Die Angelsachsen unterscheiden zwei Menschentypen, den „thin-ker" und den „doer", also den mehr Philosophierenden und den Zupackenden. Ich will dies für unser Thema, den Unternehmer des 21. Jahrhunderts - merke: Es beginnt in neun Jahren! - anders umschreiben: Was die moderne Wirtschaft braucht, ist der „Macher", aber einer mit Herz und, wie man hinzufügen muß, mit politischer Sensibilität.
Quereinsteiger in die Politik sind „in”. Besonders wenn ihnen Managerqualitäten nachgesagt werden. Aber kann Politik mit den Methoden eines Unternehmens für Markenartikel betrieben werden? Sind die „Macher” aus der Wirtschaft wirklich die alleinigen Retter einer Partei? Eine faire Chance sollten sie auf jeden Fall erhalten.
Sind Unternehmer wirklich nur smarte, trickreiche Produzenten? Die Verfasser des Sozialhirtenbrief-Entwurfes vermitteln jedenfalls ein falsches Bild des Wirtschaftens.
Die großen politischen Lager liefern sich Konfrontationen auf Biegen und Brechen. Kann sich ein Land wie Österreich diesen Zustand auf Dauer überhaupt leisten?
Wir brauchen ein neues Arbeitsethos, die Verankerung des Bewußtseins, daß einerden anderen braucht. Wir werden auf die Dauer nicht damit rechnen können, daß Jugoslawen, Türken, Koreaner und Filipinos die Straßen kehren, die Leibschüsseln in den Spitälern reinigen …„Arbeit macht frei.“ Inschrift auf dem Lagertor eines KZ„Arbeit adelt - wir bleiben bürgerlich.“ neuzeitliche „Volksweisheit“„Das Leben beginnt nach 17 Uhr.“Schriftsteller Fritz HabekWas bedeutet Arbeit in einer zunehmend permissiver werdenden Gesellschaft, in der Liedermacher verkünden: „Arbeit ist
Wir werden angesichts der immer deutlicher zutage tretenden Schwächen unserer Massendemokratien, die kaum mehr in einer Lebensfrage wirklich entscheidungsfähig sind, mit dem Terror als einem Zeitphänomen leben müssen.Gewiß, der Terror wird vielleicht in anderer Form virulent werden, Anzeichen dafür gibt es: ohne Zweifel sind die diversen „Friedens"- und „Abrüstungsbewegungen", teilweise auch die Alternativszene (siehe auch Hausbesetzungen!) und die Bürgerinitiativen prädestiniert dafür, daß sich wohlorganisierte terroristische Minderheiten einschalten, um ihr schreckliches Spiel
Einer am 24. November veröffentlichten Meinungsumfrage zufolge schätzt die Bevölkerung die österreichischen Unternehmer als tüchtig(62 Prozent) und fleißig (60 Prozent) ein. Demgegenüber bezeichneten 34 Prozent „Gewinnsüchtigkeit" als Merkmal, nur sieben Prozent halten unsere Unternehmer für unsozial. In einem demnächst erscheinenden Buch beleuchtet Herbert Krejci, Generalsekretär der Industriellen vereinigung, in einem Beitrag das Problem „öffentliche Meinung und Unternehmertum". aus dem wir auszugsweise zitieren.
Der Kapitalismus kann mit Menschen nur was anfangen, wenn sie Konsumenten, genormte Warenempfänger sind. Der Wohlfahrtsstaat kann mit Menschen nur was anfangen, wenn sie genormte Wohlfabrtsempfänger sind.
