GASTKOMMENTAR. Einen "Sündenfall der ÖVP" diagnostizierte Parteidissident Karl Trischler: Die Partei habe sich unter Sebastian Kurz weit von ihren ursprünglichen Werten entfernt und ihre Prinzipien verraten. Ein katholischer Publizist hält dagegen.
Architektur, bildende Kunst - und ein neunstündiger neuer Stoppard.Wer heute London besucht, wird nicht nur mit einem vielfältigen und reichhaltigen Kulturangebot belohnt, auch das architektonische Bild der Stadt ändert sich laufend. So ist es unter anderem ein erklärtes städtebauliches Ziel, das ehemals schummrige und heruntergekommene Südufer der Themse Schritt für Schritt in eine "String of Pearls" zu verwanden. Letztes Glanzstück in dieser Perlenkette ist das neue Londoner Rathaus, das der streitbare Bürgermeister Ken Livingstone bei Stararchitekt Norman Foster in Auftrag gegeben
Rowan Williams, Erzbischof von Wales, wurde Ende Juli zum neuen geistlichen Oberhaupt der krisengeschüttelten Church of England ernannt.Noch heuer wird die anglikanische Kirche, nicht nur für England selbst, sondern auch in Bezug auf die weltweit existierende "Anglican Communion" mit dem bisherigen Erzbischof von Wales, Rowan Williams, ein neues spirituelles Oberhaupt erhalten. Der mit einer Theologieprofessorin verheiratete Bischof ist mit seinen nur 52 Jahren der jüngste Inhaber dieses Amtes seit 200 Jahren. Seine Bestellung wird - mit wenigen Ausnahmen - allseits begrüßt, denn sie
Das Wiener Dom- und Diözesanmuseum zeigt "Gold aus Armenien".Nach dem Gold der Pharaonen im Kunsthistorischen Museum glänzt nunmehr "Gold aus Armenien" im Wiener Dom- und Diözesanmuseum. Damit ist letztmals Gelegenheit, die Kirchenschätze der östlichsten Christen Europas im Ausland zu bewundern. Kardinal Schönborn und der Stiftung "Pro Oriente" war es im vergangenen Jahr - als die armenische Kirche ihr 1.700-jähriges Bestehen feierte - gelungen, den Katholikos aller Armenier, Karekin II. zu bewegen, wertvolle Leihgaben aus seinem Kirchenschatz für diese Schau zur Verfügung zu stellen.
Der "Garten Englands" lockt mit verzauberten Gärten, Burgen und gepflegten LandschaftenKent wird auch heute noch zurecht der "Garten Englands" genannt: hier gedeihen Obst und Gemüse prächtig, früher war auch der Hopfen hier weitverbreitet, aber seit es sich in der EU herausgestellt hat, dass es billiger ist, diesen aus Deutschland zu importieren, wird hier - wieder - Wein angebaut.Industrie findet sich hier kaum, und deshalb gehört diese Region auch zu einer bevorzugten (teuren) Wohngegend für viele Menschen, die fünf Tage die Woche geduldig mit Bahn und Underground nach London pendeln.
Das charmante und umweltfreundliche Verkehrsmittel Straßenbahn erlebt eine Renaissance, sogar in Städten wie London oder Paris.Ein Mensch schaut in der Straßenbahn/Der Reihe nach die Leute an:/Jäh ist er zum Verzicht bereit/ Auf jede Art Unsterblichkeit. Ganz so schlimm, wie Eugen Roth dichtete, ist es nicht, mit der Straßenbahn zu fahren. Dennoch sah es nach dem zweiten Weltkrieg so aus, als würde die Straßenbahn in vielen Ländern ihren 100. Geburtstag nicht mehr erleben. Zu übermächtig erschienen die angeblichen Sachzwänge der Motorisierung, die einerseits U-Bahnen, andererseits
Ultimatum an Serbien! Tarock gespielt und viel verloren", so lautet die Tagebucheintragung Leo Perutz' vom 24. Juli 1918, der sich damit als passionierter Tarockspieler ausweist. Er war kein Einzelfall, so meinte Anton Kuh über den tarockbesessenen Alfred Polgar: "Herrgott, was könnte aus dem Mann werden, wenn er hier nicht stundenlang tarockspielend säße!" Auch Mozart, Nestroy, Johann Strauß und Sigmund Freud, Brahms, Lehár und Kálman teilten diese Leidenschaft und spätestens mit Herzmanovsky-Orlando kam das "Reich der Tarocke" (später "Tarockanien" genannt) auch zu literarischen
Universitätsprofessoren wittern eine Gefahr für die akademische Freiheit und suchen im In- und Ausland nach Unterstützung.Die akademische Freiheit in Österreich ist in Gefahr", titelt ein Schreiben, mit dem eine Gruppe rund um den Wiener Historiker Michael Weinzierl um Unterstützung gegen das "right-wing government" im In- und Ausland wirbt. In dem Schreiben sparen die Proponenten nicht mit Unterstellungen gegen die angebliche Absicht von Blau-Schwarz, mit einem neuen Universitätsgesetz eine "autoritäre Universität" errichten zu wollen. Die Professoren rund um Weinzierl beklagen sich
Zehn Jahre ist es heuer her, dass die Landesausstellung "Kunst des Heilens" in der Kartause Gaming stattfand, die mit rund 370.000 Besuchern eine der erfolgreichsten Landesausstellungen in Niederösterreich war. Mit der Landesausstellung ist aber das Interesse an der Kartause nicht zurückgegangen. Das liegt wohl nicht nur an der ungebrochenen Anziehungskraft dieses besonderen Ortes im Ötscherland sondern auch am Ideenreichtum des Retters der Kartause Gaming, dem es gelungen ist, dieser Ruine im wahrsten Sinn des Wortes neues Leben einzuhauchen.Begonnen hatte der Niedergang des Baukomplexes
Tony Blair habe kein "göttliches Recht auf das Regierungsamt",
wettert die Presse. Was fehlt, ist aber eine Opposition, die dem
Premier sein Amt streitig macht.
