Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) über Antisemitismus in Österreich, den Dialog mit den Muslimen, das „kaputte“ Schengensystem, Klima-Aktivisten und die aktuellen Vorwürfe gegen die Volkspartei.
Sprachgewaltig wird angesichts von Ukrainekrieg und ungebremster Klimakatastrophe das Ende der Welt herbeigeschrieben. Dabei blüht die theologische Diktion – und sie bleibt zugleich seltsam stumm. Ein Essay.
Sie gilt als Grande Dame der österreichischen Schauspielkunst: die Tirolerin Julia Gschnitzer. Vor fünf Jahren hat sie ihren Bühnenabschied gefeiert, doch in Radio und TV ist sie weiterhin aktiv. Am 21. Dezember feiert sie ihren 90. Geburtstag.
Im Großwerk „Auch eine Geschichte der Philosophie“ folgt Jürgen Habermas den Spuren einer „Genealogie des nachmetaphysischen Denkens“ entlang der historischen Debatten zu Glauben und Wissen.
Er hat es einem nicht leicht gemacht. Er gehörte zu jener Spezies von Gelehrten, die man ob ihrer Argumentationskunst und Prinzipientreue bewunderte, ohne diesen Weg selber mitgehen zu können, ahnte man doch, dass dies den Geist einer vergangenen Welt atmete. Stets lag daher auch eine gewisse Tragik in den letzten Wortmeldungen Robert Spaemanns, des im besten Sinne des Wortes katholischsten deutschsprachigen Philosophen. Ob Gender, Homosexualität, der "Alte Ritus" in der Messe, Atomenergie oder Fragen der Menschenwürde: Kaum ein Thema, in dem er nicht querdachte. Applaus bekam er dabei vor
Für den Philosophen Ugo Perone geht die Säkularisierung nicht schmerzfrei vonstatten. Dennoch ist gerade die Religion gefordert, sich in ihr produktiv zu behaupten.
Heimat heute?"Mir san halt scho lang nimmer nur mir. Sondern Europa, Islam, Multikulti, Zuwanderungsgesellschaft, Patchworkfamilien - das kann man ablehnen, aber nicht wegschreiben, nicht durch Stacheldraht an Grenzen und in Hirnen fernhalten.""Es genügt schließlich nicht, konservativ zu empfinden -es braucht eine intellektuelle Grundierung dieser Haltung, ansonsten droht sie zu einer Prolongierung der Gegenwart zu verkommen."Es ist nicht leicht, in diesen Tagen ein aufrichtiges politisches Bekenntnis zu sprechen. Allüberall hat der Vor-und Nachwahlkampf verbrannte Erde hinterlassen.
Charles Taylor geht es um den Nachweis, dass Sprache nicht allein dazu dient, Tatsachen zu benennen und zu kommunizieren. Vielmehr dient sie der "Erschaffung von Bedeutung", ja der Erschaffung von Welt.
Gewaltforscher Andreas Zick über die Zunahme der
Menschenfeindlichkeit in den Gesellschaften: Auch Bildung, meint er,
schützt nicht per se vor Hass und Gewalt.
Der Theologe und Politik-Philosoph Jürgen Manemann warnt vor vorschnellen Erklärungen zu den Anschlägen von Paris oder des IS. Es geht dabei primär nicht um die Frage von Religion und Gewalt. Aber die Religion ist gefordert.
Er zählt zu den schillerndsten Intellektuellen der USA: Cornel West ist ein charismatischer Redner und Berater höchster politischer Kreise. Die Universitäten Harvard und Princeton streiten sich um ihn. Er produziert mit Jugendlichen Hip-Hop-CDs. Und er ist Philosoph, Prediger, Prophet.DIE FURCHE: Herr Professor West, Sie haben im Kino-Blockbuster "Matrix“ mitgespielt und machen CD-Projekte mit Hip-Hop-Musikern. Für einen Harvard-Philosophen ein etwas ungewöhnliches Metier, oder?Cornel West: Nein, ich verstehe mich nicht als rein akademischen Philosophen, sondern als radikal
Politikverdrossenheit war gestern: unter der Seitenblicke-Oberfläche professioneller Politik haben soziale Initiativen eine neue Leidenschaft für die Politik entdeckt.
Die Finanzwirtschaft ist ein Casino, in dem man mit kleinen Einsätzen viel Geld gewinnen, aber genauso mit wenigen Handgriffen unermessliche Summen verzocken kann. Letzteres erfährt die katholische Kirche in Slowenien am eigenen Leib. Sie steht - genauer gesagt die Erzdiözese Maribor - vor einem Schuldenberg von unvorstellbaren 800 Millionen Euro.Was war passiert? Zwei mehrheitlich in Kirchenhand befindliche Fonds - Zvon Ena und Zvon Dwa ("Glocke eins“ und "Glocke zwei“), über die die Erzdiözese Maribor an 27 slowenischen Unternehmen beteiligt war, gingen infolge der Wirtschaftskrise
In den USA ist der schillernde Intellektuelle und Kulturkritiker Cornel West ein Star. In Europa kennt ihn - noch - kaum jemand. Ein Buch stellt sein Denken nun erstmals auf Deutsch vor.Er ist mittlerweile drei Wochen her. Der Weltuntergang. Und wir leben immer noch. Wie verbringen wohl all die Jünger der Apokalypse ihren Alltag? Jagen sie vielleicht die Propheten des jüngsten Tages zum Teufel? Denn wenn man etwas aus dem ganzen Palaver lernen kann, dann vielleicht gerade dies: Die Bedeutung wirklicher - biblischer - Prophetie.Denn eines ist so offenbar wie das Ende des Maya-Kalenders: Der
Den Glauben als "Option“ begreifen: Religionssoziologen wie Hans Joas werden zu Stichwortgebern für die Zukunft des Christentums in Europa.Epochenwenden brauchen ihre Zeit. Elf Jahre ist es her, dass sich Jürgen Habermas in einer vielbeachteten Rede über "Glauben und Wissen“ weit aus dem Fenster nachmetaphysischen Denkens lehnte und mit der Diagnose einer "postsäkularen Gesellschaft“ ein neues Kapitel in der Debatte zwischen einer vorwiegend areligiöser Kultur und der Religion aufstieß. "Eine Säkularisierung, die nicht vernichtet, vollzieht sich im Modus der Übersetzung“
Am 5. Mai wird der große Denker und bekennende Katholik Robert Spaemann 85 Jahre alt. Kaum eine intellektuelle Debatte der letzten Jahre kam ohne den Konservativen aus.Lang ist der Weg, dunkel und steil. Wer alle 14 Kreuzwegstationen auf dem Waldweg abgehen und gar beten will, braucht einen guten Atem. Belohnt wird er mit einem prächtigen Blick von der auf einer Anhöhe thronenden Trappistenabtei Mariawald. Ihr Ort: die Eifel im äußersten Westen Deutschlands. Hierher verirrt man sich nicht, hierher kommt man bewusst. Weil man das strenge, von harter körperlicher und geistlicher Arbeit und
Nicht nur der Glaube kann helfen, dem Tod zu widerstehen. Auch die Philosophie bietet mehr als Ansatzpunkte dazu an.Jetzt beginnt wieder die "dunkelste Zeit des Jahres“, die sich als Ahnung der eigenen Vergänglichkeit auf die Seele legt. Zur Bewältigung kann man auf die Religion zurückgreifen, aber auch die Philosophie bietet dazu einiges an.Die größte Anstrengung des Menschen besteht - einem Wort Elias Canettis zufolge - darin, "sich nicht an den Tod zu gewöhnen“. Er ist unausweichlich, dennoch will niemand wahrhaben, dass er sterben wird. Alles beginnt mit einem ersten Atemzug -
Sie gehört wohl zu den ältesten und komplexesten Fragen von Philosophie und Theologie: die Frage, was der Mensch sei. Ein Wesen, dessen Menschsein in der Fähigkeit besteht, die bloße Leiblichkeit zu übersteigen - oder aber ein Wesen, gefangen im Käfig biologischer Prädestinationen?Dass es sich bei dieser Frage nicht um ein bloßes theoretisches Glasperlenspiel handelt, sondern wichtige, auch in den Alltag hineinragende ethische Probleme berührt werden, liegt für die Wiener Moraltheologin Sigrid Müller auf der Hand. Nicht zuletzt die aktuellen Euthanasie-Debatten zeigten, dass es