Einer der klügsten jüngeren Nationalökonomen unseres Lan-des charakterisierte kürzlich in einem geschlossenen Kreis die Situation in Österreich wie folgt: „Die Institutionen der Sozialpartnerschaft ^eVtehen noch, die Pioniere von damals sind aber schon müde, zum Teil in anderen Positionen. Die Nachdrängenden wissen nichts mehr von der Zeit vor der Partnerschaft, das englische Beispiel warnt sie nicht... Man kämpft heute weniger um die zugrunde liegenden Probleme, man kämpft um die Macht*“ Dieser harten Analyse Wäre hinzuzufügen, daß ja die Sozialpartnerschaft trotz allem immer noch funktioniert, denn täte sie das nicht, müßte einem um die Zukunft unseres Landes ehrlich bange werden. Durch die österreichische Innenpolitik geht ein deutlicher Zug der kleinkarierten Gehässigkeit, wie schon lange nicht mehr in den über dreißig Jahren der Zweiten Republik. Die Regierungspartei wird immer mehr zum Opfer der Arroganz der Macht, manche ihrer Spitzenexponenten halten sich für sakrosankt, reagieren auf Kritik allergisch oder würden, wenn sie könnten, diese überhaupt abwürgen.
Als Testfall, in extremeren Formulierungen sogar als „bisher schwerste Belastungsprobe der Sozialpartnerschaft“ war im Frühjahr die Diskussion über den Entwurf eines Arbeitsverfassungsgesetzes bezeichnet worden, den Vizekanzler Häuser als zuständiger Ressortminister buchstäblich am letzten Tag des alten Jahres den Interessenvertretungen zur Begutachtung zugeleitet hatte.
Es hätte nicht erst des etwas unglücklich interpretierten TV-Interviews des Präsidenten Benya bedurft, um das Unbehagen, das in weiten Bevölkerungskreisen nicht nur über den Regierungsstil, sondern auch über die parlamentarischen Gepflogenheiten an Österreich herrscht, wieder einmal manifest zu machen. Wenig Sinn hätte es, die neu ausgebrochene Diskussion über die Koalition als einen Tribut an die laufende Nostalgie-Welle zu interpretieren. Schon gar nicht aber, etwa herablassend darauf hinzuweisen, der Österreicher neige zur Statik, zur Blockierung zukunftsweisender politischer
Nun, nach dem Ausgang der deutschen Wahl, glauben politische Analytiker und Manipulatoren der öffentlichen Meinung ihre Stunde gekommen: da sieht man es wieder, wohin konservative Starrheit führt, da sieht man weiter, daß durch die Welt ein sozialdemokratisch-liberaler Zug geht, daß das „Liberale“ — Zwischenruf: Was ist das überhaupt? — sich akzentuiere, fort also mit alten Ladenhütern, hinein ins kalte Wasser des Progres-sismus, auf zum Autodafe der Begriffe von gestern und solchen, die für gestrig gehalten werden!
Die Österreichische Nationalbank und ihr Präsident, Bundesminister a. D. Dr. Wolfgang Schmitz, konnten ihrem langjährigen Präsidenten, Minister a. D. Professor Dr. Reinhard Karnitz, kein nobleres und seinem Rang als Wirtschaftspolitiker und Wirtschaftswissenschaftler adäquateres Präsent zum 65. Geburtstag machen als eine Ehrengabe, die weit mehr ist als eine der landläufigen Festschriften. Es liegt vielmehr ein inhaltsschweres Kompendium der Grundprobleme nicht nur der modernen Weltwirtschaft, sondern auch der Völkergemeinschaft im letzten Drittel dieses Jahrhunderts vor.Bewußt sei
Professor Fritz Klenner ist Dank dafür zu wissen., daß er in seinem Beitrag zur Vermögensbildung (FURCHE 19/1972) für Realismus plädiert und vor Illusionen auf dem Gebiet der Vermögensbildungspolitik gewarnt hat. Es ist ihm weiter darin zuzustimmen, daß dieses Gebiet geradezu prädestiniert ist für missionarische Eiferer und Romantiker, die meinen, alle Ungerechtigkeiten dieser Welt mittels Vermögensbildung beseitigen zu können. Allerdings sollte man gerade in Österreich gewarnt sein: Die Idee der Volksaktie, die hierzulande, mehr zufällig als wohlüberlegt, aus Anlaß eines Wahlkampfes geboren wurde, hat sich denn doch nicht als sehr tragfähig und dauerhaft erwiesen; es bleibe uns erspart, auf das Schicksal der Volksaktien des einen oder anderen Unternehmens eingehen zu müssen. Wie es denn überhaupt angebracht ist, aus sich häufenden aktuellen Anlässen vor jugendlichen Übersteigerungen des gesellschaftspolitischen Engagements auf das entschiedenste zu warnen.
Das an dieser Stelle zur Jahreswende ausgesprochene Unbehagen in wirtschafts- und währungspolitischer Hinsicht gilt auch für einen anderen Bereich, nämlich für den der Innenpolitik insgesamt. Zum erstenmal seit vielen Jahren muß man nämlich am Beginn eines Jahres begründete Zweifel hegen, ob es weiterhin möglich sein wird, Sachfragen in einer ruhigen, störungsfreien Atmosphäre zu behandeln. Es geht dabei um weit mehr als um die Fortführung der Sozial- und Wirtschaftspartnerschaft, die ohne\Zweifel ernsten Belastungen ausgesetzt ist und deren Fortbestand nicht ohne weiteres als eine außer Streit stehende Größe in Zukunftsdispositionen eingebaut werden sollte.
Unbehagen ist noch der gelindeste Ausdruck für das psychologische Klima, das an dieser Jahreswende weithin in der Weltwirtschaft herrscht. Das hat es in dieser Form seit 1945 nicht gegeben, denn erstmals ist jetzt eine schwer artikulierbare, aher tiefgreifende Sorge über die weitere Entwicklung der internationalen Wirtschaft, des Güter- und Leistungsaustausches, ja auch der Vollbeschäftigung zu registrieren. Das gilt für die internen Zirkel der Politik ebenso wie für die Entscheiduhgszentren der Industrie- und Finanzwelt. Nicht umsonst hat der bekannte deutsche Wirtschaftspublizist Walter Wannenmacher eine sehr geistvoll-originelle, wenngleich nicht unumstrittene Studie dem Thema der „Stagflation“, also des Zusammenfallens einer inflationistischen Entwicklung mit wirtschaftlicher Stagnation, gewidmet. Ein Buch jedenfalls, das sehr zum Nachdenken anregt und in geradezu provokatorischer Weise gegen den rosaroten, oberflächlichen Optimismus Stellung nimmt, wie er die „moral persuasion“ der Offiziellen der Wirtschaftspolitik zu beherrschen pflegt.
Wer zur Jahreswende eine Bilanz der Volkswirtschaft ziehen muß, sollte immer an das böse Wort denken, das da lautet: „Ein Konjunkturforscher ist ein Mann, der morgen genau weiß, warum das, was er gestern prophezeit hat, heute nicht eingetroffen ist.“Vernünftiger als Spekulationen anzustellen, ist es, sich auf „das, was ist“ zu beschränken, daraus Schlüsse zu ziehen und, was leider besonders aktuell ist, ein Ceterum censeo an Warnungen auszusprechen.Auch im Bereich des ökonomischen tut nämlich ein wenig Demut not. Oder, wie es Eugen Böhler, der weise gewordene schweizerische
„Ein schöner Herbst“ betitelt sich ein Stück, das vor eitrigen Jahren mit großem Erfolg „in der Josefstadt“ lief. Für die österreichische Innenpolitik kann man mit Sicherheit sagen, daß die Herbstsaison, die nach einer leider allzu kurzen Sommerpause bereits mit dem Wahlkampf in Wien und Tirol anlaufen wird, kaum das Prädikat „schön“ verdienen dürfte. Eben weil dem so ist, muß man dringend hoffen, daß die Spannungen in der Politik nicht wirtschaftliche Konsequenzen haben werden. Denn aller Hybris zum Trotz: die Politik ist das Schicksal, und im Raum der Politik fallen
Kaum ein Thema lädt heute derart stark zu einer emotionalen Behandlung ein wie das der Entwicklungshilfe. Auf diesem Gebiet tun sich Berufene und Unberufene um, und an die Stelle einer ruhigen, sachlichen Auseinandersetzung tritt oft das Aufputschen von Leidenschaften. Dabei wird übersehen, daß die Probleme der Entwicklungshilfe nicht auf dem Weg der Revolution — auch nicht mittels einer „Theologie der Revolution“! — zu lösen sind, sondern nur in ernster Betrachtungsweise, die sowohl der moralischen wie auch der — oft übersehenen — ökonomischen Dimension der Entwicklungshilfe gerecht wird.