Die IRA öffnet ihre Waffenlager zur Inspektion, und die nordirischen
Protestanten lassen die Katholiken wieder in die Regierung. Ein
Kompromiss auf wackeligen Füssen.
Vieles kann ein Katholik im Vereinigten Königreich werden. Den Thron
besteigen darf er nicht: Die Diskrimierung ist immer noch nicht
völlig ausgeräumt.
Der Wunsch der vier Millionen Katholiken in England und Wales noch vor Weihnachten einen neuen Primas zu erhalten, ging nicht in Erfüllung. Nunmehr verdichten sich aber Hinweise, daß im Februar die Entscheidung fallen soll, wer dem im Juni 1999 verstorbenen Kardinal Basil Hume als Erzbischof von Westminster nachfolgen soll.Der - informelle - Zeitplan sah vor, daß der Apostolische Nuntius, Erzbischof Pablo Puente, bereits im September seinen Dreiervorschlag nach Rom senden würde, um dem Vatikan genügend Zeit zu geben, bis Weihnachten einen Namen auszuwählen, aber die nicht
(Hochschule für angewandte Kunst im Heiligenkreuzerhof, Wien 1.; bis 31. Jänner) In der Fernsehdokumentation „Jugendstil im Schatten des Doppeladlers" wurden auch einige Hauptwerke des ungarischen Jugendstil-Architekten Ödön Lechner (1845-1914) präsentiert. Lechners Schaffensperiode fällt in die Zeit des Aufschwungs zwischen dem österreichisch-ungarischen Ausgleich (1867) und dem Beginn des Ersten Weltkriegs. Die Ausstellung präsentiert seine Hauptwerkein Budapest (Wohnhaus der Ungarischen Staatsbahnen, Postsparkasse, Thonet-Haus, Geologisches Institut, Museum für angewandte
(International Theatre, Wien; „Night, Mother" von Marsha Nor- man) Das Zwei-Personen-Stück analysiert eine verfahrene Mutter- Tochter-Beziehung. Die erwachse- ne Tochter erklärt ihrer Mutter, daß sie sich noch in dieser Nacht das Leben nehmen will. Während die Mutter verzweifelt versucht, die Tochter von diesem Entschluß ab- zubringen, regelt diese unbeirrt ihr „Vermächtnis": Eine Frau trennt sich radikal von Familie, Ehe und Vergangenheit. Wohl selten noch ist das Thema Selbstmord mit der- artiger Konsequenz und Intensität behandelt worden wie in diesem Stück der 36jährigen
(International Theatre, Wien; The Mousetrap“ von Agatha Christie) Als dieses Theaterstück am 25. November 1952 in London Premiere hatte, konnte niemand ahn en, daß es heute - nach 37 Jahren - noch immer ein Londoner Kassenmagnet sein würde. Wer das spaimende Stück deimoch noch nicht in London gesehen hat, hat nunmehr be • reits zum zweiten Mal Gelegenheit, dies im Intemational Theatre in Wien nachzxiholen.Unter der gekonnten Regie von Don Fenner versteht es die aus bewährten und neuen Kräften bestehende Mannschaft, beste spannende Unterhaltung zu servieren. Leichte Sommerkost also,
(„The Collector“ von John Fowles; International Theatre) Abwechslungsreich ist die Kost im International Theatre. Während unter der Woche nach wie vor erfolgreich Thornton Wilders „Skin Of Our Teeth“ (über Helen Keller) läuft, gibt es am Wochenende einen Thriller. Fowles’ „The Collector“, vor Jahren als Film ein Erfolg, handelt von einem krankhaften Sonderling, der eine junge Kunststudentin entführt und in seinem Keller gefangenhält wie ein Exemplar seiner umfangreichen Schmetterlingssammlung. Vielleicht kann er sie im Laufe der Zeit doch noch für sich gewinnen. In dem
(International Theatre, Wien; „The Miracle Worker“ von William Gibson) Das Stück des Amerikaners aus den fünfziger Jahren basiert auf der Lebensgeschichte der taubstummen und blinden Helen Keller. Es geht konkret um die ersten Jahre der Erziehung der jungen Behinderten und beschreibt mit viel Gefühl aber auch mit Härte die unendlich mühevollen Phasen zu Beginn der Lehr- und Betreuungstätigkeit durch Miss Sullivan.Ein berührendes und packendes Stück, in dem auch das Happy End nicht stört, denn es ist ja keine Erfindung des Autors, daß Helen Keller schließlich ihr Leben in
(International Theatre, Wien; „Our Town“ von Thornton Wilder und „Gallows Humour“ von Jack Richardson) „Our Towri“ ist heute — 50 Jahre nach seinem Entstehen - bereits ein moderner Klassiker. Verpackt in die Milieustudie eines kleinen Provinznestes, ist Wilder eine großartige Meditation über den Sinn des Lebens, über die Trivialität und Würde des täglichen Daseins gelungen. Im International Theatre spielen Marylin Close, Christine Seibert, Gene de Wild und Andrew Littlejohn unter der Leitung von Theaterchef William Wallace, der selbst die Rolle des Spielleiters übernommen
