Für Leute, die gerne vergleichen, für Opern-Fans oder gar Mozart-Kenner, denen jede Partitur vertraut ist, sind aufregende Zeiten angebrochen — in Berlin zumindest. Gibt es doch gleich zu Saisonbeginn in der geteilten, doch an der Zonengrenze mit offiziellen Durchgängen ausgestatteten Viermillionenstadt zwei „Don-Giovanni“-Neuinszenierungen zu bestaunen, zu bewundern — zu „kontrollieren“ ...
An zwei Abenden während der ersten Woche gedachte man in der Akademie der Küraste im Hansa-Viertel des verstorbenen Komponi-slen Bernd Alois Zimmermann und einen Tag später Max Reinhardts, dessen Geburtstag sich am 9. September 1973 zum hundertsten Male jährte.Daß die Berliner Festwochen Zimmermann aus diesem Anlaß insgesamt vier Veranstaltungen der Aufführung seiner Werke reservierten, ist überaus erfreulich. Hervorragende Interpreten, die wie der Cellist Siegfried Palm und die Pianistenbrüder Kontarsky mit dem Komponisten jahrelang zusammengearbeitet hatten, machten mit
Max Reinhardt wurde, wenn ich nicht irre, die Sentenz zugesprochen, Festspiele, die Aktionen unter freiem Himmel ins Programm miteinbeziehen, seien in der Praxis nur südlich der Alpen durchzuführen. Gewiß hatte zu solcher Überlegung schon damals das Faktum beigetragen, daß Max Reinhardts „Je-dermann“-Inszene vor dem Salzburger Dom nicht weniger häufig abgesagt werden mußte als heute, also bereits vor rund 50 Jahren das Wetter ein bemerkenswerter Un-sicherheitsfaktor war (und geblieben ist).Indes vermag der Chronist den Leser mit einer außergewöhnlichen Entdeckung zu überraschen.
Den Anfangsbuchstaben ausgenommen, haben Milhaud und Menotti wahrlich nur wenig gemeinsam. Indessen: die Opernabende, an denen Neues geboten wird, sind hierzulande viel zu selten, als daß man dein Linzer Landestheater wegen seines Unterfangens, Milhauds düster-expressive Ballade vom „Armen Matrosen“ mit der leichtfertig dahin-konversierenden Buffo-Oper von Menotti („Amelia giht zum Ball“) zu einem geschlossenen Theaterabend zu vereinen, Vorwürfe machen dürfte.Man darf dies um so weniger tun, als aus dem Ernst, der Sorgfalt und der Intensität, mit der die künstlerischen
Höhepunkt der heurigen Grazer Festspiele bedeutete unzweifelhaft die Uraufführung der Oper „Stella“ von Waldemar Bloch. Der Librettist Harald Kaufmann, in Graz als Musikä6thet und Kritiker überaus geschätzt, hatte den Vorwurf, das Goethesche Schauspiel, mit ebensoviel literarischer Pietät wie dramatischem Geschick in ein brauchbares Opernbuch verwandelt, das zufolge der notwendigen Straffung und trotz unerläßlicher Kürzungen die physiognomische Plastik der Figuren unc“ den (psycho)logischen Handlungsfluß in '-.einer Weise beeinträchtigt und auch die ii. daktylische Rhythmen
Drei Abende, von denen jeder In seiner Art als Ereignis gelten konnte, gaben den Grazer Festspielen in diesem Jahre besondere Anziehungskraft. War es das eine Mal der Rahmen eines prachtvollen Naturtheaters.wie man in Österreich kaum ein zweites findet, und seine landschaftsgebundene Atmosphäre, die den Reiz des Außergewöhnlichen und eine ganz spezifische Note in den Veranstaltungsreigen brachte, so bedeutete zum anderen die Grazer Erstaufführung eines auch in Wien so gut wie unbekannten Strawinsky-Orato-riums eine erlesene Variante in dem sonst recht konservativen Konzertprogramm, der
Das musikalische Graz, das bezüglich der Aufführung von zeitgenössischen Werken seit vielen Monaten auf eh paar Konzerte des Funkorchesters unter Karl Randolf und Emst Märzendorfer angewiesen ist (letzterer brachte das Hindemith-Reguiem zu nachhaltiger Wirkung), erlebte nun in der hochsommerlichen Vorfestwoohenzeit einen interessanten Abend in der Oper, an dem das lyrische Märchen „Die NachtigaU von Igor Strawinsky und — als österreichisdis Erstaufführung — Bela Bar-töks einaktige Oper „Herzog Blaubarts Burg“ aufgeführt wurden.Das Buch dieser Oper, von Bela Balasz nach der
Ein Drama in sieben Stationen nennt Franz Theodor Csokor seinen „Gottes General“, der nun in einer Rundfunkbearbeitung durch den Autor vom Studio Klagenfurt zur deutschen Erstaufführung gebracht wurde.Das Stüde schildert den Lebensweg des Ignatius von Loyola, des Begründers des Jesuitenordens, in einer siebenteiligen Reportage, deren einzelne Bilder durch die Gestalt des Ignatius genügend miteinander verbunden sind, so daß es der vom Autor mit etwas zu viel Emphase gesprochenen Zwischentexte, die oft die Handlung vorwegnahmen, gar nicht bedurft hätte. Csokor wies überdies in seiner
Seit dem Ende des ersten Weltkrieges begann sich im. deutschen Musikleben eine geistige Krise abzuzeichnen, die sich in immer heftiger werdenden Kämpfen für und wider die seit etwa 1900 in Erscheinung tretende neue Musik und ihre Schöpfer äußerte. In Konzertsälen und Opernhäusern wurden diese Kämpfe vom Publikum nicht weniger leidenschaftlich ausgefochten wie in der Presse, in Fachzeitschriften von Laien und Musikern, Dirigenten und Komponisten. Sachliche und vor allem unsaddiche (Argumente wurden und werden heute noch vorgebracht, 'um die vermeintliche Gefahr abzuwehren, die der