Der Theologe Johann Baptist Metz plädiert für eine "Mystik der offenen Augen“. Damit meint er, es gelte, die politische Mystik der Bibel wiederzuentdecken."Der Christ von morgen wird ‚Mystiker‘ sein, oder er wird nicht mehr sein.“ Wohl kaum ein Satz des Theologen Karl Rahner wird heute häufiger zitiert, wenn es gilt, die Hoffnung zum Ausdruck zu bringen, dass Religion und Kirche in den Stürmen der Säkularisierung auch zukünftig nicht untergeht. Tatsächlich verweisen Trendforscher seit den 1990er-Jahren auf die wachsende Bedeutung von Spiritualität und Mystik - auch wenn die
Im Eiltempo holen die arabischen Gesellschaften ihre demokratische Modernisierung nach. Was freilich derzeit - noch - fehlt, ist die politisch-philosophische Begleitmusik.Seit rund einem halben Jahr steht die politische Welt im arabischen Raum Kopf - und zugleich die Ideenwelt in unseren Köpfen. Regime erzittern unter den Revolutionen ihrer demokratisch entfesselten Völker. So klar dabei der Ruf nach Freiheit, Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit ist, so groß ist plötzlich die Verwirrung im bis dahin geordneten Ideenhorizont des Westens. Galten nicht die arabischen und
Von allen Sinnesorganen will die Nase am edelsten betrogen werden. Dabei entscheidet sie mehr als alle anderen Sinne über Image, Gedeih und Verderb einer anderen Person. Ein kurzer kulturhistorischer Streifzug durch die komplexe Soziologie des Geruchssinns mit dem Philosophen Georg Simmel und dem Parfummarkt-Experten Bodo Kubartz.Es muss nicht immer der Geruch von Schießpulver in der Luft liegen, wenn Geschichte geschrieben wird. Manchmal ist es auch der Duft von Farn und Lavendel. So etwa 1793, als Marie Antoinette dem Tod unter dem Schafott entgegensah, umduftet von "Quelques Fleurs“,
Der Hannoveraner Theologe Jürgen Manemann über die Atom-Debatte in Deutschland, die Möglichkeiten einer Energiewende und die unerwartete Renaissance des Wiener Technikphilosophen Günther Anders (1902-92).
Die Rede vom "aggressiven Säkularismus“ wird zum Kampfbegriff und droht, eine redliche Diskussion über Säkularisierung zu überlagern.Wie oft mag sich der deutsche Rechtsphilosoph und ehemalige Bundesverfassungsrichter Ernst Wolfgang Böckenförde schon gewünscht haben, diesen Satz niemals geschrieben zu haben! "Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.“ Durch diesen einen Satz, nachzulesen in seinem Werk "Staat, Gesellschaft, Freiheit“ von 1976, avancierte Böckenförde - ungewollt und ungerechtfertigt - zum Liebling des
Der angelsächsische "neue Atheismus" umspült auch Europa mit immer demselben Gedanken: | Wissenschaftliche Evidenz sagt, es gibt keinen Gott. Aber der "Fels des Atheismus" ist stumpf."Habt ihr nicht von jenem tollen Menschen gehört, der am hellen Vormittag eine Laterne anzündete, auf den Markt lief und unaufhörlich schrie: 'Ich suche Gott! Ich suche Gott!' Da dort gerade viele von denen zusammenstanden, welche nicht an Gott glaubten, so erregte er ein großes Gelächter [?] Der tolle Mensch sprang mitten unter sie und durchbohrte sie mit seinen Blicken. 'Wohin ist Gott?' rief er, 'ich
Seit 2. Dezember existiert das Flaggschiff der katholischen Publizistik in Deutschland, der "Rheinische Merkur", nur mehr in Form einer Beilage in der Hamburger "Zeit". Gesundschrumpfen heißt die Parole, Insider sprechen von einem Tod auf Raten."Grande Dame hakt Götterboten unter" - so rasch lässt sich der bitterste Einschnitt im katholischen Pressewesen in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg feuilletonistisch einkleiden: Die "Grande Dame" unter den Wochenzeitungen - die Zeit - hat sich "den zierlichen Götterboten" - den Rheinischen Merkur - einverleibt, der "als emanzipierter Mann
Vom 10. September an absolviert der neue serbisch-orthodoxe Patriarch Irinej die erste Auslandsreise: Er kommt nach Wien, der viertgrößten serbischen Stadt.Mit rund 400.000 Mitgliedern stellt die serbische Community die weitaus größte ethnische Gruppe in Österreich dar, 200.000 davon allein in Wien. Nach Belgrad, Novi Sad und Chicago ist Wien damit also die „viertgrößte“ serbische Stadt. Wenn von katholischer Seite die Rolle Wiens als Brückenkopf zwischen Ost und West beschworen wird – hier findet man ihn: in der überwiegend tief religiös geprägten serbischen Community.So eng
Mit ihrer „70-10“-Tour meldet sich ein Urgestein der Popgeschichte zurück: Supertramp. Auch 40 Jahre nach ihrer Gründung zieht die britische Band noch in ihren Bann.Es ist das Wesen einer Flaschenpost, unbeeindruckt den Stürmen der Zeit zu trotzen und ihren Inhalt schließlich unversehrt und frisch oft erst nach Jahrzehnten wieder preiszugeben. Eine solche Flaschenpost aus der Musikgeschichte stellt auch das Werk jener britischen Band dar, die ab 2. September mit einer großen Tournee durch Europa und einem Gastspiel am 8. September in Wien ihr 40-jähriges Bestehen feiert: Supertramp.
Mit seinen ungewöhnlichen Thesen bringt der Philosoph Charles Taylor neuen Schwung in die alte Diskussion über das Verhältnis von Staat und Religion.Lange galt es als ausgemacht: Religion und Moderne vertragen sich nicht – im Gegenteil. Religion bremse die gesellschaftliche Modernisierung, als Amalgam von Tradition, Institution und Mythos hemme sie die volle Entfaltung der Vernunft, ihre Marginalisierung bedeute daher einen Freiheitsgewinn, eröffne Horizonte und entlasse den Menschen damit aus seiner selbstgewählten Unmündigkeit. Säkularisierung als komplexer Prozess nicht nur der
Die Ermordung eines katholischen Bischofs in der Türkei verdeutlicht die schwierige Situation der christlichen Kirchen: Sie ringen verzweifelt um ihren Status in Recht und Gesellschaft.„Das Christentum ist bis heute gewissermaßen ein Fremdkörper in der türkischen Kultur geblieben. Außerdem haben wir als Kirche keinen Rechtsstatus, wir existieren de facto, aber nicht de jure.“ – Es ist Anfang Juni 2008. Brütende Hitze liegt über Iskenderun, einer Bezirksstadt im Südosten der Türkei. Wohl geschützt von dichtem Blätterwerk sitzen einige Journalisten im Innenhof eines kleinen
Nach teils hitzigen Debatten, in denen Reformhunger und Loyalität zur Kirche gleichermaßen zum Ausdruck kamen, endete der große Kongress der Pfarrgemeinderäte in Mariazell emotional versöhnlich. In der Sache hat man sich allerdings vertagt.Rettungspakete sind derzeit in aller Munde. Banken benötigen sie, ganze Staaten werden so vor dem Ruin bewahrt. Auch in der Kirche gibt es diesen Ruf nach einem Rettungspaket, nach Reform – und dies nicht erst seit dem akuten Aufbrechen der Missbrauchsenthüllungen. Priestermangel, der Verlust finanzieller Handlungsspielräume durch eine ungebrochene
1989 war auch für die Philosophie ein Wendejahr: Während Konservative an den Sieg des Kapitalismus und ans „Ende der Geschichte“ glaubten, übten sich Linke in Trauerarbeit, Man kann das Jahr vor der Wende aber auch als Initialzündung für eine demokratische Erneuerung „von unten“ lesen. Das Zauberwort lautet hierzu „Zivilgesellschaft“.Demokratien haben ihre Rhythmen. Zeiten der Krise wechseln sich ab mit Zeiten demokratischer Verdichtung. Nach dem britischen Politikwissenschaftler Colin Crouch lässt sich dieser Verlauf als zwischen zwei Extremen mäandernde Kurve zeichnen.
Seit mehr als vierzig Jahren ist Jürgen Habermas ein wichtiger Stichwortgeber für den öffentlichen Diskurs. Bilanz einer politisch-theologischen Biografie - zum 80. Geburtstag."Ich bin alt, aber nicht fromm geworden." - Selbst ein Philosoph wird mitunter schroff, wenn es um die oftmals eher vermuteten denn tatsächlichen Übergänge zwischen Werk und Biografie geht. So auch Jürgen Habermas, der große und - wie er selbst sagt - "alte" Mann der deutschen Sozialphilosophie, der am 18. Juni seinen 80. Geburtstag feiert. Brüsk weist er bis heute all jene in die Schranken, die nach seinen
Der Ausnahmemusiker Hubert von Goisern tourt derzeit mit seinem neuen Album "S'Nix" durch Österreich und Deutschland - und präsentiert dabei zugleich die Früchte seiner ausgiebigen Schiffstournee über die Donau. Seine Musik dient auch dem vereinten Europa.Leinen los. Anker lichten. Segel setzen. Auf zu neuen Ufern. Für Künstler wie für Journalisten ist eine Schiffsreise eine dankbare Angelegenheit. Künstlern eröffnet sie neue Perspektiven, sie hilft, Auge und Denken zu entschleunigen und sich auf die Musik zu konzentrieren. Journalisten eröffnet sie einen wahren Schatz an Metaphern -
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem Konzert und lauschen gebannt einem berührenden Konzert. Die Musik verzaubert Sie … und plötzlich klingelt ein Handy. Der Bann ist gebrochen, der Zauber zerstört. Mit diesem Bild beschreibt der US-Philosoph Daniel Dennett in seinem nun auf Deutsch erscheinenden Buch „Breaking the Spell“ („Den Bann brechen“) seine Absicht, religiöse Menschen durch das Feuer der Aufklärung zu jagen und so aus ihrer religiösen Verzückung zu reißen. Sein Buch möchte jenes Handy sein, aus dem heraus die bloße Vernunft so laut und durchdringend bimmelt,
Von der "Mystik der offenen Augen". - Johann Baptist Metz wird am 5. August 80 Jahre alt. Seine "Neue Politische Theologie" gilt als eine der letzten profilierten Theologien.
Spurensuche auf den Wegen, die der Apostel Paulus in Kleinasien durchschritten hat.Weltgeschichte ereignet sich oftmals im Kleinen, in Gesten, Symbolen, in Nebensätzen - so auch im Fall des Christentums: Eine unscheinbare Stelle in der "Apostelgeschichte" dokumentiert wie keine andere Stelle im Neuen Testament den Ort und den Umstand des Ursprungs dieser religiösen Bewegung: In Antiochia nannte man die Jünger zum ersten Mal Christen (Apg 11,26), heißt es da. Vorausgegangen sind dieser Aussage zahlreiche Predigten vor Juden, Heiden, Einwohnern der Region - auch Streitigkeiten, Verfolgung
Die Verfilmung des Weltbestsellers "Gespräche mit Gott" von Neale Donald Walsch entpuppt sich als um Zustimmung heischende Predigt.Von Gilbert Keith Chesterton, einem englischen Autor und Theologen an der Schwelle des 20. Jahrhunderts, stammt der Ausspruch: "Wenn der Mensch aufhört, an Gott zu glauben, glaubt er nicht an nichts, sondern an alles Mögliche. Dies ist die Stunde der Propheten - und sie kommen in Scharen". Eine cineastische Entfaltung dieses Zitats ist derzeit in den Kinos zu sehen - in der gleichnamigen Verfilmung des Weltbestsellers von Neale Donald Walsch, "Gespräche mit
"Narrative Dogmatik": henning klingen hat die Bücher über Benedikts XVI. "Jesus von Nazareth" gelesen.In katholischen Kreisen ist man sich einig: es war "das" Buchereignis des Jahres 2007: das Buch "Jesus von Nazareth", vorgelegt von keinem Geringeren als Papst Benedikt XVI./Joseph Ratzinger. Innerhalb kürzester Zeit avancierte es zum Bestseller. Bislang wurde es nahezu zwei Millionen Mal verkauft. Weltweit kümmern sich 42 Verleger um die Verbreitung des Buches in über 30 Sprachen. Eine gewaltige Medienmaschine ist angelaufen und das zuletzt durch den breiten Markt an Esoterik- und
Weil er ein "Soldat Gottes" ist, fügt sich Moskaus katholischer Erzbischof in seine Absetzung.Moskau am vorletzten Sonntag: In der katholischen Kathedrale verklingen gerade die letzten Takte des "Halleluja", als der amtierende Moskauer Erzbischof, Tadeusz Kondrusiewicz, im Kreise seiner Gemeinde mit zitternder Stimme bekannt gibt, dass er Ende des Monats seinen Stuhl räumen wird. Immer wieder verstummt der Erzbischof, seine Stimme überschlägt sich, Tränen rinnen ihm über die Wangen. "Ich gehe in Gehorsam und großem Respekt vor dem Willen des Papstes", soll er wenig später einer Gruppe
Die Vorstellung, dass Modernisierung notwendig zur Säkularisierung führt, ist zusammengebrochen, meint der Soziologe Hans Joas im Furche-Gespräch.Die Furche: Herr Professor Joas, der große deutsche Soziologe Max Weber, dem Sie als Leiter des "Max-Weber-Kollegs" in Erfurt ja in gewisser Weise verpflichtet sind, gilt als "Vater" des Säkularisierungstheorems, d.h. als "Vater" jener These, dass gesellschaftliche Modernisierung mit einem Niedergang der Religion einhergeht. Nun wird neuerdings allerorten von einer "Wiederkehr der Religion" gesprochen. Hat sich Max Weber also geirrt?Hans Joas:
George Weigel und die (neo)konservative Interpretation des gegenwärtigen Pontifikats.Was macht einen Autor, was macht ein Buch zum ,Klassiker'? Fachliche Kompetenz, gepaart mit sprachlicher Eleganz und einem gewissen stilistischen Esprit sind zweifellos unabdingbare Ingredienzien des Klassikers. Unterschätzt wird - gerade im Bereich der ereignisbezogenen Fachbücher - zumeist der Faktor des richtigen "Timing". Auch das muss nämlich exakt stimmen, um ein Buch nicht nur auf einer Buchmesse erfolgreich anpreisen zu können, sondern über einen langen Zeitraum gute Absatzzahlen zu erreichen.Der
"Neuer Atheismus" formiert sich jenseits des Atlantiks. Europa schaut fasziniert zu, braucht die Debatte jedoch nicht zu fürchten: Es hat größere Sorgen. Eine neue Welle der Religionskritik setzt aber der von ihr konstatierten "Theologisierung" von Politik und Gesellschaft die Gott-Losigkeit entgegen - unterschiedlich akzentuiert, wie das furche-Dossier exemplarisch darstellt. (Redaktion: Otto Friedrich)
Ein Teller Suppe - immer mehr Menschen, denen man ihre Armut auf den ersten Blick nicht ansieht, stellen sich dafür beim "Canisibus" der Caritas an.Spalterbsensuppe" sagt Raphael, hebt seinen Blick vom Speiseplan und verschwindet in der Speisekammer. Raphael, Zivildiener im "JUCA", dem Haus für junge Erwachsene der Wiener Caritas, wirbelt durch die Küche der Caritaszentrale. Aus 100 Liter Wasser, einem Sack Karotten, einer Kiste Zwiebeln, zehn Kilo Erbsen und Gewürzen zaubert er in einem Edelstahlkessel jene Suppe, die der Jesuitenpater Georg Sporschill vor 17 Jahren zum ersten Mal an
jürgen manemann plädiert für eine "tiefe Diesseitigkeit" der Christen, wie es schon Bonhoeffer formuliert hat.Die Furche: Herr Professor Manemann, Religion ist wieder in aller Munde. Sei es in der Frage europäischer Grundwerte oder in der Frage nach der Rolle des Islam in Europa - überall drängt das Thema Religion auf die Agenda öffentlicher Debatten. Müssen europäische Gesellschaften sich heute erneut der "Gretchenfrage" stellen, wie sie es selbst mit der Religion halten?Jürgen Manemann: Weltweit gesehen muss man sicherlich sagen, dass die Religionen auf dem Vormarsch sind. Für die
Seit 18 Jahren arbeitet und lebt die deutsche Ärztin und Ordensfrau Chris Schmotzer in Pakistan für die nichtstaatliche Organisation "Aid to Leprosy Patients" (Hilfe für Lepra-Patienten). Im Furche-Interview berichtet sie von den Problemen, als Christin in einem islamisch dominierten Land zu leben, und vom Wiederaufbau nach dem verheerenden Erdbeben.Die Furche: Mittlerweile liegt das verheerende Erdbeben in Pakistan ein Jahr zurück. Sie waren als Ärztin und Vertreterin der nichtstaatlichen Organisation (NGO) "Aid to Leprosy Patients" als eine der ersten europäischen Hilfsorganisationen
Warum Religion? Warum Gott? Eine Fülle an Büchern zum Thema überschwemmt den Markt. Anmerkungen zu einer exemplarischen Auswahl daraus.Religiöse Buchtitel, wohin das Auge schaut: Unter dem Schlagwort "Religion" versammelt allein "Amazon", der mittlerweile größte Buchumschlagplatz im Internet, derzeit 15.629 Bücher - die Flut der Lebenshilfeliteratur noch nicht einmal mitgezählt. Immerhin noch 2.104 Publikationen tragen "Gott" im Titel. Stellt die Literatur einen Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen dar, so könnte man tatsächlich auf die Idee kommen, dass Religion wiederkehrt oder
Im Buch "Memoria passionis" formuliert Johann Baptist Metz sein theologisches Vermächtnis als Plädoyer für eine leidsensible Kultur des Gedächtnisses.In der öffentlichen Wahrnehmung von Religion und Theologie gibt es ein markantes Ungleichgewicht: Ist Religion nämlich offensichtlich wieder zum Gesprächs-und Diskursthema avanciert, so bleibt die Theologie - als (Geistes-)Wissenschaft wie als Disziplin mit gesellschaftskritischem Potenzial - zumeist sprach-und kraftlos im Hintergrund. Im inneren Kreis der Fachtheologie mögen die Argumente geschmeidig klingen und überzeugen, vor dem
Der deutsche Staatsrechtler und ehemalige Verfassungsrichter ernst-wolfgang böckenförde sieht auch den "Karikaturenstreit" nicht als "Kampf der Kulturen". Ein Gespräch über das Verhältnis von westlicher und muslimischer Welt, die Bedeutung des Christentums für Europa - und die Hoffnung auf ein österreichisches Nein zum EU-Beitritt der Türkei.Die Furche: Der Streit um die dänischen Mohammed-Karikaturen wurde von einigen als gezielter Angriff auf die westlichen Vorstellungen von Freiheit und Verfassung gewertet. Wie schätzen Sie diesen Streit ein?Ernst-Wolfgang Böckenförde: Der
600 Millionen - protestantische und orthodoxe - Christen repräsentiert der Ökumenische Rat der Kirchen, der in Porto Alegre seine Weltversammlung abhielt.Es ist eine alte Weisheit, dass nur dasjenige in Erinnerung bleibt und zum Antrieb verändernden Handelns wird, was nicht aufhört, weh zu tun. Das gilt auch für die Ökumene, wie es der Zentralausschuss-Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen, der armenische Katholikos Aram I., in seiner Grundsatzrede auf der 9. Vollversammlung des Rates in Porto Alegre festhielt, die unlängst zu Ende ging: "Ich glaube, dass jede Form der
Seit der Wahl Benedikts XVI. am19. April schießen Publikationen, die sich mit Person und Profil Joseph Ratzingers befassen, aus dem Boden. Ein Streifzug durch fünf Porträts des neuen Papstes in Buchform.Das Christentum als "dritten Weg" zwischen Säkularismus und Fundamentalismus darzulegen, es dem Intellekt als einleuchtend, dem religiös empfänglichen Ohr als Grundmelodie anzuempfehlen, dies ist dem Zeit-Journalisten Jan Ross zufolge der Kern der Botschaft Papst Benedikts xvi., der Kern des "Benedikt-Projekts".Der Erfolg dieses Projekts hängt von zwei Fragen ab: gelingt es, die
Ungewissheit - prägendes Merkmal der Gegenwart - auszuhalten, fällt schwer. Vielfältige Suche nach Gewissheiten hat eingesetzt: Sie mag menschlich sein, aber ist sie auch christlich? Versuch einer kritischen Analyse des Weltjugendtags.Katholisch bedeutet umfassend, weltumspannend - immer noch. Das konnte man in diesen Tagen in Köln auf eindrucksvolle Weise erleben. Wo an einem Ort Jugendliche aus aller Welt zusammenkommen, wird Kirche wirklich Weltkirche. Das ließ sich an den zahlreichen Begegnungen, den gemeinsamen Gesängen in Bussen, auf Bahnsteigen und dem gemeinsamen Beten in
Drei Spaziergänge, die an denkwürdige Orte der Erinnerung in Wien führen, als Buch.Denkmale haben, so der Schriftsteller Robert Musil, eine Vielzahl von Eigenschaften. Deren auffälligste sei es jedoch, "daß man sie nicht bemerkt".Natürlich gibt es auch die anderen, jene Denkmale, an denen letztlich keiner vorbeikommt - gerade in Wien. Die Pestsäule am Graben, das Schillerdenkmal, das Mahnmal auf dem Judenplatz. Mit Musil mag man sie als "energische Denkmäler" bezeichnen. Sie prägen die offizielle Kulisse Wiens wie das Burgtheater oder der "Steffl" und als Tourist kann man sich nicht
Der Abgesang auf Religion in der modernen Welt ist so alt wie die Moderne selbst. Dagegen regt sich auch Widerstand: In der "Langen Nacht der Kirchen" sollte das Eis großstädtischer Säkularität gebrochen werden.Normalerweise ist auf Dietrich Bonhoeffer Verlass. Als visionärer Theologe diente er immer wieder als treffender Stichwortgeber. Und so zitieren kirchen(selbst)kritische Beiträge gern die Bonhoeffer'sche Prognose: "Wir gehen einer völlig religionslosen Zeit entgegen. Die Menschen können einfach, so wie sie nun einmal sind, nicht mehr religiös sein." Doch in jüngster Zeit
Zwei Zeitschriften für europäischen Diskurs: "WestEnd", die wiedererstandene "Zeitschrift für Sozialforschung" (Frankfurt), und "Transit" aus Wien.Frankfurt-Westend: Elegante Villen im Schatten der Banken- und Versicherungstürme, aufgeräumte Straßenzüge, großzügige Gartenanlagen. Kaum zu glauben, dass sich inmitten dieser Vorzeigegegend mit dem seit 80 Jahren bestehenden Institut für Sozialforschung eine Einrichtung befindet, die sich bewusst in der Tradition linker Gesellschaftskritik sieht. Kaum zu glauben auch, dass das zentrale Organ des Hauses, die 1932 gegründete Zeitschrift
Am 17. Jänner begehen Österreichs Kirchen den "Tag des Judentums": Ein Anlass, nach dem Stand des jüdisch-christlichen Gesprächs zu fragen. Trotz aller Bemühung hat die christliche Theologie noch ein gutes Stück Weg vor sich - wie auch ein Band der renommierten Reihe "Quaestiones disputatae" zeigt.H euer wird - wegen seines 100. Geburtstags und 20. Todestages im März - intensiv Karl Rahners gedacht: Die Erkenntnisse und Forderungen eines der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts haben als "Selbstverständlichkeiten" in die Theologie Eingang gefunden. Zu Rahners größten