönenden Klänge "Reichtum“, "Vermögen“ und "Glück“ meist zugleich die Bassakkorde "Schicksal“, "Zufall“ und "Fanal“ erklingen. Eine schmerzvolle Erkenntnis, nicht nur für jene, die an den "Klagemauern“ der Wall Street ihren
Youk Chhang ist Chef des Zentrums, das die Grauen der Roten Khmer in Kambodscha dokumentiert. Ein Gespräch über Schuld und Sühne.Am 28. Juli wählen die Kambodschaner ein neues Parlament. Ein FURCHE-Gespräch mit Youk Chhang. Chhang überlebte die Killing Fields der Roten Khmer. Heute ist er Direktor des Dokumentationscenters von Kambodscha. Seit 1995 kämpft er für das Recht auf Erinnerung. Zahlreiche Verbrecher des Pol Pot-Terrorregimes brachte er vor Gericht.Die Furche: Wie lebendig ist die Erinnerung an die Roten Khmer im Alltag der Menschen von Kambodscha?Youk Chhang: Unsere
Die Ökonomin Mariam Dao Gabala erläutert im FURCHE-Interview, warum Kredite zur Armutsbekämpfung besser geeignet sind als Spenden.Die ivorische Finanzmanagerin für Entwicklungsfragen, Mariam Dao Gabala, erhielt 2011 den Preis für internationale Solidarität der französischen Tageszeitung Le Monde. Die Jury prämierte damit das erfolgreiche Marktfrauenprojekt Cocovico in Abidjan an der Elfenbeinküste, der Heimat der anerkannten Ökonomin. Sie war auf Einladung der internationalen Entwicklungsgenossenschaft OIKOCREDIT diese Woche in Wien.Die Furche: Vor wenigen Tagen haben Sie beim Forum
Wie führen? Wie kommunizieren? Wie erfolgreich sein? Fragen, die im Berufsleben in Zeiten der Krise und des Wandels drängend gestellt werden. Felix Thun-Hohenstein bietet Antworten. Das Gespräch führte Helmut BergIm Ranking "Österreichs beste Arbeitgeber 2012“ zählt das in Perchtoldsdorf bei Wien angesiedelte Headquarter von 3M zu den besten Arbeitgebern des Landes. Im FURCHE-Interview erläutert Felix Thun-Hohenstein, Managing Director für Österreich und die Schweiz, seinen Führungsstil.Die Furche: Sie sind davon überzeugt, dass der Glaube und die Wertschätzung, die Sie
Anstand, Fachkompetenz und einschlägige Berufserfahrung mögen als Tugenden gute Argumente für die Bewerbung um die Spitzenfunktion der staatlichen Österreichischen Industrieholding AG (ÖIAG) sein. Indes, eher selten gelingt politisch unverbandelten Bewerbern der Karrieresprung in den staatsnahen Olymp, ohne Parteibuch, Jagdschein und Golfklub-Mitgliedschaft. Keines dieser Dokumente nennt Wilhelm Rasinger sein Eigen und dennoch: Lass alle Hoffnung fahren, kommt für den unermüdlichen Einzelkämpfer nicht infrage. Der promovierte Betriebswirt hält seit 1999 als Vorsitzender des
Um "Ethischer Geldanlage“ gesellschaftlich und politisch Gehör zu verschaffen, nimmt der Wirtschafts- und Sozialethiker Klaus Gabriel die Mühen der Ebene auf sich. Das Gespräch führte Helmut Berg • Fotos: Claudia BergSeit 2010 ist der Theologe Klaus Gabriel Geschäftsführer des Vereins CRIC (Corporate Responsibility Interface Center) in Frankfurt, der größten Investorengemeinschaft für nachhaltige Geldanlage im deutschsprachigen Raum. Ursprünglich Bankkaufmann, wollte der gebürtige Innsbrucker Finanzvorgänge kritisch hinterfragen und wechselte die Perspektive.Die Furche: Sie
Schuldenstaaten die Rute des Hinauswurfes aus der EU ins Fenster zu stellen, hält der Philospoh und Konfliktforscher Gerhard Schwarz für durchaus heilsam.Er eckt gerne an. Und zur Krise habe er ohnehin eine Sondermeinung, nimmt der Wiener Universitätsdozent für sich in Anspruch. "Ich glaube nicht an eine Euro-Krise, aber ich halte das Gerede von der Krise für gut, weil es den Leuten einen Dämpfer gibt. Eine Warnung, nicht über die Verhältnisse zu leben. Denn nur wenn man Ländern, die mit Geld nicht umgehen können, ernsthaft mit einem Ausschluss aus der Gemeinschaft droht, kann man
Die weltweite Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit unterstützt private Agrarkollektive. Oikocredit-Mitarbeiter Helmut Berg berichtet von einer Studienreise nach Bulgarien.Rosskur-Liberalismus im ländlichen Bulgarien. Dörfer, in denen nur mehr Pensionisten wohnen, hohe Arbeitslosigkeit und Rezession. Ein EU-Staat, der Privatisierung über Gemeinwohl zu stellen scheint. 1945 enteignete das sozialistische Regime alle privaten Grundbesitzer. Aus meist kleinbäuerlich angelegten Strukturen entstanden große Agrarkollektive. Nach 1989 erfolgte die sukzessive Restitution des Landes an die Erben.