Seit Gerd Bacher vor zwei Jahren Generalintendant des österreichischen Bundfunks wurde, verliert die Volkspartei eine Wahl nach der anderen, lautet eine neue Standardformel, die denn doch eine unzulässige Vereinfachung ist und die — Wie jede Simplifikation — die Frage nach den eigentlichen Ursachen nicht stellt. Tatsache ist, daß der neue Stil, den Bundfunk und Fernsehen in ihren Nachrichten- und politischen Sendungen im weitesten Sinne des Wortes pflegen, wohl den Intentionen der Unterzeichner des Volksbegehrens entspricht: freie, nicht durch Bücksicht-nahme auf Parteien und den Einfluß von Parteiemissären in der Bundfunkredaktion gehemmte Berichterstattung und Kommentierung, Auswahl und Behandlung der Informationen nach ihrem Nachrichtenwert (oder was eben dafür gehalten wird).
In Kürze jährt sich zum zehntenmal ein Tag, an dessen Symbolgehalt man gerade jetzt denken sollte. Am 13. Mai 1959 war Johann Böhm, einer der großen Staatsmänner der Zweiten Republik, gestorben. Wenige Tage später wurde er in einem Staatsbegräbnis zur letzten Ruhe geleitet Am Schwarzenbergplatz, gegenüber dem Haus der Industrie, war die Garde des Bundesheeres angetreten und erwies dem Toten unter präsentiertem Gewehr die letzte Ehrenbezeugung. Gewiß, nach dem Protokoll galt das Staatsbegräbnis dem langjährigen Zweiten Präsidenten des Nationalrates, aber für die Menschen, die
Alljährlich im Frühling beginnen Scharen älterer Amerikanerinnen die europäischen Städte zu bevölkern. Sie sind gewissermaßen an ihrer Uniform kenntlich: kühne, bunte Hütchen, überdeutliches Make-up, auffällige Kleidung, betont jugendliches Gebaren. Es sind Geschöpfe, die den Jugendkomplex Amerikas ebenso wie die Verdrängung des Phänomens Alter und Tod, wie man sie aus der Neuen Welt gewohnt ist, repräsentieren. An sie erinnern bei uns Zeitgenossen, die da „Jugend“ auf ihre Fahne geschrieben haben, die sich geradezu krampfhaft bemühen, sich nicht nur im Denken, sondern auch in der Ausdrucksweise den Jungen anzupassen. P olitiker gefallen sich in dieser Haltung, der Jugend nach dem Mund zu reden; In t e 11 e k-1 u e 11 e klagen sich schuldbewußt an, den Jungen eine schlechte Welt zu hinterlassen, man klopft sich wegen der „unbewältigten Vergangenheit“ unentwegt an die Brust; ergraute P u b 1 izi S ten eifern ihren radikalen Söhnen nach und haben den Kampf gegen das Establishment“ zu ihrer Sache gemacht.
Im „Fortune”, der illustrierten Monatsrevue des „big business” in den Vereinigten Staaten, war kürzlich eine ob ihrer Textierung auffallende Anzeige zu finden. In sinngemäßer deutscher Übersetzung hieß es darin:„Unglücklicherweise bezeugen Col- legestudenten der amerikanischen Geschäftswelt gegenüber nicht einmal ihre Abneigung; sie ignorieren sie vielmehr. Und das ist unser größtes Problem: Denn würden sie uns wenigstens ihre Abneigung fühlen lassen, dann hätten wir eine Chance für ein Gespräch. Aber Gleichgültigkeit schlägt die Türen zu.”Wenige Wochen später
Die folgenden Zeilen sind von der tiefen Sorge diktiert, daß es kein „Verrat" an der Sache Ist, der man sich gesin- nungsmäßig verbunden fühlt, wenn man in Schicksalsstunden das Land über die Interessen von ÖVP und SPÖ stellt. Gewiß, es soll auch — gar nicht so unmaßgebliche — Männer gegeben haben, die in den Stunden, da die sowjetische Kriegsmaschinerie in die CSSR rollte, vor allem daran dachten, wie sie nun das Wasser auf die Mühlen ihrer Partei leiten könnten; allein um des Landes willen sollte man hoffen, daß es sich dabei um eine, wenn auch einflußreiche Minderheit gehandelt hat. Es muß nämlich einmal ausgesprochen werden: Jede Regierung könnte stolz und glücklich sein, die es mit einem solchen Volk zu tun hat, einem Volk, das grundvernünftig und bereit zum „Mitgehen" ist, wenn es richtig geführt ist. Aber wird das österreichische Volk auch immer so regiert, wird vor allem der Staat Immer so verwaltet, wie es das „gute Land" verdiente!