(International Theatre; „Play It Again, Sam“ von Woody Allen) Kein geringes Risiko hat diesmal das International Theatre auf sich genommen, nämlich Woody Allen ohne Woody Allen zu spielen. Woody Allens zweites Stück war ein höchst erfolgreicher Film. Wie so oft bei Allen,geht es um einen neurotischen Versager, der sich in der Person Humphrey Bogarts ein idealisiertes „alter ego“ gezimmert hat. Dieser (imaginäre) Bogart taucht immer wieder in wichtigen Situationen auf und gibt dem tragikomischen Helden Tips, bis sich dieser soweit emanzipiert, daß er keine Lebenskrücke mehr
(International Theatre; „Bey-ond Therapy“ von Christopher Durang) Das Stück ist ein typischer Vertreter der modernen, zeitkritischen amerikanischen Komödie, wobei diesmal das Psy-chiater(un)wesen perfekt auf die Schaufel genommen wird. Das Grundmuster - daß nämlich die Ärzte kränker sind als ihre Patienten - klingt zwar banal, doch gelingt es dem Autor, eine Story zu konstruieren, die niemals in altbekannte Klamauk-Klischees abrutscht. Wenn der Psychiater auf die Frage „Auf welche Weise bin ich denn besonders?“ lapidar antwortet: „Nun, auf die übliche Art“, dann zeigt dies,
(International Theatre, Wien; „A Christmas Carol“ von Charles Dickens) Bereits zum vierten Mal bietet das International Theatre in Wien das Christmas Carol, ein Märchen, das nach wie vor bezaubert. Die Geschichte von der Bekehrung des geizigen und hartherzigen Ebenezar Scrooge gehört zum weihnachtlichen Fixprogramm englischsprachiger Bühnen, und es ist sehr erfreulich, daß diese Geschichte auch in Wien in der Originalsprache zu sehen ist.Was die engagierte Truppe dieses Theaters auf die kleine Bühne zaubert, ist beachtlich, dennoch steht — wie es sich bei Dickens gehört — die
Von den verfügbaren Nettoeinkommen der privaten Haushalte in Höhe von etwa 608 Mrd. S im Jahr 1980 wurden rund 550 Mrd. S direkt für Konsumausgaben aufgewendet, der nicht-konsumierte Teil von 59 Mrd. S, oder 9,8 Prozent des verfügbaren Einkommens, wurde gespart (sei es auf Sparkonten oder in Form von Wertpapieren).Diese Quote von 9,8 Prozent hat sich gegenüber 1979 empfindlich zurückgebildet; damals nochwurden 11,3 Prozent der verfügbaren Nettoeinkommen auf die hohe Kante gelegt. Die jüngste Wirtschaftsprognose des Wirtschaftsforschungsinstituts läßt eine weitere Verminderung für
Das Jahr 1980 kann wirklich nicht als rosiges Jahr für den österreichischen Kreditapparat gelten. Zu vieles ist in diesem Jahr passiert, das die Entwicklung des österreichischen Kreditwesens negativ beeinflußt hat.Angefangen hat es mit dem überdrehten Wettbewerb um schrumpfende Märkte, wurde noch gesteigert durch die zur Unzeit erfolgte Kündigung des Habenzinsabkommens und durch die Blamage der versuchten (und grundsätzlich durchaus vernünftigen) Einführung von Gebühren auf bestimmte Bankdienstleistungen. Zu guter Letzt zeigen die sinkenden Erträge unter gleichzeitiger Aufbürdung
Das internationale Wirtschaftsmagazin „Vision“ reihte in einer Übersicht über die größten Bankplätze Europas Wien mit über 50 ausländischen Kreditinstituten an die sechste Stelle. Dies ist zwar noch keine Aussage über die Qualität des Finanzplatzes Wien, zeigt aber das nicht unbeträchtliche ausländische Interesse an der Drehscheibe Wien im West-Ost-Geschäft.Zweifellös sind die infrastrukturellen Voraussetzungen, als Vermittler zwischen West und Ost agieren zu können, nicht schlecht. Dem Standortnachteil am Rande der Europäischen Gemeinschaft entspricht der Vorteil, als
Wiewohl die Intensität und Bedeutung parlamentarischen Geschehens nicht an der Frequenz des Handaufhebens, des Dauerredens und der Fragelust der Abgeordneten gemessen werden darf, gibt eine kleine mathematische Spielerei dennoch interessante Aufschlüsse über die parlamentarische Arbeit der letzten Jahre, die noch dadurch an Bedeutung gewinnt, daß sie zwei vergleichbare Zeiträume, nämlich die ÖVP-Alleinregierung von 1966 bis 1970 und die SPÖ-Alleinregierung von 1970 bis 1974 miteinander vergleicht.
Das Personenrodeo um die Neubestellung der Organe im ORF ist in vollem Gang und stellt derzeit innenpolitischen Gesprächsstoff ersten Ranges dar. Eine Frage jedoch, die das zentrale Anliegen sein spllte, wird nun äußerst stiefmütterlich behandelt: wie wird das ORF-Programm „nachher” aussehen?
15.000 Schreibmaschinenseiten (DIN A 4) finden auf einer 25 cm breiten Magnetbandspule spielend Platz. Dieses Band kann man entweder in Minutenschnelle duplizieren (ohne verräterische Spuren zu hinterlassen) oder — etwas plumper — einfach entwenden. Auf jeden Fall hat die Tatsache, daß es heute möglich ist, große Mengen von Daten einfach und billig zu speichern, die Gefahr des unberechtigten Zugriffs zu diesen Informationen (trotz eingebauter Sicherungen) vervielfacht.
Die ursprüngliche Intention der SPÖ, das Rundfunkgesetz, welches im wesentlichen ein Produkt des Rundfunkvolksbegehrens war, mit dem sich die österreichische Sozialdemokratie nie ganz abgefunden, geschweige denn identifiziert hat, durch eine „Reform“ zu zertrümmern, ist durchgeführt. Rückblik-kend betrachtet, stellt das neue Gesetz einen teilweisen Rückschritt in die Zeit vor dem Rundfunkvolksbegehren dar. Österreich hat wieder einen regierungsnäheren Rundfunk, nur mit dem kleinen Unterschied, daß in Koalitionszeiten die Brisanz dieses Instruments durch gegenseitiges Mißtrauen
Kein Zweifel — Bundespräsidentenwahlen sollen offenbar bevorstehen. Die, wie offiziell verlautet, unerfreuliche gesundheitliche Verfassung von Präsident Jonas ist bedauerlich; und der gesundheitliche Zustand des Staatsoberhauptes sollte nicht Spielball politischer Spekulationen werden. Doch ist die Frage des Rücktritts mittlerweile zu einem politischen Spiel geworden.
Die tinmittelbar vor dem Rundesparteitag der ÖVP erneut entflammte Personaldiskussion — diesmal um die Person Heribert Kohlmaiers — ist nichts anderes als ein Symptom, daß es der österreichischen Volkspartei seit dem Verlust der Wahlen im Jahre 1970 bzw. 1971 nicht gelungen ist, sich in der oppositionellen Rolle zurechtzufinden und dadurch eine Profilierung der ÖVP als Alternative zur Regierungspartei bislang nicht stattgefunden hat.Insofern — und nur unter diesem Aspekt — ist die Personaldiskussion verständlich; sie ist Ausdruck eines latenten Unbehagens, daß sich die ÖVP heute
Der jüngste Medienschock — hervorgerufen durch neuerliche Geschehnisse auf dem Wiener Zeitungsmarkt — fiel zeitlich zusammen mit der Präsentation von Medienkonzepten der beiden großen österreichischen Parteien. Was schon anläßlich des Verkaufes des „Express“, spätestens jedoch nach erfolgtem Verkauf des „Kurier“ durch Polsterer hätte stattfinden müssen, wird nunmehr erneut „in Angriff genommen“: ein zeitgemäßes Medienrecht.Daß Österreichs veraltetes Pressegesetz den heutigen Anforderungen nicht mehr gerecht wird, war schon bald nach 1945 erkennbar; damals wurden
Im Zeitalter des Parteienstaates ist die Frage nach innerparteilicher Demokratie für viele Beobachter die zentrale Frage nach der Qualität der Demokratie überhaupt. Auch in Österreich ist es mit dem innerparteilichen Demokratieverständnis nicht allzuweit her, und es nimmt nicht wunder, daß sich in Anbetracht der bevorstehenden Parteitage der beiden Großparteien (der SPÖ* nächste Woche) die Stimmen mehren, die nach extensiven Parteireformen rufen.
Was soll der „bürgerliche“ Student in Österreich wählen, wenn ihm sowohl die Linke (sei sie marxistisch-leninistisch, trotzkistisch, maoistisch, revisionistisch) wie auch die äußerste (.nationale) Rechte unwählbar erscheinen? Die ÖSU also, die es bislang verstanden hatte, mit einem Programm der „progressiven Mitte“ zu reüssieren? Auch nicht, denn das, was diese Partei vor den Wahlen an innerfraktionellen Querelen an die Öffentlichkeit zerrte, mußte allzu viele wahlwillige Hochschüler verstimmen.Der Abstieg von ehemals 93,7 Prozent für den Zentralausschuß auf 41,5 Prozent
Die These, daß Pressefreiheit nur in sogenannten kapitalistischen Ländern möglich ist, stellt zwar eine grobe Verallgemeinerung dar, entspricht jedoch weitgehend den Tatsachen, da nur dort eine Regierungsabhängigkeit der Presse vermieden werden kann, wo eine konkurrenzwirtschaftliche Struktur besteht, die willens ist, eine Wettbewerbspresse zu unterhalten. Dennoch gibt es hier ein Paradoxon: Gerade die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kräfte in demokratischen Ländern begünstigen wie-, derum Konzentrationen, Fusionen und somit letztlich die Schaffung von Meinungsmonopolen, die zwangsläufig neuerlich die freie journalistische Meinungsäußerung beschneiden müssen.
Die Weihnachtsferien haben den Hochschulwahlkampf zwar kurzfristig unterbrochen, das akademische Catch-as-catch-can wird jedoch im Jänner mit unvermittelter Schärfe wieder einsetzen; viel Zeit bleibt den Studenten nicht mehr, denn schon am 16. und 17. Jänner wird gewählt.
Am 16. und 17. Jänner 1974 sind in ganz Österreich Hoohsehülerschafts-wahlen. Der Wahlkampf läuft bereits auf Hochtouren — gekämpft wird nach wie vor in erster Linie mit „studentischen“ Mitteln: Flugzetteln, „teach-an“, Plakaten und bescheidenen Aktionen. Dennoch gibt es keinen Zweifel, daß das Ergebnis dieses Wahlganges nicht nur von den Studenten aufmerksam analysiert werden wird. Vor allem für die studentische Linke — die weltweit von Erfolg zu Erfolg eilte — stellen diese Wahlen einen Stichtag dar, denn anläßlich der letzten Wahlen im Jahre 1971 War das Abschneiden
Eine der Klippen, die Schüler und Eltern gleicherweise und regelmäßig in Unruhe versetzen, sind „die Noten“. Gewiß — die Leistungskontrolle ist nur ein Teil des schulischen Lebens, berührt aber die Betroffenen aus naheliegenden Gründen mehr als etwa ein fehlender Physiksaal oder ein nur mangelhaft ausgebildeter Lehrer.„Leistung“, „Leistungskontrolle“, „Leistungsdruck“ sind ohnedies Vokabel, die man heute ungern hört, und auch. in anderen Bereichen (etwa auf den Hochschulen) erhebt sich immer wieder der Ruf nach Abschaffung der heute geübten Art der Leistungskontrolle.
Die politische Szene in Großbritannien ist in Bewegung geraten; die beinähe schon „abgeschriebenen“ Liberalen befinden sich — erstmals seit dem Ende des Ersten Weltkrieges — in einem echten Au^wärtstrend und verunsichern nicht nur die beide großen Parteien, sondern auch die Öffentlichkeit, die das traditionelle Zweiparteiensystem in Gefahr sieht. Und spätestens bis zum Sommer 1975 müssen in Großbritannien Parlamentswahlen stattfinden.
Professor Konrad Lorenz, seit Jahren wieder erster Nobelpreisträger aus Österreich, hat die Diskussion über den Umweltschutz wieder angeheizt. Mit seinem Bekenntnis gegen den Ausbau der Donau zur Wasserstraße und gegen den Bau weiterer Donaukraftwerke („Die Donau droht, eine Kloake zu werden“) scheint sich (zusammen mit der Energieproblematik) eine neue Phase der heimischen Umweltschutzdiskussion anzubahnen. Ist aber die Bremsung des Wirtschaftswachstums in Österreich -— angesichts seiner Schlußlichtposition in der westeuropäischen Volkswirtschaftsstatistik — realistisch?
Nicht um Geld, sondern um öl dreht sich in den letzten Wochen die Welt. Zwar legen die Kriegsberichte von den Kampfschauplätzen im Mittleren Osten in erster Linie den Akzent auf die Materialschlacht (anschauliche Tabellen sollen die Kampfstärke der Kriegführenden veranschaulichen und die detaillierte Schilderung vo# Vfcrnichtungsmaterial jagt dem Leser kalte Schauer über den Rücken); nur selten und geradezu verschämt wird darauf hingewiesen, daß es eigentlich Menschen sind, die im.Zuge der Kampfhandlungen elend zugrunde gehen.
Chancengleichheit, Gesamtschule, Schulversuch, Kontrollschule, Lehrermangel, Schulraumnot und ähnliche Vokabel verunsichern zu Schulbeginn wieder einmal besorgte Eltern — und nicht nur diese.Derzeit gibt es in Österreich etwa eineinhalb Millionen Schulkinder; davon werden zirka 100.000 von 3000 Lehrkräften im Schulversuch unterrichtet. Diese Verunsicherung müßte nicht sein, denn sie ist im wesentlichen darauf zurückzuführen, daß über Schulversuche und Schulreform zuwenig bekannt ist und die Österreicher daher dem gesamten Komplex eher skeptisch gegenüberstehen. Grund für diese
Wenn man von den Kanalinseln spricht, dann denken die meisten an Jersey oder Guernsey, die bekannten Urlaubs- und Steuerparadiese unter britischer Verwaltung, nur wenige Kilometer von der französischen Küste entfernt. Die nur einige Quadratkilometer große Insel Sark ist fast unbekannt, zu Unrecht: die Insel, die im Eigentum einer exzentrischen ältlichen Feudalherrin steht, verfügt nämlich weder über Elektrizität noch Gas; auch Straßen gibt es keine, denn der Besitz von Autos ist verboten. Folglich gibt es auch keine Tankstellen, keine Benzinstreiks und keine Angst vor einer drohenden
Wie gebannt sind die Augen der Parteistrategen derzeit auf zwei Ereignisse gerichtet: die Landtagswahlen in Wien und Oberösterreich am 21. Oktober 1973. Daß sich auf einem kleinen, aber interessanten Schauplatz auch einiges regt, blieb den meisten bislang verborgen. Trotz Ferienstimmung rüsten die studentischen Vertretungen zu einem heißen Herbst und zu Hochschulwahlen im Jänner 1974, die nun — nach langem Zaudern — verspätet doch noch abgehalten werden.
Unmittelbar vor den Sommerferien will in den Parteizentralen keine rechte Urlaubsstimmung einkehren; die Schatten des kommenden Wahlherbstes sowie die diesen Wahlen zukommende Bedeutung lassen keine rechte Freude aufkommen.
Alle Jahre wieder um diese Zeit ist im österreichischen Cartellver-band (ÖCV) außergewöhnliche Emsigkeit zu verspüren. Diese Hektik und Nervosität sind daraus zu erklären, daß einerseits die jährliche Gesamtversammlung (CW) des größten österreichischen Akademikerverbandes ihre Schatten vorauswirft, anderseits die Brisanz mancher Themen einen spannenden Ablauf dieser Versammlung erwarten läßt.Die Anträge liegen bereits schriftlich vor und es zeigt sich, daß insbesondere die künftige Gestaltung der Verbandszeitschrift „Academia“ ein ernstes Anliegen zahlreicher Verbindungen
Das am 12. Februar dieses Jahres von einer Versammlung der ORF-Redakteure beschlossene Redaktionsstatut wurde nunmehr am 27. April von den Verhandlungspartnern (Generalintendant des ORF, Redakteurausschuß, Sektion Journalisten und Sektion Rundfunk und Fernsehen der Gewerkschaft Kunst und Freie Berufe im österreichischen Gewerkschaftsbund, sowie Zentralbetriebsrat des ORF) paraphiert.Mit diesem Schritt neigt sich ein Kapitel Rundfunkhader seinem Ende zu, das in der unmittelbaren Vergangenheit allzuviel politischen Staub aufgewirbelt hat.„Tief geschockt“ durch „unerhörte Umtriebe“ auf
80.000 Popfans bei vier Konzerten im New Yorker Madison Square Garden; von der Langspielplatte dieser Konzerte werden binnen einem Monat zwei Millionen Stück verkauft, handelt es sich um eine junge Beat-Gruppe, um Frank Sinatra oder um Vietnam-Kriegsgegner. Weit gefehlt. Altmeister Elvis Presley war wieder einmal am Werk. Nach 16 Jahren Rock 'n' Roll, 32 Filmen und gigantischen Einkünften aus Platten, Konzerten und Fernsehrechten singt und rockt er wie eh und je; trotz seiner 37 Lenze ist er für viele noch immer der Größte.Aber auch eine Reihe anderer Stars sind von der Renaissance des
Es ist nicht so schlimm, wenn man erst in Rom erfahren muß, daß der Papst niemals Vertreter politischer Parteien empfängt. Es ist nicht so schlimm, wenn nach äußerst ergiebigen und fruchtbaren Beratungen mit Vertretern der Democrazia Cristiana der Abschluß, eben die Audienz beim Papst, ins Wasser fällt. Es ist nicht so schlimm, daß die Vertreter der ÖVP nicht wußten oder nicht wahrhaben wollten, daß die Organisation der DC eben eher mangelhaft ist (jetzt wissen sie's hoffentlich).Unwissende aber freuen sich diebisch; während Kardinal König dem ÖGB seine Reverenz erweist, müssen
Die Gemeinafcratswahlen in Graz brachten ein eher überraschendes Ergebnis: die SPÖ verlor die 1968 erreichte absolute Mehrheit (52,2 Prozent), indem sie rund 8 Prozent einbüßte und jetzt mit 44,2 Prozent nur noch die relative Mehrheit innehat. ÖVP. und FPÖ* “sind die großen Gewinner dieser Wahl; beide gewannen je'vier Prozent der Stimmen, was mit je zwei zusätzlichen Mandaten honoriert wurde.Die Frage, ob es sich bei diesen Wahlen um „Testwahlen“ handle, würde eigentlich von allen drei Parteien am liebsteh totgeschwiegen oder durch ausweichende Antworten beiseitegeschoben. T:otz
Daß die zunehmende Arbeitsproduktivität eine Abnahme der Arbeitszeit zugunsten vermehrter Freizeit ermöglicht, wird schon am Beispiel der Arbeitszeitverkürzung deutlich; für das Jahr 1980 prophezeit die Bochumer Ruhr-Universität sogar einen Neunwochenurlaub. Solche Ziffern lassen das Problem einer vernünftigen Freizeitgestaltung wieder einmal in den Mittelpunkt rük-ken, wobei der ÖAAB bereits mit sehr genauen Vorschlägen aufwarten kann.Fürs erste wird da verlangt: sechs Arbeitstage Bildungsfreistellung pro Jahr für jeden Arbeitnehmer, wobei die Abgeltung dieser Freistellung (da es