Der deutsche Ökonom und Wirtschaftsethiker Karl-Heinz Brodbeck kritisiert die ambivalenten Rollen der Ratingagenturen und ihre Verfilzung mit der Politik und den Finanzmärkten.Er werde sich kein Blatt vor den Mund nehmen, kündigt der Querdenker Brodbeck (r.) für seinen Vortrag "Ratings und die Folgen“ am 26. April beim Wiener "Finance & Ethics Kongress“ an. Gegen die "Großen Drei“ der Rating-Agenturen bringt er schwere Geschütze in Stellung: Ihren Ergebnissen begegnet er mit Skepsis, ihre Methoden widerlegt er wissenschaftlich.Für das Bewerten von Ländern gebe es sinnvollere
Manche nennen ihn den Vogelpapst. Peter Berthold zählt zu den führenden Vogelforschern weltweit. Seit frühester Kindheit schlägt sein Herz für die gefiederten Mitgeschöpfe. DIE FURCHE besuchte den Wissenschafter an seiner Wirkungsstätte, dem Max Planck Institut für Ornithologie im bayrischen Radolfzelle am Bodensee.Das alte Jagdschloss liegt auf einer kleinen, waldumsäumten Anhöhe. Seit 111 Jahren beherbergt es Vogelkundler aus aller Welt. Umgeben von alten und modernen Volieren und einem malerischen Teich, zeigt sich dem Besucher eine Oase der Einkehr und Ruhe. Hie und da vernimmt
Was könnte Arbeitnehmer von der Flucht in die Frühpension abhalten? Eine altersgerechte Arbeitswelt und neuartige Mitarbeitergespräche, meint der Personalchef Kurt Wawra."Es genügt nicht zu sagen, die älteren Arbeitnehmer dürfen eh‘ bleiben. Man muss fragen: Was tut der Arbeitgeber, um ihre Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen? Gibt es spezielle Karrierepfade für sie? Solange diese grundlegenden Voraussetzungen ungeklärt sind, bleibt die Forderung, länger zu arbeiten ein Lippenbekenntnis.“ Mit klaren Worten kritisiert Wawra (Bild unten) das noch nicht aufgelöste Spannungsverhältnis
Wer länger lebt, muss länger arbeiten. Ist doch logisch, oder? Die EU Themenjahr-Devise "Aktives Altern“ wird durchaus unterschiedlich rezipiert. Von sinnerfüllter Einbindung in soziale Kontexte bis zu einer gegen den wohlverdienten Ruhestand gerichteten Unruhestiftung.Unsere Arbeitsgesellschaft befindet sich im Umbruch. Aktuelle Berufslaufbahnen werden zusehends einem fragmentierten und flexibleren Markt unterworfen. Zu diesem Szenario gehören auch das Ende der "Lebens-Stellung“ oder der Abschied von einem Jahrzehnte im Voraus kalkulierbaren Pensionsantritt. Die Politik will, dass
Die Finanzwirtschaftskrise hat drastisch in Erinnerung gerufen, dass Markt und Moral grundsätzlich miteinander zu tun haben. Im Sog der Krise ist das Interesse für ethische Geldanlagen deutlich gestiegen. Die Rückbesinnung auf realwirtschaftliche Aktivitäten schärfte auch die Wahrnehmung für ökologische und soziale Verantwortung bei Geldanlagen. Eine wachsenden Zahl von Menschen stellt sich die Frage: Was tut mein Geld, wenn es "arbeitet“? Mündige Sparer und Investoren hinterfragen kritisch, wodurch hohe Zinserträge generiert werden. "Fair Financing“ trachtet nach einer ethischen
Mit Hilfe der internationalen Entwicklungsgenossenschaft OIKOKREDIT gelingt peruanischen Koka-Bauern der Ausstieg aus dem Drogenanbau. Ethisch orientierte Anleger finanzieren das Bio-Kakao-Projekt.Zum Start in das UNO-Jahr der Kooperativen lud OIKOCREDIT den Geschäftsführer der peruanischen Kakao- und Kaffeekooperative Naranjillo, Isaac Zúniga Aguilar, zum Erfahrungsaustausch nach Österreich. Der 35jährige Betriebswirt will den Koka-Bauern seiner Heimat den Umstieg in den biologischen Anbau von Kakao und Kaffee schmackhaft machen. OIKOCREDIT hat für das Agrar- und Sozialprojekt einen
