Heute und wohl auch künftig müssen sich junge Menschen mit sich selbst, ihren Vorstellungen von Beziehungen und deren Realisierungsmöglichkeiten intensiver auseinandersetzen als noch vor einigen Jahrzehnten, um Ehe und Familie leben zu können. Dabei fehlt es nicht an Sehnsucht nach geglückter Familie, sondern eher am Können bei der Verwirklichung dieser im Alltagsleben. Die Herausforderung an die Familienarbeit besteht dann darin, diese Differenz zwischen Sehnsucht und Alltag verringern zu helfen.
Zehn Jahre trennen uns noch von der Jahrtausendwende. Für Österreich ist im Bereich Bevölkerung ein „Szenario 2000“ (sogar „2050“) relativ leicht zu erstellen, aber eher schwer in den Bereichen Familie und Kirche. Laufen die gesellschaftlichen Trends so weiter wie bisher?
Das häufige Scheitern von Ehen ist nicht nur ein Versagen von einzelnen, sondern beruht auch auf einem falschen Ansatz der Familienpolitik. Sozialrecht, Steuerrecht, Strafrecht, Familienrecht setzen ganz eindeutig falsche Akzente.
Der Europäische Famüienkon-greß vom 26. bis 29. Oktober in Wien-Lainz stellt eine Aktivität im Jahre der Famüie dar und ist daher aus dessen Zielsetzung zu verstehen. Das Jahr der Famüie soll Impulse für eine Gesellschaftsreform aus einer Gesinnungsreform sein durch bewußte Hinwendung zur gelebten Famüie. Es ist der Versuch, eine Antwort auf die Probleme der Industriegesellschaft anzubieten. Ein solches Bemühen macht die Tatsache der zunehmenden Uberforderungserscheinungen des Menschen notwendig, wie sie in den zunehmenden Ehescheidungen, Selbstmorden, Drogenabhängigkeiten zum
Gesellschaft und Familie stehen in enger Wechselbeziehung. Die im vorigen Jahrhundert begonnene und vielleicht ihren Höhepunkt schon überschreitende Industrialisierung veranschaulicht dies deutlich. Die Versuchung liegt nahe, die heutige Familie als Produkt der Industrialisierung zu bezeichnen. Dabei hat sich die Familie als in höchstem Maß flexibel erwiesen und einen tiefgreifenden Funktionswandel erfahren. Sie zeigte sich als ein gleichsam sich selbst regulierendes System im Dienste der Person und der Gesellschaft. Es mag bewundernswert scheinen, was die Kernfamilie unserer Jahrzehnte an Humanität geleistet und in welch hohem Maß sie sich als stabil herausgestellt hat. Nun, diese Feststellungen sollen keine Einleitung für das Bild einer heilen Welt der Familie sein. Sie müssen aber getroffen werden, um jener Hunderttausende von Menschen willen, die sich mühen, Familie zu leben.