„Jede politische Bildung, die auf einem anderen Weg als über die Vernunft Einstellungen und Verhaltensweisen erzeugen, verhindern oder verändern will, wird zur Manipulation.“Je größer der Grad der Kritikfähigkeit, desto geringer sind die Chancen der Praktizierung der Gefälligkeitsdemokratie, die vordergründig jedem Recht gibt, über tatsächliche Zusammenhänge jedoch den Grauschleier der Unmündigkeit breitet.Das Vollpfropfen mit Lexikonwissen in unseren Schulen ist also zweifellos der falsche Weg bei der Vermittlung von politischer Bildung. Nicht zuletzt mußte die ehemalige
„Denn der Sonnenstand allein sagt zuwenig. Die Einbeziehung von Mond, Aszendenten und Planeten ins persönliche Horoskop ist für jeden seriösen Partnerschaftsvergleich unerläßlich.“Solch Köstliches war vor einer Woche in einer großen österreichischen Tageszeitung zu lesen; gerade um die Jahreswende werden allerlei Scharlatane munter, um eine offenbar informationsbegierige Öffentlichkeit mit ihren Prognosen zu überschwemmen. Über eher harmlose Spinnereien dieser Art wird wohl niemand ernsthaft besorgt sein; anders jedoch, wenn man sich vor Augen hält, daß in westlichen Ländern
Die Komplexität und Unüber-schaubarkeit politischer Vorgänge für den einzelnen führt zu einem immer rascher fortschreitenden Prozeß der Isolierung und der Privatisierung des Individuums. Das Gefühl der Ohnmacht, politische Entscheidungen ohnehin nicht beeinflussen zu können („die da ,oben' machen ja doch, was sie wollen“), ist insbesondere eine Folge der radikalen Pro-fessionalisierung der Politik. Der einzelne zieht sich frustriert in .sein selbst gezimmertes Privatleben zu-1 rück und beschränkt sich darauf, am Wahltag formell einer kleinen Clique von „auserwählten“
Wie wohltuend nimmt sich — im Gegensatz zum oft konfusen emanzipatorischen Geschreibsel der letzten Zeit — die Mikrozensus-Sondererhebung (vom März 1972) des österreichischen Statistischen Zentralamtes aus!
Die Weltstadt Wien droht hoffnungslos zu versumpern. In den letzten Nummern wurden die schweren Fehlleistungen der Stadt Wien und die daraus resultierende Wien-Flucht aufgezeigt. Kein Wunder, daß die Altersstruktur der Bundeshauptstadt eine starke Überalterung aufweist, denn viele junge Menschen ziehen es heute vor, dorthin abzuwandern, wo dem jungen Menschen mehr Chancen eröffnet werden.
In den meisten europäischen Industriestaaten sind rund 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt, in Wien sind es immerhin. 22 Prozent. Laut Volkszählung 1961 gab es 354.800 Männer über 65 beziehungsweise Frauen über 60 Jahre. Dieser Anteil wird für 1980 auf 425.V0Ö geschätzt.
Der erdrutschartige Sieg der sozial-liberalen Bonner Koalition am vorletzten Sonntag ist zwar in erster Linie den Gewinnen der Freidemokraten zuzuschreiben, hat aber auch den Sozialdemokraten einen beträchtlichen Stimmenzuwachs (von 42,7 Prozent im Jahre 1969 auf 45,9 Prozent) gebracht.
Dieses Wahlergebnis hat nicht nur Bedeutung für die deutsche Innenpolitik, sondern trägt zweifellos auch zur Stärkung der Sozialdemokratie in Europa bei. SPÖ-Klubobmann Gratz betonte unmittelbar nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses ja auch den für ihn begrüßenswerten Aspekt, daß „in Europa nicht unbedeutende Länder durch ihre Regierungschefs (gemeint sind die Kontakte zwischen Brandt, Palme und Kreisky) über internationale und nationale Politik einen Gedankenaustausch pflegen können“.
Prognosen der UNO lassen erwarten, daß bei einer Verdopplung der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2000 der Anteil der Stadtbewohner in den hochindustrialisierten Ländern 80 bis 90 Prozent ausmachen wird. In diesem Zusammenhang wird die untypische Entwicklung Wiens deutlich, denn die Bundeshauptstadt weist nicht nur eine stagnierende Bevölkerungszahl auf, sie liegt auch hinsichtlich Urbanität und Versorgungsangebot weit im Hintertreffen. Die Wiener Wirtschaft wächst langsamer als'der österreichische Durchschnitt, was insbesondere auf eine starke Abwanderungsbewegung zurückzuführen ist.
Daß die steigende physische und psychische Belastung des Großstadtmenschen eine zunehmende Erholungsbedürftigkeit mit sich bringt, ist bekannt; in Wien jedoch wird seitens der Stadtverwaltung auf die Lebensqualität kaum Rücksicht genommen. Die dnnerstädtisehen Erholungsbereiche (Parks, Alleen usw.) werden immer mehr eingeengt, der Erholungsbereich in den Vororten beziehungsweise in der Umgebung Wiens wird durch eine rege Sied-lungs- und Bautätigkeit ernsthaft bedroht. Für den Bereich „Erholungsgebiete“ gibt es im Wiener Rathaus keine Kompetenz, daher wird — mehr schlecht als
Das sozialistische Demokratisierungspanoptikum wurde um ein weiteres Gustostückerl bereichert: die geplante Bundesinformationszentrale von Innenminister Rösch.Immerhin berief sich Rösch in einer Anfragebeantwortung im Parlament darauf, daß ja eigentlich der Plan, eine Bundesinformationszentrale einzurichten, auf Wunsch des ORF ins Auge gefaßt worden sex. Seitens des ORF ist man aber ganz anderer Meinung.Der ORF, der von den beiden Automobilklubs wie auch fallweise von Polizei-, Gendarmerie- und Zolldienststellen laufend Berichte über die Verkehrssituationen erhält, wollte — um
Die Einstellung zur fortschreitenden Motorisierung kann verschiedene Formen annehmen:• Mißtrauen bis Ablehnung gegenüber einer Entwicklung, deren Ende noch nicht abzusehen ist;• Begrüßung der Motorisierung als Ausdruck technischen Fortschritts; oder• einfach die Hinnahme der Entwicklung und der Versuch, mit ihr zu leben.Nicht so die Wiener Stadtväter; die haben offensichtlich überhaupt keine Meinung. Wie anders wäre es zu erklären, daß in Wien weder ein rigoroser Ausbau städtischer Massenverkehrsmittel erfolgt (als Anreiz, vom Pkw in ein Massenverkehrsmittel umzusteigen) noch
Besuchern der Olympischen Spiele in München wurde einmal mehr die peinliche Konzeptlosigkeit der Wiener Stadtverwaltung mit besonderer Deutlichkeit vor Augen geführt. War es nicht gerade München, das mit ähnlichen verkehrstechnischen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, wo mit Straßenbahnen nicht mehr das Auslangen gefunden werden konnte und schließlich der Bau einer U-Bahn beschlossen wurde?
Ein Bundesland und eine Landeshauptstadt wählen am kommenden Sonntag, eine mittlere Stadt wählte schon an diesem Sonntag. Damit wird der Oktober 1972 zum ersten echten Test für die innenpolitische Landschaft Österreichs seit einem Jahr. Denn zwischen dem agrarischen Burgenland und der internationalisierten Stadt Salzburg bestehen strukturell so gut wie keine Ähnlichkeiten. Man kann also mit voller Berechtigung feststellen, daß die Wahlen sowohl über das Wahlverhalten in ostösterreichischen armen, kleinbäuerlichen Gebieten wie über das Wahlverhalten im städtischen, durch hohen Lebensstandard und sehr starken Fremdenverkehr gekennzeichneten westösterreichischen Raum Verallgemeinerungen zulassen. Setzt man dazu auch die niederösterreichische Stadt Krems in Relation, dürfte ein gesamtösterreichischer Querschnitt geschaffen sein, den auch Meinungsforscher zur Erarbeitung eines repräsentativen Samples heranziehen würden. Die Frage ist nur noch, ob und wie lokale Gesichtspunkte von entscheidender Bedeutung sind.
Die politische Sommerpause, wie auch eine Reihe von aktuellen innenpolitischen Ereignissen haben den Komplex der Strafrechtsreform (und somit auch den Zankapfel Abtreibung) stark in den Hintergrund gedrängt. Zweifellos wird aber gerade dieses Thema bald wieder auf der innenpolitischen Szene virulent werden, wofür vor kurzem die Aktion Leben sorgte.Der Erfolg der Bemühungen dürfte auch der Aktion Leben recht geben; die über 800.000 Unterschriften für ihre Vorschläge machen bereits bald ein Viertel der Wahlberechtigten Österreichs aus. Staatsbürger, die nicht bereit sind, eine billige
Unser Parlament entwickelt sich vom Redeparlament zum Arbeitsparlament. Nach der Zeit des „National Government“ von 1955 bis 1966 folgte die Periode der großen Koalition (1955 bis 1966), in der die wesentlichen Entscheidungen erst recht wieder nicht im Parlament gefaßt wurden, sondern in vorgeordneten Gesprächen, Kontakten und Beratungen. Das Parlament wurde zur Abstimmungsmaschine disqualifiziert; manche sprachen sogar von einer „Quatschbude“.
„Der Bildidiotismus triumphiert!“, „Eine sittliche Gefahr für unsere Kinder“, „Der Giftstrahl der Comic-Books“ — Urteile wie diese waren noch vor wenigen Jahren üblich. In der Zwischenzeit haben es Soziologen, Pädagogen und Psychologen, Kunstkritiker sowie Medienforscher übernommen, Comic strips vorurteilsfrei und leidenschaftslos zu untersuchen. Die Mär von den Bildgeschichten als bedauerlicher Appendix der Literatur („Blasenleiden der Literatur“, „Trivialliteratur“) wich dem Verständnis, daß es sich bei Comics“ um ein eigenständiges Medium handelt; ein komplexes Medium allerdings, dessen Charakterstikum (analog zum Film) die dynamisierte Einheit von Wort und Bild ausmacht.