Österreichs Anlegervertreter Wilhelm Rasinger vermisst eine engagierte Aktionärskultur im Lande der Sparbuch- Fetischisten. Er wünscht mehr Direktbeteiligung an heimischen Firmen, um die Wirtschaft zu stabilisieren.Als Vorsitzender des Interessenverbands für Anleger (IVA) hält der promovierte Betriebswirt seit 1999 seine schützende Hand über Kleinanleger. Bei Hauptversammlungen und in der Öffentlichkeit übt er sein Mandat gegen Finanzgrößen wie die Meinl-Bank oder den mittlerweile insolventen Industriellen Mirco Kovacs aus."Wichtig ist es, Stimme zu haben und gehört zu werden. Je
Nigeria, 100 Jahre lang britische Kolonie, steht nach einem halben Jahrhundert Unabhängigkeit vor einer Welle der Gewalt. Bischof John Okoro erläutert im FURCHE-Interview ihre Ursachen.Für John Okoro, geboren in Nigeria und Bischof der Altkatholischen Kirche in Österreich, schüren Korruption und Vetternwirtschaft den blutigen Kreislauf der Vergeltung in Nigeria.Die Furche: Die Gräueltaten zwischen Nigerias Muslimen im Norden und Christen im Süden scheinen in einer Endlosschleife gefangen. Die Außensicht zeigt einen sich zuspitzenden Religionskrieg, der das Land zu spalten droht. Ist
Der in Salzburg lehrende katholische Dogmatiker Alois Halbmayr reflektiert die ökonomische Überformung von Weihnachten im Spiegel einer Anders-Ökonomie jenseits des Tauschzwangs.Wir schenken gerne. Nein, wir erwarten nichts zurück. Oder doch? Wie ist das mit dem "umsonst“ Geben? Dem Fest der Liebe scheint seine Geldgeprägtheit tief eingeschrieben. 450 Euro, so wurde statistisch erhoben, geben Herr und Frau Österreicher heuer für Geschenke aus. Dabei wäre Weihnachten geradezu dafür prädestiniert, Formen des Schenkens einzuüben, die keiner versteckten Tauschlogik unterworfen sind,
Anleger suchen ethisch basiertes, auf Nachhaltigkeit bedachtes Investment. Einige Agenturen analysieren Firmen und Staaten nach diesen Kriterien.Der Nachfrage von Anlegern entsprechend, haben sich einige Rating-Agenturen auf nachhaltige Finanztitel spezialisiert. Sie beraten Banken sowie Privatanleger und sollen Performance und Sicherheit einer Geldanlage abschätzen. Aus leidvoller Erfahrung wird der Ruf nach möglichst präziser Evaluierung von Finanzprodukten lauter. Allerdings haben sich auch renommierte Analysten und Ratingagenturen schon ver-bewertet. So manches AAA-Rating konnte den
Das ist Leidenschaft für das richtige Maß, das Authentische, für angewandte Entschleunigung: Aus Begeisterung für die Langspielplatte entwickelte Heinz Lichtenegger Plattenspieler. Das Gespräch führte Helmut BergEine exklusive Fangemeinde analoger Musik-Connaisseurs schwört auf schwarzgerillte Nostalgie. Das Ausmaß dieser unverbrüchlichen Audiophilie war am Interesse von über einhundert Medienvertretern und HiFi-Experten aus 45 Ländern abzulesen, welche zum zwanzigjährigen Jubiläum einer Elektronik-Edelschmiede in Wien Margareten anreisten, die Weltruf genießt. Ihr Gründer,