„Mehr Konsumentenpolitik“ lautet eine Forderung, die politische Gruppen ebenso wie Zeitungen und Zeitschriften auf ihre Fahnen schreiben. Sie wollen damit also die Interessen des Verbrauchers, jenes unter „Konsumterror“ (Schelsky) stehenden Wesens, gegen die angebliche Übermacht der Produzenten verteidigen. Organisationen wie die Arbeiterkammern nehmen für sich monopolartig das Recht in Anspruch, die Verbraucher zu vertreten. Fast könnte man von einer neuen Form des Klassenkampfes sprechen: hier die unterdrückten, von „geheimen Verführern“ manipulierten Verbraucher, dort die
Spätestens seit „Populorum pro- gressio“ weiß man, daß es auch das Schicksal kirchlicher, insbesondere päpstlicher Verkündigungen sein kann, einseitig ausgewertet zu werden, wenn Munition für den politischen Tageskampf gebraucht wird. Rekapitulierend muß man allerdings feststeilen, daß sich schon um die Übersetzung von „Mater et Magistrą“ im deutschen Sprachraum Dinge zugetragen haben, die, um es zurückhaltend auszudrücken, aufklärungsbedürftig waren.Insbesondere was „Populorum progressio“ betrifft, muß man bei aller Ehrfurcht vor dem großen ethischen Gehalt der
Vor zehn Jahren, irn Herbst 1957, wurde vom Wirtschaftsförderunigs-institut der Bundeskammer aum erstenmal eine „Österreich-Woche“ veranstaltet. In dieser Vertrauens-werbunig für die heimische Wirtschaft gab damals noch die Aufforderung, österreichische Waren zu kaufen, den Ton an. Mittlerweile hat sich auch bei dieser Veranstaltung ein innerer Wandel vollzogen, und sie ist seither immer mehr in den Dienst der allgemeinen Wirtschaftsauffclä-rung gestellt worden. Heuer ist der Strukturwandel in der österreichischen Wirtschaft das Zentralthema der Veranstaltung. Gerade am Beispiel der
Ein für seine pointierten Äußerungen bekannter österreichischer Wirtschaftsfachmann meinte kürzlich, wenn ihn ein junger Mann frage — um den Titel eines Musicals zu gebrauchen —, „wie man was wird im Leben, ohne sich anzustrengen“, dann gebe er die Antwort: „Schreiben Sie die Strukturpolitik auf Ihre Fahne!“In der Tat, es ist ein interessantes Phänomen — politisch ebenso wie psychologisch: Was wird nicht alles in dieses Wort hineingelegt, Hoffnungen, Wunschdenken,Zwangsvorstellungen, verdrängte Komplexe. Die Strukturpolitik ist leider nicht nur zum rhetorischen Kleingeld
BEITRÄGE ZUR ANALYSE DER DEUTSCHEN OBERSCHICHT. Bearbeitet und heraui- gegeben von Wolfgang Zapf In der Reihe ,«Studien zur Soziologie“ (Herausgeber Ralf Dahrendorf). R.-Piper-&-Co.-Verlag, München.
Die liberale Weltanschauung sei „schlimmer als ein Herzinfarkt“, so ließ sich vor kurzem ein Politiker des linken Flügels der CDU/CSU vernehmen. Seine Äußerung fiel knapp vor dem Parteitag, auf dem Bundeskanzler Erhard zum Parteivorsitzenden gewählt wurde. Diesem Ereignis war bekanntlich ein heftiges Tauziehen zwischen den diversen Gruppen vorausgegangen; ebenso hatten die Sozialausschüsse der CDU/CSU ein starkes propagandistisches Störfeuer eröffnet. Unter anderem erklärte der rheinische CDU-Politiker Grundmann, einer der kommenden Männer der Partei, es gehe nicht an, daß die
LICHT UND IRRLICHT DES ÖSTERREICHISCHEN WIRTSCHAFTSWUNDERS. Von Karl Ausch. Verlag der Wiener Volksbuchhandlung. 376 Seiten, Preis S 158.—.Die Wirtschaftsgeschichte gehört hierzulande leider zu den Stiefkindern der Historie. Gerade sie aber wäre bitter nötig, um ein wenig zur Hebung des Verständnisses für wirtschaftliche Zusammenhänge beizutragen. Dankbar begrüßt man es daher, wenn aus bewährten Federn Darstellungen zur wirtschaftlichen Entwicklung erscheinen, seien sie auch sehr subjektiv.Generalrat Karl Ausch, durch viele Jahre als Wirtschaftsredakteur der „Arbeiter-Zeitung”
Eines der Merkmale einer modernen, hochindustrialisierten Wirtschaft ist die hohe Quote an unselbständig Erwerbstätigen, genauer gesagt, ihr Vordringen auf Kosten der Selbständigen. In Österreich machen die Arbeiter und Angestellten heute schon mehr als 70 Prozent aller Berufstätigen aus. Daß diese wirtschaftlich-soziologische Entwicklung ihren politischen Niederschlag findet, ist selbstverständlich. Aber wir werden dabei Zeugen einer interessanten Entwicklung. Die SPÖ bemüht sich, in den Augen ihrer Wähler als eine echte „Volkspartei zu erscheinen, das heißt also, auch für
In diesen Tagen sind auf den Plakatwänden Affichen zu sehen, die wieder auf die „Österreich-Woche“, die Werbeveranstaltung für heimische Qualitätsarbeit, aufmerksam mächen sollen. Sie tragen heuer das Motto „Durch Ausbildung und Leistung europareif“. Ohne Zweifel war es ein vernünftiger Gedanke der Initiatoren, diesen Aspekt besonders zu betonen; einerseits, weil sich die Möglichkeit bietet, rückschauend eine Erfolgsbilanz der österreichischen Wirtschaft zu ziehen, anderseits, weil das Motto eine sehr eindringliche Aufforderung enthält, die österreichische Wirtschaft für
In einem Kreis von Journalisten kam jüngst das Gespräch auf die Klage von industrieller Seite über die nach wie vor ungenügende Investitionstätigkeit in Österreich. Ein Redakteur, der sich der katholischen Soziallehre und ihrer Durchsetzung im politischen Raum eng verbunden fühlt, meinte, dabei habe man es mit einem typischen Geraunze der Unternehmer zu tun, man solle dem keine besondere Beachtung beimessen und erst einmal dafür sorgen, daß Österreich das soziale Niveau Schwedens erreiche. Abgesehen von den Irrtümern — auch von Arbeitnehmerseite wird das infolge der schleppenden
Ein wirtschaftlicher Ausblick auf die in der letzten Zeit bis zum Überdruß strapazierten siebziger Jahre muß mit einer positiven und einer negativen Feststellung beginnen. Die positive: Wie sehr sich die österreichische Wirtschaftspolitik innerhalb Europas in den letzten Jahren gewandelt hat, konnte man aus der ruhig-gelassenen Reaktion auf das Tauwetter in der europäischen Integrationspolitik ablesen. Da war nichts mehr von jener verhängnisvollen, ideologisch aufgeladenen „Alles-oder-Nichts“-Einstellung der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre zu merken, da sprach niemand mehr ein „extra EWG nulla salus“, da wog man gelassen die Beziehungen zwischen Wien und Brüssel ab. Ein gefestigtes wirtschaftliches Selbstbewußtsein in unserem Land ist ohne Zweifel der Grund dafür, keineswegs nur, wie der oberflächliche Beobachter meinen konnte, die in Jahren gereifte Skepsis gegenüber Offerten aus und Gesprächen mit Brüssel.