Der Kärntner Finanzdatenexperte Richard Lernbass plädiert für sozial verantwortliches Investment. Ein beherztes Anliegen im Spannungsfeld von Menschsein und Mammonismus."Da stand ich nun. Einen Batzen Geld in der Hand“, kramt Richard Lernbass in den Spinden seiner Erinnerung an die späten 1980er-Jahre. Eine Million Schilling, aus heutiger Sicht kein großes Vermögen, lukrierte der Unternehmer vom Verkauf seines steirischen Spielwarengeschäfts und vertraute es der Hausbank zur Veranlagung an. "Meine Frau und ich wollten Selbstversorger werden. Bio-Obst, Gemüse, Ziegen …“ Doch es
Der Augustiner Chorherr und emeritierte Professor für Gesellschaftslehre Ferdinand Reisinger feiert 65. Geburtstag. Ein Streiflicht auf 40 Jahre Lehrtätigkeit eines kritischen Querdenkers.Letzten Sonntag feierte die Ordensgemeinschaft des oberösterreichischen Stiftes St. Florian gemeinsam mit zahlreichen Gästen ihren Mitbruder und Jubilar, der auch nach seiner Emeritierung der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz als Lehrender zur Verfügung stehen wird. Immerhin hat der vielseitig begabte Theologe das wissenschaftliche Spektrum seiner Fakultät in den Disziplinen der
Vom weltweit expandierenden Mikrofinanzmarkt profitieren nicht nur Kleinstunternehmer in Armutsregionen. Auch ethisch orientierte Anleger setzen darauf, in Menschen zu investieren. Experten fordern nun ein UN-Gütesiegel.Mikrokredite haben sich vom Alternativ-Finanzprodukt des Social-Business zu einem mitunter neoliberal formatierten Geschäftszweig entwickelt. Ist aber die Anschubfinanzierung zur Existenzgründung von Micro-Entrepreneurs nicht primär an soziale Zwecksetzungen gekoppelt, hinterlässt die Gewinnmaximierung in der Armutszone einen bitteren Beigeschmack. Mittlerweile haben auch
In ihrer philippinischen Heimat respekt- und liebevoll "Betsy“ genannt, hätte es sich die 1960 in Wohlstand geborene Maria Helenita Ruizo-Gamela auch leicht machen können. Doch der ruhige Blick von der Veranda auf ererbte Latifundien war Betsys Sache nie, wie sie bei ihrem Besuch in Österreich diese Woche erzählt.Sie weigerte sich, ihre Felder an exportorientierte amerikanische Großkonzerne zu verpachten. "Ich wollte die Wertschöpfung im Land behalten. Unser Reis und unsere Früchte sollten die Menschen auf den Philippinen ernähren“, gibt sich die christlich-sozial engagierte Frau
50 Jahre österreichische Entwicklungszusammenarbeit zeugen von der gelebten Solidarität mit den Armen. Über 2400 entsandte Fachkräfte leisten seither weltweit Hilfe zur Selbsthilfe.Armut hat viele Gesichter. Sie zeigt sich nicht nur als materielle Verelendung, sondern auch als Resultat mangelnder Möglichkeiten, an der Gesellschaft teilzuhaben - oder gar von ihr ausgeschlossen zu sein. Um Armen und Ausgegrenzten eine Teilhabe an einem menschenwürdigen Leben zu ermöglichen, bedarf es nicht nur finanzieller Mittel. Die österreichische NGO HORIZONT3000 setzt vorrangig auf Menschen, die
Strukturelles Investment in Lebensmittel bringt wenigen hohe Erträge und lässt Millionen hungern. Schiere Geldgier gefährdet das Mittel zum Leben. Im Stift St. Georgen am Längsee lud Richard Lernbass zum 9. Finance & Ethics Kongress. Thema: "Interkulturelle Ethik und Investmentbereich LEBENSmittel“. 200 Teilnehmer debattierten über Ernährung und Werte.Nahrungsmittel sind für jede Gesellschaft das Fundament ihres Überlebens - und genau dieses Grundbedürfnis wurde der Logik der Märkte unterworfen. Damit haben sich finanzwirtschaftliche Zwänge durchgesetzt. Mit Folgen: